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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung ,bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezuqspreis Vierteljahr!. IN. l.50 einschließl. des „Jllustr.Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Cel.-Adr.: Amtsblatt. sur Eibenstock, Earlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. -- - ' > k»7. Ia-rgaug. —> > Soa«abc«d, de« 23. April Erscheint täglich abends mit Rurnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Ta- Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. ZIV. LSI« Nr. 18 des Nachtrags zur EchankstSttcnvcrbotslifte ift z« streiche«. Ttadtrat Eibenstock. I« der öffentlichen Borbildersammlllvg Eibenstock find heute Neuerwerbungen zur Ausstellung gekommen. Plauen, den 21. April 1910. Geh. Kommerzienrat ürkSrl. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkomme«- «nd Ergänz«ngsste«er- ei«schätzu«g den Beitragspflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden in Gemäßheit der Bestimmungen in ß 46 deS Einkommensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 bez. 8 28 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 alle Personen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, aufgefor dert, wegen Mitteilung des EinschätzungSergebnisses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme zu melden. HundShübel, am 21. April 1910. Der Gemeindevorstand. Joh«. Was wird aus Abessinien? Sichere Nachrichten aus Abessinien besagen, daß sich bis jetzt die Entthronung der Kaiserin Daitu ohne nachfolgende Plünderungen und blutige Kämpfe voll zogen hat. Die Kaiserin hatte durch ihre Intrigen und Gewalttätigkeiten allgemeinen Unwillen erregt. Die Wendung trat ein, als sich der Gouverneur von Tigre, Dedgadmatsch Abate, mit seinen siegreichen Truppen — er hatte einen Aufstand im Norden des Reiches niedergeworfen — der Hauptstadt, Adis Abeba näherte. Die am Hofe versammelten Großen setzten sich mit ihm in Verbindung, und es wurde beschlossen, die Kaiserin abzusetzen. Nachdem sich auch der Regent Ras Tassama ihnen angeschlossen hatte, gelang es durch geeignete Verteilung der Truppen in der Nähe der kaiserlichen Wohnung, den bewaffneten Anhang der Kaiserin in Schach zu halten und ihr selbst die Abdankung vorzuschreiben. Auf ihr Verlangen, mit ihren Truppen nach ihrer Heimat abziehen zu dür fen, wurde ihr erwidert, daß sie als Krankenpflegerin des Kaisers im Palast zu bleiben habe. Anfangs schien es, als ob ihr Bruder Ras Olje der Kaiserin zu Hilfe kommen würde. Neuere Nachrichten lauten jedoch dahin, daß Ras Olje zwar demnächst nach Adis Abe ba kommen, sich hier aber der mächtigeren Regierungs partei anschließen werde. Gleichwohl ist es sehr fraglich, ob die Thronbe steigung des Enkels Meneliks aus seiner ersten Ehe, Lidj Jassu, ohne Unruhen und schwere Erschütterungen des äthiopischen Reiches vor sich gehen wird. Zu den Eifersüchteleien unter den Ras kommen alte Stammes- feindschaften, die bisher von der mächtigen Hand Me neliks niedergehalten wurden. Gefährlich erscheint na mentlich der alte Gegensatz zwischen den Schoanern und den Gallas. Der Negus hatte im Anfang seiner Herr- fcherlaufbahn die Gallas mit Waffengewalt niederge- geworfen und sie schwören lassen, gegen ihn die Waf fen nicht wieder zu erheben. Es soll sich nun unter den Gallas eine Bewegung zeigen, die darauf gerich tet ist, nach dem Tode des Negus einen Aufstand zu erregen. Die augenblicklichen Machthaber in Adis Abeba wissen wohl, daß schwere innere Unruhen leicht auch Bedrohungen des Reichsbestandes von außen nach sich ziehen werden. Zweifelhaft bleibt aber, ob sie klug und stark genug sind, um all der Schwierigkeiten Herr zu werden, die von der Kaiserin und ihrem Anhang, der Eifersucht unter den Großen, den alten Stammes- feindschaften und endlich von fremder Einmischung gegen barbarische Vorgänge im Innern drohen. Tagesgeschichte. Deutschland. - Kaiserliche Ehrung. Aus Homburg v. d. H., 21. April, Mrd gemeldet: Der Kaiser ließ heute durch den Hausmarschall Freisheron von Lyncker dem Geh. Baurat Prof. Jakobi zur Deckung der Restschulo beim Bau der Erlöserkirche den Betvag von 15 000 Mark übersenden. Ferner hat der Kaiser Professor Jacobi zum heutigen 74. Geburtstage sein Bild in Le bensgröße, gemalt von C. A. Laßlo, mit eigenhändiger Unterschrift in prächtigem mit der Kaiserkrone ge schmückten Rahmen verliehen. Heute mittag 11*/» Uhr besuchten der Kaiser und die Kaiserin nebst Gefolge Herrn Jakobi zur Geburtstagsgratulation und ver weilten längere Zeit in seiner Wohnung. Die Kaiserin verehrte ihm ein mit der Kaiserkrone geschmücktes Bild, das die Kaiserin und die Prinzessin Viktoria darstellt. — DieReichstagsferien. Der Reichstag be absichtigt, wie am Mittwoch in den Wandelgängen erzählt wurde, am 3. Mai in die Ferien zu gehen und am 8. November seine Sitzungen wieder aufzunehmen. — Reichstags sti ch w ahl. Bei der Reichstags stichwahl im Wahlkreise Posen 1 am Donnerstag wur den abgegeben für Bürgermeister Dr. Wilms (gemein samer deutscher Kandidat) 13113 und für Nowicki (pol nischer Kandidat) 17 076 Stimmen. Es stehen noch Wenige Bezirke aus, die aber an dem Ergebnis nichts mehr ändern können. Nowicki ist gewählt. — Der Entwurf eines Starkstrom Wege gesetzes, den die deutschen Elektrizitätswerke dem Reichsamt des Innern vorgelegt haben, schlägt vor, die unentgeltliche Benutzung der Verkehrswege, Mit benutzung fremden Eigentums für die Ueberspannung des Lustraums, die Verlegung unterirdischer Kabel und die Anbringung von Stützpunkten und die Ausäst ung von Bäumen. — Der dritte deutsche Dreadnought. Das Linienschiff „Rheinland" wird als dritter deut scher Dreadnought am 30. April unter dem Befehl des Kapitäns z. S. Hopmann in Dienst gestellt. — Die Lehrerin aßre gelungen in Bre men wegen des bekannten Glückwunschtelegramms an Bebel werden fortgesetzt. Wie wir berichteten, ist ein Lehrer, der unter Vorbehalt angestellt war, wegen seiner Beteiligung an der Abfassung und Absendung des Telegramms sofort entlassen worden, während ge gen drei andere Lehrer das Disziplinarverfahren ein geleitet wurde. Da sich aber im ganzen etwa 30 Lehrer an der Absendung des Telegramms beteiligt ha ben, so ist der Senat bestrebt, auch die übrigen 27 Herren zu ermitteln, und zwar, wie dem „B. T." aus Bremen geschrieben wird, im Wege des Zeug niszwangsverfahrens. Eine weitere Maßnahme des Senats besteht darin, daß er acht junge Lehrer, die zu Ostern ihre feste Anstellung hätten bekommen müs sen, unter Vorbehalt angestellt hat, so daß die Be hörde die Möglichkeit hat, auch sie jederzeit sofort zu entlassen. — DerZwischenfall an der deutsch-rus sischen Grenze. Vor kurzem wurde gemeldet, daß ein Deutscher namens Stephan Kiser bei Pr. Herby beim Ueberschreiten der russischen Grenze durch russische Grenzsoldaten getötet worden sei. Eine größere Bar schaft, die er bei sich führte, sollte geraubt worden sein. Wie die „Inf." hierzu erfährt, ist aus dem jetzt in Ber lin vorliegenden Bericht zu entnehmen, daß die At tentäter bereits gefaßt wurden. - Es geschah dies mit Hilfe von russischen Beamten. — Die Lebensmittelpreise sind im März dieses Jahres im allgemeinen gesunken. Das gilt namentlich auch für Getreide. Nur die Eß-butter ist im Preise wesentlich gestiegen, während Schmalz bil liger zu werden beginnt. Die alte Erfahrung, daß man Preiserhöhungen sofort auch im Haushalte ver spürt, während dort von den Preisermäßigungen am Weltmarkt wenig oder nichts zu bemerken ist, konnte man leider auch diesmal wieder machen. Oesterreich-Ungarn. — Die parlamentarischen Schwierig keiten Oesterreichs scheinen vorderhand wiedex behoben zu sein. Der Budgetausschuß beschloß mit 25 gegen 21 Stimmen gemäß einem Antrag Steinwen der, die Regierung zu ermächtigen, zur Deckung dev außerordentlichen Militärausgaben eine Anleihe von 220 Millionen statt der von der Regierung beantragten 182 Millionen aufzunehmen. Frankreich. — Theodor Roosevelt wurde gleich am Ta ge seiner Ankunft in Paris vom Präsidenten oer französischen Republik empfangen. Auch dem Mini ster des Aeußeren Pichon stattete Roosevelt einen Be such ab. Heute Freitag findet im Elysee ein von Falliöres gegebenes Diner zu Ehren Roosevelts statt. Am morgigen Sonnabend wird Roosevelt im großen Saale der Sorbonne einen Vortrag über die Pflichten des Bürgers einer Republik halten. So ziemlich alle Tage bis zum 28., dem Datum der Abfahrt nach Christiani«, sind mit offiziellen -Feierlichkeiten besetzt, Die französische Presse hat dem Expräsidenten sehr herz lich gehaltene Begrüßungsartikel gewidmet. — Zur Untersuchung gegen Duez. Der mit der Angelegenheit des betrügerischen Liquidators Duez betraute Untersuchungsrichter unterzog am Mitt woch den Generalsekretär des Instituts der Brüder der christlichen Schulen, Bruder Justinus, einem länge ren Verhör. Dieser gab zu, daß er mit Duez, der mit der Liquidation der seinem Orden gehörigen Gebäude betraut war, in der Tat beständig in Verbindung ge blieben sei, aber lediglich, um die-Interessen feiner Or densbrüder und deren Wohltäter zu wahren. Be treffs der auf Anregung des Ordens gegründeten Ak tiengesellschaften erklärte Bruder Justinus, daß diese bereits im Jahre 1898 ins Leben gerufen worden seien, also sechs Jahre vor dem Kongregationsgesetz, und ledugliich den Zweck gehabt hätten, die Mittel zur Be zahlung der neu eingeführten Anfallsteuer aufzubrin gen. Irgendwelche gesetzwidrigen oder heimlichen Um triebe hätten den Aktiengesellschaften vollständig fern gelegen. Amerika. — Roosevelt und die innere Lage der Union. Aus Newyork, 21. April, wird telegra phiert: Senator Moot begibt sich nach dem Haag, wo er am 21. Mai mit Roosevelt zusammentreffen dürfte Man glaubt, daß er die Reise im Auftrage Tafts unternimmt, der Roosevelt über die innere Lage der Union vom Standpunkte der Regierung zu informieren wünscht. Dadurch möchte der Präsident, wäe man annimmt, der Darstellung entgegenwirken, die Roosevelt von seinem ihm nach Paris entgegengereisten Freunde Pinchot empfangen hat, den ehemaligen Chef der Forstverwialtung, der jüngst in Unfrieden mit Taft aus dem Amie schied. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 22. April. Dem auf das Vereins jahr 1909—1910 erschienenen Jahresbericht des Vogtl. - Erzgeb. JndustrievereinS (Sitz Plauen) entnehmen wir für Eibenstock folgendes: Dem Gesamtvorstand, dem von hier Herr Max Ludwig schon seit einer Reihe von Jahren angehört, steht Herr Geh. Kommerzienrat Erbert, Plauen, seit Gründung des Vereins als Vorsitzender vor. Der Verein hat an geeigneten Orten deS Vogtlandes mit angrenzendem Erzgebirge 8 Vorbildersammlungen gegründet, die z. T. von den Beiträgen der Mitglieder unterhalten werden. Eibenstock, nach Plauen die stärkste Ortsgruppe, zählt zur Zeit 50 Mit« glieder. Der Besuch und die Benutzung der Sammlung und Bibliothek hat sich seit einigen Jahren erfreulicherweise recht belebt; sodaß Eibenstock von all diesen Einrichtungen inbezug auf Besuch re. an der Spitze steht. Im Berichtsjahre fanden insgesamt rund 9000 Entleihungen statt. Durch die außer ordentlich zahlreichen Erwerbungen wird jedem Fachmann hinreichend Gelegenheit geboten, sich nach der technischen wie ästhetischen Seite aufs eingehendste unterrichten zu können. — WaS der Verein seit seinem Bestehen sonst für di« Textil industrie geschaffen, kann hier wohl nicht gut erörtert werden; nur soviel sei gesagt, daß die gemeinnützigen Bestrebungen deS Vogt!.-Erzgeb. JndustneveremS vor allen .Pflege de» Kunstgeschmackes für die Wetterentwickelung der Industrie" an anderen industriereichen Orten wie Elberfeld, Barmen rc. erkannt und Vereine mit gleichen Zie len mS Leben gerufen wurden. — L eipz ig, 19. April. Schw eres Leid ist über eine hiesige Schneidersfamilie gekommen. Der Mann, ein ordent licher ehrlicher Geschäftsmann, stach sich vorige Woche mit einer Nadel in die linke Hand. Er beachtete die Wunde aber nicht, bis er von Schmerzen gepeinigt zum Arzt ging und jetzt an Blutvergiftung darniederliegt. Ein Sohn starb vor kurzem nach schwerem Leiden in Berlin. Die einzige Tochter entleibte sich vor 14 Tagen wegen verschmähter Liebe. Die Frau, die l ihrer baldigen Niederkunft entgegenfleht, ist in Schwermut ge- > raten.