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grün und Rothenkirchen ein bedauerlicher Unfall. Ein in der Schützenlinie liegender Soldat erklärte wäh- reno einer Gesechtspause einem Mädchen das Gewehr schloß. Dabei entlud sich -as Gewehr und ein ne- benanlicgender Soldat wurde von der Platzpatrone ge troffen und erheblich an der Brust verletzt. — Sosa, IS. September. Am Donnerstag mittag 12'/, Uhr rückten die 5. und Teile der 7. Komp, des I34er Jnf.-Regts. mit klingendem Spiel hier »ur Einquartie rung ein. Infolge eines Biwaks und einer größeren Marsch leistung wurde der Nachmittag der Ruhe gewidmet. Am Abend bot das Mustkkorp» des Regiments unter der Direktion des König!. Musikmeister- Hrn. P. Lietze im Gasthof ,Zum Ring" ein vorzügliches Konzert, das sich eines sehr guten Besuches erfreute. An das Konzert schloß sich Ball. Heute früh 6'/. Uhr verließen die hier überall herzlich aufgenommenen Vater- landSvetteidiger Sosa. — Dresden, IS. September. Mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit beschäftigte sich das Sladtoerordneten- kollegium in seiner gestrigen Sitzung. Den Anlaß hatte ein Antrag der sozialdemokratischen Fraktion des Kollegiums gegeben. Zu der Angelegenheit sprach zunächst Herr Stadt verordneter Syndikus Dr. März, der sein Bedauern darüber aussprach, daß der Rat zu Dresden Arbeiten und Lieferungen nach auswärts vergeben habe, obwohl man diese Arbeiten und Lieferungen auch hiesigen Industriellen und Gewerbe treibenden hätte zuwenden können. Leider sei die Arbeits losigkeit infolge des Rückganges des geschäftlichen Lebens und der Nachwirkung der politische» Wirren jetzt besonders groß. Gegen die von der sozialdemokratischen Fraktion beantragte Einführung der gemeindlichen Arbeitslosenversicherung habe er Bedenken, da dies Problem außerordentliche Schwierig keiten habe, die von einer Gemeinde kaum gelöst werden könnten. Jedenfalls müßten die innerhalb der Kreishaupt mannschaft Dresden liegenden Städte und AmtShauplmann- schaften herangezogen werden. Er beantragte infolgedessen, den Rat zu ersuchen, den sozialdemokratischen Antrag dem sozialen Ausschüsse zur dringlichen Beratung zu überweisen und diesen Ausschuß durch die Vorstände der Betriebsämler deS Tief- und Hochbauamtes, sowie durch die gleiche Anzahl Stadtverordneter zu ergänzen. Ferner solle der Rat bei der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden die Einberufung einer Konferenz von Vertretern der in der Kreishauptmann schaft Dresden vereinigten Städte und Amtshauptmann- schaften veranlassen, um in dieser Konferenz über Maßregeln zur Behebung und gemeinsamen Bekämpfung des vorhan denen und voraussichtlich sich noch steigernden Notstandes zu beraten. Außerdem soll bei der Reichsregierung angefragt werden, inwieweit von ihr Vorschläge zur Behebung der durch Arbeitslosigkeit verursachten Notstände zu erwarten sind. Dieser Anttag wurde einstimmig angenommen. — Dresden, 21. Sept. Der König, der gestern nachmittag aus dem Manövergelände bei Treuen und Auer bach nach Dresden zurückkehrte, begab sich heute abend nach Herrenhut, um dem Manöver deS 12. Armeekorps beizuwoh nen. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt Montagnachmiltag. — Dresden, 21. Sept. Der Dresdener Polizeibericht gibt bekannt, daß im Laufe des letzten Jahres ein wert- volles Gemälde aus der Akademie der bil denden Künste abhanden gekommen ist. Das Gemälde, das angeblich von Bartholomäus van der Heist gemalt ist, stellt das Brustbild einer alten Frau dar. Ihr Kopf steht vom Beschauer aus nach links; sie trägt eine Hals krause und eine abstehende weiße Haube. Die Höhe des auf Eichenholz gemalten Bildes mißt 35 Zentimeter, die Breite 28'/, Zentimeter. Der antike Goldrahmen, der oben in der Mitte auf einem ovalen Schild die Katalognummer 1598 trägt, ist 6 bi» 7 Zentimeter breit und reich verziert. Für die Wiederherbeischaffung der Bildes, dessen Verlust erst jetzt entdeckt worden ist, wird eine Belohnung von 300 Mk. ge währt, für sachdienstliche Mitteilungen eine Belohnung von 100 Mark. — Leipzig, 19. September. Das vom Deutschen Bund abstinenter Frauen in unmittelbarer Nähe des Völker schlachtdenkmals erbaute Königin-Luise-Haus ist am Donnerstag nachmittag seiner gemeinnützigen Bestimmung übergeben worden. Dieses Erfrischungshaus, in dem ein voll ständig alkoholfreier Restaurationsbetrieb mit vegetarischer Speisekarte vorgesehen ist, soll, von deutschen Frauen begrün det und geleitet, jedermann als würdige Stätte der Rast und Erquickung auf historischem Boden offen stehen und vorbild lich zeigen, wa» die deutsche Frau im Wettbewerb sozialer Neugestaltung leisten kann. Die Kosten de» Baue» belaufen sich auf rund 200000 M. Der Einweihung wohnte auch der Vizepräsident des Reichstage», Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Paafche nebst Gemahlin bei. — Großenhain, 21. September. Einem Knechte auf dem Rittergute Walda wurden 70 Mark gestohlen. Allem Anschein nach befand sich der Dieb unter den vielen auf dem Rittergute beschäftigten polnischen Arbeitern. Der Gutsherr drohte den Arbeitern, den Dieb am nächsten Tage durch einen Polizeihund feststellen zu lasten. Am nächsten Morgen lag das Geld im Hausflur der Gesindewohnung. — Grimma, 20. September. DaS verschwun - de » e junge Paar, der Uhrmachergehilfe Max Zwiebel und daS Dienstmädchen Anna Pul», ist gestern abend tot aus der Mulde gezogen worden. Der junge Mann hatte eine Schußverletzung in der rechten Schläfe, bei dem Mädchen war keine Verletzung zu entdecken. Die Gründe der unseligen Tat kennt man nicht; au» hinterlassenen Briefen geht aber hervor, daß Beide im gegenseitigen Einverständnis gehandelt haben. — Rtesa, 21. September. Die über 800 Jahre alt« Scheune de» Rittergutes Hirschstein wurde durch einen Brand völlig zerstört. In den unter der Scheune liegenden Keller- räumen waren 3000 Zentner Kohlen, vermutlich durch Selbst entzündung in Brand geraten. Den Bemühungen mehrerer au» der Umgebung herbeiaerufener Feuerwehren gelang e», die m der Nähe liegenden Gebäude in Sicherheit zu bringen. — Dahlen, 19. September. In der Villa de« Kauf mann» Günther, Bahnhof Dahlen, wurde vergangene Nacht rin Einbruch verübt. Der Besitzer war tagsüber per Rad auswärts gewesen. Als er gegen Mitternacht zurückkehrte und sem Rad am gewohnten Platze einstellen wollte, wurde er von zwei Männern überfallen und zu Boden geschlagen, so daß er bi» zum Morgen ohne Besinnung war. Dann haben die Einbrecher dem Ueberfallenen die Laschen geleert und dabei den Geldschrankschlüfsel gefunden. Unter Mitnah me einer Summe von mehreren Lausend Mark, man spricht von II000 M, haben die Räuber da» Weite gesucht. — Oederan, 18. Sept. Wie alljährlich fand heute vormittag die Schmückung des im hiesigen Stadtwalde gelegenen Denkmal» statt, da» zum treuen Andenken der II Soldaten de» Infanterieregiment« Nr. 133 errichtet worden war, die am 19 September 1895 abend» gegen 9 Uhr bei einem Zugzusammenstoß ihr Leben lassen mußten. Am Denk mal fand die Niederlegung eine» prächtigen Lorbeerkranze» mit Schleife durch den Vorsitzenden der hiesigen Vereinigung ehemaliger I33er und I34er im Namen sämtlicher Militär- vereine ehemaliger I3Zer in Sachsen statt. Die hiesige Schul jugend hatte auch einen Lorbeerkranz niedergelegl. — Grünhain, 20. September. Die am 18. d. M. in Schwarzenberg von der Königl. Kreishauptmannschaft mit den beteiligten Gemeinden über die angestrebte Auto- OmniSbuS-Verbindung abgehaltene Verhandlung hat da» für hier erfreuliche Ergebnis gehabt, daß die Ein richtung staatlichen Auto-Omnubusbetriebes zwischen hier und Schwarzenberg über Beierfeld nunmehr ehestens zu erwarten steht, vorausgesetzt, daß von Schwarzenberg, Beierfeld und Grünhain die von der Königlichen Generaldirektion der StaatS- eisenbahnen erst noch in genauer Höhe mitzuteilende Garan tieleistung übernommen wird. Dagegen wird eS zur Ver wirklichung der von Elterlein, Langenberg, Raschau (Flur teil) und Wildenau nach Schwarzenberg mit angestrebten Autoverbindung nur nach dem notwendigen Ausbau der zum Autobetriebe ungeeigneten Straße kommen können. — Eilbotenlauf. Wie wir bereits mitgeleilt haben, veranstaltet die Deutsche Turnerschaft anläßlich der Ein weihung des DölkerschlachtdenkmaleS in Leipzig vom 16. bis 18. Okt. Eilbotenläufe. Ein solcher Lauf durchquert auch den 14. (Erzgebirgs-Gau) in der Nacht vom I7.^um 18. Okt. Er geht von Johanngeorgenstadt bis nach Weißbach oder Wiesen über Schwarzenberg, Aue, Schneeberg. Es gilt, eine Urkunde im schnellsten Laufe zu befördern. — Für den gan zen daS Erzgebirge durchquerenden Lauf von Dallwitz bei Karlsbad bis Zwickau werden etwa 400 Läufer gebraucht. Die vom Erzgebirgsturngau zu besetzende Strecke Johann georgenstadt—Schwarzenberg—Aue—Schneeberg—Wiesen ist 40 km lang. Die dazu benötigten über 200 Läufer sind haupt sächlich von den an der vom Lauf berührten Straße seßhaften Turnvereinen zu stellen. Aber auch andere Turnvereine kön nen sich daran beteiligen und müssen dies recht bald beim Obmann Hrn. Gauturnwart Emmerich-Aue unter Angabe der Zahl der zu stellenden Läufer und der zu übernehmen den Laufstrecke melden. Der Lauf beginnt in der Nacht vom 17. zum 18 Okt. in Johanngeorgenstadt um '/,I2 Uhr und ist so zu beschleunigen, daß die zu befördernde ^Urkunde am 18. Oktober früh '.2 Uhr in Schneeberg und kurz nach 2 Uhr in Zwickau ist. — Wichtiges für kaufmännische Prin zipale und Ange st eilte. Mit Beginn des näch sten Jahres treten die Vorschriften der Reichsversichsr- ungsordnung über die Krankenversicherung ch Kraft. Es werden damit außerordentlich wichtige Aenkerun- gen eingeführt, die von den Kaufleuten und ihren An gestellten genau beachtet werden müssen. Unt-r ande rem find ab I. Januar 1914 alle Handlungslehclingr ohne jede Ausnahme krankenversicherungspflichtiz. Es ist also ganz gleichgültig, ob die Lehrlinge von ihrem Prinzipal irgendeine Vergütung erhalten vier nicht. Ferner ist zu beachten, daß die Versicherungsgrenze von 2000 Marl auf 2500 Mark hinausgesetzt worden ist, so daß weite Kreise von Angestellten, die bisher versicher ungsfrei waren, versicherungspslichtig werden. So dann muß beachtet werden, daß die freiwillige Fort setzung der Mitgliedschaft bei Orts-, Betriebs- und Jnnungskrankenkassen nüv noch zulässig ist bis zu einem Gesamteinkommen von 4000 Mark. Wer also durch jahrelange Beitragszahlung Rechte auf Krankenhilfe un-d Sterbegeld in einer Zwangskrantenkassr erlangt hat, verliert sein Anrecht, wenn sein gesamtes jährliches Einkommen 4000 Mark übersteigt, er ist sonn: in vor gerückten Jahren, sobald er ein auskömmliches Gelhalt erreicht hat, unversichert. Einsichtige Prinzivale wer den daher von vornherein ihre Lehrlinge unt Ange- stellten einer kaufmännischen Ersatzlrankenkasjr zufüh- ren, in der die Rechte der Versicherten nach jeder Rich tung gewahrt bleiben und mit der Dauer der Mitglied schaft wachsen. Außerdem sind die Beiträge bei den kaufmännischen Krankenkassen durchweg niedriger als bei den Zwangskassen, die Leistungen dagegen höher. Als bedeutendste und größte kaufmännische Ersatz-Kran-' kenkasse ist die des Verbandes Deutscher Handlungsge hilfen zu Leipzig anzuselhen. Diese Kasse, welche neu erdings auch eine Familien-Krankenkasse fegen nur 3 Mark Monatsbeitrag einführt, zählt über 50000 Mit glieder und nimmt versicherungspflichtige Lehrlinge und Angestellte ohne ärztliche Untersuchung auf. Der Verband Deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig, Har kortstraße 3, ist, wie uns mitgeteilt wird, gern bereit, genaue Aufklärung über die vorerwähnten neuen Be stimmungen der Reichsversichcrungsorbnung zu geben, und zwar völlig kostenfrei an selbständige Kaufleute, wie auch an Angestellte ohne Rücksicht au, etwaige Vcrbandsmitgliedschaft. Ebenso sind Lie in allen Städ ten Deutschlands vorhandenen Geschäftsstellen und Kreisvereine des über 100000 Mitglieoer zählenden Leipziger Verbandes angewiesen, an alle Anfragen den kostenlos Auskünfte zu erteilen. — PeterSwald, 20. Sept. In den an der Grenze gelegenen ErzgebirgSortichaften Streckenwald, Schönwald und PeterSwald kamen in der letzten Zeit wiederholt Brände vor, die auf Brandstiftung zurückzuführen sind. So brach jetzt nachts in dem der HauSstererin Franz,Ska Rummrich gehörigen Wohngebäude in Streckenwald rin Feuer aus, da» diese» Gebäude samt der ganzen Einrichtung und da» in der Nähe befindliche Wohnhaus der Hausiererin Adelgunde Zechel, während sie in Dresden weilte, samt der ganzen Einrichtung vollständig einäscherte. Nach dem Brandstiften wird eifrig geforscht. »Heater t» GitzeaWa«. Es ist ja wohl ein bischen viel verlangt, wenn man drei Abende Hinte reinanDer sich dem Genuß von Operrttcn hingebcn muß. Aber trotzdem janden die Darbietungen des Sattlc-rschen Ensembles vollstes In teresse und reiches Entgegenkommen. Wenn auch am Sonnabend Abend der Saal owl? Lücken aufwies, so w?.r er doch am Sonntag sehr gut besetzt. AlS beste der drei hier gebenen Operetten kann unbestritten di« am Sonnabend Abend aufgeführte, bezeichnt werden; denn „Ter liebe Augustin" mit seinen vielleicht einmal für einige Zeit Allgemeingut werdenden GesangSein- lagen ist nicht nur allein von einem sonnign Pümor getragen, sonder er hat auch wenigstens ein« feste Gestalt in Korm einer wirllia-en Handlung Das der berühmte Operettenkomponist Leo Kall der musi kalische Schöpfer der in ihr vorkommcnocn hübschen Melodien ist, verhilft ihr ebenfalls zu gutem Ansehen. Tie vieraktige Operette „Filmzauber" entchrach aller dings nicht voll den Erwartungen, die man in sie ge setzt. Freilich bot sie an Gcsangsschlagcrn einen großen Strauß und wem die dien ausschlaggebenden Ge nuß bieten, der kam auch am Sonntag aus seine Rech nung. Gespielt wurde an beiden Abenden wieder in hervorragender Weise und die Regie wußte in ge schicktester Art alle Vorteile eines reichgesüllten Ko stümschrankes auszunützen. Wie schon am Freitag abend, so ließen sich auch an den beiden folgend«« Operetteuabenden unschwer Herr Alexander Wilhelm und Fräulein Elfriede Fath als die besten Kräfte des Ensembles erkennen, womit allerdings aus keinem Fall gesagt sein soll, daß die übrigen Darsteller etwa nur Mittelmäßiges zu leisten iM Stande seien. Nein, auch die Damen Lizzi Heller und Marie Heller, sowie dir Herren Direktor Sattler, Wilhelm Heller, Ludwig Pe terka u. s. w., schufen schöne Figuren, sodaß die Dar bietungen formvollendet kredenzt werden tonnten. Der reiche Beifall, den das Publikum den Vorführungen zoll te, war deshalb wohlverdient, und Herr Direktor Satt ler darf versichert sein, daß er bei etwaigen weiteren Abstechern nach hier ckuch ferner ein dankbares Pub likum finden wird. Aus der Zett der Besrewugskiege. lNachdm« o«»»«.) 23. September 1813. Napoleons Angriff: mit der B vberarmee auf die Schlesische Armee wa ren so wenig nachhaltig, daß Blücher die Ueberzruz- ung erlangte, daß es dem französischen Kaiser mit die sem letzten Einbruch gegen Schlesien nicht recht ernst sei. Tatsächlich waren auch an diesem Tage die Kämp fe bei Klein-Praga und Gödau ohne besondere Bedeu tung. Oberst Katzeler hatte, wie schon so oft in die sem Kriege, den Ansturm auszuhalten; er machte ei nen geschickten, den Feind zerstreuenden Kioall,rieaU- griff, indes mußte er der Uebermacht Weichen/ wenn schon bis zum Abend gekämpft wurde, bis man bei der Dunkelheit nicht mehr Freund und Feind unterscheiden konnte — Am sesben Tage kam es auch zu einem Gefecht bei Wartenburg. Der Oberbefehlshav'er der in zwischen neu formierten Berliner Armee, Marschall N^y, hatte erfahren, daß von der Nordarmc; mehrere Brücken über die Elbe geschlagen worden seien und daß bei Elster bereits einige preußische Truppen übergegongen seien, die das Dorf Wartenburg besetzt hätten. Nun hatte Ney die Vorwärtsbewegung auf Wittenberg angetretcn, um die Preußen zurückzuwerfen und die Brücken zu zerstören. Bei Wartenburg traf der französische General Morand auf einen Teil des Korps Bülow; das Gefecht bewirkte nur. daß die Franzosen die Preußen aus Wartenburg htnaüswarfrn, jedoch konnten sie sich nicht der Brücke bemächtigen. Ein tapseres Mädchen. Von A. R. (18. Fortsetzung.) Seufzend öffnete sie den Brief und blickte nach dec Unterschrift: Charlotte Binder. — Großer Gott! Eine Erinnerung stieg in ihr auf — eine Begegnung mit der einstigen Kollegin, deren dunkel vergrämte Zü ge sie anklagend angesehen hatten! — Wann war das gewesen? - Wie hatte sie das vergessen können? — Plötzlich stand der ganze Vorgang klar vor ihrer.See le: an jenem Abende war es gewesen, vor nun bald vier Jahren, der damit geendet hatte, oatz sie krank wurde und an einem heftigen Nervensieber lange Zeit darniederlag. — Vieles hatte sie vergessen in jen>v Zeit, so auch die hagere Frauengestalt, welche ihr an der Tür ihres Hauses Plötzlich entgegengetretcn war, mit einer schweren Anklage auf den Lippen. — Käthe stieg das Blut ins Gesicht, — sie schämte sich bis ins innerste Herz, — nichts hatte sie getan für dir Arme, die in Not und Schande lebte, durch ihrrs Bru ders Schuld! * * „Haft du dich nach der Arau erkundigt? sagte Ge org am nächsten Tage. „Ja, — sie ist keine Schwindlerin," fugte Käthe, „ich will dir nachher alles erzählen." Und sie erzählte ishm alles, wie sie eine Sterbe de gesund.-n, eine langsam an Schwind; ächt Dahin siegende mit einem kleinen Knaben, dxr ihr Ein uno Alles war, und um dessen Fortkommen sie bittere Tränen wemte. „Wir müssen uns ihrer annehmen, ,agte Georg entschlossen, „hier hast du 20 Mark für den Anfang; laß sie in ein Krankenhaus bringen, ustd das Kind? — Ja, das mußt du bei guten Leuten in Kost geben!" „Du bist gut," entgegnete Käthe gerüyrt, „ich will das gleich besorgen!" „Noch eins, kleine Schwester, der Chef sagte mir heute, in acht Tagen müsse ich abreisen. Bip du eigent lich bereit, mir in kurzer Zeit zu folgen, m^me „Haus dame" zu sein?" „Ja, mein lieber Georg, du weißt ia die Beding ung!" „Ach so, ich soll mich verheiraten und dich dann hiuauswerfen. Nun, vorläufig liegt mir das sehr fern. Zuerst wird gearbeitet und Schulden werden abgetra- gen." „Hast du Schulden?" fragie Käthe eriwrocken.