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Amts- und gnzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstsck und dessen Umgebung M Gbenfto», Larlrfeld, hmdrhübel, i ^llgkvmn Neuheide, Gberstützengrün. Schönheide, i Schönheiderhammer, Sosa, UnteMtzengrün, Mldenthal usw. z Fernsprecher Nr. NO. Vezugspreisvierteljährl.M.1.50einschließl. < f des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der < ff kumoristischenBeilage„Seifcnblasen"inder f ' Expedition,beiunserenvvtensowiebeiaUen : Ueichspostanstaltcn. : Tel.-Adr.: Amtsblatt. Verantwort!. Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. . 62. Jahrgang. - — 201 Dienstag, den 31. August 1VL2 Jie Ztussen auseinerIront von 25V Kilometer im Rückzug. Russische Roheit. — Ein englisches Truppentransportschiff torpediert. Tie Russen sind gezwungen, ihren Rückzug immer weiter fortzusetzen. Stegemann schreibt im „Ber ner Bund" zur Kriegslage: Mit der Eroberung von Brest-Litowsk und Kowno, sowie der Besetzung von Kvwel, ging auch die innere Verteidigungs stellung, die noch einen Ausfall-Charakter besaß, den Russen verloren. Nun bleibt ihnen in der Tal nichts mehr übrig, als noch weiter ostwärts zu rückzugehen. Der Fall von Bialystok, Grodno, Wilna ist nur noch eine Frage der Zeit. Immer deutlicher weist die Richtung des Rückzuges aus Minsk. Es ist heute schon die ernste Möglichkeit ins Auge zu fassen, daß die Russen auf die Bere sina und den Dnjepr zurückgehen müssen, um eine neue Anlehnung zu finden, also in den Raum Minsk, Mohilow, Bobruisk. Der gestrige Heeresbericht meldete wiederum weitere Fortschritte der deutschen Truppen auf der ganzen Front: (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 29. August. Westlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg. Südöstlich von Kowno wurde hartnäckiger fcindlicherWiderstand gebrochen. Unsere Truppen folgen den weichenden Russen. — Tas Waldgclände östlich von August ow ist durchschritten. Weiter südlich wurde in der Verfol gung die Linie Tombrowo —Grodek —Na- rewka-Abschnitt östlich von der Stadt Rarem erreicht. Heeresgruppe des Generalfeldmarjchalls Prinz Leopold von Bayern. Die durch den Bialowieskaforst verfolgende Heeresgruppe nähert sich mit ihrem rechten Flügel Szereszowo. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Unter Nachhutkämpfen wurden die Russen bis in die Linie P o d d u b n o (an der Straße nach Fruzowa) —Te w l i — K o b ri n gedrängt. — Unsere von Süden her durch das Sumpfgelände vor dringenden Verbündeten haben den Feind bis nahe vor Kobrin verfolgt. — Mit einer Roheit, die unsere Trup pen und unser Volk mit tiefem Abscheu erfüllen muß, haben die Russen zur Maskierung ihrer Stellungen Tausende von Einwohnern, ihre eigenen Lands leute, darunter viele Frauen und Kinder, unseren Angriffen entgegengetrieben. Ungewollt hat unser Feuer unter ihnen einige Opfer gefordert. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die verbündeten Truppen haben den gestern ge schlagenen Feind über die Linie Pomorzany — Koniuchy — Kozowa und hinter den Koro- picc-Abschnitt zurückgeworfett. Oberste Heeresleitung. (W. T B.) Wie schon aus dem Generalstabsbericht vom 28. ds. zu Ersehen war, ist auch auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz die Offensive wieder ausgenommen worden, welch« die vollständige Säuberung Ostga liziens zum Ziele hat. Die österreichisch-ungarischen Heeresberichte melden darüber sehr erfreuliche Er folge: Wien, 28. August Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. Unsere in Ostgalizien stehenden Armeen haben gestern die seit Wochen ausgebaute russi- Front an der Slota-Lipa an mehreren Stel len durchbrochen. Sie kämpften hierbei aus dem Ehrenfelde der ersten großen Schlachten, die zu Beginn östlich und südöstlich von Lemberg ausge- kämpft wurden und sich in diesen Tagen zum ersten Male jähren. Sowohl östlich von Pschemys- lany als auch westlich von Podhajze und von Monastersyska drangen wir in die feindlichen Linien ein. Zwischen Gologory und Bschesany wur den die russischen Stellungen in einer Aus dehnung von 30 Kilometer genommen, wobei zwischen Gologory und Dunajo österreichisch- ungarische Regimenter und nächst Pzch unsere und deutsche Truppen stürmten. Der geschlagene Feind, der 20 Offiziere und 6000 Mann als Ge fangene zurückließ, versuchte vergebens, die ver lorenen Positionen durch Gegenangriffe wiederzu gewinnen. Er mußte das Schlachtfeld räumen und trat heute früh an der ganzen Front den Rückzug an. Auch östlich von Wladimir-Wolynski, kam es zu Kämpfen größeren Umfanges. Die Ar mee des Feldzeugmeisters v. Puhallo warf den Feind in Richtung gegen Luzk zurück und hat die Verfolgung ausgenommen. Nördlich der Pripjetsümpfe nähern ^ich unsere Verbündeten der Stadt Kobrin von Sü den und Westen. Die bei Kamieniez-Litowsk kämp fenden österreichisch-ungarischen Streitkräfte schlu gen den Feind aus seinen Stellungen nördlich und östlicher dieser Stadt zurück. Italienischer Kriegsschauplatz. An der küstenländischen Front ver suchte der Feind heute nacht und beim Morgen grauen, an mehreren Stellen anzugreifen, wurde aber überall abgewiesen, so östlich Polazzo und St. Martino, auf der Hochfläche von Doberdo, dann an unseren Höhenstellungen nördlich des Tolmeiner Brückenkopfes. Im Raume von Flitsch dauert das Gefecht fort. In Tirol gehen die Italiener nördlich des Suganatales näher an unsere Stellungen heran. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Wien, 29. August. Amtlich wird verlautbart 29. August 1915, mittags: Russischer Kriegsschauplatz. Unsere Erfolge östlich Wladimir Wolynskij und an der Slota-Lipa haben an einer Front von 250 Kilometer den Widerstand deSFein - des gebrochen. Dec Rückzug der Russen ist überall durch brennende Ortschaften und zerstörte Ansiedelungen gekennzeichnet. Die Zahl der in unseren Händen gebliebenen Gefangenen er höhte sich auf 10 000. Die Truppen des Generals der Kavallerie Frhr. v. Pflanzer-Baltin, bei deren vorgestrigem Durchbruch die bewährten kroa tischen Regimenter und das Infanterieregiment Nr. 52 wieder Proben ihrer Tapferkeit abgelegt haben, folgen dem Feind auf Butschatsch. Die aus deutschen und österreichisch-ungarischen Kräften zu sammengesetzte Armee des Generals Graf Both mer dringt über Podhajze und gegen Saborow vor. Die von den Russen in Brand gesteckte Stadt Slots chow ist im Besitz der Armee des Generals der Kavallerie von Böhm-Ermolli. Die Korps des Feldzeugmeisters von Pub allo warfen mehrere feindliche Nachhuten und blieben dem gegen die Festung Luzk weichenden Feind an den Fersen. Bei Kobrin, wo unsere Verbündeten weiter Raum gewannen, stehen den Russen nur mehr die Wege nach Nordosten offen. Oester- reichisch-ungarische Kräfte erreichten in der Gegend von Schereschowo den Südostrand Bielowi.'schkaja -Pischtscha Italienischer Kriegsschauvlatz. Die vereinzelten Angriffe der Italiener an der Jsonzofront nahmen gestern an Umfang und Heftigkeit zu, erzielten aber, wie gewöhnlich, nir gends einen Erfolg. Im Abschnitt von Doberdo wurde spät abends ein von starkem Artilleriefruer vorbereiteter Angriff auf den Monte bei Sei Busi abgeschlagen. Vormittags stürmten zwei Mobil milizregimenter viermal den Monte San Michele, drangen an einzelnen Stellen in unsere Gräben ein, wurden aber überall unter schweren Verlusten wieder hinausgeworfen Gegen den Brückenkopf von Görz er öffnete der Feind vor einiger Zeit einen Sapp'n angriff, unsere Geschütze uno Mincmverfer zerstör ten jedoch alle nahe an unsere Front herangezo- gcnen Sappen. Der Brückenkopf von Tol- mein stand den ganzen Tag unter heftigem Ge schützfeuer. Diesem folgte ein von zwei Regimen tern und zwei Alpinibataillonen geführter Angriff, den unsere Truppen im Handgemenge abschlugen. Ebenso erfolglos waren einzelne gegen die Brücke westlich Tolmein und den Raum nördlich dieses Ue- berganges angesetzte Vorstöße, sowie vier Angriffe auf die Front Mrzli — Vrch — S l j e m m e. Auch der gegen den Raum von Flitsch mit beträcht liehen Kräften versuchte Angriff kam zum Stehen. Hier wie überall blieben unsere Stellungen fest in der Hand ihrer Verteidiger. An der K ä r n t a e r Front ist es ziemlich ruhig. Im Tiroler Grenz gebiet dauern die Geschützkämpfe mkt wechselnder Stärke fort. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Uebcr die Kriegslage im Osten and oie Vermal tung des besetzten Gebietes sind ferner folgende Nach richten von Wichtigkeit: Posen, 28. August. Das „Posener Tagebialt" veröffentlicht folgende Meldung: Für das ganze unter deutscher Verwaltung besetzte Gebiet im O st e n wird ein Generalgouverneur bestellt. Als solcher ist General von Brseler bereits ernannt. Zum Chef seines Stabes ist Generalmajor von der Esch ernannt, der bisher als militärischer Beauftrag tragter des Oberbefehlshabers Ost der Zivilverwal tung in Polen angehörte. Die bisherige Ziviloerwal- tung der Polen links der Weichsel in Kalisch wird nach Warschau verlegt, und es wird ihr ganz Russisch Polen unterstellt. Ihr bisheriger Präsident Dr. von Kries ist zum Verwaltungschef b.im Generalgouver nement mit dem Titel Exzellenz ernannt worden Kopenhagen, 29. August. „Berlingske Ti- dende" meldet aus Petersburg: Wilna wird geräumt. Täglich kommen Ströme von Flücht lingen aus Kowno und den umliegenden Gegenden nach Petersburg. Nur wenige Menschen seien zu rückgeblieben. Man arbeitet nun in Petersburg mit größtem Eifer daran, die Erzeugung von Munition zu verdoppeln. Die Frage des Vordringens nach Petersburg hängt damit zusammen, ob es den Dellt schon gelingt, die Bucht von Riga zu er ober ii und sich dort einen Stützpunkt zu schaf feil Da jedoch im Spätherbst das Gelände zwischen Narew und Düna schwer passierbar ist, stellen sich den Truppenbewegungen der Deutschen unüberwind liche Hindernisse entgegen. Man nimmt an, daß die deutsche Artillerie in Kurland über 2000 Kanonen zur Verfügung hat. Berlin, 29. August. Der Kriegsberichter statter der „Voss. Ztg.", Eugen Lennhoff, meldet aus den, Kriegsprejse quartier vom 28. Aug.: Die Rückzugsbewegung der Russen hat sich von dem cntzwcigeschnittenen Zentrum ausgehend nun nach Süden fortgepflanzt. Die Russen im Nordostzipfel Galiziens haben sich chute nacht vom Bug in der Richtung nach Osten in Bewegung gesetzt und werden von Truppen des Ä. d. I. von Kirchbach nachdrücklichst verfolgt. Paris, 28. August. General Porrot, der im „Eclair" in der letzten Zeit verschiedene Artikel ver öffentlich! hatte, die die militärische Lage i m O st e n in einer Weise darstelltcn, die durch die späteren Er eignisse sich als vollkommen richtig erwiesen, schreibt im „Eclair" nach eingehender Betrachtung der russi schon Hcereslage: Die Russen haben alle Eisen bahnen und Straßen zerstört. Wenn sie diese ihre bekannte Taktik in Rußland fortsetzen werden, sei es wenig wahrscheinlich, daß die aktiven Kriegsope rationen in Rußland fortgesetzt werden würden. Er komme immer mehr zu der Ansicht, daß die ent scheidende Schlacht von den Deutschen in Frankreich gesucht und seiner Berechnung nach diese Schlacht Mitte September ihren Anfang neh men werde. General Joffre fühlt wieder einmal das Be dürfnis, seinen Truppen Zukunftsbilder oor- zutäuschen: