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—» 67 stattgefunden hatten. Da schrak sie zusanunen, denn sie hatte seine Gestalt auf dem Fußsteig der gegenüberliegenden Häuser- Hum Abbruch der letzten Drehbrücke in Bertin. (Mit Text.) aber die Fensterreihen der Häuser Mann seiner selbst Ein neuer moderner Getreidespeicher am Duisburger Annenhafen. (Mit Text.) Eine dreizehnjährige Lebens retterin. (Mit Text.) verschwand an der Ecke. Am nächsten Tage seinen Besuchen wurden immer kürzer. Hastig trat sie vom Fenster zurück, blieb aber doch hinter der Gardine stehen. Franz Eginharts stolze, hohe Gestalt im Hellen Som meranzug, an dem der schwarze Trauerstreifen sichtbar war, kam quer über die Straße auf das Haus zu. Er nahm den weißen Panama vom Kopf und trocknete sich die Stirn. Jetzt öffnete er unten die Haustür. Karla preßte die Hand auf die stürmisch atinende Brust. Wie unvorsichtig von ihm, schon wieder zu kommen! Bedachte er nicht ihren Ruf, ihren Witwenstand? — Die Straße war ja abgelegen standes. Da war der nicht mehr ganz - mächtig und schlang die Ar me unr sie. Sie hing to tenbleich an ihn: und ließ seine heißen Liebes worte und Zärt lichkeiten über sich hinbrausen. „Laß mich! Ich bin deiner nicht wert!" und neugierige, klatschsüchtige Nachbarn und Nachbarinnen waren genug vorhanden. Sie mußte selbst gehen, zu öffnen; ihr Mädchen war fort. In seiner gewinnenden Herzlichkeit kam er auf sie zu. „Der Zufall führt mich heute schon wieder hierher, liebe Kusine —" Sie glaubte nicht an diesen Zufall. Sie wollte kühl, unnahbar erscheinen, wollte sich in den stren gen Falten ihrer dunklen Tracht bergen und verschanzen, aber es gelang ihr nicht. „Sie dürfen mich nicht so oft aussuchen, Herr von der Borcht. Sie dürfen es nicht tun!" Erregt I und verschleiert klang ihre Stimme, I verwirrt brach sie ab. . Ihre Haltung war ein Geständ nis. Hilflos stand sie da, ein lie bendes Weib, das keine Waffen I mehr hat, keine Kraft des Wider- und ohne viel Verkehr, waren wie hundert Augen, alle auf ihre Wohnung gerichtet, teres ausgeliefert werden würde. Sie hatte keine Ahnung da von, wie peinlich genau das Gericht alle Einzelheiten feststellen würde, aus die es ankam. Sie wußte nicht, daß man mit äußerster Präzision Stunde und Minute erforschen werde, zu welcher die beiden nun Heimgegange nen Hauptpersonen der Erbangelegenheit, der Onkel als Erblasser und der Neffe als der in erster Lime Erbberechtigte, aus den: zeitlichen Dasein geschieden waren. Fest stand, daß sie beide in ein und derselben Nacht abberufen worden waren, aber während der genaue Zeitpunkt des Todes bei Herrn von Löser durchs mehrere Zeugen, die zugegen gewesen waren, bestimmt festgelegt war, konnte Arnold von Haakes Ende nur durch eine einzige Zeugin, die erbende Witwe selber, ermittelt werden. Man hatte also nichts als deren Versicherung. Herr Justizrat vr. Lahusen war sehr höflich und liebens würdig, aber auch sehr sachlich, klar und bestimmt. „Es ist mir überaus peinlich und unangenehm, gnädige Frau," hatte er gesagt, „daß ich an Wunden rühren muß, die noch frisch und unvernarbt sind. Aber Sie begreifen, mein Amt ersordert das. Sind Sie bereit, auf meine Fragen mir Antwort zu geben nach bestem Wissen und Gewissen?" In den Wangen der schönen Frau war keine Farbe; ihr Herz klopfte ww ein Hammer. „Fragen Sie, Herr Justizrat." wollte sie stammeln, aber nur abgebrochene Worte-kamen über ihre Lippen. Er blieb nicht lange. Karla bat ihn in ständig, ihrer zu schonen und sie zu verlassen. Sie wollten vernünftig sein und warten, bis eine angemessene Zeit verstrichen war. Diese Stunde des Angelöbnisses sollte geheim ge halten werden, so geheim, daß keme Läster zunge Anlaß fand, zu tuscheln. Franz Eginhart hatte seine Selbstbeherr schung zurückgefunden. Er wollte seine Liebe wie ein heiliges Kleinod verschließen und be wahren, bis die Zeit kam, da er sie offen bekennen konnte vor den Menschen. Sic be redeten ihre nächste Zukunft. Fast nur schrift lich wollten sie verkeyren und sich ganz selten in Gegenwart anderer sehen. Karla wußte, was er versprach, das hielt er , , . „ „ . - Nun war er gegangen. Ohne sich ein einziges Mal umzusehen, reihe erkannt. Er kam schon wieder? Die Zwischenräume zwischen in straffem, soldatischem Gang, schritt er die Straße entlang und empfing Karla den Be such des Justizrats vr. Lahusen. Mit feinem Takt hatte der bewährte Freund und Berater des verstor benen Herrn von Löser es vermieden, der jungen Witwe gleich nach dem Tode ihres Mannes mit geschäftlichen Dingen zu kommen, zu deren Er ledigung sie in ihrem Seelenzustand wohl noch nicht fähig war. Nun, da er von einer Sommer reise' zurück war, suchte er Karla von Haake auf. Karla war in Rechts sachen ein Kind. Sie hatte geglaubt, daß die Erbschaft ihr ohne wei