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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 26.04.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191404267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19140426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19140426
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk ...
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-26
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Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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sollt« die Brerdiauug eines verstorbenen deutsch-polnischen Ar beiters namens Kolatka stallfinden. Trotzdem sich das katho lische Pfarramt anbot, bei der Leichenfeier »u amtieren, wand len sich die Hinterbliebenen an den polnischen Kaplan Wit kowski in Plauen. Obgleich nun die kirchliche Oberbehörde in Dresden da» Holten von polnischen Reden und da» Sin gen polnischer Lieder bei der Bestattung untersagte und dem Kaplan diese» durch den zuständigen FriedhofSbeamten mit geteilt war, amtierte Witkowski in polnischer Sprache, hielt eine polnische Rede und lieg polnische Lieder singen — Leipzig, 24. April. Die Eröffnung derersten elektrischen Eisenbahnlinie Delitzsch—Neuwiede ritzsch, die für den 25 April vorgesehen war, ist auf den I. Mai verschoben worden. — Frankenberg, 23. April. Au» der im zweiten Obergeschoß gelegenen Wohnung war in Abwesenheit der Eltern ein etwa 3jährigesKind durch daS Fenster ge klettert und spielte aut dem vor dem Fenster befindlichen Blumenbrett. Da das Kiud nicht zu bewegen war, in die Wohnung zmückzugchcn, begab sich Herr Dachdeckermeister Füg aut einer schwachen Dachrinne zu dem Kinde und brachte dies auf demselben gefährlichen Weg glücklich in Sicherheit. — Aue, 24 April. Eine öffentliche mündliche Ver handlung vor de ui Wasseramte fand am Dienstag hier im Erzgebirgischen Hof statt. Den Vorsitz führte Herr Amtshauptmann Dr. Wimmer und als Vertreter der Stadt waren die Herren Bürgermeister Hofmann und Sladtral Fi scher erschienen. Ferner waren ca. 20 Widersprechende zugegen, besonders war der Muldenverein durch seinen Vorsitzenden, Hrn. Kommerzienrat Breischneider-Wolfsgrün vertreten. Dieser und Hr. Geh. Kommerzienrat Lange-Auerhammer vertraten in längeren Ausführungen die Interessen der Triebwerksbesitzer, während Hr. Bürgermeister Hofmann eingehend den Stand punkt der Stadt darlegte. Das umfangreiche Akten- und Gutachtenmaterial wurde von Hrn. Assessor v. d. Decken vor- getragen. Als Sachverständiger war der LandeSgeoloa Hr. Dr. Etzold anwesend. Nach langer Verhandlung entschied da» Wasseramt, daß der Stadt Aue die Genehmigung zur Ableitung der Blauenthaler Wässer nicht erteilt wer den könne, da neben Grundwasser auch Flußwasser mit ent nommen werde, die Stadt aber davon abgesehen habe, um Erlaubnis zur Ableitung von Flußwasser nachzusuchen. -- Zschorlau, 23 April. Gestern abend gegen 6 Uhr ertönte Feueralarm. Es brannte die dem Gutsbesitzer Hrn. Paul Fischer gehörige Scheune. In wenigen Minu ten war diese sowie ein darin befindlicher Wagen und ver schiedene landwirtschaftliche Maschinen und Geräte ein Raub der Flammen. Dem tatkräftigen Eingreifen der hiesigen Feu erwehr ist eS zu danken, daß ein in der Nähe befindliche» Wohnhaus gerettet werden konnte, doch wurde dieses stark beschädigt. Die EntstehungSursacheistunbekannt. X. Sieh«»- 5. Klass« 185. Kiaigl. Sächs. Landes-Lotterie gezogen am 23. April 1S14. 260 000 M. auf Nr. 9781. 20600 M. auf Nr. 107404. 5006 M. aus Nr. 9452 66501. 3060 «. auf Nr. 1979 2581 5161 15146 16846 16688 29888 86822 44826 58023 59128 60622 60949 72878 78749 76348 78866 86218 87266 89064 94780 104690 105663. 20VV «. aut Nr. 708 8204 10826 12061 18186 14985 17934 18419 28667 25477 25892 32658 44644 49542 51303 52971 58877 62050 69610 75406 7(093 77218 77458 82661 88561 93555 99904 104846 108572. 1060 M. aus Nr. 415 537 1856 4938 5473 8316 11632 12700 158S6 15863 19929 20249 20277 26509 2(936 30708 31484 31898 33811 34896 85119 86471 37689 88068 42261 44087 46440 46625 47014 50687 52182 57171 59992 60895 VLI84 67422 69067 75693 78895 79074 80887 81681 81878 82685 86886 87245 88271 887SV 89242 91797 94247 98121 100491 102880 106188. SVO M. auf Nr. 285 884 1820 3795 6770 8844 9835 13976 15083 15384 19933 21733 22217 22872 252S1 25857 2.987 26647 27446 27458 39311 30071 80931 31020 31985 85U2 35832 48812 48886 49529 51782 52359 57274 57341 58950 59102 kv130 61795 62472 74525 74941 75447 78894 79288 80557 81626 82321 85853 86217 37942 90180 91203 93371 98848 94361 95646 95905 99654 99788 100051 101690 108899 105841 108126. SäWAl .Dresden, 24. April. Z w eite K a in in e r. Eine lange Geschästsordnungsdebatte, während der verschie deue sich widersprechende Anträge gestellt wurden, er gibt sich bei der Abstimmung über die Verweisung ocr am Mittwoch im Plenum der Kammer verhandelten Dekret und Anträge über Wasserbauaugelegenheiteu e-n die Deputation, das; keiner der gestellten Anträge bei der Abstimmung die erforderliche Mehrheit siudil Die Abstimmung muß also zu einem späteicu Termine wiederholt werden. Das Haus tritt dauu in oie Tagesordnung ein, auf der zunächst die Tchlustbe ratuug über die Etatskapitel 102 und 103, Ministerium des Auswärtigen und Gesandtschaften betr., steht. Abg Hähnel iKons.) beantragt als Berichterstatter die bei den Kap. nach der Vorlage zu verabschieden. Das Kap. >02, Ministerium des Auswärtigen wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Fortschrittlichen angenommen. DeSgl. das Kap. 103, Gesandtschaften in namentlicher Abstimmung mit 41 gegen 30 Stimmen der Soz., Fortschrittler, sowie der Nativnalliberalen Nitzschke und Zöphel. Es folgt die Schlußbcratung über Kapitel 77, Bergakademie zu Freiberg betr. Abg. Harter (Kons. , beantragt als Berichterstatter das Kap. uaw der Vorlage zu genehmigen. Abg. Braun (Natl.) oankt der Negierung für die wohlwollende Förderung der Bergakademie. Abg. Günther (Fortschr.- kommt ani den Stand der Radiumforschuug zu sprechen und wünscht größere Bewegungsfreiheit für die Bram- bacher S p r u d el g es el ls ch a ft. Auch das Ergeb nis der Radiumuutersuchung in Schneeberg und Obersch lema sei sehr günstig. Abg. Kleinhempel «Nan. tritt sür Verwertung der Radiumwässer in Ober- fchlema ein. Finanzminister v. Seydewitz: Die Regie rung sei der Brambacher Gesellschaft soweit wie mög lich entgegen gekommen. Sie werde sich jetzt hoffent lich aus der Hohe erhalten können. Nach einer wei tercn Auseinandersetzung über die Heilkraft der radio aktiven Wässer wird das Kap. 77 Bergakademie nach den Anträgen der Deputation angenommen. Es folgt die allgemeine Vorberatung über das Dekret 36 Nach nagsciat für NN4/l5 betr. Abg. Hähnel (Kons) be antragt, das Dekret, soweit es sich um den ordentlichen Eta« yaudelt, an die Finanzdeputation (V, soweit cs sich uni den außerordentlichen Etat handelt, der Finanz- oeputation l; zu überweisen. Nach unerheblicher De batte beschließt das Haus antragsgemäß. Ohne De batte wird ferner das Dekret Nr. 37, betr. die Her stellung einer voUspurigen Nebenbahn von Schleiz nach Moßbach an die Finanzdeputation ft überwiesen. Es folgt die Schlußberatung über Kap. ä4, betr. Ambula torische Kliniken, Krankenbetten zum Ersätze der Kli- uiken der vormaligen Chirurgisch-medizinischen Akade mie Das Kap. wird ohne Debatte gemäß den Anträgen der Deputation verabschiedet. Abg. Castan (Soz.) er stattet hierauf deu Bericht über Kap. i)8, Armenkranken pflege und sonstige Ausgaben im Interesse der öffent liehen Wohlfahrt betr. und im Anschluß hieran werden Petitionen erledigt u. dann wird in die Besprechung der Interpellation über das Heimatschutzgesetz eiugetreten Die Deputationsanträge zu Kapitel 158 werden einem Anträge gemäß angenommen und die Petition um Ge Währung von Stillprämieu der Regierung zur Berück sichtiguug überwiesen. Nächste Sitzung Montag nach mittag 1 Uhr. Schluß Uhr. Vic Lavine. Novelle von George Casella. (Nachdruck verboten.) Ich hatte mein Verbrechen mit lückenloser Sicherheit angelegt, und seither bin ich der Ansicht, daß ein Mörder, der sich ertappen läßt, keine Entschuldigung verdient. Ich habe die Witwe Martens getötet, ehemalige Be sitzerin der Sennwirtschaft „Edelweiß" — eine alte Närrin, die schlechten Schnaps verkaufte, und deren Geld mich mm in die Lage verseht, der Zukunft unbekümmert ins Auge zu sehen. Dieses Weib hatte ihren Gatten langsam mit Alkohol vergiftet, das können Sie mir glauben! Man bringt sich nicht um, wenn man fünfunddreißig Jahre alt ist; und der Mann kannte die Berge viel zu gut, um sich von einem Abhang des Wellhorn in die Tiefe gleiten zu lassen, wo man ihn später mit zerschlagener Hirnschale auffand. Im Grunde habe ich als Rächer gehandelt — das ist meine einzige Entschuldigung. Aber auch diese habe ich erst nachher gefunden. Ich gestehe ruhig, daß ich die Alte umgeoracht habe, weil sie reich und geizig war und weil ich imme? ein fauler Taugenichts gewesen bin. Ich hieß damals Josef Wilfried Trollmann, und eS ist mir niemals gelungen, das Zeugnis eines Führers zu erhalten, wegen all dieser närrischen Fragen über Topo graphie, Geographie, Medizin und andere Dummheiten, die ich nicht beantworten konnte. Aber ich war ein vor trefflicher Kenner der Berge und hatte die unzugänglichsten Bergspitzen des Oberlandes erstiegen. Man nahm mich mitunter als Träger, und meine Kameraden suchten meine Gesellschaft. Slber das war meinem Ehrgeiz zu wenig. Ich blieb arni, verbittert und neidisch, was sich auch in meiner Haltung äußerte. Niemand liebte mich, und ich hatte oft Streitigkeiten, die in förmliche Schlachten auS- arteten. Niemand liebte mich? ... Ja, doch eine. Das war die Witwe Martens, die eine gewissermaßen mütterliche Zuneigung für mich hegte und mir zu essen gab, wenn ich, was häufig geschah, ohne Mittel und im Elend war. Endlich nahm sie mich sogar ganz in ihr Haus, trotz dem ich es rundweg abschlug, irgendeine Arbeit zu leisten. Die Kameraden glaubten mich begünstigter, als ich eS war, und neckten mich weidlich damit, aber ich schwöre, beim ersten derartigen Wort hätte die Witwe Martens mich vor die Tür gesetzt. Sie verhehlte mir übrigens ihre Meinung nicht und traktierte mich mit Worten, die sür ein empfindliches Ohr nicht eben angenehm zu hören waren. Stets versuchte sie, nur zu beweisen, daß nur die Arbeit uns zu Ansehen und Vermögen bringen kann, und breitete vor mir Gold und Banknoten aus. die nachher verschwanden, ohne daß ich wußte wohin Die Wirtschaft „Edelweiß* machte ausgezeichnete Ge schäfte, und es mar unschwer zu erraten, daß die ver borgenen Ersparnisse der Witwe recht erheblich sein mußten. Eines Tages stieg ich in den Keller hinab, um Wein zu holen, und versuchte ein Faß zu schütteln, das mir leer zu sein schien. Asier dieses Faß, ohne Zweifel versiegelt, rührte sich nicht. Das machte mich neugierig. Ich führte meine Laterne die Dauben entlang und klopfte mit der Faust an die Faßwände. Die untere Hälfte gab einen Klang wie von Eisen — und ich begriff, daß sich hier der geheime Geldschrank der Witwe Martens befand. Eine geniale Idee, die mein ganzes Wohlgefallen errang. Von diesem Augenblick an keimte ein großartiger Plan in meinem Gehirn. Ich trug die Flasche hinauf, nahm ruhig mein Mittagmahl ein und eröffnete sodann meiner wackeren Hausfrau, daß ich mich entschlossen habe, sie in ihrer Arbeit zu unterstützen. Dieser Entschluß entlockte ihr Freudentränen, und ich hätte ein hartgesottener Bösewicht sein müssen, um mich davon nicht gerührt zu fühlen. Wir vereinten unsere Tränen, und meine Bewegung war echt, trotzdem eS bei mir feststand, daß ich mich nicht zu allzu großen Mühselig keiten hergeben würde. Während einer Woche verstellte ich mich aufs beste: Ich führte die Touristen zu den Gletschern, bediente im Hause die Gäste, ja, ich half sogar den Arbeitern, die die Bahn auf das Wetterhorn erbauten, und lernte von ihnen, wie man das Dnnamit zur Sprengung von Felsblöcken verwendet. Dieses Leben behagte mir zwar nicht sonderlich, aber ich hatte ein Ziel, das zu erreichen ich kein Mittel un genutzt ließ. Meine Herrin wußte sich vor Freude nicht zu lassen über die Veränderung, die scheinbar mit mir oorgegangen war, und schrieb sich das ganze Verdienst daran zu. Sie war lieb und gut zu mir, wies aber jeden Vorschlag einer Vereinigung zurück. Und ich hatte keine Zeit, zu warten. Eines Tages kündigte sie mir an, daß sie morgen nach der Stadt müsse, um irgendwelche Geschäfte zu er ledigen, und daß sie daher erst abends zurückkäme. Ich mar ganz bestürzt bei dem Gedanken, daß sie am Ende ihren Schatz mitnehmen und ihn einer Bank anvertrauen könne, und bewachte sie unaufhörlich, ohne daß sie jedoch einmal in den Keller hinabgestiegen märe. In dieser Nacht schlief ich nicht, sondern lag unausgesetzt auf der Wacht. Aber es ging nichts Ungewöhnliches vor sich, und gegen Morgen verließ die Witwe Martens, fein geputzt und fast hübsch zu nennen, mit flinken Schritten das Haus, das sie vorher meiner Obhut übergeben hatte. Zum Abschied küßte sie mich herzlich auf beide Wangen, und ich freute mich insgeheim an dem Gedanken, daß ich sie vielleicht nicht mehr wiedersehen würde. Einmal allein, ging ich zuerst zum Schrank und holte mir eine Flasche vom „Feinsten*, an der ich einen guten Zug tat. Dann überschlug,' ich im Geiste alles, was ich heute zu tun hatte, und zögerte noch ein wenig, als d« alte Führer Turgener «intrat. Er fragte nach Frau Martens, und ich erzählt« iß» Vielleichl 500 Meter weiter, aui der Straße, die ich hatte herauftlettern müssen, erhob sich die Sennwirtschaft ^Edelweiß" mit ihrer roten Fahne und den bemalten Fensterläden. Ich tastete unter den Felsen, und meine Hand ver schwand in einem tiefen Loch, das ich tags vorher ge graben hatte. Zwölf gestohlene Dvnamitkapseln lagen, miteinander verknüpft, in der Höhlung. Ich ölte de« Docht und machte ihn so lang als möglich, dann kehrte ich zu meiner Arbeit zurück, bei der ich bis Mittag blieb. Zu Hause angekommen, fand ich Turgener noch vor, der mir die Einnahme des Vormittags übergab. Ich behielt ihn zum Essen bei mir, und man kann mir glauben, daß wir unS nichts abgehen ließen und daß nach unserm Mahle die Flaschen auf dem Tische nur so tanzten, während wir allerhand Lieder sangen und mit den Fäusten den Takt dazu hämmerten. Ich hielt Turgener noch ein Weilchen zurück, um ein« gute Pseife zu rauchen, und als er endlich ging, seine« Engländer abzuholen, schwankte er beträchtlich auf der schmalen Straße, die zum Gletscher emporführt. Sinn stieg ich in den Keller hinab, und mit einem starke« Messer bewaffnet, löste ich die Dauben des JasseS. Eine Menge Wein floß auf die Erde, aber darunter erschien die Kasse, rund, fest und wohlverschlossen. Ich brauchte zwei Stunden, um das Schloß abzureißen, das, endlich entfern^ den eisernen Deckel emporklappen ließ. . . Und ich er blickte eine dichte Lage von Banknoten und Goldrollen. Eben begann ich meine Taschen damit vollzustopfen, als ein Geräusch mich aufschrecken ließ. Ich hob den Kopf: und vor mir stand die Witwe Martens, in ihrem hübschen, Hellen Kleid, mit weit aufgerissenen Augen und zitternde« Händen. Ohne Zweifel war sie — die Falltür offen sehend — herabgestiegen, ohne an Arges zu denken. Mein Gehaben, der Anblick des zerbrochenen Fasses, das Geld, das ich zu verstecken bemüht war, all dies machte sie aufs äußerste bestürzt. Sie konnte kein Wort hervorbringen, und ich sagte daher mit großer Ruhe: „Sie sind zu früh zurückgekommen, aber ich will Ihnen alles erklären!" Damit trat ich auf sie zu und faßte sie ganz sanft bet der Gurgel. Sie verteidigte sich gar nicht: meine Fing« umschlossen ihren Hals fester, und mit wundernden Auge« und dem Seufzer eines kleinen Mädchens sank die Witwe Martens zurück und war tot. Ich ließ den Leichnam nnd das Geld vorläufig liege« und stieg hinauf, um die Gäste zu bedienen, die anfingen ungeduldig zu werden. Erst am Abend kehrte ich wieder in den Keller zurück. Ich machte ein Paket aus dem Gold und den Banknoten und verbarg es an meiner Brust. Dann hob ich die Tote auf und lehnte sie anßerhalb des Hauses an die Mauern so daß ihr Gesicht dem Bauplatz zugewandt mar. Endlich verstreute ich meinen Hut und meine Jacke auf dem Wege und flüchtete, ohne zu eilen, nach meinem Felsen, der sich dunkel aus der fenr gen Dämmerung erhob. Durch Tasten fand ich die zusammengerollte Zünd schnur, die die Kap eln vereinigte. Ich verlängerte sie so weit es ging und entzündete sie vorsichtig. Dann rannte ich so schnell als möglich davon, bis ich an die Schnee felder kam, die das Wetterhorn mit dem Mettenberg ver binden. Ich war in Sicherheit, als ein erschütterndes Krachen erfolgte. Es war, als stürzten die Berge zusammen. Später erfuhr ich, daß eine Lawine die Wirtschaft „Edelweiß" und mehrere der umliegenden Häuschen ver nichtet habe. Man fand den Körper der Witwe Martens blutig und zerrissen auf und war beim Anblick mein« zerstreuten Kleidungsstücke überzeugt, daß auch ich einen schrecklichen Tod gesunden habe. Ich war unterdessen den Gletschern der Alpen gefolgt nnd batte den Monta Rosa überstiegen. In Italien angelangt, habe ich diese Gastwirtschaft angekanft, wo ich unter fremdem Namen ein neues und glückliches Leben führe. Zur Erinnerung an diese Ge schichte habe ich das Haus „Edelweiß" genannt. in welche Verlegenheit mich deren Abwesenheit versetze, bi' sie mich von meiner Arbeit bei dem Bahnbau des Wette» Horn abhalte. „Kann ich dich,nicht während desNVormittags ver treten k" fragte Turgener. Ich bin erst für den Abend ausgenommen, um einen Engländer auf den Niger z« führen." Ich nahm freudig an und übergab ihm die Kelle» schlüssel. Die Führe: sind ehrlich, und dieser hätte ohne Erlaubnis keinen Tropfen Wein vergossen. Dann begab ich mich auf den Bauplatz, wo imr wenige Leute arbeiteten. Ich machte einige Schläge mit der Hacke, um mir das Ansehen zu geben, als wäre meine Anwesenheit vonnöten, aber bald richtete ich es so ein, daß ich hinter einen gigantischen Felsen gelangte, der das Tal in seiner ganzen Ausdehnung beherrschte. Hier legte ich mich flach auf die Erde nieder und blickte in den Ab grund, der sich vor mir austat. Keen drlak! " Von Lüning. . (Nachdruck verboten.) Der dicke Nebel stand aus den schwammigen Wiesen. Aber der Regen hatte wenigstens aufgehört. Dazu kam, daß meines Freundes Knecht ohnehin angespannt hatte, um ein paar Säcke voll Apfel aus einem abgelegenen Obstkanipe zu holen. Da stieg ich dann kurz entschlossen auch aus den Ackerwagen, auf dem Hinnerk ein zweites Sitzbrett für mich eingeklemmt — und los fuhren wir. Bald hatten wir die gepflasterte Dorfstraße verlassen, und langsam ging eS in dem unergründlichen Kleiboden vorwärts, der in feiner fetten Weichheit dem Landman» erfreulicher anzusehen fein mag als dem Wanderer. Das- Dorf hinter unS, den Weg vor unS, die Wiesen zu Leide« Seiten — alles verlor stch im Nebel. „Das wird eine melancholische Fahrt", dachte ich. „Und das über eine Stunde!" Eine menschliche Stimme kam plötzlich aus der Näh«. Ich unterschied einen dunkleren Schatten im Nebel. Dam» trat ein Mann an unsern Wagen heran. Gleich darauf hielten wir, und der Mann kletterte zu Hinnerk auf das Sitzbrett. Weiter ging eS. „Offen köpen?" fragte Hinnerk. Und nun bekam ich von meinen beiden Bordev männern so viel über Diehverkäufe zu hören, daß ich armer Lai« .diesem Meer von Sachkenntnissen^, gegenüber ganz überwältigt gegenüberstand, bis endlich der Schlächtev- meister — oder wer «S sonst sein mochte, der Ochse» kaufen wollte, — zum zweitenmal einen Stillstand unsre» Gespanne« veranlaßte und abstieg. — Er bedankte sich. xKeen Ursak!" meinte Hinnerk. — Und weiter ging e». Auch .Mudder Trina" fuhr eine gute Weile mit un».
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