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des Champagucr-farbcnen Lcincnstoffs, der lvohl mit Rück sicht auf die Vorliebe meiner Frau für Sekt bestimmt worden war. » Leider gab es noch eine Menge Hindernisse zu überwin den, ehe das Kleid seiner Vollendung nahte. Einmal er zählte meine Fran: die eine Rückhälfte sei im Atelier, bei der offenbar künstlerischen Unordnung, verloren gegangen, und das Futter müsse neu Angeschnitten werden. „War das der Teil mit der Eigenheit?" konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen und bekam ein sehr ärgerliches Gesicht als Antwort. Ein andermal war nach Frl. Fahrenbcrgs Ansicht in der ganzen Stadt keine mit dem Kleiderstoff harmonisierende Seide zu finden. Und da ich nicht die Zeit hatte, mit meiner Frau die Musterlager von Seidengeschäften zu durchstöbern, war Herr Fahrenbcrg so freundlich, mit Anneliese eine Sammlung von Proben anzuschaffen, die sich derart bei uns häuften, daß ich sogar eine Schublade meines Schreibtisches für die Harmonie der Farben opfern mußte. Schließlich stellte sich gar noch heraus, daß zu dem Kleide eine Jacke notwendig war, da cs so gut wie ärmellos geboren werden solle und auf der Straße nicht z-u tragen gewesen wäre. Endlich aber sollte ich doch Anneliesens Anblick in dem harmonischen Eigcnkleide genießen. Sie kam mir entgegen, als ich von der Universität zurückkehrte, und ich muß sagen, daß sie allerliebst aussah. Obgleich es ein ziemlich schwüler Frühlingstag war, schlug mir Anneliese vor, durch die Straßen der Stadt zu bummeln. Die Jacke war freilich bei diesem warmen Wetter recht überflüssig; und cs schien mir auch unbequem, daß meine Frau, statt wie sonst mit mir untergefaßt zu gehen, mit beiden Händen die Schleppe des Eigenkleides halten mußte. Aber jedenfalls überwog bei ihr das angenehme Gefühl, harmonisch gekleidet zu sein. Vor dem Schaufenster von Lehmann blieb sie stehen. „Du, Richard, sieh nur mal," rief sic empört, daß ich überrascht aufblickte. „Was sagst Du bloß zu diesem Schau fenster?" < Ich sagte gar nichts dazu und griff nur nach meinem Portemonnaie, das mir wieder mal sehr gefährdet schien. Aber in demselben Moment war Anneliese schon in dem Laden drin und ließ mich draußen warten. Jetzt sah ich mir die Schaufenüer an. Ta hingen lantcr weite ärmellose Gewänder in rot, rosa, hellblau, mattgrün, weiß, und daran große Zettel: Morgenkleider in allen Tönen. Preis: 40 Mark. , Eine merkwürdig ähnliche Fasson wie das Eigenklcid meiner Frau, -achte ich. Da kam sie auch schon aus dem Laden herausgestürmt, rief ein Auto an und zog mich hinein. Unterwegs schwieg sie verbissen. Erst am Abend löste sich Anneliesens plötzliche Depression in einen Tränenregcn aus. Diese en mässe augcfcrtigter. VLorgeukleider, die wir bei Lehmann gesehen, kosteten tatsächlich nur 40 Mark, und meine Frau, die sie sieb hatte vorlcgen lassen, konnte konsta tieren, daß sie Stich für Stich so gearbeitet waren wie das Eigenkleid, für das Fräulein Fahrenbcrg sich 150 Mark bezahlen ließ. Es war ein unharmonischer Abend; aber die Folgen von der Erkenntnis meiner Frau erwiesen sich für mich als durch weg angenehm. In ihrem Argwohn ging Anneliese nämlich so weit, daß sic die Fahrenbcrg für eine bci Lehmann ange stellte Schneiderin hielt nnd den Architekten für einen be zahlten Agenten. Wer wird es mir verdenken, daß ich meine Fran in ihrem Mißtrauen bestärkte und recht froh war, weil die Besuche des jungen Mannes bci uns ein Ende hatten I Ich war auch ganz einverstanden, daß Anneliese das teure Eigenkleid seiner Schleppe beraubte nnd es zu einem ganz gewöhnlichen Morgenrock degradierte; denn es ist keine Kleinigkeit, wenn eine Frau das Bewußtsein mit sich hcrnm- trägt, daß ihre Eigenart auch die vou allen Damen ist, die bei Lehmann 40 Mark bezahlen wollen. viciilerllolz. Freund: „Also die Redaktion hat Dir Deine Gedichte wieder zurückgeschickt?" Sekundaner (stolzst „Allerdings, aber auch nicht ein einziger Fehler war darin angestrichen!" veuMck. Prinzipal (zu seinem Kommis, der den ganzen Tag noch nichts verkauft hat): „Ich will Ihnen etwas sagen. Hab' ich ä' Geschäft, und sind Sie der Ver käufer, oder hab' ich ä' Museum, und Sie sind der Konservator?" 4- Ausweg. „Wie? Sie als Siebziger wollen Ihre zwanzigjährige Wirtschafterin heiraten — ich meine, die ist doch 'n bißchen jung für Sie?" „Ja, ja, recht haben S' . . ich werd' noch 'n paar Jahre warten!" Vitter. Karlchen: „Ach, Mama, erzähle mir doch ein Märchen!" Mama: „Ach nein, ich fühle mich heute nicht recht wohl. Geh' zu Deinem Papa und frage ihn, warum er gestern so spät nach Hause gekommen ist. Das ist sicher ein Märchen." Lin karmonilckes paar. Studiosus A.: „Du hast Dich mit einer Kommilitonin verlobt — paßt Ihr denn auch zusammen?" Studiosus B.: „Natürlich — wir sind ja beide im Examen durch gefallen!" Ungekannles öefiiM. Dame des Hauses (beim Mittagessen): „Sind Sie schon satt?" Eingeladener (Diurnist, der tapfer den Speisen zugesprochen): „Ich Weitz nicht!" Unäankdar. „Nun, lieber Kollege, wie geht denn hier in diesem Neste die Praxis?" „Einfach ganz erbärmlich! Kein Mensch wird krank; vorigen Herbst habe ich meine Obsternte unter die Torfjugend verteilt, 's war aber auch umsonst!" 4- Vorahnung. Kellner: „Der Gast auf dem Zimmer Nr. 17 sagt, ec sei beraubt worden." Hotelier: „Wie meint er denn das? — hat er schon seine Rech nung bezahlt?" Unnötige versickl. Vater: „Karlchen, ich hoffe doch, datz Du in der Pension keine Schweine wurst itzt, es könnten sehr leicht Tri chinen darin sein." Karlchen: „Ach, die schaden mir nicht, die Frau Professorin schneidet die Wurst so dünn, datz die Trichinen alle zerschnitten werden."