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Die Kriegsanleihe ist die beste und sicherste KnMalsanlage! Die Meuerkrast des ganzen deutschen Volkes, das Vermögen sämtlicher Bundesstaaten sowie des Reiches selbst hasten sür sie. viel Kartoffeln von den einzelnen Haushaltungen eingelagert, so wird die Gefahr de» Verlustes wertvoller Nahrungsmittel wesentlich verringert und die Gemeinde in ihrer Vorsorge einigermaßen entlastet. ES ist ,a auch vollständig ausgeschlossen, daß die Gemeinden den gesam ten Kartoffelbedarf der Einwohnerschaft selbst sichelstellen können. Dazu fehlen nicht allein die geeigneten trockenen, luftigen Keller, sondern auch die AibeitSkräfte, um so große Kaktoffelvorröte stündig zu be obachten und zu verlesen. Schon der Preis der Kartoffeln, der vom 1. Oktober an niedriger ist wie zu allen anderen Zeiten des Jahres, regt dazu an, die Gelegenheit zur Sicherstellung eine« ausreichenden Kar- toffelvoirateS für die Wtntermonate unter allen Umständen inS Auge zu faffen. Für die Beantragung von Kartoffeln zur Einkelle, rung werden hierselbst in der städtischen Lebensmittelabteilung Vor drucke vorrätig gehalten. — Eibenstock, 14. September. Seine Herbst versammlung hielt am Sonntag derB e z i r k Zwik- kau des Vereins sächsischer Gemeindebe amten hier ab. Die Versammlung stimmte u. a. dem Beschlusse des Direktoriums und Ler Bezirksvertreter des Vereins zu, 100 000 M. Vereinsgelder zur Kriegsunter stützung für Vereinsmitglieder und ihrer Angehörigen bereit zu halten, auch 5000 Mark dem Vereinsdirektorium für Kriegshilfen zur Verfügung zu stellen. — Schönheide, 13. September. Ter Gefreite Max Unger vom Jnf.-Rgt. Nr. 183 erhielt wegen Tap ferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz 2. Klasse. — Neuheide, 13. September. Der Gefreite der Landwehr Adolf Männel im Landwehr-Jnf.-Rgt. Nr. 107 wurde mit derFriedrich August-Medaille ausgezeichnet. — Dresden, 13. September. Das Kgl. Hof lager wird am 15. September vom Schloß Moritzburg nach Villa Wachwitz verlegt. - — Leipzig, 13. September. Die Küchenab - fallsammlung und Verwertung in Leipzig ist durch den Rat der Stadt geordnet. Die Abfälle kom men in eine Melkogenfabrik und werden dort zu Trocken- Viehfutter umgewandelt. Besonders wichtig ist, daß alles aus den Leipziger Abfällen gewonnene Melkogen an Leip zig zurückgeliefert und in Leipzig verfüttert werden wird. Alles Fleisch aber oder alle Milch des mit Leipziger Melkogen befütterten Viehs hat nach der Verordnung in Leipzig zum Vertrieb zu kommen. Nach den gemachten Erfahrungen rechnet man mit mindestens 80 Gramm Abfall auf den Tag und Kopf der Bevölkerung. Bei etwa 540 000 Ein wohnern ist die Abfallmenge so groß, daß jährlich erzielt werden: 15 000 bis 16 000 Zentner Schweinefleisch oder 12 Millionen Liter süße Milch oder 18 Millionen Liter Magermilch. Gewiß ein großer Zuwachs an Nährwerten für die Stadt. — Leipzig, 13. September. Das jüngste Ger tz a r d t's ch e K i n d ist jetzt ebenfalls mit einer Schußwunde im Kopfe tot aus der Luppe gezogen worden. Die An nahme, daß der Schlosser Gerhardt sich und seine drei Kin der im Trübsinn umgebracht habe, hat sich bestätigt. — Plauen, 12. September. In einer Gastwirt schaft auf dem Altmarkt mußte Montag gegen einen beim hiesigen Ersatzbataillon zürn Heeresdienst eingezogenen hiesigen Kaffeehausinhaber polizeilich eingeschritten werden, weil er dort sein Seitengewehr gezogen und einen als Gast dort befindlichen Gastwirt, dem er nicht hold war, mit Erstechen bedroht hatte. Der wohl infolge starken Alkoholgenusses aufgeregte Mensch drang mit seiner Waffe auch auf die herbeigerufenen Hilfsschutzleute ein und be leidigte sie außerdem in gröblicher Weise. Seiner Si stierung nach der Hauptwache setzte er erheblichen Wider stand entgegen. Der Sistierte wurde später von einer Militärpatrouille abgeholt, nach dem Oberen Bahnhof ge schafft und mit den dort schon eingetroffenen Ersatzmann schaften mit ins Feld befördert. Auch auf dem Bahn- ! Hof erregte der Mann durch sein Schreien und Schimpfen ! Aufsehen. — Der Kampf um die staatliche Elektri zitätsversorgung geht weiter. Wie aus Dresden mitgeteilt wird, ist bei den beiden Gtändekammern eine Petition der mittleren und kleineren Städte eingegangen, die schwere Bedenken gegen den geplanten fiskalischen Be trieb, der die Gemeinden ausschaltet, erhebt. Auch der Vorstand des Gemeindetages, in dem sämtliche Gruppen von Gemeinden, insbesondere auch die Landgemeinden, vertreten sind, hat in seiner Sitzung vom 7. September einstimmig sich auf den gleichen Standpunkt gestellt und wird seine Bedenken unverzüglich den Mitgliedern der Ständekammern mitteilen. — Der KriegsauSschuß für Kaffee, Tee u?nd deren Ersa tz m t t t e l G. m. b. H. (Berlin Bellevuestr. 14) schreibt uns: Die beteiligten Erwerbskreise werden hierdurch wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß sie sich einer ernsten Gefahr aussetzen, wenn sie Kaf fee verkaufen, ohne sich an die bekannten Vorschriften zu halten. Obgleich diese schon mehrfach in Erinnerung ge bracht worden find, fehlt es nicht an Verstößen dagegen. Beispielsweise ist in jüngster Zeit der Fall vorgekommen, daß von einem Kleinhandelsgeschäft hundert Pfund gerö steter Kaffee zum Preise von 4,20 M. für das Pfund an Verbraucher abgegeben worden find. Die Ware ist bereits beschlagnahmt und der Verlust für den Käufer recht er heblich.' Man darf wohl erwarten, daß nunmehr endlich der durch die Kriegsumstände hervorgerufenen Sachlage allgemein Rechnung getragen wird. — Kriegstarife. Eine besondere Frachtermäßi gung für frische Kartoffeln zu Speisezwecken, die durch die Kommunalverwaltungen bezogen werden, wird mit Gül tigkeit vom 1. Oktober 1916 bis 30. Juni 1917 gewährt, und zwar wird für 10 t-Ladungen der Frachtsatz der Kilometer tariftabelle 8 des Ausnahmetarifs 2 I für Roggen, Weizen, Kartoffeln usw. für 254 km (50 Pf. für 100 k^) auf alle wei teren Entfernungen unverändert erhoben, wenn die Auf lieferung mit einem Frachtbriefe erfolgt, der mit dem Stempel des für den Versandort zuständigen Kommunal verbandes (in Preußen Landratsamts) versehen ist und als Empfänger eine Kommunalverwaltung (Stadtkreis, Landkreis, Gemeinde, Gutsbezirk usw.) oder deren Bevoll mächtigter bezeichnet wird. Weitere Auskunft erteilen sämtliche Güterabfertigungen. — kl. 1. Seit einiger Zeit entfalten in verschiedenen Gegenden Sachsens mehrere Versicherungsgesell schaften eine rege Werbetätigkeit für die von ihnen betriebene Kriegspatenversicherung. Diese Tä tigkeit stellt sich in der Regel als Veranstaltung öffentli cher Sammlungen zu Gunsten eines Kriegswohlfahrts zwecks dar, welche nur mit behördlicher Genehmigung zu lässig ist. Da diese Gesellschaften zumeist eine solche Ge nehmigung nicht haben, laufen diejenigen, welche Kriegs patenversicherungen bei ihnen eingehen, Gefahr, daß die etwaigen Zahlungen im Strafverfahren ganz oder teilweise als dem Staate verfallen erklärt werden, der sie für an dere Kriegswohlfahrtszwecke zu verwenden hat. Die Agen ten jener Gesellschaften, welche die Kriegspatenversicherung in erster Linie als Erwerbsgeschäft betreiben, suchen ost den Anschein zu erwecken, als handele es sich um ein ge meinnütziges Unternehmen. Solche gemeinnützige Unter nehmen sind vorläufig nur die Kriegspatenversicherungen des Verbands für Jugei'dhilfe in Dresden und die Zen trale für Jugendfürsorge in Leipzig. WeMmsts-Ermneruugell. . 15. September 1915. (Pinsk genommen; russische Durchbrüche vereitelt. —Bulga rien widersteht Englands Lockungen.) Auf dem linken Dünaufer drangen deutsche Truppen auf Ja kobstadt vor, ebenso schritt der Angriff bei Wilna fort; vor Pinsk setzten sich die Russen nochmals kräftig zur Wehr, ihre Stellungen wurden jedoch durchbrochen und Pinsk, wie das Gelände zwischen Pripet und Jasiolda, kamen in deutschen Besitz. Die Oesterreicher hielten dem wütenden Durchbruchsangriff der Russen an der mittleren Strypa erfolgreich stand und nahmen das Dorf Zebrow im Sturm; ebenso wußten die Oesterreicher in Wolhynien die feindlichen Angriffe abzuschlagen, wo es bei Nowo- Aleksiniec und Nowo-Poczajem am Jkwaufer zum Hand gemenge kani. — Italien, daß gegen Oesterreich keine Lorbeeren ernten konnte, führte die Blockade der kleinasia tischen Küste nun vollständig durch, was für das italie nische Geschwader nicht gerade schwer mar. — Nochmals machten die Vierverbandsmächte Bulgarien Vorschläge, wie den verlockenden von Gebietsabtretungen iu Serbisch-Ma- zedonien, allein alle diese Lockungen vermochten Bulgarien nicht zum Anschluß an die Entente und zur Kriegserklä rung an die Türkei zu bestimmen. — Ter neue russische reaktionäre Kurs trat in der plötzlichen Vertagung der Tuma in die Erscheinung; angeblich waren es revolutio näre Strömungen, gegen die sich der Zarismus wehrte, m Wirklichkeit war c§ die alte brutale Unterdrückungspo- litik, verbunden mit dem die Taschen einiger Weniger füllenden Raubzuge, die jeden freiheitlichen Gedanken mit Gewalt niedertraten. Die Folge der Vertagung waren übrigens Straßenkämpfe in mehreren großen Städten Rußlands. Wolllaninchen-Zucht für Kriegsbeschädigte. Ein Unternehmen, das in gleicher Weise Kriegsinva liden, wie dem ganzen Reiche in wirtschaftlicher Hinsicht nützen will und wird, ist im Entstehen begriffen. Die Vorbereitungen hierzu, die monatelang im Gange waren, sind jetzt abgeschlossen worden, und wir sind in der Lage, hiervon der Oeffentlichkeit Kenntnis zu geben. Der Man gel an Wolle, der sich seit Ausbruch des Krieges bemerk bar macht, hat die durch ihre gemeinnützigen Bestrebungen bekannte und seit zwei Jahren um Liebesgabensendungen erfolgreich bemühte Frau Kommerzienrat Zietz in Dresden veranlaßt, die Zucht eines vorwiegend in der Schweiz und Südfrankreich vielfach anzutreffenden Wollkaninchens (An gora) in größerem Maßstabe auch bei uns in die Wege zu leiten. Neben der Gewinnung der von den Tieren zu er wartenden Wolle sollen auch noch andere Nutzzwecke mit der Zucht verbunden werden, nämlich die Verwertung des Fleisches der schlachtreifen Tiere, der Felle und des Dün gers. Die Zucht des Wollkaninchens eröffnet auch Kriegs invaliden, deren Hinterbliebenen und anderen Bedürftigen eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle im Nebener werb. In erster Linie sollen an schwerbeschädigte Invali den Zuchttiere, hauptsächlich belegte Häsinnen, mit den nö tigen Zuchtgeräten kostenlos abgegeben werden. Auch sol len in den Orten, in denen sich Züchter befinden, Deckstel len im Interesse der Rassereinheit eingerichtet werden. Ein jeder Züchter soll auch eine genaue Anweisung über die Stallanlage, Züchtung, Fütterung und Verwertung der Zuchterzeugnisse (Wolle, Fleisch, Felle und Dünger) erhal ten. Besonders gute Zuchterfolge werden durch Stiftung von Preisen anerkannt. Der Gewinn an Wolle wird durch in gewissen Zeitabständen sich wiederholende Schur erzielt; zweckdienliche Wollscheren und Kisten zum Aufbewahren der Wolle und deren Ablieferung an die Sammelstelle von Frau Kommerzienrat Zietz in Dresden werden zur Verfügung gestellt. Der Preis für die Wolle bewegt sich zur Zeit zwischen 40 und 50 M. für das Kilo; von je dem einzelnen ausgewachsenen Tiere sollen jährlich annä hernd 600 Gramm Wolle gewonnen werden. Außerdem hat das Fleisch und das Fell ansehnlichen Wert; jedes schlachtreife Tier wiegt im ausgeschlachteten Zustande un gefähr zwei Kilo. Von jeder zuchtfähigen Häsin können im Jahre viermal je fünf oder sechs Jungtiere gewonnen werden; der Jahresertrag an Jungtieren ist also 20 Stück und darüber. Die jungen Tiere werden, acht oder neun Mo nate alt, schon zuchtfähig Für solche schwerbeschädigte Kriegsinvaliden oder andere Gebrechliche, welche die Pflege und Schur der Tiere selbst nicht ausführen können, wer den sich sicherlich in ihren Wohnorten freundliche Helfer, auch Damen aus der Gesellschaft, finden, die ihnen die nö tigen Arbeiten verrichten helfen. Eine Zuchtlehranstalt wird demnächst von Frau Kommerzienrat Zietz eröffnet werden. Die Zucht einer Anzahl Kaninchen ist fast in je dem Haushalt möglich. Für die Ernährung der Tiere genügen in der Hauptsache Gemüscabfälle, Kartoffelschalen, daneben wird etwas Gras in trockenem Zustande, im Winter Heu und einige Kohlrüben gefüttert. Die Pflege der Tiere und Reinigung der Behälter kann durch Kinder erfolgen, in deren Gemüt durch die Zucht die Liebe zu Tieren erweckt wird. Unsere Feldgrauen wissen davon zu erzählen, welche große wirtschaftliche Bedeutung die Kaninchenzucht für Frankreich und Belgien hat; auf die sem Gebiete können wir von unseren Feinden lernen. Um viele Millionen kann das deutsche Voltsvermögen ohne wesentlichen Kosten- und Arbeitsaufwand bereichert werden, wenn in jedeni Haushalt einige Kaninchen aufgezogen werden. Tas Wollkaninchen hat um deswillen einen be sonderen Wert, weil wir uns durch den Gewinn an Wolle von der Zufuhr aus dem Auslande weniger abhängig machen. Hier eröffnen sich Ausblicke von großer Bedeu- tung; den praktischen Nutzen zu schildern, bleibe vorbchal- ' ten. Für heute sei nur so viel gesagt, daß die Verwertung ; von Kaninchcnwolle mit Strcckstoffen in der von Frau ! Zietz angeordneten technischen Bearbeitung zu überraschen- ! den Erfolgen geführt hat. Zunächst ist non Frau Kvm- ! merzienrat Zietz geplant, in der Erwerbstätigkeit beschränk-