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Wien, 16. August. Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. Heeressront des Generals der Ka vallerie Erzherzog Karl. Im Raume, des Capul bauten die verbündeten Truppen ihre Eriolge durch Erstürmung der Höhe Stara Wipt- schyna aus. Die Kämpse in diesen Gebieten sind überaus erbittert. Bei Horosanla, westlich von Monasterjyska, wiesen österreichisch-ungarische Truppen abermals heftige russische Angriffe ab. Air einer Stelle, an der es dem Feinde gelang, in unsere Gräben einzudringen, wurde er durch einen Grgenstotz geworfen. Heeresfront das Generalseldmar- fchalls von Hindenburg. Abteilungen der polnischen Legion stießen südlich von H »lewit- s ch e am Stochod erfolgreich vor. Keine besonderen Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz. Auch im Görzischen wiederholte der Feind seine heftigen Angriffe auf unsere Höhenstellung östlich der Linie Salcano—Vortojha und bei Op- pacchiasella. Fast überall konnte der ^ustn em schon durch Feuer abgewiesen werden. An einzelnen Stellen aber, wo es den Italienern ge lang, in unseren vordersten Gräben Fuß zu fassen, wurden sie durch Gegenangriff bald hinausge- worsen. So blieben wieder alle Stellungen fast in den Händen unserer Truppen, die dem Feinde schwerste Verluste beibrachten und 180 Gefangene, darunter 1 Oberleutnant und 7 andere Offiziere, 6 Maschinengewehre und 2 Minenwcrser abnahmen. Das Feldjägerbataillon Nr. 2 und Abteilungen der Infanterieregimenter 24 und 48 verdienten sich in diesen Kämpfen besonderes Lob. Bei Za- gora scheiterte ein Vorstoß einiger Kompanien an den Hindernissen unserer Stellung. An der Do lomitenfront schlug die Besatzung unserer Rusrcddo-Stellung einen Angriff im Handgemenge ab. Gegen den Abschnitt MonteEebro —M on - te Jnterretto gingen nach lebhastem Artillerie und Minenwerferfeuer schwächere feindliche Abtei lungen vor, die leicht abgewiesen wurden. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts von Belang. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant Ereignisse zur See. In der Nacht vom 14. aus den 15. August voll- sührte ein Seeflugzeuggeschwader einen Angriff gegen Valo na. Es wurden Volltreffer in einer Küstcnbatterie, im Barackenlager, in einem Lager haus und aus einem Schiff erzielt, zahlreiche Brände erzeugt Trotz heftiger Abwehr sind alle Flugzeuge unversehrt eingerückt. Am 14. August vormittags haben feindliche Sseslugzeuge, größtenteils franzö sische, unter dem Schutz von drei französischen Kampffliegern und gedockt durch feindliche Tovpe- doeinheiteu und Motorboote, welche sich in hoher See hielten, Triest angegriffen. Einige Flug zeuge stiegen zur Bekämpfung auf. Lunenschiffs- leutnant Banfield zwang im Luftkampf ein feind liches Flugzeug zum Nicdergehen mitten im Golf: die Insassen dürften verwundet sein. Er verfolgte sodann ein zweites und brachte cs im Lustkampf zum jähen Absturz bei Miramare. Die Insassen sanden dabei den Tod. Das ganz zertrümmerte Flugzeug 8ba. 308 wurde von uns eingebrrcht. Die feindlichen Flieger warfen mehrere Bomben über dem Hafen ab, ohno nennenswerten Scha den anzurichten. Soweit bekannt, wurden zwei Personen getötet, eine schwer, eine leicht verwundet. Flottenkommando. Von weiteren Ereignissen zur See ist von Bedeutung das Zugeständnis des Verlustes eines italienischen GroßkampfschifseZ, auch werden wieder Versenkungen gemeldet: Lern, 15. August. Das „Petit Journal'' be stätigt in einer Meldung aus Turin den Ber- l n ft des Ueberdrcadnoughts „Leonardo da Vin ci", der mit Besatzung im Mar Piccolo (Süditalien, Lei Taranto) ankerte, als dos nachts am (folgt Zen- surlückc August in den Küchcnräumlichkeiten Feuer ausbrach, das auf die Schiffskammeru übersprang. Der Kommandant versuchte, den Panzer aus Grund lausen zu lassen. Infolge der Explosion erhielt jedoch das Schiff Schlagseite und kenterte. Ungefähr 300 Mann, darunter mehrere Offiziere, ertranken. Man hojft, später das jetzt wie oin riesiger verwundeter Walfisch aus der Seite liegende Schiff wieder flott machen zu können. Der „Leonardo da Vinci" stammt aus l911, hat 22500 Tonnen Wasserverdrängung, ist mit 30,5-Zenti- mcicr Geschützen armiert und hat lOOO Mann Be satzung. London, 15. August. Lloyds meldet, daß der italienische Dampjer „San Giovanni Batti sta" und der italienische Segler „Rosario" ver senkt wurden. London, 15. August. Lloyds meldet, daß der italienische Dampfer „Toti" von einem deutschen Unterseeboot im Mittelmeer versenkt wurde. Ein Teil der Besatzung wurde in Genua gelandet. « Bom Balkan schreibt'ein Amerikaner über Rumäniens Furcht vor den Mitternächten: Köln, 16. August. Die „Kölnische Zeitung" gibt einen längeren Bericht des amerikanischen Jour nalisten Hale wieder, der einen mebrtägigen Besuch iu Bukarest gemacht hat. Die Minister, meldet Hale, wissen, daß die türkischen Truppen nicht weit von der unteren Donau stehen und daß starke türkische Divisionen bereit sind, über den historischen Fluß zu setzen. Dio bulgarischen Gene räle erklären, es sei eine leichte Sachs, Bu karest in 5 Tagen zu erreichen, dabei wür- den, wie die Rumänen wissen, wenigstens 20 Tage notwendig sein, um die russische Armee zu ihrer Unterstützung heranzuholen. Wie lange noch? Mit höchster Spannung verfolgen die Augen der ganzen Welt daS ohnmächtige Anrennen gegen die fest gefügten Fronten der Mittemächte, an denen der Feind sich verblutet, ohne doch irgendwo einen entscheidenden Erfolg erringen zu können. Wie lange der Vierverband diese furchtbaren Verluste noch tragen, wie lange ihm vor allem noch die erforderlichen Menschenmassen zur Fortsetzung der aussichtslosen Schlächterei zur Verfügung stehen werden, ist schwer festzustellen. Aber in Rußland wie bei den Westmächten machen sich gewisse Anzeichen bemerkbar, nach denen die „Unerschöpflichkeit" unserer Gegner ihren: Ende sich nähert. Mit Recht weist z. B. Major Moraht darauf hin, welchen Gegensatz es zu der anmaßenden Rede des Herrn Asquith bildet, wenn sich das weltumspannende England jetzt durch einige Kompa nien Fidschi-Insulaner, nahe Verwandte der Pa puas, heraushauen lassen will, und wenn das Londoner Blatt „British Australasian" ernsthaft versichert, der neue Militärdienstgesetzentwurf für Neuseeland erstreckte sich auf alle möglichen Personen, nur nicht auf die Insassen von — Irrenhäusern. Uebrigens macht es Frankreich ebenso und sucht seine schwindenden SiegeShoffnungen durch sechshundert Neukaledonier zu beleben, die als „Tirailleure dcS Stillen Ozeans" die gefallenen Männer Frankreichs ersetzen sollen. Und das „unerschöpfliche" Rußland ? lieber Stock holm wird gemeldet, daß ein Ukas des Zaren soeben die Einberufung der gesamten Nomadenbevölkerung des europäischen und asiatischen Rußlands im Alter von 19 bis 43 Jahren anordnet, darunter der nomadischen Kalmücken, der eingeborenen Bevölkerung von Sa chalin, der Nomaden von Zentralasien lind des äußer sten Nordostens (des antarktischen Sibiriens). Und zwar sollen diese Gentlemen des fernsten Nordostens nicht etwa nur zu Armicrungsarbeiten, sondern, wie der Ukas aus drücklich erklärt, auch „zu anderweitiger Tätigkeit auf dem Kriegsschauplatz" verwendet rverden. Man weiß, was das besagen will. Aber, wenn die regulären Heere und die Kerntruppcn Rußlands, Frankreichs und Englands der heldenmütigen Tapferkeit unserer Feldgrauen den Sieg trotz aller Uebcrmacht nicht zu entreißen vermochten, die Fidschi-Insulaner, Neukaledonier und Kalmücken werden es auch nicht schaffen, mag der ehrenwerte Herr Asquith sich noch so fest darauf verlassen. Tagesgeschichte. Rumänien. — Große deutsche S ch ie n e ul i e f e ru n g au Rumänien. Die rumänische Staatsbahn hat soeben mit dem deutschen Stahlwerksverband einen Licferungsvertrag für 25-—30 000 Tonnen Eisenbahn- jchieneu für den Bau einer Eisenbahn von Crajova nach Bukarest abgeschlossen. Holland. — Allgemeine Wehrpflicht in Niedcr- läudisch - Indien. In der Kammer der General staaten ist eine Gesetzesvorlage eingebracht worden, die beantragt, in Niederländisch-Ostindien die persön liche und allgemeine Dienstpflicht für Europäer und Eingeborene einzuführen, um wegen der politischen Lage im Osten in Zukunft eine bedeutende Heercs- vergrößcrung möglich zu machen. Oertliche und WsWe Nachrichten. — Eibenstock, 17. August. Der Unteroffizier C. Döhner im Res.-Jnf.-Ngt. Nr. 244, Maschinenge wehr-Komp., Schwiegersohn des Hrn. Schuhmachermstrs. Gustav Rau hier, ist mit dem Eisernen Kreuz 2. Kl. ausgezeichnet worden. — Eibenstock, 17. August. Der Landwehrmann Friedrich Lenk im Landwehr-Jnf.-Ngt. Nr. 107 wurde wegen bewiesener Tapferkeit mit der Friedrich Au gust-Medaille ausgezeichnet. — Eibenstock, 16. August. H a f e r vorjähriger Ernte, der sich etwa noch in den Händen hiesiger Erzeu ger befindet, ist nunmehr unverzüglich der Firma Schulz L Fritzsche in Aue zuzuführen. — Schön Heide, 16. August. Der Pfadfin der-Gau feldmei st er Arendt vom ehemaligen Gau „Westsachsen" berief am 13. August die Führer sei nes Gaues zusammen. Auf dem Uebungsplatze in Schön heide wurde ein regelrecht ausgebauter Schützengraben be sehen und Hebungen im Handgranatenwerfen abgehalten. — Taran schloß sich die Sitzung. Ter Gau bekam den neuen Namen „Gau Erzgebirge" und winde wieder ein geteilt in die Hauptfeldmeisterschast „Ortsgruppen deS Göltzschtales" und die Hauptfeldmeisterschast „Ortsgnlppen des Erzgebirges". Von letzterer soll späterhin Zwickau mit umliegenden Ortschaften angegliedert und unter einer dritten Hanptieldmcisterschaft znsammengeschlossen werden. Ter Gau „Erzgebirge" deckt sich mit den politischen Gren zen der KrciShauptmannschaft Zwickau. Vom Hilfsfeld- nicifter zu Reichenbach wurde dem Gau eine Stiftung von einem Fabrikanten überreicht. Es wurde ferner im Ver laufe der Sitzung darauf hingewiesen, daß die Pfadfinder sich während des Krieges in den Dienst der Wohltätigkeit gestellt haben und die Kriegssammlungen eifrigst förderten, wofür auch eine Belobigung seitens dcS Kriegsministeriums ausgesprochen wurde. Alle Pfadfinder, welche ununter, krochen an den Hebungen teilnehmen und die Prüfung mit Erfolg abschließen, bekommen eine Bestätigung. Bei Eintritt inS Heer wird dem Pfadfinder bei Vorzei. gen dieser Bestätigung der Vorzug gewährt, sich den Trup penteil selbst auszusuchen, bei dem er dienen will. Hof. fentlich schließen sich noch recht viele jnnge Leute dem Pfadfinderbunde an. — Dresden, 15. August. Bekanntlich war das Schloß Tarasp in der Schweiz von den: verstorbenen Wirk!. Geh.-Rat Lingner testamentarisch König Friedrich August vermacht worden. Jetzt ist, wie Schweizer Blätter melden, im Unter-Engadin ein Beauftragter aus Dresden eingetroffen, um den Behörden mitzuteilen, daß der König darauf verzichte, das Vermächtnis anzutreten, weil sich in den TestamentSbestimmnngen die Bedingung vvr- fand, daß sich entweder der König oder ein Glied der kö niglichen Familie jedes Jahr wenigstens zwei Monate in: Schlosse aufhalten müsse. Ferner sei im Testament nicht vorgesehen, daß die jährlichen Unterhaltungskosten für den Bau sehr hohe seien, außerdem mache die Ge meinde Tarasp eine Nachsteuer von 160000 Francs gel tend. Im ganzen sei also die Uebernahme des Legats mit bedeutenden Kosten verbunden. Dev nächste Anwärter auf das Lingnersche Legat ist der Großherzog von Hessen- Darmstadt. Wenn der Großherzog aber auch die An nahme deS Vermächtnisses verweigert, wird der juristisch nicht uninteressante Fall eintreten, daß das herrliche Schloß ohne Besitzer zunächst dastehen wird, da direkte Erben Lingners fehlen. — Dresden, 16. August. Der Staatssekre tär des Reich s s ch a tz a mte s , Graf v. Roedern traf heute vormittag hier ein und wurde nachmittags 1 Uhr 45 Min. in der Moritzburg von Sr. Maj. dem König in Audienz empfangen. Darauf fand königliche Frühstückstafel statt. Abends wird der Herr Staatssekre tär einer Einladung des StaatSministers Grafen Vitz thum von Eckstädt Folge leisten. — Dresden, 16. August. In Naundorf bei ! Wehlen hat ein aus Dresden stammender Ingenieur ein ! 19 Jahre altes gleichfalls aus Dresden stammendes s Mädchen erschossen und hat sich dann zwischen i Vogelgesang und Pötzscha vom Schnellzug über- fahren lasten. — Dresden, 16. August. Der Verband sächsi scher Industrieller schreibt: Die bekanntgegebene Er nennung des früherem Oberbürgermeisters von Plauen, Dr. Dehne, zum stellvertretende» Bun- deSratsbevollmächtigten für das Königreich Sachsen uno die Mitteilung, daß Herr Dr. Dehne dazu berufen ist, eine neu zu errichtende Stelle zu leiten, welche die infolge des Krieges, sowie bei und nach Friedcnsschluß hervortretenden besonderen sächsischen industriellen und Handelsinteressen unterstützen soll, wird in der gesamten sächsischen Industrie mit auf richtiger Genugtuung ausgenommen werden, ent spricht dies Vorgehen der sächsischen Staatsregierung doch deu Anregungen, welche wiederholt sowohl im Verband sächsischer Industrieller, als auch in der s Zweiten Ständekammer zum Arisdruck gekoinmen s sind. Die sächsische Industrie hat im Anfänge des Krieges schwer unter der weitgehenden und durch den s Krieg immer mehr verstärkten Zentralisierung der ! deutschen Reichswirtschast leiden müssen. Erst lang- , sam ist es ihr gelungen, diejenigen Beziehungen anzu- ' knüpsen, welche ihr den berechtigten Anteil un der Er zeugung gewährleisten, während sie nach wie vor ! mit den größten Schwierigkeiten rn bezug aus Roh- ! stossbeschaffung, Ausfuhrbewilligungen und alle die ! vielen mit der Durchführung der Kriegsverordnun- gen im Zusammenhang stehenden Fragen, welche ihre i Lebensinteressen berühren, zu kämpfen hat. Bei i der vorläufig unbestimmbaren Dauer des Krieges ist I es daher zu begrüßen, wenn eine eigene sächsische ! Stelle unter sachverständiger Leitung in der Lage i ist, sich der berechtigtem Wünsche der sächsischen Volks- ! Wirtschaft anzunehmen und auch bei der Ueberleitung > in du- Friedenswirtschaft mitzuwirken. Ebenso wie ! die sächsische Industrie sich bemüht, in deu maßge- i beuden neu zu begründenden Reichskörperschaften für den Uebergang zur Friedenswirtschaft durch ihre führenden Persönlichkeiten vertreten zu sein, ist es kür sie wertvoll, wenn ihr auch von amtlichen Stellen Unterstützung in denjenigen Fragen zuteil wird, die geradezu brennend nach dem Kriege austrete» wer den. Insonderheit kommt hierbei die baldige Roh- stosfzusührung, namentlich für die jetzt darnieder liegende Textilindustrie, sowie die Förderung der sächsischen Aussuhrinteresssn in Betracht, denen eine pflegliche Behandlung um so mehr zuteil werden muß,, als das Darniederliegem der Ausfuhr während der Kriegszeit gerade die sächsische Volkswirtschaft aujs schwerste geschädigt hat. Wenn der Kampf um den Weltmarkt sich verschärft und zu gloick)ec Zeit mit dell Preissteigerungen der Lebensmittel berech tigte Lohnforderungen der Arbeiter austreten, denen nicht eine gute Wirtschaftslage gegeuübersteht, kön nen sich gerade sür Sachsen große Schwierigkeiten ergeben. Es ist daher notwendig, der zurückströmcn- den Arbeiterschaft auch Löhne und Arbeitsgelegenheit in äusreichendem Maße zu verschassen. Neben der Inbctriebstellung der sächsischen Unternehmungen wird hier die vorläusige Abwehr feindliche» Wett bewerbes durch Einschränkung der ausländischen Ein fuhr in der Uebcrgangszeit ebenso in Betracht kom men wie in späterem Zeiten die Erschließung neuer Verkehrswege, die einen Ausgleich sür die Erschwe rung der Aussuhrmöglichkeit geben könnten. Für wünschenswert halten wir aber, den betretenen Weg auch nach der Richtung hin weiter zu verfolge», daß er zur Begründung einer Wirtjchaftsabteilnng bei