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Südöstlicher Kriegsschauplatz An der unteren Vojusa Geplänkel. Ter Stellvertreter des Chefs des GeneralstabeS von Hoeser. Feldmarschilleutnant. Die Diirken Wissen heute nur weniger Wichtiges zu melde»: Konstantinopel, 6. Juli. Das Haupt quartier meldet: Von der Jrrkfrout und aus Persien ist keine Meldung über eine Asudc- rung eingegangen. An der Kaukasuss ront kam es aus dem rechten Flügel und im Zentrum zu Patrouillenkämpsen. Im Abschnitt des Tscho- ruk machten wir nach sür uns günstigen Kämpfen 100 Gefangene, darunter einen Hauptmann. Unter den Getöteten befindet sich ein feindlicher Major. Nördlich des Tschoruk ist die Lage unverändert. Auf den» linken Flügel schlugen wir im Küstenabschnitt mehrere feindliche Ueberfälle zurück Tonst nichts von Bedeutung. Von See liegen Nachrichten über verschiedene Ereignisse vor: Berlin, 6. Juli. (Amtlich.) Am Sonntag, den 2. Juli, wurde ein Gelvitzug 10U neun deut schen Haudelsdampfern auf der Fahrt nach Swincmünde südlich der Insel 'S.'land durch eiu feindliches Unters e e boot ohne vorherige War nung angegriffen. Die Torpedolausbahu wurde deutlich gesichtet, auch zwei starke Wasserstrahlen, welche durch das Ausstößen des Torpedos verursacht waren. Der Torpedoschuß ging glücklicherweise zwischcu den Handelsdampsorn hindurch. Die armier te» Begleitfahrzeug.', welche die Dampfer begleite ten, drehten sofort auf don vermuteten Ort des Un terseebootes zu und verjagten es. Der Grleitzug ist unversehrt in Swincmünde ciugelaufen. — Es wird hiermit sestgesteHt, daß friedliche deutscye Hau- kelsdampser von einem feindlichen Unterseeboot ohne vorherige Warnung unter Wasser angegriffen worden sind. Berlin, 5. Juli. (Amtlich.) Nachdem bereits am 28. Juni in die Nordsee vorgestoßene leichte deut sche Seestreitkräste den zwischen Rotterdam und Lon don verkehrenden britischen Dampfer „Brusfets" ab- gefangen und mitsamt seiner Ladung unter Ucherem Geleit nach Zeebrügge geschickt haben, ist gestern früh der aus Liverpool kommende britische Dampfer „Lcstris" unweit der englischen Küste in den Hoos- deu durch Teile unserer Hochseestreitkräste aufge bracht und als Prise vereinnahmt worden. Vlis singen, 6. Juli. Heimkehreude Fischer melden, daß sie heute srüh in der Nähe des Leucht schiffes Schouwenbank durch Ferngläser einen Dampfer beobachteten mit Kurs nach südliclvr Richtung, also nach Zeebrügge. Ter Dampfer war von Rotterdam abgefahren und wurde mct einer Prijeumannschast von einem deutschen Torpedoboot nach Zeebrügge gebracht. Vtissingen, 6. Juli. Das gestern nach Zc> brügge aujgebrachte Schiff ist die „I arvo Ab b ? y" der Lancashire and Vorkshire Company, die von Rot terdam nach Hull mit L e b e n s mi t t e l n unterwegs war. Tie Besatzung des Dampsers zählte 26 Mann. Lowestoft, 5. Juli. Der Dampfer „Queen Bec" wurde von einem Unterseeboot verlenkt. Ter Kapitän wurde getötet, zwei Mauu von dar Be- sotzung verwundet. Das Unterseeboot schleppte die Besatzung in einem kleinen Boot nach der englischen Küste und gab ihr Schwarzbrot und Wasser mit. Die Besatzung wurde später von inem Fiichdampfec ausgenommen. Der geringe Offensiv-Wert des englischen Heeres. Bei allen Niederlagen, welche die Franzos!» in der letzten Zeit vor Verdun erlitten, blieo ihnen stets der Trost aus die damals noch recht geheimnisvoll an- gekündigtc Offensive, welche die Engländer mit ihrer „gesammelten Kraft" unternehmen sollten. Das große englische Heer, das so blutwenig zur Entla stung der Franzosen bei Verdun tat, sollte nun nach der Darstellung der französischen Blätter aus dem Grunde so zurückhaltend gewesen jein, um cie in Vie len Monaten aufgespeicherte Kraft nicht vorzeitig und unnütz zu zersplittern. Diese Darstellung sah soweit ganz vernünftig aus, zumal alle Anzeichen auch auf die Vorbereitung der großen Offensive hin- deuteten. Schon Kitchener hatte von seinem Millio- ucnheer gesprochen, das in oer Phantasie unserer Feinde immer größer geworden war, wie vor mehr als Jahresfrist das russische Heer. Uni so erstaunli cher wird alle Welt von der geringen Ofsensivkrast des englischen Heeres berührt, soweit iie sich bisher bei dem großen Massenangriff geäußert hat Bei Beginn des Krieges war der englische Soldat ein sehr beach tenswerter Gegner, wenn er auch vielleicht den gro ßeu Ansorderungen, welche dieser Krieg an eiu Heer stellt, nicht völlig entsprach. Jetzt hat aber das cng- lischl Heer einen Mangel an Ofscnsivwert offenbart, der nicht übersehen werden kann und schon von einer großen Anzahl neutraler und euglandfreuudlicher Pressestinunen mit Erstaunen scstgestellt wird. Alle bisherigen Vorteils, die von den englisch französischen Bundesgenossen erreicht worden sind, kommen aus Rechnung der französischen Truppe». Nördlich der Somme, wo »ach den englischen G.neralstabsberich- ten die englischen Truppen zu suchen find — ins besondere auf dem Abschnitt Gommecourt —La Boif- felle — wurde bei dein Massenangriff nach der Mit- reilung unserer Heeresleitung gar nichts erreicht. Die geringen Raumgewinne, die durch Zurückbiegung un serer Front erzielt worden sind, kommen aus Rech nung der französischen Angriffe. Die „gesammelte Kraft" der Engländer, mit der die Franzosen ihren letzten Trumps gegen uns ausspülen wollten, hat sich nur als sehr gering erwiesen. Die Ursachen die ser eigenartigen and überraschenden Erscheinung sind ziemlich gleichgültig. In einem holländischen Blatt wird ausgeführt, daß der Vorstoß von den Englän dern geradezu als „Höslichksitsofsenjive" aufgefaßt wird, die sie zu unternehmen gezwungen waren, um den verbündeten Franzosen ihre Hilfsbereitwilligkeit zu zeigen. Ihre Opferfreudigkeit wäre dann aller dings sehr klein gewesen. Vielleicht liegt in dieser Gleichgültigkeit der Engländer gegen das Schicksal Frankreichs ein Teil des Grundes sür das Versagen der englischen Truppen. Aber ausschlaggebender dürfte wohl unter allen Umständen die alte Erfah rung sein, daß viel Soldaten noch nicht ein großes Heer sind. Als England die Zwangsrekrutierung erörterte, um das Heer zu vergrößern, wurde oft genug auf den englischen Irrtum — besonders Ktt- Mncrs — hingewiesen, daß man avs zusammenge- irommelten Leuten in aller Schnelligkeit ein gutes Heer schaffen könne,. Die Ehrfurcht vor der Zahl wurde an hundert Beispielen, auch aus diesem Kriege, als falsch dargetan. Die Engländer glaubten aber an ihre Unfehlbarkeit und sprachen unausgesetzt weiter von der Vernichtung des deutschen Heeres durch die neuen englischen Millionen. Wie die „Bernich^- tung" unseres Heeres ungefähr ausseheu wird, da von können wir uns nach den französisch-englischen „Ersolgen" in den wichtigen ersten Tagen des Durch- bruchverfuches ungefähr eine Vorstellung machen. Nachdem sich schon jetzt die Stoßkraft des englischen Heeres als so gering gezeigt hat, ein Urteil,- das auch durch voraussichtlich zu erwartende weitere Majsenangriffe keine wesentliche Aenderuua erfah ren dürste, da der Geist der Soldaten zur Beurtei lung steht, fragt es fich nun, was- die Franzosen in Zukunft nach diesen Erfahrungen »och für große Hoffnungen auf die Vertreibung unserer Heere über unsere Grenzen haben dürften. Frankreich verblutet immer mehr, und alle bisherigen Opjer konnten nicht die geringste Aenderung zugunsten der Franzosen bringen. Im Gegenteil! Vor Verdun erleiden sie weiter Niederlage aus Niederlage. Tagesgeschichtc. Deutschland. — Gründung einer deutschen Fris- densvereinigung! Wie die „Kölnische Zeitung" aus Berlin ersährt, hat sich unter dem Vorsitz des Fürsten Wedel eine große Zahl von Männern der Wissenschaft, der Industrie, des Han- dels und der ländlichen Berufe zu einem deutschen Nationalausschuß zusammengefundeu, der sich zue Aufgabe gestellt hat, unter Fernhaltung von allen Einseitigkeiten ein einheitliches Verständnis des deutschen Volkes für einen ehrenvollen, die gesicherte Zukunft des Reiches verbürgenden Friedensschluß zu wecken Die Geschäftsstelle des Ausschusses befindet sich in Berlin, Wilhelmstraße 37. — Bestandsaufnahme von Lebensmit- telvorräten. Das K r ie g se r n ä hr u n z s a mt hat Beratungen über eine in den Privat Haus haltungen vorzunehmende Bestandsausnahme gepflogen. Die Erhebung soll danach Fleisch, Fleijch- waren, Fleischkonserven, gemischte Konserven und Eier umfassen. Allgemein war man der Ansicht, daß in Privathaushaltungen nur die besonders wichtigen Nahrungsmittel zu erjassen seien, in den Gewerb?- und Handelsbetrieben, in den Kommunen, Einkaufs- und Kriegsgesellschaften aber eine möglichst einge- heude Aufnahme der einzelnen Lebensmittel erfolgen soll. Ucber die Frage, ob gewisse Mindestmengen allgemein oder nur im Privathaushalt von der An- seigepslicht befreit bleiben sollten, kam die Mehrheit zu der Ansicht, daß, wenn überhaupt ein? Bestands aufnahme erfolge, sie j?de Menge von Vorräten er fassen müßte, um sonst entstehende Fehlerquellen zu vermeiden und ein genaues, statistisch brauchbares Material zu beschaffen. Die Erhebung erfolgt Ende August bis Anfang September, da zu dieser Zeit ohnehin eins landwirtschaftliche Erhebung vor- gefehen ist. Es ist keine Beschlagnahme dec Vorräte beabsichtigt. Höchstens wird man da, wo in sinnloser Weise und zu spekulativen Zwecken ge hamstert worden ist, oder Vorräte leicht verderblicher Wqren aufgestapelt sind, die Vorräte in gewissem Um fange der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Da gegen wird man bei der in Aussicht genommenen Ver teilung neuer Vorräto den Haushaltungen ihre Vor ratsmengen in Anrechnung bringen müssen. Es wird vorgesorgt werden, daß jeder dis Vorrats- mengcn, die er nicht braucht oder die verderben könn ten, dem Kommunalverband in bestimmt n Teilmen gen, die er selbst fcstsetzen kann, abliefect und sie so der Allgemeinheit nutzbar macht. — Zum Prozeß Liebknecht. In dem Kriegövcrratsprozeß gegen den Abgeordneten Lieb knecht hat sowohl der Gerichts Herr als auch der Angeklagte Berufung «in gelegt. Der Gs- richtsherr will ein höheres Strafmaß erzielen, wäh rend der Angeklagte bestreitet, sich des Krisgsoerrats schuldig gemacht zu haben. Die Verhandlung wird voraussichtlich Anfang August stattsindcn. — Gute Aussichten für die nächste Kriegsanleihe. Tie Zahl der Sparkas senbücher hat sich, wie aus Berlin gemeldet wird, im zweiten Kriegsjahre in einer Weise vermehrt, die selbst in Friedemszeiten noch niemals erreicht worden ist. Eine Umfrage, welche sich nur auf Spar kassen in Großstädten und Industriegebieten erstr«kte, ergab, daß bei ihnen die Zahl der Sparkassenbücher um 4,7 Prozent gewachsen ist. Auch auf dem Lande dürfte eine starke Zunahm.' erfolgt sein. Die „Bos- sische Zeitung" meint, das seien gute Aussichten für die nächste Kriegsanleihe. OMlichc und WsW Rachrichtm. — Eibenstock, 7. Juli. Die Verlustliste Nr. 300 der Kgl. Gächs. Armee enthält aus unserm Amts gerichtsbezirk folgende Namen: AuS Eibenstock: Hans Axmann im Karabinier-Rgt., leicht verwundet; aus Stützengrün: Alfred Tittel im Kgl. Preuß. Rest- Jnf.-Rgt. Nr. 216, schwer verwundet. — Dresden, 6. Juli. Mittwoch mittag wurde in der Vorstadt Löbtau eine alleinstehende Witwe ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Tat ist vermutlich Dienstag nachmittag oder in der Nacht zum Mittwoch verübt worden. Den Tod verursachten drei Hiebverletzungen am Hinterkvpf. Die Ermordete galt als vermögend; tatsächlich bewahrt? sie auch mehrer« Tausend Mark in ihrer Behausung auf. Von dem Geld fehlt jedoch nur ein kleiner Barbetrag, vermutlich drei Zwanzigmarkscheine. Eine Spur des Täters konnte vor läufig noch nicht ermittelt werden. — Grimma, .6. Juli. Dem Amtshauptmann v. Bose in Grimma hat ein Rittergutsbesitzer aus der Wurzener Gegend 700 Mark in Gold schenkungs weise für wohltätige Zwecke übergeben, die er hauptsächlich in der Weise zusammengebracht hat, daß er landwirt - schaftliche Erzeugnisse unter den fe st ge setzten Preisen bei Zahlung in Gold abgegeben hat. — Leisnig, 5. Juli. An der verlängerten Riet schelstraße sind am 20. vor. Mts. einige Zentner verfaulte große Zwiebeln auf einen Abraumhaufen geworfen worden. Ein Witzbold hat eine Blechtafel mit nachstehen dem Vers auf den Haufen gesteckt: Seht Ihr diese Zwiebeln hier? Die ißt kein Mensch und frißt kein Tier. Der Wucherpreis, das ist der Grund, Daß sie geworden nun zu Schund. — Leisnig, 5. Juli. Im Schalterhause der Ueberlandzentrale Gröba zu Naundorfverunglückte gestern nachmittag der Betriebsinspektor Schmidt aus Gröba tödlich, als er die Hochspannleitung revidierte und dabei mit der ungeschützten Hand der Leitung zu nahe kam. — Augustusburg, 6. Juli. Den unablässigen Bemühungen unseres Stadtoberhauptes ist es gelungen, die Verhandlungen mit der A.-G. Schellenberger Baubank vorteilhaft zum Abschluß zu bringen, wonach deren ge samter bebauter und unbebauter Besitz in das Eigentum der Stadtgemeinde übergeht. Für die zukünftige Entwik- kelung unseres Wald- und Höhenlustkurorts ist dieser Grundstückserwerb von außerordentlicher Bedeutung. — Aue, 5. Juli. Schulspeisungen werden jetzt von der Stadtverwaltung eingeführt. In beiden Schulen sollen vorläufig 300 Knaben und Mädchen wäh rend der großen Vormittagspause Stippe erhalten. — Zur Gewinnung von Baumharz. In den sächsischen Staatsforsten sieht man jetzt in alten Na delholzbeständen vielfach die Stämme über dem Stock von der Rinde entblößt und mit vier eingeschlagenen blechernen Auffangvorrichtungen versehen stehen. Dieses neue Ver fahren hat den Zweck der Gewinnung des Harzes, auS dem Kienöl u. a. m. bereitet wird, und das jetzt ziemlich knapp geworden ist. Unter dem Einfluß der Wärme tritt das Harz aus der Holzmasse zutage und läuft in die ge nannten Behälter, denen es von Zeit zu Zeit entnommen wird. Es handelt sich bei der Sache um eine Kricgsmaß- nahme, deren Bedeutung angesichts der großen Ausdeh nung unserer heimatlichen Wälder nicht gering zu bewerten ist, zumal in Sachsen in Rücksicht auf die Vodenbeschaf- fenheit und di« klimatischen Verhältnisse vorwiegend Nadel hölzer angebaut werden. Dauernder Schaden erwächst den Wäldern dabei nicht, weil man das Entharzungsver- fahren nur bei Stämmen anwendet, die schlagreif sind oder aus anderen Gründen der Axt verfallen müssen. WeMnegS-Erinnerullgell. Nachdruck verboten. 8. Juli 1915. (Deutsche Antwort an Ame- rika. — Ban de Sapt. — Italiener im Le notal geschlagen. — Deutsch-Südwestafrika englisch). Die Antwort der deutschen Regierung auf die amerikanische Not«, betreffend die angebliche Beein- trächtigung amerikanischer Interessen durch den deutschen Unterseebootskrieg war, wie stets bisher, in ebenso wür digen wie festen Worten gehalten und wies die Haltlosig keit der amerikanischen Auffassung nach; amerikanische Schiffe würden von Deutschland in keiner Weise behelligt, aber es sei eben eigen« Schuld amerikanischer Bürger, wenn sie ihr Leben einem als Kriegsdampfer ausgerüsteten Schiffe, wie der Lusitania, anvertrauten. — Bei Ban de Sapt in den Vogesen hatten die Franzosen einen Erfolg, indem sie sich in den Besitz der vollkommen verschütteten Gräben auf der Kuppe setze» konnten, allerdings nur für etwa 14 Tage. Im Priesterwald und bei Souchez wurden französische Angriffe zurück geschlagen. Im Osten wurd« bei KraSnik weiter gekämpft, heftige russische Angriffe wur den abgewtesen. — An der Kaukasus- und Dardanellen front kam es zu Artillerie- und Jnfanteriegefechten, das La ger der Verbündeten wurde von türkischen Batterien wirk sam beschossen. — Im Lenotal erlitten die italienischen Alpini eine unliebsame Ueberraschung; sie wurden von einer österreichischen Abteilung, die unter großen Mühen Geschütze auf das Gebirge gebracht hatte, derartig beschos sen, haß sie nach kurzer Gegenwehr die Flucht ergriffen. — An diesem Tage mußte die deutsch-südwestafrikanische