Volltext Seite (XML)
Sitzung de» Bezirksausschusses der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg am 4. April 1V16. Vorsitzender: Herr AmtShauptmann Dr. Wimmer. Der Ausschuß faßte zunächst auf eine Anzahl Familien unterstützungsgesuche Entschließung und unterzog sodann mit den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Textilindustrie die Unterstützungssätze für arbeitslose Tex tilarbeiter einer Nachprüfung. Mit Rücksicht auf die Ver teuerung der Lebensbedürfnisse wurde beschlossen, die Unterstützungen zu erhöhen. Vekanntgegeben wurde hier nach eine Mintsterialverordnung, die strenge Prüfung der Bedürfnisfrage bei SchankksnzessionSgesuchen betreffend, sowie der Entwurf zu dem 2. Nachtrag zur Satzung deS Landespensionsverbandes Sächsischer Gemeinden. Geneh migt wurde sodann die Ausbezirkung eines Teiles von Abteilung 33 des Lauterer Staatsfürstreviers aus dem Gutsbezirke Staatsforstrevier Lauter in den Gemeindrbe- zirk Bockau, ein VeränderungSbau im Hammerwerk der Firma Dr. Geitners Argentanfabrik F. A. Lange in Äuerhammer (Ortsl.-Nr. 8 V), die Erweiterung der Schläch- tereianlage von Raabe in Oberafsalter und die Gemeinde steuerordnung von Dittersdorf. Dagegen wurde ein Ge such unr Erlaubnis zum Fortbetrieb des Branntwetnklein- handelS wegen Bedllrfnismangels abgelehnt. Für fleißige Schülerinnen der Klöppelschulen zu Pöhla und Bernsbach wurden Geldprämien bewilligt und zu den Verpflcgkosten eines BezirkSeingesessenen im KreiSkrankenstist zu Zwickau eine Beihilfe aus der Krug v. Nidda-Stiftung gewährt. Die zur Wahl des früheren Gemeindevorstands Reinhardt in Oberstützengrün als Gemeindevorstand von Neuheide erforderliche Ausnahmebewilligung wurde befürwortet und die Gehaltserhöhung für den Gemeindevorstand zu BermS- grün genehmigt. Di» weitere Anschaffung von Merk blättern : „WaS muß die Frau und Mutter vom Alkohol wissen?" wurde beschlossen. Von der in Anregung ge brachten Abänderung der Bestimmungen über die Ge- schäftSzeit der offenen Verkaufsstellen an Sonntagen soll bis auf weiteres abgesehen werden. Von der Aenderung des Pauschaltarifs deS Elektrizitätswerks „Obererzgebirg" wurde Kenntnis genommen und die Denkschrift der StaatS- regierung über Verstaatlichung der Elektrizitätsversorgung Sachsens eingehend besprochen. Hinsichtlich der Regelung deS Verkehrs mit Kartoffeln sprach sich der Ausschuß da hin auS, daß er die Einführung von Kartoffelkarten zur Zeit noch nicht für erforderlich hält. Deutscher Reichstag. Berlin, 10. April. Am Vundesratstisch: Staatssekretär Dr. Helfferich, Kriegsminister Wild v. Hohenborn. — Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 3 Uhr 15 Minuten. Ter erste Punkt auf der Tagesordnung war das Kapitalabfindungs- gefetz, zu dessen Begründung Kriegsminister Wild v. Hohenborn von der Front hergekommeu war. Er leitete die Beratung der sür unsere Jnv Aiden so wichtigen Vorlage mit einer kräftigen Rede eilt, die ganz den Geist und die Siegeszuversicht unserer Truppen atmete und im Hause außerordentlich bei- sällig ausgenommen wurde. Kein Wunder, orß di: Vorlage bei allen Rednern des Hauses freudigste Zustimmung fand mit Ausnahme oes Abg. Henke von der Soz. Arbeitsgemeinschaft, nach dessen Ansicht auch diese Vorlage nun von materrellen Interessen Angegeben ist. Man wolle Kriegsbeschädigte ansre-. dein, weil man andere dazu nicht fände. Das Ge setz wurde alsdann an den Haushaltsausschuß ver wiesen. Den zweiten Punkt der Tagesordnung bil dete der Gesetzentwurf über Herabsetzung dec Alters- grenze in der Altersversicherung vom 70. auf das 65. Jahr. Da der Gesetzentwurf einem Wunsche des Reichstags entspricht, so war eine lange Debatte darüber entbehrlich Der Entwurs wurde lediglich deshalb einer besonderen Kommission überwiesen, um dort die Frage zu prüfen, ob die Erhöhung der Bei träge um 2 Psg. wöchentlich infolge der Herabsetzung der Altersgrenze notwendig werde. Abg. Molken- buhr hatte in seinen Ausführungen die Frage ver neint. Ter letzte Gegenstand der Tagesordnung, der Entwurf einer Novelle zum Kaligesetz, wurde nach kurzer Tebatte ebenfalls einem besonderen Aus schuß überwiesen. Tann vertagte sich das Haus, nachdem es dem Präsidenten di: Ermächtigung ge- geben hatte, Zeit und Tagesordnung o:r nächsten Sitzung jestzusetzen. Gegen die Mitteilung, daß dies schwerlich vor dem 2. Mai sein könne, erhob Abg. Ledcbour Einspruch, ohne aber damit ourchzudrin- gen. Präsident Dr. Kämps schließt die Sitzung, indem er den Abgeordneten ein frohes Osterfest wünscht, soweit die Zeitverhältnisse es dulden. (Ruse: Gleichfalls.) Wclllncgs-Ennnenliizcu. R»ch»ru« »erb-«-. 13. April 1915. (Zwischen Maas und Mo sel; am Hirzenstein. — Feindliches Flug geschwader über dem Rheintal.) Wiederum brachen die Franzosen bei Maizeray und Murchevill: vor, in der Hoffnung, die deutschen Truppen zu überraschen, was ihnen aber nicht gelang; auch im Priesterwalde wurden die Gefechte fortgesetzt. In den Südvogesen und im Sundgau, wo eigrntlich nie mals Ruhe herrschte, begannen jetzt.wieder Vorstöße dec Franzosen, am genannten Tage gegen den Hir zenstein, dieser Angriff wurde abgewiesen. -- Ein französisch-englisches Fluggeichwader überflog das Nhcintal und den südlichen Schwarzwald, um über Konstanz gegen Friedrichshafen zu erkunden; Bil- lingen, Donaueschingen und Singen wurden mit Bomben beworsen, ohne Schaden zu erleiden, da gegen wurde in Stockach erheblicher Gebäudeschaden verursacht. — Im Osten bombardierte ein deutscher Kreuzer das Dorf Bowentschow an der russischen Ostküste. Im Uzsokerpaß, wie überhaupt an der Kac- pathenfront, waren Geschützkämpfe im Gange. Der Diamant des Rajah. Roman au« der Londoner Verbrecherwelt von H. Hill. Frei bearbeitet von Karl August Tsckak. 63. Fortsetzung. 29. Kapitel. Gefahr im Verzüge. Als die Jury neuerlich zusammentrat, um ihren Be fund über die Leichen des Bahnattentäters und seiner Opfer abzugeben, stellte der Leichenbeschauer folgende Frage: „Sie sind also in der Lage, den Mann zu agnoszieren, Sergeant Trim?" „Jawohl, mein Herr," entgegnete dieser. „Er mar zuletzt als Beamish bekannt, sein wirklicher Name aber war Brunton. Er hat schon verschiedene Kerkerstrafen verbüßt, wurde auch einmal wegen Mordverdachts verhaftet, mußte aber freigelassen werden, da das nötige Beweismaterial von seiner Frau, die man für die Anstifterin des Ver brechens hielt, entkräftet wurde. Darnach lebten die beiden nicht mehr in Gemeinschaft und die Ansicht der Polizei ging dahin, daß sie ihm ihre Freiheit durch die Drohung abgerungen habe, andernfalls das fehlende Glied in der Beweiskette, die ihn des Verbrechens überführen mußte, beizubringen." „Was ist aus der Frau geworden?" „Das kann ich nicht sagen; ich habe sie ein- oder zweimal in den letzten fünf Jahren in den Straßen von London getroffen, aber niemals in Gesellschaft ihres Gatten," war die Antwort. Das Verdikt lautete im Falle Brunton alias Beamish auf Tod durch Unfall und auf vorbedachten Mord auf ihn, begangen an den Passagieren. Damit war aber für mehrere Mitwirkende in unserem Drama das Ende noch nicht gekommen. Draußen im Helle» Sonnenschein blies Trim die Luft der moderigen Gasthosstube von sich und nahm seinen Kollegen Sharp unterm Arm. Denn die Unzertrennlichen waren auch zu dieser neuerlichen Toten beschau zusammengetroffen. „Wir wollen versuchen, ein Coupö für uns allein zu bekommen, und dann diese Papiere durchstudieren," sagte Trim. „Ich hatte nicht geringe Mühe, den Totenbeschauer davon abzubringen, in öffentlicher Verhandlung darüber zu berichten." „Eines dieser Dokumente ist'doch ganz klar und deut lich," entgegnete Sharp. „Es sind Notizen über die An kunft- und Äbfahrtzeiten der Züge, die ihm als Anhalts punkte für das Geschäft dienen sollten, das ihm den Tod brachte." „Daraus folgt noch nicht, daß ec es selbst geschrieben hat; aber das andere Dokument gibt mir zumeist zu denken," sagte Trim. Sie ließen die Diskussion über diesen Gegenstand fallen, bis sie allein in einem Wagen zweiter Klasse des nach London gehenden Zuges saßen, wo Trim zwei Fetzen Papier aus seinem Notizbuch nahm und sie auf den Knien ausbreitete. Das eine war mit Blut, das andere mit Schmutz befleckt. Sie waren beide in der Kleidung des toten Verbrechers gefunden worden. Trim, der dem Auszug aus dem Fahrplane geringere Wichtigkeit beimaß, las nun das, was auf dem anderen Papiere stand, laut vor. „Savoystreet, zwei Uhr nachts. Ich werde bis zur Ecke lotsen. Geeignete Stelle auf halber Strecke." „Er mußte eben von diesem Rendezvous, oder was immer es war, zurückgekommen sein, als wir ihn in jener Schenke am Strand vom Staube reinigten," äußerte Sharp nachdenklich. „Ja, und dann haben wir hier noch etwas," sagte Trim, der aus langjähriger Gewohnheit dem Gedankengange seines Genossen folgte. „Ueber diesen Burschen Beamish hinweg führt direkt der Weg zu einem Teil des Geheimnisses, das über dem Schicksal der Geschwister Milborne schwebt, näm lich zur Geschichte des Hamiltonschen Diamanten. Sicher lich mar Beamish nicht der Anführer, aber ein Mitglied der Bande. Dann wird er aber auch in dem zweiten Teil des Geheimnisses ein Werkzeug dieser Leute gewesen sein." „Und zwar in jenem Teile, der uns vorderhand am meisten interessiert," pflichtete Sharp bei. „Da der fesche Herr Fred das Fräulein entdeckt hat und wir von ihm wissen, daß es irrsinnig ist, muß man dieser Angelegenheit ihren Lauf lassen, bis ihr Bruder gefunden ist — sei es tot oder lebendig. Ich habe Herrn Hamilton gestern abend gesprochen, und er sagte mir, daß die Behörden nur auf Veranlassung der nächsten Anverwandten von Fräulein Milborne einschreiten wollen." „Wir müssen ihn also finden, und ich glaube, du denkst wie ich," sagte Trim. „Daß wir ihn tot auffinden werden? Ja, das ist mir zweifellos seit dem Augenblick, da ich den Inhalt dieses zweiten Zettels kenne," sprach Sharp mit Zuversicht. „Gib ihn mir einmal für eine Minute in die Hand. Großartige Theorien aufzustellen, ist dein Fach, ich aber verstehe mich auf das Beobachten kleiner unauffälliger Details." Trim reichte ihm das zerknitterte Papier hin, und Sharp beugte sich mit seinen scharfen Augen darüber. Zwischen den beiden Kollegen herrschte volles Einverständ nis, das nicht durch den leisesten Schatten von Eifersucht getrübt wurde. Jeder erkannte im andern die Fähigkeiten, die er selbst nicht besaß, und bewunderte sie, und es mag hier bemerkt sein, daß sie, wenn sie allein waren, die Eigentümlichkeiten völlig beiseite ließen, die einen so scharfen Kontrast zwischen den beiden bildeten, sobald sie sich auf dem Kriegspfade befanden. Trim war von Natur aus ebensowenig Melancholiker als Sharp ein Possenreißer. „Die Schrift ist mir unbekannt, doch das will nichts sagen, da wir die Handschrift der verdächtigten Person nie gesehen haben," sagte Sharp sofort. „Indessen etwas habe ich doch heraus gebracht. Das Billett ist durch die Post übermittelt morden. Da ist der runde Eindruck, den der Poststempel zurückgelassen hat, leider ist nur das Bild der Buchstaben zu schwach, um uns von Nutzen sein zu können." Trim kaute an einem Zahnstocher und sah, ohne zu antworten, lange zum Fenster hinaus. Endlich sagte er: „Dennoch hast du da etwas Wichtiges entdeckt. Der Kreis mag an und für sich keinen Anhaltspunkt bieten, kann aber zu einem solchen führen, und ich werde dir gleich sagen, wieso. Beamish hatte an jenem Abend in der Schenke reichlich Gold bei sich, und auch in den Kleidern des Toten wurden mehrere Sovereigns gefunden. Meine Voraus setzung ist die, daß er gleichzeitig mit Empfang des Briefes auch durch die Post bezahlt wurde. Dies kann nun ent weder durch eine Geldanweisung oder mittels einer Bank note geschehen sein, die man möglicherweise bis an ihren Aufgabeort zurückverfolgen könnte." „Das läßt sich hören I" rief Sharp aus, indem er ihm das Billet zurückgab. „Und unser nächster Schachzug?" „Es wäre vielleicht gut, wenn wir noch einen Versuch machten, Viktor Mackenzie zu sprechen," war die Antwort. „Bei einer freundschaftlichen Unterredung mit ihm kann Be- weismalerial gewonnen werden, das später nicht zu er halten wäre." „Später, nachdem wir die Savoystreet mit Erfolg durch-' forscht haben; ich verstehe schon, was du meinst." Seit ihrem Nachmittagbesuch bei Dr. Tomkins am Tage des Eisenbahnunfalles hatten die beiden Detektives es schon ein dutzendnial versucht, mit Viktor Mackenzie eine Unter redung wegen Percy Milborne herbeizuführen, aber stets vergeblich. Sie hatten ihn in seinem Bureau in der City wie in seiner Wohnung in der Iermynstreet aufgesucht, aber nur, um zu erfahren, daß er soeben erst fortgegangen sei; und sie hatten sich im „Obstweinkeller" wie andern be kanntermaßen von dem „Versicherungsinspektor" begünstigten Lokalen Herumgetrieben, ohne ihn zu sehen oder irgend jemand entdecken zu können, der ihn gesehen hätte. Dieser Mißerfolg, der vermuten ließ, daß er ihnen ab sichtlich aus dem Wege gehe, hatte sie davon überzeugt, daß es zwingend notwendig sei, ihn ohne Verzug aufzu stöbern, wenn sie ihren Plan bis in die letzten Konsequenzen durchführen wollten. Sich wohlbewußt, es'mit einem ge riebenen Schurken zu tun zu haben, verließen sie allerdings nicht gerade hoffnungsfreudig auf dem Charing Croß-Bahn- hofe den Zug, um sein Bureau aufzusuchen. Obgleich sie es daher erst später erfuhren, waren sie dem feschen Fred Dank dafür schuldig, daß sie, nachdem sie die engen Treppen erklommen hatten, die an dem Tabakladen vorbeiführlen, oben Herrn Mackenzie antrafen, der gerade die Tür seines Kontors abschloß. Denn Viktor, der seine eigenen Gründe dafür hatte, derartige Besuche zu erwarten, hatte die letzten zwei Tage in Brighton verbracht und war an jenem Morgen nur zufolge eines dringenden Telegramms seines Vaters nach London gekommen, da dieser ihm darin mitgeteilt, daß er sofort mit Viktor sprechen müsse. Wären Sharp und Trim fünf Minuten früher angekommcn, so hätten sie gesehen, wie Herr Simon gerade von dannen ging, nachdem er seinem Sohn die Nachricht überbracht hatte, daß Fräulein Milborne „Fiebersymptome" zeige und die Wärterin Elmslie wahrscheinlich um deren Ursache wisse. Viktor gelang es, den Fluch, der ihm über die Lippen schlüpfen wollte, noch zurückzudrängen, und er kehrte den Detektives ein lächelndes Antlitz zu. Es sprach für die Stärke seiner Nerven, es in einem Augenblicke tun zu können, da er gerade die Entdeckung gemacht hatte, mit einem rachedurstigen Weibe rechnen zu müssen, das noch dazu eines seiner dunkelsten Geheimnisse kannte. „Guten Abend, meine Herren," sagte er und streckte ihnen mit komischer Unterwürfigkeit die Hände entgegen. „Legen Sie mir Handschellen an, wenn es Ihnen beliebt, aber ich werde auch ohnedies ruhig mitgehen, wenn Sie mir diese Schmach ersparen wollen." Trim hielt mit frommem Entsetzen die Hände empor, als wäre dieser Gedanke zu frevelhaft, um ihn auch nur im Scherz anzudeuten, während Sharp wieder einmal sein joviales Lachen vernehmen ließ. „Necken Sie uns doch nicht so, Herr Mackenzie," sagte er dann. „Alles, was wir wollen, ist ein Plauderstündchen, da wir hoffen, daß Sie uns in einer Angelegenheit, die wir zu behandeln haben, einigen Aufschluß geben können. Sie kennen, wie ich glaube, einen jungen Mann namens Milborne?" „Gewiß; was ist mit ihm?" fragte Viktor mit gut geheuchelter Ueberraschung. „Er ist seit vergangenem Donnerstagabend ver schwunden," entgegnete Sharp, „und wir sind beauftragt, nach ihm zu forschen." „Ach! Und heute ist Mittwoch — sechs Tage," meinte Viktor nachdenklich, dann aber fügte er munter hinzu: „Kommen Sie beide nur herein. Ich will Ihnen alles er zählen, was ich weiß, wenn es auch nicht viel ist." Und während er sich umdrehte, um die Detektives ein zulassen, war er sich über seinen Entschluß rasch klar ge worden. Er nahm nicht an, daß sie ihn selber im Ver dacht haben könnten, und wollte sich von ihnen die Kastanien aus dem Feuer holen lassen. Denn auch er wollte, daß Percy Milborne gefunden werde — nun da Käthe anfing zu „fiebern". „Ich glaube, daß ich ebenso großes Interesse daran habe, daß Percy Milborne gefunden werde, wie irgend sonst jemand," sagte er jetzt. „Er steckt nämlich ziemlich tief in meiner Schuld, und es sieht fast aus, als ob er durch gegangen wäre. Tatsächlich bin ich seinetwegen seit letztem Donnerstag in Sorge, an welchem er sein Versprechen, mit mir nach Dover zu fahren, nicht einhielt." „Aber Sie haben sich doch sichergestellt?" fragte Sharp. „O ja, das habe ich, in Gestalt einer mir verschriebenen Lebensversicherungspolice," erwiderte Viktor in geschäfts mäßigem Tone und schaute dabei dem Fragesteller voll in die Augen. „Aber eine derartige Sicherstellung nützt mir nichts, so lange er abgängig ist. Selbst wenn er ver storben wäre, könnte ich die Police nicht realisieren, ohne der Gesellschaft einen hinreichenden Beweis für seinen Tod zu erbringen — doch wohlgemertt, ich glaube durchaus nicht, daß dies der Fall ist." Fousesm.g folgt.) Unterstützungen. Es ist Forderung und Bedürfnis des Gemütes, Bedürftige zu unterstützen und zu sehen, daß ihnen geholfen wird. Aber alles Unterstützungswesen Hit auch seine großen Schattenseiten. Es regt sich die Habsucht: Auch solche begehren Unterstützungen, di» sie nicht nötig haben. Es regt sich, der Neid: Die einen Unterstützten vergleichen sich mit den andern und finden, daß sie zu schlecht und die andern zu gut wegkommen und sehen scheel darein und murren. Es regt sich die Trägheit: Ich muß unterstützt wer den, was soll ich mich bemühen, ohne Unterstützun gen durchzukommen! Es ist bare Unmöglichkeit, die Unterstützungen vollkommen gerecht zu verteile» und zu bemessen. Kein Mensch bringt das fertig. In einer Zeit, wie der jetzigen, in der tn größerem Um fange als sonst Unterstützungen gewährt werben, Ire- ten alle jenen üblen Erscheinungen auch in verstärk-