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wirklich keiner besonderen geistigen Befähigung, um zu wis sen, daß Kochsalz — ein Naturerzeugnis — in Deutsch land unabhängig von WitterungSeinflüfsen u. s. w. in reichlichen Mengen gewonnen wird und daher wesentliche Preissteigerungen nicht zu erwarten sind; und wenn einmal ein vorübergehender Mangel eintritt, so ist er wohl in der Hauptsache nur auf solche planlose Käufe und unsinniges Gewäsch zurückzuführen. Tief bedauerlich ist cS, daß derartige Menschen immer noch nicht begriffen haben, oder nicht begreifen wollen, daß auch sie di» mo ralische Pflicht haben, dazu beizutragen, daß diejenigen, die von der Hand in den Mund leben müssen, vermeid lichem Mangel nicht ausgesetzt werden. Schließlich müßten die Behörden den Urhebern und Verbreitern unbegründeter Gerüchte über unsinnige Preise für Salz, Zucker u. s. w., — wie sie in letzter Zeit genannt wurden — so zu Leibe gehen, daß ihnen die Lust zu einer Wiederholung ein für alle mal vergeht. . . . t . . r . . . n. Deutscher Reichstag. Berlin, 7. April. Am Bundesratstisch:: Stell vertretender Kriegsminister v. Wandel. Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 2 Uhr. Nach einer Erklärung des Ministerialdirektor Dr. Lewald wurden zwei kurze Anfragen erledigt über den Aus bau des Orientalischen Seminars und über die Ver wendung von Getreide zu Brennzwecken. Dann trat Las Haus in die Beratung des Militäretats ein. Be richterstatter Abg. Rogalla v. Bieberstein war in der Lage, zu erklären, daß wir mit der Munition und auch mit den sonstigen Rohstoffen ausreichen, wie lange auch der Krieg dauern möge. Dann folg ten zwei lange Reden der Abgeordneten David sohn von der sozialdemokratischen Fraktion und Dr. Chon (Nordhausen) von der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft, die eine Reihe kleiner und kleinster Fragen behandelten. Das Haus wachte erst wieder auf, als Präsident Dr. Kämpf mitteilte, daß er um die Ermächtigung bitte, an Generalfrld- marschall v. Hindenburg ein Begrüßungstele- gramm zu senden. Kurz antwortete der stellvertre tende Kriegsminister v. Wandel auf beide sozialde mokratische Redner, worauf Schluß der Debatte be schlossen wurde, wodurch sich einige Sozialdemokra ten, darunter auch der Abg. Liebknecht, beschwert fühlten. Der Etat wurde bewilligt und die meisten Resolutionen angenommen, darunter auch eine der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft auf Entlas sung dauernd kranker und dienstuntauglicher Mann schaften. Im Rahmen der einmaligen Ausgaben, die dann verhandelt wurden, versuchte Liebknecht ver gebens, seine Rede, um die er durch den Schluß der Debatte gekommen war, noch an den Mann zu Vrin- gen. Nachdem er verschiedentlich zur Sache gerufen worden war, wurde ihm das Wort entzogen. Ter Rest des Militäretats wurde bewilligt. Beim Etat des Reichsmilitärgerichts wurde vom Abg. Stadtha gen ein Fall zur Sprache gebracht, der schließlich zur Einbringung und Annahme eines Antrags auf baldige Vorlegung eines Gesetzes aus Herabsetzung des Strasminimums führte. In der Sache erhielt Stadthagen Unterstützung vom Zentrumsabgeord- netcn Dr. Fehrenbach. Die dann folgende Be ratung des Marineetats wurde leider durch den Abg. Liebknecht entwürdigt, der unzusammenhängen- de Sachen vorbrachte, die mit dem Etat nicht in Ver bindung standen, sodaß ihm schließlich nach mehr fachen Erinnerungen und Ordnungsrufen das Wort entzogen wurde. Der Marineetat wurde dann ge nehmigt. Sächsischer Landtag. Dresden, 6. April. Die Erste Kammer erledigte zunächst verschiedene Kapitel des ordentl. Etats und bewilligte sie einstimmig nach der Vor lage. — Dann nahm sie das Gesetz betr. die Abän derungen des Schonzeit- und Kaninchenge- setzes mit einigen von den Beschlüssen der Zweiten Kammer abweichenden Abänderungen an und er- klärte sich mit dem Entwürfe eines Gesetzes über die Verlängerung der Amtsdauer der Mit- glieder der Handels- und Äewerbekam- mern einverstanden. — Das Haus gab sodann in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer seine Zustimmung nach 8 116 Abs. 2 der Berfassungsur- kunüe wegen des Termins für den Zusammentritt des Landtages nach der beabsichtigten Vertagung. Eine Reihe weiterer Etatkapttel wurde ohne Debatte genehmigt. Mit dem Bericht über die Verwaltung der Landesbrandversicherungsanstalt in den Jahren 1912 und 1913 erklärte man sich für befriedigt. — Die Petition der Handelsgesellschaft in Firma Brambacher Sprudel um Gewährung eiller laufenden Unterstützung von 50000 M. jähr lich und eines Darlehns zur Errichtung eines Bade- Haufes beschloß man nach kurzen Ausführungen des Oberbürgermeisters Dr. Dehne-Plauen in Ueber- einstimmung mit der Zweiten Kammer auf sich be ruhen zu lassen. Der Antrag der ersten Deputation, Lell Gesetzentwurf über die Körung von Zie genböcken mit einer germgen Abänderung anzu nehmen und dem Beschlusse der Zweiten Kammer beizutreten, wurde einstimmig angenommen. - Hier auf wurde die Sitzung um 1V, Uhr vertagt. — Die Erste Kammer nahm nach einstündiger Pause ihre Verhandlungen wieder auf, und zwar wurde zu nächst Kap. 91 des Etats, Universität Leipzig betr., in Schlußberatung genommen. — Seine Kgl. Hoheit Prinz Johann Georg beklagte, daß er beobachtet-habe, welch große Unkenntnis in wetten Kreiselt des Volkes über die sächsische Geschichte herr sche. Er bittet die Regierung dringend, einen Lehr MUtticltS-ILrimlttuugeu. Nachdrus «srdotn». 11. April 1915. (Zwischen Maas und Mo sel. — Im Laborczatal.) Unter sehr schweren Verlusten versuchten die Franzosen immer und im- iner wieder zwischen Maas und Mosel die deuffctMl Stellungen zu durchbrechen. Namentlich um dir Lombreshöhe und deren Kamm zu gewinnen, mach ten sie am Morgen und Abend Sturmangriffe und im Priesterwalde kam es zu heftigen Nahkämpf:n, inoeß gelang es dein Feinde nirgendwo, die Oberhand stuhl für sächsische Geschichte zu errichten, und zwar im Hauptamte, nicht im Nebenamte. — Wirkt. Geh. Rat Wach geht zunächst auf die Ge schichte des Krieges din, wobei er ausführt, daß un sere Feinde sich in Deutschland gründlich verrechnet hätten. Sie hätten geglaubt, das Deutschland vor 100 Jahren vor sich zu haben, das sie einfach über fallen und zertrümmern könnten. Das jetzige Deutsch land sei aber ein ganz neuer Staat, ein Kulturstaat geworden, der an der Spitze aller Staaten der Welt marschiere. An dieser glänzenden Entwicklung Deutschlands habe die Arbeit der Universität einen großen Anteil. Zum Schluß dankt Redner der Re gierung für ihre weise Fürsorge und das große Wohlwollen gegenüber der Universität. — Kultus minister Dr. Beck: In den letzten Jahren seien mit Rücksicht auf die große Bedeutung der sächsischen Ge schichte für das kommende Geschlecht Verordnungen erlassen worden, daß die sächsische Geschichte den Mritclpunkt eines jeden Geschichtsunterrichts bilden müsse. Ter Minister dankte der Studentenschaft der Universität für die Betätigung vaterländischen Geistes. 4142 Studierende ständen im Felde, von denen viele den Heldentod gestorben seien. Besonders hervor- ragend sei die aufopfernde Tätigkeit der Mitglie der der medizinischen Fakultät. Tas Kapitel wurde hieraus nach den Deputationsanträgen genehmigt. Bei Kap. 60, Landwirtschaft, Handel nnd Gewerbe im allgemeinen, bat Oberbürgermeister Blüher die Regierung, im Bundesräte dafür ein- zutreten, daß nunmehr, nachdem eine Registrierung der - Guthaben der deutschen Industrie im feindli chen Auslande nicht mehr bestritten werde, diese Re gistrierung auch hier staatlich in die Wege geleitet werden, weil nur dadurch eine klare Ueberjicht er- langt werden könne. — Ministerialdirektor Wirkl. Geh. Rat Dr. Roscher: Ter Wunsch des Vorred ners sei von der Regierung als berechtigt anerkannt nnd bereits in Berlin vertreten worden. — Die Einstellungen des Kapitels wurden nach weiterer un erheblicher Debatte genehmigt. — Ohne Aussprache wurden die Kap. 20, direkte Steuern, und 21, indi rekte Abgaben betr., verabschiedet. Die übrigen auf der Tagesordnung stehenden Punkte wurden debatte- los glatt erledigt. Dresden, 7. April. Tie beiden Stände kammern hielten heute vormittag ihre Schluß sitzungen vor der Vertagung des Landtages ab. In beiden Kammern wurde zunächst das Ergeb nis des Vereinigungsverjahrens über die Beratungsgegenstände mitgetrilt, zu denen beide Kammern abweichende Beschlüsse gefaßt hatten. Wei- ter fand in beiden Kammern die Wahl der Zwischen deputation für die Elektrizitätsversorgung statt. Uebrigens erledigten beide Kammern noch ei nige rückständige Kapitel des Etats nno des Rechen- schaftsberichts, sowie eine Anzahl Petitionen. H'r- vorzuheben ist die Beschlußfassung beider Kammern über 8 3 des Finanzg es etzes aus die Jahre 1916 und 1917, in dem die für das Jahr 1917 zu erhebenden Steuerzuschläge zum Ausdruck kom men. Beide Kammern beschlossen einstimmig, diesen ß 3 Absatz 1 und 2 in folgender Fassung anzuneh- men: „Zn den gesetzlichen Jahresbeiträgen der Ein kommensteuer (Normalsteuer) find im Jahre 1917 als Zuschläge zu erhebe» lO Prvz. der Normalsteuer von Einkommen von mehr als 2200 Mk. bis einschließlich 4000 Mk, 15 Prvz. der Normalsteuer von Einkommen von mehr als 4000 Mk. bis einschließlich 12MO Mk., 20 Prvz. der Normalsteuer von Einkommen von mehr als 12000 Mk. bis einschließlich 25 000 Mk , 25 Proz. der Normalsteuer von Einkommen von mehr als 25000 Mk. bis einschließlich 50000 Mk., 30 Proz. der Normalsteuer von Einkommen von mehr als 50000 Mk ZusAäge werden nicht erhoben von Beitragspflich tigen, deren steuerpflichtiges Einkommen nicht mehr als 2200 Mk. beträgt; ferner von Beitragspflichtigen, von deren steuerpflichtigem Einkommen ein Abzug gemäß 8 12 Absatz 3 des Einkommensteuergesetzes zu bewirken ist, oder denen ein? Steuerermäßigung nach 8 13 des Einkommensteuergesetzes gewährt wird, oder die bei einem Einkommen von nicht mehr als 5800 Mk. drei oder mehr nicht besonders zur Ein kommensteuer veranlagten Kindern auf Grund ge setzlicher Verpflichtung Unterhalt gewähren." In der Zweiten Kammer stimmten die So zialdemokraten gegen die Ständische Schrift und das Fmanzgesetz, mußten sich dann aber im späteren Ver lauf der Sltzung, als sie eine Pensionserhöhung für Berginvaliden wünschten, sagen lassen, daß es in konsequent sei, erst dem Staat die Mittel zu ver- weigern, und dann-an ihn Ansprüche zu stellen. Mit einer von patriotischen Empfindungen getragenen Rede des Präsidenten Vogel sand dann die letzte Sitzung ihr Ende. Unter dem Beisall des Hauses erbat der Präsident zum Schluß noch die Ermächti gung, an den Generalfeldiyarjchall von Hinden burg, der sein fünfzigjähriges Militärdienstjubi läum feiert, ein Glückwunschtelegramm abzus.'ndm. zu gewinnen. Bei Atlly gab cs einen Nachckampf und bei Flirey hatten die Franzosen sehr schwer« Verluste. — Im Laborczatal im Osten gingen nun die Russen, nachdem sie ihren Angriff mit starkem Artilleriefeuer vorbereitet hatten, vor und gewan nen auch einigen Boden; dann aber schlugen die schweren Haubitzengcschosje in ihre Reihen und diese mußten unter starken Verlusten weichen Es konnte hier festgestellt werden, daß tatsächlich die russisch« Infanterie durch hinter ihr stehende Maschinenge wehre ins Feuer getrieben wurde Es half jedoch auch dies nichts, denn die russischen Kolonnen wur den völlig zersprengt und aufgerieben, bevor sie die deutsche Beskidenschützenlinie erreichen konnten. — Am genannten Tage kam der deutsche Hilfskreuzer „Kronprinz Wilhelm" in Newport News an nnd auch er wurde später gleich dem „Prinz Eitel Friedrich" auf seinen Wunsch interniert, um den Engländern nicht in die Hände zu fallen. Neueste Nachrichten, fortschreitende Erfolge an der Maas. — (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 10. April. Westlicher Kriegsschauplatz. In den gewonnenen Trichterstellungen südlich von St. Eloi wiesen unsere Truppen Wiedereroberungs versuche feindlicher Handgranatenabteilungen restlos ab. — Die Minenkämpse zwischen dem Ka- 'nal von La Bassee und Arras haben in den letzten Tagen wieder größere Lebhaftigkeit angenom men. — Auf dem Westufer der Maas wurde Bethincourt und die ebenso stark ausgebauten Stützpunkte Alsace und Lorraine südweff» lich davon abgeschnürt. Der Gegner suchte sich der Gefangennahme durch schleunigen Rückzug zu entziehen, wurde von den Schlesiern aber noch ge faßt und büßte neben schweren blutigen Ver lusten hier 14 Offiziere und rund 700 Mann an unverwundcten Gefangenen, 2 Geschütze und 13 Ma schinengewehre ein. Gleichzeitig räumten wir uns unbequeme feindliche Anlagen, Blockhäuser und Un terstände an verschiedenen Stellen oec Front aus, so dicht nördlich des Torfes Avocourt und südlich des Rabenwaldes. Auch bei diesen Einzelunter nehmungen gelang es, die Franzosen ernstlich zu schädigen. An Gefangenen verloren sie außerdem mehrere Offiziere, 276 Mann. — Rechts der Maas wurde in ähnlicher Weise eine Schlucht am Südwestrande des Pfefferrückens gesäubert; 4 Offiziere, 184 Mann und Material blieben in un seren Händen. Weiter östlich und in der Woeora fanden lediglich Artilleriekämpfe statt. Im Luftkampf wurde südöstlich von Dam- loup und nordöstlich von Chateau Salines jo 1 französisches Flugzeug abgeschoisen. Die Insassen des ersteren sind tot. Je ein feindliches Flugzeug wurde im Absturz in das Dors Loos und in den Caillettewald beobachtet. Oestlicher und Balkankrieg s j ch aup l atz. Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Oberst« Heeresleitung. (W. T. B.) — Berlin, 10. April. Ter Verein Deut scher Zeitungsverleger hat in 2 Eingaben an den Reichstag die Neuregelung der Sätze für Presse- Telegramme und Presse-Ferngespräche im Anschluß an die Regierungsvorlage zur Erhebung der Reichsabgaben zu den Post- und Telegraphengebühren gefordert. — Stockholm, 10. April. Wie es in Ruß land seit Kriegsbeginn üblich geworden ist, hat nunmehr auch der neue Kriegs Minister unmit telbar nach seiner Ernennung Vertreter der russi schen Tagespresse zu sich gebeten und vor ihnen das Programm entwickelt. Was die russischen Zeitungsmänner dort zu hören bekamen, war der art beschaffen, daß die Zensur einen großen Teil der Veröffentlichungen verbieten mußte. Der Kriegs minister sagte, die Komitees und Bündnisse haben seinerzeit ganz genaue und überaus ernste Verpflich tungen übernommen, nun mögen sie darauf bedacht sein, diesen Verpflichtungen in ernsterem' Maße ge recht zu werden, als es bisher der Fall wer; es wäre besser, die Herren redeten weniger und leiste ten mehr. Wir verlangen von ihnen Geschosse, nicht abec politische Plattformen und geistreiche Mätzchen, wie die jetzt auf allen Patronenkisten oefindlichen Aufschriften: „Spart nicht mit den Patronen". Was die Organisation des Sieges anbelangt, io haben wir, so schmerzlich das auch sei, von unseren Fein den, den Deutschen, zu lernen." — Zürich, 10. April. Aus gut unterrichteter holländischer Quelle wird den „Neuen Züricher Nach richten" über die dortigen militärischen Maß nahmen folgendes berichtet: Von englischer Seite wurde an Holland ein gewisses Anffnnen gestellt, das eine beschleunigte Beratung d.s holländischem Mi nisterrates notwendig machte und dem Ministerrat die svjortl'ge Einberufung des Parlaments zu einer geheimen Sitzung rätlich erscheinen ließ. Trotzdem betrachtet man den Zustand in Holland nicht als kritisch, weil keinerlei Maßnahmen Englands sichtbar sind, die Hollands militärische Lage verschärfen könn te. Man sieht in Englands Maßnahmen bei Ler holländischen Regierung nur einen Schritt gegen Deutschland, um die Aufmerksamkeit vom Bttlan ab- und zu Holland hinzulenken. Das militärijcha Schwergewicht liegt nach holländischer Auffas sung gegenwärtig aus dem Balkan. — Lugano, 10. April. Der Malländer „Se-