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Sofia, 9. Februar. Das Regierungsor ga n „N a r o d n i Prava" schreibt: Wir stehen heute gemkiusam mit unseren großen Verbündeten an der griechischen Grenze, nicht als Feinde, sondern mit der Hojsnung, gute Nachbarn Griechen lands zu werden. Auch sind wir nicht schuld da ran, daß unsere Feinde Griechenlands Neu tralität verletzt haben und auf griechischem Bo den stehen. Unsere Feinde dürfen dort nicht bleiben, wo sie sind. Wir haben das Recht, unsern Feind dort zu suchen und zu vernichten, damit er uns nicht be droht. Es mag für Griechenland schwer sein, fremde Truppen auf seinem Boden zu sehen, aber wir kön nen uns davon nicht abhalten lassen, uns zu wehren. Obgleich es den griechischen Staats i männern schwer fallen mag, sich zu entscheiden, Hof I scn wir doch, daß sie schließlich erkennen werden, ! wo ihre wahren Freunde sind, und daß dann ein dauerndes Freundschaftsband zwischen Griechenland und Bulgarien getstüpft wird. Jedenfalls muß gesagt werden, daß wir unmöglich unsern Feind in der Nähe unserer Grenze stehen lassen können. Dieser Feind muß vertrieben werden Wir sind bereit, allen Möglichkeiten zu begegnen, : im vollsten Vertrauen auf unsere Kraft und auf den Endsieg. Ferner wird gemeldet: Konstantinopel, 9. Februar. Nach griechi schen Blättermeldungen hat sich aus Veranlassung der Regierung eine Kommission gebildet, der auch der Marineminister und General st absch es ailgehören, nm die innerpolitischen Umtriebe in Grie chenland zu bekämpfen. In einer dem Königüber - reichten Denkschrift schlägt die Kommission vor, den Belagerungszustandüberdasgan ze Land zu verhängen, die Z ei t u n g s z? n - s n r einzusühren und die militärischen Kommandanten der einzelnen Provinzen mit den Funktionen der Zi- rilbebörden zu betrauen. Der König erklärte sich mit den Verschlügen einverstanden. Paris, 9. Februar. „Petit Parijien" erfährt aus Korsu, daß eine französische Abteilung die griechische Insel Fano, nördlich von Korsu, be setzt habe. Paris, 9. Februar. „Journal meldet aus Athen, daß sich in Albanien 20000 serbische Sol duten befinden, die nach Korfu transportiert werden sollen, wo bereits 80000 Serben eingetrosfen seien Puris, 9. Februar. „Journal" erfährt aus Athen, daß Essad Pascha mit seinen Mannschaften in Korsu erwartet werde. Athen, 9. Februar. Tie griechische Zeitung „Kairi" berichtet unter dem 22. Januar: Wie wir eigenen verbürgten Nachrichten entnehmen, sandle Essad Pascha aus Furcht vor dem Nahen der Deut schen und Bulgaren außer seiner Gattin auch 20 Millionen Francs in Gold nach Italien. Dieses Ka pital, welches er für die Erhaltung seiner Albaner ratenweise erhielt, hat Essad sich auf unredliche Weise erspart, indem er nur die Hälste der von Frankreich sür Lebcnsmittelunterhalt seiner Mannschaften ge sandten Summe verwandte. Nunmehr hat dieser „Held", dessen Befürchtungen alle italienischen Be ruhigungsversuche nicht zu bannen vermögen, sich sür den Fall der Flucht mit einem Flugzeuge versehen, das Italien zu seiner Verfügung stellte. Rußland nimmt mal wieder den Mund recht voll, um seinen Leidensgefährten Mut zu machen; i es vermag trotzdem aber nicht zu verhindern, daß seine Truppen in Persien eine Schlappe nach der j andern erleiden: Lugano, 9. Februar. Die italienischen Blätter geben zur eigenen Ermutigung mit großer Befrie digung die Versicherung des russischen Kriegsministers wieder, daß Rußland jetzt bereit sei, einen gro- § ßen Schlag auszuführen, da die Munitions-! not vorüber und die Deutschen jetzt unter einem Eisenhagel begraben werden können. Konstantinopel, 9. Februar. Die türkisch? Zeitung „Mussul" berichtet: Bei einem heftigen Kampfe bei Saudjbulak in Persien zwischen Russen und den Truppen, sowie den Kämpfern für : den heiligen Krieg unter Führung des dortigen Gou ' verneurs Haidar-Bei wurden die Russen geschlagen, so daß sie sich in Unordnung zurückziehen mußten und große Verluste hatten. Wir besetzten wieder Saudjbulak. Die Verluste aus türkischer Seite sind verhältnismäßig gering. Von einer Menge englischer Gesungener, die in Asifije gemacht wurden, trafen die ersten 249 Mann in Mosful ein. Als Antwort auf die englische Ableugnung des Unterganges des Kreuzers „Caroline" verösfentlicht die „Köln. Ztg." solgende Depesche über einen wei- s teren Erfolg unserer Zeppeline bei ihrem Flug über Sce, den unsere Feinde vergeblich zu verkleinern versu chen: Köln, 9. Februar. lPrivattelegramm.) Dir! „Kölnische Zeitung" meldet: Auß r dem englischen kleinen Kreuzer „Caroline" sind bei dem letzten Luftangriff die beiden Zerstörer „Eden" nnd „N i th" aus dem Humber gesunken. Das „Möwe" Rätsel behandelt noch folgende Nachricht: Amsterdam, 8. Februar. Barton, der Kapi s län des Dampfers „Corbridge" (der von dem deutschen Schiff vernichtet wurde, das die „Appam" ! ausbrachte), hat dem Newhorker Vertreter des „Tailn - News" erzählt, er sei nicht ganz sicher über den Namen des Schiffes, das ihn angrifs. Er glaubt i jedoch, daß es „Tonga" war. Aus keinen Fall! habe das Schiff „Möwe" geheißen. Es war ein neuer Dampfer, dessen Unterbau einem Schoner äh nelt und auf große Schnelligkeit berechnet ist, wäh rend der Oberbau einem Trampdampser ähnlich sieht Der Dampfer konnte mindestens 25 Knoten lausen, wenn es notwendig ist, und führte im Ver hältnis zu seiner Größe von 6000 Tonnen eine rie sige Mannschaft an Bord. Er stellt die neueste Er rungenschaft der Deutschen für den Handelskrieg dar. Die versteckte Aufstellung seiner Geschütze und das Aussehen des Trampdampfers machen ihn zu einem der gefährlich st en Schiffe seiner Art. Ter Kapitän behauptete: Es find noch zwei oder mehr Schiffe seiner Art auf See. Ein Offizier eines der ausgebrachten Schiffe hat nach Ansicht Bartons eine noch unentwickelte photographische Auf nahme der „Tonga". Weiter wird über ein Seegefecht im Schwarzen Meer gemeldet. Budapest, 9. Februar. Die Petersburgs Te lcgraphen-Agentur meldet: Zwei russische Tor pedoboote, welche im Schwarzen Meer Pa- trouillendienste leisteten, wurden bei Zunguldak von feindlichen Batterien und von einem Unter seeboot angegriffen. Beiden russischen Kriegs schiffen gelang es jedoch, aus der Feuerlinio zu flüch te». Tagesgeschichte. Frankreich. — Briands Reife nach Rom. Briand und Bourgeois sind in Begleitung der Unterstaatssekre- täre Thomas und de Margerie und der Generale Pellet und Tumezil Mittwoch morgen um acht Uhr nach Italien abgereist. Amerika. Gegen Wilsons Rüstungs Pläne. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Newhork: Die Ver treter von zwei Millionen Farmern erschienen vor dem zuständigen Kongreßausschuß und erklärten sich gegen eine Vergrößerung des Heeres und der Flotte. Japan. — Russische Anleihe in Japan. Tic Petersburger Telegraphen Agentur meldet aus To kio: Hier wurde ein Vertrag unterzeichnet, betres- seud die Ausgabe einer russischen Anleihe in Japan in Höhe von 50 Millionen Jen zur Br gleichung der russischen Staatsaujträge. Die An leihe soll mit fünf Prozent verzinst und in einem Jahre amortisiert werden. Oertliche und sWischc Nachrichten. Dresden, 9. Februar. Am 8. Februar morgens begrüßte Seine Majestät der König aus dem Bahnhof Bialystok sächsische Eisenbahnbe amte. Im Schloßhose der Stadt hatten der Stab und einige Kompagnien eines sächsischen Landsturm- Jnjanleriebataillons, jowie kleinere sächsische Forma tionen Ausstellung genommen, denen Seine. Majestät für ihre treue Pflichterfüllung feinen Dank ausfprach. Hieraus wurde Seiner Majestät eine sächfifche Etap penhufsbäckereikolonne in Tätigkeit voraeführt, so wie mehrere andere große Betriebe und Wohlsahrts- einrichtungen der Etappeninfpektion in Bialystok und Suprasl, wobei der Etappeninfpektor eine kurze Er läuterung über die Wirksamkeit der Etappe in tech nischer, land und sorstwirtschaftlicher Hinsicht gab. — Dresden, 9. Februar. Ein tödlicher Un fall ereignete sich am Montag abend an der Ecke Am mon- und Güterbahnbofstraße. Eine an der Scheffel- straßc wohnhafte 71 Jahre alte Frau wurde dort von einem Lastautvmobil überfahren nnd schwer verletzt. Sie wurde in bewußtlosem Zustande nach dem Krankenhause gebracht, verstarb jedoch bereits unterwegs. Die alte Frau ist in den Wagen hineingelaufen, so daß den Führer keine Schuld trifft. — Leipzig, 8. Februar. Aus den Maschinen einer hiesigen Buchdruckerei waren kürzlich eine An zahl Rotgußlagcr he rau s g e n o m m e n undent- wendet worden. Ter Täter mußte nach Sachlage un ter dem Arbeitspersonal zu suchen sein. In den Verdacht des Diebstahls gerieten drei Lehrlinge im Alter von 15 und 16 Jahren, die auch nach langem und hartnäcki gem Leugnen ein Geständnis ablegten. Elf Nvtgußlager und eine Menge Bleilinien und Bleibrvcken hatten die jugendlichen Spitzbuben ihrem Lchrherrn entwendet und diesem dadurch einen Schaden von etwa 300 M. zugefügt. Mit ihrer Beute waren sic geradewegs zum Altwaren händler gegangen, hatten diesen über ihre Person und die Herkunst des Metalls getäuscht nnd sich durch den Ver kauf gute Taschengelder verschafft. — Chemnitz, 9. Februar. In einem Grund stück der Vorstaot Bernsdorf verunglückte ain Dienstag nachmittag gegen 5 Uhr ein 9 Jahre alter Knabe dadurch tödlich, daß er auf der steinern n Treppe ausglitt, dadurch zu Falle kam und mit dem Kopfe auf einer Treppenstufe aufschlug. Ter bekla genswerte Knabe wurde zwar noch lebend in ein Zimmer gebracht, er verstarb aber daselbst nach kurzer Zeit. -- Wehlen, 9. Februar. Am kleinen Bä renstein kletterten mehrere Kinder auf den Felgen umher, obwohl sie von Erwachsenen gewarnt worden waren. Ein etwa 13 Jahre altes Mädchen aus Pirna stürzte ab und blieb besinnungslos liegen. Eine Dame aus Mügeln leistete der Verunglückten ote erste Hilfe. — Frankenberg, S. Februar. Im hiesigen Elektrizitätswerk ereignete sich Dienstag mittag ein schreckliches Unglück. Der 42 Jahre alte ver heiratete Hilfsmaschinist Karl Hermann Görner geriet während der Beschäftigung in die Turbinenanlage und wurde durch öfteres Herumschleudern gräßlich zugerichtet. Der Tod muß sofort eingetreten sein. Görner, der neben der Frau vier Kinder hinterläßt, war als zuverlässiger, guter und fleißiger Arbeiter geschätzt. Wegen des Unfalls mußte die Turbinenanlage still gelegt werden. Dabei fand man am Rechen der Wasserkraft die Leiche eines seit mehreren Wochen vermißten jungen Dienstmäd - chens. Verirrte Liebe mag das Mädchen in den Tod getrieben haben. — Neukirchen, Bez. Zwickau, 9. Februar. Fabrikbesitzer Richard Beyer hier hat mit 10000 M. eine Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Familien gefallener, verwundeter und arbeitsunfä higer Kriegsteilnehmer Neukirchens errichtet. - Lößnitz, 8. Februar. Ter aus dem hiesigen Amrsgerichtsgesängnis ausgebrochene Einbrecher, Tienstlnecht Lohs aus Alberoda, ist am Donners tag in Chemnitz wieder fe st genommen und hin ter Schloß und Riegel gebracht worden. Er ist hier bei einem neuen Diebstahl abgesaßt worden. — Annaberg, 9. Februar. Die erzgebirgische Posamentenindustrie hat einen wichtigen Fortschritt zu verz, ichnen. In einer Versammlung einer großen Anzahl erzgebirgischer Posamentenmaterialfabrikanten, in der die größeren und wichtigsten vertreten waren, hat sich ein schon lange für diese Industrie erforderlicher, jetzt aber unentbehrlich gewordener Verband gebildet unter dem Na men : Vereinigung Erzgebirgischer Po samentenmaterialfabrikanten. Vorsit zender ist Kommerzienrat E. Schmidt. Für die Folge werden die genannte Vereinigung und der erzgebirgische Posamentenverband Hand in Hand gehen und die Inter essen der Gesamtindustrie gemeinschaftlich vertreten und schützen. — Jägersgrün, 8. Februar. Durch einen Unfall zu Tode gekommen ist in der Nacht vom 7. zum 8. Februar der hier ansässige Gutsbesitzer Louis Hummel. Derselbe wurde von seinen Angehörigen am 8. Februar nachts 1 Uhr in dem zur Stickereifabrik von H. Nari gehörigen Betriebsgraben sitzend, tot aufge funden. Man verniutet, daß Hummel beim Betreten des über den Graben führenden Steiges einen Fehltritt getan, in den Graben gefallen ist und beim Herausklettern vom Schlage betroffen wurde. Der Graben läuft direkt an seinem Hause vorbei und führt augenblicklich wenig Wasser, sodaß es ausgeschlossen ist, daß er ertrunken ist. Hummel war infolge seiner Biederkeit ein in der ganzen Umgegend beliebter nnd bekannter Mann, und wird allgemein be dauert. — HX. Die Handelskammer Plauen macht darauf aufmerksam, daß es nach einem Bescheid des Präsidenten der Zivilverwaltuug für die Provinz Antwerpen erwünscht ist, wenn Warenschäden, die deutsche Firmen durch die Kriegsereig nisse in Antwerpen erlitten haben, mit tunlichster Beschleunigung und unter Beifügung sämtlicher zu einer Nachprüfung dienlichen Belege bei der genannten Verwal tung in Antwerpen angemcldet werden. Es handelt sich dabei in erster Linie nm solche Fälle, in denen eine Re quisition durch belgische Behörden vorliegt oder in denen die mit deutschen Dampfern verladenen Güter beschädigt worden sind. Für Schäden, die bereits beim Reichsamt des Innern, beim Reichskommissar zur Erörterung von Gewalttätigkeiten gegen deutsche Zivilpersonen in Feindes land oder bei einer der deutschen Verwaltungsbehörden Belgiens angemeldct worden sind, erübrigt sich eine noch malige Anmeldung. Lächsischcr Landtag. Dresden, 9. Februar. (Zweite Kammer.) Bor Eintritt in die Tagesordnung ergriff das Wort der Generalmajor Rohde zur Abgabe einer Er klärung im Namen des Kriegsministeriums auf die vom Abg. Dr. Niethammer (natl.) gelegentlich der allgemeinen Etrtsberatung am 30. November l9l5 ausgestellte Behauptung, daß durch die Maß nahmen der KriegSroh st osf-Gejellschaft viele Industrien schwer geschädigt würden. Auf Grund der eingezogenen Ertundignngen könne folgen des sestgestellt werden: Die im Jnlande angevrdneten Beschlagnahmen find fast nie mit einer Enteignung oder Wegnahme verknüpft. Es ist unrichtig, daß die Hceresverwallung Fabrikanten die Rohstoffe wegge- nvmmcn und zu gesteigerten Preisen wieder heraus gegeben habe. Die Heeresverwaltung hat vielmehr die Rohstoffe überhaupt nicht an sich genommen. Enteignungen von Rohstoffen find nur ganz verein zelt vorgcnommen worden. In den ganz seltenem Fällen der Zwangsenteignung blieben die zum Fort- betriebe der Fabriken erforderlichen Rohstoffe zurück. Die in den besetzten feindlichen Gebieten beschlag nahmten Rohstoffe sind vom Reiche eigentümlich übernommen und im Jnlande zu den Tagespreisen verwertet worden, eine Freigabe an den Eigentümer ha> hier grundsätzlich nicht stattgesunden, auch wenn er Deutscher war. Wer Rohstoffe im besetzten feind lichen Gebiete lagern hatte und sie der Rohsto f Ge sellschaft überles en mußte, hat trotzdem keinen Scha den erlitten. Lediglich in den Fällen, in denen sich die Industrie schon vor Kriegsausbruch zur Lieferung ihrer Erzeugnisse verpflichtet hatte, ist ihr Schaden erwachsen, soweit sic sich nicht durch Kriegsklauseln gesichert hatte. Die Verwertung der in den besetz ten feindlichen Gebieten beschlagnahmten Rohstoffe zu Tagespreisen ist berechtigt, weil die Heeresverwal tung alle Arbeit leisten muß. Durch einsachr Her ausgabe der beschlagnahmten Rohstoffe an die E gcn- tümer würde nicht der Zweck erreicht werden, Heer und Marin? schlagfertig zu erhalten. Vor dtejer,