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damit Euer Verehrer herkommt, und ich, . . ich brauche meinem Fredi bloß vom Fenster aus eine Lackritzenstange zu zeigen, dann fliegt er förmlich herauf!" wieder zurück. Wo aber hielt er sich während dieser Zeit auf? — Die Wohnung war doch nur klein und Frau Claire sah ihn niemals vor dem gemeinsamen, jetzt sehr früh und regelmäßig stattfindenden Mittagessen. . . . Er wurde rot, wenn er nur daran dachte. Er saß in dem alten, kunstvoll in eine Vertiefung eingebauten Wandspinde, welches von der geräumigen Garderobe zu dem ge meinsamen Schlafzimmer hineinführte . . . und wartete, daß der Besitzer des braunen Handschuhs wiederkommen solle. Bisher aber wartete er vergebens. Endlich, nachdem er den dritten Tag seiner Zeit dort verbracht hatte, winkte ihm der Erfolg. Seine Frau trällerte im Schlaf zimmer ein fröhliches Lied und ging dabei mit unruhigen Schritten auf und nieder. Einmal kam die alte Babette herein. Da hörte er Claire ungeduldig fragen: »Wann wollte er kommen, Babette?" Und die alte Person, die er niemals einer solchen Hinterlist für fähig gehalten halte, antwortete kichernd: „Wie neulich auch, gnädige Frau! — So gegen 11 Uhr herum." Und jetzt war es 2/411. Pünktlich um 11 Uhr hörte er feste, energische Schritte neben den leisen seiner Frau. . . . Eine Weile blieb alles still . . . dann ertönte plötzlich ein sanftes, glückliches Kichern . . . Darüber schwand der Rest seiner Ruhe. Er schob den Riegel zurück und stürzte eine Sekunde später auf den Herrn zu, der zu Füßen seiner Claire kniete. Eine ohnmächtige Wut packte ihn. Er meinte, er müsse hinsinken und seinen letzten Atemzug tun. Tann aber riß er den Knieen den empor und hielt ihn einen Augenblick in der Luft . . . Der Schwebende begann aus Leibeskräften zu schreien ... Babette stürzte herein . . . sah ihren Herrn . . . und schr e aus Bequemlichkeit mit. Nur eine erwies sich als lartgesotteue, alte Sünderin . . . Und das war die junge, liebliche Frau Claire . . . Sie fiel dem aufgeregten Ehemann in die Arme, die ohnehin langsam unter ihrer Last zu ermüden begannen und fragte ihn ganz ruhig: „Aber siehst Du denn nicht, daß dies der Schneider ist, der mir das von Dir verbotene schicke Kostüm anfertigt... Er mußte zu mir kommen. . . denn ich konnte nicht wagen ihn zu besuchen, da er in dem Hause, ivo Du Dein Bureau hast, wohnt." Fritz Pelermann mutzte sich setzten. Er begriff vor läufig noch gar nichts. Er stotterte nur heraus: „Aber ... er kniete doch . . ." Da lachte Frau Claire herzlich. „Ja . . . meinst Du denn, er könnte schweben, während er sich überzeugt, ob der Rock die richtige Länge hat. . ." „So war der braune Handschuh neulich auch von ihm," fragte der Rechtsanwalt matt. „Natürlich," bestätigte Frau Claire. Indessen hatte der Schneider sich wieder zurechtge funden. Er nutzte klug die Gelegenheit, indem er sein Musterbuch aufschlug und auf eine Probe hinwies: „Dies Kostüm würde der gnädigen Frau entzückend stehen." Da Fritz Petermann unklar fühlte, daß er dem Schneider und seiner kleinen Frau eine Genugtung schuldig war, so sagte er matt und ergeben: „Fertigen Sie also auch noch dieses Kostüm an. Im übrigen aber, nicht wahr . . . die Geschichte hier bleibt natürlich unter uns." „Solange ich die Herrschaften zu meiner Kundschaft zähle, bin ich streng diskret," versprach der Gefällige. Da wußte der junge Rechtsanwalt, daß er für seine grundlose Eifersucht hart aber gerecht bestraft war öewagte Annahme. Chef lzum Kontordiener): „Was, schon wieder für zehn Mark Tinte?! Ja, baden — sich denn die Herren darin?!" Lnttckieckene Verwahrung. Beamter: „Wie heißen Sie und woher sind Sie?" Bauer: „Josef Neumann aus Silbergründel.' Beamter: „Hat nicht einen Josef Neumann aus Silbergründel voriges Jahr der Blitz erschlagen?" Bauer: „Ja; aber der bin ich nicht!" § vack unä nach. „Du, was ist denn das für ein Herr dort, der bei seinem Reden immer die Ausdrücke gebraucht: Wenn ich mich nicht täusche, wenn ich mich nicht irre, soviel ich mich erinnern kann, es kann auch anders sein usw.?" „Das ist der frühere Förster des hiesigen Schlosses — der möcht' sich das Lügen abgewöhnen!"