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— Eibenstock, S. Dezember. Der vom Vaterlän dischen Bolkiverein, Beamtenverein und Kaufmännischen Brr- ein für morgen, Donnerstag, im Saal« de« Deutschen Hau se« angesetzte Vaterländische Abend dürft« in all sri- n«n Darbittunaen jedem Besucher eine geistige Erquickung und vaterländische Stärkung bieten, beide« Gaben, di« un« in die ser schweren Zeit besonder« wertvoll erscheinen müssen. E« ist daher Jedem der Besuch de« Abend« im Interesse der gu ten Sache wärmsten« zu empfehlen. — Eibenstock, 9. Dezember. Mit dem Eisernen Kreuz au«g»z»ichn»t wurde der Sergeant Paul Schubert, Inhaber der Firma E. H Fischer hier, der beim 6 Feld lazarett de« 9. Armeekorp« BtwachungSdienst tut. Herr Sch. hat durch besonder« Umsicht und Tapf«rk«it «in Lazarett vor Franklireurangriffen wirksam verteidigt. — Eibenstock, 9. Dezember. Der Erweiterungsbau auf dem AuerSberge ist beendet. Schön und reizvoll ist das UnterkunftShau» auch in seiner neuen Gestalt. Nächsten Sonnabend 4 Uhr soll eine ganz schlichte, kleine Eröffnungsfeier stal finden. E» werden hierdurch Damen und Herren, die sich an dem genannten Nachmittage frei machen können, gebeten, in recht stattlicher Zahl sich zu beteiligen. Der Abmarsch findet '/,2 Uhr statt. Sammel platz: bei dem Sägewerk. Herr Teller bietet Hirschkeule mit Klößen. Erwünscht wäre eine Mitteilung über Beteiligung an Herrn Kaufmann G. E. Tittel. — Eibenstock, 9 Dezember. Bei der am l. d. M. hier vorgenommenen Viehzählung wurden gezählt: 72 Pferde (1913 128), 404 Rinder (390) 154 Schweine (138), 24 Schaf« (17), 126 Ziegen (124). Die vorstrhend aufge führten Tiere gehörten 171 Viehbestgern — Sosa, 7. Dezember. Der im Oktober d. I begon nene, von der inneren Mission veranstaltete 3. Wander- kochkursuS an hiesigem Orte wurde in voriger Woche beendigt. Die Teilnehmerinnen verabschiedeten sich am letzten Tage von Frl. Marie Pstifer, der Leiterin dr« Kursus, in herz licher Weise bei einer kleinen, mit einer Prüfung verbundenen Abschiedsfeier, die in der Pfarre stattfand und zu welcher die Damen de« FraucnoereinS-AuSschusse» mit geladen waren. Ein 4. Wander kochkursuS ist in Aussicht genommen. — Dresden, 8. Dezember Die Feier de» Ge burtstage» Sr. Maj. de» Kaiser» wird sich dies mal in Dresden in besonderen Formen abwickeln. Der Rat hat in seiner letzten Sitzung mit Rücksicht auf die besonderen Zeitverhältnisse beschlossen, von dem üblichen Festesten abzu sehen. ES sollen jedoch zugunsten der KriegSorganisation Dresdner Vereine unter deren Leitung in der Stadt und auch im Rathause geeignete Veranstaltungen in Aussicht genom men werden. Zu diesem Zwecke sind der Kriegsorganisation Dresdner Vereine die Festräume de» neuen Rathauses unent geltlich zur Verfügung gestellt worden. Bezüglich der Ver anstaltung von Feiern der Jugend, insbesondere in den Schu len, übertrug der Rat daS weiter« d«m Vorstände de» Städti schen Schulamte». — Dresden, 8. Dezember. Seine Majestät der König hat gestern früh sächsische Landsturmfor mationen besucht und begab sich alsdann zu den an den Kämpfen teilnehmenden Truppen. — Dresden, 7. Dezember. Landsmann St. . . . ., der seit melen Jahren in Atlanta (Vereinigte Staaten von Amerika) ansässig ist, schreibt der.Sachsen-Post" in einem Briefe vom Anfang November d. I.: Der unselige Krieg hat auch hierzulande schlimme Verhältnisse geschaffen, und wir im Süden der Vereinigten Staaten Haden darunter besonder» zu leiden, denn wenn die erbaute Baumwolle nicht nach Europa geschickt werden kann, so gehen hier die Ge schäfte nicht. Von ungefähr 150000 Einwohnern unserer Stadt sind etwa 30000 ohne Verdienst und mit Unterstützung der englischen Hetzpreste macht man einfach die Deutschen verantwortlich. Sie können sich daher denken, daß die Hand voll Deutscher, die wir hier leben, heftig zu kämpfen haben. Ader St« können sich darauf verlosten, daß wir unser Bestes tun, um die Leute zu überzeugen, daß Deutschland angegriffen wurde und sich verteidigen mußte. Seit vier Jahren Vor sitzender der hiesigen deutsch-amerikanischen Gesellschaft, habe ich diese sofort bei Ausbruch de» Kriege» zusammenberufen, und nun kommen wir alle Wochen zusammen, um die Lage zu besprechen und Geld zu sammeln, so daß wir bi» jetzt Immerhin schon 530 Dollar zur Unterstützung Deutscher und Oesterreicher aufgebracht haben. Sie sehen, trotzdem wir fast alle amerikanische Bürger geworden sind, ist doch unser Herz deutsch geblieben. Wir wünschen nur, daß die deutsche Armee allenthalben siegreich bleibt, und vor allem England zusam- menschlägl, denn diese» ist ja doch an allem schuld und hat auch unser Volk hier durch seine niederträchtigen Lügen ver giftet. Möge der liebe Gott unserem deutschen Volke den endgültigen Sieg verleihen, da» ist der innigste Wunsch aller Deutschen in diesem Lande. — Dre « den, 7. Dezember. Der Landesverband der Saalinhaber im Königreiche Sachsen hielt kürzlich unter dem Vorsitze d«S Herrn Gustav Fritzsche-DreSdrn (.Eldo rado") eine au» allen Teilen Sachsen» stark besuchte Vor» standSfltzung ab, die sich hauptsächlich mit der gegenwärtigen Kriegslage beschäftigte. Bezüglich der Nichterhedung von Der- bandsbeiträgen von denjenigen Mitgliedern, die zu den Fah nen rinberufen sind, einigte sich die Versammlung dahin, daß jeder einzelne Bezirk-verein für dies« Beiträge aufkommen solle. Die vorgenommen» Abänderung der Satzungen soll der Jah reshauptversammlung det nächsten V«rbandtageS nochmals zur Genehmigung vorgelegt werden, weil e» diesmal nicht möglich war, ein Protokoll über die betreffendeßSitzung dem Königlichen Amtsgerichte vorzulegen. Weiter beschäfttgte sich die Versammlung mit den verschiedenen Anträgen betr. di« Abhaltung r«gulativmäßtgen Tanz«», di« auf d«r infolge det Kriege» weggefallenen Jahreshauptversammlung in Aue er ledigt werden sollten. Im Anschluß an »inen Antrag de» Verein» Auerbach beschloß di« Versammlung eine Eingabe an da» Königliche Ministerium de« Innern zu richten, in der da rum gebet«» werden soll, daß Konzession zur Abhaltung von öffentlichem Tanz nicht für solche Lokale erteilt werden möchte, die nur Erlaubni« zur Abhaltung von Gesellschaftstänzen ha- b»n. Wetter beschäftigte sich die Vrrsammliung noch mit der Entwertung der an den Verkehrsstraßen befindlichen GasthofS- grundstück« durch den Automobilverkehr. Ein Antrag de« Verein« Döbeln, der dahin ging, der geschäft«führ»nde Vor stand de« LandtSverbandr» wolle beim Ministerium de« In nern dahin vorstellig werden, daß die Krei«- und AmtShaupt- mannschaften al« auch di« Stadtverwaltungen Anw«isung«n «rhaltrn, darauf zu acht«», daß b«i d«r Drranstaltung von Drr«in«o»rgnügungen der Verkauf von Eß- und Trinkwaren durch di« Vernn« strengsten« verbot«« wird, wurd« abg«l«hnt, indem darauf hingewiesen wurd«, daß sich di« Saalinhabrr am leichtestrn selbst damit helfen können, wenn sie einen Ver kauf von Eß- und Trinkwaren nur bi« abend« 8 Uhr ge statten. Da um diese Zeit die Läden geschloffen werden, dürft» der Verkauf auch von selbst aufhören. Die weiteren Verhandlungen betrafen die Au«,richnung treuer Angestellter, di» Unterstützung in Not geratener Kollegen usw. — Schwarzenberg, 8. Dezember. Der hiestge Albert-Zweigverein konnte im Lauf« der beiden vergangenen Wochen die 14 Sendung freiwilliger Liebe«gaben sowie 3 Sendungen mit WeihnachtSpaketen an die Hauptsammel- stelle dr« XlX (2 K. S.) Armerkorp» in L<tpzig schicken. Die vom Lande»au«schuß der Vereine vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen angeregte Weibnachtisammlung, die be stimmt war, unseren Truppen, die diese» Jahr da» Christfest unter den Waffen vor dem Feinde feiern muffen, «ine Weih- nachtSfreude zu bereiten, hat auch unter unserer erzgebirgtschrn Bevölkerung viele opferwillige Herzen gefunden. Obwohl fast sämtliche Gemeinden ihren im Felde stehenden Gemeindeglie dern Weihnacht»pakete geschickt haben, konnte doch der hiestge Albert-Zwergverein 334 Pakete fortschicken. Diese Pakete find vor allem für Diejenigen bestimmt, die keine Angehörigen be sitzen und somit auch kein WethnachtSpaket al» LiedeSgruß au» der Heimat erwarten können. Besonderer Dank gebührt Frau RegierungSassessor von der Decke», Fräulein Marbach, Fräulein Geschwister Kästner, Fräulein Reich und Fräulein Richter, die sich in liebenswürdiger Weise beim Einpacken und Versenden der Pakete als Helferinnen zur Verfügung gestellt hatten. Gespendet wurden u. a. von der Volks- und Mädchenfortbildungsschule Schönheide (2 Sendung): 33 Schnschauden, 24 Paar Socken, 20 Ohrenschützer, 2 Dtzd. Tücher, 15 Schal»; von der Gemeinde Schönheider hammer (3. Sendung): 41 Paar Strümpfe, 10 Müffchen, 3 Kniewärmer, 24 Ohrenschützer, Fußlappen, 36 Waschflecke, 11 Leibbinden, 12 Handtücher, 10 Tabaksbeutel, Tabakspfei fen, Hosenträger, Filzpantoffeln, 2 Schal», 1 Kopfhaube, Zi- garren, Taschenmesser, Taschenbürsten, Trinkbecher, Geldbeutel, Mundharmonika«, Taschenspiegel, Schreibpapier, Zeitschriften, Bücher, 1 Dominospiel, 1 Posten Leinwandreste; vom Pfarr amt Stützengrün (4—6 Sendung): 9 Unterhosen, 4 Leibbinden, 4 Kniewärmer, 47 Paar Socken, 4 Schal«, 39 Paar Müffchen, 6 Taschentücher, 7 Paar Handschuhe, Fuß- schlüpfer, 3 Bettücher, 10 Hemden, Ftlzeinlegesohlen, 12 Päck chen Tabak, 11 Tabaksbeutel, Haarbürsten, Pfefferkuchen, Schokolade, 5 Dosen Pfiff klinge, 4 Dosen Stachelbeeren, 4 Flaschen Fruchtsaft, 1 Flasche Hollundersaft, 1 Flasche Punschessenz, 1 Flasche Kräuterlikör, 1 Flasche Rum, Zucker, Lichte, Seife, 2 Felle, 1 Paket mit Liebesgaben; von der Ge meinde Wild «nthal (2. Sendung): 7 Paar Socken, 4 Paar Müffchen, 5 Kopfhauben, Fußlappen, Kniewärmer, Lungenschützer, 3 Kisten Zigarren, Zigaretten, 3 Flaschen Him beersaft, Schokolade, Keks, 3 Krankenstöcke, 2 Schaffelle. An weiteren Geldspenden sind bei der Kaffe der Königlichen Amts- Hauptmannschaft für« Rote Kreuz u. a. eingezahlt worden: Frau Jolantha Edle von Querfurlh, Schönheiderhammer, 163,76 M., Frauenverein Schönheide 141,50 M., Pfarramt und Frauenverein HundShübst 108,31 M., Pfarramt Stüt zengrün 71 M., .Gemeinde Sosa 50 M.; in-gesamt sind bi« jetzt 9300 M. eingegangen. Allen Spendern wird für ihre Gebefreudigkeit auf» herzlichste gedankt. — Luftschiffe im Erzgebirge. Amtlich wird verlautbart, doßZeppelinIust^chiffe und Flieger in den nächsten Tagen Uebungsfahrten von Sachsen au» nach Böhmen in da» südliche Erzgebirge unternehmen. — KriegSauSnahmrtarife. Der AuSnahme- tarif für Roggen und Weizen sowie für frische, gedörrte oder getrocknete Kartoffeln ist mit Gültigkeit vom 1. Dezember 1914 auf Kartoffelstärkemrhl, zur Brotbrreitung bestimmt, sowie auf Kartoffeln, frisch, gedörrt oder getrocknet, bei Aufgabe in Stück gutsendungen ausgedehnt worden. Ferner ist ein neuer AuS- nahmetarif für Mai» zur Versüttrrung in Kraft getreten. Nähere Auskunft erteilen die Güterabfertigungen. Ass zroßn Zeit — Ur großr Zeil. lNachdruS verboten.) 10. Dezember 1870. Am 10. Dezember, nach dem inzwischen die Souveräne dem Vorschläge des Königs von Bayern, die Kaiserwürde betreffend, zuge stimmt hatten, wurde von dem Reichstag des nord deutschen Bundes in dritter Beratung die Vorlage des Bundesrates angenommen, nach welcher der deutsche Bund den Namen „Deutsches Reich", der König von Preußen den Titel „Deutscher Kaiser" führen sollte. Zugleich machte sich eine Deputation von 30 Mitglie dern aus den Weg, um dem König von Preußen die Adresse zu überbringen, in welcher ihn „vereint mit den Fürsten Deutschlands", der norddeutsche Reichstag bat, durch Annahme der deutschen Kaiserkrone das Einigungswerk zu weihen. An jenem 10. Dezember, während die deutschen Heere im Felde standen gegen den Feind, wurde der Grundstein zu dem festen Ge bäude der deutschen Einheit gelegt. Ausrus. Zum Zweck, die in den hiesigen Lazaretten ver wundet liegenden sächsischen Truppen mit Rat und Tat zu unterstützen, hat sich in Hamburg-Altona aus den Mitgliedern der Sächsischen und Sächsisch thürin gischen Vereine sowie der Sächsisch-Militärischen Ka meradschaft zu Hamburg ein Hilfskomitee gebildet. Von den zirka 7000 hier liegenden Verwundeten be finden sich zeitweise wechselnd zirka 100—500 aus Sach sen und Thüringen Gebürtige. Unsere Verwundeten befinden sich in bester ärzt licher Behandlung und in treuer Pflege. Ihre Schmer zet« werden gelindert und ihre Wunden geheilt auch ohne unser Zutun. Laßt uns aber helfen, die see lischen Schmerzen zu beheben, das quälende Heimweh hinweg zu scheuchen. Biele Angehörige eilen in den Besuchszeiten an's Bett ihres Verwundeten Kriegers Welche Freude erfüllt den „Glücklichen", der die Seinen um sich sieht! — Und in den benachbarten Betten? — Ta brückt ein kaum 18 Jahre zählender Freiwilli ger sein Gesicht ins Kissen. Seine Mutter kann wohl nie kommen, auch Weihnachten nicht; sie wohnt an der sächsisch-böhmischen Grenze. Und auch durch den Körper des Landsturmmannes zuckt es. Wie gern jähe er seine Krau und sein gro ßes Mädel an seinem Lager; aber sie wohnen im Vogt lande oder sonst wo in Sachsens und Thüringens Landen. Wohl finden sich schon viele ein, die solche auf juchen, die keinen Besuch erwarten haben. Beispiel los viel wird darin auch hier geleistet. Aber einmal sind derer noch längst nicht genug; denn viele brave Kämpfer jähen wir liegen, die da sehen mußten, wie Besucher kamen und gingen, aber niemand kam zu ihnen. Zum anderen mußten wir beobachten, wie mancher Besuch seinen schönsten Zweck nicht erreichte, weil die fremde Mundart die Verständigung stark er schwerte, so daß man sich menschlich nicht viel näher kam. Augenscheinlich sichtbar war dagegen in vielen Fällen der Erfolg eines Plauderstündchens im sächsi schen oder thüringer Dialekt des betr. Verwundeten. Wie leuchteten da die Augen, wie richtete der Verwundete sich auf, wie wurde da nach der Hei mat gefragt. Ja, in der Heimat, da gibt's ein Wie- derseh'n. Tie Verwundeten sind oft schon glücklich, wenn sie ihren heimatlichen Dialekt hören oder ihre hei matliche Zeitung, ihre Heimatskuchen rejp. Eßwaren er halten. Durch unser Komitee, aus Damen und Herren aus Sachsen und Thüringen Lebürtig, Ibestehend, haben wir bisher ca. 970 verwundete Landsleute besuch! und mit Liebesgaben jeglicher Art beglückt. Die hiesigen Kon- sule des Königreichs Sachsen, der Großherzogl. und Herzog!, sächsischen Staaten haben uns reiche Gaben übermittelt. Sendet uns aus Sachsen und Thüringen Liebesgaben jeglicher Art sowie Geldspenden, wofür wir Gaben nach den Wünschen der Verwundeten kaufen. Zu unseren Weihnachtsfestbesuchen bedürfen wir noch sehr viel. Sachsen-Hilfskomitee, Landsmannschaft der Sachsen und sächsisch -militärischen Kameradschaft, Hamburg-Altona, Johannisbollwerk 10. Die Brücke über den Kanal. Di« englische Friedensliebe. — Ein Plan Napoleons. — Der Weg durch die Luft — Ein abgelehntes Brückcnprojekt. Noch nicht ganz zehn Jahre mögen es her jein, da hielt der britische Staatsmann Eampbell-B.rnnec- man eine Rede, in der er die Friedensliebe Eng lands betonte. In dieser Rede lvies er darauf hin, daß nun der englischen Friedensliebe auch nach außen hin ein sichtbarer und ewig unvergänglicher Ausdruck verliehen werden solle. Man sei nämlich eben dabei, die Herstellung einer festen Verbindung von England nach dem Kontinent . . „in ernste Erwägung zu ziehen!" Diese Erwägung scheint allerdings sehr ernst ge wesen zu sein, und da man eine ernste Sache nicht über eilen darf, so ist jetzt, nach Verlauf von zehn Jahren, noch kein einziger weiterer Schritt zur Ausführung Kie ser so viel erörterten Verbindung geschehen, sie ist bis jetzt noch nicht um einen Schritt weiter gekommen. Diese Verbindung, die Frage, ob man vom Kontinent aus auf einem andern Wege als zu Schiff nach der großbritannischen Insel kommen könnte, ist das große „englische Problem", über das sich schon gar viele den Kopf zerbrochen haben und das auch jetzt wieder nach den mannigfachsten Richtungen hin erörtert wird. Am Tage nach dem Abschluß des Friedens von Campo-Formio hatte Napoleon dem Direktorium Pläne zur Eroberung Englands unterbreitet und dazu ge schrieben: „Der Augenblick ist günstig, bieten wir alles auf zur Stärkung unserer Marine und zerstören wir England. Ist das geschehen, so liegt Europa zu un seren Füßen!" Alsbald, schon im nächsten Jahre 1798, begannen die Rüstungen, und damals tauch.e schon der erste Vorschlag auf, wie man das englische Rätsel lö sen, wie man der Insel zu Leibe rücken könne. Es soll ten gewaltige Flöße gebaut werden, die in der Mitte und an den Seiten mit starken Aufbauten und Befestig ungen versehen waren. Auf diesen Flößen sollten die Truppen nach Napoleons Angaben in zwei Flügeln Aufstellung finden. An der Rückseite der Rieseuflöße waren die Pulvermagazine vorgesehen. Starke Ge schütze sollten jede Annäherung der englischen Flotte verhüten. Zur Fortbewegung der Flöße waren Tau sende von Rudern vorgesehen. Außerdem sollte auch die damals noch neue Dampfmaschine auf den Flö ßen ausgestellt werden und sie gleichfalls vorwärts trei ben. Napoleon veranlaßte eine ernsthafte Prüfung die ses Projektes. Seine am 19. Mai 1798 erfolgte Abreise nach Aegypten ließ den Vorschlag jedoch wieder in der Versenkung verschwinden. Im Jahre 1804 folgte ein zweiter, nicht minder abenteuerlicher Plan. Man wollte große Luftballons, sogenannte „Montgolfieren", bauen, von denen jede nicht weniger als 3000 Soldaten zu tragen imstande war. Bet günstigem Wind sollten sie aufsteigen und dann in England landen. Etwa zehn Jahre vorher war der Luftballon zum ersten Male für Kriegszwecke, und zwar zu Beobachtungen anläßlich der Belagerung von Valenciennes benutzt worden. 1794 hatte man die französische militärische Luftschifferabtcilung gegründet, auf deren Mithilfe man bei dem eben erwähnten Pro jekt baute. Aber auch dieses kam nie zur Ausführung. Seitdem hat man von Flößen und Ballons abge sehen. Noch mehrmals wurde die Lösung des „eng lischen Rätsels" in Angriff genommen Im Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte man begonnen, einen Kanal unter dem Meere vorzutreiben, und die Arbeiten waren bereits bis zu einem gewissen Grade gediehen, da legte sich das englische Parlament ins Mittel, das fürchtete, daß die Franzosen durch diesen Kanal Vordringen und England überrumpeln könnten. Dann hatte die englische Weltfirma John Fowler in Leeds eine Brücke in Vorschlag gebracht, die in 120 Pfeilern den Kanal Überspannen sollte und die