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Theas Garteu. Erzählung von M v. Hartow. (7. Fortsetzung). „Wie machen Sie denn das? Aergert Sie nichts, können Sie immer schlafen und ejsen, tnn die Leute nie etwas Ihnen zum Schabernack, fühlen Sir sich nie unglücklich und zurückgefetzt?" „Nein, Frau von Falkenstedt." Thea jagte rs mit festem, Hellem Klang, und dieser feste, Helle Klang entzückte Melanie. „Aber — Sie, Sie dürfen doch nicht immer, wie Sic wollen, Sie müssen doch Ihre bestimmte Zeit arbeiten, namentlich im Garten: heute bei gutem Wetter dies, morgen bei schlechtem Wetter das — Sie - Sie " Thea sah der Dame fest in die Augen: „Ich diene," sagte sie einfach und bestimmt — „das wollten Sie doch wohl sagen, gnädige Frau?" Melanie nickte, und ihre flackernden Augen gin gen unruhig hin und her. „Und Sie haben dieses „Dienen" noch nie als etwas Schreckliches empfunden?" „Nein, Frau von Falkenstedt - als etwas sehr Schönes." „Komisch, und bei Fremden." „Wenn ich den Meinen etwas sein dürste, für die Meinen arbeiten, wäre ich sogar wunschlos glücklich." Schwester Martina war längst weitergegangen, Frau Melanie war ja jetzt in Schwester Theas Schutz. Schwester Thea war eigentlich zu beneiden, daß sie so gar nichts mit der Pflege der Kranken zu tun hatte, die konnte sich nun auch einmal mit einer unbequemen Patientin abfinden. Denn — unbequem war diese Frau von Falken stedt, und Martina liebte unbequeme Kranke nicht Als Thea sah, daß Schwester Martina sich entfernt hatte, legte sie Schere und Bast beiseite, band die graue Arbeitsschüze ab und zog die grauen Leinen- Handschuhe aus. — „Wenn es Ihnen recht ist, zeige ich Ihnen einmal den ganzen Garten, gnädige Frau." „Ach, so im Garten spazierengehen, ist eigentlich sehr langweilig, ich liebe es gar nicht, deshalb will ich ja im Garten arbeiten." „Dann können wir uns ja hier ein Weilchen in die Laube setzen", schlug Thea vor, die in dem kurzen Jahr ihrer hiesigen Wirksamkeit schon ganz gut gelernt hatte, mit den nervösen Kranken umzugehen. Melanie nickte, setzte sich auch zuerst auf die be queme Bank, und Thea nahm ihr gegenüber Platz. „Ist es immer so still hier, so schrecklich still?" fragte Melanie plötzlich. „Aber gewiß, gnädige Frau, diese Stille ist ja gerade das, was unsere Kranken suchen." „Warum?" „Nun, manche kommen aus Großstädten, wo der Lärm und die Hast sie angriff, manche kommen wohl aus kleinen Städten, aber irgendetwas empfinden sie da auch störend, diese absolute Stille soll Heilung bringen." „Möglich," sagte Melanie und es klang wie etwas Herablassung durch den Ton, „sehen Sie, Schwester Thea, ich komme nicht aus der Großstadt, sondern vom Lande. Aber die Wirtschaft ist mir zu bunt und die Kinder sind mir zu laut und ich entbehre die Großstadt, das schäumende Leben, in dem ich ausge wachsen bin." — „Sre verheirateten sich aufs Land, Frau von Fal kenstedt?" „Das hätte ich nie getan — nein, mein Mann war damals Offizier, aber denken Sie nur, eine kleine pommersche Kavallerie-Garnison — nein, diese öde Kleinstadt, die schon mehr ärmlich anmutete, und das öde Leben mit den Frauen der Kameraden — das war fast noch schrecklicher als das Landleben - nun — ich wurde schon damals — vor vier Jahren, ner vös — mein Vater dachte, das Leben auf dem Lande würde besser sein, er kaufte uns ein Gut — aber nein, auch dahin passe ich nicht. Ich bat meinen Mann schon immer, es zu verkaufen — warum auch nicht, wir haben keinen Sohn, nur zwei Töchter, die sollen doch in der Großstadt heranwachsen, dort zur Schule gehen — aber mein Mann will durchaus nicht nach Ber lin ziehen, er will immer nur, wie bisher, ein paar Wintermonate mit mir dorthin — und über diesen starren Eigensinn bin ich eben krank geworden — nun soll ich hier gesund werden — aber —" sie war auf gestanden und stand fast mit drohender Haltung vor Thea, „das sage ich Ihnen, Schwester Thea - wenn ich zehnmal gesund werde und die schrecklichen Wein- und Lachkrämpfe aufhören, ich werde nur gesund für Berlin — aufs Land gehe ich nie wieder." „Aber Ihre kleinen Töchter, Frau von Falken stedt!" Thea hatte mehr Mitleid mit ihnen als mit Richard. — Richard hätte doch Melanie Fahrbach kennen müs sen „Die können in Berlin ebensogut, besser noch her anwachsen als auf dem Gut — außerdem ist Cäcilie doch erst zwei Jahre alt und Lilli erst acht Monat» — vor ich solle nur den inneren Dienst besorgen, für den äußeren Dienst werd« mir »in GemeinderatSmitglied zur Seit« ge geben werden. Da» Gaiwerk selbst solle von Soldaten be wacht werden. Der Conseiller sagt« dann, «» s«ien in Mau- b«ug« «twa ILO 000 Mann u. in Givet ebensovtele, di« b«r«it seien, durch Belgien nach Deutschland rtnzufallen. Ich kann bestimmt verstchrrn, daß diese Äu»sage, mit den ge nannten Worten schon am 1. August gefallen ist. Ich habe mir sofort am anderen Tage die beiden Punkt« Maubtug« und Givet mit Blaustift in mein« Gisrnbahnkartr ring«- zeichnet. D«r Eonsriller fügte noch bei, er brauch« sich vor mir nicht zu g«nt«r«n. Gr glaubte nämlich, ich könnt« doch nicht mehr fortkommen. läufig brauchen sie mich doch nicht, sie haben ja rhre alle Kinderfrau." Eine Glocke im Hause schlug zweimal an. „Das ist das Zeichen, daß es in einer halben Stunde zu Tisch geht," erinnerte Thea - „ich muß auch ins Haus, um mich umzuziehen —" sie wollte Melanie an sich vorübergehen lassen, aber die stand mit einem Male da, eigensinnig wie ein ungezogenes Kind. „Ich lasse mich doch nicht zum Essen kommandieren, wie bei uns die Leute zur Mittagsstunde", sagte sie ungezogen. Bei jo vielen Tischgästen dürfte es anders nicht möglich jein, gnädige Frau," erwiderte Thea beschei den. Ein Lächeln flog über Melanies Züge. Biele Tisch gäste! Das war doch etwas für jie — sie wollte ele gante Toilette machen, wollte sich mit Liebenswürdig keit wappnen, wollte endlich wieder einmal das tun, was jie eine Rolle spielen nannte und woran die ernste, stille Art des Gatten sie sc nachdrücklich hinderte. * * * Thea v. Brijelow sah ein neues Ziel vor Augen, nicht für sich, aber für Richard. Sie hatte sich, seit Melanie von Falkenstedt im Sanatorium war, abends stets sofort zurückgezogen, war nicht in dem oft ganz fröhlich angeregten Kreise unten im gemeinschaftlichen Salou geblieben. Was sie durch Amt und Beruf erstorben gedacht in ihrer Seele, die große, alles überwindende Liebe zu dem Nachbarsjohn und Freund ihrer Jugend, war wiedergekommen. Aber nicht wie damals, als sie seine Braut gewesen, mit dem Gedanken an eigenes Glück und eigenes Heim, sondern ganz anders. Alles in ihr war wunschlos geworden für sich selbst, ihr Weg lag klargezeichnet vor ihr, aber für Richard und seine Kinder wollte sie das Glück -urückerobern. Und jo nahm jie sich Melanies an. Die Ungleichheit ihres Wejens, ihre Launen, ihre oft spöttische und herablassende Art taten Thea nicht weh. Sie sah doch, wie in allen andern Insassen, nur die Leidende, die Heilung juchte. Wenn es ihr gelänge, Melanie von Falkenstedt an Richards Seite als seine mit ihm und für ihn und seine Interessen lebende Gattin, als der kleinen, jetzt der Pflege fremder Wärterinnen über lassenen Kinder treue Mutter zu sehen, wenn es ihr gelang, das stille Glück seiner Familie zu begründen, welchen reichen Erfolg würde das bedeuten! Und sie würde und wollte ungenannt beiseite stehen. Manchmal allerdings kam auch der Gedanke über sie, daß ihre Kraft nicht dazu ausreichen würde. Hatte sie im Verlauf der vormittäglichen Gartenar beit, die sie klug für Melanie einteilte und bei der sie, stets genau dasselbe schaffend, sich mit ihr unterhielt, das Gespräch auf die Kinder gelenkt und dachte nun, daß Melanies Interesse, einmal geweckt, dabei ver weilen würde - am nächsten Tage war sie wieder genau so weit vom Liek, wie zuvor. Und dann wurde sie plötzlich wieder an di? Zeit gemahnt, die zwischen ihrem Verlöbnis und dem Heute lag, die Zeit, da sie Richard v. Falkenstedt imnz aus ihrer Seele und Erinnerung gestrichen hatte. Ein Brief mit einer fremden, lange nicht gesehe nen, ihr kaum bekannten Handschrift lag abends auf ihrem Zimmer Sie öffnete ihn und sah zuerst nach der Unterschrift auf der vierten Seite: da stand: Gustav Nosseling." Aber noch mehr als die Tatsache, überhaupt einen Bries von ihm zu erhalten, überraschte sie der In halt: „Mein hochverehrtes Fräulein v. Brijelow, oder darf ich Sie herzliebe Thea nennen — — " „Dichtereigenart," dachte Thea, ehe jie weiterlas: „Seit Sie fortgingen, war ich ein ruheloser Mann, solange Sic hier waren, ich Sie so oft bei Ihrer stetigen Arbeit beobachtete, war ich ruhig. Ich empfand Ihre Nähe als Wohltat, weil ich schaffen konnte. Was ich schrieb, als Sie da waren, war Güte und Schönheit und Licht. Als sie fortgingen, wurde es immer dunk ler um mich. Haben Sie es nicht gesehen, nicht ge fühlt, nicht gewußt, daß meine Gattin »ich: zu mir paßte? Doch das wäre das wenigste gewesen. Ich weiß, Sie haben strenge Ansichten. Ich habe diese An sichten, die meist Ihren Kreisen und Ihrer Kaste eigen tümlich sind, oft verlacht und als überlebt hingestellt. Ihr Wesen aber hat mir diese Ihre Ansichten in einem anderen Licht gezeigt. Dennoch — solange Sonja wenn auch nur vor der Welt noch meine Frau war, hätte ich niemals an eine Aenderung gedacht. Aber Sonja ist fort — ich bin von ihr geschieden, ältere Bande hat sre wieder ge knüpft mit einem ehemaligen Kollegen vom Theater, mit Carol Ferbal. Ich kann Sonja darum nicht ver dammen. Darin bin ich ein moderner Mensch. Aber ich kann nicht einsam sein, und mein Heim bedarf einer Herrin. Und ich liebe Sie, seit Sie über meines Hauses Schwelle kamen. Ich habe nicht gekämpft gegen diese Liebe, ich habe nur dagegen aekämpft, sie zu zeigen, weil ich, ohne daß Sie darüber sprachen, Ihre An sichten kannte. Ich will Sie glücklich machen, Fräulein Thea, und ich bitte Sie, meine Frau zu werden. Auf ein Wort von Ihnen komme ich, als ein Glück licher, um mir Ihr Jawort zu holen. Lassen Sie nicht zu lange darauf harren Ihren Gustav Nosseling." Thea mußte den Brief noch einmal lesen, ehe sie seinen Inhalt ganz faßte. Früher, als sie noch in Nosselings Hause Gärt nerin war, würde sie empört über diesen Brief ge wesen sein. Aber jetzt las sie ihn gleichsam unpersönlich, gleichsam, als sei er an eine andere Person gerichtet. Das war also Nosselings komplizierte Natur. Die erste Gattin war seinem Geist, seinen Fähigkeiten nicht ebenbürtig, sie hatte ihn, wie er öfter ver sicherte, „am Aufstieg" gehindert. In Sonja hatte er eine sprühende Künstlerin als Lebensgefährtin ge funden — und nun sie ihr Recht auf leichte Trennung geltend gemacht hatte, kam die Erinnerung an die kühl überlegene Art der in seinem Dienst stehenden Gärtnerin über ihn. Der arme Mann, dachte Thea, als sie den Brief zum drittenmal gelesen hatte. Dann ging sie zum Schreibtisch und schrieb ein paar Zeilen auf einen großen Bogen: „Sehr geehrter Herr Nosseling! Ihre Anfrage, ob ich Ihre Gattin werden will, muß ich mit einem bestimmten Nein beantworten. Ergebenst Thea v. Brijelow." Kein Wort weiter! Gustav Nosseling sah sie ordentlich vor sich, als er den Brief erhielt, ja, die ganze Zeit, die jie fort war, hatte er sie nicht anders in Erinnerung gehabt. Ein solcher kurzer, knapper Korb ihm — das war eigenartig. Und gerade diese Eigenart hatte er gern gehabt. Dann warf er den Bogen in das Kaminfeuer und klingelte dem Diener, um Toilette zum großen Gar tenfest zu machen. Da würden Berühmtheiten sein — und schöne Frauen und Mädchen, die nicht so kurz das Glück, Frau Dr. Nosseling zu werden, von der Haud weisen würden. Als sein Auto vor der Tür stand, als er sich in die bequemen Lederpolster lehnte, hatte er diese Epi sode seines Lebens schon wieder vergessen. (Fortsetzung folgt.) Ariegä-Allerkei. Der Bildhauer im Schützengraben. Eine ungewöhnliche Auszeichnung durch den Kaiser wurde dem im Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. KL auf Frankreich» Schlachtfeldern kämpfenden, bereit» mit dem Eisernen Kreuz geschmückten Gefreiten Bildhauer Franz Flormann au» Höxter zuteil. Flormann hatte im Schützengraben im Angesicht und unter dem Feuer de» Feinde» seine freien Augenblicke dazu benutzt, in einen Stein da» Bildni» de» Kaiser» einzumeißeln. Ein Offizier de» Regiment», dem da» kleine symbolische, na türlich mit dem primitivsten Werkzeug — jedenfalls dem Taschenmesser — angefertigte Kunstwerk zu Gesicht kam, äußerte sich überrascht und sehr anerkennend über die unter so eigen artigen Umständen entstandene kunstfertige Leistung und nahm das Bildni» an sich, um «S dem Kaiser zu überreichen. Die» ist inzwischen geschehen. Dieser Tage bekam die Mutter dr» Krieger», Frau verw. Flormann, Rohrweg in Höxter, durch da» Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 55 au» dem Felde ein Bildni» de» Kaiser» zugesandt, da», wie die Stadt- und Dorf- zeituna für den Kret» Höxter erzählt, die eigenhändig geschrie bene Widmung trägt: .Zum Danke für sei» im Feuer de» Feinde» von mir gefertigte» Porträt — ein Zeichen seiner Unerschrockenheit und kaltblütigen Tapferkeit — für den Ge freiten Flormann, 7. Komp. Res.-Rgt. 55. Charleville, 27. X. 14. Wilhelm, I. L* Wie man Russen fängt. Au» einem Feldpostbrief führt eine Berliner Zeitung au» - .Unsere Gardejäger langweilten sich. Sie lagen schon 14 Tage im Schützengraben, ohne daß sich etwa» Besondere» ereignete. Di« Russen waren zwar da, aber der .Abschuß* lohnte sich nicht und auch die Ausbeute an Gefangenen war nicht groß. Da schickten sie gestern einen Gefangenen mit Wurst und Zigaretten beladen zu den Russen zurück mit der Angabe, davon hätten sie noch mehr. Und siehe da, nach einer Weile kam der Russ« mit zehn anderen wieder. Den Spaß haben sie mehrmals gemacht und haben auf diese Weise 100 Gefangene gemacht.* KrStlterte Aeiude de« Menschen sind dl« in ihrer verderblichen Wirksamkeit von der Wissenschaft immer mehr beleuchteten Bakterien, die in unermeßlichen Scharen jeden Augenblick unser Dasein umlauern. Ihnen gegenüber ist der Mensch fast nur auf die Abwehr dadurch an gewiesen, baß er ihnen möglichst wenig Angriffspunkte bietet, und da« sind vorzüglich offene Wunden usw. Ost bringt e« jedoch der Beruf mit sich, daß man sich bei aller Vorsicht eine Verletzung zuziebt und da ist »S denn ein Gebot der Selbsterhaltung, für schleunige Beseitigung der Wunde zu sorgen. Hierbei ist e« von Wert, sofort ein geeignete« Heilmittel an der Hand zu haben und al« solche« ist wegen ihrer vor züglichen Eigenschaften die altbewähne Rino-Salbe sehr zu empfeh len. Rino-Salbe heilt alte Geschwüre, Akzesse, sowie Wunden und Hautverletzungen und hat dabei, weil völlig stet von schädlichen Be standteilen, keinerlei schädlich« Nebenwirkungen. Man erhält Rino- Salbe in Dosen ic Mk. 1.40 und 2.80 in den Apotheken, achte aber auf die Originalpackung weih-grün-rot und Firma Rich. Schubert u. Eo., Them. Fabrik, Weinböhla-Dresden. Diese« so au«gezeichnete Hau«- mittel sollte de«halb in keinem Haushalte fehlen. »8e«Litzer «arttpreis« vom wetzen, fremde Sorten . sächsischer alter „ » neuer Roggen, sächsischer Roggen, fremd« Gerste, Brau-, fremd« , , sächsisch« tzaf«r, sächsischer, , - brrrgnet „ preußisch«, , - neu« - ausländisch« Erbsen, Koch« . Mahl- und Full«. Heu, neu . gebündelt . alt Stroh, Kleaeldrusch , Maschtueudrusch Langftroh Krummstroh Kartoffeln, inländisch« , aulländtsch« Butt« Arrkch-Sluftried - Stück 2. D«z«mber 1214- IS «. - Pf.bt« 1« «. 28 Pf. S - tv - - 3 - St - für l da . I Stück