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tagspläsivent Dr. Kämpf dankte dem Kanzler nnd versicherte ihn der unentwegten Einmütigkeit des deut schen Balkes. Östliche md WWe R-chrichtm. — Eibenstock, 2. Dezember. Mit dem 88. Novbr. ist di, Bekannimechung des Stellvertreter» de» Rritb»kanz- ler»über die Höchstpreis« für Speiseknrtoffeln vom 23. November 1914 in Kraft getreten. Darnach darf im Königreich Sachsen der Prei» für die Lonne --- 20 Zent ner, inländischer Speisekartoffeln bet den Sorten Daher, Imperator, Magnum öonum, Up to date 57 M , bei allen anderen Sorten 52 M nicht überschreiten. 1 Zentner darf also für di« namentlich bezeichneten Sorten 2,85, für alle anderen Sorten 2,80 M. im Höchstfälle erreichen. Die Höchst preis« grlt«n nicht für B«rkäuf« bi« zu rtnrr Lonn« -- 20 Z«ntn«r. Dir Höchstpreis« g«lt«n für Li«f«rungrn ohn« Sack und für Barzahlung b«t Empfang; st« schließen auch di« Be förderung bi» »um nächsten Gmerbahnhof« «in. U « b «r - tr «tunad«r Bekanntmachung hat nach dem Retch-gesetze vom 11. August 1914 Geldstrafe bi» zu 3000 M. oder Gefängni» bi» zu 6 Monaten zur Folge. — Eibenstock, 2. Dezember. Der Gefr. Rudolf Porst vom Jnf.-Rgt. Nr. 105, Sohn de» Schloffermetster» Herrn Eduard Porst hier ist am 6. November mit derFri»d - rich August-Medaille am St. HemrichSband ausge zeichnet und am 11. November zum Unteroffizier befördert worden. — Carl»f«ld, 2. Dezember. Am vergangenen Sonn tag, den 29. November, hielt der Zweigveretn de» Evangelischen Bunde» im Saale de» Gasthofe» ,zum grünen Baum' seinen geplanten vaterländischen Fa rn i l i e n a b e n d ab, der sehr zahlreich besucht war und bi» zum Ende auf« glänzendste verlief. Nach dem allgemeinen Gesang« der Nationalhymne hieß der Vorsitzende de« Verein«, Herr Pastor Weigel, Mitglieder und Gäste herzlich will kommen, insbesondere begrüßt« «r den Festredner de« Abend», Herrn Lie Pastor BLunltch, der sich gern bereit erklärt hatte, einen Dortrag zu halten über da» Thema: .Der gegenwärtige Krieg und seine Mahnungen an un», dir Zurückgebliebenen'. Nach der Darbietung eine» Männerchore» und einer Dekla mation folgte ein speziell für diesen Abend gedichteter und vom Verfaffer, Herrn Paul Hetdenfelder, selbst gesprochener Prolog, der wegen seine« reichen Inhalte« und seine« aus drucksvollen Vortrages von den Anwesenden mit großem Beifall ausgenommen wurde. Nun begann Herr L>c Pastor Bräunlich mit seinem Vortrage, dem Glanzpunkte de» Abend». Ausgehend von der Entwicklung unsere« geliebten Daterlandr« in den letzten Jahrzehnten, schilderte Redner mit beredten Worten unsere drei Hauptgegner Frankreich, England und Rußland und wie« hierbei vor allem nach, wie sie un» in wirtschaftlicher Beziehung und Arbeitslust wohl nicht ganz ebenbürtig seien. Weiter ging er dann auf den Krieg selbst über, charakterisierte unsere sieben Feind« und al» achten di« frivol« Lügenhaftigkeit, die nur von deutschen Greueltaten und deutschen Niederlagen in allen ausländischen Zeitungen be richte und neutral« Staat«n dadurch g«gen un» mißtrauisch mache Er warnte auch un» vor Leichtgläubigkeit und Ver breitung falscher Nachrichten und erinnert« dab«i an die fal schen Gerüchte, dir über unsere tapferen Kriegsfreiwilligen im Umlauf waren. Im zweiten Teile seine« Vorträge« führte er au«, daß wir auch einen großen Teil der Schuld am Kriege selbst mit trügen, indem wir in der Friedenszeit durch den Parteihader die Einigkeit vergessen hätten und dadurch den Feinden Hoffnung machten, daß sie un« schnell überfallen und vernichten könnten. Daß «» ihnen aber doch nicht ge lungen sei, kam daher, daß in den entscheidenden Augenblicken alle Parteien, von der äußersten Rechten bi» zur äußersten Linken eben nur da» eine Gefühl hatten, wir sind Deutsche, wir find Brüder. Und da» sei die Einigkeit, die in Frieden«- zetten der Evangelische Bund schon immer erstrebt habe In welch weitgehender Weise sich der Ev Bund im jetzigen Kriege bewährt, schilderte er in dem Segcn, der von dem evangelischen BundeSdtakonisienhause in Freiburg i. BrriSgau au«gehe; al« ein Beispiel Dr. Krimer, der al« Arzt und Geistlicher auf dem westlichen Kriegsschauplatz in einem sehr wichtigen Eisen- bahnkreuzungSpunkle tätig ist, und seine Frau, die an der Spitze evangelischer Schwestern in Rußland erfolgreich wirkt. Mit dem Wunsche, daß di« jetzig« Opferfreudig!««, Einigkeit und Tebet»tr«ur auch ferner so bleiben möge, schloß Redner seinen von echter vaterländischer und evangelischer Begeisterung durchdrungenen Vortrag, und wohlverdienter Beifall wurde seinen interessanten und lehrreichen Ausführungen gezollt. Der Klang d«r Werbetrommel für weitere Beitrittserklärungen zum Verein verhallte nicht wtrkung»lo»; denn der Verein ge wann am Abend erfreulicherweise einen Zuwach» von neun neuen Mitgliedern. Der Ertrag einer Tellersammlung in Höhe von 31.17 M. soll Verwendung finden für Entsendung evangelischer Krankenschwestern in» Feld und für ander« dringende Aufgaben. Nach Danke«abstattung seit««» de« Hm. Vorsitzenden «»reichte mit dem Gesang« de» Schutz- und Trutz- ltede» unserer Kirch« .Ein fest« Burg ist uns«r Gott!' d«r harmonisch verlaufen« Ab«nd sein End«. — Dr«»d«n, 30. Novrmb«r. Auf Vrranlaflung d«» Kultu»mtntst«rium» sind in «iner kürzlich abgehaltenrn Ver sammlung der Beztrttschulinspektoren de» Lande« eingehende Verhandlungen über die Frage gepflogen worden, wie die großen Ereignisse unserer Zeit für di« Zwecke ve» Unterricht» und der Erziehung in wirksamster Weise fruchtbar gemacht werden können. In der Versamm lung herrschte volle Ueberetnsttmmung darüber, daß nicht nur di» vorgeschriebenm L'hraufgaben zu jenen Ereignissen nach Möglichkeit in Beziehung zu setzen, sondern daß auch außer halb de» planmäßig«« Unterricht» an geeigneter Stelle be sonder« wichtige Beaebenheitrn unter au»giettg«r Verwendung von zuverlässigen Krieg»nachricht«n und von Anschauung«- mitteln jeder Art zu würdigen und alle Veranstaltungen de» Schulleben» so zu treffen find, daß die Jugend zu erhöhter Teilnahme an der gewaltigen Erhebung unsere« Volke« und zu treuer Erfüllung ihrer vaterländischen Pflichten erzogen »erd«. Die oberste Schulbehörde vertraut, daß bereit« überall in den Volk«- und Fortbildung«schulrn wie auch in den höheren Schulen nach solchen Grundsätzen verfahren wird. — Dresden, 1. Dezember. Ein französi sches Feldgeschütz und vier belgische Munüions- wagen sind als Krtegsbeutestücke sächsischer Truppen in Dresden angekommen und werden oemnächst hier ausgestellt. Das Geschütz und zwei Wagen sollen vor dem König Johann-Denkmal auf dem Theaterplatz in Aus groß« Znl — gilt große Zeit. l /iuchdruck verb, trA.j 3. unv 4. Dezember 1870. Die Hartnäckig keit und Tapferkeit, mit der die Loire-Armee diese neue, aus allen möglichen Elementen zusammengesetzte französische Streitmacht, ihre Positionen verteidigte, verdient alle Anerkennung. Am 3. Dezember griffen Prinz Friedrich Carl und der Großherzog von Meck lenburg die Loire-Armee in ihren sehr günstigen Stel lungen bei Chevilly-Chilleurs an. Die Aufgabe des Tages wurde in harten Gefechten von den deutschen Truppen gelöst: am Abend war die Waldlisier: in deutschen Händen, die Heeressäulen waren bis zu den ihnen vorher bezeichneten Punkten vorgedrungen, der Feind war zum Teil bereits in den Wald zurückge worfen, der Kampf fortgesetzt und ein entscheidender Sieg gegen diese Armee erfochten. Die französischen Truppen hatten im Walde von Orleans und den Ort schaften vor dieser Stadt sehr günstige Srellnngen in ne und es kam zu sehr hartnäckigem Streiten, da die Franzosen den deutschen Anstürmen sehr stacken Widerstand entgegensetzten. Am Abend standen die deutschen Truppen nördlich, westlich und östlich um Orleans, den Franzosen blieb nur noch die Rückzugs linie nach Süden, die sie auch benutzten. Nicht weni ger als 16000 Gefangene wurden in Orleans cinge- bracht, welche Stadt noch am Abend besetzt wurde. So war denn auch die Loire-Armee, auf dir Pacis und Frankreich jo große Hoffnungen gesetzt, auf der Neti- rade. In der gewaltigen Schlacht bei Orleans waren die Franzosen wieder in der großen Uebermacht ge wesen: 92000 Deutsche mit 440 Geschützen gegen 172000 Franzosen mit 561 Geschützen. Die Deutschen hatten nur 123 Offiziere und 1623 Mann verloren, die Franzosen 21000 Mann. Bm Dienst unsner M-ndiga. (Ein Brief au« dem Feld«, zur Veröffentlichung zugelaffen vom Generalkommando de« XII. (I. K. S.) Armeekorp«.) Lieber Freund! Sie wollen gern etwas Nähere» über unser« Tätigkeit wissen. Nun, ich habe zur Anfertigung «ine» amtlichen Berichte» kürzlich über die ersten 76 KriegStage Rückblick gehalten und dabet folgende Feststellungen gemacht: In der genannten Zett waren 12 Feldgotte»dt«nste gehalten worden. Die B«tetltgung war immer eine sehr große; manche Truppen kamen oft von weither dazu marschiert. Eine einfache Feldkanzel war meist aufgeschlagen; sie wurde umkleidet mit ver schönen Altardicke au» dem Amt»koffer, der in unserem Wagen mitgenommen wird. Ein« Musik- kapell« begleitet« oft di« kräftig g«sungen«n Lied«r au« un- s«rem tr«sflichen F«ldg«sangduch. Kraft zur Tapf«rk«it und Ausdauer mußt« auch die Predigt bringen. Da in letzterer Zeit unsere Feldgottesdienst« vielfach durch feindlich« Flieger beunruhigt wurden, mußten wir mehr auf KirchengotteSbienste zukommen, deren 10 abgehalten wurden. Oft spielt« «in Offijier oder auch «in einfacher Mann da« Harmonium; Orgeln gibt e« hier fast gar nicht. Ein mehrstimmiger Sän- arrchor, freiwillig au» dem Kameradenkreis« -«bildet, ver schönt« hie und da den Gottesdienst. Bet den kurzen vier Feldandacht«» schwieg wegen der Näh« d«» Ftinde» m«ist jrder Grsang. Dafür schlug«« m«hr«r« Mal« die Granaten krachend neben un» ein und predigten gewaltiger al» Men schenmund. Während unsere» raschen Vormarsche» habe ich auf Wunsch Sr. Exzellenz in 14 Feldansprachen zumeist vom Pferde herab die neu«st«n Krieg«- und StegeSnachrichtrn, mit einem Hinwei« auf Gott und Vaterland, bekannt ge- grbrn. Dazu kamen Begrüßungen vorbrimarschierender oder in den Kampf zi«h«nd«r Truppen. Abendmahl«f«iern können meist nur für die nicht in erster Linie st«h«nd«n Truppen in Kirchen abgehalten werd««. In der genannten Zett hat ten wir außer d«r großen Feldkommunion kurz oorm Au»- rücken 12 Feiern in F,ind«»land mit üd«r 2000 Teilnehmern. Di« KLstndtrnst« leistet«« Unt«rosfizi«re, dir auch bei drn Altstadt und die beiden anderen Wagen am Südende der Mittelallee der Hauptstraße in Neustadt, Nähe der Fahnenmasten, ihren Platz erhalten. — Leipzig, 30. Novrmb«r. Wi« di« Sächsisch« Mrldkstrll« für Santtät»hund« in Ltipzeig mitteilt, b«find«n sich b«r«it» «twa 600 Hund« zur Verwundetensuche im Felde, ihr« Zahl r«icht jedoch bei weit«» nicht au«, so daß z. B. auf oer al« Uedungtplvtz dienenden Pferdrrenn- bahn b«t L«tvzig ständig Sanitäl»hundeführ«r und Sanität»- Hund« «»«gebildet wrrden. Etwaige Zweifel über den Wert der Hund« für d«n Sanität«di«nst find j«tzt endgültig besei- ttgt worden durch zahlreich«, üdrr di« erfolgreiche Arbeit der wackrrtn Führer mit ihren Hunde« auf dem kriegischauplatz« vorliegende Berichte, die durch dankbare Schreiben von Ver wundeten au« Feldlazaretten ergänzt werden. Schnelle« Aufsuchen von Verwundeten ist jetzt um so notwendiger, al« diese bei der kalten Jahreszeit eine» längeren Liegen im Freien ohne dauernden Schaden nicht «»»gesetzt wrrden dür fen. — Zschorlau, 1. Dezember. Gestern abend in drr 8. Stunde ertönte hier Feueralarm. ES branntenda« d«m Schuldirektor Herrn Hermann Weiß hier gehörige GutSwohn- hau« mit Scheune und di« Scheune de» Gutsbesitzer« Herrn Emil Fischer an der FOchergasse. Die hiesigen Feuerwehren, sowi« die freiwilligen Wehren auS Albernau und Neustädtel waren zur Stelle. Nur dem tatkräftigen Eingreifen der Weh ren und der au»reichenden Hochdruckwafserleitung ist e« zu danken, daß bet dem herrschenden Sturme da» Gut-wohnhau» de» Herrn Emil Fischer vom Feuer verschont blieb. E» wurde jedoch schwer beschädigt, ebenso ein andere« Nachbarwohn- hau«. Die Geschädigten haben versichert. Die Entstehung«- Ursache ist unbekannt, es wird jedoch börwilltge Brand- stiftung vermutet. — Adorf, 1. Dezember. Zum ehrenden Gedenk«« für unseren auf dem Felde der Ehre gebliebenen Bürger meister Wimmer, der am 31. Oktober al« Oberleutnant und Kompagnieführer eme« Res.-Jnf.-Rgt«. bei Becelarr den Heldentod fand, wird am Sonntag, den 6. Dezember, ein gemeinsamer Kirchgang der beiden städtischen Vertretungen, der städtischen Beamten, der Lehrerschaft und de» Ktrchen- vorstandc» stattfinden. Zweifellos dürfte sich auch die übrige Bürgerschaft daran zahlreich beteiligen. Feldkommuntonen (2) den Abendmahl-tisch mit Hilfe »er Geräte de« Amt»koffer« schön herrichteten. All« Frien» war«n tt«f«rgr«if«nd; Trän«» sah «an in vt«len Hslbenaugr«. Ganz ander» wieder a« unseren B«rband»plätze«, wo ich an den 29 Tagen meiner Verwundetenserlsorg« selten Trane« sah und Klagen hörte, dafür aber viel Empfänglichkeit und Dank fand für di« auf Geduld und GoltvertraueN hinzielen den Lrostwort«, di« helfenden oder Speise und Lrank reichen den Handgriffe, dir au«geteilten Postkarten zur Benachrichtig- ung der Angehörigen, die mitgenommenen Postsachen und di« verdreiteten Schriften (Neue Testament«, Losung«- und Betbüchlein usw.) und Blätter (Predigten, Flugblätter usw.), deren im Ganzen a« Gesund« und Krank« «twa 2500 ver- tetlt wurden und immer noch mehr geschickt und verteilt wer den können, so begehrt find st«. 13 Beerdigungen von 56 Toten wurden zumeist an den Verbandsplätzen und bet den Feldlazaretten vollzogen. Die sofort gefallenen Kameraden wrrden meist von den Truppen selbst an Ort und Stell« be erdigt, da sich eine kirchliche Feier wegen der Nähe de« Fein de« meist verbietet. Ein Gebet wird an jedem Soldatengrab gesprochen. — Nach Verlauf der 76 KriegStage wurde auch unserer Di vision rin krieg-freiwilliger Feldprediger zugetrüt. Da wir auch die nicht der Division unterstellten rückwärtigen Verbin dungen wi« Kolonnen, Fliegerabteilungen, Feldlazarett« usw. bedienen, habe ich diese Unterstützung mit Freuden begrüßt. Doch über unser« gemeinsame Arbeit ein andermal. Für heute beste Grüße au« dem Felde und «in herz innige« Gott befohlen! Von Ihrem lreuergrbenen Felddiotfion«pfarrer. Etwas vom Geiste unseres Heeres. Wir leben jetzt wieder in Tag.'n der Erwartung. Große Entscheidungen im Westen und im Osten bereiten sich vor. Mit angehaltenem Atem lauschen viele auf neue Botschaft, auf Sieg und wieder Sieg, und manche möchten ungeduldig, mißmutig werden, wenn nicht je der Tag wenigstens eine Siegesmeldung bringt. Wir aber haben wirklich allen Anlaß, in Ruhe und Ge- dulo der nächsten Zukunft entgegenzugehen. Unsere Oberste Heeresleitung hat sich unser unerschütterliches Vertrauen längst verdient. Ebenso unerschütterlich ist aber auch unser Vertrauen, das wir auf den ausge zeichneten Geist unsrer braven Truppen setzen dür fen, einen Geist, der vaterländisch und religiös zu gleich sich bewährt. Er tritt uns aus Feldpostbrie fen, mündlichen und schriftlichen Berichten von Au gen- und Ohrenzeugen entgegen und bewegt und erhebt immer wieder aufs neue unsre Herzen. Dafür nur einige Beispiele. Ein Fahnenjunker schreibt an seine Eltern: „. . . ich will nicht viel Worte machen, doch muß ich Euch von Herzen danken für alle Güt: und Liebe, die Ihr mir in meinem Leben erwiesen habt. Ich kann jetzt manches gut machen, Gott sei dafür Dank! Noch geht es mir immer gut. Zwei meiner Schulka meraden sind schon gefallen, es waren liebe Kerle! Aber ckulee ei ckecorum est, pro pstria mori! Wir haben jetzt schwere Tage hinter uns, immer Wachtdienst in den Schützengräben fast ohne Schlaf, was anstren gender ist, als marschieren. Aber wir müssen hier tüchtig aufpassen, daß die Herren Feinde, die von Nord und Süd zusammengeprcßt werden, nicht durchbrechen. Am Tage wird dann in einer gedeckten Stellung exerziert und Griffe gekloppt wie auf dem Exerzierplätze, wäh- reno die Granaten hoch über uns hinaus sausen. Das imponiert mir mächtig beim Militär! Jetzt hat die Kompagnie zehn Tage Reservestellung, um „Schlaf zu empfangen". Das tut uns sehr not. Wir sitzen hier in einer großen Höhle, der Hauptmann mitten zwischen uns. Ein Unteroffizier (Lehrer) schwingt den Takt stock, und wir singen alle heimatliche Lieder. Das ist wundervoll! . . ." Ein 18 jähriger Kriegsfreiwilliger, eben von der Schulbank gekommen, liegt schwerverwundet mit Kopf schuß im Kriegslazarett zu B Seine Mutter hat das letzte Mutterglück, ihn sechs Wochen lang noch pflegen, und den Trost, ihm dann die Kinderaugen zu drücken zu dürfen. Er war noch ein Kind geblieben. Ganz unberührt von den Schädigungen einer ange kränkelten Welt war sein junges Herz ausgefüllt von dem Jugendfeuer für alles Große und Göttliche. Mit ungestümer Begeisterung war er in den heiligen Krieg gezogen. Vierzehn Tage darauf ereilte ihn schon das Geschoß, das ihm sechs Wochen später einen schweren Tod bringen sollte. Aber nie ist eine Schmerzensklage aus seinem Munde gekommen. Vielmehr faltete er jeden Abend seine gelähmten Hände zum alten Kin der gebet: „Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe beide Augen zu; Vater, laß die Augen dein über meinem Bette sein!" Als sein letzter Abend kam, lag er in schwe ren Fieberträumen. Aber in ihnen glühte noch sein Herz in Liebe zu seinem Vaterlande. Stoßweise kam es über seine Lippen: „... wenn es stets zu Schutz und Trutze, brüderlich . . . brüderlich . . . zusammenhält", bis ihm die Stimme im frühen Heldentod: brach. Ein drittes Beispiel! Der Regimentsadjutant eine» Infanterieregiments schreibt seinen Eltern aus Bix- schoote: „. . . Hinter mir liegt die unserm Regiment als Reserve zugewiesene Kompagnie des Hauptmanns Roe- denbeck, der inzwischen auf dem Felde der Ehre ge fallen ist. Aus ihr ertönt mitten im Granatfeuer plötzlich leise, dann immer lauter anschwellend und schließlich mächtig brausend der Choral: „Großer Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Stärke." Wie aus Achtung vor diesem Gesänge bricht plötzlich das tosende feindliche Feuer ab, und etwa eine Viertel stunde herrscht tiefe Ruhe. Jetzt tritt einer vor die Kompagnie und hält in knappen, kernigen Worten eine ernste Soldatenpredigt. In tiefer Andacht lauschen alle. Wir sind hier harte Männer geworden, aber diese weihevolle Feier mitten im Feuer hatte uns alle aufs tiefste ergriffen, und mir brachen Vie Tränen aus den Augen."