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Ueber die Kämpfe in Russisch Polen und Galizien, welche dic Oesterretcher mit den Russen auszufechten haben, wird heute nicht viel Wesentliches berichtet. Herr v. Hoefer hat seinen Tagesbericht kurz und knapp fassen, aber doch die Ge fangennahme von 2700 Russen melden können: Wien, 4. November. Amtlich wird verlautbart: Die Bewegungen unserer Truppen in Russisch-Polen wurden ge stern vom Feinde nicht gestört. Ein» unserer Korpi nimmt au- den Kämpfen auf der Lysa Gora 20 Offiziere und 2200 Mann al« Gefangene mit. An der galizischen Front ergaben sich bei Podduz, südlich Sambor, über 200, heute früh bei JaroSlau 300 Russen. Der Stellvertreter de« Chefs de« Generalstabe», v. Höfer, Generalmajor. Bei Czernowitz und in Serbien schreiten die Ope rationen der Oesterreicher günstig fort: Ofen-Pest, 4. Novembrr. Die bei Kuch, sowie nörd lich von Czernowitz bei Koolyornik geschlagenen russischen Ab teilungen haben sich gegen Sniachn zurückgezogen. Sie ver suchten, sich dort zu vereinigen, was jedoch mißlang. Die Verluste der Russen sind sehr bedeutend. Sniachn wurde von uns wieder besetzt. Bor Czernowitz blieben die Russen ruhig. Wien, 4. November. Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich gemeldet: Im weiteren Vorrücken sind unsere Truppen südlich und südwestlich Schabatz neuerdings auf den Feind gestoßen. Der sofort angesetzte Angriff schreitet günstig fort. Während der Kämpfe auf der Rowanja wurden ins gesamt 7 Offiziere und 647 Mann gefangen, 5 Geschütze, 3 MunilionSwagen, 2 Maschinengewehre, viel Munition«- und Kriegsmaterial erbeutet. Den Montenegrinern wurden über 1000 Stück Vieh, ka« sie au« Bosnien milnehmen wollten, abgenommen. Bon den Stand der Dinge in Aegypten, Persien uno Ostasien klären uns nachstehende Depeschen auf: London, 4. November. Das Reuteroureau mel det aus Kairo vom 3. November: Der britische Gene- rul Maxwell hat die militärische Kontrolle des Landes übernommen. Das Kriegsrecht wurde erklärt. Leipzig, 3. November. Das „Leipziger Tage blatt" erfährt aus Kopenhagen: „Berlinske Tidenoe" meldet aus Petersburg, der persische Gesandte habe der russischen Regierung die Forderung auf sofortige Ab berufung der russischen Truppen aus Persien über reicht. London, 4. November. Das Reuterbureau mel det: In Tokio wurde am 1. November amtlich be- kanntgegeben, daß die Schantungbahn noch unter ja panischer Kontrolle stehe trotz der beständigen Ver suche der Chinesen, eine Entfernung der japanischen Mannschaften herbeizuführen. London, 4. November. „Daily Telegraph" mel det aus Peking vom 30. Oktober: Chinesische Presse meldungen aus Schantung berichten, daß das deutsche Artilleriefeuer planmäßig alle vorgeschobenen japa nischen Verschanzungen vernichtet und damit jeden An griff aus unbestimmte Zeit hinausschiebt. Die gesam ten Glacis hinter Tsingtau sind mit Minen übersät, die elektrisch geleitet sind. Dieser Pekinger, also von neutraler Seite kom menden Meldung wird man mehr Gewicht beilegen dürfen, als den japanischen und io dürfen wir an- nchmen, daß sich Tsingtau noch einige Zeit halten kann. Oertliche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 5. November. Die Verlustliste Nr. 49 der Kgl. Sächs. Armee enthält leider wieder eine größere Anzahl Angehöriger unseres Amtsgerichtsbezirkes. AuS Eibenstock: Alfred Beck, Grenadier vom Res.-Gre- nadier-Regiment Nr. 100, verwundet, Schulter, Arm, Gustav Willy Göbler, Reservist vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, ver mißt, Emil Alfred Oeser, Soldat, schwer verwundet, Kopf, und Hermann Willy Blechschmidt, Landwehrmann, leicht verwundet, Hüfte, beide vom 14. Jnf.-Rgt. Nr. 179: auS Schönheide: Max Kurt Klug, Reservist, vermißt, Friedrich Willy Seidel, Reservist, leicht verwundet, Bein, und Emil Kurt Christoph, Reservist, vermißt, sämtlich vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133; au« Neuheide: Emil Alfred Fuchs, Reservist vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, leicht verwundet, Imker Arm; auS Carl» feld: Anton Paul Götz, Reservist vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, verwundet; aus Wildenthal: Fritz Drechsler, Unteroffizier der Reserve vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, schwer verwundet, Kopf; au» Sosa: Albert Max Unger, Reservist vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, vermißt, Paul Albert, Soldat, schwer verwundet, Bauch, und Moritz Hermann Löffler, Soldat, vermißt, beide vom 14. Jnf.- Rgt. Nr. 179; au» Blauenthai: Max Willy Spitzner, Reservist vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, vermißt; ausHundS - Hübel: Emil Paul Seidel, Gefreiter der Res. vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133, vermißt; au» Unterstützengrün: Emil Leistner, Soldat vom 9. Jnf.-Rgt Nr. 133, vermißt. — Dresden, 4. November. Se. Exzellenz Kriegs minister Generalleutnant von Carlowitz ist bedauerlicher weise auf dem westlichen Kriegsschauplätze an einem Herz leiden erkrankt und hat sich zu seiner Genesung nach Bad Nauheim begeben. — Dresden, 4. November. Die Sächsische Tiefbaugesellschaft in Dresden hat 180 Mann nach Belgien geschickt, die zerstörte Eisenbahnen wieder Her stellen und die Trümmer gesprengter Brücken beseitigen sollen. — Dresden, 4. November. Von den Abnahmeftel- len de» 12. Armeekorp» in Dresden find bi« jetzt an Liebes gaben rund 2S000 Kisten, von den Abnahmestellen des 19. Armeekorps in Leipzig bi« Ende September rund 1500 Kisten adgesandt worden (darin u. a. 3'/, Millionen Zigar ren und Zigaretten). — Dresden, 3. November. Ein Warenbetrü ger, der sich al« Inspektor Paul Georg Kühne auS Leipzig auSgibt und »« auf die Erlangung von Feldstechern und Briefmarkensammlungen abgesehen hat, treibt seit Septem ber d. I. sein Unwesen. Zuletzt hatte er sich in einem Gast hofe in Siebenlehn »ingemieter, von wo auS er an optisch« Anstalten in Rathenow, Kassel usw. Briefe schickte, in denen er um Zusendung von einigen guten Feldstechern zur Au«- wahl bat. Er bezog sich auf «inen Stadtrat Uhlig in Sie- benlehn, der dort überhaupt nicht bekannt ist. Zur Beant wortung der an diesen Stadtrat Uhlig ergehenden Anfragen mietete sich der Betrüger noch eine zweite Wohnung in Sie- benlehn Der Schwindler konnte bi« jetzt noch nicht erlangt werden. — Roßwein, 4 November. Elf Söhn« d«S Ehepaar«« Schobrr in NiedrrstritgiS sind ins Feld ge zogen; drei sind bereit- gefallen. Der Vater kämpfte 1870/71 al« Artillerist in Frankreich Dreimal wurden dem Ehepaar Zwillinge geboren. Zwei Zwilling«brüder, die al« Matrosen dienten, befinden sich unter den Gefallenen. — Reichenbach i. V., 3. November. Da» der hiesi gen priv. Bürgelschützengesellschaft gehörige, 1882 an Stelle einer hölzernen Tanzveranda erbaute Saal- und Restaura- tionSgebäude, die ,S ch ü tz e n bürg*, brannte in ver gangener Nacht, vermutlich infolge böswilliger Brandstiftung, völlig nieder. Erfreulich ist, daß eS gelang, mit der gesamten Ausstattung des KönigSzimmerS auch die dort un- trrgebrachten, für die hiesige OrtSgeschichte wertvollen Kö nigsscheiben sämtlich zu retten. — Bockau, 4. November. Ein nachahmenswertes Beispiel har der Schulvorstand und die Gemeinde Bockau gegeben. Der Schulvorstand hat den zum Kriegsdienst «in- gezogenen Schulhausmann und die Gemeinde Bockau einen Teil der anderen zum Heere einberufenen OrlSeinwohner bei der von der Königlichen BrandverstcherungSkammer eingerich teten Kriegsversicherung versichert. Ebenso Haden wiederum mehrere Arbeitgeber von dieser KriegSverstcherung Gebrauch gemacht. — Nähere Auskunft erteilen die Gemein debehörden. — Die Lehrer und der Krieg. Aus der sächsischen Lehrerschaft sind bis jetzt als gefallen ge meldet 1 Direktor und 167 Lehrer (eingerechnet Stu dierende der Pädagogik und Schulamtskanoidaten ohne Anstellung). Es sind somit bisher 152 Angehörige der sächsischen Bolksschullehrerschaft auf dem Felde der Ehre geblieben. Von sächsischen Lehrern haben, nach der „Leipziger Lehrer-Zeitung", bis jetzt 55 das Eiserne Kreuz für Tapferkeit vor dem Feinde erhal ten, während 2 mit der Friedrich-August-Medaille in Silber ausgezeichnet wurden. — Fahrpreisermäßigung für Angehörige zum Besuche kranker oder verwundeter Krie ger. Die deutschen SlaatSbahnen gewähren seit einiger Zeit zur Erleichterung des Besuch» verwundeter oder kranker Krieger, die sich innerhalb Deutschlands in ärztlicher Pflege befinden, eine Fahrpreisermäßigung für die Angehörigen. Die Vergün stigung wird rege in Anspruch genommen. Wiederholt sind jedoch bei den Fahrkartenausgaben Ausweise zur Erlangung der Vergünstigung vorgezeigt worden, die nicht vorschriftsmä ßig auSgefertigt waren, waS zu unliebsamen Auseinander setzungen mit den Reisenden und auch zu Weiterungen für diese geführt hat. ES wird daher darauf hingewiesen, daß die Ausweise lediglich von den Ortspolizeibehörden ausge fertigt werden, die sie nach einem bestimmten Vordrucke au«- stellen. Ausweise, die in anderer Form oder von anderen Stellen als den Ortspolizeibehörden ausgefertigt worden sind, können schon um der Reisenden willen nicht anerkannt, müs sen vielmehr zurückgewiesen werden. — Zu den Klagen über die Kartoffelpreise schreibt die »Sächs. Landw. ZtgIn den Städten scheint sich die Ansicht herauszubilden, baß die diesjährige Kartoffel ernte zur Ernährung des deutschen Volkes nicht hinreiche, daß der KartoffelpreiS eme riesige Höhe erlangen müsse und daß die Landwirte ihre Kartoffeln absichtlich zurückbehielten, um die Preise noch höher hmaufzuneiben. Derartige Be fürchtungen entbehren völlig der Grundlage. Tatsache ist eS, daß zurzeit Kartoffeln m größeren Mengen schwer zu haben sind und das geringe Angebot der starken Nachfrage gegen über eine Preiserhöhung im Gefolge hat. Die Landwirtschaft ist für diese Verhältnisse nicht verantwortlich zu ma chen. Sie kann aus den jetzt herrschenden hohen Prei sen nicht einmal Nutzen ziehen; denn ihre Ausgabe muß es jetzt in erster Linie sein, die Herbstsaaten in den Boden zu bringen, damit unsere Broterzeugung für das nächste Jahr gesichert ist. Daß sich die Herbstbe stellung mangels genügender Zugkraft und landwirt schaftlich geschulter Arbeiter verzögert hat, wird jedem einsichtsvollen Menschen ohne weiteres klar sein. Was nützen alle hohen Kartoffel- und Getreidepreise; der Landwirt kann jetzt weder Kartoffeln in größerer Men gr .iesern, noch auch dreschen. Sobald dies möglich sein wird, ist auch auf ein Zurückgehen der Preise zu rechnen. Ob freilich die Preise auf den Stand der zurückliegenden Jahre zurückgehen werden, muß bezwei felt werden. Die fehlende Zufuhr von Weizen und Futtermitteln aus dem Auslande und die Notwendig keit, einen großen Teil der selbsterbauten Früchte zur Fütterung des Viehes zurückbehalten zu müssen, be dingen einen gewissen Preishochstand. Zur Beunruhig ung liegt jedoch durchaus kein Grund vor. GHrenLafeL für die in dem großen Völkerkriege 1914 Gefallenen all dem Amtsgerichtsbezirke Eibenstock. Herma»« Friedrich MLdler au» Hundshübel, Reservist vom 9. Jnf.-Rgt. Nr. 133 — gefallen. Unsere Kriegsfreiwilligen. Im Dresdner Anzeiger vom 4. November finden wir nachstehende sehr beherzigenswerte Ausführungen, dic zwar speziell für Dresden bestimmt sind, aber auch hier für Eibenstock volle Geltung haben, denn genau dieselben albernen Märchen werden auch hier gedanken los weitergegeben und geglaubt. Es heißt in dem Artikel: Sehr häßliche Gerüchte machen sich jetzt in unserer Stadt breit. Wohin man kommt, in Wirtshäusern und namentlich auf der elektrischen Bahn, muß man es mit anhörcn, daß die jungen Kri c g s f r e i w illi g e n in der ersten Schlacht völlig versagt hätten. Im Kugel regen habe sie die Angst überfallen, sie wären in Wei nen ausgebrochen, hätten nach Vater und Mutter ge rufen und die Vorgesetzten und die älteren Mannschaften seien genötigt gewesen, die jungen Leute mit Kolben stößen und Revolvern vorwärts zu treiben. An all diesem Klatsch ist, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren und auch selbst nie anders geglaubt haben, kein wahres Wort! Unsere Kriegsfreiwilligen, die mit jo Heller Begeisterung zur Fahne strömten, ha ben sich nach Angaben von Augenzeugen geradezu glänzend geschlagen, ihr Bestes hergegeben und keine Spur von irgendwelcher Mutlosigkeit gezeigt. Daß diese jungen, eben erst ausgebildeten Soldaten nicht ganz den gleichen Wert haben wie altgediente Mannschaften, versteht sich von selbst. Daß sie aber air Tapferkeit, Opferfreudigkeit und an dem Willen auch dic schwersten Strapazen durchzumachen, hinter keinen anderen Truppen zurückstehen, das haben sie jetzt schon bewiesen! „Gegen vielfache Uebermacht", so wird uns von maßgebender Seite mitgeteilt, „mußten diese jungen Truppen eingesetzt werden, weil gerade gegen diese Stelle des Aufmarsches von feindlicher Seite ein plötz licher Vorstoß gemacht wurde. Unsere Leute haben nicht nur diesen Ansturm aufgehalten, sie haben sogar durch ihr tapferes Vorgehen den Feind über unsere augen blickliche Unterlegenheit getäuscht, sodaß der übrige Aufmarsch glatt vonstatten gehen tonnte. Die jun gen Jäger z. B. haben eine sogenannte Vorstellung sosort im Sturm genommen und diese Stellung sechs Tage und Nächte gehalten! Die Vorgesetzten sind des Lobes voll über ihre jungen Mannschaften! Und wenn sie auch dann infolge der feindlichen Uebermacht zwei bis drei Kilometer zurück mußten, ihre Aufgabe hatten sie glänzend erfüllt. Von allen bisherigen Kämpfen des Krieges sind die jetzigen auf dem rechten Flügel die hartnäckigsten und schwersten. Und wenn man mal später was Näheres darüber hören wird, so wird man die jungen Truppen ganz besonders würdigen." Jeder also, der dieses elende Gerede von der Untüchtigkeit der Kriegsfreiwilligen hört, muß es für ferne heilige Pflicht ansehen, rücksichtslos da gegen aufzutreten und den Schwätzern den Mund zu verbieten! Man denke nur an die Eltern und die anderen Angehörigen, dic ihr Liebstes für den Krieg hingege ben haben! Nun sollen sie an allen Ecken vernehmen, daß ihr Junge, ihr Stolz, ein Feigling rst? Wie weh ihnen das tut, das geht deutlich aus der folgenden, an uns gerichteten Zuschrift hervor: „Als Schwester eines Kriegsfreiwilligen kann ich es nicht mehr mit anhören, wie man in nnserem lie ben Dresden die Freiwilligen herabsetzt. Zehnmal am Tuge kann man es hören, die Kriegsfreiwilligen sollen nichts taugen, mit dem Revolver müßten sie in den Kamps getrieben werden, sie bekämen das Zittern uff. Es mag jein, daß sich's mancher leichter gedacht hat, aber wie steht es mit den gedienten Soldaten? Ist du nicht mancher dabei, der lieber zu Hause geblie ben wäre, doch das eiserne Muß stand dahinter, als ec auszog. Zittert von denen keiner in der ersten Schlacht? Wer ist es nun, wer die Freiwilligen so be urteilt? Aeltere Kameraden, die noch nie eine Schlacht gesehen, die so tapfer die Brücken bewachen, Männer, die am Biertisch so eifrig Kriegsgeschichte treiben, Waschweiber in Männerkleidung. Mit welcher Be geisterung waren unsere Schüler erfüllt, als unser Voll zu den Waffen greifen Mußte, von einer Kasern: zur anderen sind sie gelaufen, vis man sie endlich nahm. „Mein Leben gilt nichts, das muß ich dem Vaterlande opfern", sagte mein jüngster Bruder. Wie begeistert sind sie hinausgezogen. Was würden sir sagen, wenn sie wüßten, daß man ihnen Feigheit vor- wirst, das Schlimmste fast, was man einem Soloaten vorwerscn kann. Die Zornestränen treten einem in die Augen, wenn man immer wieder solche Redereien hört und kann nichts dagegen tun, und es ist nicht der Feind, der so redet, sondern die liebe, dankbare Va terstadt Dresden." Darum hüte jeder seine Zunge und schäme sich, grobe Unwahrheiten weiter zu ver breiten! Wo er aber auf einen solchen „unverant wortlichen Kriegssachverständigen" trifft, der alles genau weiß, obschon er nie die Nase zum Stadttor hin ausgesteckt, geschweige denn einmal ein feindliches Ge schoß sausen gehört hat, da verlange er mit Entschieden heit tatsächliche Beweise für die Rederei. Dann wer den dic losen Mäuler rasch verstummen. Ueberhaupt ist es nur stets von neuem zu emp fehlen, sich weniger dem Kriegsklatsch zu widmen. Wir in Dresden leben dank dem siegreichen Fortschreiten un seres Heeres kaum anders als wie im tiefsten Frieden. Dafür sollten wir innig dankbar sein. Leider aber gibt es viele unter uns, die da meinen, das Große Haupt quartier müsse ihnen täglich zum Morgen- und Nachmit tagskaffee eine Siegesmeldung liefern. Bleibt sie aus, so sind die lieben Leute „verstimmt", und dann wird drauflos geredet, namentlich auch über die Heercsfüh- rer! Es zeugt von einer ganz oberflächlichen Denkart, wenn sich jemand nicht in die ungeheueren Schwierig keiten hineinversetzen kann, die wir zu überwinden ha ben, bis der Sieg unser ist. Wir werden ihn erringen, daran kann kein Zweifel bestehen; unsere oberste Kriegs- leitung schaut durchaus zuversichtlich in die Zukunft — wir aber, die wir hier in der warmen Stube sitzen, sollten uns — das muß immer wieder gesagt werden! — zur äußersten Geduld erziehen, und vor allen Din gen sollten wir in Worten vorsichtig und bescheiden, in den Empfindungen gegen die vor dem Feinde stehen den Truppen und besonders gegen die wackeren, be geisterten Kriegsfreiwilligen von lauter Dankbarkeit ge tragen sein! Schande dem, der Schlechtes von den Unseren spricht!