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Ein Opser. Roman v. M. Gräfin v. Bünau. <22. Forlseyung). Sic stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn. „Bist du wahnsinnig ? Laß mich sofort los." Er gab sie frei. „Du — du liebst mich — und Irma " „Irma und ich leben ganz getrennt. Das mußt du doch längst gemerkt haben. Ich bin ihr so gleichgültig, wie sic mir." „Du lügst! Irma liebt dich! Du hast dir me die Mühe genommen, zu ergründen, was hinter ihrer schein baren Gelassenheit verborgen war. Du hast nie ge merkt, wie sie auf deinen Schritt horchte, ob du wohl zu ihr kommen würdest! Wie sehnsüchtig ihre Au gen nach dem Fenster sahen, wenn du vorüberkumst. Ach, der Ausdruck, in ihren armen, süßen Augen! Diese stille, geduldige Hoffnungslosigkeit! —Und du — du wagst es, zu mir von Liebe zu reden ?" „Ja, ich wage es. Ich wage alles, um dich zu be sitzen, Ilse! Was kümmert mich Irma, was Oertzin. Schatten — Gespenster sind das alles. Wirklich ist nur meine Liebe zu dir — meine große Liebe!" Er hätte selbst nicht mehr sagen können, ob er irre oder vernünftig rede! Er merkte nichts mehr von den Dingen um sich herum. Das tobende Blut in seinen Adern verhinderte jede ruhige Ueberlegung. Er wußte nur noch, daß er die widerstrebende Gestalt Ilses aufs neue an sich preßte, fest und immer fcster daß sie beide allein waren in dem men schenleercn, öden Haus — der stillen, heimlichen Früh lingsnacht. Kein Laut war hörbar — das leise Atmen der Kranken drang nicht bis hierher — „Sag, daß du mich auch liebst," flüsterte Kurt wieder und wieder in halber Sinnlosigkeit. „Dich lieben!" Ilse stieß ihn von sich und sah mit einem Ausdruck so kalter Verachtung in Kurts heißgerötetes Gesicht, daß es ihn unwillkürlich etwas ernüchterte. „Dich lieben! Dich, den Mann meiner Schwester! Ich habe dir vertraut, mich m deinem Schutze sicher geglaubt, und du! ... Wenn noch ein Rest von Ehrgefühl in dir ist, so gehe jetzt!" „Nicht eher, als bis du mir sagst, daß du mich liebst." „Nie — das wäre eine gräßliche Lüge." „Das spricht nur die pflichttreue Schwester aus dir!" Er erfaßte aufs neue ihren Arm. Ilse wandte den Kopf zur Seite, so daß seine Lippen, mit denen er ihren Mund juchte, nur ihre hcrabhängende Flechte streiften. „Laß mich los, oder ich rufe um Hilfe!" „Rufe — niemand hört dich — außer Irma." Irma! Großer Gott, wenn sie mit dem seings- schärften Gehör der Kranken auch nur einen Laut von dieser fürchterlichen Szene vernahm! Ilse sah voller Abscheu in Kurts von Leidenschaft entstelltes Gesicht. Oertzin hatte also doch recht ge habt! Er durchschaute ihn! O, wenn sie ihm ge glaubt hätte! Mit einer blitzschnellen Bewegung schüttelte sie plötzlich Kurt, der sich dessen nicht versah, von »ich ab und sprang zur Tür. Er wollte ihr den Weg vertreten, aber er stolperte über einen Sessel, den Ilse mit Geistes gegenwart zwischen sich und ihn schob. Ehe er das Hindernis noch beseitigen konnte, hatte sie schon den Ausgang erreicht. Wie gejagt lief sie die Treppe zum oberen Stock werk hinauf, in dem ihr früheres Schlafzimmer lag. Seit einigen Wochen hatte sie immer in Irmas Nähe aus einer Chaiselongue geschlafen. Sie schob den Riegel vor und warf sich auf ihr Bett. Heiße Schamröte brannte auf ihrem Gesicht über die ihr angetane Schmach. Sie rieb sich Wangen und Lippen fast wund, sie glühten noch von Kurts wilden Küssen. O Pfui — pfui! Der Mann ihrer Schwester küßte sie, wagte es, ihr seine Liebe zu gestehen, während seine sterbens kranke Frau hilflos im Nebenzimmer lag. Sic ängstigte sich um Irma. Wenn sie doch etwas gehört hätte! Aber es war ihr unmöglich, jetzt der Schwester unter die Augen zu treten. Sie glaubte, diese müsse ihr das Geschehene sofort vom Gesicht ab lesen. Endlich wurde sie ruhiger. Sie richtete sich auf, trocknete die Augen und juchte ihre verstörten Ge danken zu sammeln. Was sollte nun geschehen? Fort aus Glockenburg mußte sie, so schnell wie möglich. Wie konnte sie nach diesem Vorfall noch länger in Kurts Nähe bleiben! Aber Irma verlassen? Bittere Tränen traten ihr wieder in die Augen. Ja, besser noch, sie verließ die geliebte Kranke, als daß Kurt in seiner unbeherrschten Leidenschaft seine wahren Gefühle für sie durchblicken ließ. Wie sollte sic es nur Irma glaubwürdig machen, daß sie von ihr gehen müsse, ohne den wahren Grund zu verraten? Sie fand keinen Ausweg. Wäre noch zwischen Oertzin und ihr alles beim al ten, dann hätte sich leicht sein Wunsch, sie solle seine Eltern besuchen, als zwingender Grund vorschieben las sen — aber so! . . . Wäre sie nur jeinem Rat gefolgt! Ruhelos wanderte sie die ganze Nacht auf und ab. Nur der eine Entschluß rang sich durch alle anderen hin und her schwankenden Pläne hindurch — sie mußte Irma morgen früh ein ganz unbewegtes Gesicht zeigen, sogar in ihrem Beisein harmlos freundlich mit Kurt verkehren, als wäre nichts geschehen, obgleich ein unbezwingliches Grauen sie schüttelte Lei dem Gedan ken ihm noch einmal gegenüberzutreten. Sie meinte immer noch, seine wilden Worte in ihrem Ohr zu hören — seinen heißen Atem auf ihrer Wange zu spüren. „Irma, kleine Langschläferin!" Ilse stand im Krankenzimmer. Ihre Stimme klang gezwungen hei ter. Ihre blassen Wangen und überwachten Augen hoffte sie mit einer vorgeschützten Migräne erklären zu können. „Weißt du, daß es bald elf Uhr ist? Wach auf, sonst schläfst du in der nächsten Nacht nicht." Sie stellte das Kaffeegeschirr auf ein Tischchen und zog die Vorhänge zurück. Irma rührte sich nicht. Der blonde Kopf lag regungslos tief in die weißen Kissen eingedrückt. „Als ich mich gestern abend über dich beugte, schliefst du auch so schön, aber jetzt muß ich grausam sein und dich wecken. Wir werden sonst nicht fertig, bis der Doktor kommt. Irma!" Keine Antwort. Die Sonne schien hell ins Zimmer. Ilse beugte sich über die Schlafende; sie faßte ihre Hand. Re gungslos lagen die starren, kalten Finger in den ihren. „Irma — um Gottes willen, Irma!" Sie schob ihren Arm unter das Kissen. Irmas Kopf sank willenlos zurück. Ilse schrie laut auf — wild und verzweifelt. Der Schrei drang bis in Kurts Arbeitszimmer. War das nicht Ilses Stimme? Er sprang auf und stürzte hinüber. „Was gibt's denn, Ilse — was . . ." Er ging an der ganz gebrochenen Gestalt des jun gen Mädchens, die halb ohnmächtig am Betlpfosten lehnte, vorüber und trat dicht vor das Bett. Ein Blick in das starre, wachsbleiche Gesicht ge nügte. Irma war tot. Er legte mechanisch jeine Hand auf ihre Brust. Alles still! Das arme Herz, das er gestern noch so schmerzlich verwundet hatte, schlug nicht mehr. Der Tod mußte bereits vor vielen Stunden eingetreten! jein. Irmas Körper war eiskalt und starr. „Ille!" Kurt warf einen unjicheren Blick auf das junge Mädchen.' Die Szene des gestrigen Abends war ihm nicht mehr ganz klar. Nur daß er sich in unverantwortlicher Weise von seiner Leidenschaft und halben Trunkenheit hatte Hinreißen lajsen, dessen erinnerte er sich dunkel. „Ilse . . ." Seine Stimme riß sie aus ihrer Betäubung. Sic sank vor dem Bett in die Knie und preßte ihre Lippen aus die Hände der Toten. „Sieh mich noch einmal an," flehte sie in halb gebrochenen Lauten. „Gott, mein Gott — es kann ja nicht jein, oaß du nie mehr mit mir reden wirst! Warum — ach warum ließ ich dich gestern allein! Warum wachte ich nicht bei dir! Einsam bist du gestorben ohne Klagen aber auch ohne Abjchiedswort." Dir Tränen stürzten plötzlich stromweise über ihr Gericht. „Mach dich nicht auch krank, Ilse," bat Kurt leise. „Für Irma ist ihr schneller Tod ein Glück. Wer weiß, wie viel sie noch hätte leiden müssen." „Für sie ist's vielleicht gut, mir bricht es das Herz," schluchzte Ilse. „Du nimmst es sehr ruhig auf." „Ich habe mich nie übertriebenen Hoffnungen hin gegeben." „Du warst gestern nachmittag mit Irma allein! Hat sic sich über irgend etwas aufgeregt?" forschte Ilse. Kurt wandte sich befangen ab. „Nein — weshalb sollte sie sich aufregen?" (Fortsetzung folgt.) »ettervarhersage für den 29. August 1914. Schwache Luftbewegung, meist heiter, warm, vorwiegend trocken. Niederschlag in Eibenstock, gemeflea am 28. August, früh 7 Uh, 3,5 Ml» - 3,5 l auf 1 q» vodenstäch«. Barometerstand am 28 August : -j-1,6. Freibad im Gemeindeteiche. WajserwSrme am 28. August 1914, mittag» 1 Uhr, 16' Eelfiu». Kirchl Rachrichte« au» »er Karochie Eibenstock vom 22. bis 28. August 1914. Nufgedsten: Emil Curt Schönfelder, Fabrikarbeiter hier u. Martha Elise Queck, Schiffchenaufpafierin hier. Hermann Iuliu« Gläß. Fa brikarbeiter hier und Minna Hedwig Punk, Fabrikarbeiterin in Neid- hardtSthal. Getraut: 51) Dr. jur. Emil Walter Meyer, Finanzafiefsor in DreS. den u. Elisabeth Charlotte Bodo hier. Getauft . 193) Anni Lott» Häcker. IV4) Kurt Erich Meyer. 195) Anni Alice Richter. Beerdigt: 100) Karl Horst, S. de» Tischler« Karl Wilhelm Boch, mann hier, 18 T. 101) Amalie Anger geb. Flach, Witwe de« Schlosser« Friedrich Bernhard Anger hier, 83 I. 10 M. 102) Elsa Martha, T. der Stickerin Elsa Frieda Busch hier, 4 T. 103) Marte Hulda, T. de« Fabrikarbeiter« Alban Tuchscheerer hier, l T. 104) Anna Albertine Kurjenberger, Handarbeiterin hier, ledigen Stande«, 68 I. 6 M. 27 D. Am 12. Kennt«,e «ach Trt»it«tl». Vorm '/.9 Uhr: Beichte u. heil. Abendmahl. Pastor Wagner. Borm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. Pastor Franke. Hierauf Kindergottesdienst. Pastor Wagner. Abends '^9 Uhr: KriegSbetstunde. (Die Andachten werden bis auf Weiteres fortgesetzt.) Jüngling«verein. abend« '/«8 Uhr: Versammlung im Diakonat. Jungsrauenverein: 2. Abt. nachm. 5 Uhr, 1. Abt. abend« '/«8 Uhr Versammlung im Heim. Sep. ev.-kulh. St. Aohaxnisgemeinde. Vorm. 9 Uhr: Lesegottesdienst. Abend» 6 Uhr: Predigt und KatechiSmuSlehre in Sosa. Methebiste»-chemei»bc. Librukock . Sonntag vorm. ' ,10 Uhr: Predigt. Pred. Paetzold. Vorm. 11 Uhr: Sonntagsschule. Abends 7 Uhr: Predigt. Pred. Paetzold. Mittwoch abends 8 Uhr: KriegS betstunde. Freitag abends 8 Uhr: KriegSbetstunde. Vil- -tNthal: Sonntag vorm. '/,10 Uhr: Predigt. Abend» '/,9 Uhr: KriegSbetstunde. Wochentag» abend» '/,9 Uhr: KriegSbetstunde. Larlsfeld: Sonntag nachm. '/,3 Uhr: Predigt. Pred. Paetzold. Abends V,9 Uhr: KriegSbetstunde. Wochentags abend» ' ,9 Uhr: KriegSbetstunde. «irche»»achrichten a«S Schönheide. Dow. XU post Irtnitrt. (Sonntag, den 30. August 1914). Vorm. 8 Uhr: Beichte und heil. Abendmahl, Pastor Ruppel. Vorm. 9 Uhr : Gottesdienst mit Predigt über 1. Kor. 4, 1—5, Pfarrer Wolf. vorm. u Uhr: Unterredung mit de» Lontirmierten des Diakonns, Pastor Ruppel. JünglingSverein: abend« 7 Uhr Versammlung. Jungfrauenverein: nachm 3 Uhr Versammlung. Kirchennachrichte» aus Carlsfeld. Sonntag, den 30. August (12. Konntag nach Hrinital.). Vorm. 9 Uhr: PredigtgotteSdienft mit AbendmahlSfeier. Vorm. '/,1I Uhr : Unterredung mit der konfirmierten Jugend. Neueste Nachrichten. — Berti«, 28 August. Rach einer Meldung ans Mailand hat zwischen deutschen «nd engltfchen Truppe« bei Umdringto» im Betschuaualaud ei« Kampf stattgefnnde«. Man befürchtet de« Ein» marsch der Deutsche« i« Kimberley. Wien, 28. August. Oesterreich-Ungarn hak Belgien den Krieg erklärt und dem bel gischen Botschafter die Pässe zugestellt. Den Schutz der Oesterreicher übernahm die amecikanijche Gesandt schaft. Amsterdam, 28. August. DasBrüjjeler Leben nimmt unter derdeutjchen Verwaltung wieder die gewohnten Formen an. Auf den öffentlichen Gebäuden weht die deutsche Flagge. — Rotterdam, 28. August. Der Rienve Rotterdamer Courat meldet vom 25. aus Tokio: Eine besondere Ansgabe des „Jomato" meldet, daß die japanische Flotte den Kampf «m Tsingtau begonnen habe. — Rom, 28. August. Uebcr die Lage in Aegyp ten kommt eine Meldung, die allerdings schon acht Tage alt ist. Darnach haben die Engländer im Suez- kanal alle Wachen verstärkt u. die Vertei digungswerke werden verstärkt. Die Wichen wurden durch indische Soldaten ersetzt. Sängerbund Eibenstock. Heute Sonnabend 9 Uhr Singstunde im Saale der „Union". DaS Erscheinen aller Herren SangeSbruder erwarten DL« IHK Docht für Stachelbeeren! Don 5 Pfd. an pro Pfund 10 Pfg. — Ferner alle Gemüse, stets frisch auS unseren Kulturen, empfiehlt Telephon 70. mit 5 Stück Cigarre« fft und fertig mit Ad-esicnoordruck empfiehlt HIurLI HttbL am Postplatz. Hochfeine weiche und harte IrMrne» unö Mfel, Pflaume«, Reineclaude«, To mate«, Bohne«, frisch. Gemüse, Salat- und starke Senfgnrke«, frisches Sauerkraut, saure Gur ken, sehr mehlreiche Spctsekar- toflel» (Crallen), frischen Luark empfiehlt ^liu» Kanzel. Bestellungen auf das „Amts- und Anzeige- Blatt" für den Monat September werden in der Geschäftsstelle, bei un- seren Austrägern, sowie bei allen Postämtern und Landbriesträgern an genommen Die Heschättskesse des AmtsSt. Zur gest. Beachtung! Wir ersuchen diejenigen unserer geehrten Abonnenten, welche mit der Bezahlung des 2. Onartals «och im Rückstand find, diese» bis zum 30. ds. Mts. begleiche« zu wollen, da wir bei den jetzigen verteuerten Herstellungskosten nicht in der Lage sind, die Zeitung langer al» bis zum l. September an Restanten zu verabfolgen. Unsere Boten haben Anweisung, uns bi» Montag, den 31. d. M. eine genaue Aufstell- ma'» Helchiftskelle des Amtsblattes. Zanttätslolonnr. Lehrabtetlu«a Sonnabend nachm. 4—6 Uhr Uebuug i. Schul garte«. Wie Leit«»,. Gar-on-Logis vermietet mit und ohne Pension. Auch empfehle ich meinen krüfti- ge« Mittagstisch. Heute S»««abe«d warm. Schinke» m. Kartoffelsalat, frische Sülze, warme Knoblauchwurst empfiehlt s DekiLniessenzesch. BrrWIiste Nr. 3 der «Sutgl. SLchs. Armee ist »ingegangen und kann in der Ge schäftsstelle diese» Blatte» eingesehen werden Druck und Verlag von Emil Hannebohn in Eibenstock.