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Höchstwahrscheinlich sogar. Aber du würdest zwei Gläser sehr hastig hintereinander hinunter und wurde dann Einfache gerichteten Sinn recht wenig. Doch sobald sie nur wie nicht wahr?" fragte das Ge burtstagskind ihn während ei nes Tanzes ganz unvermittelt. „In vierzehn Tagen haben wir Pfingsten; da bekommen Sie doch auch Urlaub?" „Ich gedachte zugunsten an derer, die mehr davon haben, dieses Jahr auf Pfingsturlaub zu verzichten", antworte er. „Aber wenn ich Ihnen das verbiete, wenn ich Sie selber zu uns einlade?" „Ich weiß nicht, womit ich mich für so viel Gnade erkennt lich erzeigen könnte, mein gnä diges Fräulein. Wenn Sie es befehlen, dann muß ich selbst verständlich gehorchen." Ein girrendes Lachen, ein Ausdruck des Triumphes in ih rem hochroten, erhitzten Gesicht, und Achim bedauerte, sich so schnell und willenlos gefügt zu haben. „Vielleicht laden dich Gru nows auch ein", schoß es ihm der lächelte und ihre feurigen Blicke tief in feine Augen bohrte, fand er alles entzückend und gerade zu ihrer königlichen Erschei nung passend. Der Tag verlief dann überaus fidel, und für flüchtige Minuten vergaß Achim feine Sorgen vollständig, besonders als rauschende Tanzmusik ertönte und er als der Bevorzugteste mit dem Geburts tagskind im großen Spiegelsaal den ersten Walzer tanzen durfte. Aber dann war es ihn: auf einmal wieder, als tauchte irgendwo im Hintergrund eine Mädchengestalt auf, die weit schöner, weit vornehmer war als alle diese festlich geputzten Damen, weit holder als die Königin des glänzenden Festes, dann glaubte er Lilis sanfte, weiche Stimme zu hören, und ein tiefer Seufzer entrang sich seiner gequälten Brust: „Nur du allein! Nie wird eine andere mein ganzes Herz besitzen können! Vorbei ist der süße Traum vom wahren Glück, die Wunde wird niemals heilen. Aber warum sollst du ihren Schmerz nicht zu vergessen suchen? Sei ein Weiser und täusche dich hinweg über alles Herbe!" Da klopfte ihm der Schloßherr mit seiner Riesenhand auch ichon aufs Knie in fröhlichster Sektlaune, nötigte ihn in die „feuchte Ecke", wo unter Palmen, versteckt von immergrünen Pflanzen arrangements, ein paar ältere Herren tapfer pokulierten, und sorgte dafür, daß auch er in diesen gastlichen Hallen nicht Durst litt. Vielleicht wäre er lange noch bei den biederen Landwirten ge blieben, die über Korn- und Viehpreise redeten und auf schlechte Zeiten schalten, wenn Kurt ihn nicht auf Alix' Befehl schon nach wenigen Minuten wieder zurückgerufen hätte zu der jungen Welt. Es fehlte, trotzdem auch ein paar Vettern in Zivil gegen Abend gekommen waren, an Tänzern. Darum galt es seine Schuldigkeit tun. Weil man es im Saal gar zu schwül fand, so wurde auf dem großen, von Lampions erhellten Tennisplatz im Park weiter getanzt, und die frohe Laune wuchs von Minute zu Minute. Noch oft fühlte Achim an diesem-Abend Alix' brennenden Blick in seinen Augen, noch oft tönte ihre melodische Stimme wie Sirenensang in seine Ohren, aber er sehnte sich doch immer wieder nach Stille, nach Einsamkeit. Seine Nerven mußten gelitten haben. „Und Pfingsten sind Sie wieder unser Gast, Herr Leutnant, durch den Kopf. „„ , , ohnehin nicht zu ihnön gehen. Der Baron — Lili. In vierzehn Tagen? Ach, da feiert man in der Villa wohl gar große Ver lobung. Und dabei dürfte ein alter Hausfreund, wie du es bist, gewiß nicht fehlen. Nein, nein, du gehörst nicht mehr zu den Leuten, dich geht Lili rein gar nichts mehr an!" Damit suchte er alles, was dahinten lag, wieder zu vergessen und stürzte sich mit seinen: ganzen Fühlen und Denken von neuem in den Strudel übermütiger Freude. Der Diener servierte eine duftige Ananasbowle. Er trank Triumphbogen des Kaisers Konstantin des Großen. (Mit Text.) Phot. Berliner JllustrationsgeieNschast. Der falsche Freiherr. Roman von Ludwig Blümcke. ,— —. lFortletzung.) du, Kurt," sagte die schöne Schwester dann bei pas- sender Gelegenheit zu diesem, „ich hatte mir deinen Nordendahl nach der von dir gelieferten Beschreibung als einen verschlossenen, dickköpfigen Menschen vorge- stellt, als einen Trauerkloß geradezu. Aber daran ist ja kein Gedanke in Wirklichkeit! Ich will dir nur anvertrauen, daß ich fast verliebt bin in den forschen Kerl. Der macht eurem Regiment wirklich alle Ehre. Glaub's schon, daß der bald im Generalstab sitzt." Ein lautes, silberhell klingendes Lachen folgte diesen Worten, und Kurt sagte mit befriedigtem Schmunzeln: „Ich werde dir doch nichts Schlechtes mitbringen, Schwesterlein. Der kleine Girard ist auch nicht übel. Er interessiert sich so sehr für Kusine Herta, hoffentlich kommt die morgen ebenfalls." „Sie kommt bestimmt, Bruderherz. Das kann großartig werden!" Es erschienen nicht weniger als zehn gute Freundinnen, ver schiedene Kusinen und einige Tanten aus der Umgegend zur Ver herrlichung des Geburtstagskindes; und dieses strahlte im vollen Staat, weiße Rosen neben einem funkelnden Diadem im Haar, ein überaus wertvolles Perlen- kolliec um den schlanken weißen Hals, blitzenden Brillantschmuck an den weichen, zarten Armen, an den Fingern, wie eine Prin zessin; wußte sich auch ganz so zu benehmen. Ein paar der guten Freundinnen waren sich zwar einig darin, daß lange nicht alles echt sei, was heute an ihr glänzte, doch sie erntete der Schmeicheleien mehr als genug. Achim fand Alix, als er ihr sein großartiges Bukett mit feierlichem Glückwunsch über reichte, beinahe zu fein, sie ge fiel ihm gestern besser. Das leichte weiße Seidenkleid ließ sie ihm ein wenig zu völlig er scheinen für eine Zwanzigjäh rige, und all das Gleißende, Blendende um sie und an ihr entsprach seinem mehr aufs