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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 23.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191407231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19140723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19140723
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk ...
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-23
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Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Tagesgeschichte. Deatschla«». IW ? — AHn Besuch de« König» von England »!u den Kaisermanöver n. Die au» Kassel verbreitete Nachricht über di« Teilnahme de» König» von England an den deutschen Kaisermanövrrn wird der »Neuen politischen Korrespondenz* von zuständiger Seite al» irrtümlich bezeichnet. Ebenso unbegründet ist die Mitteilung de» Londoner »Stan dard*, daß im Spätherbst diese» Jahre» der deutsche Kron prinz an der Spitze eine» deutschen Geschwader» England einen Besuch abstatten werde. — Deutsche EinheitSstenographie. Die von dem 23er Ausschuß der Konferenz zur Schaffung einer deut schen Einheitsstenographie erreichte Einigung über ein einbeit» licht» deutsche» Stenographitsystem wird nun zur endgültigen Feststellung eine» Entwürfe» führen, der demnächst den ein zelnen Regierungen zugehen und dort voraussichtlich Zustim mung finden wird. Sobald die- geschehen, kann wohl mit der allgemeinen Einführung deS Einheitssystem» bei den Be hörden und in den Schulen gerechnet werden. — Der Kampf in der Tuchindustrie. Wie aus Kottbu» gemeldet wird, wird sich der Regierungspräsi dent mit den maßgebenden Organisationen beider Parteien in Verbindung setzen, um den Kampf in der Lausitzer Tuch industrie auf dem Wege der Vermittelung beizulegen. «utzland. — Der Trinkspruch Poincarv». Bei der Ga latafel antwortete Präsident Pomcars auf die Rede des Kai sers Nikolaus (die bereits in voriger Nummer gemeldet wur de) wir folgt: .Ich danke Eurer Majestät für Ihre herzliche Aufnahme, und ich bitte Sie zu glauben, daß e» mir sehr angenehm gewesen ist, heute dem erhabenen Herrscher de» befreundeten und verbündeten Volkes einen neuen Besuch ad- zustatten. Getreu der Ueberlieferung, der meine ehrenwerten Vorgänger gefolgt sind, habe ich Eurer Majestät und Ruß land das feierliche Zeugnis von Gefühlen bringen wollen, die unveränderlich in allen französischen Herzen wohnen. Bei nahe fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit unsere Län der in einer klaren Vision ihrer Geschicke die Anstrengungen ihrer Diplomatien vereinigt haben, und die glücklichen Wirkun gen dieser dauernden Verbindung machen sich alle Tage fühl bar in dem Gleichgewicht der Welt. Gegründet auf die Ge meinsamkeit der Interessen, geweibt durch den friedlichen Willen der beiden Regierungen, gestützt auf Armeen zu Was ser und zu Lande, die sich kennen, sich schätzen und sich ge wöhnt haben, sich zu verbrüdern, gefestigt durch eine lange Erfahrung und ergänzt durch wertvolle Freundschaften hat das Bündnis, zu dem der erhabene Kaiser Alexander III. und der betrauerte Präsident Carnol die erste Initiative ergriffen haben, seitdem beständig den Beweis seiner wohltätigen Wirk samkeit und seiner unerschütterlichen Festigkeit gegeben. Eure Majestät kann versichert sein, daß Frankreich nach wie vor in innigem und täglichem Zusammenwirken mit seinem Ver bündeten das Werk des Friedens und der Zivilisation ver folgen wnd, an dem die beiden Regierungen und die beiden Nationen nicht aufgehört haben zu arbeiten. Ich erhebe mein - Glas zu Ehren Eurer Majestät, Ihrer Majestät der Kaiserin, i Ihrer Majestät der Kaiserin Muller, Seiner Kaiserlichen Ho- ; heil deS Großfürsten-Thronfolgcrs und der ganzen Kaiserli- ! chen Familie, ich trinke auf die Größe und die Wohlfahrt i Rußlands.* Norwegen. — Der deutsche Kaiser in Norwegen Aus Balestrand wird vom 20. Juli gemeldet: Bei andauernd herrlichem Wetter unternahm auch heute der Kaiser einen mehrstündigen Morgenspaziergang an Land. Mittags fand ! ein kriegsgeschichtlicher Vortrag deS Freiherrn von Freytag i stall. Nachmittags brachte der Kurier auS Berlin Depeschen, j weshalb der Kaiser an Bord der Jacht blieb. Oertliche und MWt Nachrichten. — Eibenstock, 22. Juli. Mil dem 23. Juli, an s dem die Sonne in da» Kalenderzeichen des Löwen tritt, neh- ! men die HundStage ihren Anfang: sie währen bis zum 24. s August, dem Eintritt der Sonne in das Kalenderzeichen der Jungfrau, also genau einen Monat. Die HundStage fallen somit immer in die heißeste Zeit des Jahre» ; wer aber meint, sie hätten damit etwas zu tun, der befindet sich im Irrtum. Man redet im Winter wohl vielfach von einer »Hundekälte*, weil man dabei an die armen, frierenden Kettenhunde denkt, der Ausdruck „Hundehitze* wird dagegen nur vereinzelt und dann auch nur in Anlehnung an den ersteren gebraucht, doch hört man gar nicht selten von einer „hundemäßigen* Hitze sprechen. Das gäbe aber noch keinen Anhalt zur Erklärung deS Namens „HundStage*, der schon un Mittelalter in der Einzahl kuuälicber tue vorkommt. Dieser Ausdruck ist nämlich weiter nicht», al» eine Ueber- setzung de» lateinischen dies eamealaris, der bedeutete, daß die Sonne um diese Zeit bei dem hellsten aller Fixsterne, dem Sirius, steht, der bei den Römern eanieulrr und danach im Mittelalter bunt (Hund) genannt wurde. Jndessrn wa ren die Römer ebenfall- nicht die ersten, welche die Kalender einrichtung der HundStage trafen, sie hatten diese vielmehr von den Griechen übernommen, bei denen der Hundsstern SolhiS hieß und von denen die Periode der Hundstage selbst mit dem Namen Opora bezeichnet wurde. DaS Wort Sothi» ist jedoch durchaus kein echt griechisches, sondern ist die griechische Form d«S Urstammwortes für da» durch seinen Hellen Glanz auffällige Gestirn, da» ägyptische Sopel Die Geschichte der HundStage reicht also di» in eine sehr ferne Vergangenheit zurück und ist jetzt fast 4700 Jahre alt. Un ser moderner Name für den Hundsstern „SiriuS* blickt aller dings nicht minder auf ein recht ansehnliche» Alter: denn er rührt au» einer frühen Zeit der Sternrnkunde, von den alten Arabern, her, denen wir noch viele andere Namen am ge stirnten Himmel verdanken. — Eibenstock, 22. Juli. Der in Nr. 107 unsere» Blatte« angekündigle ObstverwertungSkursu« fin det am Donnerstag, den 30. dsS. MtS. vormittag» 10 Uhr in der städtischen Kochschule am Neumarktr hier statt. Zu diesem Kursus hat sich — wie wir hören — eine stattliche Anzahl Teilnehmerinnen gemeldet. Nach unseren Erkundig ungen ist aber auch jetzt noch die Möglichkeit gegeben, am Lehrgänge teilzunehmen; nur müssen die Anmeldungen um gehend in der Kanzlei de» Stadtrat«» brwirkt werdtn. Di« Vtrwertung soll sich erstreck«» auf alle z. Zt. erhältlichen Obst- und Beerenarten, sowie auf Gemüse aller Art. — Eibenstock, 22. Juli. Donnerstag Abend veran staltet Herr Musikdirektor Georgy im Deutschen HauS mit der Stadtkapelle und seinen zum Besuch hier weilrnden beiden Söhnen «in Konzrrt mit populärrm Programm. Dasselbe wird Melodien au» Wagnerischen We,k«n und unter anderen auch die Schreiner'schr Fantasie a. Offenbachs HoffmannS- Erzählungen, die Ouvertüre z. Op. 8i jetiÜ8 roi (Wenn ich König war) von Adam und auf Wunsch die Meditation v. Bach-Gonnod für Violine, Harmonium und Clavier bringen. — Eibenstock, 22. Juli. Gleich dem Brmkopf u. Härtelschen Gesangverein in Leipzig, der am 11. u. 12. d. M. in unserer Stadt wrilte und auf dem Bielhause einen feuchtfröhlichen Kommers veranstaltete, wobei Herr Ober lehrer Findeisen die Leipziger Gäste in unsern Bergen herzlich willkommen hieß, so hat auch der Leipziger Ge sangverein „T y p o gr a p h i a*, der im vorigen Jahre da» Zschopautal besuchte, für seine diesjährige Sängerfahrt — die 53. — wieder unser schöne» Erzgebirge al» Reiseziel gewählt. Die Herren treffen in Stärk« von ungefähr 70 Mann Sonntag, den 2. August, früh S Uhr in Schonheiderhammer ein. Sie werden nachmittag» dem Kuhderg «inen Besuch ab- statten u. abends in Gemeinschaft mit dem „Männergesang, verein* und dem „Liederkranz" unter solistischer Mitwirkung im Hotel Schwan ein Konzert zum Besten de» Frauenvereins zu Schönheide geben. Dem Konzert soll «in fröhlicher Ball folgen. Beide Veranstaltungen sind öffentlich. Der Gesang verein „Typographia* steht unter musikalischer Leitung deS Herrn Arthur Henschel, eines geborenen Erzgebirgers, der al» Bearbeiter der gemütvollen Weilen unser» obererzgebirgilchen Sänger» und Dichter» Anton Günther manchem unserer Leser nicht unbekannt sein dürfte, Der Montag soll unsrrm Ei benstock und seiner näheren Umgebung gewidmet sein. Die Leipziger Gäste werden mittag? bei un» einlreffen, auf dem Bielhau» gemeinschaftlich essen und abend» von Blaurnthal au» die Rückreise antreten. Hoffentlich ist den Herren der Wettergott gleich freundlich gesinnt wie ihren SangeSbrüdern am 11. u. 12. Juli. Wir rufen ihnen schon heute ein herz liches „Willkommen in unseren Bergen!* zu. — CarlSfeld, 22. Juli. Ein öffentlicher Vortrag über Säuglingspflege, verbunden mit einer Ausstel lung von Gegenständen zur Säuglingspflege wird kommenden Freitag abends ',9 Uhr im Schulhause von der Leiterin des gegenwärtig hier stattfindenden Kursus tür HauS- krankenpflege gehalten werden. Zum Besuch dieses Vortrags und der Ausstellung wird die hiesige Frauenwelt, alt und jung, hiermit herzlich eingeladen. Der Zutritt ist frei. — Werdau, 20. Juli. Die Herabsetzung der Preise für Schweinefleisch und Wurst wurde in der letzten Stadloerordneiensitzung im Anschluß an eine Eingabe des nationalen Arbeiterunterstützungsvereins behandelt. Bür germeister Dr. Rudolph teilte mit, daß die Fleischerinnung die Preise für Schweine- und Rindfleisch bereit» um je 20 Pf pro Kilogramm herabgesetzt habe. DaS Kollegium be schloß, den Sladlrat zu erjuchen, behufs weiterer Herabsetzung der Fleischpreise mit der Fleischeünnung zu verhandeln. Colditz, 21. Juli. Ein bei dem Stadtguts- bejitzet Hörig in Harthc bei Waldheim beschäftigter l7 Jahre alter Knecht namens Ehrlich rus Erlbach bei Col ditz beging die Unvorsichtigkeit, nach dem Genüsse von Kirschen Wasser zu trinken. Er starb wenige Stunden danach unter schrecklichen Schmerzet«. — Annaberg, 20. Jult Aus dem Fenster stürzte v^m 4. Stockwerke aus das Kind eines Hau?» manneS hier in einem unbewachten Augenblick. Der 4 Jahr« alte Knabe war sofort t o t. Geher, 20. Juli. Auf große Erzlager, die unterhalb des niedcrgebrannten Rathauses sich befin den sollen, wird hier jetzt das wiederholt schon statt- gcfundene Einschlagen von Blitzen in der Nähe des Rathausterrains zurückgefiihrt. Amtliche Mitteilungen aus der öffentl. gemeinschaft lichen Sitzung der städtischen Kollegien zu Eibenstock vom 1b. Juli 1914. Anwesend: 6 RaiSmiialieder, 17 Stadtverordnete. Entschuldigt fehlen : 3 Stadtveroi dnete Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Hetze. Außerhalb der Tagesordnung wird über einen Antrag des Han- delsschulomstandes aus geringfügige bauliche Veränderungen und Er gänzungen im Jndustricschulgebäude zustimmend verhandelt. Hieraus stellt der Herr Vorsitzende widerspruchslos fest, daß die Sitzung ordnungsmäßig cinberufen und beschlußfähig sei. ES wird nunmehr in die Beratung der Kemelndekeuerordnung, »er Kirchen- und Schutsteuerordnnng cingerrcten. Der Herr Vorsitzende erläutert vorweg, daß zu Folge der Forde rung deS Gemeindesteuergesetzes, nur 85"/g de« Haushaltsbedarfes der Gemeinde - Einkommensteuer, dagegen mindestens 7'/,°/, durch Grundsteuer, den übrigen Bedarf aber durch Sondersteuern auf- zubriugen unsere Gemeindesteuerordnung gewiesene Wege gehabt habe, da Rat wie BbschätzungSauSschuß ohne weiteres darüber einig gewesen seien, daß man an Grundsteuer nicht mehr wie 7erheben wolle, um den bereit« bei der Einkommensteuer berück- sichtiglen Grundbesitz, der auch noch durch Besitzwechsclabgaben und WcrtzuwachSsteuer geiroffen werd«, nicht zu stark zu belasten. Wa» die Einkommensteuer anlange, so habe man durchs Gesetz die Füglichkeit gehabt, die Matzen bis einschließlich 20 zu teilen, habe aber dem Vorzüge der Uebereinstimmung zwischen den Massen der Staat»- und der Gemeinde - Einkommensteuer mehr Wichtigkeit beige- mrssen. Dagegen habe man die Höhe der Steuer dieser Massen ge mindert und z. B die niedrigste mit — statt 4.50 Mk. wie früher — aus 2.50 Mk. herabgesetzt. Natürlich belaste die Entlastung der nied rigen Steuerklassen die höheren um so mehr, al» wcitau» die meisten Steuerzahler in den ersten 13 Matzen enthalten seien. Deshalb hab« man auch nicht die erste Matze von 400—500 Mk. Einkommen wegge- lassen, wobei die Erwägung mitgewirkt hab«, daß zumeist Personen ohne Familie getroffen würden. Bei einer Reihe sehr wichtiger Fragen habe da» Gemeindc-Steuer-Gesetz den Gemeinden di» Entscheidung über- latzen. Sie würden dann den Kollegien oorgelegt werden. Auch müsse man bestimmen, ob Deklarationen und Reklamationen bei der Staat»- steuerbrhörde ebenso wie Fristversäumnitze ohne Weitere« al» solch« b«i der städtischen Steuerbehörde Geltung haben sollen. Den Begriff de« Großbetriebe» wolle Rat und Ausschuß bet einem Anlage, und Be triebskapital von lOOOOO Mk. al« erfüllt ansehen. Erwähnen wolle er noch, daß Gewerbebetrieb Au»wärtiger in unserer Stadt jetzt in ge wissen Fällen besteuert werden könne. Die 7'/,°/. Grundsteuer, welche man gesetzmäßig gezwungen sei zu erheben, wolle man nicht nach dem Ertrage oder gemeinen Werte, sondern nach Grundsteuer-Einheiten erheben, weil gegenüber der allge meinen Unzufriedenheit, welche bei einer Schätzung nach dem gemeinen Werte oder dem Ertrage sieb in einem Andrang« von Reklamation«» Luft mach«n werd«, di« Hättrn gl«ichmäßigtr Steuerzuschläge zu d«n all«rding» v«ralt«trn Staat»steu«reinh«iten al» ««rinaere» Uebel sich «rwiksen hätten. Außerdem wolle man einen Ausgleich durch Sondrr- zuschläge für solche unbebaute Grundstücke anstreben, welch« an ösient- lichkn Vrrk«hr»räumen im Sinn« d«» Allg«m«in«n Baugesetze« lägen. Jnd«ß könnten die Kollegien sich noch ander» entschließen. Wa» endlich dir Sondersteuern anlang», so wollt man di« g«s«tz. lich« Wand«rlag«rsteuer in di« St«u«rordnung übernehmen. Di« V«- sitzwechselabgab« woll« man nach wi« vor mit 1erheben, im übrigen sich der Vorlage der Regierung anpatz««. Di« Biersteuer hab« sich be- währt, w«nn e« auch wünschen-weri sei, in Zukunft Getränk« mit w«. nigrr Blkoholg«halt al« al« Bi«re zu besteuernd Da« könn« ad«r nach w«itrr«n Erfahrungen nachaeholt werden Die Wertzuwachs steuer wolle man nach Wegfall der Reich«- und StaatlMerlzuwach«. Steuer mit I00°„ Zuschlag zur bi«herigen, also mit 80 " „ inlgesanrt erheben. Die Schanksteuer verbleibe in altem Umfange. Neu sei ein« Konz«ssion»st«u«r, w«lch« man auf Grund de« häufigen Wechsel« ein. zelner Konzessionen zum Schutze gegen «in« Art Konzessionswucher «insühre. Di« Lustbark«it»st«uer hält« di« Stadt Eibenstock bereit« un ter anderem Namen gehabt. Sie sei vielfach ergänzt worden, da lang, jährige Erfahrungen hätten verwertet werden müffen. Einige Milde rungen seien angestrrbt und könnten schließlich auch noch weitere durch, geführt werden, ohne daß eine wesentliche Schädigung erwachse. Einige hohe Sätze wolle man sür besondere Fälle bestehen lassen, aber Gene- ralerlaß de» Stadtrat» bi« zu für die üblichen Lustbarkeiten vor» sehen. — Ganz neu sei die Sintritt»karl«nsteuer sür Kino«, die einen glatten Eingang unserer Gefälle verbürge und den Kinobesitzer viel unmerklicher und verhältnismäßiger belaste, wie hohe Polizeigebühren. Zum Schluß seien nur noch di« Kirchen- und Schulsteu«rordnung zu «rwähn«n. Man wolle jeder einaepsarrten Gemeinde überlassen, wie sie den aus sie entfallenden Bedarf d«r Kirchengemeinde aufbring«. Sowohl bet der Kirchen- wie Schulsteuerordnung wolle man Wegfall des BeamlensünftelS beantragen. Endlich wünsche man auf den Steuerzetteln den Bedarf von Kirche und Schule sowie politischen Ge meinde getrennt angegeben zu sehen. Hiernach wird in die Verhandlung eingetreten. Es wird zunächst an der Hand einer in den Händen der Herren Stadtoertreter befindlichen Vorlage vom 29. Juni 1914 zu den Bestimmungen des Gemeindesteuer, gesetze» Stellung genommen, zu denen besondere Beschlüsse zu fassen sind. In dieser Beziehung werden die Vorschläge de» Abschätzung«. ausschutzeS zu Ztz 29a, '-.9b, 30 >, 31, 32, 36, 38 gebilligt und zu Be schlüssen erhoben. Zu 8 32 (Besteuerung deS Einkommens au« Groß betrieben des Kleinhanbelt) sprechen sich die Herren Stadtverordneten Lorenz und Stadtrar Maennel au». Auch die übrigen Vorschläge des Abschätzungsausschutze-, die in den Niederschriften vom 29. Juni 1914, 6. Juli und 14. Juli 1914 ent halten und je durch nachfolgende Vorschläge nicht inzwischen wieder auf gehoben wurden sind, werden zu Beschlüssen erhoben. Es werden na mentlich folgende Beschlüsse heroorgehoben: a) Die oorgelegte Steuerstasiei ist anzunehmen: I .) Tas sogenani te „Beaintenfünftcl" bei Kirchen- und Schul- steuern fällt künftig weg. e) Auf den Steuerzetteln ist künftig der Bedarf der politischen Gemeinde, der Kirchengemeinde und der Schulgemeinde in Hundertteilen des Gesamtbedarfes anzugeben. <l) Die Wertzuwachssteucr selbst soll nur zur teilweisen Deckung eines außer gewöhnlichen HauShaltplanbedarfeS benutzt, im übrigen aber dem bereit« bestehenden Fonds zugewiesen wer- den. «) Für unbebaute Grundstück«, die an den für den Anbau beste henden Berkehrsräumen inr Sinne des allgemeinen Bauge setzes vom 1. Juli 1900 liegen, wird noch ein besonderer, durch Schätzung zu bestimmender Zuschlag von 5—20 Pfg. sür eine Staatsgrundsteuereinheit mit erhoben. Die Bestimmung tz 10 Absatz 2 der Vorlage wird durch diese vorstehende Bestimmung ersetzt. t) Sollte die unter <> beschlossene Bestimmung von der Königl. Kreishauptmannschaft nicht genehmigt werden, dann wird die Grundsteuer ausschließlich nach Grundsteuereinheiten erhoben werden. Der Herr Vorsitzende wird ermächtigt, in der Vorlage die etwa noch erforderlichen redakttonellen und stilistischen Aenderungen vorzu nehmen, insoweit dadurch nicht materieller Inhalt geändert oder beein trächtigt wird. Dasselbe gilt sür die Einarbeitung der heute gefaßten Beschlüsse, aus Aenderungen der verschiedenen Hinweise auf andere Paragraphen u. s. w. lieber die Frage, ob über die Lustbarkeitssteuerbestiininungen be reits heute zu entscheiden sei, erfolgt eine Aussprache Die Herren Stadtverordneten Lorenz und Höhl find der Meinung, daß die Zett für die Vorprüfung dieser Stcucrvorschristen zu kurz gewesen sei und erklären sich deshalb in diesem Stücke für den Aufschub der Beschluß fassung. — Herr Stadlrat Maennel macht ivegen der Vertagung einen Vermittelungsvorschlag. Herr Stadtrat Heckel und verschiedene Herren Stadtverordnete sind für sofortige Einzeldurchberalung der Lustbarkeit»- steuerbestimmungcn, die hierauf auch statlfindet. Es werden hierbei einige Milderungen der Vorlage herbeigesührt. Herr Stadtverordneter Ott beantragt sodann, daß das sogenannte Beamtenfiinstel, da» sich in Wahrheit nicht bloß auf die Beamten, ! sondern auf die Festbesoldcten in weiterem Sinne erstrecke, auch in der ' Kirchen- und Schulsteuerordnung aufrecht erhalten iverden möchte Der Antrag wird nur von einem Stadtverordneten unterstützt und ist daher gefallen. Herr Stadtverordneter Ott bemängelt sodann, daß man in den Steuersätzen die Klotzen 1—20 zu scharf getroffen habe: man hätte di« Staatssteuerstaffel der Gemeindesteuer unverändert zu Grunde legen sollen. Die Gründe für die gewählte Fassung der Sätze werden Ziffer- mäßig von Ralsscil« dargctan Eine Anregung des Herrn Stadtverordneten Schlegel, automa tische Musikwerke in öffentl. Lokalen in derRegel überhaupt nicht länger al« bis nichts 11 Uhr spielen zu lassen, übernimmt der Rat zur weiteren Erwägung. Es wird sodann noch festgestellt, daß die Bestimmungen d«S Staatseinkommensteuergesetze» über Deklaration und Reklamation auch aus die vorlegten Steuerordnungcn Anwendungen leiden sollen derge stalt, daß die Folgen von Fristversäumni» oder von Unterlassung der Deklaration sowie der Reklamation bei der Staatssteuer ohne weitere» für Gemeinde-, Kirchen, und Schulsteuer gelten. Die vorgelegten Entwürfe werden hieraus mit den heute beschlosse nen Veränderungen und Ergänzungen in allen Stücken einstimmig ge- nehniigi. Hetze, Alfred Meichßner, Paul Heckel, G. E. Schlegel, Gustav Pestel. Aus der Zeit der BesreiuugSkiege. * Nachdruck verdorr« 23. Juli 1814. Die Abtretung Norwegens an Schweden war Dänemark zwar von oen Mächten auf erlegt worden, aber nicht mit Unrecht rechnete Däne mark mit dem norwegischen Volkswillen. Dänemark hatte den Prinzen Christian, oen Vetter und mutmaß lichen Nachfolger des dänischen Königs, nach Norwe gen geschickt, dieser hatte sich daselbst sehr beliebt zu machen gewußt, und er war vom norwegischen Landtag zum König von Norwegen ausgerufen worden. Nun drohte aber England und Schweden den dänischen Kö nig mit der Besetzung von Schleswig-Holstein und da Dänemark der schwächere Teil war, so befahl der dä nische König dem Prinzen und allen dänischen Beamten, Norwegen zu verlassen. Der Prinz gehorchte nicht und Bernadotte von Schweden erschien mit Truppen an der Grenze von Holstein. Jetzt legten sich russische, preußische, österreichische und englische Kommissare ins Mittel und der dänische König verstand sich dazu, sei nen Befehl zu erneuern, indem zugleich oen Norwegern im Namen der Mächte die Erhaltung ihrer Verfassung versprochen wurde. Indes beugte sich auch jetzt noch nicht das norwegische Volk und erst gegen Ende des Jahres wurde die schwedische Herrschaft anerkannt.
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