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Ermordung de» österreichischen LhionsolgecS gebilligt und der Mord oerherriicht wird Dre Festnahme Eilet- erfolgte unter der Anklage wegen Aufreizung zum Morde und wegen Ver gehen» gegen da» Preßgeseg G»gla». Balla »frag en im englisch eil Unter- Hause. In der Montag Sitzung des englischen Unterhauses erklärte Parlaments Untersekretär Ac land auf Anfrage wegen der angeblichen von Epi roten gegen Muselmanen verübten Grausamkeiten: Die Berichte über die Ereignisse in Südalbanien seien sehr beunruhigend: er habe jedoch keine zuverlässigen Einzelheiten erhalten. Die Nachrichten stammten aus nichtamtlicher Quelle und seien oaher nicht authen tisch. Staatssekretär Grey habe sich mit den Mächten wegen dieser Angelegenheit m Verbindung gesetzt. Auf eine weitere Anfrage nach der Lage von Durazzo, so wie ob dem Fürsten irgendwelche materielle oder moralische Unterstützung von der britischen Regierung gewährt werden würde, erwiderte Acland, Durazzo wird «och von den Aufständischen belagert, ist aber seit einiger Zeit von einem Angriff verschont geblieben. Konteradmiral Trowbridge hat die Anweisung, mit den fremden Kriegsschiffen gemeinsam zu handeln und er forderlichenfalls für die persönliche Freiheit des Für sten, seiner Beamte» und aller europäischen Nichttom- battanten zu sorgen. Bo» Balkan. Neue Zusammenstöße an der rumä nisch-bulgarischen Grenze. Neue Zusammen stöße fanden an der bulgarischen Grenze statt, bei denen die Bulgaren die Angreifer waren. Die Rumänen hatten keine Verluste. Bei Wladimirow sielen Mon tag früh drei Bulgaren im Kampf mit oer rumänischen Grenzwache, die angegriffen wurde. Oertliche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. Juli. Den morgigen Mittwoch hat Herr Kupfer auSersehen, auf dem Biel zwei Kon zerte zu bieten, die gewiß jeden Musikliebhaber veranlassen werden, seine Schritte nach dem Bielhause zu lenken. AuS- getührl werden die Konzerte von der Zwickauer Stadtkapelle, und zwar unter persönlicher Leitung de» Zwickauer städtischen Musikdirektor» Herrn Schmidt. Das erste Konzert soll nachmittags 4 Uhr beginnen, da? zweite abends 8 Uhr. Da» Programm finden unsere Leser im Inseratenteil dieser Nr. — Dresden, 18. Juli. Eine entsetzliche Tragödie hat sich, wie erst heute bekennt wird, bereits am Dienstag abend rm Grundstück Kleine Brüdergasse 15 zugetragen Tort wohnt seit Weihnachten vrrgangenen Jahre» der erst seil die ser Zeit verheiratete, in der Mitte der zwanziger Jahre stehende Alberter Paul Bräuer. Er ist au» LeiSnig gebürtig und der Sehn eines GerichlsdisnerS, während seine 25 Jahre alte Frau aus Meißen stammt. Bräuer war bisher in einem Betriebe der Papietbranche beschäftigt, während seine Frau bei der Firma Heinrich Esders durch Schneidern mit nebenbei verdiente. Nach den Schilderungen der Hausbewohner war die Frau besonder? fleißig und sauber und machte immer ttnen freundlichen Eindruck, so daß sie von allen gern gesehen wurde. Die Ehe dagegen scheint recht unglücklich gewesen zu sein. Infolge grenzenloser Eifersucht gab eS wiederholt Differenzen erhebl'cher Art, so daß die junge Frau bereits einmal versuchte, durch einen Sprung auS dem Fenster diesem Martyrium ein Ende zu machen. Die Eifersucht von seilen des Mannes wird ober als völlig grundlos bezeichnet. Am Dienstag abend vernahmen die Töchter einer im gleichen Stockwerk wohnen den KaufmannSwitwe Hilferufe au» der Bräuerschen Wohnung und, nichts gutes ahnend, alarmierten sie die übrigen Haus bewohner. Da öffnete sich die Tür und nur mit dem Hemd bekleidet, stürzte die junge Frau, am Kopfe heftig blutend, heraus Von erneuter Eifersucht gepackt, hatte Bräuer versucht, seine Frau zu erwürgen. Als die Frau aber plötzlich doch wieder zum Bewußisein kam und ouS ihrem Belt flüchten wollte, versuchte Bräuer sie mit einem wuchtigen Hammer schlag über den Kopf zu 'öten. Während die junge Frau zunächst in der Wohnung der Nachbarin verblieb, um dann am anderen Morgen wegzuziehcn, ist Bräuer sofort verschwun den. Als die Polizei am heutigen Sonnabend an der Ar beitsstelle Eikundigungen emzog, stellte sich heraus, daß der Täler schon am Mittwoch frühzeitig unter dem Vorwand, sein Vater sei gestorben, den restlichen Lohn in Empfang genom men hatte, jedenfalls um zu flüchten. Wohin sich Bräuer gewender hat, ist noch nicht bekannt. — Dresden, 20. Juli. In einem Teile der TageS- presse wird aus Anlaß einzelner neuerer Vorkommnisse die Vermutung ausgesprochen, die sächsischen Schwurge richtsvorsitzenden folgten.einem Winke von höherer Stelle', wenn sie die Geschworenen davor warn ten, das Recht zu beugen. Von gut unterrichteter Seit» ver lautet, daß derartige Verwarnungen von der sächsischen Justiz verwaltung weder veranlaßt worden sind, noch gebilligt wer den. Bereit» der frühere Staatssekretär de» ReichSjustizamtS, Wirkl. Geh. Rat Dr. Nieberding, hat sich im Reichstage über derartige Ansprachen der Schwurgericht-Vorsitzenden, insbeson dere über di« dabei an Geschworenensprüchen geübte Kritik, abfällig ausgesprochen. Wie geschrieben wird, wird diese Auffassung von der sächsischen Justizverwaltung in vollem Umfange geteilt. — Chemnitz, 20. Jult. Gestern sind in den Tiroler Alpcn in den Dolomiten zwei Chemnitzer, Herr Professor Beurmann, Lehrer an den technischen StaalSlehranftalten und Herr Möbelfabrikant Köhler, Innere Kloster- ftraße, abgestürzt. Die Leichen konnten geborgen werden und liegen vorläufig in Wolkensein in Tirol. — Ntederrossau bei Mittweida, 20. Juli. Beim hiesigen Vogelschießen versagte gestern nachmillag ein Ge wehr. AIS man eS auf den Tiich gelegt hatte und unter suchte, ging plötzlich der Schuß los und die Kugel drang durch eine Bretterwand und einem Gutsbesitzer, der sich hinter dieser mit unter den Zuschauern befand, in» Bein. Glücklicherweise soll die Verletzung nicht gefährlich sein. — Wolkenstein, 18. Juli. In einer dieser Tage hier tagenden VerirauenSmännersttzunq der konservativen Vereine und der Vereine vom Bunde der Landwirte im 34. ländlichen Kreise wurde auf Vorschlag de» Konservativen Verein» für das obere Erzgebirge Herr Pfarrer Gräfe in Arn»feld einstimmig al» konservativer Kandidat diese» Kreise« für die kommend« LandtagSwahl aufgestellt. — Zwickau, 17. Juli. Ein ungetreuer Kaffenbote halt« heute vor der II. Ferienstraskammer in dem au» Nie- der-Rupper»dorf stammenden Expedienten Carl August Schnitter die Anklagebank inne. Derselbe war seit Juli IS12 bei der Zwickauer Eleklrizität-wrrk- und Straßenbahn Aktien gesellschaft angestellt, und zwar für den Bezirk Aue und Umgegend. Al» solcher hatte er bei den Kunden den Strom verbrauch abzulesen, neue Konten aufzustellen und die schul digen Beträge einzukassieren. E» wurde ihm von der Ge sellschaft große» Berrrauen enlgegengebracht. Diesen Umstand benutzte er, um etwa in der Zeit von Mitte deS Jahre« 1913 bi« 23. Februar d. I 8270 Mk. zu unterschlagen. Am 24. Februar d. I. tollte er bei der Zwickauer Hauplstelle über ca. 14140 Mark vereinnahmte Gelder abrechnen. Er erschien aber an diesem Tcme nicht, vielmehr war er bereit» am Tage vorher mit einem Barbetrage von 5500 Mark in Gesellschaft einer Kellnerin flüchtig geworden. Er wandte sich zunächst nach München und Friedrichshafen, darauf irrte er allein in der Schweiz, Italien und Frankreich umher und kam schließ lich in Monte Carlo an. Dort will er 5000 Mark verspielt haben, die restlichen 500 Mark sollen auf der Reise drauf gegangen sein. Den 5500 Mark übersteigenden Betrag der unterschlagenen Gelder will er bereit» in d-m letzten '/«-Jahr vor seiner Flucht nach und nach verbraucht haben. Er war geständig. Wider rhn erkannte man unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft auf ein Jahr 8 Monate Gefängnis, 2 Jahren Ehrenrechtsverlust und Tragung der Koste». — Zwickau, 18 Juli. Heute vormittag in der 10. Stunde wollte sich der Magnelopath Willi Saul, Elsässer Straße 64, 1 wohnhaft, der in weiteren Kreisen der hiesigen Einwohnerschaft ziemlich gut bekannt ist, von seiner Wohnung nach der Haltestelle der elektrischen Straßenbahn auf der Glauchauer Straße begeben, als er sich — wahrscheinlich in folge eine» Vorgefühls deS Kommenden — umwandte, um wieder nach Hause zu gehen. Nach wenigen Schritten brach er vor einem dortigen Bäckerladen zusammen, während ihm Blut aus Mund und Nase floß In der Nähe beschäftigte Personen trugen ihn in die nächste Hausflur und suchten ver geblich, den Zusammengebrochenen zum Bewußtsein zu brin gen. Der herbeigerufene Arzt konnte nur den infolge Lun ge n sch lag S eingetretenen Tod feststellen. — Zwickau, 18 Juli. Die Mulde hat auch jetzt wieder ihren Charakter als gefährliches GebirgSgewässer be wahrt. Ihr Anwachsen infolge der sehr reichlichen, aber für unsere Landwirtschaft sehr wertvollen Niederschläge erfolgt wieder mit der gewohnten Heftigkeit. In dec Nacht zum Freitag stieg sie um nahezu 40 Zennmet-r, während ihr Wachstum in den Tagesstunden des Freitag sogar ungefähr 60 Zentimeter betrug Unterhalb der Stadt, in Crossen, Schindmaas mw., aber auch oberhalb in Bockwa. Cainsdorf und weiter auswärts stehen die Flußniederungen unter Wasser Aus Aue, Schwarzenberg wiv. kamen ebenfalls Hochwas sernachrichten. Im Stadtgebiet war gestern wieder der tiefliegende Teil der ReinSdorfer Straße überflutet. Auch der ReinSdorfer-, Planitz-, Marienthaler- und Moritzbach führten gestern lehr viel Wasser, das sich aber namentlich im Moritzbach dank der vorzüglichen Regulierung seines BelteS sehr bald wieder verlief. Auch der Wasserstand der Mulde ist in der vergangenen Nacht schon wieder mit dem Nach- j lasten des Regens gefallen. — Langenbernsdorf, 18 Juli. Das auf der Fohlt nach Erfurt begriffene Automobil IV 6179 eines Chemnitzer Herrn geriet heute früh auf der Staarsstraße un- - weil des Naundorfschen Gasthofes auf noch unaufgeklärte . Weise in Brand. Der Besitzer des Wagens und der Füh- ! rer desselben konnten sich in S>»ersten bringen. Der Wagen s selbst brannte bis auf die Estenteile völlig nieder. — Schneeberg, 20 Juli Am 22. Juli wird in der j Bergstadt Schneeberg wieder bas Bergfest, der Streiltag r der Bergleute, mit dem -in so fistelndes Bild gewährenden - Bergaufzuge, bei dem die Bergleute in der so malerischen, : althistorischen Tracht erscheinen, gefeiert. Der Bergaufzug / bewegt sich früh acht Uhr von Nrustädlel auS nach der mach- l tigen St. Wolfgangskirche in Schneeberg, in der der Berg- ' gotleSdienst stattfindet. Schneeberg ist jetzt in Sachsen noch ! der einzige Ort, in dem dar Fest in altgewohnter Weise ab gehalten wird. — Geyer, 20. Juli. Am Freitag wurden die feuer sicheren Schränke der Siadl- und Sparkasse geöffnet und man fand Bücher und Papiergeld völlig unversehrt wieder. — Bockau, 20. Juli. Feueralarm ertönte hier gestern früh 4 Uhr. Das kleine, Hrn. Schmiedemeister Georgi gehö rende, dem Wohnhaus gegenüberstehende Kellerhäuschen brannte vollständig nieder. Es enthielt nur eine kleine Menge Stroh. Die Entstehungsursache de» Feuer« ist unbekannt. — Rautenkranz, 19. Jul«. In Neubert« Schlei ferei zersprang ein Schleifstein von über 100 Zent ner Schwere. Dabei wurden die Arbeiter Weidlich und Schädlich schwer verletzt. Weidlich wurde ins Krankenhaus nach Zwickau geschafft. Aus drr Zeit der Befreiungskriege» Nachdruck verdo^n 2 2. Juli 1814. Wie früher bereits berichtet, war Dänemark für sein enges Festhalten an Napo leon mit dem Verluste Norwegens bestraft worden. Nun waren die Norweger, oas Volk, keineswegs mit dem Wechsel, jetzt schwedische Untertanen zu werden, einverstanden; so blieb denn Bernadotte, dem schwe dischen Thronerben, der sich in Schweden beliebt machen wollte, nichts übrig, als mit Waffengewalt die Nor weger zur Liebe zum neuen Herrscherhause zu zwin gen. So rückte denn Bernadotte mit einem schwedischen Heere in Norwegen ein, und es kam einige Wochen lang zu einem Kriege, in dem jedoch ohne viel Blut vergießen gekämpft wurde. Der Deutsch-Dänische Krieg. 22. Juli 1814. Eröffnung der Verhandlungen wegen der Friedenspräliminarien zwischen den Groß mächten und Dänemark. Was ist unsittlich? (Zchlub.) Wie dem Laster der Tugendmantel umgehängt, ihm der Schein der guten Tat beigelegt werden kann, da für ist dieser traurigen Geschichte noch ein Beitrag zu entnehmen. Es kamen bei dieser Gelegenheit auch die sogenannten Verhältnisse zur Sprache, die, auch eine Erwerbung auf dem Gebiete der Unsittlichkeit von un seren westlichen Nachbaren, sich bei uns meyr u. mehr einbürgern. Für gewöhnlich handelt es sich um Män ner „besserer" Stände und gesellschaftlich unter ihnen stehende Mädchen. Leider hat gerade an maßgebender Stelle diese verwerfliche Unsitte bei diesen Verhand lungen nicht die Beachtung und Beurteilung gefunden, wie das gesunde sittliche Empfinden cs erwartete. Man hatte den Eindruck der Duldung einer bestehen den und wohl nicht wieder gut zu machenden Erschei nung, ja, es klang sogar durch manche Aeußerungen hindurch, als schätze man es gewissermaßen für ver dienstlich ein, wenn ein Mann solches Weib oder Mäd chen infolge des Verhältnisses gesellschaftlich oder gei stig zu sich emporgezogen habe. Dagegen muß aber doch aufs Entschiedenste Einspruch erhoben werden. Es gilt die Wahrung unveränderlicher sittlicher Grund begriffe, unveräußerlicher sittlicher Werte. Mag es auch in den betreffenden Kreisen sehr ungern gehört werden, desto lauter soll es gesagt werden: Alle solche Verhältnisse sind ausnahmslos durchaus unsittlich. Bon seilen des männlichen Teiles ist es Ausschweifung und Unzucht, von feiten des weiblichen Teils Dirnentum. Daran ändern und bessern weder feinere Formen noch angeblich entschuldigende Nebenumstände etwas. Fitt die Notwendigkeit, unsere sittlichen Anschau ungen immer wieder auf ihre Höhe zu heben, um daran die Sittlichkeit zu regulieren, zeugt noch ein höchst bedauerliches Vorkommnis aus jüngster Vergangenheit. In Breslau sind mehrere ganz angesehene Männer be- strasr worden, weil sie mit Kindern Unzucht getrieben hatten. Die in Betracht kommenden jugendlichen weib lichen Personen waren nach den Ergebnissen der Un tersuchung trotz ihrer Minderjährigkeit schon durch und durch verkommene Geschöpfe. Sie waren auch hier die Verführerinnen gewesen, die die Männer erst angelockt hatten. Dieser Umstand war bei Verurteilung der Be klagten als strafmildernd angenommen Wenn aber nun überhaupt der heftige Unwille der öffentlichen Meinung sowohl in den Aeußerungen des Publikums während der Verhandlung, als auch in den Aeußerun gen der Presse über die Verhandlung sich fast nur gegen diese Mädchen gerichtet hat, so ist das eine Einseitig keit und als solche ein Unrecht. Selbstverständlich kann das häßliche, schmutzige Treiben dieser Mädchen gar nicyt scharf genng verurteilt werden. Aber sind damit die Männer entschuldigt? Oder ist das eine Entschul digung, was auch entschuldigend angeführt wurde, je der welterfahrene Mann wisse, daß dergleichen Dinge in jeder Großstadt oft genug vorkämen? Selbst als „»olumen miseris" ist diese Feststellung hier sehr wenig angebracht. Es ist auch nicht angängig, von „Opfern der Verführung" zu sprechen. Wir haben es doch mit erwachsenen Männern zu tun, die wußten, wenigstens wissen sollten, was sie zu tun oder zu lassen hatten. WaS für ein Tiefstand des Sittlichen, wenn bei ihnen solche Verführungen möglich waren! Ein sonst noch jo ehrbarer oder verdienter Mann, der solchen unsitt lichen Verlockungen widerstandslos erliegt, ganz gleich, ob er sie gesucht hat oder nicht, verdient nicht, in Schutz genommen oder geschont zu werden. Alle solche sittliche Schlaffheit ist widerlich und verwerflich. Leider muß sie unserer heutigen Männerwelt von den nie drigeren bis zu den höchsten Kreisen, vom jugendlichen bis zum gereifteren Alter zum berechtigten Vorwurf gemacht werden, ein Borwurf, der absichtlich und aus drücklich in grellen Widerspruch gesetzt wird zu dem von eben dieser Männerwelt so unberechtigt angemaß- tcn Vorrecht, sich in unsittlicher Beziehung eher etwas und mehr als die Frauenwelt erlauben zu dürfen. Glücklicherweise ist cs wohl nur ein vereinzelter Fall, aber dieser Einzelfall ist ein greulicher Schandfleck un serer Zeit, daß nach Zeitungsberichten ein cksts der Lan deskirche ausgetretener evangelischer Geistlicher in einer Versammlung des Bundes für Mutterschutz in Berlin kürzlich sich der ehelichen Untreue mit Einwilligung seiner Frau rühmen und für freie Liebe und Päderastie mit Personen aus „anständigen" Familien hat cin- treten können. Sicherlich hat es zu allen Zeiten sittliche Verirrungen, Verfehlungen, Vergehen und Ber- brechen gegeben. Aber in einem gesunden Volke und in kraftvollen Zeiten sind derartige Dinge nicht ent schuldigt und nicht beschönigt, sondern als Sünde ge- brandmarkt worden. Früher hat man auch bei uns darüber viel wahrhaftiger und viel ernsthafter gedacht. DaS ist das Bedenkliche an unserer modernen Entwick lung, daß wir so geneigt sind, gerade diese Sünden ent weder als bloße Menschlichkeiten oder als liebens würdige Abirrungen ihres sündhaften unsittlichen Cha rakters zu entledigen. Nicht sowohl die Taten als sol che lassen die schlimmsten Befürchtungen für das Volks leben und die Entwicklung der Volksseele berechtigt er scheinen, als vielmehr das verirrte und verwirrende Ur teil der öffentlichen Meinung über oieje Taten. Stets ist die Unsittlichkeit die letzte und unheilvollste. Ursache zum Untergang der Völker geworden. Die Unsittlichkeit ist aber stets schnell ins Riesenhafte und Grauenhafte gewachsen, wenn sittliche Schwäche und Laxheit das Unsittliche an ihr nicht mehr erkennen wollten oder konnten. Wir sind nach den Anzeichen in dieser letz teren Gefahr. Es wird hohe Zeit, dieser Gefahr zu begegnen. Bor dem, was oas sechste Gebot in seinem „keusch und züchtig in Worten und Werken" io klar ge biete: und verbietet, dürfen wir nichts verschleiern, geschweige denn verschwinden lassen. Das ist und bleibt für alle Zeiten, für alle Völker, für ieden einzelne« Menschen die allgemein und unveränderlich geltende