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Eine Riesentaube. (Mit Text.) Ums Geld Original-Roman von W. Harb (Fortsetzung.) „Nicht so stürmisch, Herr Rittmeister. Ihre Braut ist noch krank. Sie haben mir in einer früheren Unterredung auf meine Bitte die Vorgeschichte der Krankheit enthüllt, wie sich dem Arzte gegenüber, wenn er mit Erfolg wirken soll, nur die rück haltloseste Offenheit geziemt. Unter dem Druck dieser Pergangen ¬ der übrigen Sportsleute. Ihm war zumut, wie einem, der plötz lich eine Schnellzugslokomotive führen soll, ohne eine Ahnung von den Hebeln und Ventilen zu haben. Sein Ruhm war denn auch nur kurz. Binnen einer Biertel minute hatte er sein Renommee gründlich emgebüßt. Bei der ersten Kurve verschwand er mrt Gerda in einem kolossalen Schnee haufen wie ein Schnellzug im Tunnel. Vielstimmiges Hohn- gelächter der Zurückgebliebenen. Eginhart von der Borcht machte, daß er davon kam. zu einer Talfahrt auf dem Rodel ein. Heller mußte mit ihr abfahren unter den kritischen Blicken ranz Eginhart lächelte Heller überlegen an. Der strich sich unternehmend den Schnurrbart. „Weißt du, wie lange wir auf einem Fleck gesessen haben? Zwei und eine halbe Stunde. Ich für meine „Zur Präparation für den Minnedienst. Bist ein feines Kerlchen, Hans, vielleicht stichst du den Dobberkow sogar aus. Mach' dich nur recht unwiderstehlich." „Also voran!" Es dauerte nicht lange, so stieg Freund Heller in modernster Sportkleidung den schneeigen Tann hinan. „Mich will bedünken, wir bekommen Tauwetter", bemerkte Franz Eginhart. „Alter Unglücksrabe!" Die Schneeprinzessin stand droben und witterte auch mit dem feinen Näschen in der Luft. „Herr von der Borcht — bekommen wir anderes Wetter?" rief sie den Ankommenden mit ihrer hell klingenden Stimme entgegen. „Ich hoffe, der Himmel wird nicht so ungalant sein, mein gnädiges Fräulein!" Er stellte seinen Freund vor. „Herr Oberleutnant Hans von Heller, einer der größten Sportsleute des Jahrhunderts!" Die Schöne nickte gnädig. Dobberkow nahte mit eifer süchtigem Stirnrunzeln. Die üb rige Trabantenschar stellte sich wie eine Schutzwache um Gerda. Augen mit und ohne Monokel musterten ihn. Ein schneidiger Kerl! Aber man hatte ältere Rechte. Heller raunte seinem Freunde etwas zu. „Da hast du mich schön hin eingeritten, Franz Eginhart. Ich verstehe vom Bobfahren so viel . wie der Esel vom Klavierspiel." , „Hilft dir nichts, Hans. Ich hab's gut gemeint." Die Schneeprinzessin lud zum Arger der anderen den ersten Sportsmann des Jahrhunderts Der Rittmeister setzte sich. Er war schon ruhiger. Er gestand sich selbst ein, daß er in der Auf wallung des Augenblicks zu weit gegangen sei. „Sie müssen mit mir etwas Nachsicht haben!" lächelte ec. „Wenn Sie mir aber einen Ge fallen erweisen wollen, Fräu lein von Rohrbach, so benach richtigen Sie den Herrn Chef arzt, daß ich ihn um eine Unter redung erfuche." Dieser Bitte kam die Dame sehr gerne nach. vr. Klemm, ein sehr distin guiert aussehender Herr mit phä nomenaler Glatze und riesigem schwarzem Vollbart erschien. Seine Kleidung und Wäsche war gesucht tadellos und an seinem Finger glänzte ein großer Bril lantring. Aber ist Wesen und Sprache hatte er nichts Affektiertes. „Hat meine Braut von mir gesprochen, Herr Doktor?" fragte von der Borcht. „Allerdings, das hat sie, Herr Rittmeister." „So wird es nicht schwer halten, sie schonend und langsam darauf vorzubereiten, daß ich hier bin. Würden Sie das über nehmen können?" Er betrat das Sanatorium. Fräulein von Rohrbach führte ihn ins Empfangszimmer. Der Rittmeister sah sofort an ihrer Miene, daß etwas Besonderes geschehen sein müsse. „Pitte, Fräulein von Rohrbach — ich merke Ihnen an, daß KaAM Befinden sich geändert haben muß." „Ja. Die Krisis ist gewesen." „Sie erinnert sich? Sie ist genesen?" Seine Stimme vibrierte. „Wenn Sie das genesen nennen wollen! Karla ist in einem fruchtbar aufgeregten Zustande. Sie stellt hundert Fragen, von denen ich nicht drei beantworten kann. Der Arzt ist bei ihr." „Lassen Sie mich hin zu ihr. Ich werde die rechten Antworten zu geben wissen." „Was denken Sie, Herr von der Borcht? Kommen Sie heute abend wieder, oder besser, morgen in der Frühe. Wir müssen Karla langsam und vorsichtig auf Ihr Kommen vorbereiten. Sie ahnt sa nichts." »Ich gehe nicht von der Stelle. Nun, wo Gott sei Dank das Schlimmste abgewendet ist, soll ich sie nicht einmal sehen? Ich will gern warten — eine Stunde und länger, wenn es nötig ist — ich habe ja das Warten gelernt." Der ernste hohe Mann war in leidenschaftlicher Erregung. „Nehmen Sie doch zunächst Platz, Herr Rittmeister! Bei ruhiger Überlegung werden Sie selbst einsehen, daß Sie im Drange Ihres Gefühls Unvorsichtiges fordern. Sie müssen sich dem Reglement der Anstalt fügen." st Person habe Bewegung nötig." „Drei Häuser weiter findest du das passende Geschäft, Hans? Der verstand nicht gleich, oder wollte nicht verstehen. „Was sür'n Geschäft?"