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brauerei C. G. Tippner hier wird mit dem lö. Juni eine ne ne Haltestelle der staatlichen Kraftwagen- linie Plauen Eibenstock errichtet. — Dresden, 5. Juni. Zur Förderung des Kleingewerbes und Kleinhandels bat das Mini sterium des Innern auch in diesem Jahr den sächsischen Ge werbekammern je 4000 Mk. überwiesen. Die Gewerbekam mern können aus dieser Summe nach ihrem Ermessen Beihil fen an Fachausstellungen, an Ausstellungen von Handwerks maschinen und von Gesellen- und Lehrlingsarbeiten, für be lehrende gwerbliche Fachvorträge und zum Besuche von Mei sterkursen und Fachschulen und für andere, das Kleingewerbe und den Kleinhandel fördernde Zwecke bewilligen. — Radeberg, 5. Juni. Wegen der Bäderzunahme mußte in Bad Liegau Wasser geschafft werden. Deshalb wurden Versuche mit der Wünschelrute unternommen, die auch in der Nähe des Bades Wasser angab. Nach vier Meter Ausgrabung war das erste Wasser erreicht. Einige Meter vom Bohrloch steht ein Baum, in den vor Jahren einmal der Blitz eingeschlagen hatte. Nach bekannten Be obachtungen schloß man auf eine Wasserkreuzung und bohrte deshalb weiter. Fünf Meter durch festen Felsen, in einer Tiefe von 8 Metern war die zweite Wasserader erreich», auS der ein schwach radioaktives kohlensaures SMhlwasser gewon nen wird, das vom Chemiker gut beurteilt und für Trinkku ren geeignet bezeichnet wurde. — Leipzig, 5. Juni. Etwa 70 Mitgliedrr der Zweiten Ständekammer trafen heute mittag 1 Uhr zum Besuche der Weltausstellung für Buch gewerbe und Graphik in Leipzig ein. Sie wurden am Eingang der Ausstellung vom Direktorium empfangen. Die Gäste begaben sich zunächst nach dem Schulhause, wo der Präsident der Ausstellung, Dr. Volkmann, eine kurze Be grüßungsansprache hielt, in der er für den Besuch herzlich dankte und auf die Bedeutung der Ausstellung hinwies. Es wurden sodann die Halle „Deutsches Buchgewerbe", die Ma schinenhalle, die Gruppe Buchhandel, die Halle der Kultur und die Sonderausstellung „Der Student" besichtigt. Hier wurde gegen 4 Uhr ein Imbiß eingenommen. Daran schloß sich eine zwanglose Besichtigung der ausländischen StaatSpaoillons. s — Riesa, 5. Juni. Vorgestern nachmittag wurde bei der Kahnfähre in Moritz die Leiche eines 20- bis 30jährigen Mannes in der Elbe aufgefunden. Die Leiche war m i t einem 50 Pfund schweren Sandstein, der ihr auf den Rücken gebunden war, beschwert. Der hierbei verwendete Strick war auf dem Rücken des Toten gut ver knotet und die Enden an den Knoten dicht abgeschnitten. Es erscheint ausgeschlossen, daß der Aufgefundene dies selbst hat ausführen können. Ein Ende des Strickes war mit einem sogenannten Schifferknoten versehen. Bei der gestern erfolg ten Sezierung der Leiche durch den Großenhainer Bezirksarzt wurden im Schädel Bleistücke verschiedener Größe vorgefun den, die wahrscheinlich aus einer alten Pistole oder einem alten Gewehr abgeschossen worden sind. Auf Grund dieser Merkmale vermutet man, daß ein Mord vorliegt und daß der Täter durch Versenken des Leichnams in die Elbe die Spuren des Verbrechens hat verwischen wollen. Nach dem Zustande der Leiche dürfte diese schon längere Zeit im Was ser gelegen haben. Der Tote ist 1,68 Meter groß und war bekleidet mit dunkelblauem, zweireihigem Jackett, grauer mit grünen Tupfen versehenen Weste, an der sich gelbe Metoll- knöpfe befinden, dunkelblauer Krawatte und dunk-lgeflreifter Hose. Der Schlips ist mit der Firma: Müller, Berlin >V., Charlottenstraße 56, versehen. Irgendwelche Anhaltspunkte über die Person des Toten fanden sich bei der Leiche nicht, i — Freiberg, 5. Juni. Der Freiberger Erz - j bergbau geht völligem Stillstand entgegen, nachdem die - Pumpenanlagen unter dem Rotschönberger Stollen ausgeschal- ; len worden sind. Seitdem steigt das Wasser langsam aber, sicher aufwärts, bis eS auf dem Niveau des Rotschönberger j Stollens angelangt ist. Als Lehrgrube der Akademie bleiben nur Teile der Reiche-Zeche und des David-Nicht-Schachtcs in Freiberg im Betrieb. Der schon viele Jahre stillgelegte: Herzog-August-Schacht zwilchen hier und Brand ist dagegen wieder zeitgemäß ausgebaut worden. Hier wird das Wasser gefälle von den oberen Teichen des Rotschönberger Stollens zum Antrieb elektrischer Kraftmaschinen ausgenützt. Recht günstig gestaltet sich dagegen auch jetzt noch das Privatwerk § „Alte Hoffnung Gottes" in Kieinvoigtsberg, das erst in die sem Jahre einen neuen Erzgang anfuhr und über eine gün stige, technische Anlage verfügt. Das Werk beschäftigt etwa 60 Arbeiter. — Glauchau, 5 Juni. Ein Mordversuch wurde nachts im benachbarten Jerisau verübt. Als der in Weidens dorf wohnhafte Baugewerke Augustin auf dem Heimwege durch den Ort ging, sah er auf der Straße nach Weidensdorf einen Mann stehen. Kaum war er nur wenige Schritte an dem Unbekannten vorbeigegangen, da zog dieser plötzlich einen Revolver und gab aus nächster Nähe 4 Schüsse auf Augustin ab. Glücklicherweise trafen aber nur 2 Schüsse leicht. Sie brachten dem Ueberfallenen keine lebensgefährli chen Verletzungen am Hinterkopfe und an der Brust bei. Der Ueberfallene ergriff die Flucht und es gelang ihm, dem ihm nacheilenden Verfolger, der es offenbar auf eine Berau bung abgesehen hatte, zu entkommen. Der Gendarmerie ge lang eS, den Täter in der Person eines aus Böhmen stam menden Bäckergesellen festzustellen. Leider ist es aber noch nicht gelungen, den Räuber, der zuletzt in Glauchau als Fär bereiarbeiter tätig war, dingfest zu machen. — Lichtenberg, Erzgeb., 4. Juni. Pfarrer Seltmann hier, der demnächst das 70. Lebensjahr voll endet, tritt nach 20jähriger Armierung hier am 4. Oktober in den Ruhestand. Für das hiesige Pfarramt, mit dem daS Filial WeigmannSdorf verbunden tst, sind dem evange lisch-lutherischen Landlskonststortum vorgeschlagen worden, die Pfarrer Schmalz, Tautenhain bei Geithain und Wiese, Carlsfeld bei Eibenstock und Pastor Noack, Stadt Kirchberg. Diese Herren halten am 14., 21. und 28. Juni Gastpredigt. — Zur Sonderfahrt deSErzgebirgsturn- gaueS in daS Fichtelgebirge wird der Fahrpreis einschließlich Eintrittskarte zum Freilichttheater auf der Luisenburg voraus sichtlich 8 Mark betragen. — Karlsbad, 3 Juni. In Chodau hat sich ein ent setzliche- Familiendrama ereignet. Die 29 jährige Ar beitersgattin Anna Dürrschmidt stürzte sich mit ihren beiden 4 und 6 Jahre alten Töchterchen von der Höhe eine» Stein bruche« in einen an dessen Sohle gelegenen Tümpel. Zwei Männer, die sahen, daß di« Frau die Vorbereitungen zu die sem entsetzlichen Vorhaben traf, versuchten die Höhe zu er klimmen, um da» Vorhaben der Frau zu verhindern. Sie kamen jedoch zu spät und konnten nur noch sehen, wie die Unglückliche, die ihre beiden Kinder mit einem Stricke an sich gebunden hatte, in die Tief« stürzte. Nach längeren Bemüh ungen konnten die drei Leichen geborgen werden. In einem hinterlassenen Briefe teilte die Frau mit, daß sie die Tat in folge einer unheilbaren Krankheit und Not begangen habe. Amtttche Mttteil««-»» aus -er S4. «ta-trat-« fitzung vom 3. Juni 1914. Anwesend: 5 Rat«mi<glicder. Vorsitzender : Herr Bürgermeister Hesse. 1) Zu eineni Stallanbau wird bedingte Genehmigung gegeben. 2) Die Herstellung eines Erdkellers zur Aufbewahrung der bei der Fleischbeschau beanstandeten Fleischteile, für die 3 Angebote oor- ltegen, wird vergeben. 3) Gegen die Herstellung son 2 elektrischen Hausanschlüssen, bei denen durch die Anschlußlcilung öffentliche Verkehrswege gekreuzt werden, sind keine Einwendungen zu erheben. 4) Den Pachtzins für das Grundstück Nr. 1025, von dem in diesem Herbste noch ein Streifen für den Spielplatz abgetrenni wird, er mäßigt man vom nächsten Jahre ab im Verhältnisse der tatsächlichen Pachrbeeinträchtigung. 5) Nach Entgegennahme eines Sachstandsberichte« in Grüner Graben sachen wird beschlossen, wegen der Erlangung bezw. Ergänzung der erforderlichen Erklärung einiger Beteiligter nochmals dringende Schritte zu uniernehmen. 6) Die Einsetzung eines NnterausschuiieS sür die höhere Volksschule wird nach dem Vorschläge des Schulausschusses gebilligt. 7) Der Rat hält die Verlegung des FortbildungsjchulunlerrichtS sür Stickereiarbciter aus Sonnabend nachmittag nach wie vor für die Industrie wichtig, bedauert aber mangel« einer Lehrkraft den Un- rcrricht nicht verlegen zu können. 8) Es wird Kenntnis genommen a. von einer Verordnung über den Schutz und die Erhaltung von Alleen und einzelstehenden Bäumen im Bereiche der Straßen- und Wasserbauverwaltung: b. von der Fleischbeschauüberstcht aus den Monat Mai 1914; e. von einer Verordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Zwickau zu dem Haushaltplan auf das Jahr 1914. Zur Beschlußfassung gelangten weiter 1 Wasser-, 1 Steuer-, 7 Schul-, 2 Straf- und 5 verschiedene andere Angelegenheiten, zusammen 26 Ge genstände. Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen. (Röm. 11, 36.) Gott alles in allem! (Z«m Tri«tta1itf-ste.) Wir stehen an der Grenzjcheide zwischen der fest lichen und der festlojen Hälfte des Kirchenjahres. Da wandern die Gedanken noch einmal auf den Wegen, die hinter nns liegen, und erinnern sich aller der Segens spuren Gottes, die Beweise seiner Gnade und Treue an deu vergaugenen Festen. Weihnachten kündet, was Gott gedacht und getan hat im Himmel; Ostern erzählt, was Christus vollbracht hat auf Erden; Pfing - sten predigt, was die Menschen auf Erden denken und vollbringen sollen in des Geistes Kraft, die sie hei ligen will zu Glaube, Hoffnung und Liebe. Das Fest der heiligen Dreici nigkei t faßt diesen gewaltigen himmlischen Dreiklang zusammen, nm in der kommenden Trinitatiszeit ihn in uns weiter tönen zu lassen zu andächtiger Besinnung und frucht barer Aneignung. Dazu steht Paulus heute an der Schwelle und füllt uns die Seele mit Anbetung und Lobpreis vor Gottes Herrlichkeit: welch eine Tiefe von Reicht nm, Weisheit und Klarheit bei Goll ;Nöm. I I, 33 36), so tief, daß nie ein sterblicher Mensch das Geheimnis der Dreieinigkeit ergründen wird, aber auch so reich und groß, daß die Gläubigen aller Zeiten nie aufhöreu sich zu beugen vor der drei fachen Offenbarung der Gottcsliebe in Vater, Sohn und Geist. Der dreieinige Gott ist in ein großes, ge waltiges Handeln mit der Welt und sür seine Menschen kinder eingetreten in seinen Heilstaten: Schöpfung, Er lösung und Heiligung. Und diesem dreifachen Kest- alroro entspricht als Antwort der festlichen Gemeinde das dreifache Bekenntnis der Kirche. Der erste Artikel sagt: „ Gvtt ist in der Welt", der zweite: „Gott war in Christo", der dritte: „Gott will in dir jein ". So kommt alles auf Gott hinaus. Alles, was es gibt und was sich erdenken läßt, hat in Gott seinen 'letzten Grund, seine Vermittlung nnd sein seliges Ziel. Darum, du Christenmensch, laß dir nicht bange werden in den Stürmen des Lebens, verzage nicht in der Erkenntnis eigner Ohnmacht und Sündenschwäche, gib dich und andere nicht auf, bis in die letzte Stunde nicht, sondern klammere dich im Glauben daran: Der dreieinige Gott ist über mir, er kennt nnd lieht mich genau, er weiß, was uns Menscbeu nützt und selig ist, er hat mit uns Hcrrlichkeitsziele. O daß wir nur rück haltloser und mit festerem Vertrauen seiner Leitung gehorchten und dem eigenen Willen zum Trotz Gottes Willen wahrhaft zu erfüllen trachteten: Dann würde er auch bei uns altes in allem, und unser Leben dürfte anch in aller Schwachheit den» Preise des dreieinigen Gottes dienen. Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm seiEhre in Ewigkeit! Amen. IV. Nationale Politik im Erzgebirge. In «iner Zwickauer Zeitung finden wir nachstehende Auslassungen, die wir Zeile für Zeile unterstreichen und den bürgerlichen Parteien deS Erzgebirges zur Beachtung ange- legentlichst empfehlen: Sicherlich sind schon manchem Wanderer auch durch die entlegensten Ortschaften unseres Erzgebirges die an vielen Telegraphenstangen, Scheunentoren, Gartentüren u. s. w. kle benden Plakate aufgefallen, die zu politischen Versammlungen einladen. Daraus werden wohl viele den Schluß ziehen, daß von allen Parteien hier oben im Erzgebirge tüchtig an der politischen Bildung der Massen gearbeitet wird. Wer die Plakate jedoch genauer liest, muß die Wahrnehmung machen, daß «S sich ausschließlich um sozialdemokratische Versammlun gen handelt. Kein Haus ist den Herren Genossen zu entlegen, e« wird so lange aufgesucht, bis die sozialdemokratische „Erzzebirgische Volksstimme" wenigsten» in einem Exemplar gehalten wird. Keine zwei Monate vergehen, ohne daß auch in da» weit ab von der Landstraße liegende Häu-chen «in sozialdemokratische» Flugblatt getragen wird. Und was tuen die Ordnung-parteien? Wenn'S hoch kommt, finden in den größeren Ortschaften jährlich 2 bis 3 nationale Versammlungen statt, in denen ein kurzer Vortrag gehalten wird und dann ist S alle. In die kleineren Ortschaften kommt jahrelang nicht ein einziger natio naler Redner. Wir haben hier oben Ortschaften bezw. Ort»- teile, die z. B. während des letzten Reichstagswahlkampfe» nicht einen einzigen nationalen Redner gehört, nicht ein ein zige» bürgerliches Flugblatt in die Hände bekommen haben, während die Genossen wochenlang Tag für Tag, auch im tiefsten Schnee, die rote Zeitung gratis ins entlegenste Hau» getragen haben, kein Weg war ihnen zu schlecht oder zu lang, jedes HauS wurde intensiv bearbeitet. Der Erfolg ist ja auch nicht auSgeblieben. Wir meinen, was den Herren Genossen möglich ist, sollten auch die bürgerlichen Parteien fertig bringen. Wa» nützt e», wenn fünf Minuten vor der Wahl ein Heer nationaler Redner daS Erzgebirge bevölkert, während nach der Wahl das natio nale Element unseres Gebirge» in höchst mangelhafter Weise bedient wird! Hier oben muß unbedingt mehr nationale Klein arbeit getrieben werden, ein etwaiger;:,Mißerfolg darf da nicht verdrießen. Wandlungen. Novelle von K. E. Gerth. Ruchdruil »«rdot-x Cs war in den Vormittagsstunden. In dem eleganten Eßzimmer des Bankier Weg ner spielten die Sonnenlichter. Inmitten des Zimmers war der Frühstückstisch hergerichtet. Auf seidigem Damast prangten feinstes Porzellan, Kristallkaraffen und Gläser, Brotkorb und Aufschnittschüsseln aus schwerem Silber und ein blinkender Teekessel, unter dem ein Spiritusflämmchen zuckte. Einladend und anheimelnd schaute dies alles aus, besonders durch das warme Leben, das die Sonne dazwischen warf. Jetzt teilen sich die dunklen Samtvorhänge, und die Herrin des Hauses erschien auf der Schwelle. Unmutig schaute Irene Wegner ins Zimmer hinein, blieb erst zögernd stehen, nahm aber schließlich doch auf einem der beiden hochlehnigen, lederüberzogenen Stühle, die vor dem Tische standen, Platz, - das ge öffnete Schreiben, das sie in der Hand trug, neben ihren Teller legend. Dann klingelte sie dem Diener, der alsbald mit den warmen Platten erschien nnd ihr das Frühstück reichte. In Unmut und Schweigen saß sie da, unlustig essend; sic achtete nicht auf die Pracht, die ne umgab, wurde nichts von den sie umtanzenden Sonnen strahlen gewahr. Jetzt richtete sie sich höher auf ihr feines Ohr vernahm sich nähernde Schritte. Der Gatte trat hastig ein. „Verzeih, Irene, daß ich dich warten ließ." Sie neigte leicht den Kopf, den Angekommenen übersehend. Geschäftig versorgte der Diener nun auch den Haus herrn, dann verließ er das Zimmer das Ehe paar war allein. Run endlich hob Irene die Augen zu Sem ihr gegenüber Sitzenden. Dabei senkten sich ihre Mund winkel herab verächtlich zuckte es um den roten Mund. Sie reichte dem Gatten das bereitgehaltene Schreiben. „Hier, dies Schriftstück ist mir heut morgen über geben worden! Eine — — — Schneiderrechnung! Man schreibt mir, daß dir diese schon mehrmals vor gelegt worden sei, und bittet nm endliche Begleichung der Summe. Was soll oas heißen, Anton ?" Der Gatte hob die Schultern. In seinem bleichen Gesicht veränderte sich keine Miene. Mit der grenzen losesten Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit streckte er die Hand nach dem Briefe aus. „Sicher ein Versehen! — — Gib her, die Ange legenheit soll sofort geregelt werden." „O — der Brief enthält noch mehr - — eigentlich eine Unverschämtheit — man schreibt, die Robe, die ich mir bestellt, erfordere sehr viele Aus lagen man bittet um Vorausbezahlung dieser, da die Firma sonst nicht in der Lage wäre, die Be stellung übernehmen zu können." Ueber Wegners Gesicht ging ein rasches Rot. „Der Mann wird in Verlegenheit sein, Irene " „Ba! Verlegenheit! Die Folge der vergessenen Zahlung ist's! Selbstverständlich nehme ich dort mei nen Auftrag zurück." „Tue das, Irene!" „Ja! — Aber ich möchte dich doch bitten, mich nicht wieder solchen Unannehmlichkeiten auszu fetzen." „Ganz, wie du befiehlst, Irene," entgegnete er mit ironischem Lächeln. Er lehnte sich im Stuhl zurück, legte die Serviette aus der Hand und schaute zu seiner Frau hin. „Hast du noch weitere Wünsche?" Irene warf den Kopf zurück. Ein Sonnenstrahl huschte über ihr weißblondes Haar und ließ es silbrig schimmern. „Du hast ja heut merkwürdig viel Zeit für mich! Nun dann will ich dir nur gleich mitteilen, daß ich dem Juwelier meinen Brillantschmuck zum Umar beiten geschickt habe. So wie er ist, eignet er sich nicht zu meiner neuen Dinertoilette. Und dann ich gehe am Nachmittag in den Wohltätigkeitsbasar —" „Bitte!" „Wirst du mich begleiten?" „Ich? Nein! Hoffentlich wird dies die Welt nicht allzu sehr in Erstaunen setzen." Irene lachte leise auf.