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Ministern, vom König!. Kultusministerium, von den städülchcn Kollegien in Chemnitz usw. Dresden, 14 April. Sein üOjährigcs Mili tärjubiläum beging heute in voller Frische Herr Generalleutnant z. D. Kirchhoff, Exzellenz. Dem greisen Offizier wurden zahlreiche Glückwünsche und Ehrungen zuteil. — Mügeln (Bez Dresden), ll. April. Der erst ge gen Ende März aus dem Zuchthause Waldheim entlassene, seitdem in Dresden wohnende Heiratsschwindler Lichtenstein — er hatte wegen derartiger Delikte soeben K Jahre Zucht haus verbüßt -- verschaffte sich die Uniform eines GerichtS- beamten, Bart, Brille und Aktentasche, und begab sich so au»- gestattet zu einer auf der Ferdtnandstraße wohnenden Frau, die früher schon einmal seinen Heiratsschwindeleien zum Op fer gefallen war. Der Zuchthäusler haue einen Haftbefehl angefertigt, wahrscheinlich, um so von der Frau Geld zu er pressen. Die Frau rief jedoch, als der falsche Gerichtsbeamte erschien, laut um Hilfe, der Verbrecher flüchtete und wurde nach einer tollen Jagd festgenommen. Er wäre beinahe ent kommen, da sich niemand an dem .GerichlSbeamten" vergrei fen wollte. Der Schwindler hatte den Haftbefehl mit der Unterschrift eines Staatsanwalts versehen, nach dessen Straf antrag er seinerzeit sechs Jahre in Waldheim interniert wor den war. Leipzig, 14. April. Die Eröfsnungs- rabrennen auf dem hiesigen Sportplatz, die am Ostersonntag bei günstigem Wettxr vor sich gingen, brachten einen schweren Unfall. Beim 2. Lauf um den zweiten Osterpreis kam der holländische« Dauer fahrer van Nec infolge eines Raddefektes so schwer zu Fall, daß er einen Schädelbruch erlitt. Der Zustand des Verunglückten wurde gestern als hoffnungslos be zeichnet. - Zwickau, 12. April. König Friedrich Au gust trifft am 23. d. M. vormittags, von Bad Elster kommend, hier ein und wohnt um 10 Uhr der Ein weihung des König-Albert-Museums bei. Danach beabsichtigt der Monarch das neue Taubstum menheim und Dr. Grunows orthopädische chirurgische Heilanstalt. Mittags gibt die Stadt im Hotel zur grünen Tanne ein Frühstück, nach dem der König nach Bad Elster zurückkehrt. — Hüttenarbeiter Kobe wurde auf der Werksbahn der Maxhüte bei Zwickau von einer Lokomotive an eine Lowry gedrückt und so schwer ver letzt, daß der Tod nach kurzer Zeit eingetreten ist. Zwickau, 14. April. Im Interesse der Sicher heit und Ordnung des Eisenbahnbetriebes wird die Staatsbahnlinie Schwarzenberg —Zwickau auf der Linie Stein-Hartenstein bis Wiesenburg zwei gleisig gebaut. Bis jetzt ist diese Linie zweigleisig ini Betrieb von Zwickau bis Wiesenburg. Die Staats straße Zwickau-Schwarzenberg wird wegen Bodensen kungen infolge des Kohlenabbaues im Borort Bockwa zwischen Kirche und Gemeindeamt verlegt. Schneeberg, 14. April. Die Leiche des feit etwa sechs Wochen von hier verschwundenen Ge müsehändlers Günther wurde bei Dresden aus der Elbe gezogen. Kreisturntag in Kamenz. Der 14. Turnkreis (Königreich Sachsen) hält alle zwei Jahre einen ordentlichen KreiSturntag ab. Die diesjährige Tagung fand in den letzten Tagen m Kamenz statt. Am Sonntag und Montag hielt der KreiSturnrat eine vorberei tende Sitzung ab. Gleichzeitig tagte am Montag die Versamm lung der Gauvertreter. In dieser sprach Gauoertreter Töp- fer-Eibenstock über die Maßnahmen, die gegen Vereine zu ergreifen sind, die ihren Verpflichtungen gegen den Gau und den Kreis (Turnbesuch, Buchführung darüber, Bezug des Kreisblatte») nicht nachkommen. Die betr. Vereine sollen im mer wieder mit Nachdruck und Strenge auf die Erfüllung ihrer Pflichten hingewiesen werden. Auf die Kleidung unserer Turner, besonders der Spiel mannschaften, soll nach wie vor geachtet werden. Turner, die den Forderungen nicht nachkommen, dürfen zu gemeinsamen Veranstaltungen nicht zugelassen werden. — Gauvertreter Kaiser-AugustuSburg berichtet über Gesuche der Vereine um Beihilfen aus der KretSkasse und der Ferdinand Götz-Stiftung. Im „Turner au» Sachsen' sollen zu gegebener Zeit Winke für solche Gesuche gegeben werden. — II. Kotr. Frohberg spricht den Wunsch auS: Die Turner möchten ihr gutes Deutschtum auch dadurch bezeugen, daß fie im Verkehr unter sich und mit andern alle Fremdwörter möglichst ver meiden. Zum Schluß verbreitet sich Gvtr. Roßburg-Chemnitz ausführlich über die Jugendpflege in den Turnvereinen. Durch die Ausbildung von Vorturnern, durch die Presse, von deren wirksamer Unterstützung auch in dieser Frage viel er wartet wird, durch Wanderungen, Wanderheime, bildende Veranstaltungen, durch Wanderredner soll für die Arbeit an unserer Jugend geworben werden. Nach eingehender Aussprache über die Arbeit des 14. Kreise» auf dem 12. Deutschen Turnfest in Leipzig wird die Ordnung für da» diesjährige Kreisspielfest in Chemnitz festgesetzt. Als Spiele sind Meisterschaftsspiele (auch für Turnerinnen), Wettspiele und Musterspiele vorgese hen. Außerdem finden Einzelwettkämpfe in folgenden volks tümlichen Hebungen statt: 100 Meter-Lauf; Sturmsprung, Stabhochsprung, Weitsprung ohne Brett; Kugelstoßen (7'/. kß) und Speerwerfen. Als MannschastSkämpfe kommen zum NuStrag: Weithochsprung, Eilbotenlauf über 1000 Meter (10 Mann) und Tauziehen. In die Turnordnung für das KretS- tmnen in Reichenbach t. Vgtl. im Juli 1S15 werden Frei übungen, Gemetnübungen an den Geräten, Einzel- und Mehr kämpfe ausgenommen — Mit kurzer Aussprache über die Beteiligung der Deutschen Turnerschaft an der Olympiade 1S16 wird di« Versammlung geschlossen. Aus der Zeil der Befreiungskriege. Nachdruck verd-tiu 16. April 1814. Ein ebenso merkwürdiges, wie charakteristisches Schriftstück ist die Adresse, welche die Bewohner der Insel Elba an die verbündeten Mächte richtete. Darin heißt es u. a.: Ihr befaßt Euch mit der Ruhe der Welt, aber Ihr rechnet offenbar für nichts das Glück einiger armer Inselbewohner, indem Ihr ein wildes Geschöpf unter uns verbannt, das mehr Blut vergossen hat, als es bedurfte, unsere Insel zu ver seuchen. Wodurch haben wir es verdient, daß man aus dem kleinen Asyl, das wir inmitten der Meereswogen besitzen, den Käfig macht, worin das gefräßigste Unge heuer, das jemals die Natur erzeugte, eingesperrt wer den soll. Man hätte oiesen beispiellosen Feind des menschlichen Geschlechtes in die Wüsten Afrikas schaffen sollen, unter Tiger und Leoparden, die seinesgleichen und seiner würdig find; oder wenn Paris unter den seltenen Tieren des Tiergartens noch keinen Königs tiger hat, hätte man ein geeigneteres finden können, um es hinter Gittern zu verwahren, als das Urbild aller erdenklichen Grausamkeiten?" In dieser scharfen Tonart geht es fort. Es wird Napoleon gesagt, dyß er, wenn er irgend ein Gefühl für Ehre gehabt Hütte, in den Tartarus gestiegen wäre, wo ihn allerdings die schrecklichsten Höllenstraseu erwarten. Schließlich wird gewünscht, man möge für den Räuber, der so viele Völ ker geplündert, doch Korsika, von Ivo er ausgegangen, als letzten Aufenthalt wählen. Die Deputierten der Insel Elba Fidanza und Buonafebe haben die Adresse unterzeichnet, die natürlich erfolglos blieb. Wt yat kch der Stell,nl-te der Angestellten- Versicherung gegenüber zu vergalten? Darüber herrscht große Unklarheit. Die „Ver bandsblätter", die Zeitschrift des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen, schreiben: Stellenlos sind nicht An gestellte im Sinne des Angestelltenversichcrungsgesetzes. Die Beitragspflicht besteht nur so lange, als der Ver sicherte Anspruch auf Gehalt hat. Einer Abmeldung von der Versicherung bedarf es durch den Angestellten nicht. Mit dem Antritt einer neuen Stellung setzt die Bersicherungspflicht wieder ein. Der Vermeidung des Verlustes der Anwartschaft und gleichzeitig zur Steige rung der erworbenen Anrechte dient die freiwillige Fortsetzung der Versicherung. Diese ist in jedem Falle nach Entrichtung von sechs Pflichtmonatsbeiträgen zu lässig. Die Fortsetzung erfolgt mittels Zahlung des vollen Monatsbeitrages der bisherigen oder irgend einer beliebig niedrigen Gehaltsklasse. Ist der Ange stellte dagegen von seiner eigenen Beitragsleistung auf Grund des 8 390 befreit, so ist nur die auf den Arbeit geber entfallende Beitragshälfte fortzuzahlen. Eines lesonderen Antrages bedarf es für die Fortsetzung nicht, ondern es genügt, wenn der Versicherte die Reichsver- icherungsanstalt bei der ersten Beitragszahlung, die ebenso wie für die Pflichtversicherten unter Benutzung der bei den Postanstalten erhältlichen roten Zahlkarten zu erfolgen hat, benachrichtigt, daß er gegenwärtig au ßer Stellung ist, die Versicherung aber freiwillig fort zusetzen beabsichtigt. Zur Aufrechterhaltung der An wartschaft ist in den dem Eintrittsjahre folgenden zehn Kalenderjahren die Entrichtung von mindestens acht Monatsbeiträgen jährlich erforderlich. Nach Ablauf die ser Frist genügt die Zahlung von vier Monatsbeiträgen oder nach Zurücklcgung der Wartezeit - die Ent richtung der Anerkennungsgebühr von 3 Mark jähr lich. Bis zum Jahre 1923 kann also jeder mit dem 1. Jan. 1913 in die Versicherung eingetrelene Angestellte jährlich bis zu vier Monaten stellenlos sein, ohne daß ein Verlust seiner Anwartschaft zu befürchten ist. Wenn ein Stellenloser erkrankt oder Militärdienste leistet, oder die unfreiwillige Pause zum Besuch einer staatlicy an erkannten oder unterstützten Lehranstalt benützt, so be steht während dieser Zeit keine Gefahr des Verlustes der Anwarrschaft, denn diese Zeiten gelten als Bei tragszeiten im Sinne der erforderlichen Mindestzahl von acht bezw. vier Beiträgen, ohne jedoch eine Steige rung herbeizuführen. Wo öteiven die neuen großen französischen LenköaLonsl Die Franzosen scheinen mit ihren großen Luftschif fen, die den deutschen Starrluftschiffen ein Paroli bie ten sollen, bis jetzt wenig Glück zu haben. Bereits im Oktober vorigen Jahres hieß es, daß die neuen großen Schiffe schon im November die ersten Probefahrten machen würden. Seit dieser Zeit ist hiervon nicht wie der die Rede gewesen, und tatsächlich ist man auf den Werften eifrig beschäftigt, immer wieder Konstruktions änderungen vorzunehmen, so daß tatsächlich schon jetzt etwas ganz anderes entstanden sein dürfte, als beab sichtigt war. Im Bau befinden sich zunächst die Astra- luftschiffc von 17 000 Kubikmeter Rauminhalt. Ihr Name soll „Astra Torres 2" bezw. „Astra Torres 3" sein. Auf der Staatswerft befindet sich ferner ein Mi litärluftschiff im Bau, das gleichfalls 17 000 Kubikmeter fassen soll. Außerdem wird ein „Clement Bayard 7" von gleicher Größe gebaut sowie ein „Lebaudy-Julliot 11" und ein „Zodiak 16", welche Schiffe dieselben Ab messungen haben. Von diesen sechs Schiffen sind vier jedenfalls schon seit langer Zeit im Bau begriffen, und es beweist nur die Verlegenheit, in der sich die Bau firmen befinden, wenn die Lenkballons noch immer nicht die Werft verlassen haben. Alle diese Schiffe gehören zn den sogenannten Pralluftschiffen, sind also nicht starren Systems. Das wiedererstandene „Spieß"-Luft- schiff, das am 8. Dezember in Saint-Cyr seine erste Werkstattfahrt unternahm, die in der Hauptsache der Erprobung der Steuerungsorgane galt, ist das einzige starre Luftschiff, das aber bis jetzt jedenfalls keine be sonderen Leistungen aufzuweisen gehabt hat. Eine be sondere Kalamität in Frankreich besteht darin, daß für die Füllung der Lenkballons gar nicht gesorgt ist, da die Regierung überhaupt keine einzige Gasanstalt be sitzt. Eine von denen, die den französischen Lenkballons den Wasserstoff liefern, ist die Zweigniederlassung einer deutschen Werkstatt. Während das deutsche Gas 12 Pf. Morgen noch ei» auch die ihren Mund. für den Raummeter kostet, kostet das französische mehr als zehnmal so viel, nämlich 1 Frank 25 Centimes. Flur zurück in seine Schlafkammer. Und die Reimerhofbäuerin nickte. „Morgen! früh! Dann!" Was dann sein würde, war ihr wohl selbst dunkles Geheimnis. Aber ehe sie endlich als die letzte im Hause alten, müden Augen schloß, spielte ein leises Lächeln um kochen? „D> wieder gehabt, Hai er schw mehr h, Er Haiti Nur eir der, die Er niemant herbstlick wie ein Als Weident um. Dc alle wie Am Da kam ein hohn! Den finden h Keffer nc Als den wä Sie flin in den ! gleißen dl Leuchten Seir „Die auf dich habe." Er > „Ich jakob: I Da haben, ll „Da! sehen he sicht. V> erzählt, wartet a findest, i gebrauch „N-i Und dan Die! zimmer dich nicht Ham blickende« denn wi das dort Kleider tl Seine K« Ein dann stü „Kathan, Sein vier Au( es auch t Es l Beweis fi Hans arme Dii W>er ich Leben fol laß uns - Ehe) Lür geöfs „Goti ihre Hän Segen m daß ich Bäuerin „I weiter. heroön mir nb Er bes'/rg« eir- F« -nieder tuch. < du hur Ha soll da der Mi „A schon." „I „A stoßen Er reden. „O die Kal Vann s Er Dann gut. I Eri gegen, hatte al nicht ih „D< einmal Nachher Die Reimerhofbäuerin hatte in dieser Nacht keinen guten Schlaf. Viel wert war er seit Jahren schon überhaupt nicht mehr. Oft lag sie stundenlang wach und hielt in stiller Ein samkeit Rückschau auf ihr Leben. Oder sie hatte Erscheinungen und merkwürdige Träume, auf die sie viel gab und nach deren Deutungen sie grüblerisch suchte. In Summa: es war seit langem nicht weit her mit ihrem Schlaf. Aber in dieser Nacht war's mehr als arg. Alle Viertel stunden fuhr sie hoch. Es war ihr immer, als wenn wehe Schreie um das Haus geklungen, als ob ein Weinen den Weg zu ihrein Ohr gefunden. Minutenlang saß sie dann aufgerichtet im Bett und lauschte. Aber nichts war vernehm bar von dem, was sie zu hören geglaubt. Nur tiefe Stille weitum. Nicht einmal der Nachtwind trieb sein Wesen. Er hockte schlafend in den Kronen der breitästigen Ulmen vor dem Hause. Und dann wieder sah sie eine Reihe wunderlicher Gestalten an sich vorüberziehen. Alle trugen den entstellenden, brennend roten Striemen guer über das Gesicht und hatten iin bunte» Wechsel lraurige, anklagende, drohende Augen, die nach den ihren suchten. Schließlich floh sie der Schlaf ganz. Sie wagte nicht mehr die Augen zu schließen. Und nun kam ein ringendes, kämpfendes Denken, so schwer und wuchtig, wie es bisher nie in ihrem Leben gewesen. Denn es galt zur Klarheit zu kommen. Und diese Klarheit mußte vorhanden sein, wenn der neue Tag anbrach. Was sollte sie tun? Das ganze Wesen ihres Sohnes bei seiner Rückkehr von dein ergebnislosen Suchen hatte ihr gezeigt, wie fest und unlösbar er an den« Mädchen hing. Sie war jetzt davon überzeugt, daß er seinen Sinn nie ändern würde. Wenn die Katharina nicht sein eigen wurde, kam wohl nie eine Bäuerin auf den Reiinerhof. Und das mußte sein. — Der nächste Gedanke, der aus dieser Notwendigkeit sich ergab, war klar und selbstverständlich genug. Dennoch fand sich die Reimerhofbäuerin zu ihm noch nicht hin. Weil sie ihm mit einein letzten Auftrotzen aus dem Wege ging. Eine lange Reihe wunderlicher Seitensprüng« unternahm ihr Denken noch zuvor, von denen sie Hilfe er wartete und ein Entkommen. Aber keiner führte zum Ziele. Alle verliefen sich wie tote Waldwege in wüstes Gestrüpp und undurchdringliche Hecken. Und dann ging sie, sich einen Ruck gebend, den geraden Weg: Dann muß er eben die Katharina heiraten. War denn das auch etwas ganz und gar Unmögliches? Etwas, das nie geschehen durste? Allerdings: Geld kam nicht mit. Leinen auch nicht. Ueber- haupt nichts. Diese Armut war etwas, das noch einmal an das Herz Mutter Reimers trat und an ihm riß. Aber schließlich erwog sie: Der Reimerhof hat eine Geldheirat nicht nötig. Schließlich hilft ein voller Geldsack zum wahren Glück auch nicht. Und: einmal nimmt's uns doch einer: der, der am Ende kommt. D e Reimerhofbäuerin atniete tief, als habe man ihr einen argen Stein von der Brust gewälzt. Und nun rann ihr Denken schneller, leichter und war bald am frohen Ende. Ein Weilchen Sorge machte ihr nur noch die Aussicht auf das Gerede der Leute. Aber sie fand sich bald damit ab. Mochten sie nur reden. Einmal mußten sie die Mäuler doch halten. War man's der Katharina überhaupt nicht schuldig, daß man sie lieb hatte und dem Sohne erlaubte, daß er sie zu seinem Weibe machte? Hatte sie sich für ihn doch schlagen und schlecht behandeln lassen! Und wie froh, wie glücklich würde der Hansjakob sein! Und dann immer bleiben. Und sie selbst kam endlich zu ihrem Altenteil, konnte in stiller Be schaulichkeit ihre Tage beschließen und durfte in dem Be wußtsein, zum Glück de» Sohnes geholfen zu haben, froh und zufrieden sein. Mit einem leisen, zärtlichen Lächeln auf dem Gesicht ««^ wartete sie den Tag. In seinem ersten Grauen erhob sie sich. Den Plan, wie sie ihrem Jungen sein Glück zuführen wollti^ hatte sie längst fertig. Hansjakob stand schon in der Haustür, al» sie auf den Flur trat. Er starrte mtt einem resignierten Gesichtsausdruck zu dem grauen Morgenhimmel empor. „Das Wetter läßt sich trübe an," bemerkte sie nach ihrem Gruß, den er gepreßt erwidert hatte, „aber ich -ente, wir werden heute noch klaren Sonnenschein Haden.- Er zuckte nur wortlos die Schultern. Aus dem Reimcrhos. Novelle von Fritz Gantzer. (Schluß.) Da schämte sie sich. Und in der heißen Aufwallung dieser Scham strich sie der Schlafenden leise über das wirre Haar und fand sich mit ihrer Hand bis zu der heißen Stirn hin. Sekundenlang ruhte sie auf ihr. Unbewußt empfand die Schlafende die Berührung, und ihre Lippen flüsterten traum haft ein einziges Wort: „Mutter!" De, Klang packte noch eigener zu, als vorhin die Scham. Er griff mit starker Gewalt an die Weibesseele der Reimer- hofbauerin und legte die zartesten, zum Herzen führenden Fäden bloß, erschloß etwas wie einen Quell, der lebendige» Wasser mit sich führte und Leben schuf. Ein Leben, das alle» Vorurteil und alle Härte nicht wieder zu töten vermochten. Noch hemmten zwar Steinblöcke und allerlei Geröll den Laus des klaren Wassers. Aber es würde am Ende doch sieghaft sein und alle Hindernisse überwinden. Denn es war stark! Behutsam schlich sie in das Wohnzimmer zurück und ver schloß die Tür zur Kammer nicht . . . Wartend saß sie bis zur Mitternacht. Dann erklang ein fernes Geräusch. Ein Wagen kam. Langsam lenkte er auf den Hof. Ein Knecht, der im Halbschlaf wartend gelegen, sprang her bei und spannte aus .... Nun ein müder, schleppender Schritt unter den Fenstern. Daun derselbe Schritt über den Flur weg. Die Tür ging. Die Reimerhofbäuerin sah in ein hoffnungsloses Gesicht. „Du hast auf mich gewartet, Mutter?" vernahm sie seine Stimme mit müdem, mattem Tonfall. „Ich war in Sorge um dich, Hansjakob." „Um mich in Sorge?" Er lachte leise auf. Spöttisch. „War es nicht eine andere Sorge? Nun, sei beruhigt. Ich komme allein .... Gute Nacht, Mutter!" Er warf die Mütze auf den Tisch und ging über de«