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Drr Kornblumentag in Eibenstoü. Nun ist der Tag der blauen Blume auü> für Ei- bcustock Gegenstand der Erinnerung geworben Er hat sich aber auch so gestaltet, baß man von ihm stolz behaupten kann, daß er des Erinnerns wert ist, daß er wert ist als Gedächtnistag für Betätigung ide alster Nächstenliebe in Eibenstock „och lange erwähnt zu werden. Wenn man trocken über den Verlauf der Verc^r- staltung „berichten" wollte, stellte man sich vor ei ne Ausgabe, die undankbarer kaum erscheinen könnte. Man wüßte wirklich nicht, womit man beginnen and womit inan aufhören sollte. Zunächst müßte man ein mal der Ausschmückung der Stadt, der Läden, der Ge schäftsräume u. s. w. gedenken und das bildete allein schon ein Kapitel für sich. So können wir drise leider nur summarisch abtun. Daß außerordentliche An strengungen für die Ausschmückung gemacht sind, be weist schon der Umstand, d^ah im Vorverkauf schon für annähernd 1000 Mark Ranken und Blumen verkauft worden waren. Da kann man sich schon ein Bild machen, wie unsere Stadt ausgesehen haben muß. Wahl kein Schaufenster, und wenn es nach so klein war, ent behrte des Äarnblumenschmuckes. Und da di: Anwen- dungsmöglichlcit der Kornblumenranken den weitesten Spielraum in der Ausschmückung bot, so tonnte man in buntester Abwechselung die verschiedensten Motive bewuiröcrn. Hier sand man große Kornblumenkränze, wie seiner Zeit Preußens edle Königin Lulsc sie ih ren Söhnen gewunden, Und im Nebenladen vielleicht schlicht umrahmt von Kvrnblumenranken ebn': aus Ku chenteig hergcstcllte „1870/71". An anderer Stelle schmückte die Blumenranke eine Kaiser- oder Königsbüstc und an wieder anderer Stelle kannte man gar große Transparente bewundern/ die auf dir Bedeutung des Tages Bezug hatten. So war in jeder Beziehung für eine festliche Ausschmückung unserer Stadt gesorgt und am Montag, als sich der Tag zu neigen begann, wink ten auch schon eine große Anzahl Flaggen rhr? stol zen Grüße von Giebel zu Giebel. Um 7 Uhr abends am Montag flatterte es dann wie Glühwürmchen duirch dis Srraßen und über die Plätze der Stadt. Jung Ei benstock war auf den Füßen, iw der Hand das bunte er leuchtete Lampion. Beim Hotel Reichshof stellt? sich der große Lampionzug auf, um durch die Straßen der Stadl zu ziehen, von hier aus natürlich nvch im mer neue Verstärkungen erfahrend, sodaß der Zug bald unübersehbar wurde. Gegen ^9 Uhr ungefähr erst war der Umzug beendet, sodaß zu der Feier am Krie gerdenkmal geschritten wenden konnte. Ueüer dem Kriegerdenkmal leuchtete schon in sarbenprächtig.'r Be leuchtung das Eiserne Kreuz als die zahlreiche F?st- vcrsammlung sich einfand Zur Einleitung der Feier intonierte die Stadkkapelle das tiefinnige Ll^d „Ich kmn ein' Helle» Edelstein", worauf Herr Fabrikant Pam Strobelt eine Festansprache hielt. Gr führte etwa aus, daß das, was unsere Vorfahren vor hundert Fah ren erstrebt, ein geeintes Deutschland, ein einiges Va- terlond der Sedantag gebracht. Die Herren Kamera den Veteranen seien dazu berufen gewesen, Helovu die ser großen Leit zu sein. Ihnen gebührte der Dam des ganzen deutschen Volkes, denn sie hätten ihr Gut und Blut eingesetzt fürs Vaterland, Und ihr? Beharr lichkeit, dem vernichtenden feindlichen Feuer nicht zu weichen, hätte den großen herrlichen Sieg gemacht. Leider hätten sich aber auch die Reihen unter de» deutschen Kämpfern gelichtet und manch braver Ka merad Und treuer Freund sei tödlich getroffen gefallen- Wir müßten schlechte Deutsche sein, wenn wir an die sem Tage nicht der Helden gedenken wollten, die ihr Leben für das Vaterland opferten. Darum sei ih nen zugerusen: „Habt Dank für eure Treue, nicht umsonst war euer Leben, wenn es auch ein frühes Ziel fmu>. Ruhet in Frieden. Möget ihr aus Him- melsh"hen das Vaterland stets einig und glücklich se hen. Das walte Gott." Nun legte der Vaterländische Volksverem einen prachtvollen aus „Sachsensternen" bestehenden Kranz am Denkmal nieder, für den der Vaterländische Volks verein über zweihundert Mark gestiftet hätte. Die Kranzniederlegung begleitete .Herr Oberlehrer Reh- nig mu folgenden Ausführungen: 43 Fahre vollen deten sich seit dem Tage, da auf den Schlächtgefilden von Seoan der Grundstein zu einem geeinten Deutsch land, zum heutigen Deutschen Kaiserreiche gelegt wor- deu sei. Unvergessen seien die Tausende und Aber tausende, die auf dem Felde der Ehre geblieben, die Leben und Gesundheit, Gut und Blut für das Vater land dahingcgeben hätten- Mit schweren Opfern sei die Niederwerfung des Feindes und die Einigung al ler Bundesstaaten zustande gebracht worden. Deshalb halte es auch der Vaterländische Vvlksverem für eine heilige Pflicht, jedes Jahr die ruhmvollen Taten je ne^ siegreichen Helden aufs neue tief dem Geoächtnis dec Nachkommen einzuprägen. Wenn der Vaterlän dische Volksverein in diesem Jahre zugunsten des Kornblumentages von einer besonderen Feier des Se- oanft stes absehe, so bedeute dies nur eine Ausnah me. Zum ehrenden Gedächtnis aber an diejenigen, die damals so selbstlos ihr kostbares Leben fürs Vater land geopfert hätten, sei im Namen des Vaterländischen Volksvereins der Manz von Kaiserblumen niedergelegt. Auch dle Erinnerungstafel im Gotteshause an die im Jahre 1870,/71 Gefallenen habe der Verein mit ei nem ähnlichen Schmucke versehen lassen. Der Vater- ländische Dolksverein wolle damit ein treues u>.d dank bares Wohlwollen gegen diejenigen beweisen, die heu te ncch als Veteranen Unter uns weilten. Herr Ober lehrer Rehnig schloß: „Wir gedenken oec Vetera nen ln Achtung und Liebe und wünschen Gottts* reich st« n Segen herab auf ihr ruhmbedecktes Haupr Das walte Gott!" Im Namen der Veteranen legte dann Herr Vrt-ran Gustav Kunze mit entsprechender Worten cmen Kranz am Denkmal nieder, worauf dann Herr Paul Strobelt noch einmal das Wort ergiriff, um das Königshoch aus zubringen, das herunterscholl, machtvoll und brausrnd, vom Postplatz bis zum äußersten Ende der Hauptitrage. Es ertönte die Sachsenhymne und darauf rotttm krachend drei Gewehrsalven über den Köpfen der Fest- tcilnehmer hinweg, Buntfeuer flammte auf und mar kig schallte dann über den Platz der selbstbewußte Sang: „Deutschland, Deutschland über alles.' Hier auf begab man sich, wie wir schon gestern berichteten, zum Biklhaus, wo einige recht gemütliche Stunden verbracht wurden. Den anbrechenden Morgen des Haupttages kün- dktc ein Weckvuf an. Das blieb vorläufig allerdings auch alles. Mer als es so gegen neun Uhr wurde, machten sich schon die Scharen der wackeren Btumenvrc- küuferinnen mit ihren mit Blumen und Post karten gefüllten Körbchen bemerkbar. Eine holde Ar mee von Mädchen hatte bald alle strateg sch wichti gen Punkte besetzt und erhob den Zoll des guren Her zens von allen, die vorüberkamen- Nach uno nach kam auch in das Straßengetriebe eine lebhaftere eigenar tigere festliche Note. Man sah immer mehr Leutchen mit der schlichten blauen Kaiserblume im Knopfloch, und bis gegen Mittag hatte jeder Passant seine Blu menquittung in größerer oder kleinerer Zahl an Rock und Hut, an Gürtel und Mütze. Besonders Gevesceu- dige kauften und kauften, Und wenn Hüte und Knopf löcher keinen Raum mehr boten für blauen Eyanen schmuck, man half sich, indem man Schirm und Stock mit ihncn umwand. Auch einzelne kleine Geschirr», Kin derwägelchen und Automobile wiesen geschmackvoll Blumenschmuck auf. Und wie der Berkaus an Korn blumen, so ging auch der der Ansichtskarten, von denen nach Eibenstock leider viel zu wenig grsandt waren, recht flott von statten, sodaß geschäftseisrig? Samm lerinnen bereits am Vormittag in Postkarten „Hausse" machten und mit dem Preise je nachdem der Vorrat an Karttu zusammenschrumpfte, aufschlugen. Dem Tage einen festlichen Anstrich gebend, trugen auch die um die Mittagszeit am Neumarkt und beim Kriegerdenk mal stattsindendcn Platzmusiken nicht wenig bei. Rich- tige Fcstcsstimmung aber machte sich erst breit als die große Schar der Schulkinder — wohl 700 an der Zahl —vnmarschierte, um auf dem Markt! dem Turnen obzuliegen. Nach dem Umzuge und der Aufstellung aus dem Neumarkt ertönte ein Masfengesang der Kinder, das Lied „Deutschland sei wach" wurde vorgetcagen. Darauf hielt Herr Schuldirektor Petzold eine An sprache unter i^r Devise: „Welch eine Wendung durch Gottes Führung." Redner schilderte das ergreifende Bild, da die Königin Luise aus der Flucht vor dem Korsen nach Königsberg ihren beiden Söhne,, Fried rich Wilhelm und Wilhelm — dem nachmaligen Kai ser--Kornblumenkränze wa„d. Die Ahnung hegend, daß dieser Sohn Deutschland wieder in die Höhe brin gen werde. Das zweite Bild spreite sich am 2. Sep tember ,'n Sedan ab, als Napoleon der II., drr Neffe des großen Korsen sich ehrerbietig vor dem Lohne drr Königen Luise verneigen mußte. Und noch einen Gegensatz führte Redner au. Als .m Jahre 1811 zu Erfurt der Einzug Napoleons stattfaud, da erichicn der König vL.n Sachsen, der König von Württemberg usw., um Napoleon zu ehren. 'Im Anfang voriger Woche fand in Kehlheim auch eine solche Fucstenversammlung statt. Aber da fanden sich d'.e deutschen Fürsten um unseren Kaiser Wilhelm II. zusammen. Welm einr Wc'iidiing sei das durch Gottes Führung, zunächst ge bühre Gott die Ehre. Dann dankten wir unsrem Kai ser und König und dann dein tapferen deutsche» Herr. Redner schloß mit einem Hoch auf Kaiser, König und Vaterland, worauf gemeinschaftlich das Lied „Es braust ein Ruf wie Donnerhall" gelungen wurde. Nun folg te Ler Aufmarsch zu den Freiübungen Und diese sel ber. Tie Leistungen der kleinen Turnerinnen und Turner waren recht vorzügliche zu nennen. Einige prächtige Gruppen beschlossen die wohl über zwei Stun den währenden turnerischen Darbietungen, lieber dxn Kommers und die weiteren Darbietungen des Tages sowie über oen finanziellen Ausfall desselben werden wir morgen berichten. Alls der Zett der Besrcmngstticgr. (Rachdrua verbot»».) 4. September 1813. An diesem Tage sand in Teplitz im Hauptquartier der Verbündeten ein großer Kriegsrat statt, der bewies, daß man bislang in dem ganzen Feldzuge nichts gekirnt hat te. Tnotz der durch die erfochtenen Siege und die gesicherte Stellung der Hauptarmee sehr wesentlich veränderten Sachlage fand Radeßkis Plan Annah me, der nichts anderes way, als die Wiederholung Ler Reichenbacher Miegspläne. Diese aber ließen bei leibe nicht irgend welchen Angriff aus Napoleon zu, bleuen an der Defensive fest und wollten durch den Kleinkrieg und strategische Manöverchen Napoleon zum Verlassen deutschen Bodens bringen; woran natür lich nicht zu denken war. Zum Glück konnte Blü cher nicht dazu gebracht werden, diese kriegerischen Tän deleien mitzumachen. — Ney hielt am 4. Sep- tcmber eine Heerschau über die Berliner Arme» ab und sprach ihr Mut ein. Ihm selbst mocy:e die ihm von Napoleon übertragene Aufgabe nicht so leicht erscheinen, wie dem französischen Kaiser, Bei der überstürzten Abreise Neys zum Heere wurde ihm sei ne nähere Instruktion erst an diesem Tage über bracht. Er sollte sofort aufbrechen, zwei Tage darauf wollte Napoleon bei Luckau ein Korps zu seiner Un terstützung bereit halten und nach weiteren zwei Ta gen sollte der Angriff auf Berlin erfolge». Diese Auf gabe verlangte einen höchst gefährlichen Klamenmarsch an dec Front der gesamten Nordarmee vorbei. Au genscheinlich kannte Ney die Sachlage nicht: den» er hätte sich sagen müssen, daß er das, was Oudinot mit seiner stärkeren und noch unbesiegten Armee nicht fertig gekracht hatte, erst recht nicht mit geringeren und bereits einmal besiegten Streitkräften erreichen würde. — Als Napoleon an diesem Tage bet Hochkirch angelangt war, befahl er sofort den An griff aus die vorgeschobenen Blücherschen Trupps Hier war es Oberst Kätzeler, der stundenlang den Angriff des überlegenen Feindes aushielt, während am Pitschenberge Major Hiller mit großer Zähig keit die eingenommene Stellung gegen die Übermacht verteidigte. Blücher aber hielt es für besser, die Ge fechte gegen Abend abzubrechen und sich in größter Ordnung zurückzuziehen. ^uf üer f)ocb?eitsrciie. Aus dem Rust. deS Tschechosf von Heldfcher Rustikow. (Nachdruck verboten.) Der Petersburger Zug setzte sich wieder in Bewegung und rollte über die Ebene dahin. In einem Rauchabteil der zweiten Klasse saßen fünf Pastagiere, die Augen ge schlossen. Vom Seiteneingange her wurde die Tür auf» geschoben und herein trat ein Herr, der sich etwas ängstlich, etwas verzweifelt umsah. »Auch nicht das rechte!" stieß er hervor. »Das Coupe scheint direkt verhext zu sein. Weiß der Teufel, wo eS hingeraten ist." Einer der Schlafenden war durch die Störung auf gewacht. Erst blinzelte er den Fremden an, dann schnellte er empor und rief voll Freude: »Ei der Tausend, Massest) Grigorowitsch, du hier? Das nenne ich einen angenehmen Zufall." »Feodor Tscherikow? Auch mir ist es eine Freude. Jahrelang haben wir uns nicht mehr gesehen." »Wie geht es denn dir? Bon, wie immer natürlich! Aber wo kommst du denn jetzt her?" »Mein Coups kann ich nicht wiederfinden. Was sagst du dazu? Auf der letzten Station trank ich einen Kognak, dann noch einen und einen dritten. Dabei wurde eS höchste Zeit. Ich konnte noch gerade in den Zug springen, als er schon zu fahren begann." »Kann alles vorkommen", meinte Tscherikow. »Doch nun bleib vorläufig hier. Ein Platz ist noch." »Nein, nein! Ich muß mein Coupe suchen." »Bis zur nächsten Station bleibst du hier. Dann hast du das Suchen bequemer." Grigorowitsch setzte sich. „Wohin geht die Reise", frug Tscherikow. »Ins Ungewisse", lautete die Antwort. »Wohin das Schicksal mich führt. — Ich will dir etwas sagen, Tscherikow. Hast du schon einmal einen glücklichen Menschen gesehen, einen der fast närrisch ist vor lauter Glück? Sieh mich an! Tscherikow sah ihn lächelnd an. »Du glaubst mir nicht? — Ich bin auf der Hochzeits reise!" — »Ach was!" »Ja, ja. Direkt von der Hochzeitstafel weg in den Zug." ^Herzlichste Gratulation. — Also darum hast du dich so fern gemacht", lachte Tscherikow. »Ganz recht, Bruderherz. Sogar parfümiert habe ich mich. Aus Eitelkeit. — Wie ich mich fühle! So selig, mit einem Wort ganz unaussprechlich glücklich. — Kannst du dir das denken. Aber urteile selbst. In wenigen Minuten sitze ich wieder in meinem Abteil. Neben mir ein Engel, der ganz mir gehört. Ein allerliebster Blond kopf mit einem süßen Gesichtchen. — Ach ich bin rasend verliebt und daher so glücklich. — Doch was verstehst du davon. Du bist ja ein eingefleischter Hagestolz, ein Misogyn von reinstem Wasser. Aber denke daran, was ich dir jetzt sage: Es gibt nichts Schöneres, als eia reizendes Weibchen zu haben. — Ich werde jetzt mit Ungeduld erwartet, und wenn ich komme, mit einem holden Lächeln empfangen. Dann setze ich mich ganz dicht an sie heran, es ist sonst niemand da, lehne meinen Kopf an ihren Busen und lege den Arm um ihr feines Haar. Draußen huscht die Landschaft am Fenster vorbei und wir träumen — Bruderherz, laß dich umarmen." — Die beiden Freunde umarmten und küßten sich, während die inzwischen munter gewordenen Mitreisenden belustigt zuschauten. Ihnen macht der glückberauschte junge Ehemann Spaß. Draußen ging der Zugbegleiter vorbei. »He, guter Freund", ries ihm Gregorowitsch zu, »wenn Sie vorne in einem Abteil eine Dame allein fitzen sehen, so» sagen Sie ihr bitte, ich käme gleich." »Allein im Coupe fitzt keine Dame", sagte der Beamte. »Sehen Sie mal zu. Sie wird schon irgendwo sein. Es ist meine Frau. — Meine Frau! Wie daS klingt. WaS bin ich glücklich!" »ES ist eigentlich eine wahre Seltenheit, daß man einen Menschen findet, der sich glücklich preist", meinte einer der Paffagiere. »Und wer trägt die Schuld?" frug Grigorowitsch. »Eigene Schuld ist es. Jeder kann sich sein Glück zimmern. Die meisten Menschen stoßen ihr Glück von sich." »Ei das wäre —" »ES ist so. Es liegt in der Natur bestimmt, daß der Mensch in einem gewissen Alter lieben soll. Also gehört das Lieben zum Glück. Die Religion sagt dazu, daß geheiratet werden muß. Also gehört auch die Ehe dazu. — Endlich aber geben Wein und Kognak die rechte Stimmung zum Glück." »Sie meinen also, jeder sei Herr seines Glückes. Wie kommt es denn aber, daß eine schlimme Schwiegermama genügt, um dem ganzen schönen Glück den Hals zu brechen? Niemand kann sein Glück halten. Wie, wenn plötzlich der Zug entgleiste? — Alles ist Zufall!" Grigorowitsch widersprach heftig: »Ich fürchte keinen Zufall. Entgleisungen find so etwas Seltenes, daß man sie ja nicht in die Rede bringen kann. Was sollte zum Beispiel mir passieren. Mein Glück habe ich bei mir. Nur wenige Schritte von mir erwartet mich mein süße» Weibchen. — Wir müssen übrigens bald die Station haben." „Reist du eigentlich nach Moskau oder weiter nach dem Süden?" frug Tscherikow. »Du machst Spaß. Wie sollte ich nach dem Süden kommen, wenn ich nach dem Norden fahre?" »Nach Norden? Moskau liegt doch südlich", meinte Tscherikow. »Sehr wahr. Aber wir fahren doch nicht dahin, sondern nach Petersburg." »Eben nicht. Dieser Zug fährt nach Moskau." Grigorowitsch stand wie erstarrt. »Waaas?" stammelte er. »Und wo willst du hin?" frug sein Freund. »Nach Petersburg" stieß der neugebackene Ehemann hervor. — »Dann bist du eben im verkehrten Zuge. Grigorowitsch faßte sich an die Stirn. Ihm schwrndelt«. Geistesabwesend blickte er auf Tscherikow. »Ja, du hast, als du die Kognaks getrunken, den ver kehrten Zug erwischt." «O ich Dummkopf!" jammerte Grigorowitsch. »Der