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Ser Taps- Eine heitere Geschichte aus dem Lehrlingslebcn von Gcvrg P e r s i ch. „Wer hat denn das hier eingepackt?" fragte der Ches und wies stirnrunzelnd auf eines der Pakete, die postfertig auf dem großen Tisch im Packraum lagen. „Die Verschnü rung hält ja nicht mal bis zum Postamt. Himmlische Güte, da ist ja noch so eines und noch eins l Herr Ehlers, ich muß schon sagen, eine solche Arbeit ist einfach unerhört." „Einfach unerhörtI" war der Lieblingsausdruck des Herrn Deubner und er wurde von ihm auch angewandt, wenn die Kontorrchr um ein paar Minuten vor- oder nach ging oder wenn er auf seinem Schreibtisch nicht gleich etwas finden konnte, weil die Reinmachefrau es trotz Androhung schwerster Strafen auf einen anderen Platz gelegt hatte. Der Expedient Ehlers zuckte die Achseln. „Es war wieder der Lehrling — der SchlemmI" brummte er. „Da kann man immer hinterhersitzcn und es wird doch nichts Gescheites." „Ich dachte doch, er hätte sich gebessert." „Mir noch nicht ausgefallen." Der, von dem also die Rede war, kam in diesem Augen blick mit einem frischgefüllten Kleistertopf zur Tür herein. „Na, Schlemmchen," begrüßte ihn der Chef, „an Ihnen erlebt man ja seine Freudei Können Sie nicht mal so eine Kleinigkeit zusammenpacken, wie es sich gehört? Wissen Sie, wie lange ich gebraucht habe, um das Paketemachen zu er lernen? Drei Tage! Und ich kann's heute noch. Sehen Sie her!" Mit höchsteigenen Händen riß Herr Deubner die Verschnürung von einem der Bündel herunter und begann den Inhalt von neuem und kunstgerecht einznpacken. „Den Bogen hübsch glatt gelegt. Nun hier ungefaßt! Haben Sic gesehen? Und jetzt der Bindfaden! Schleife! Hier herum, da herum! Zngezogen! Eins, zwei, drei! Fertig!" Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk mit Wohlgefallen. „Nun machen Sie's mal nach!" Dabei schob er den strohköpfigen Burschen an den Packtisch heran. „Flink, flink! Nur keine Müdigkeit!" Erschreckt brach er ab nnd sah an sich nieder. Als er die eine Hand hatte finken lassen, war sie mit etwas unan genehm Weichem und Klebrigem in Berührung gekommen. „Mensch!" schrie er. „Mensch, wie halten Sie denn den Kleistertopf?" Schlemm hatte während der Belehrung und praktischen Unterweisung durch den Chef ganz vergessen, auf den Topf zu achten, er hatte auch nicht bemerkt, daß dieser leichter und leichter geworden war. Jetzt hielt er ihn schnell wieder gerade, aber es war z-u spät. „Mein Rock, meine Hose!" jammerte Herr Deubner, mit Entsetzen auf den breiten Streifen blickend, der von seiner Hüfte zur Erde herabfloß. „Wasser! Ein Hand tuch!" Und da weder das eine noch das andere zur Stelle war, lief er hinaus, nm cs draußen zu suchen. „Das haben Sic fein gemacht, sehr fein!" meinte Ehlers ironisch. „Das wird Ihnen der Alte gedenken! Aber wo von kommt es? Weil Sie Ihre Gedanken nie beisammen haben. Wohin wollen Sie? Hier geblieben!" befahl er, als Schlemm Miene machte, dem Chef nachzueilen' „Wir werden sonst mit der Post nicht fertig " „Aber ich mnß mich doch entschuldigen!" „Daran wird Herrn Deubner etwas liegen! Dem gehn Sie heute nur möglichst weit aus dem Wege. Wenn Sie sich ent schuldigen wollen, suchen Sie ihn morgen in seiner Wohnung auf. Morgen ist Sonn tag, lind da ist am besten mit ihm zu sprechen. Und nun tragen Cie die Pakete liier in den Wagen!" Er stapelte eine Anzahl in den Armen des Lehr lings auf und öffnete dann die Tür, um den Schwerbelad,enen hinauSznlassen. Da wankte die Säule, neigte sich, fiel um. Ihr Träger war mit dem Ellbogen an irgend ein Hinder nis gestoßen. Herrn Ehlers entfuhr ein läster licher Ausruf und er tanzte im Pack raum herum. „Sic Taps! Sie gräßlicher Taps!" schalt er. „Glauben Sie, daß ich meine Füße gestohlen habe?" Das glaubte der Taps kcineS- Wirt: „Jetzt habe ich sogar in meinem Weinkeller Natten!" BlIHhafl. Gast: „Werden wohl Wasserratten sein!"