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Hem und Kindergarten. Skmas politische grauen. Seit der Einführung der republikanischen Regierung-- form in China hat, wie bekannt, jede chinesische Provinz ihr besonderes Parlament, und die Volksvertretung ist, je nach den lokalen Sitten und Traditionen, fast überall anders gestaltet. So hat B. di« Provinz Kanton in ihrem Parlament zehn Sitze den Frauen überlassen; die weiblichen Abgeordneten werden in ordnungsmäßiger öffentlicher Wahl von allen Frauen de» Lande» gewählt. Neun von den gewählten Damen beteiligen sich bereit» eifrig an der Gesetzgebung, während die zehnte sich noch auf einer Studienreise befindet. Zwei der weiblichen Ab geordneten sind Vorsteherinnen höherer Mädchenschulen; die anderen acht sind Gattinnen von Grobkaufleuten. Die meisten tragen im Parlament die alte chinesische National tracht, die für die Frauen und Männer ungefähr gleich ist. Die weiblichen Abgeordneten von Kanton ergreifen oft da» Wort und »eigen sich als sehr gewandte und sachkundige Rednerinnen, waS nicht wundernehmen kann, da die ge bildeteren Damen des Reiches der Mitte schon während der ersten Revolution ein selbst bei den Frauen über raschendes Rednertalent gezeigt haben. Sunjatsen, der Reformator Chinas, zeigte sich schon auS diesem Grunde geneigt, für die volle politische Gleichheit der beiden Ge schlechter einzutreten, und die Frauen haben ihn dafür mit allen ihren — durchaus nicht zu unterschätzenden — Kräften unterstützt. Dann schien sich Sunjatsen die Sach» aber überlegt zu haben: er zeigte sich lau und gab aus weichende Antworten, wenn von der Jrauenfrage die Rede war, und traf keine Anstalten, den auf die vollständige politische Gleichheit der beiden Geschlechter bezüglichen Teil seines Programms durchzuführen; aber die Frauen, deren Einfluß in China von Tag zu Tag wächst, haben ihn energisch ersucht, Stellung zu nehmen und sich zu äußern, ob er sein Wort halten wolle oder nicht; in letzterem Falle würden sie sofort gegen ibn Front machen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der in Kanton ge machte Versuch mit den weiblichen Abgeordneten sich zu einer verfassungsmäßigen und für das ganze Reich geltenden Maßregel auswächst. Einstweilen sind die Frauen in vielen Provinzen noch übel dran; was sie am schwersten trifft, ist das in mehreren Gegenden den Männern ein geräumte Recht, die Frau zu schlagen. Wenn die armen Frauen auf den unglückseligen Gedanken kommen, sich über die Prügel, die sie vom Manne erhalten haben, vor Ge richt zu beschweren, werden sie, falls sich auf ihrem Körper nicht deutlich sichtbare Striemen nachweisen lassen, wegen wissentlich falscher Anschuldigung zu neuen Schlägen verurteilt, und diesmal ist der Schlagende ein stänimiger Polizeimann, der einen Bambusstab oft an hundertmal auf die Leiblichkeit der armen Weiblichkeit niedersausen läßt. Wegen dieser unerhörten Behandlung gedenken die Frauen, beim Präsidenten der Republik vorstellig zu werden. Wenn sie dann noch überall das Stimmrecht er halten sollten, kann man sich auf schöne Vergeltungspläne gefaßt machen. Deckchen mit imitierter Nähspitze. Stoffmaterial 40 Zentimeter weißes, feines Leinen. Gröbe des Deckchens 87 Zentimeter. /)ät(7-Spitzenzwirn Nr. 500 für die Nähspitze. Für die imitierte Spitze: Spitzenzwirn Nr. 200, Stickbaummolle Nr. 80. Hat man die Zeichnung übertragen so werden die Konturlinien der Blüten, Blätter und Stiele durch Vorstichreihen aus Spitzenzwirn gedeckt, worauf man die Muster linien mit Stickbaumwolle über einen gleichartigen doppelten Einlagefaden langettiert. Die Lanzetten müssen stets nach außen, dem Grunde zu, liegen. Für die Stiellinien und verbindenden Bogenlinien am Rand der Spitze arbeitet man zweireihigen ineinandergreifenden Langettenstich. Hierfür deckt man zunächst eine Konturlinie durch eine lofe Langettenstichreihe, wobei die Stiche bis zur nächsten Konturlinie greifen. Bei der zweiten Stichreihe, in ent gegengesetzter Stichtage, stickt man zwischen den einzelnen Stichen. An der mit gewickelten Stäbchen gefüllten durch brochenen Begrenzungslinie des Fonds stickt man Innen- langetten. Mit einer guten Ausschneideschere schneidet man knapp, den Langetten folgend, im Grund den Batist fort. Die Verwendung des SonnenblumeusamenS. Die Samen der geernteten Sonnenblumen kann man zu verschiedenen Zwecken verwenden. Hat man Hühner, so kann man die Kerne im Winter recht gut verfüttern, indem man dieselben im Scharraum auistreut und leicht unterharkt, so daß die Hühner gezwungen find, sie hervor zuscharren, was ihnen die so nötige Bewegung verschafft. Den gleichen Zweck erreicht man, wenn man die Sonnen blumen mit den Kernen in Höhe von etwa A Meter über dem Erdboden aufhängt, so daß die Hühner danach springen müssen. Futter von Sonnenblumenkernen fördert nicht nur die Eiervroduktton, sondern verleiht auch den Hühnern ein glänzende- Gefieder, wa- bet Au-stellungS- tieren nicht ohne Belang ist. Infolge ihre- Olgehalts find die Kerne der Sonnenblume auch zur Zeit der Mauser ein sehr geeignetes Fntter. Hat man keine Hühner, so kann man durch Aushängen der noch di« Kerne ent haltenden Fruchtjcheiben im Garten einer ganzen Reihe von Vögeln, die den Wm:er über hier bleiben, eine Freud« bereiten. Die K rm werden sehr gern angenommen, doch «uwfiehlt es sich, die Fruchtscheide so anzubringen. daß die Kerne mit den Köpfen nach oben stehen. Hängen ste nach unten, so fallen sie, wenn die Fruchtscheibe zu sammengetrocknet ist, leicht auS. — Größere Mengen von Sonnenblumensamen werden bekanntlich zur Olgewinnung verwendet. Lragröckcheu. DaS Tragröckchen fertigt man auS Fanell oder Barchent: eS ist 1,60 Meter wett und 53 Zentimeter lang. An den Außenrändern wird eS mit einem schrägen, weichen Futterstreifen sauber gemacht und am oberen Rand ein- gesaltet. An die linke Seite kommt ein Schlitz zum Durch stecken der rechten Leibchenspange. Der Schlitz wird ent weder kordonniert, oder man schlägt die Ränder gegen seitig ein, durchsteppt sie und festigt die Schlitzenden. Vorn sind Köpfe für die Leibchensvangen und an den rückwärtigen Rändem Bindebänder angebracht. Laubverwendung. Di« zweckmäßigste Verwendung deS Laubes im Garten ist, wenn man solches im Herbst sammelt, auf Hausen schichtet, dort zusammenfaulen läßt und eS erst im ver westen Zustande auf die Beete bringt. Man tut dann, wenn eS auf diese Weise aufgetragen ist, fast immer besser, wenn man eS nicht eingräbt, sondern als Kopfdüngung verwendet. Wenn das Laub in den Boden eingegraben wird, hält es diesen oft lockerer, als gut »st, während eS, oben aufgeschichtet, nur die obere Erdkrume lockert und gleichzeitig auch gelind und feucht erhält Läßt man aber das gesamte Laub zwei Jahre auf einem Haufen liegen, so erhält man Lauberde, die in gleicher Weise benutzt werden kann, dann aber auch noch vorzügliche Erde für Topf gewächse ist. Die Asche, nach dem Umgraben deS Bodens tm Herbst auf denselben ausgestreut, trägt zur Düngung und Lockerung deS Bodens bei. Man lasse deshalb keine Hand voll Asche umkommen. für die Jugend. l>»s Fletenmänniein. Bon Franz Dinnebter. Am Heiligen Abende war'S, da erblickte in einer kleinen Hütte am Ende deS Dorfes ein Knäblein daS Licht der Welt. Der Vater, ein armer Korbflechter, kratzte sich nachdenklich hinter dem Ohr, denn er hatte schon fünf Stück von der Sorte und meinte, es sei dies sattsam genug. Die Mutter aber zeigte sich fröhlich und erwiderte, es werde sich doch für das Nesthäkchen auch noch ein Futter- Plätzchen finden. Zudem sei es ja gerade am Heiligen Abend auf die Welt gekommen, und das bedeute Glück, viel Glück für sein späteres Leben. Der ehrsame Korb flechter war eS zufrieden und tat sich beizeiten um Paten um — ein schwieriges Geschäft, denn all die Vettern und Basen waren schon daran gewesen und hätten ihn ein zweites Mal sicher mit bissigen Redensarten abgeipeist. Schließlich fanden sich doch noch einige gute Seelen, die den Kleinen »ur Kirche trugen. »Bringt mir fein einen SeppiI" rief ihnen die Muttei nach und gab schnell noch ein halbes Dutzend guter Rat schläge, damit dem armen Würmlein nichts übles wider fahre. Ihr Wille ward erfüllt. Ein Seppi und «in paar fidele Paten hielten am Abend ihren Einzug in die ärm liche Hütte, die an diesem Tage gar festlich auSsah, so sauber war alles zusammengepützt. Von besonderem Glück war freilich vorderhand nicht viel zu verspüren. Der Vater flocht seine Körbe wie vorher und brachte sich und die Seinen schlecht und recht durchs Leben. Aber daS Büblein war frisch wie ein Jischlein im Wasser und machte viel Freude. Nur wollte «S nicht recht in di« Höhr gehen, und die Mutter sagte manchmal zu ihm: ^Wachse, Junge, wachse, sonst kannst ja nicht Über die Schulbank gucken!' Und so wurde eS auch. Seppl war der Klemste in öer Schule, und während seine Kameraden mit den Jahren gar mächtig aufschossen, sah man bei ihm vom Wachsen nicht viel. DaS trug ihm manche Neckerei ein, über die sich der geweckte Knabe heimlich grämte. Der böse Zufall verschlimmerte die Sache noch. Einst waren einige Knaben beisammen. Sie stritten miteinander, wer von ihnen der größte sei. Einer brachte flugs einen Maßstab herbei, und da stellte eS sich auch heraus, daß Seppl gerade einen Meier maß. ES dauerte nicht lange, w ries ihm ein spott süchtiger Junge daS Wort .Metermännlein' zu, und dabei blieb eS. Wo er sich auch zeigte, überall spottete man seiner. Die Mutter wunderte sich längst, warum wohl ihr Jung« so trübselig umherging: nun sie den Grund erfuhr, ging es auch ihr sehr zu Herzen, und dem Jungen, der enen Spottname:» aufgebracht hatte, wäre es wohl schlecht ergangen, wenn sie ihn erwischt hätte. Sie behütete ihren Seppl noch sorgfältiger vor allem tingemach und war cdmtltch bö», al» der Vater «inst gutmütig sprach; Figuren in «ine»« Zug zu zeichnen. Um daS Interesse der Kinder am Zeichnen anzuregen, ollen ste versuchen, diese Figuren in einem Zuge, ohne abzusetzen, nachzuzeichuen. Sir fangen bei der Biene oder dem Schmetterling an und erproben dann ihre Konst an den beiden Köpfen. ES wird ihnen Freude machen, und mit einigem BerständniS werdet st« selbst Erdachte» auf- zeichnen. -Wenn'» so fortgeht, Jung«, wirst halt nicht mit dem Kopf an die Deckbalken stoben wie mem Vater, Gott hab' ihn selig!' .Wär' auch gerade notwendig!' siel sie geärgert ein und mich ihrem Kinde liebkosend über daS Haar. So kam die Zeit, wo Seppl die Schule verließ. Seine Kleinheit trat jetzt um so mehr hervor, al» alle seine Kameraden große Burschen geworden waren. Da mittler weile die älteren Brüder in die Fremde gezogen waren, so war eS den alternden Leuten ein Herzensbedürfnis, ihren Jüngsten um sich zu behalten. Er erlernte bei seinem Vater das Korbmachergemerbe und war zufrieden bi- auf den einen Wunsch, daß er doch noch etwas wachsen möge. Dieser Gedanke ging mit ihm schlafen und stand mit ihm auf, und die Mutter, die sein Sehnen kannte, tröstete ihn oft mit den Worten: .Wart nur, Seppl, wirst schon noch grob werden!' Und der Knabe blickte sie dann gläubig an und ging befriedigt und mit neuer Hoffnung an seine Arbeit. Frei lich kamen immer wieder Tage, wo ihn die Traurigkeit übermannte, und geschah es ihm gar, daß durchziehende Fremde ihn, den Siebzehnjährigen, als Büblein ansprachen, wohl auch über seine Erfolge und Fortschritte in der Schule ausfragten, dann war er einfach untröstlich über sei« Mißgeschick. Um darüber hinwegzukommen, machte er sich mit Feuereifer an die Arbeit. Bei schönem Wetter setzte er sich meist auf das Bänklein am Ufer deS großen TeicheS, der sich in der Nähe des Hauses auSdehnte und von dichtbelaubten Weidenbüschen begrenzt war. ES war an einem prächtigen Sommertage, als er auch wieder sein Lieblingsplätzchen aufgesucht hatte. In die Arbeit ver tieft, beachtete er es gar nicht, daß auf dem Wege einige Knaben gezogen kamen, von denen sich einer nach dem andern inS Weidengebüsch verkroch. Bon dort aus lugten sie neugierig nach dem fleißigen Arbeiter. Der würde sie auch weiter kaum bemerkt haben, wenn nicht auf einmal einer gerufen hätte: „Metermännlein, Metermännlein!' Wie von einer Natter gebissen, fuhr Seppl in die Höhe und starrte in das Gebüsch, aus dem das Spottwort gekommen mar. Im nächsten Augenblick aber erfaßte ihn ein ungeheurer Zorn ob solcher Bosheit. Er ergriff eine der fingerdicken Ruten, die aufgeschichtet neben ihm lagen, und sprang auf den versteckten Spötter zu. Jetzt sahen die Buben ein, daß schleunige Flucht für sie das beste sei, und sie setzten über alle Hindernisse. Dabei mochte einer fehl- gesprungen sein; kurz, es plumpste etwas ins Wasser, und gleich darauf rief dieselbe Stimme, die kurz vorher gehöhnt hatte, angstvoll um Hilfe. Äergesfen war die Beleidigung, verschwunden aller Zorn. Mit wenigen Sätzen war der Korbpflechter-Seppl zur Stelle. Eben tauchte aus dem gerade an dieser Stelle sehr tiefen Wasser ein Kopf empor, und ein paar Kinder augen blickten in Todesangst nach dem nahen »md doch nicht erreichbaren Ufer. Ohne zu bedenken, daß er nicht schwimmen könne, sprang Seppl nach, und die Wucht deS Anlaufes brachte ihn bis zu dem Ertrinkenden. Schnell entschlossen gab er ihm einen tüchtigen Stoß, der jenen dem Ufer zukieb, wo er «ine überhängende Weidenrute erfassen und sich retten konnte. Ihm selbst aber erging eS schlimmer. Das Wasser drang ihm in Mund und Nase, dumpf rauschte es vor seinen Ohren, und vergeblich suchte er nach einem Halt. Er sank und sank. Auf daS Geschrei der Kinder eilte der alte Korbflechter herbei, aber — von seinem Buben war nichts mehr zu sehen. Enge Kreise, die sich immer weiter ausdehnten, zeigten die Stelle an, wo dieser versunken war. — Mit einer langen Stange be wehrt, stand der alte Mann stöhnend am Ufer und rührte im Wasser umher, und die herbeieilenden Nachbarn taten, was sie konnten, um das Kind zu finden und an die Ober fläche zu bringen. Alles umsonst! Nach langer Zeit erst gelang eS, den Loten zu bergen. Da gab es nun in der ärmlichen Hütte viel Jammern und Weinen, besonders als die alten Leute erfuhren, auf welche Weise ihr Kind sein junges Leben hatte lasten müssen. Den Spötter zu retten, hatte Seppl ohne Zaudern sein Leben in die Schanze geschlagen! Gar manche, die sonst schnell mit höhnischen Reden bei der Sand gewesen waren, kamen jetzt zu dem toten Kameraden, der so still dalag und allen viel größer schien als ehemals. War er doch mit einer groben Tat auS der Welt ge schieden! Wer gehen konnte, der gab ihm das Geleit, alS man ihn am dritten Tage nach dem Keinen Friedhof brachte, wo alle die Korbflechierleute schlummerten, die einst in der Hütte gelebt hatten. Alles schluchzte auf» alS der Priester die Worte sprach, über die der Seppl, wenn er noch am Leben gewesen wäre, sicher seine Helle Freude gehabt hätte: „Er hat denen Gutes getan, die ihn verhöhnten; er ist gröber als wir alle!' So war denn dem Korbflechter-Seppl jein Herzens wunsch doch in Erfüllung gegangen, und ich meine, daß ihn der himmlische Vater den Größten seines Reiches zu gesellt haben wird.