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„Es will mir scheinen, gnädiges Fräulein, als ob Hader und .Streit zwischen uns beiden nicht angebracht wären und da möchte ich Ihnen sagen, daß dieser nieder trächtige Zusammenstoß, den wir letzthin durchzumachen hatten, gänzlich meine Schuld war, — ich — ich bitte da her um Verzeihung — ich möchte — ich will die Ncparatur- kosten tragen. Unsinn!" protestierte Adele, „das werden Sie bleiben lassen, zudem habe ich wohl noch mehr Schuld an dem Un fall, als Sie zu glauben scheinen. Ich " Am- Sonntage nach dem Kinderfeste wurden wieder zu verschiedenen Stunden des Vormittags zwei Briefchen für den Justizrat abgegeben. Sie lauteten: Sehr verehrter Herr Justizrat l Ich habe mich entschlossen, in der Sache gegen Fräu lein Loyd keinerlei weitere Schritte zu tun — Prozessieren heißt doch nur Geld unnütz hinauswerfen. Mit vorzüglichster Hochachtung Cyprian Hellstett. Mein lieber väterlicher Freund I Wenn ich mir die Sache .recht überlege, so ist es eigentlich ganz lächerlich, daß ich Herrn Hellstedt wegen der lumpigen Reparaturen verklagen soll — ich zahl's selber. Vielen Dank für Ihre wohlgemeinten Ratschläge. Stets die Ihre Adele Loyd. Ein behagliches Schmunzeln lag auf dem Gesichte des alten Justizrats, als e.r die beiden Briefe gelesen, aber seiner Frau sagte er, trotz ihrer Bitten, keine Silbe von dem Inhalt. * Im Laufe der Zeit, und nicht allzu langer Zeit, fand auf Gartencck eine große Hochzeit statt. „Nein, wie romantisch!" flötete eine junge Dame, als die Gesellschaft sich auf der großen Terrasse eingcfunden hatte, um das junge Paar abfahren zu sehen. „Denken Sie nur, Herr Justizrat, es war Liebe auf den ersten Blick." — Der Justizrat rieb sein Kinn und blickte sehr ernsthaft drein. Seine Augen ruhten auf einer nagelneuen Messing lampe und auf einer sauber gearbeiteten Naht auf dem Kühler des Venzwagens, in welchem die jungen Leutchen ihre Hochzeitsreise machen wollten. „In der Tat? Wie merkwürdig!" war alles, was er sagte. Vie guten Frennäe in äer „Du, unser Freund Bonifaz tut mir eigentlich leid! Was wird der arme Kerl heute wieder auszustehen haben, wenn er so spät nach Hause kommt! — Dem müssen wir helfen, — ick> hab' eine Idee! —" „Jesas! Was ist denn jetzt meinem armen Mann passiert?" „Erschrecken S' nur nicht, Frau Hubcrin, wie Ihr Maun um neun Uhr nach Haus gehen wollte, ist er überfallen worden, legen S' ihn nur gleich schön — — ins Bett, geben S' a paar kalte Umschläge und ein Fascherl Rum zum stärken.- Gute Nacht! " Gib mal rasch die Servietten her, vielleicht kriegen wir ihn so durch! " ivrua und «erlag: Neue Berliner «Verlags-Anstalt Ang Areb«, Lharlottenburg bet verlln, Berliner Str. 40. verantwortlich sür die Redaktion der Neuen Berliner Verlags-Anstalt «ug. KrebS: Ma» Lelerlein, isharloiicnburg, Weimarer Str. 4».