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Der Herr Oberleutnant war ein guter Kerl. Er be willigte nicht nur den Urlaub und kondolierte, er rief ihn an der Tür sogar noch aus lauter Mitgefühl zurück. „Ein jähriger Carstens I" „Au Befehl, Herr Oberleutnant?" „Wo sind Sie denn zu Hause?" „In Dithmarschen, Herr Oberleutnant." Das war ja immer besser, das Terrain ein bißchen weit läufig zu machen. Besonders bei Begräbnisfällen, die eigentlich eine sehr lustige Sache find. Daß der Herr Oberleutnant in seinem Spiegel aus dem schimmernden Naß ein Heinz Carstens Auge ein lustiges Blinkern werden sah, konnte der „Leidtragende" allerdings nicht ahnen, und daß die Erweiterung seines Heimatortes ihm somit bitter wenig genützt harte. Er wurde aber einstweilen mit „Dirhmarschen" ent lassen und eilte mit tausend Zauberdingen in Herzensange legenheiten in die Arme seiner stumpfnäsigen Llusinen. Der Trubel war ungeheuer. Heinz !var im Himmel. In einem Himmel aus lauter weißem Mull, rosa und hell blauen Schleifen und duftigen Spitzen ohne Ende. Und er selbst war natürlich der junge Gott. Noch im Traum seines allerdings sehr karg bemessenen Schlafes pendelten die Schläge seines ungestüm pochenden Herzens zwischen einem ganzen halben Dutzend lachender Augenpaare und lockender Rosenlippen umher, und als er endlich mit sechserlei Blümlein im Knopfloch wieder in „seine" Garnison führ, wußte er sicherer denn je, daß er ein ganz verfluchter Kerl sei. Unter solchen "Ständen war es selbstverständlich, daß ihm eine so lächerliche Redensart wie die von dem dicken Ende, welches nachkommt, überhaupt nicht in den Sinn geriet. — So kam es, daß er sich zum erstenmal in seinem Leben verblüffen ließ. Als der allgemein beliebte Vorgesetzte, der ihm den Urlaub bewilligt hatte, ihn mit sehr ernstem Gesicht und in strengem Tone fragte: „Carstens, haben Sie mir die Wahr heit gesagt, als Sie Ihre Bitte um Urlaub mit dem Tode Ihrer Großmutter begründeten?" Da fiel ihm sein im Grunde ganz braves Herz für den Schlag einer Sekunde so zusagen hörbar in die Hosentasche. Dann aber schlug er die Hacken fester denn je zusammen, richtete sich auf wie eine junge Eiche und sah dem ernsten Vorgesetzten frank und frei und zugleich voll unwiderstehlicher Bitte in die streng blicken den Augen: „Zu Befehl, Herr Oberleutnant, neinl Ich habe gar keine tote Großmutter, aber drei sehr schöne lebendige Kusinen." Man hätte nicht sagen können, daß das Hinüber und Herüber der vier Augen nach diesen Worten ein feindseliges wurde. Aber der Ordnung halber erhielt Heinz Carstens einen kurzenArrest. Unter Zubilligung mildernder Umstände. »rua und Verlag: „rue verliner Verla,»-«nstall «u,. «red», «darlonenvur, del verttn, verNnn «tr «o. veranlwonllch für di, »edaktl«, der -uuen vrrllner Verla«, »nftoll «uq «M,: Nl,l »ckrrlUy. -tzarlaNvidurg, Weimarer «le. "