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wandt auf ihr liebliches Gesicht gerichtet. . Seine Hand streckte sich aus. Aus feiner Stimme war der spöttische Klang verschwunden. „Es tut mir jetzt so furchtbar leid . . . aber . . . Sie werden einschen, daß ich in gewissem Sinne schuldlos bin. Der Dienst... die Pflicht . . ." Er stockte. Eine starke Sehnsucht, um jeden Preis diesen rinnenden Tränen zu wehren, erfüllte ihn. „Sagen Sie mir, daß Sie mir vergeben wollen.' Sie blickte ihn zornig an. „Ich denke nicht daran," stieß sie schluchzend hervor. „Auch wenn ich die Versicherung abgcbc, daß ich mich selbst darüber gräme?" Sie glaubte ihm nicht I Ihr Schmerz war noch zu neu. Sie hörte kaum zu, als er ihr seinen Namen nannte. „Wenn Sie es doch anzeigen wollen ... ich bin der Oberleutnant Schneider." Wider Willen richteten sich die Augen auf ihn . . . und im nämlichen Augenblick glaubte sie, daß es ihm leid täte. . . . Aber, zeigen wollte sie ihm das um keinen Preis. So nickte sie nur kurz, während er weiter sprach: „Ich bleibe ein paar Tage in dieser Gegend. Darf ich vielleicht Nachfragen morgen — übermorgen, ganz, wie Sic bestimmen, ob ich doch auf Vergebung rechnen kann?I" Ihr Herz klopfte leise und wollte sie bezwingen. „Ach ja . . ." Aber die Lippen entgegneten kurz und kühl: „Aber, ich bitte Sie, dieser — Dinger wegen." Und er sagte traurig: „Nun bin ich also doch in Feindes Land geraten und meinte es doch so klug begonnen zu haben. . . . Das nimmt mir die ganze Freude an diesen Manövcr- tagen." — — — Aenne Niechlin ging stumm, aber mit ver weinten Augen im Hause umher, während der Amtsrat seinem Grimm über die Geschichte laut und vernehmlich Luft machte. Sie war weiter todunglücklich und wollte doch auf keinen Fall die Anzeige gestatten. Spät abends schlich sic zu ihrem Berge, richtete die paar verwelkten Astern sorglich auf und weinte von neuem bitterlich über die vernichteten Hoffnungen. Dann ging sic zumeist noch ein Stückchen weiter — gesenkten Hauptes, — ohne darauf zu achten, ob sie sich noch auf väterlichem Grund und Boden oder auf dem des Nachbarn befand. . . . So auch an diesem lichten, windstillen Septemberabend. Plötzlich fuhr sie zusammen und ihr Blick erstarrte. Vor ihr, in dem kleinen Tal, erhob sich ein mächtiger Fouragewagcn und ringsherum lagerten in gemütlicher Be quemlichkeit eine Menge Soldaten. Neben ihr aber wuchs eine hohe, kraftvolle Gestalt von einem festgefügten Packen Stroh empor, salutierte und sagte in heimlichem Jubel: „Sie befinden sich in Feindes Land, im Biwak der zweiten Abteilung des 14. Artillerieregiments, und es hilft Ihnen nichts, ich betrachte Sie als meine Ge fangene, bis Sie mir sagen, daß Sie vergeben wollen. . . ." Sie stand ganz still. Der Mond lachte mit breitem, ver schmitztem Gesicht. — Ein Sternfischlein glitt aus seinem Wolkenwasser auf die Erde und verhieß eine Wunscherfül lung. Und er sagte leise und weich: „Ich habe mir soeben gewünscht, daß ich Ihnen für jede zertretene Aster eine neue Blüte wachsen lassen dürfte. . . ." „— Am Wachtfeuer in der Ferne Hub eine tiefe Soldatenstimme an zu singen und die anderen fielen ein: Es lebt sich gar gut in Feindes Land Mit dem Feinsliebchen Wohl Hand in Hand . . . Da ergriff er langsam und zart ihre Rechte und führte sic an seine Lippen. ... Und in ihrem Jugendgarten knospete die erste kostbare Blüte — tausendmal schöner und seltener als die üppige ^luclame Rlancbe und die Ueaute cle Leonville auf dem spitzen Saudhügel. — Unäank ill cker wett Holm. Gattin: „Du hättest nur hören sollen, wie der Krämer auf der Treppe getobt und geschimpft hat. Das hat man davon, wenn man die kleinen Geschäftsleute unterstützen will. Von jetzt an kaufe ich aber nur noch in großen Handlungen ... da wird man verklagt, und die Sache ist damit bann erledigt." Kleines Mikoerstänänis. Junge Frau (zum neuen Burschen): „Jakob, wenn Sie nicht im Stalle zu tun haben, so halten Sie sich in der Küche auf — ich will sie immer bei der Hand haben." Jakob: „Zu Befehl, gnädige Frau . . . Wird aber da der Herr Leutnant nicht eifersüchtig?!" ver öebirgsfer. „Wenn ich alle meine Ab stürze zusammenrechne, so kann ich sagen, daß ich so successive den ganzen Montblanc 'nunter gepurzelt bin!" UnbegreMick. Gatte (zur jungen Frau): „Das Gulasch, das Du bereitet hast, ist nicht zu genießen!" Iünge Frau: „Im Koch buch steht: es schmeckt vorzüglich!" Lin wunäer. „. . . Was, Ihren Schneider haben Sie beerbt, Herr Bummel?" „Ganz richtig! Der hat mich jede Woche ein paarmal wegen der Rechnung besucht — da hat sich mit der Zeit ein freund schaftliches Verhältnis zwischen uns beiden entwickelt, und als er erkrankte, hat er mich zum Universalerben gemachjt" Paffende Lektüre. „Nee, wie mir det aber freit, daß die drciprozentigen Konsols so jut stehn!»