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Heim und Kindergarten. Vie Hygiene äes vmruges. »Lieber sterben, als soundso viele Male umziehen!" behauptet ein altes Sprichwort, und wenn dieses auch nicht ernst zu nehmen ist, so gibt es doch immerhin zu verstehen, daß das Umziehen in der Regel nicht als An nehmlichkeit betrachtet wird. Der Engländer sagt: »Drei mal umziehen ist so gut wie einmal abbrennen", und die Niederländer find der Ansicht, daß »viel Umziehen Bett stroh kostet". Warum bei allen Völkern der Umzug nicht gepriesen wird, kann wohl jeder aus eigener Erfahrung erklären, denn ein Umzug wirft schon vor der Kündigung seine Schatten voraus. Zunächst entsteht eine oft nachteilige Unruhe durch die Auswahl einer neuen Wohnung, was bei den heutigen Verhältnissen ins Grenzenlose führen kann. Und schon in dieser Vorbereitungszeit entstehen namentlich für die Hausfrau verschiedene Gesundheits schädigungen. Selbst starke Naturen sind häufig durch die vielen Unannehmlichkeiten beim Umzuge mehr oder minder nervös geworden, und die Folge ist dann, daß sich diese Nervosität auch dem gesaniten Haushalt mitteilt. Der Ehegatte wird sich natürlich Mühe geben, das Unver- meldliche mit Würde zu tragen, aber mitunter entsteht dennoch unter der Ungunst der Verhältnisse ein »häuslicher Krach", der zu Gemütserregungen sührt. Je näher der Umzugstag herankommt, desto schlimmer wird es! Nun muß ein erhebliches Mehr an körperlicher Arbeit geleistet und auf manches notwendige »Schläfchen" verzichtet werden. Auch wird das körperliche Wohlbefinden durch den überall beim Umzuge anzutreffenden Staub nicht ver bessert. Trifft der Möbelwagen am Umzugstage nicht zur rechten Zeit ein, oder wenn es sich herausstellt, daß ein Zimmer nicht entsprechend geräumt werden kann, so ent steht deS Morgens in der Frühe der erste Arger. Die Meinungsverschiedenheiten über die Reihenfolge bei der Möbeleinladung, welche bekanntlich entsprechend der späteren Möbelaufstellung zu geschehen bat, ließen sich jedoch durch rechtzeitige Aufzeichnungen und durch die Aufstellung genauer Pläne leicht vermeiden. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben der Hausfrau, denn nach Er füllung derselben ist sie in der Lage, die Möbelverpackung durch eine Vertrauensperson überwachen zu lassen. Ist der Umzug äußerlich vollendet, so beginnen von neuem Unannehmlichkeiten bei der Neueinrichtung, wes halb man den Umzug eigentlich als unlmgienisch be zeichnen könnte. Doch man sollte sich an diesen Ausdruck nicht gewöhnen, vielmehr danach streben, die in der Regel übliche Umzugsweise durch sachliche und rechtzeitige Vor kehrungen gewissermaßen aus der Welt zu schaffen. Übrigens ist der Umzug schon jetzt mitunter ein Förderer der Hygiene: Bei einer ganzen Anzahl von Leiden, namentlich bei Nervenleiden, wirkt die mit dem Umzuge verbundene Ablenkung heilend, obgleich auch in einzelnen Fällen das Gegenteil zu konstatieren ist. Ferner kommt manche Familie beim Umziehen aus einer unge sunden in eine gesunde Wohnung, und das wäre um so bester, wenn beim Einzuge nicht nur eine sogenannte »besenreine", sondern eine recht gründliche Reinigung der betreffenden Räumlichkeiten vorangehen würde. mnno Teppichschoner. Um die häßlichen Druckflecke im Teppich, die Tisch- und Stuhlbeine verursachen, zu verhindern, schneidet man m der Größe der Tischbeine viereckige oder runde Holz ¬ platten 6 und leimt passende, dicke Filzplatten ä auf. In die Mitte der Holzplatte bohrt man ein Loch, das im Filz so groß sein muß, um den Schraubenkopf durchzu- lasfen. Die Schoner werden den Tischbeinen unterge schraubt. Manälungen cler )Vloäe. Von H. Bolchert-Lietz. Sie hat ihre Zeit gehabt, die schlanke gerade Linie, die Mode, die den Damen befahl, sich Tannen und Schilf rohr zum Vorbild zu nehmen. Ist man der Korsettpanzer und Fastenkuren endlich überdrüssig geworden? Überall kann man die Vorläufer einer neuen Stil periode beobachten. Befreiung vom Korsett, wenigstens vom Frontkorsett, heißt die Parole. Fort mit den Steh kragen, den Kostümen mit Stäbchenmieder, den Stöckel schuhen, den Futteralröcken. Empiremode in ihren ver wegensten Folgerungen soll Trumpf sein. Zu der untern Abrundung der Röcke sollen drapierte ballonartige An schwellungen kommen. Vorn abgerundete Jacken erhalten ebensolche Falten- oder Fächer-Frackschwänze. Kur», der Modenpendel, der bedenklich nach der Seite des Lineals hinüberschwankte, steht im Begriff, sich dem anderen Ende zu nähern, der behaglichen Tonne. Ganz so schlimm wird es ja freilich nicht werden. Borläufig behaupten sich ja immer noch die alten Moden herrscher. (Siehe Abbildungen.» Beachtenswert durch Schönheit und Vornehmheit ist z B. die neue Tendenz, Spitzenkleider als den Gipfel der Eleganz zu erklären. Leider, wie fast immer, denkt die Mode hierbei nur an die Aristokraten deS Geldbeutels. Keine Braut auS jenen Kreisen, in denen man sich nicht langweilt — weil man die nötigen Moneten dazu bat — darf unter den Brautgeschenken ihres HochzeitskorbeS solch ein wertvolles, altes Spitzenprachtwerk vermissen. Neben den Spitzen beansprucht die Seidengaze wieder einen unverhältnismäßig ^großen Raum in der eleganten Mode. Wunderschön nehmen sich Gazetoiletten in zwei Farben aus, die durch raffiniertes Arrangement ver schiedenartig ineinander spielen. Als besonders schick — und nebenbei gesagt auch recht praktisch — gilt, die hellere Farbe als Unterton zu behandeln, z. B. ein kirschrotes Unterkleid, gedämpft von schwarzen Seidenmuffelin- Draperien. Eine sehr beliebte Tagesfarbe ist augenblicklich lila, während die satte weiche Purpurfarbe den Abend beherrscht. Überhaupt scheint die Farbenfreudigkeit der letzten Saison noch keineswegs erloschen. Der Rokokozeit ent lehnt man wohl die Drapierungen, aber nicht die sanften, schmelzenden Farbentöne. Auch Spitzen- und Stickerei kleider verschleiert man öfters mit Gaze, und wenn der erste weiße Gazeüberwurf nicht mehr frisch ist, dann er hält ein schwarzer die Toilette noch längere Zeit salon fähig. Eine praktische und hübsche Neuerung sind auch die molligen Russenjacken. Teils glatte Trikot-, teils pelz artige Flauschgewebe, schmiegen sich diese losen, unge zwungenen Fassons weich dem Körper an. Man trägt diese Jacken auch auf der Straße, wo sie bei uns an milden Herbst- und Wintertagen mit ihren üppigen Farben das Menschengewühl beleben werden. JllustrattonSbeschreibung. Nachmittagskleider.' 1. Rotes Libertykleid, enger Rock mit Schleppüberwurf, der sich vorn öffnet und von einer Spange gehalten wird. Bluse mit seidenem Armel- ansatz und breiter Spitzenborte über der Brust. 2. Lila Tuchkleid, vorn rund verkürzt. Bluse vorn boleroartig ge halten mit weißer Weste, Stickereieinsatz und gesticktem Ärmelansatz. für clie Jugenä. Oer l^immelfLkrer. Märchen von Otto Weddigen. Es war einmal ein kleiner Mann, dem wollte in der Welt nichts glücken. Er arbeitete und schaffte; aber er sah kein Fortkommen hienieden, und er wähnte sich so arm wie eine Kirchenmaus. Das erfüllte ihn mit großer Un- zufrieüenheit; er sehnte sich weg von dieser Erde, wo nur Trübsal und Elend seiner harrten. Er verfertigte einen großen Luftballon, befestigte ein kleines Boot darunter und kaufte für den Rest seiner Sparpfennige allerhand Lebensmittel, so viel, wie er nach seinem Glauben auf seiner geplanten Reise in den Himmel gebrauchen würde. Denn dort angekommen, so meinte er, würde ihm ein Leben bei lauter Nektar und Ambrosia zuteil werden, und selige Freuden ohne Arbeit und Beschwerden würden ihn dort erwarten. In dieser Hoffnung bestieg der klein« Mann den Nachen des Ballons, und nachdem er das Tau des letzteren, daS ihn noch an die Erde fesselte, gelöst hatte, rief er der undankbaren und freudelosen Welt ei« Lebewohl zu und stieg immer höher und höher in di« Wolken empor. Der Blick des kleinen ManneS erhellte fick, je weiter er sich von der Erde entfernte, und selbst die Kälte, die ihm in den Wolkenschichten ost daS Blut aus Nase und Mund trieb, focht ihn nicht an. Bald war dem kleine« Manne die letzte Spur von der Erde verschwunden; er gewahrte nicht einmal mehr die wolkenhohen, mit ewigem Schnee' bedeckten Berggipfel. Nur wenige Meilen befand er sich von dem Monde, der — wie bekannt — der Erde am nächsten ist. Ein günstiger Wind führte ihn bald an jenes Ziel, wo der kleine Mann der Rast und der Ruhe zu pflegen und Er kundigungen über seine Weiterfahrt nach dem Himmel einzuziehen hoffte. Als er einen günstigen Platz zum Landen entdeckt hatte, öffnete er eine GaSklappe feines Ballons, und langsam fiel dieser auf die Oberstäche deS Mondes nieder Der kleine Mann entstieg dem Nachen und verbarg diesen samt dem Ballon hinter einem zackigen Felsen. Dann machte er sich auf den Weg, um über die Land schaften und Leute d«S MondeS Erkundigungen und Forschungen anzustellen. Sein Weg führte ihn vorbei an Seen unü Gebirgen, die ihm aber einen ganz andere« Anblick gewährten als diejenigen tief unten auf der Erde. Die Seen schienen ohne Fische zu sein, und dte Berge entbehrten des grünen Schmucke» und d«r duftend« Blumen. Endlich kam er an «inige elende Hütten, die von lebenden Wesen bewohnt waren. Er trat in eine der- selben ein und fand darin Keine, winzige.Geschöpfe, die ihn freundlichst grüßten. Aber diese Mondmenschen waren ganz anders geschaffen und gebildet als die Menschen der Mutter Erde. Sie sprachen eben keine Sprache, wie wir es tun, sondern sie hatten nur stumme Gebärden, um ihre Wünsche und Gedanken auszudrücken. Auch entbehrten sie jeder Bequemlichkeit und Reinlichkeit. Die Kunst und das Handwerk batten unter ihnen noch keine Heimstätt« aufgeschlagen. Dem kleinen Manne wollte das Leben auf dem Monde keineswegs behagen, um so weniger, als ihm in der Luft des Mondes das Atmen recht sauer wurde. Er eilte, ohne jene blühenden Städte und Wälder, jene duftigen Täler und Wiesen, die unsere Erde in buntem Wechsel durchziehen, bemerkt zu haben, wieder zurück nach der Stätte, wo er seinen Ballon hinter einem Felsen ver borgen hatte. Er füllte ihn wieder mit Gas, das in der Nähe einem Spalt der Mondoberfläche entströmte, bestieg den Nachen, und fort ging es in den weiten, unendlichen Raum, um den Himmel mit seinen ewigen Freuden auf» zusuchen. Endlich, nach einer langen, mühsame« Fahrt, auf welcher seine Lebensmittel fast zur Neige gegangen waren, landete er auf einem der zahlreichen Sterne, welche in dem weiten Weltenraume kreisen. Allein noch mehr als auf dem Monde enttäuschte ihn der Aufenthalt auf diesem Himmelskörper. Er fand dort weder Wasser noch lebende Wesen. Der Stern schien ihm nur eine große, feurige Masse zu sein. Wie froh war der kleine Mann, als er ihn wieder verlassen hatte! Er flog mit seinem Ballon weiter und weiter, vorbei an Hunderten von groben und kleinen Himmelskörpern, während unzählige Meteore m nächster Nähe an ihm vorbeisausten. Endlich, nachdem er den letzten Rest seiner Lebens mittel verzehrt hatte, sah er ein Licht vor sich, so glühend, daß es seine Augen vollends blendete. Der kleine Mann meinte, daß dies der Himmel sein müßte, und er hoffte dort nach allen Beschwernissen der Fahrt seinen Hunger und Durst an Nektar und Ambrosia stillen zu können. Ein leiser Windstoß trieb ihn näher; aber wie groß war sein Schrecken, als er sich plötzlich in der Nähe eines gar gewaltigen Feuerkörpers sah, der eine verzehrende und versengende Glut ausströmte. Es war die Sonne, die er vor sich erblickte. Nur mit Mühe vermochte der kleine Mann noch den Fall schirm zu ergreifen, der am Ballon befestigt war, als dieser schon im nächsten Augenblick infolge der aus ihn einwirkenden Hitze zerplatzte. Mit rasender Geschwindig keit, die sich erst dann verringerte, als der Fallschirm sich ganz geöffnet hatte, fiel der kleine Mann aus dem hohen Himmelsraume zur Erde nieder, und es war ein Wunder, daß seine Füße nach einer Fahrt voll Schrecken unver sehrt den festen Boden berührten. Erschöpft lag er stunden lang da, bevor er wieder zu sich kam. Endlich kam ein Landmann des Weges daher, welcher den kleinen Mann in seiner hilflosen Lage fand. Er reichte ihm Erfrischungen, die er bei sich trug, und dank erfüllten Herzens berichtete der kleine Mann dem schlichten Bauer alles, was er gesehen und erlebt hatte. Dieser war von der Erzählung sichtlich ergriffen; er lud den kleinen Mann ein, mit ihm in sein Haus zu kommen, indem er ihm bedeutete, daß der Himmel den Menschenkindern nun einmal verschlossen sei, und daß alle lebenden Wesen vergeblich nach ungetrübtem Glück auf Erden trachteten. Wie schlug das Herz des kleinen ManneS voll Lust, als seine Füße wieder auf der Erde wandelten und seine Augen wieder die lachenden, grünen Tristen und Wälder erblickten! Neger Fleiß und unverdrossene Arbeit machten ihn bald selbständig, und alles ging jetzt glücklich und nach Wunsch vonstatten; denn die Zufriedenheit, das köst lichste Gut, war von nun ab in das Herz des kleinen Mannes eingezvgen. c-ME-, Der geflickte Stiefel. s« hatte «al «1» armer Wicht Den Stiefel sich zerriff««; Er wollte und er konnte nicht Am Lage ihn vermisse« — Betrübt stellt er ihn vor die rü», Al« e« am Abend dunkel; «r schlief «och kaum — da drang herfür Sin lustige« Aemunkel. Zwei HeinzelmLnnchen zogen ei» Mit launige« Gepolter; Da lag an» bald im Lanrpenschei« Der Stiefel a«f der Folter. U«d vor »er rür« — ohne Scheu — Lag er am ander« Morgen «estttkt — fast so wie nagel«««; Emst war«» Ra« ««d Sorge». Druck und Brrlag den Emil h-a nn « botzn in Stbmstock.