Volltext Seite (XML)
— Asch, 29. August. Am 20. August l. I. langt« bei der Redaktion der .Ascher Heilung" ein aus Asch vom selben Tage datierter Brief an, in dem die Bitte ausgesprochen wurde, nachstehende Prophezeiung in der .Ascher Ztg." aufzunehmen: .Da- neue große Prachtschiff .Imperator^ der Hamburg-Amerika Linie wird schon auf seiner zweiten Reise rin schwere» Unglück zu erleben haben. Diese Prophezeiung ist bestimmt und kann sehr bald auf sein« Richtigkeit geprüft werden.' Der Brief trug die Unterschrift —r. (Frau Tita« Ferdinand, der Kaiser von Rußland durch den Großfürst Kyrill und der König von Schweden durch den Kronprinzen von Schwrden sich vertreten lassen werden. Zu dieser Fiter werden auch Deputationen de» deutschen Heere» und der österreich-ungarischen, der russischen und schwedischen Armee erscheinen. Weitere Einladungen sind in Aussicht genommen worden an den Reichskanzler, den BundeSrat und den deut schen Reichstag, sowie die beiden Kammern deS sächsischen Landtages. — Dresden, 30. August Der Major z. D. Kurt Freiherr v. Oldershausen ist am Donnerstag auf seinem Landsitze in Hosterwitz verstorben. Freiherr v' Olders hausen war RechtSrilter des JohannilerordenS und diente zuletzt bei dem 2. Jägerbataillon Nr. 13. Im Februar 1910 trat er in den Ruhestand. — Zittau, 1. Sept. Ein schweres Automobil unglück trug sich am Sonntag morgen gegen '/,3 Uhr unweit der sächsisch-böhmischen Grenze auf österreichischem Boden zu Das dem Kaufmann Robert Emil Neumann in Zittau gehörige Automobil gerret in voller Fahrt in den Straßengraben, riß zwei Bäume um und überfuhr den au» Böhmisch-UllerSdors stammenden 42jährigen Färdereiarbeiter Richard Söhnel. Der Unglückliche, der verheiratet und Bater mehrerer Kinder ist, wurde so schwer verletzt, daß er bald nach der Einlieferung im Krankenhause starb. Das Auto wurde zertrümmert. Wunderbarerweise kamen die Insassen, der Chauffeur Diepner und der Kaufmann Gargula auS Herrenhut, ohne ernsten Schaden davon. Die behördliche Untersuchung ist im Gange. — Meißen, 31. August. Folgende erschüttern de Nachricht geht durch sächsische Blätter: Der frü here Pastor Reuter, der wegen G ei st e s s ch w ä> ehr vor einigen Jahren pensioniert wurde und Frau und fünf Kinder besitzt, ist mit dem 48jähr«gen sehr reichen Fräulein von Bockelberg aus Dresden vor ei nigen Tagen verschwunden und ins Ausland gereist. Sie nahmen 85000 Mark mit auf die Reise und hiel ten sich daun einige Wochen lang in Bodenrach auf. Tort erregten sie durch ihr frommes Gehaben das Aussehen der Nachbarn. Viele schwärmerisch veranlag te Mädchen und auch ältere Frauen kamen zu dem Pastor, Ler alsbald eine kleine Gemeinde gründete. Sein Einfluß machte sich so bemerkbar, daß die Bo denbacher Polizei sich näher nach ihm erkundigte, und dabei der Familie der Dame einen Hinweis auf ih ren Aufenthaltsort gab. Als Verwandte von dieser ein trafen, um sie zurückzuholen, wqr sie bereits mu dem Pastor und drei der jungen Mädchen, die sich dem Paa re angeschlossen, verschwunden- Die Spur führt nach Tirol Der Pastor hat seine Frau in bedrängtet» Ver hältnissen in Meißen zurückgelassen. Fräulein von Brckclberg ist geistig nicht normal; sie sollte demnächst entmündigt werden. Pastor Reuter war bis zum Jah re 1908 Geistlicher der Sächsischen Landeskirche. In diesem Jahre mußte er in den Ruhestand treten, weil die Art seiner Amtsführung zu ernsten Bedenken An laß gab. Religiöse Schwärmerei scheint sich nun im mer mehr ausgebildet zu haben. Da wohl anzunrh- men ist, daß diese und nicht etwa ein sittlicher Defekr in seinem jetzigen Dun zu Tage tritt, wird man das Herke Geschick beklagen dürfen, welches einen Mann trifft, der in bester, aber fal ch verstandener Weise sei nem Gotte dienen wolüe. — Grimma, 30. August. In der Nähe der Stadt explodierte heute nacht plötzlich der Benzinbehälter eines Leipziger Automobils. Die Insassen, ein Herr und zwei Damen, hatten Mühe, sich aus dem über und über bren nenden Kraftwagen in Sicherheit zu bringen. Der Wagen, ein Wertstück von 6000 Mk., verbrannte bis auf die Eisen teile. — Grimma, 30. August. Frau Kreishauptmann von Hübel auf Sachsendorf, die erst kürzlich wegen ihrer Verdienste auf dem Gebiete hilfreicher Nächsten liebe von Sr. Majestät dem König durch Verleihung der Carola-Medaille in Silber ausgezeichnet worden ist, hat dem von ihr gegründeten Krankenpflegeverein für die Gemeinden Sachsendorf, Wäldgen und Streuben 10 000 Mk. überwiesen. — Glösa, 30. August. Se. Majestät der König wird am 2. September gegen 2 Uhr 35 Min. nachmittag» hier erwartet. Die Begrüßung und der Empfang durch die Gemeindevertretungen Glösa und Draisdorf, den Kirchen- u. Schulvorstand, sowie der Schuljugend erfolgt auf dem Platze vor dem Gasthaus Blankenau, woselbst auch die Vereine Aufstellung nehmen Die Abfahrt erfolgt gegen 2 Uhr 50 Minuten nach der Küchwaldschänke zum Blumenkorso. - Hoheneck bei Stollberg, 1. September. Ein schwerer Unglücksfall, der leider ein Menschen leben forderte, ereignete sich am vorigen Freitag nach mittag hier in der sogenannten Dreihansengasse Dort wurde durch Angestellte des Oelsnitzer Elektrizitätswer kes ein Anschluß zu einem Hanse hergestellr. Hierbei kam der am Maste arbeitete Monteur der Leitung zu nahe, so daß er einen elektrischen Schlag schielt und an der Leitung hängen blieb. Herr Ingenieur Weiß gerber befreite den Monteur aus seiner gefährlichen! Lage und wendete die Folgen dieses Unfalles von ihm ab, so daß er bald vollständig wiederhergestellt war. Nunmehr bestieg Herr Ingenieur Weißgerber selbst die Leiter zu dem Mast, um die unterbrochene Ar beit fortzusetzen. Aber auch er kam mit der Strom leitung in Berührung; er wurde durch einen elektri schen Schlag von der Letter geschleudert, und blieb mit einem schweren Schädelbruch liegelt. Leider wa ren tue Verletzungen so schwer, daß der bedauernswer te Mann nach kurzer Zett den Geist aufgab. Der so plötzlich aus dem Leben geschiedene Mann stand im Alter von 32 Jahren, war verheiratet und Vatsr ei nes Kindes. nie). — Die R«daklion der .Ascher Zeitung" maß dieser Prophezeiung natürlich keinerlei Bedeutung bei und legte den Brief zu jenen redaktionellen Einläufen, die eine sofortige Erledigung nicht erheischen Der Brief trug den Poststempel Asch, 20. August 1913. Merkwürdigerweise ist diese Prophe zeiung schon heute nach acht Tagen kurz vor dem Anttttt der zweiten Reise deS Imperator eingetroffen. Bekanntlich ist an Bord dieses Schiffe- am 28. d. M. ein Brand auS- gebrochen, bei dem auch rin SchiffSoffizier um- Leben ge kommen ist. Der erwähnte Brief, der sich noch im Besitze der .Ascher Zeitung" befindet, war kopiert und enthielt auch «in Begleitschreiben mit einer zweiten Unterschrift, die sich je doch nicht entziffern läßt. (Sonderbar! höchst sonderbar! Die Red.) Eingesandt. Der imposante Lampionzug erhielt leid-r. als er von der Unterstadt bis zum Neumarkt kam, dadurch eine Störung, als das Knabentrommlerkorps von dort einfach abschwenkte. Selbstverständlich mit ihm die jenige Kindtricha-, die hinter dieicn Trommlern marschierte. Nicht nur, daß der Lampionzug halbiert nach der Rehme, Crottensee zog, erweckte es am Kriegerd-nkmal einen peinlichen Eindruck, als die beiden Militäroer- einssahnen mit den Trommlern und der elneu Hälfte der Kinder mit Lampions ankamen Man fragte sich, woran fehlt es eigentlich noch, warum beginnt den« die Feier nicht, man wurde ungeduldig, bis endlich die andere Hälfte des Lampionzuges mit der Musik an kam, wodurch man dann Aufklärung bekam Wurde dieses Abschwenken des Trommlerkorps vor Beginn des Zuges dem Zugführer des leitenden Vereins Und den Herren Lehrern, die diesen Zng begatt, txn, diU dies: Halbierung ruhig gut hießen, mitgereitt. oder wurde von dem Trommlettorps eigenmächtig gehandelt, weil man vielleicht glaubte, die Fahnen nicht ohne diese Demmler an das Denkmal bringen zu kön nen?, wozu bereits auch ein Trommler bestellt war. Nach der am 1. Januar 1904 in Kraft treten den Reichsversicherungsordnung, betreffend die „Kran kenversicherung" Weyden an diesem Tage alle seitheri gen ..Hilsskassen", die unter tausend Mitglieder ha ben und bis zum 1. Juni dieses Jahres nicht den Antrag aus Anerkennung als „Ersatzllasse" gestellt hat ten, aufgelöst. Die Mitglieder werden der zuständi gen Ortskrankenkasse Angeführt- Alle Mir-ttieder die ser „Hilsslassen" müssen, falls sie ab 1. Januar 1914 einer anderen anerkannten „Ersatzllasse" angehören wollen, ihre Mitgliedschaft bis zum 30. September bei ihrer jetzigen „Hilfskasse" zum 31. Dezember kün digen und vor dem 1. Januar der zuständigen Orts krankenkasse den Beweis erbringen, daß sie bei einer anderen „Ersatzkasse" ausgenommen sind. — In Eibenstock käme somit nur die „Krankenkasse für dasHandwerk, eingeschr. freie Hr'l* slasse" in Betracht, von welcher jedoch kein Antrag als „Er- satzkasse" gestellt worden ist, und dieselbe jedenfalls d^r Ortskrankenkasse angeschlossen wird. Aus der Zeil der BetrcilmgsMege. iüachdru« o«r»si,Q.i 3. September 1813. An diesem Taze ver ließ Napoleon Dresden und brach na-ch Bautz.'n auf, um sich persönlich vom Zustand der Boberarmce zu überzeugen. Was er an Unordnung und Mißständen sah, überstieg seine schlimmsten Er wartungen und er fuhr denn auch wie ein Ungewitter dazwischen. — Lie Nahestellung der Berliner und Nordarmee führte an diesem Tage zu den kleinen Gefechten bei Dobien und- Euper; es gelang dem schwedischen Kronprinzen nicht, die Franzosen aus ih ren Stellungen zu verdrängen. Marschall Ney traf an dem Tage bei der Berliner Armee ein and über nahm den Oberbefehl. — Am gleichen Tage ging Dav out über Gadebusch auf Ratzeburg zurück und Tettenborns streifende Kosaken konnten Schwe rin und Wittenburg besetzen Auf jenem Teile des Kriegsschauplatzes gab es für die Bewohner die reich ste, aber größtenteils'unliebsame Abwechselung: bald rückten Lis Franzosen, bald die Russen ein, Ruhe gab es nie Aus unserm Stadtparlamente. Na nun? Was ist denn heut« los? Der Zuhörerraum im Stadtverordnetensitzungssaale besetzt wie sonst nie, Span nung auf allen Zügen ! Sollte das große Interesse vielleicht der Zeppelinrundfahrt wegen erregt worden sein? Aber so übermäßig begeisterungsfähig steht mir der weitau» größte Teil der Zuhörer nicht au». E« mußte also etwa» andere in der Luft liegen und gewitterschwül legt sich» deshalb, auf die Gemüter der sorglos Gelaffenen. Aber vorläufig entladet sich da» Gewitter noch nicht; denn die Hochwasserschäden, die zunächst Gegenstand der Beratung bilden, die sind einmal da, in der Beziehung steht man vor dem famosen .tait aeeow- pli" und da muß ja doch bewilligt werden, wa» notwendig ist. Wa» da» Hochwasser aber allein an den Ufermauern für Schaden angerichtet hat, kommt jetzt heraus: 400 bi» 500 Mk. find zu bewilligen, um da» wieder gut zu machen, wa» de» Wasser» Laune auf einem SonntagSauSflug zerstört«. E» ist, wie von Seiten de» Herrn Stadtoerordnetenvorsteher» bervorgehoben wurde, ja geplant worden, den Dönitzdach früher oder später zu überbrücken. Die Kosten ... ja, wrnn die Kosten kommen, wird die Brust beklommen —. Der Stadtrat schlägt de»halb vor mit der Ausbesserung der Ufer mauern eine Ueberbrückung nicht zu verquicken, sondern nur die Wunden der Mauern zu heilen. Dem stimmt da» Kollegium dann auch ohne wesentliche Debatte zu. Aber auch dem Wasserwerk hat da» Hochwasser nennen»werten Schaden zugefügt, und zwar am kleinen Kuhberg, wo man Löcher gegraben hatte für Baumpflanzungen. Der Stadtrat schlägt vor, die wrggrschwemmten Erdmassen nicht all« wieder aufzutragen, da die Kosten sonst zu hoch würden. Herr Meichßner beantragte, daß der Rat zuvor «inen Kostenanschlag dem Kollegium vorlegen möge, ehe über diese Angelegenheit abgestimmt würde. Der Antrag de» Herrn Meichßner wurde unterstützt und fand Annahme. -- Und darauf kommt man auf die bevorstehende Einquartierung zu sprechen. Wir haben diesmal eine ziemlich starke Einquartierung zu erwarten und deshalb bereitet sorgfältige Verteilung der Einquartierungs lasten immerhin einige Kopfschmerzen. Es bestehen zwar Satzungen in EinquarlierungSfragen, doch kann der Rat bei einzelnen Ausführungen derselben Aenderungen vornehmen. Nach 8 4 z. B. können einzelne Bevölkerungsklassen von der Einquartierung befreit werden. Der Rat hat nun in Er wartung der so zahlreich erscheinenden MarSsöhne beschlossen, je nach Lage der Sache die Einquartierung zu regeln und zwar vornehmlich nach den vorhandenen Räumlichkeiten zu bemessen. Natürlich haben Quartierwirte, die eine ihrem Einkommen entsprechend geringere Zahl VaierlandSvertei- diger bekommen haben als ihncn zusteht, diese einzeln mit barem Gelbe abzulösen. Das Kollegium stimmte allen RalS- vorschlägen willig zu, ebenso dem Vorschläge deS Rate-, für den Kornblumemag 100 Mk. dereitzuftellen. Zwar werden von einer Seite Einwendungen gemacht, die allerdings nicht durchdringen konnten, zumal Herr Müller eine starke Lanze für den Kornblumenrag brach. Seine Ausführungen wurden mit lebhaftem Bravo belohnt, und da- will etwas be deuten; denn die Bravorufe sind in unserm Stadt- parlamenle eine große Seltenheit. — Dann wurde der .übliche" Erlaß eines Nachtrages zur Sparkassenordnung erledigt und dann bieß e-: Aut in den Kampf, Torero! Verwendung des Rücklagevermöqens der Tienstboten- krankenkasse hieß der ominöse Punkt, der um Haa resbreite einen Konflikt zwischen dem Stadtrate und den: Kollegium heraufbeschworen hätte. Bekanntlich ist dis Dienstbotenkrankenkasse der allgemeinen Ortskran kenkasse angegliedert worden Und da war ein Streit um die „Beute", das Rücklagevermögen der Kasse,— etwa 26-90 Mark — ausgebrochen.' Das Kollegium hatte vor einiger Zeit beschlossen, daß dieser Betrag der allgemeinen Ortskrankenkasse zugeführt werden sollte, während der Rat auf dem Standpunkts steht, daß der Betrag an die Stadt zu fallen htt, und zwar sollte dieser Betrag einen Teil der Kaiser Wilhelm- spsnde bilden. Darob großes Geheul bei den paar sozialdemokratischen Schaumschlägern im Kolüg. Der Herr Stadtverordneten-Vorsteher machte zunächst den Vermittclungsvorschlag, 2000 Mark von diesem Rück lagevermögen für die Stiftung, zu verwende», und den Rest der allgemeinen Ortskrankenkasse zu über weisen, und er begründet diesen Vorschlag damit, daß es ihm nach einer Auslassung der Königl. Anttshaupt- mannschost fast zweifellos erschiene, daß der Stadtrat in diesem Streitfälle Recht bekommen würde. Nun war den Zuhörern einmal Gelegenheit geboten, zu hören, mit welcher Sehnsucht die paar „Helden des Ta ges" cücen offenen Bruch zwischen Kollegium und Rat herbeischnen. Immer ist man von bürgerlicher Sü- te bestrebt gewesen, möglichst einträchtiglich zu,ammen- zuarbeiten, und hier mußte man erleben, daß eini ge Störenfriede jedes friedliche Zusammenarbeiten has sen. Es wäre nunmehr auch bedauerlich, wenn die Hauptzahl der Stadtverordneten noch Kotau machen wollten vor offensichtlich Streitsüchtigen. Angenehm berührte es, daß Herr Bürgermeister Hesse, att Ver treter des Stadtrates, dem Spruche „Landgraf, Land oras werde hart" entsprechend, leinen Zoll breit nach gab Da mußte man sich schließlich fügen und der Ratsvorschlag wurde angenommen. — Dar ruf wur den nur noch einige Üeine Sachen erledigt. In der Frage, ob für eine Zeppelinfahrt nach hier ein Be trag zu bewilligen sei, stellte man sich aus den Stand punkt, daß hier vermögende Leute genügend vorhanden seien, die für solche Zwecke freiwillig spenden könn ten. Es wurde also abgelehnt, daß stadtseitlg hierfür etwas hergegeben wird. — An zwei Abenden in der Woche soll dem Turnverein „Krisch auf die Mit benutzung der Turnhalle gestattet sein, man kommt zur Richtigsprechung einiger Rechnungen und begibt sich dann auf das Gebiet der „Kenntnisnahmen." Gute Geisler des Freiheitstampfes. VI. Jahn. Wenige Gestalten der großen Zett vor 1<-0 Jahre» sind in cülen Volkskreisen so bekannt geblieben, wie Friedrich Ludwig Jahn. Er lebt in seinem Werle, der deutschen Turnkunst fort. Viel zu wenig bekannt aber ist er als geistiger Erzieher. Dazu gilt es ourc!, Jahns urwüchsiges und oft eigenartiges äußeres Wesen zu dringen zu dem edlen Gold seines deutschen Gemüts und seiner unantastbaren sittlichen Größe. Diese hat er immer bewährt in seinem bewegten Leben, das alte Soldaten des großen Friedrich als Jugenögefährten des Knaben sah, der als jugendlicher Stürmer auf zehn deutschen Universitäten oft Unfreiwittig umheczog, bis er ms Turnlehrer nach Berlin ging, dort im Frühjahr 1911 mit dem Turnplatz in der Hasenheide die deutsche Turnkunst ^begründete, in den Freiheitskriegen als po litischer Unterhändler des Ministers von Hardenberg mitwirkte und in der durch Oesterreich heraufbeschwor enen Reaktionszeit gleich einem Stein und Gneisenau, einem Arndt und Schleiermacher als staatsgefährlich verfolgt, ja bestraft wurde, „weil er die höchstgesährliche Lehre von der Einheit Deutschlands aufgebracht habe." Erst Friedrich Wilhelm der IV. verschaffte dem Patrio ten jein Recht und verlieh ihm nachträglich das Eiserne Kreuz. Weshalb Jahn einst verfolgt wurde, das ist zu seinem Ruhme geworden: daß er das Turnen zu einer öffentlichen Angelegenheiten «nachte durch die enge Ver bindung mit der vaterländischen Erhebung und Er ziehung. Ec hat 1810 erstmalig auf dieses Ziel Hin geiviesen in seiner noch heute lesenswerten Schrift „Deutsches Volkstum" (Rellam 40 Psg ). Dort för dert er auch vieles, was sich erst in unserer Zett erfüllt: Staatsbürgerliche Erziehung, Jugendwandern durchs Vaterland, Kampf gegen die Schundliteratur, aber auch erneute Hochachtung vor der Religion und der Kirche, der Jahn ein besonderes Kapit 1 widmet, weil sie nicht ein svommgläudiges Kinderspiel oder altfränkisches