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Heim und Kindergarten. Me Nie KUnäen leben. Wenn em Blinder sich gm orientiert, ohne gegen Mauern oder Bäume zu stoßen, schreibt man ihm den iog. »Hindernisftnn' zu, obwohl diese Orientierungsgabe nickt aus einen besonderen Sinn zurückzuführen ist, sondern auf die vervollkommneten Wahrnehmungen aller andern Sinne, die heil und unversehrt geblieben find. In der Näh« einer Mauer ändert sich der Klang oder der Widerhall der Schritte. In einem sehr großen geschlossenen Raume, einem Saale, einer Kirche, erzeugen die Schritte, die Stimme usw. wieder ganz andere Klänge. Viele Blinde, die ohne Führer gehen, erkennen ein gesuchtes Haus am Klange der Schritte oder anderer Geräusche, die sie t». B. mit dem Stock) auf der Türschwelle machen. »Jedes Haus bat einen besonderen Klang', sagte zu dem Herausgeber einer italienischen Zeitschrift ein Blinder, der sich ausgezeichnet orientieren kann, und eS ist anderseits bekannt, daß die .geschicktesten' Blinden sich in einem kleinen Hofe, der ihnen sonst ganz gut bekannt ist, ost verirren, wenn dieser Hof unter einer Schneedecke ruht; und ebenso gehen die Blinden irre, ipenn sie Gummi» schuhe tragen. Das alles beweist, däß der wichtigste Orientierungssinn des Blinden das Gehör ist. In zweiter Stelle kommt der Geruch, der dem Blinden . . . sagt, ob er sich in einem Zimmer, einer Küche, einem Stalls einer Speisewirtschast, einer Apotheke, einem Garten usw. be findet. .Jedes Zimmer hat einen besonderen Geruch', sagte der bereits erwähnte Blinde mit dem guten Orientierungssinn, .in vielen Säufern und Zimmern orientiert man sich mittels der Temperatur' twarmer oder kalter Raum, Stand der Sonne oder des —Ofens usw.). Auch der Zugwind ist auf den Orientierungssinn der Blinden von grobem Einfluß. Ferner leisten wichtige Dienste der Gefühlssinn der Füße und der indirekte Gefühlssinn der Hand (Stock). Viele Blinde find außer dem noch mit einem Gefühlssinn des Gesichts begabt, so daß st« sozusagen auf Entfernung«» hin fühlen können. Wobei zu bemerken ist, daß Gesicht hier natürlich nicht mit der Sehkraft, dem Auge, zu verwechseln istt «chützt unsere Wäldert Di« Deutsche Gesellschaft zur Pflege des Waldes hat lungst folgende beachtenswerte Regeln in vielen von Aus- flüglern besuchten Waldpartien anschlagen lassen: l. Schont die Gewächse 2eS Waldes, denn sie find em Schmuck der Gegend und sollen noch oie*e erfreuen und neues Leben bilden. L Ein bescheidener Blumenstrauß ist isdem gern gestattet, doch dürfen nicht Zweige ab- gerissen, Bäume verstümmelt und die Pflanzen mit den Wurzeln ausgerissen werden S. Jungwüchse und An pflanzungen bedürfen der Schonung. 4. Werst kein Papier, keine Eierschalen usw in den Wald — eS sollen sich auch noch andere nach euch an oder in dem Walde erfreuen. 5. Vermeidet vor allem das Fortwerfen von Flaschen, GlaSgefäßen usw. — Herumliegende Glasscherben haben schon ost Unbeil angerichtet. — 6. Vorsicht beim (an und für sich ja «verbotenen!) Rauchen, besonders bei trockenem Wetter und in der Nähe junger Anpflanzungen. Keine glimmende Zigarre, kein brennendes Streichholz fort» werfen! 7. Stört nicht die Tiere des Waldes, freut euch an ihnen. 8. Schont die Vogelnester, die Käfer und daS Gewürm deS Waldes. 9. Laßt den Hund nicht jagen. 10. Der Wegweiser fei eurer Schonung empfohlen, er soll noch nach euch anderen Rat erteilen, er ist ein Freund der Wanderer Lm> Sinmaesterett. Vrelßet- oder Kronsbeeren etnzumachen. 6 Liter Preibel- veeren. 2 Pfund Zucker, '/, Liter Waller werden unter stetem Rühren eine halbe Stunde gekocht. Dann nimmt man die Beeren heraus und labt den Satt noch etwas einkochen. Er kaltet füllt man die Beeren in gut ausgebrüdte Steintöpse, bindet sie gut zu und bewahrt sie trocken und kühl auf. — Um den für viele unangenebm scharfen Geschmack der Preibel- beeren zu mildern, empfiehlt es sich, auf S Gewichtsteile Beeren 2 Gewichtstetle Birnen, ganz, mit möglichst er haltenem Stiel zusammen zu kochen und dann so in die Gefäße einzusüllen, daß sie von den Preibelbeeren bedeckt sind. Die Birnen werden schön rot und schmecken recht pikant, während die Preibelbeeren ihren herben Geschmack durch die süßen Birnen verlieren. Man kann beide Fruchtarten zusammen oder jede für fick auf den Tisch bringen. — Man verwende nur ganz reife, vollkommen entwickelte Früchte. Alle unreifen und schlechten Beeren lese man aus Man wasche sie dann und laste sie auf einem Seiher gut ablaufen. Noch einfacher und schneller reinigt man die Preibelbeeren, wenn sie schön reis sind, indem man sie in einem Haarsiebe in Waller hält und gehörig durcheinanderrübrt. Die dadurch sich ablüsenden Blätter- und Schmußtetle steigen an die Oberfläche. Man entfernt diese und verbringt die Beeren rum Abtrocknen in «in Blechsieb. — In einem emaillierten und glasierten Koch geschirr tauch in Kupier- oder Mestingkessel) löse man stück weise tn Master getauchten Hutzucker auf und oerschäume ihn Aus 1 Kilogramm Beeren rechnet man gewöhnlich h, bis '/« Kilogramm Zucker: doch kann man nach Wunsch und Geschmack auch weniger nehmen. - Ist der Zücker klar geläutert, so schütte man die abgeschwenkten Beeren hinein, hebe sie mit einer Schaumkelle vom Boden möglichst nach oben, rühre sie mehrmals um, wobei man den Schaum ent- sernt, lalle sie aus nicht zu starkem Feuer weich werden, aber nicht zerkochen, und verbringe sie sofort mit dem Satte tn trockene, warme Gläser oder Steinguttöpfe, wöbet man darauf achtet, daß kein« Hohlräume bleiben, streiche sie obenauf glatt, lege alS Beschluß mit Rum, Arrak ode, Fruchtbranntwein getränktes Papier auf und binde die Gefäße mit Papier, am rweckmäbtgsten mit angefeuchtetem Pergamentvavier zu. «rombeerwetu. Ein vorzügliches Rezept zur Bereitung desselben ist folgendes: Zu 1 Kilogramm Brombeeren nimmt man 1 Liter Waller, 260 Gramm Zucker und 60 Gramm Honig. Man bat ». B. 26 Kilogramm Beeren. Die erfordern 26 Liter Waller. Diese Wallermenge wird gekocht, und dann läßt man sie abkühlen. Einen Teil des lauwarmen Master» verwendet man dazu, um die erforderlichen Mengen an Zucker und Honig darin aufzulösen. Selbstverständlich tn verschiedenen Gefäßen. Auch diese Lösungen läßt man voll ständig auSkühlen. — Den Beerensaft gewinnt man mittels einer Fruchtpresse. Die Schalen und Körnchen, die dabei absallen, sind aber auch noch von dem Saft durchtränkt. Damit dieser nicht ungenutzt bleibe, gießt man da» vor bereitete Waller darüber und gießt da» Gan,« durch ein Mullelingewebe. Dabet verwendet man nur den East, der von selbst durchtropst. AuSpressen darf man das nicht. Nu» füllt man den aus diese Weise gewonnenen Saft tn etn Faß, gießt dte Zucker- und tzontglösung dazu und verschließt dann die Öffnung mit einem Spund, durch de» «in Gäravvarat gesteckt wird. In die V-förmig gebogene Röhre gießt man etwas Master, so k ' dte tm Faste enthaltene Flüssigkeit vor dem geringste Lu mkitt bewahrt erscheint, während die Kohlensäure, d ^urch die dann etntretende lebhafte Gärung gebildet wird, imstande ist, zu entweichen. Di« Gärung dauert sechs Wochen und findet statt bei einer Temperatur von 10 bis 15 Grad Eelfiu» (8 bi» 12 Grad Rsaumur). Hierauf wird der Wein tn etn grobes Gefäß ge- zogen, daS Fab sorgfältig gereinigt, der Bodensatz entfernt und der Wein abermals hinetngesüllt. DaS Saß muß wieder ganz voll sein. Zum Nachfüllen benutzt man nckerwaster. Nach ungefähr sechs bi» acht Wochen wird oer Wein tn Flaschen abgezogen. Quitten einzumachen. Gan» reife Quitten werden ge schält. worauf man mit einem Avfelbohrer das Kernhaus beraussttcht. die Früchte tn siedende» Waller wirft und weich kocht, ohne daß sie zerfallen dürfen. Man läßt sie nun ab- stopfen und ausküblen und kocht tn dem Waller auf jede» halbe Kilo Früchte da» gleiche Gewicht Zucker, schäumt gut ab und gießt den Sirup über die Früchte, die man zugedeckt bis zum nächsten Tage stehen läßt. Hierauf fügt man zu der Flüssigkeit etwa 250 Gramm Äpfelgelee, löst eS darin auf, legt die Quitten hinein, läßt sie darin kochen, bis sie durch sichtig aussehen, hebt sie heraus, ordnet sie in Gläser und schüttet den eingedickten Saft ausgekühlt darüber, wonach man die Gläser überbtndet. S»LS die verbindenden Stäbchen kommen werden darüber Länge des Stäbchens von einer festen Fläche zur andern aus und überarbeitet die Faden mtt Languettenstich in der Art von ZwirnSösen auf Kleidern. Unter den Stäbchen schneidet man den Stoff fort. Das Häubchen wird mit farbigem Seidenfutter sowie Bandrosetten und Binde bändern versehen nicht im Stoff gearbeitet, sondern liegen lose Man spannt zu dem Zweck einige Fäden in der mit Hilfe von Paus papier und Zeichen stift geschieht. Dann .pannt man den Stoff straff über einen Rah men, damit sich die Stickerei während des Arbeitens nicht kraus zieht, und stickt die Umrisse der gemusterten Flächen entweder mit feinem Schnurstich oder sehr dünnem Languetten stich aus. Die Bogen des Randes werden möglichst dick und er haben im Languetten stich gearbeitet, der die ganze Bogenfläche deckt. Nach Voll- -ndung des Musters an die Reihe. Diese Kindermützchen. Es ist in Richelieu-Stickerei gearbeitet. DaS Muster wird in entsprechender Größe auf Batist übertragen, was Kinderkleid aus Rosa-Batist. Die kurzen Ärmel deS Kleides find kimonoartig an geschnitten Den kleinen viereckigen Halsausschnitt be grenzen zwei träger artige Achselstreifen, die ebenso wie der ver bindende Ouerstreisen mit ausdrucksvoller Stickerei geziert sind. Unter dem gestickten Ouerstreifen ist das Röckchen oben in Fält chen aufgereiht. Ähn liche Stickereissteifen garnieren die Ärmel und den Sauin des Kleides. Sou daS Kleidchen mehr prakti schen Zwecken dienen, so kann man es auch aus karamel braunem Wollmusselin Herstellen. Eine andere hübsche Machart ist fol gende: Das Schulter teil verlängert sich seit lich zu einer Art Stoff rahmen, in den das Vorderteil eingefügt wird. Der übrige Teil des Kleidchens ist tn Quetschfalten geordnet. Die Fältchen des Vorderteils, die sich in den vorderen passepoilierten Ausschnitt drängen, find oben leicht gekräuselt. Weiterhin fallen sie dann aus, um unter halb der Hüften unter einer Seidenschärpe zusammen zu treten. , > für äie ^ugenä. I H, Ver finäiing. Erzählung von Paulin« Schanz. Die kleine Hedwig stand hinter dem Gartentor von schwarzen Eisenstäben und blickte aus die staubige Land straße hinaus. ES war etn Aller, Heiber Sommermittag, man hörte und sah nichts als summende Käfer oder Schmetterlinge, die sich in den bunten, duftenden Blumen beeten des Garten» tummelten. Hedwig hatte Lange weile: drinnen bei der Mama waren Gäste, Mama batte nicht Zeit, mit Hedwig im Garten zu sein, und auch die Dienstleute waren beschäftigt. Die große Puppe, die ein Wickelkind war und schreien konnte hatte fich vor kurzem ein großes Loch in den Kopf gefallen, und die Mama hatte gesagt, wenn Hedwig artig sei, wurde daS Christkind eine neue Äickelpuvpe bringen, noch größer al» Lottchen mit dem zerbrochenen Kopfe. Aber jetzt eben war e» Sommer und so heiß, und das Christkind konnte doch erst im Winter kommen, wenn Schnee auf der Erde lag. Daran dacht« die klein« Hedwig ^md dabei iah sie hinüber neck den Allen Feldern. Drüben hatte man eben erst eilt große» Kornfeld abgeerntet, und Hedwig batte den Schnittern zugesehen und den Garbenbindern und o:« schweren Wagen nach dem Dorfe fahren sehen, und nun war alles leer und All. Aber drüben am Rain, unter dem groben, einsamen Ebereschenbaum mit feinen purpur roten Beerenbüscheln, bemerkte Hedwig einen kleinen Holz- wagen, über den ein grünes Tuch gespannt war. L»e blickte lange hinüber, dieser Wagen glich beinahe ihrem Puppenwagen, in dem daS Wickelkind lag. Sie macht« endlich die Gartentür auf und ging über die Straße hin über nach dem Ebereschenbaum. Sie guckte in den Wagen hinein und sah ein kleines, reizendes Geschöpf darin liegen, so grob wie Lottchen, und mit einem Gesichtchen, wenn auch nicht so rot und weih, doch gewiß noch viel hubscher als LottchenS Gesicht. Hedwig kniete neben den Wagen hin und streichelte leise eins der kleinen Händchen. .Liebes, liebes Püppchen', sagte Hedwig, .kannst du auch schreien?' Das Püppchen machte jetzt ein Paar Helle Augen auf und sagte: .Arra!' DaS klang so drollig, viel hübscher als LottchenS auiekender Schrei. Und die feinen Härchen, die unter der kleinen Haube hervorsahen, und die kleinen, nackten Füße, die aus dem Bettchen sich hervorgestrampeltl .Warum hast du denn aber so ein schlechtes, alte» Kleid an?' frug Hedwig. .Ich habe viel schöne, bunte Kleider, dte Lottchen gehören. Aber Lottchen ist krank und liegt im Wickelbett. Willst du nicht eins von LottchenS Kleidchen anziehen, das rosa oder das blaue oder daS weiße Tragkleid mit den bunten Schleifen?' .Arra!' sagte das lebendige Püppchen wieder, und das klang beinahe wie.Ja, ja!' Hedwig lachte vor Freude. Dann ergriff sie di« Deichsel des kleinen Wagens und fuhr den kleinen Find ling unter dem schattigen Baum hervor über die Strabe in den Garten. Im Gartenhaus waren ihre Spielsachen und war auch Lottchen. Dahinein brachte sie das Wägelchen, und niemand im Hause sah und hörte etwas von Hedwig und ihrem Fund. Das abgeerntete Kornfeld, an dessen Rain der Ebereschenbaum stand, senkte fich hügelig herab, und eben, da Hedwig fortgefahren war, kam jenseits des Feldes eine Frau herauf: sie ging langsam und bückte sich Schritt vor Schritt; sie sammelte die auf dem Felde liegengebliebenen Ähren und trug schon ein großes Bündel davon im Arm. Immer suchend kam sie näher und näher dem Baunih unter dem sie ihr kleines Kindlein wußte. Plötzlich stieß sie einen Schrei aus. und die mühsam gelesenen Ähren entfielen ihrem Arm. Das Kind war fort! Aber schnell besann sie fich und dachte daran, daß ihr Mann, von der Arbeit kommend, wohl das Wäglein heimgefahren hätte. Sie ließ die Ähren liegen und rannte dem Dorfe zu. Als sie aber in das kleine Häuschen trat, war ihr Mann wohl beimgekommen und saß beim Mittagbrot, aber er wußte von dein Kinde nichts. Nun ging die Mutter fort zu allen Nachbarn und frug, aber niemand hatte das Kind gesehen. Da gab's einen Aufruhr im ganzen Dorf, und der Mutter versagten die Tränen vor Ängst und Schreck. Jemand mußte oorbeigegangen sein und Wagen und Kind genommen haben, während sie, Ähren suchend, den Hügel hinab und wieder hinauf gestiegen war. Nun rannte die Frau wieder hinaus aufs Feld und achtete der sengenden Sonnenglut nicht, die über der stillen Flur brütete. Sie stand unter dem Baum und sah nach dem Hause hinüber, wo eben die Leute tn der kühlen Stube vom Tisch aufgestanden waren. Frauen und Männer traten hinter die hohen, glänzenden Fenster und blickten hinaus und batten lustige, lachende Gesichter. Da fiel der Frau ein, ob die Leute da drüben nichts von dem Kinde gesehen hätten, und schnell lief sie hinüber und in ihrer Muttersorge gerade in die Stube hinein. Die Frau war so erhitzt und doch blaß vor Schreck, und die Leute erschraken bei ihrem An blick und bei der angstvollen Frage. Aber sie wußten alle keine Antwort für die Mutter, die nach ihrem Kinde forschte. SedwigS Mutter suchte die Frau zu beruhigen und ging mit ihr hinaus, um ihre Dienstleute zu fragen, - ob sie nichts von dem Kinde gesehen. »Und wo ist Hedwig?' fragte die Mutter, als fte beide Dienstmädchen tn der Küche sah. Sie dachte sich gleich mit Entsetzen in die Lage der armen Frau, die so blaß und traurig neben ihr stand. ,Sie war eben im Garte»', lagte das Kindermädchen, dte eigentlich Hedwig hätte beaufsichtigen sollen, aber der Köchin geholfen hatte. Das Mädchen lief in den Garten, um Hedwig zu suchen, und die beiden Mütter gingen auch in den Garten. Sie waren jetzt tn gleicher Sorge, jede dachte an ihr Kind. Da plötzlich fuhr die Bauersfrau zusammen und schrie: .Mein Kind!' und fort lief sie wie ein Pfeil durch di« Hellen Kieswege dem weißen Gartenhäuschen zu. Sie hatte einen kleinen Schrei gehört. Hedwig hatte daS schöne, weiße Kleid mit den Schleifen dem kleinen Kind« gezeigt, daS lachend und krähend nach den bunten Bändern gegriffen, und Hedwig batte auch gelacht und Blumen auS dem Garten geholt, die daS Kindchen mit den Händchen errafft und tn den kleinen Mund stecken wollte. So etwa» hatte Lottchen nie getan. Als nun aber Hedwig anfing, ihrem Püppchen das schöne Kleid anzuziehen, da verstand es keinen Spaß mehr; mit dem Lache» war'S vorüber und das kleine Gesicht verzog sich gar kraus, aus dem kleinen Munde klangen laute Töne; und Hedwig erschrak, sie bog sich über den Wagen und streichelte das Kindchen. Aber das war keine sanfte Hand, die da plötzlich die kleine Hedwig von ihrem Püppchen fortstieß. Hedwig sprang auf und sah «ine fremde Frau, die weinend das kleine Geschöpf aus dem Wäglein riß und ans Herz drückte. Nachdem sie es geherzt und geküßt, legte die Frau ihr Kind wieder zurecht in den Wagen und schickte fich an zum Fortgehen. Aber io durfte sie nicht fort. Alle wollten sie beschenken. Ledwig bat die Frau um Verzeihung, wegen der auS- gestandenen Angst, deren Ursache sie gewesen; sie bot auch ihre besten Puppenkleider dem Kindchen an, aber die Frau konnte sie ja nicht brauchen, fte waren doch viel zu klein. »Aber du sollst dem kleinen Püppchen andere Kleid« bringen, di« grob genug und ebenso hübsch sind', sagte Hedwig» Mutter. Nun fuhr die Frau davon, holte ihre Ähren und eilte nach Hause. Hedwig» Mutter nähte hübsch« Kleider für da» Kind und Hedwig saß dabei und strickte. Sie batte plötzlich viel Luft ,um Stricken de- kommen, denn di« roten Strümpfchen sollten für da» lebendige Püppchen sein.