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Heim und Kindergarten. ^octerne Tapeten. Keine Mode wird wohl so sehr vernachlässigt, wie die der Tapeten. Wer mit der Tapetenbranche nicht enge Be ziehungen unterhält, wird in der Regel überhaupt nicht wissen, was für Tapeten niodern sind, oder daß es auch bei der Ausschmückung der Wände eine Mode gibt. Und deshalb fallen „Versündigungen" gegen die Tapeten-Mode auch weiter nicht besonders ins Auge. Um es kurz zu sagen: die handbemalte Tapete ist es, welche sich gegen wärtig eine Zukunft schaffen will. Nur die erhöhten Kosten tragen die Schuld daran, daß die neue Tapetenkunst vor läufig wohl noch keine allgemeine Verbreitung finden kann. Wer hätte früher an Tapeten gedacht! Tapeten waren im Altertum etwa? Unbekanntes, und erst mit der Zeit kam man darauf, den ursprünglichen Wandanstrich, der nicht immer schön und billig war, durch bedrucktes Papier zu ersetzen. Und noch viel später schmückte man dann den oberen Abschluß der Tapeten mit gleichartigen Orna menten. Inzwischen hat diese Wanddekoration, wie be kannt, manche Wandlung durchgemacht, bis man schließlich anfängt, das alles als monotones Einerlei zu betrachten und statt des angeblichen Monotonen die Tapete zu be malen, wie einst die ungeschützte Wand. Es ist Tatsache, daß die unter der Druckerpresse entstandene Tapete ent schieden in ihrer Wirkung von der kunstgerechten, hand bemalten Tapete vorteilhaft übertroffen wird, doch nur dann, wenn die Handmalerei nicht aus Kleinornamenten besteht oder nicht einfarbig ist. Da wir in einem Zeitalter leben, wo alles nach Materialechtheit strebt, kann der besprochenen Mode ihre Berechtigung nicht abgestritten werden. Wenn die hand bemalte Tapete nicht schematisch wird, d. h. wenn sie die Grenzen der Kunst nicht verläßt, wird sie wohl daher auch bald von denen, die sich den Luxus leisten können, immer mehr in den besseren Zimmern Verwendung finden. Es ist dabei zu berücksichtigen, daß sich jene Neuerung im Kunstgewerbe bereits ein zweites Motiv angeeignet hat, was darin besteht, handbemalte Tapeten und Holzmalereien bei sogenannten getäfelten Wänden abwechselnd zur An wendung zu bringen. Zu diesem Zweck wird die Wand fläche in einzelne Felder gelegt, wie wir es vom Bieder meierstil gewöhnt sind. . CH. Hirschberg. LSL» Wohnungskultur. Als Grund für den verhältnismäßigen Tiefstand der Wohnungskultur bezeichnete Professor Dr. Ulbrich in Königsberg i. Pr. die teilweise mangelhafte Geschmacks richtung in Handwerkerkreisen und im Publikum und den Umstand, daß alles Neue sich schwer einführt. — Fußboden, Wände und Decke müssen zueinander passen. Der übliche Ölfarbenanstrich des Fußbodens ist unpraktisch, da er sich leicht abnutzt und deshalb unschön und staubfördernd wirkt. Dagegen erzeugt Linoleum eine gewisse Kälte. Der Vorzug gilt daher dem eichenen Boden und dem Parkett fußboden. — Als Wandschmuck sollen an die Wand nur Ol-, Aquarell- und Pastellbilder gehängt werden, niemals Radierungen, Stiche und Photographien, die ins Album oder in eine Mappe gehören. — Die Decke darf gleich der Wand nicht weiß bleiben; sie ist etwas abzutönen. Doch darf die Malerei, besonders in Wohn- und Ärbeitsräumen, nicht unruhig wirken. — Die Wirkung der Möbel ist lediglich durch Form, Farbe und Holzstruktur zu be günstigen, d. h. wenn die Möbel zweckmäßig und schön find. Will man die Möbel künstlich färben, so setzt man sich der Gefahr aus, daß die neuen Farben nicht haltbar find. Vor allem müssen die Möbel bezüglich ihrer Be schaffenheit eine leichte Aufstellbarkeit nach einem Umzüge gewähren. Läßt man die Möbel für einen Raum ent werfen, so sind dabei verschiedene Sitzgruppen vorzuseheu. LLL Garnrollenständer. Zu dem Garnrollenständer schneidet man aus Holz daS Stück zweimal. Darauf nagelt man je eine passende Holzleiste fest, so, daß drei Reihen entstehen. Der Boden wird untergenagelt. Auf den Leisten finden runde Holz stäbchen Platz, die zur Aufnahme der Garn- und Seiden rollen dienen. Ist der Garnrollenständer fertig, kann man ihn in beliebiger Farbe anstreichen. ----- Praktische Ratschläge. DaS Aufpolieren von Möbeln sollte niemand betreiben, der dazu nicht fähig ist, sonst verschlechtert man di« Möbel, statt sie zu verbessern. Fette Lacke sind zu ver meiden, und di« vielen strichsertigrn Polituren, die sich zu Dutzenden im Handel befinden, erst auf ihre Tauglichkeit hin an einem alten Stück Holz ausziwrobieren, bevor man sich der Gefahr auSscht, eventuell ein Möbelstück damit zu verderben. Man trage die Politur nur mager auf und verreibe sie gut, damit vor allen, die Pinselstriche nicht zu sehen sind. Weiß gestrichene Türen und Fenster wäscht man mit gekochtem, erkaltetem Kleienwasser oder mit Regen wasser, welchem etwas Bläue zugesetzt wird, mittels eines Scheuer- oder Fensterleders. Flecken, welche nicht weichen wollen, reibt man vorsichtig mit einem dünnen Chlorwasser oder in Salmiakgeist getauchten Läppchen ab. Den ^Geruch der neuen Schränke^entfernt man am leichtesten dadurch, daß man 8 bi- 10 Tage hinter einander täglich in jedes Fach d«S SchrankeS einen Topf, 1 bis 2 Liter groß, mit kochender, süßer Milch hinein- siellt, den Schrank darauf verschließt und die Milch darin über Nacht ^stehen läßt. Nach Verlauf der eben an gegebenen Zeit muß der Schrank mit Seife und Soda gut ausgescheuert werden. Holzwürmer aus Möbeln zu entfernen. Man bestreicht mit Terpentinspiritus eine Federpose und mit dieser so tief es geht die angenagten Stellen. Das ist vier Wochen lang täglich zu wiederhohlen, wonach jegliche Spur der Tiere verschwindet. Um Waschtische und Nachttische geruchfrei zu erhalten, empfiehlt es sich, mit einem Zentrumbohrer vier Löcher in den Boden schneiden zu lassen, damit ununter brochener Luftzug darin herrscht. Diese in England all gemein übliche und seit einer Reihe von Jahren erprobte Einrichtung ist durchaus zweckentsprechend. Muster für Kinderkragen. Die beiden sehr hübschen Muster können Verwendung für Kinderkragen und Manschetten finden, z. B. bei einem Samtkittelchen oder einem dunklen Kleidchen sehen die aus weißem feinen Leinen gearbeiteten Sächelchen allerliebst aus. Als Stickmaterial gebraucht man weiße oder hell ¬ farbige Stickbaumwolle Nr. 50. Die Musterlinien werden durch Vorstichreihen gedeckt. Kordonnierstich sichert die Ränder der Kreis- oder Blattlöcher, niarkiert die feinen Verbindungslinien und die feinen Linienausläufer je an der Blattwurzel der Raudspitze. Schlingstich bildet die Zackenkontur. Bei dem zweiten Muster werden die Blätter und Pünktchen im Plattstich, die Linien im Strelstich ge arbeitet. Nnterkunftshänser für Arbeiterinnen. Eine Gruppe von Freunden und Verehrern des bei der „Titanic"-Katastrophe ums Leben gekommenen eng lischen Menschenfreundes William Stead hat den Beschluß gefaßt, das Andenken an den Heimgegangenen Kämpfer für Menschlichkeit und Weltfrieden nicht durch die Er richtung des üblichen Denkmals wach zu erhalten, sondern zu Ehren des Verstorbenen in allen Industriestädten Eng lands und des europäischen Festlandes unter dem Namen „Stead-Asyle" Unterkunftshäuser für Arbeiterinnen zu errichten. England besitzt in den Rowton-Asylen bereits eine ähnliche Institution für die Arbeiter, die keine Familie haben; es wird hier den Arbeitern zu bescheidenem Preise eine hübsche, bequeme Wohnung gewährt, und sie dürfen außerdem unentgeltlich eine erzieherisch wirkende Bibliothek benutzen und an einer Art Fortbildungsunterricht teil nehmen. William Stead, dessen energischer Feldzug gegen den Handel mit weißen Sklavinnen und gegen die er schreckenden Auswüchse der Londoner Prostitution noch in guter Erinnerung ist, empfahl mehr als einmal die Gründung von den Rowton-Houses ähnlichen Zufluchts stätten für die Arbeiterinnen, die besonders in den großen Industriezentren oft gewissenlosen Verführern und Mädchen händlern, die ihnen goldene Berge versprechen, in die Hände fallen. Das Komitee, das sich jüngst gebildet hat, sandte an alle englischen Zeitungen einen Ausruf mit der Bitte, Sammlungen zu eröffnen; die Königin-Witwe Alexandra war die erste, die dem Aufruf Folge leistete und 2000 Mark zeichnete, und man darf erwarten, daß grobe Summen einkommen werden. Das Komitee will wenigstens in jeder gröberen Stadt Großbritanniens ein Stead-Haus errichten und hofft, daß das übrige Europa dem guten Beispiel folgen wird. - 7 ' —L»LS Niiausgetrocknete Wohnungen. Wer in ein neues Haus ziehen will und nicht ganz überzeugt ist, daß die Wohnung trocken ist, sollte folgende Vorsichtsmaßregeln anwenden: 1. Vor dem Einziehen in eine neue Wohnung müssen alle Räume einige Tage ab wechselnd geheizt und gelüftet werden. 2. Beim Einstellen der Möbel muß zwischen jedem Möbel und der Wand 1 bis 2 Zoll Spielraum gelassen werden, dainit die Luft durchstreichen kann. 3. Man stelle in jedem Wohnzimmer ein Gefäß mit Chlorkalcium (nicht Chlorkalk). Ist der ganze Inhalt nur noch eine klebrige Flüssigkeit, so schütte man diese fort und tut frisches, trockenes Chlorkalcium hinein usw. Wenn die Wohnung trocken ist, bleibt auch das Chlorkalcium trocken. 4. Bei Bildern usw. müssen an die Rückseite der Rahmen Korkstückchen angenagelt werden, damit hier die Luft durchstreichen kann. 5. Ist die Wohnung sehr naß oder zu ebener Erde, wo sie schwerer austrocknet, so daß man trotz aller angewandter Mittel hinter Möbeln oder groben Bildern Schimmel oder Pilz bildungen findet, so mub man diese mit brennendem Spiritus in einem Gefäh mit langem Stiel ausbrennen, und die Flamme so lange darauf wirken lassen, bis alle Pilzbildungcn a.s trockener Puder abgebürstet werden können. —c-;o— Die tüchtige Köchin. ReiSklötzchen znr Luppe. 250 Gramm ReiS werden ge brüht und in Milch mit 75 Gramm Butter recht stell gekocht, vom Feuer genommen, mit vier Eiern, etwas Salz und Muskatnuß vermischt und nach dem Erkalten mit geriebener Semmel zu kleinen, runden Klötzen geformt, die man in Sal,wasser auskocht und dann in eine starke, klare Bouillon legt. Das Quantum genügt für zehn Personen. ReiS mit Tomaten.. Dazu wird Reis abgebrüht und ziemlich trocken gekocht. Tomaten werden mit Butter ge dämpft, durchgerührt und zu einem ziemlich steifen Püree eingekocht. Etwa« Kalbfleisch von der Keule wird in kleine Stückchen geschnitten, mit Butter, Wasser, Gewürz und Zwiebeln weich gedämpft, di« Sauce mit etwas Mehl ver- dickt und wenn nötig, noch mit Würze geschärft. In eine Backschüffel("legt man zunächst das Fleisch, mit der Sauce, streicht eine Lage ReiS darüber, gibt darauf eine dicke Lage Tomaten, darauf wieder etwas Reis. Man gietzt ein paar Löffel saure Sahne darauf, streut etwas Parmesankäse darüber und lätzt das Ganze eine halbe Stunde im Ofen Farbe annehmen. Kopfsalat alö Gemüse. Man streift die Blätter von den Stengeln, wäscht sie, kocht sie in Salzwafser weich, kühlt sie in frischem Wasser ab, lätzt sie im Durchschlag abtropsen. drückt sie aus, hackt sie fein und dünstet sie in Butter weich, in der man nach Belieben vorher eine kleine zerschnittene Zwiebel gelb geröstet hat. Mit Salz und gerieben« Muskatnuß würzt man, stäubt einen Löffel Mehl darüber, verrührt alles gut, gießt etwas Brühe darüber und verkocht das Gemüse 15 bis 20 Minuten. Seezunge auf Bremer Art. Man häutet den Fisch, stutzt Kopf und Flossen, weidet ihn aus, wäscht ihn, salzt ihn und läßt ihn eine Stunde liegen. Dann wirb er ab getrocknet, nach Belieben ganz gelassen oder in Stücke ge schnitten, mit zerlassener Butter bestrichen, in Ei und ge riebener Semmel gewälzt und in gutem Backfctt zu schöner Farbe gebacken. Zur Sauce rührt man 200 Gramm Butter zu Sahne, gibt zwei Eßlöffel fein gehackte, durch ein Sieb gestrichene Sardellen, den Saft von zwei Zittonen, einen Löffel Senf, einen Eßlöffel gehackte Petersilie und etwa« Weißwein dazu, schichtet die Seezungenschnitte übereinander, gibt zwischen die Schnitten etwas von der dicken Sauce und serviert Salzkartoffeln dazu. für äie Jugenä. Ver Ausklug. Bon A. Stucky. Heute war keine Schule, der Lehrer machte mit den Kindern einen Ausflug in den nahen Wald. Munter liefen sie auf den schattigen Wegen umher, pflückten Erd beeren und sangen heitere Lieder, da fing einer der Knaben an, die Bäume näher zu bettachten, und alle mischten sich in die Unterhaltung. Die Birke hatte jeder gern, weil sie so licht und rein mit ihrem weißen Stamm aussah, doch verlor sie sehr bei den Kindern, als sie hörten, daß die Birke die Ruten liefere. Inzwischen war der Förster dazu gekommen und wurde eifrig mit Fragen bestürmt. Jeder hatte einen Lieblingsbaum, welchen er für den besten hielt. Vor allem war's der Weihnachtsbaum, die schöne Tanne im dunklen Kleid, und der Förster, welcher daheim auch ein paar so wißbegierige Buben hatte, erklärte ohne Unterlaß. Plötzlich blieben sie stehen. Was lag dort mitten auf dem Weg? Sie hatten es noch nie gesehen, und doch wußten sie es alle und einstimmig scholl es: „Ein Igel, ein Igel!" Wie eine stachelige Kugel lag er am Boden und niemand wagte ihn anzufassen, wie gut, daß der Förster dabei war und gern mit Rat und Tat half. Man legte den Igel auf ein Taschentuch und nahm ihn mit bis zur Restauration, deren rote Dächer schon durch die Bäume schimmerten, dort rollte man das Stachel- tier auf den Boden und da jeder es gern einmal laufen gesehen hätte, holte man von der Wirtin eine Gießkanne voll Wasser. Alles Federvieh war inzwischen herbei gelaufen, sich den sonderbaren Gast anzusehen. Da, als die ersten kalten Tropfen seinen Rücken netzten, rollte er sich auf, steckte vorsichtig sein Schnäuzchen hervor und machte sich auf die Wanderschaft, zuerst ganz langsam, dann schneller und immer schneller. Mit lautem „Gock, gock" folgte der Hahn und im Gänsemarsch schloß fich unter lauten: Spektakel das ganze Geflügel an. Die Kinder lachten und johlten, immer schneller trippelten die kurzen Jgelbeine, bis er plötzlich unter der Wirtin aufgestapeltem Brennholz verschwand. Der Hahn, welcher noch im eifrigen Laufen war, stand ganz verdutzt da und hätte sich beinahe den Kopf gestoßen. Zufrieden, den ungebetenen Gast wieder los zu sein, schnatterte und gackerte das Federvieh. Die Kinder aber sprachen noch oft davon und werden den komischen Anblick nie vergessen. Hammerwerk für di« Spielstube. DaS Hammerwerk besteht ans Zigarrenkisten- und Kienholz. Die Platte ist 25 Zentimeter lang und 10 Zentimeter breit. Die Seitenteile 8 sind 10V- Zenti meter lang und 2 Zentimeter breit, die Seitenteile 0 8V2 lang und auch 2 Zentimeter breit; sie werden durch 8, 5^2 Zentimeter lange und Zentimeter quadratische Leistchen, verbunden. Ebenso sind die Teile 8 mit 8 Zenti ¬ meter langen Querleisten kl u:ü> die Teile 6 durch 8'/- Zenti meter lange Querleisten I- verbunden. In halber Höh« wird 0 und 8 durch 8, 7Vr und v, 9V2 Zentimeter lang, beide l'/- Zentimeter breit, aneinander befestigt. Ferner erhalten die Teile 8 und 0 Stützen. Die Hammerstiele 8 sind 14 Zentimeter lang, die Hammer 6 selbst 4 Zentimeter. Die I V- Zentimeter quadratische Achse X erhält abwechselnd je einen Treibzapfen. An dem einen Ende ist die Kurbel <l festgemacht. Die Teile 6 werden oben noch durch eine schmale Leiste 8 zusammengehalten. Die beiden Ambosse 8 find 2'/- Zentimeter im Quadrat und 3'/» Zentimeter von der vorderen Kante entfernt angenagelt. Dreht man an der Kurbel, so wird erst der eine Treibzapfen den einen Hammerstiel und dann der zweite Treibzapfen den zweiten Hammerstiel berühren und das Hammerwerk in Bewegnng bringen. Druck und Verlag von Emil Hannebohn in Eibenstock.