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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189110222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18911022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18911022
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-22
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.10.1891
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Nr. 246. ^ 11. Jahrgang Dl« an sedn» Wochentag Abend (mit de« Dalum der folgende» Tage»! zur Ber- fendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Lander-Anzeiger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler ». Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei » Jllnstr. Unterhalt»»,»gsvlatt k. Sonntagsblatt 7. L»»stiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 7V Psg, bei den Post-Anstalten 75 Psg. Sächsischer Mildts-Ailfkigkl. Verbreitetstes »»„parteiisches tägliches Lokalblatt. Die Haiiptblätter der „Sachs. Landes-AiizeigerS" erscheinen (ohne vesse» Extra-Beiblätter) auch in einer billigere» Sondcr-AnSgabe als: „C hemnitzer Geneeal - Anzeigev" für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei niSHans; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zntrage». PosizeitmigSpreisliste für 1391: Nr. 131S. Donnerstag, 22. October 1891. Der SSchs. LandeS-Anzelger ist für daß Jahr l891 eingetragen in der deutschen Post-ZeitnugS-PreiSliste unter Nr- 5419, in der österreichische» unter Nr- 354d Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Jllnstr. WeihnachtSbuch (JahreSbnch). Verlags-Anstalt: Sllexander Wiede Chemnitz, Thcctterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschlnsr Nr. 136. Telegr-Adr.: LandcS-Anzcigcr, Chemnitz- Anzeigenpreis: Raum der Kgespaltencn Corpnszeile (ca- 10 Silbe» fallend) kür in Sachsen wohnende Inserenten 15 Psg., für außerhalb Sachsen wohnende Inserenten 30 Psg. — Bcvorzngl« Stelle (lspaltigc Petitzeile) 30 Psg. — Unter „Kleine Anzeigen" die Zgespaltcuc Petitzeilc (ca. 6 Silben sanend) 10 Pfg. — Anzeigen könne» nur bis Bormittng angenommen werde», da Druck »nv Berbreitnng der groben Anslage längere Zeit crforeern. — Die Anzeigen finden ohne Preisanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch de» »Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ansgabe der Hanptblütter de- „Sächsischen Landeo-AnzeigerS" ohne dessen tägliche Extra-Beidlätterll ^ rn—> . , Drahtliachrichten unseres Anzeigers. Vom 21. October. Paris. Das Gonvernenient hat eine»» Gefetze«»t- wnrf. betreffend die Tanbenliebhaber- nnd Brieftanben- vereine, ausgearbeitet, in der Ertvägung, das; es bei der gegeulvärtigen Sachlage in» Kriegsfälle gefährlich sein »viirde, Private» den Gebrauch von Brieftauben zun« Transport von Corrcspoudeuzen zu gestatte». Es werden Maßnahmen ergriffen werden anf Grund einer an- gestellte» Untersnchnng, »velche ergeben hat, daß eine strenge gesetzliche Regelung nicht «nterbleiben darf. Ter Staat beabsichtigt, die Genehmignng zur Benutzung von Brieftauben, wann es ihn» gefällt, z,»rückz«ziehen. Nom. Der Abgeordnete Graf Antonelli hat die Initiative zn eine»»» anläßlich der Feier der silbernen Hochzeit des Königspaares zu veranstalteten Volksfeste ergriffen. Rew-Nork. Der ehemalige Präsident der Re- publik Niearag»»a, Fernande; G,»z in a»», ist in Manag»»« (Nikaragua) gestorben. Bar m e Bei der Einfahrt in den Bahnhof Bar „» e»»- Rittersha »»fe ,» entgleisten sieben Wagen eines Personenzugeö. Zwei Reisende sind leicht verletzt; der Materialschaden ist gering. En»„«erich. Die Steuerbehörde beschlagnahmte eine von Lo»» do»» nach Bert»«« bestimmte Sendung foeialdeniokratischer Schriften. Dieselbe wog 19 Kilo nnd war als Briefpapier deelarirt. Bürgerlicher Stolz. Chemnitz, de» 21. October. In dem Proccß Manche, welcher sich in voriger Woche in Berlin abgespielt hat, sind betrübende Thatsachen in die Erscheinung getreten, Thatsachen, welche mau im Deutschen Reiche bis dahin kaum für möglich gehalten hatte. Es galt bisher als eine reine Pariser Eigenthümlichkeit, daß sich Personen in Staatsstellungen vorfandc», welche für Geld die Vermittelung von Orden nnd Auszeichnungen " übernahmen, und nun ist dieselbe Erscheinung auch für die Hauptstadt des Deutsche» Reiches sestgcstcllt. Es mag wohl möglich sein, daß solche Dinge nicht zu häufig passirt sind; dass sie mehr als einmal passirt sind, steht aber zweifellos fest, das lehrt der ganze Gang des Processes und verschiedener Einzelheiten, welche i» demselbe» zur Sprache gebracht wurde» sind. Es ist nicht angebracht, solche Dinge einfach zn vertusche», ihnen ei» beschönigendes Mäntelchen umzilhängen: was ist, das ist und muß auch beim rechten Namen genannt werde». Die Einzelheiten der Gerichts-Verhandlung mussten besonders am Kaiserlichen Hofe sehr peinlich berühren; cs ist aber an maßgebender Stelle für am beste» und vvrthcilhastcstcn gehalten, wenn die ganze Sache offen nnd ehrlich vor Gericht klargelegt würde, den» wenn man die Wiederkehr solcher Dinge verhüten will, geschieht dies am besten durch »nnmwuudene Klarstellung. Und nach dem Aussehen, Welches dieser Proccß erweckt, »ach der Beurlheilung, welche er allein», halben gesunde», wird sich kaum so bald eine Wiederholung ereignen. Weder werden derartige Vorschläge, au Beamten Hera» rclc», noch »verdcn sich unter den Letzteren Personen finde», welche solche Anträge entgegcnnchmen. Der Proccß Mcinchv wird darum hoffentlich eine Radicalcur bedeute». Sehr zn wüwchcn wäre cs aber auch, wenn diese Verhandlung noch in anderer Richtung heilsam wirkte, wenn sie daz» beitrüge, den Bürgcrstolz, der jeden, tüchtigen Mann so wohl ansteht, z» kräftigen und zu stärken. Niemand wird leugne» könne», daß i» dieser Be ziehung »o h Manches zu wünschen übrig bleibt, und wenn auch gegen widerwärtige Verhältnisse mitunter schwer a»fznkv»»nen ist, wenn Schicksalsschläge manche» Nacken tiefer drücken, als gerade erforderlich, so müßte doch der Bürgcrstolz aufrecht erhallen werden, doppelt auf recht heute in den Zeiten socialer Bewegung. Selbstachtung, ivie sie in dein gesunde» Bürgcrstolze liegt, ist ein wichtiges Kampfmittel in dem socialen Streit; wer da weiß, was er ist. und alle Zeit daran denkt, der findet auch erhöhte Kraft, den Angriffen entgegenzutretc», welche diese Stellung beeinträchtigen wollen. Die Selbstachtung nnd der Bllrgerstvlz sind auch di- best» Gegner eines schleichenden Leidens. Welches sich >m deutschen Volksleben vielfach eiiigcnistct hat, des uii- berechtigte» Dünkels, des Herabsehens auf Andere. Es ist das eine Schädigung, die sich gleichfalls in der socialen Bewegung bemerkbar gemacht hat. Der Bürgcrstolz ist erforderlich auch zum Gedeihe» dcS Bürgerstaudes. Wer da immerfort den Kopf geduckt hält, der wird leicht übersehen, nnd daß das mainiichfach geschehen, beweise» die Klagen, welche aus dem Mittelstände hcrvorgehcn. Fern bleibe unsere», Voile sür alle Zeilen alle »»deutsche Ueberhebung, aber jedem Bürger soll das Bewußtsein innewohnen, daß er ein Glied des Ganzen ist. so gut wie jeder Andere, gleichberechtigt in allen Dingen des öffentlichen L bc»s. Daun wird ihm auch der feste Wille komme», stet- da seinen Mann zu stehen, wo es gilt, sür Deutsch lands Einheit eiiizustehcn. die nicht nur auf dem Schlachtfeld,: i», Kriege, s. ndern auch i»> Frieden bei lausend Gelegenheiten verthcidigt »vcrden kan», heute mehr den» je. Dem ui» das Gemeinwohl verdienten Bürger verleiht der Fürst des Landes Auszeichinulge», die aber ihrem Charakter gemäß nur wirklichem Verdienst znsallen sollen. Jeder Bürger, welcher eifrig um das Gemeinwohl besorgt ist, hat sei» Verdienst, er thut aber auch >'"r. .was seine Pflicht i,„d Schuldigkeit ist. er wird nicht für jede Kleinigkeit nun eine» Orden oder Titel beanspruchen. Der Bürger- stolz ist es, welcher vor Allem lehrt, in der eigenen Thätigkeit Be sriediguiig zu finde», nnd nicht in der Erreichung besonderer Aus zcichnungen asteinigen Lebenszweck zu suchen. Wir können auch getrost re, ^ j>„ deutsch«,, Bnrgerstande die weitvec- »»netste ist, und die Erfahrungen dcS ProcesseS Manchö könne» hieran nichts ändern. Ausnahmen bestärke» u»r die Regel. Wir sage» heule: dem Verdienst seine Krone, aber es dar) nicht allein ii» Hinblick auf die Erringung äußerer Auszeichnungen i» solchem Sinne gearbeitet werden. Deutschland hat eine treu »lonarchische Bevölkerung; wir haben Tausende und Abertausende von Männer», die in schlichter geräuschloser Weise das Größte ihn», alles Prunlen mit ihrem Name» ver meiden, die den Loh» ihrer Arbeit i» sich trage». DaSist's.waswirBürger- stolz nennen, von den, zu wünschen ist, daß er bei uns ganz all emeiii werde» möge. Wir stehen aber doch heute schon weit höher als die Franzosen, die sich freie Republikaner nennen, deren heißer Wunsch aber rein äußerliche Auszeichnungen sind. Der Prvceß Mancho hat Unerwünschtes gebracht, Dinge, von welchen, Ivie schon crwälmt, zu wünsche» ist, daß sie sich in keinec Richtung hin wiederhole» möchte». Da ist kein bcrgtiefer Abgrunv -» erschaue», es handelt sich nur um ein Wariiungszeichen für die Zukunft. Unsere Zeit erfordert von alle» Bürgern hohen sittlichen Ernst und feste Thatlraft, und diese können »nr ans zielbewusstem Strebe», Selbst achtung „ud Vürgcrstolz entspringen. Jedem seine Ehre »iid Jedem sein Recht, nichts Anderes, nnd i» dcrEhreHühcres sehe», alsAciiß-ilichkeiteii. Das erfordert die Zeit Der Procen Manchü wird sicher die Folge haben, daß künftig l ei der Verleihuiigvou L rden ttud Auszcich»il»gc»eincwcit!chärsere Vorprüfung cinlritt, als bisher; die Hinterthüre» für di- bekannten, professivnsmäßigen Ordensjäger werden sicher ganz fest abgeschlossen werden. Ter Bürgerstand kan» damit zufrieden sei», denn: de», Verdienste seine Krone, aber Jede», seinen bürgerliche» Stolz. Politische Rimdscha«. Chemnitz, den 21. October 1891. Deutsches Pcich. In dem Ne ne» Palais bei Potsdam fand am Montag eine größere Abendgesellschaft statt. Am Dienstag Morgen 7»/« Uhr unternahm das Kaiserpaar mit dem Kronprinzen und Gefol„e einen Spazierritt in die Umgegend von Potsdam. Um 0 Uhr hatte der Kaiser im Nene» Palais eine Confereiiz mit de», Reichskanzler v. Caprivi nnd arbeitete von 11 Uhr ab mit dem Chei des MililärcabiueiS, General-Adjutanten v. Hahnke. Um l2 Uhr Vormittags gewährte der Monarch dem Pvrtraitmaler Professor Len- bach eine längere Sitzung und gleich nach 1 Uhr halten »zahlreiche Militärs zur Abstattung.persönlicher Meldungen die Ehre des En, psangcs. —Prinz Georg von Preußen ist in München an einer leichten Halseutzündniig erkrankt und hat deshalb seine geplante Weiterreise nach Wien aufschieben müssen. — Im Gegensätze zu Kopciihagener Nachrichten, welche »leldetc», die Rückreise des Zarenpaarcs nach Rußland werde über Dan,,ig erfolge», behanplcl die „Pol. Cvrr.", die Nene werde über Becli», Bromberg und Tborn angetretei, werden. — Aus Stuttgart kommt die Meldung, daß eine Er höhung der Civillistc des Königs von Württemberg geplant ist. Es finden aber erst die ersten einleilcndc» Feststellungen statt, jo daß also eine Gesetzcsvorlage nicht allzubald erfolgen wird. — Eine Bismarck-Debatte scheint im Reichstage in Sicht zu siehe». Die „Münchener Allg. Zlg." lnüpst an die jetzt wiever entstandenen Erörterungen über die Entlassung des frü ere» Reichs kcnizlers die Bemerkung, daß in den letzten Tagen Mittheilniigen aus parlamentarischen Kreisen a» sie gelangt seien, „welche eine Erörterung der answärligeii Politik und ihrer vcrniilwvrtlichen Leitung i»> Reich.- tage in sichere Aussicht nehmen." Sollte von anderer Seit« die ge wünschte Erörterung nicht veranlaßt werden, so wird Herr Osann gewiß gern bereit sei», eine Interpellation über die auswärtige Lage und die Verantwortlichkeit für die Entlassung des Fürsten Bi-marck eiuzubriuge». Die Antwort anf diese letzte Frage giebt schon die Rcichsverfassung: Die Entlassung, rcsp. Aernsnug des Reichskanzlers steht anSschlicßlich dem Kaiscr zu. — Dem Bundesrathe ist ein Antrag Mckleubnrg- Schwerins, betreffend die Errichtung eines zweiten Schiedsgerichts der BerufSgenoffenschaft für die Unfallversicherung der la»d- und sorstwirthschastlichen Arbeiter dcS Großherzogthums Melleiibnrg- Schweri», zugegange». Der Geschäftsbetrieb bei dem bisherigen einen Schiedsgerichte i» Schwerin hat in de» letzten beiden Jahren einen Umfang angenommen, der über die ursprüngliche» Erivarlinige» erheblich hinausgeht. — Dem Bunde Sr a the ist ein Gesetzentwurf vorgclcgt worden, durch welche» der Bundcsralh ermächtigt werdet, soll, die AnßercvinSsctziiiig der in Oesterreich geprägten Vereinsthalcr unter E nlüsuiig derselben zu dem Wcrthvcrhällnissc von drei Mark gleich einem Thalcr anzuordnen. — Die Gesammtkosten für die Befestigung Helgo lands sollen sich, der „Boss. Zig." zufolge, cnigeblich aus lOOoOOOO Mark belaufe». Die Begründung dieser Forderung wird dem Reichs tage, wie es heißt, in Form einer Denkschrift unterbrestet werden. Bei der Feststellung dcS BesestigungsplatzeS hat die Lanbes-Ver- theidigungs-Commissivn i» hervorragender Weise »litgcwirkt. — General-Leutnant Lentze, connnandirender General des siebzehnten Armeccorps, ist unter dem 18. October zum General der Infanterie befördert. General Lentze ist der erste bürgerliche comniandirende General der deutschen Armee. — Bei Besprechung der Rede Vollmar's sagt die „K. V.--Z.": Gegen eine Politik wie die Vvllmar'sche sei vom parla mentarischen Standpunkte nichlS einznwenden. Die Svcialdemvkcatic werde den Reichstag nie beherrsche», könne aber ihre Machtstellung noch sehr verstärke». So einseitig auch die Socialdcmokratie die In teressen der industriellen Arbeiter wahrnehme, so müsse doch aner kannt werde», daß eine starke socialdc»,akratische Fraktion ein noth- wendigeS Product der socialwirthschaftlichen Entwicklung sei. Selbst eine rücksichtslose Geltendmachung jener Machtstellung könne inner halb der gesetzlichen Schranken von wohllhätigem Einflüsse auf die Gestaltung jener Entwicklung sein. — Hinsichtlich der Invalidität-- und AlterS-Ver sicherung ist den Vorständen der Versicherungsanstalten die Besag» »iß zur Verhängung von Ordiuliigsstrafc» übertrage» worden. Ein zelne Versicherungsanstalten hatten »»„ von dieser Befugnis! gegen Arbeitgeber Gebrauch gemacht, weil die Beitragsmarken in die Qnit- tnngskarten nicht in fortlaufender Rcihensvlge ciiigeklcbt waren, wie Solches im Gesetze vorgcschricben ist Das Neichsversicheriliigsamt bat indessen entschieden, daß die-Festsetzung einer Strafe ans diesem Anlässe unzulässig ist, weil das Gesetz zwar die erwähnte Vorschrift nctrvffen, aber für deren Nichlbefolgnng eine Strafe nicht ausdrücklich festgesetzt hat. UcberdicL stelle sich auch die Verhängung von Strafen in dem gedachte» Falle keineswegs als zweckmäßig dar, um die Be folgung der Vorschrift des Einklcbens der Marken in fortlaufender Reihenfolge zn sichern. Mehr empfehlen würde es sich, wenn die Vorstände der Versicherungsanstalten, sei es durch Vermittlung der Ortsbebörden, sei es i» der Form einer selbst zn erlassenden Be- kanttlmachnng, die Arbeitgeber aus die in Rede stehende Vorschrift des Gesetzes in belehrender Weise anfmcrksani mache» würde». — Diese Vorschrift ist eben äußerst unpraktisch. Jeder Arbeitgeber will doch naturgemäß für dis Wochen Marken cinkleten, i» welchen der Arbeiter bei ihm wirklich beschäftigt war. Alles Andere ist wider sinnig. -» Oesterreich Ungarn. Vor dem Schlüsse der LandeS- ansslellnng in Prag haben die dortigen Behörden eine ganze Anzahl von Ergebeiihntsadresse» an de» Kaiser Franz Joses gesandt, ll-enn die Herren dciiielben Eifer bewiesen hätten, »in de» criiente» Beschimpfungen vv» Deutschen i» Prag durch die Tscheche» ein End« zn machen, so wäre cS sicher besser gewesen. Hierüber aber ist gar kein Wort weiter verloren worden. — Die Kaiserin Friedrich ist anf der Reise nach Italien mit ihrer jüngsten Tochter i» Trient ciiigetrofsen und wird dort eine» längeren Aufenthalt nehme». — Bei dem Jubiläum des 34. Infanterie-Regimentes, dessen Chef der deutsche Kaiser ist, hielt der lenlsche Militär-Allachä Demes ans Wien eine Rede, worin er sagte: „Unsere beiderseitigen Heere sind unauflöslich vereint; nichts auf Erden kann uns trennen. Das ist jedem Soldaten in's Herz geschrieben". — Im Kloster zu Meyerling, dem früheren Jagdschloß, in welchem der Kronprinz Rudolph seinen Tod fand, wurde am Dienstag die »euerrichtete Votivcapelle eingeweiht. Kaiser Franz Josef wohnte selbst der Feier bei. — Tie ParlamcnlS- verhandlnngen in Wien nnd Pest schreite» ziemlich langsam vorwärts. »Angesichts des im Anfang November erfolgenden Zusammentritte» der Delegationen wird eine »lehrlvöchl'ge Panse einirete». — Als Nachfolger des Herzogs Wilhelm von Württemberg im Grazer Corpsconimaiido gilt Fürst Windischgrätz, bisher Corpscomma»- dant vv» Lemberg. . - Italien. Es werden angebliche Beiuchsreisen des italienischen Königspaares für das Fcühjahr nach London und Petersburg angekündigt. Reisen ist zwar ichö», aber das wäre doch etwas Viel auf einmal. — Infolge der Zunahme der vulkanische» Ausbrüche bei der Insel Paittellaria ist ein Kriegsschiff dorthin beordert. England. Die 3. Versammlung der nationale» Vereinigung wurde gestern Morgen i» Killenny eröffnet. Eine große Menge hatte sich ans dem Bahnhof angesammelt, ui» O'Brien z» erwarten. Eine starke Polizeimacht war in Erwartung von Un ruhen nufgebote». Ueberall i» der Stadt waren Placate, mit einem breite», schwarze» Rande versehen, angeschlagen, die an ihrer Spitze die Ueberschrifl „Ermordet!" trüge» nnd i» großer Schrift Folgendes entc.ielien: „Männer von Kitkcnny! Vergesst nicht, daß linser Fühcer ermordet wurde, vergeht nicht, daß O'Br>en sagte, schlachte» werde» nicht mit Znckcrstange» geschlagen." Die Ankunft O'Bcien's wurde mit einem späleren Zug gemeldet. Frankreich. Die französische Militärverwaltung hat ein TrnppcucorpS an die algerisch-marokkanische Grenze geschickt, »», den Uebertritt i»arokka»ischer Stämme, die n»tereina»der Krieg führen, nach Algerien zu verhindern. Vielleicht will man auch noch mehr. — General Sanssier Hai aiigcordnet, daß die n»tcr seinem Be fehle stehenden Truppen, welche nicht an den letzten große» Uebnnge» Theil genommen habe», ein dreitägiges Garnison-Manöver dnrch- machen sollen. — Die Budgetdebatte in der Depntirte»- kainmer hat den Finanzminister zn längeren Erklärungen über die französische Finanzlage veranlaßt, welche als sehr befriedigend darge- stellt wird. Nicht alle Leute in Frankreich sind derselben Ansicht. — Verschiedene französische Bischöfe habe» bckannllich gegen das von der Regierung erlassene Verbot weiterer Pilgerzüge »ach Rom protcstirt. In Paris ist »>a» aber entschlösse», dem Verbot Geltungz»verschaffen. — Ueber einen neue» Zwischenfall an der deutsch französischen Grenze bringen Pariser Zeitungen längere Berichte. Darnach drang dieser Tage ei» als Wilderer bekannter Ein wohner vo» Blamont (Arrondissement von Luncville), Namens Mar- hal, bewaffnet anf denlschcS Gebiet. Zwei deutsche Zollwächler be merkte» ihn und verbärge» sich, uni ihn fcstznnchmen. Da sie ihm nicht bcikomme» konnten, gab jeder einen Schuß anf ihn ab. Marhal kehrte aus das französische Gebiet zurück, wandlc sich gegen die Zvll- wächler nnd feuerte die zwei Schüsse seines Gewehres ab. Die sranzösiichc Gcnsdarmeric hat eine Untersuchung eröffnet. Marhal leugnet, aber cS sind »ichrcre Zeugen gegen ihn vorhanden. Rnffland. Zur Eriiinernng an den Seesieg bei Navari», i» welchem die türkische Flotte vernichtet wnrde, hat am Dienstag in Sebastopol der Stapellauf eines neue» schweren Panzer schiffes stattgcfunde», welches den Namen „Navarin" erhielt. Da» chiss wird der Schwarzen-Meer-Flvtte zngcihei t. — In Lida im Gvnvccnemciit Wilna hat eine große JenerSbrunst staltgesn-cden. 400 Häuser sind dabei eiugeäschcrt worden. — Der Plan, den Thron folger mit einer giicchtschen Prinzessin zu vermählen, ist definitiv auf- gegeben. — Ma» kann sich kaum eine» größeren Gegen satz denken, als das Jnbelgcschrei der rnssiichcn Presse über den „Ersolg" der neuen Anleihe, wobei sich der „Nord" so weit »ersteigt» davon zu spreche», daß die Gegner Rußlands als Besiegte die Kosten ihrer Gegnerschaft zn tragen habe», — »nd demgegenüber die fort gesetzten Berichte der russische» Blätter über die Znnahm eder Hniigcr»-
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