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rokko sehr ernst ist. In den politischen Kreisen Madrids § beklagt man sich über die Haltung der den Spaniern - feindlich gesinnten Franzosen, welche über dis spanische,, Verluste in dem Gefecht bei Arzima Nachrichten nach ! Europa gelangen lassen, die jeder Grundlage entbeh ' ren. Lin Madrider Telegramm besagt dagegen, daß die Franzosen bei Muluja 1000 Mann an Teten und Verwundeten hätten. Omliche und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 10. Juni. Die in Wildcuthal beschäftigte Stütze Helene Oswald, die bereits vor einiger Zeit einen Selbstmordversuch unternommen.hat te, indem sie sich vor einen Zug Wersen wollte, hat gestern abermals versucht, sich das L.ben zu ! nehmen Gestern abend fand man sie in einem hie sigen Hotel, in das sie sich eingemietet hatte, unter Vergiftunaserscheinungen aus. Sie hatte Bitcerklee- salz zu sich genommen. Zwei Herren der hiesigen Sanitätskolonne sorgten sofort für ärztlich' Behänd- luug und brachten die Lebensmüde ins hiesige Kran kenhaus. — Eibenstock, 10. Juni Auf erneute Vorstellungen hin wird die Verbindung Plauen- Eibenstock bis zum Markrplatze von Johanngeorgenstadt fortgesetzt wer den. Dadurch werden auch die beiden starkbesuchlen Som merfrischen Wildenthal und Steinbach am Fuße des Auers berges erschlossen. Am Sonntag fand auf Anordnung der Direktion der StaatSbahn eine Probefahrt nach Johanngeor genstadt mit einem 18fltzig. Autoomnibus statt, die zu voller Zu friedenheit auefiel Die Anschlußstrecke Eibenstock- Johanngeorgenstadt soll, wenn möglich — bekannt lich fehlt es an Wagen — bereits am 1. Juli d. I. er öffnet werden, damit sie während der Hauptreisezeit schon benutzt werden kann. Beabsichtigt sind zunächst 4 Ver bindungen täglich. — Eibenstock, 10. Juni. Wie unS vom hiesigen Jü n gl i n q s v er e in mitgeteilt wird, kann er leider der in der gestrigen Nummer an dieser Stelle gegebenen Anre- guny, am nächsten Sonntag den „Zriny' noch einmal als Jubtläums-Volks-Vorstellung aufzuführen, nicht entsprechen, da an diesem Tage ein Teil der Mitglieder sowie der Leiter nicht anwesend sein werden. — Schönheide, 9. Juni. Wegen Meineids ver haftet wurde der Geschäftsführer William Leistner von hiec. — Dresden, 9. Juni. Gestern vormittag V,11 Uhr fand im .Palmengarten" unter Vorsitz des Landtagsäbgeord- neten Günther die öffentliche Hauptversammlung des Landesvereins der Fo rtsch ri ttli chen V olkspartei statt. Reichstagsabgeordneter Dr. Wiemer hielt eine beifällig aufgenommene Rede über die politische Lage. — Bautzen, 9. Juni. Die eoangel.-nationalen Arbeiter vereine von Bautzen und Purschwitz vereinigten sich gestern nachmittag auf dem im historischen Gelände gelegenen Bautzener Garnisonübungsplatze zu einem Feldgottesdienste an läßlich der Jahrhundertfeier der Schlacht bei Bautzen und des 25jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers. Die Festpredigt hielt Pastor Krüger, Purschwitz. Anschließend an den Gottes dienst fanden verschiedene Aufführungen statt. — Meißen, 8. Juni Während der Vesperpause balgten sich in einem hiesigen Jndustriewerke im Scherz ein paar junge Leute, wobei der Aeltere den Jüngeren rück lings sich über die Achsel zu werfen versuchte. Die Kraft leistung mißlang, der junge Mann fiel dabei zu Boden und vermochte nicht mehr aufzustehen. In der Meinung, daß der Gefallene sich nur verstelle, ließ ihn der andere ruhig liegen und begab sich an seine Arbeit. Als der junge Mann später aufgefunden und zu einem Arzt gebracht wurde, stellte dieser an dem Verunglückten eine Verrenkung der Wirbel säule lest — Weinböhla, 8. Juni. Im Kreyerner Forste hatte vorgestern ein Zahnarzt aus Dresden, der photographische Aufnahmen machte, auf einem öffentlichen Wege, um seinen Apparat in horizontale Stellung zu bringen, sein Porte monnaie, in dem 100 Mark waren, unter einen Fuß des Statifs gelegt und später vergessen, das Por- remonnaie wieder aufzuheben und zu sich zu stecken. Der Polizeihund Harras aus Meißen wurde geholt, konnte aber in der Sache auch nicht helfen, weil der Fmder des Porte- monnais, vielleicht ein Radfahrer, deren kurz danach eine Anzahl den Weg passiert hatten, mit dem Funde längst über alle Berge sein mochte. — Zwickau, 9. Juni. Das seit einiger Zeit in unserer Stadt umlaufende Gerücht, ein Soldat des 133. Infanterie regiments sei unter dem Verdacht, einen Verrat militärischer Geheimnisse begangen zu haben, in Haft genommen worden, bestätigt sich. Die Untersuchung darüber, ob der Betreffende tatsächlich die Absicht gehabt hat, Teile eines Maschinenge wehres an das Ausland zu verkaufen, ist noch nicht abge schloffen. Die Untersuchung wird vom Divisionsgericht Chem nitz geführt. — Aue, 9. Juni. Bürgermeister Dr. Kretzsch mar hier ist im Alter von 5tt Jahren nach nur 1 tägigem Krankenlager plötzlich verstorben. — Hohenstein-Ernstthal, 9. Juni. Gestern hat man in einem Kornfelde auf Langenberger Flur den Wirt schaftsbesitzer Wagner aus Langenberg, der vor 8 Tagen seinen Angehörigen bei der Heimkehr aus der Heilan stalt entwich, tot aufgefunden. Jedenfalls ist der Be dauernswerte, da er ohne Nahrung sich in dem Kornfelde aufgehalten hat, vor Erschöpfung gestorben. — Johanngeorgenstadt, 6. Juni. Wie be reits früher berichtet, haben interessierte Kreise Schrit te getan, daß der Eilzug Leipzig —Karlsbad nickt nur in Neudeck, sondern auch an anderen Stati onen halten soll. Aus Anordnung der k. k. Bctrrebs- direktion Pilsen wird nun dieser Eilzug vom 15. Ju ni ab auf der böhmischen Strecke außer in Neudeck auch in Platten, Bärringen, Neurohlau und Altrohlau halten, und zwar sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt. Die Fahrdauer wird dadurch um 2 Minuten erhöht. Man wolle in seinem Kihrpla.i Lie entsprechenden Aenderungen vornehmen- Deutscher Reichstag. 157. Sitzung vom 9. Juni, 5 Uhr Am Bnndcsratstische: Dr. Lisko. Nach einwöchi ger Panse nahm der Reichstag heute Ruck,mittag sei ne Beratungen wieder aus. Debattelos wurde die Rech nung iür das Schutzgebiet 1910 in erster Lesung er ledigt. Beim Kapitel Reichsschuldenluumissiou bemerk te der naiionalliberale Abgeordnete Zimmermtnn, daß die Finanzlage des Reiches keinesive's als günstig be zeichnet werden kann. Mit der Tätigkeit dir Reicks bank könne man aber zufrieden sein Eine Vorlage be treffend Abänderung zweier Reickstagswahlkreise wird, nachdem die Genossen Bändert und Leut'r* vafür ein getreten sind, in erster und zweiter Leiuug angenom- m'n Die Vorlage betreffend Abänderung des Sckutz- gebietsgesetzes wurde auf Antrag des nationallibera len Abgeordneten Semler einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen. Der entschieden wichtigste Punkt der heutigen Beratung bild-te die Vorlage be treffend Tagegelder für Schöffen und Geschworene Staatssekretär Dr. List) bemerkt, daß durch die Ge währung von Entschädigungen an Schöffen und Ge- ! schworcne der Rechtspflege neue und wertvoll- Kräf- j te zugeJihrt werden. Auf eine Anfrage des Genossen ! Pens, daß die Tagegelder doch nickt etwa nach den Einkommensverhältuifsen verschieden bemessen werden sollen, verneint Staatssekretär Dr. Liscv diese Fra ge Nachdem sich sowohl Nationalliberale als auch Zentrum und Konservative sür die Vorlage erklärt hat- ! ten, schließt die Erörterung und der Entwurf wird in erster und zweiter Lesung angenommen. Die Vorla ge über die Folge der Verhinderung weckw? und schcck- recktlicyer Handlungen wurde an eine Kommission ver wiesen. Trotz Widerspruchs von Seiten des Zentrums und der Konservativen wurde der Vorschlag des Prä sidenten Kaempf, die zweite Lesung der Wehrvorla ge für morgen auf die Tagesordnung zu setzen, ange nommen Ars m Zur dcr 11 Juni 1813. Geradezu verhasst war Na poleon des Lützowsche Freikorps. Er glaubte, daß ein großer Teil der „schwarzen Schar" dem Iugend- bunde angehörte und oieser sich zu seinem Tode ver schworen habe. Am genannten Tage erfuhr er, daß die Freischar sich noch immer auf dem linken Eib- nfer befinde und von diesem Umstande beschloß er Nut zell zu ziehen. Er gab dem General Arrighy, Herzog von Padua, sofort den Befehl, starke Heeeressäulsn aus- zuscnden, „um Sachsen von den Räubern zu befreien und sie zu vernichten, wo er sie fände." Mit 4000 Reitern zogen die Division Fournier und der würtrem- bergiiche General Normann ans, um Lützow zu vernichten. Normann erwies sich darnach als Ver räter, indem er das Freikorps „führte", vis er ihm nach wenigen Tagen den Untergang bereiten konnte. Vie! besser erging es an diesem Tage dem Frei korps Colomb. Dieses befo.no fick bei Neustadt a d. Orla, wo Colomb seine Schar über die Elbe führen wAl te. Da wurde ihin gemeldet, daß westfälische Küras siere im Anzuge seien. Colomb ritt ihnen entgegen und fragte nach ihrem Begehr. „Sie und Ihr Korps ge fangen zu nehmen," war des feindlichen Führers Ant wort. Da wendete Colomb mit einer derben Antwort, wie man sie von Blücher zu Horen gewöhnt war, das Pferd und sprengte mit den Seinigeu davon. Nur 12 Mann fielen in die Hanoe der Feinde. Als an oiesem Tage die Franzosen Breslau verließen, konnte sich ein großer Teil der Einwohner das Vergnügen nicht ver sagen, den Abzug des Feindes mit anzusehen. D^e Rei terei setzte sich zuerst in Bewegung. Um 8 Wr früh waren die Truppen bereits ausmarschiert, aber einzelne Franzosen zogen noch den ganzen Vormittag hindurch von dannen. Mittags um 12 Uhr sah sich die Stadt von ihnen befreit und nur noch die Spure» ihres unliebsamen Besuches waren vorhanden. Die sozialdcmottalischc „BolWirsorge". Den „B. N. N." wird geschrieben: Nach dem „Vorwärts" ist am ö- Mai vom Kaiser lichen Aufsichtsamt für Privatversicherung die Geneh migung zum Betriebe der Versicherungsanstalt „Volks fürsorge" erteilt worden. Der Betrieb soll in näch ster Zeit eröffnet werden. Wenn die Anhänger der Sozialdemokratie in der Arbeiterschaft sich sticht so gänzlich des eigenen Denkens entwöhnt hätten, müß te sie die Errichtung einer eigenen Versicherungsanstalt doch mindestens stutzig machen Wie oft ist ihnen nicht von ihren führenden Geistern erklärt worden, daß das Sparen beim Arbeiter ein Unsinn ist. Und nun soll diesem Unsinn von der Sozialdemokratie durch eine Versicherungsanstalt, also durch eine Sparbank, Vor schub geleistet werden. Gehen denn den Anhängern der Sozialdemokratie nicht endlich die Augen auf ? Se hen sie. nicht ein, daß die führenden Gsnoffen sich im mer mehr der privatkapitalistischen Wirtschaftsordnung anschmiegen, und es sich in dieser „verrotten" Ord nung sehr wohl sein lassen? Wie oft ist nicht von Bebel und anderen geweissagt, daß der große Klad deradatsch in Bälde eintreten muß! Täglich können die Genossen in ihrer Presse lesen, daß die Zustände immer unhaltbarer werden und mit Naturnotwendig keit zu einer Katastrophe führen müssen, die die pri vatkapitalistische Wirtschaftsordnung vom Erdboden fe gen wird. Und inzwischen schaffen die führenden Gei ster sich ein immer größeres Heer von ihnen ergebe nen Sklaven durch Schaffung immer neuer Bcamten- stcllen, die, nach Bernstein, „Stockprügel ans den Ma gen" für Unbotmäßigleit erhalten. Im Bauarbeiter verband rumorte cs kürzlich schon ganz gewaltig, als die Führer in einen Verbandsbeirat nur noch die 21 Angestellten des Verbandes gewählt wissen wollt'N. Immer größer soll die Macht der Führer werden, immer weniger soll der zahlende Genosse üoer Verwal tung und Kasse zu bestimmen haben. Das Parteista tut schreibt in den Paragraphen 21 und 22 ausdrück lich vor, daß kein Parteimitglied ein Recht darauf be sitzt, Geschäftsbücher und Papiere des Pactsivorstan- des und der Kontrollkommission einzusehen oder Aus züge, Auskünfte oder Uebersichten über den Stand des Parteivermögens zu verlangen. Nichts wird weiter von den Parteiangehörigen verlangt, als zu gehor chen und zu zahlen. Und diese ungeheure Macht, die diese interuationale Gesellschaft über Hundcctt.ru- sende von deutschen Arbeitern ausübt, dieser „Herren- standpunkt im eigenen Hause" soll nun noch dadurch ver mehrt werden, daß oie armen irregeleiteten Arbeiter sich auch noch des Rechts auf ihre paar Spargroschen begeben müssen, da das Sparen beim Arbeiter ein Un sinn ist. und falls es doch geschieht, dieser Unsinn we nigstens der Partei, das heißt den Führern dienstöar gemacht werden muß. Immer deutlicher tritt zutage, daß die Sozialdemokratie nichts weiter ist als em groß- kapitalistisches Spekulationsunternehmeu, das seinen Mann nährt, denn arme Genossenführer gibt es nicht- Sie alle versuchen das Kapital aus der Welt zu schaf fen, indem sie cs in ihre eigenen Taschen leiten. Der Arbeiter darf sich nach Ansicht der führenden Genos sen nicht vom Sparteufel treiben lassen, er darf kerne Häuser sein eigen nennen. Die führenden Geister der Sozialdemokratie aber dürfen sparen — ihr Eiurom- mcn beträgt ja auch das vielfache des Einkommens eines Arbeiters — sic oürfen Häuser und Ville.» ibr eigen nennen, denn die Führer sind aus ehncm ande ren Holze geschnitzt als der einfache Arbeiter, dessen Ausgabe es nur ist, zu zahlen und zu glauben. Wie ist es nur möglich, daß alle diese Hunderttaufende von ehrlichen Arbeitern sich ständig von den reichen jü dischen Führern der Sozialdemokratie übers Ohr !-au- en lassen, daß sie es nicht einsehen, daß sie von den Führern nur gemißbraucht werden, um die Herrschaft des jüdischen Kapitals zu vergrößern. Desselben Ka pitals, daß dieselben Führer vorgeben bekämpfen zu wollen Daß aber die Führer gar nicht die Absicht haben, die Auswüchse des Kapitals, geschweige denn bas Kapital als solches bekämpfen zu wollen, hat in direkt schon vor mehr als einem Jahrzehnt eine jüdi sche Zeitung zugegeben, und zwar das „jüdische Volks- blatt" in Wie», das im Jahre 1900 schrieb: . „För dern wir die Sozialdemokratie, wie es nur angeht, aber feien wir vorsichtig, damit die breiten Massen es nicht merken, daß die Sozialdemokratie nur eine Iudenschutztruppe ist." Wer es noch nicht gemerkt hat, baß die Sozialdemokratie nur ein Spekulationsgeschäft auf die Dummheit ist, dem ist nicht zu helfen. Ein Zweig dieses rentablen Spekulationsgeschäftes aber ist die sozialdemokratische „Volksfürsorgc", ob bewußt oder unbewußt ist Nebensache! Zweite Ehe. Roman von M. Trommershausen-Romanek. (Schluß). Vierzehntes Kapitel. Ein winterlalter Dezembertag war es. Der rauhe Nordostwind fegte die Straßen und Pfiff durch die Bäume. Lenchen durfte nicht hinaus. Statt dessen nahm Leonore sie, während Willibald in der Schule war, mit fick in ihr Ankleidezimmer und schloß den neuen Schrank aus, der seit einiger Zeit dort aufgestellt war. Lenchen jubelte. Sie wußte schon, was cs mit diesem Schrank auf sich hatte. Er war im höchsten Grade geheimnisvoll und inhaltsreich. Die Mutter öffnete ihn auch nur, wenn sic und Lenchen ganz allein waren. „Da Tindchens Sachen din, ganz klein Tindsen," sagte sie begeistert. Lenchen als Jüngstes sprach noch immer die Kleinlindersprache. „Lenßen alles sehen, »ur Lentzen, sonst tein-w. Wunderßöne Sachen, dekt, Mutti?" „Freust du dich denn aufs Schwesterchen?" fragte Lcouore wohl zum hundertsten Male, um mit stets! erneutem Entzücken zu sehen, wie Lenchen mit beiden Händen ihre Brust klopfte, daß es schallte und dazu rief: Lenßen freut sich o sehr, sehr ! Lieb, baldig Schwcstcrßen! Soll bald kommen. Erzähl, Mutti, bitte, bitte, erzähl vom Schwesterchen." Und Leonore erzählte, wie cs sein würde, wenn der liebe Gott ihnen ein kleines Kindchen schickte, mit dem Lenchen spielen, fingen, lernen, spazierengehen konnte. Mutter und Kind liebten diese verstohlenen Stündchen unbeschreiblich. Sie hockten vor dem großen Schrank und beschauten und bewunderten Stück für Stück die dort aufgestapelten Kinderniedlichkeiten, die das Ungeborene, das Gotteswunder, bei seinem Eintritt in die Welt einhüllen sollten. Dabei redeten sie von diesem kommenden Wun der. Sie waren so vertieft, daß Leonore Dietrichs Eintritt nicht bemerkte und erschrocken auffuhr, als Lenchens ausrief: „Kuck, Vati, kuck, tlein Tindchens Kleider!" Lenchen befand sich auf der Altersstufe, wo man, wenn man sich vergißt, das „k" recht gut aussprechen kann. Dietrich war beim Anblick der Gruppe vor ihm an der Tür stehengeblieben. Jetzt kam er rasch nä her und umfaßte beide zugleich mit seinen kräftigen Armen. „Leonore, Liebes, was machst du hier? Tut dir das gut?" Denn er sah Tränen in ihren Augen. „Ack ja," antwortete sie leise. „Ich habe ia nie mand hier, mit dem ich davon reden könnte " Er schwieg. Es tat ihm weh, das zu hören. Sie war tatsächlich allein mit ihrer Muttcrfreude. „Nicht, daß ich klagte," fuhr sie lebhafter fort, als sic ihn so ernst sah. „Ich habe uickts zu klag, u, außer daß mir Annchen auf Schritt und Tritt fehlt Aber weißt du, man hat so Stimmungen, — weißt du -