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wachse»!. Die Wohnungen mit Untermietern haben sich ab solut um l1 (von 187 auf IS8 Wohnungen) vermehrt, der prozentuale Anteil dieser WohnungSkategorie dagegen ist von 9,3 v. H. auf 8,8 v. H. sämtlicher Wohnungen zurückgegan- gen. Eibenstock, >8. März. Eine bei der jun gen Dcmlcnttclt recht beliebte BerufSart ist die im postalischem Fache nur Und diese Stellen nicht im mcr leicht zu erreichen. Da dürfte die Mitteilung in teressieren, das; beim hiesigen Kaiserlichen Postamte nieder eine Telegraphen gehilfin eingestellt werden tann und daß Reflektantimnen sich heim Post amtSvorsteher nähere Auskunft in Bezug auf diese Stelle einholen köuueu Eibenstock, 18. März. Nur noch weurge Tage trennen uns von dem kalendermäßige,, Früh lingsanfang und deutlich macht sich jetzt schon über all ein frisches Erwachen in der Natur bemerlbar Als erste Frühlingsboten gelten da vor allen die ge fährlichen Kreuzottern, von welche, Gattung das erste Exemplar am Manrag in der hiesigen Polizei wache abgcliesert wurde. Schönheide, 18. März. Am Freitag fand hier in der Turnhalle die Entlassungsfeier der Zentralschule statt, bei der Herr Schuldirektor Groh manu eine warm empfundene Abschiedsrede an die Scheidenden hielt. Nach dem Empfang eines Segens spruches verabschiedeten sich die Konfirmanden vom Direktor und den Klassenlehrern und mit einem ge meinsamen Ehoralgesang und einem Gebet schloß die ernste und würdige Feier. Für besonderen Fleiß und Strebsamkeit erhielten folgende Schüler und Schülerin nen Bücherprämien bez. Sparkassenbücher mit Einla ge: Karl Brückner, Erich Dietrich, Carl Gerischer, Hans Lorenz, Max Walter, Hans Auerswald, Albin Leistner, Emil Schädlich, Walter Schellenberger, Mar- Zahn, Anna Baumgärtel, Elise Äläß, Helene Oekler, Helene Günnel und Ella Queck — Car Isfeld, 18. Märj. Am Sonntag, den 13. April, findet abends 8 Uhr im Saale deS Gasthofe» ,zum grünen Baum' der geplante Familienabend des hiesi gen Zweigvereins vom evangelischen Bunde statt. Für die sen Abend ist ein auswärtiger Redner gewonnen worden, u. zwar wird Herr Pastor Buchert aus Zwickau einen Vortrag halten über das Thema: »Bismarck und da» Christentum.' — Kommenden Mntwoch, den 19. März, wird abends 8 Uhr im Schulhause die letzte Bibelstunde in diesem Winter halbjahre abgehalten werden. Mit dem 1. Osterfeiertage be ginnen die Gottesdienste wieder um 9 Uhr vormittags. Dresden, 15. März. Seine Majestät der König haben heute Mittag den französischen Gesand ten Cambon in Audienz empfangen, um voch ihm ein Schreiben des Präsidenten der Französischen Republik Raymond Poincare entgegenzunrhmen, worin er die Uebe r nähme der Präsidentschaft an zeigt Dresden 16. März. Seine Künigl. Ho heit Prinz Friedrich Christia „ sandte ruf sei ner Reise nach dem Süden vom Dampfer „Berlin l" folgendes drahtlose Telegramm an die draht lose Station des Physikers Karl Warmbach in Losch witz, welche der Prinz kurz vor seine Abxeise besich tigt hatte: „Warmb ich Loschwitz, Radio Deutsch Damp fer Berlin l. Prinz Christian wäre dankbar für Aus richtung herzlicher Grüße an Mgjestät." Nach Uebermittelung der Grüße an Seine Majestät tief fol gendes Dankschreiben ein: „Seine Majestät der Kö nig Haben mich bei Vorlage des übermittelten Ra- dio-Telegrammes zu beauftragen geruht, Ihnen für Ihre freundliche Zustellung Alle,Höchstseine Erkennt lichkeil und besten Dank auszusprechen. Seine Ma jestät haben sich über die ihm zugegangenen Gruße Seines Sohnes sehe gefreut, gez. von Criegern." Dresden, 17. März. Der Bürgerausscnuß zur Errichtung einer Universität in Dresden hat sich am Sonnabend abend unter dem gleichen Na men als Verein konstituiert. Zweck des Vereins ist die aus der Dresdner Bürgerschaft hrrvor- getrctenen, auf Errichtung einer Universität in Dres den abzielenden Bestrebungen zu fördern umd zum Ziele zn führen Dresden. 17. März. Justiz rat Dr Körner, ein vielbeschäftigter Rechtsanwalt Dres dens, ist vor einiger Zeit nach Lindau am Boden- see gereist und von dort nach Zurücklassung seines! Gepäcks verschwunden. Es wird angenommen, daß dem alten Herrn ein Unfall zugestoßen ist oder ein Verbrechen vorliegt. — Wildenfels, 16. März. Gestern früh in der zweiten Stunde ertönte hier Feuerlärm. Es brannte der Luftschacht der Wildenfelser Bürstenfabrik. Durch das tatkräftige Eingreifen der städtischen Feu erwehren wurde der Brand bald gelöscht. Vermutlich liegt Selbstentzündung vor. Bei den Aufräumungs arbeiten brach eine Glasscheibe der Obcrlichtfenster durch und fiel einem Pflichtfeuerwehrmann derart auf den Kops, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte Buchholz, 1-». März. Der Inhaber der Firma Heinrich Wilhelm Gutberlet in Annaberg, Buch holz und Wetpert errichtete aus Anlaß feiner Ver mählung eine Stiftung von 10000 Mark, deren Zinsen hilfsbedürftigen Arbeitern der Firma zu gute kommen sollen Johanngeorgenstadt, 14. März. Mit Ende dieses Monats scheidet von hier Herr Amts richter D r. Glaß. Sein Name ist unter den sächsischen Skisportlern gut bekannt. Ist er doch nicht allein Vorsitzender des hiesigen Wintersportvereins, son dern auch des Westerzgebirgischen Skiverbandes. Sein Scheiden bedeutet in Johanngeorgenstadt einen schwe ren Verlust, denn ;r ist der Vater des hiesigen Win tersports, und wenn hier das Sportleben so kräftig pulsiert, so ists ihm zn danken. Aus diesem Grun- oe veranstaltete am vergangenen Donnerstag abc-nd der biesiae Wintersportverein zu Ehren des Scheiden den eine A b sch i e d s f e i e r, die einen erhebendem Verlauf nahm. Man ernannte ihn, dar Gründer des, Vereins, znm Ehrenmitgliede und überreichte ihm eine Plakette Plauen, 17. März. Der Stickmaschinenbe sitzer Albert Dictzsch, her am Sonuabeno früh, wie ge meldet, 'infolge einer Gasexplosion in seinen. Stick maschinenraum, König-Georg-Straße 15, schwere Brandwunden erlitten hatte, ist diesen Verletzun gen im Stadtkrankenhause erlegen. Amtliche Mitteilungen a«A der 8. Sitzung des Stadtrate» zu Eibenstock vom 4. März 1913. Anwesend 8 Rauunitglieder. Den Vorsitz führt Herr Bürger- meister Hesse. — Ohne Gewähr für daran» abgeleitet« Rechte. — l > Der staatliche Kraftwagenverkehr ans den Linien Plaue n—F a l- kenstei n—R odew, s ch- Eibenstock und Reichend ach— Rodewis ch—F alk« nst «in wird voraussichtlich am l. Mai diese« Jahre« von der Staat« - Eisenbahn. Verwaltung eröffnet werden. Der Fahrpreis soll aus 5 Pf. für l hm festgesetzt werden. Für die Eröffnung de« Betriebe« sowohl für die Bcmefsung diese« Fahrpreise« haben die Gemeinden gewisse Verpflichtungen einzugehen. Der Stadtrat beschließt vorbehältlich der Zustimmung de« Stadtverordnetenkollegium«, sich mit den Bedingungen grund sätzlich einverstanden zu erklären. 3) Wegen verschiedener Fragen der Anlagenunterhaltung gibt der Rat die erforderlichen Anweisungen. 8) Di« Erwerbung zweier kleiner Grundstücke, die an die Wasser- werkigrundstücke grenzen, au« Mitteln de« Wasserwerksreserve, fand« wird vorbehältlich der Zustimmung de» Stadtverordneten kollegium« genehmigt. 4) Unter WiderrufSvorbehait wird ein Uebersahrl«recht gegen Bezei- gungSgeld eingeräumt. 5) Die Einfriedigung am Albertplatzc, die an verschiedenen Stellen beschädigt worden ist, soll wieder in Ordnung gebracht werden. 6) In verschiedenen Eingaben wird die Ermäßigung der Gebühr für die regelmäßige Beaufsichtigung und Desinfektion der Klärgruben erstrebt. Der Einheitssatz von W Mk. stellt jedoch bloß den wirk lichen Aufwand der Stadt für die Grubendesinfektion dar. E» ist also nicht angängig, eine Gebührenermäßiguna im einzelnen oder im allgemeinen »intreten zu lassen. Ebenso können Befreiungen nicht eintreten. 7) Auf Vorschlag des DchulauSschufseS soll der Lateinuntecricht an der Selekta unter der Bedingung fortgesetzt werden, daß die Kosten durch Schulgeld voll aus. gebracht werden, l>) wird in einigen besonderen Fällen gänzliche oder teilweise Befreiung von dem Zuschlag« zum Selektenschulgeld gewährt, m wird beschlossen, vom Beginn de« neuen Schuljahre« an den Turnunterricht siir Fortbudung«schüler auf alle 3 Jahrgänge zu erstrecken und ihn im Anschlusse an den übrigen Fortbil- bungSschulunterricht zu erteilen. 8) Die Grundstücke Nummer 10SN und UVl werden für da« Jahr 1913 weiter verpachtet. 9) Die Verwendung der Zinsen der Kommerzienrat Dörffel. Stiftung und der Konfirmanden-Stistung wird nach dem Vorschläge der Schuldirektion genehmigt. l0) Zur Veranstaltung de« geplanten Kornblumentages am 2. Sep tember 1913 erhalten die K. S Mtiitärvereine hier Genehmigung. ll) Ueber die Versicherungspflicht städtischer Angestellten beider Ange- stellten-Versicherung wird grundsätzliche Entschließung gefaßt. 12) Der vom Stadtrat zu Falkenstein übersandte Entwurf von Vor schriften Uber den Besuch kinematooraphischer Vorstellungen durch Jugendliche und Kinder wird auch für Eibenstock angenommen. l3) E« wird Kenntnis genommen u) von dem Ergebnisse der Wohnungsstatistik im Jahre lSlO*, I>) von der Einladung zur Prüfung, Entlastung und Ausstellung der Gewerbeschule, e) von einer Verordnung über die Fortführung ordnungsmäßiger Buchführung seitens solcher Gewerbetreibenden, die Darlehne aus dem gewerblichen GenostenschastSsond« erhalten haben, ,1 ) von einer Verordnung über das „Abkochen im Walde", die auch für die städtischen Fichtenpflanzungen zur Richtschnur genommen werden wird, u) von dem Fleischbeschauberichte vom vorigen Monate. Zur Beschlußfassung gelangten weiter 4 Bau-, 6 Schul-, 2 Steuer- und 6 verschiedene andere Angelegenheiten. * Näheres siche an and-'^r Stelle d eseo Blatte». Aus der Zeit der Befreiungskriege. INachdruS o«d»t«af 19 März 1813. Von großer Wichtigkeil war die an diesem Tage stattgehabte Zusammenkunft des Freiherr« vom Stein und Graf Nesselrode einerseits, als Vertreter Rußlands, mit Harden berg und Scharnhorst andererseits, als Vertre ter Preußens. Es wnrden in dieser Unterredung ei nige leitende Grundsätze für den Krieg festgestellt; in der zu erlassenden Proklamrtiou setzte Stein durch, daß alle deutschen Fürsten, welche nicht zur Befreiung des Vaterlandes mitwirken würden, ihres Thrones für verlustig erklärt werden sollten. Zugleich wur de die sogenannte Zentralvcrwaltung einge richtet, eine gemeinschastliche Regierungskommission, die alle von den verbündeten Truppen zu besetzenden Länder verwalten und die Einkünfte derselben zu glei chen Teilen zwischen Rußland und Preußen verteilefn sollte Am gleichen Tage erschien die ergän ¬ zende Instruktion für die Freiwilligen Ja ge r, in der über die Behandlung und Ausbildung der selben Anordnungen enthalten waren. Im ganzen ge nommen wurden diese Korps der Freiwilligen als die Pflanzstätte des künftigen Offizier korps erach tet und demgemäß ausgebildet; wie denn auch tat sächlich sehr bald der Ersatz für die großen Verluste, die die Regimenter in dem Kriege an Offizieren erlitten, aus deni Freiwilligen-Korps genommen wurde. Am selben Tage erfolgte die Abreise des russischen Kaisers von Breslau; eine Anzahl Orden wurden vom Zaren verliehen. Zur selben Zeit trat Theo dor Körner in das Lützowsche Freikorps ein, da selbst willkommen geheißen von Männern wie Jahn, Friesen u a. m. - In Dresden wurde ein Pfeiler der Elbbrücke von Davoust, dem franzö sischen General, in dir Luft gesprengt, eine Tat, die in Deutschland einen Schrei der Entrüstung auslöste, die indes militärisch nicht ungerechtfertigt erschien Zur Charakterisierung jener großen Zeit vor 100 Jahren möge hier ein Brief Gneisenaus vom selben Tage Platz finden: „Es ist eine große, herzerheben de Zeit Es wird mir schwer, mich der Tränen zu erwehren, wenn ich all diesen Edelmut, die sen hohen deutschen Sinn gewahr werde Welches Glück, solange gelebt zu haben, bis diese welt geschichtliche Zeit eintrat. Nun mag man gern ster ben, wir hinterlassen unseren Nachkommen die Un abhängigkeit !" Luther imd der Krieg. Einer unmännlichen Anffassungsweije vom Krieg, die sich nicht nur in dcm lächerlichen Friedensgepol- ter der Sozialdemokrati kundgibt, sondern die auch sonst in unserem Volk immer mehr Platz zu greifen droht, einer Denkungsart, die immer nur von dem Schrecken und dem Blutvergießen des Krieges spricht, möchten wir einmal was Urteil jenes Mannes gegen- überstellcn, der ein Deutscher war durch uud durch und ein Christ, wie wenig andere. In seiner Schrift: „Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können" kommt Luther auch ausführlich auf den Krieg zu spre chen und sagt folgendes: „Daß man nun viel schreibt und sagt, welch eine groß- Plage Krieg sei, das ist Alles wahr; aber man sollte auch daneben anse- hen wie viel mal größer die Plage ist, der «man mit Kriegen wehrt Ja, wenn die Leute fromm wären und gern Frieden hielten, so wäre Kriegen die größte Plage auf Erden Wo rechnest du aber hin, daß idie Welt böse ist, die Leute nicht wollen Frieden halten, rauben, stehlen, töten, Weib und Kind schänden, Ehre und Gut nehmen? Solchem gemeinen Aller Welt-Un frieden, oavor kein Mensch bleiben könnte, muß dec kleine Unfriede, der da Krieg oder Schwert heißt, steu ern. Darum ehrt auch Gott das Schwert, also hoch, daß er's seine eigne Ordnung heißt, und will nicht, daß man sagen oder wähnen soll?, Menschen Habens erfunden oder eingesetzt. Denn wo das Schwert nicht wehrte und Frieden hielte, so müß te es Alles durch Unfriede verderben, was in der Welt ist. Derhalben ist ein solcher Krieg nicht anders, denn ein kleiner, kurzer Unfriede, der einem -wigen unermeßlichen Unfrieden wehrt, sür kleines Unglück, das einem großen Unglück wehrt. Sum ma, man muß im Kriegeramt nicht ansehen, wie es würgt brennt, schlägt und fängt u. >s. w. > Denn das tuen die engen, einfältigen Kinderauge,n, die dein Arzt nicht weiter zusehen, denn rvie er die Hand abhaut oder das Bein absägt, sehen aber, oder merken nicht, daß es um den ganzen Leib, zu retten, zu tun i st. Also muß man auch dem Kriegs oder Schwerteramt zusehen mit männlichen Augen, warum es so würgt und greulich tut, so wird's sich's selbst beweisen, daß es ein Amt ist an ihm selbst göttlich uud der Welt so nötig und nützlich, als Essen und Trinken, oder sonst ein anderes Werk. Daß aber et liche solches Amt mißbrauchen, würgen und schlagen ohne Not, aus lauter Mutwillen, das ist nicht des Am tes, sondern der Person Schuld. Denn, wo ist je ein Amt, Werl oder irgend ein Ding so gut, das die mur- willigen, bösen Leute nicht mißbrauchen?" Höhen und Tiefen. Roman von M. Eitn « r. (13. Fortsetzung.) 8. Kapitel. Im Schloß der Mellinghausen herrschte Stille. Nach außen wurde die Wirtschaft in alter Weise bestritten. Da durste kein Rad stillstehen, sollte das Ganze nicht Schaden leiden. He« Winkler, der Beamte, hatte das volle Vertrauen des Barons genossen und verdiente eS auch. Mehr als je war es jetzt sein Streb«^ aufs gewissenhafteste und sorglichste zu arbeiten, ganz im Sin» feines verstorbenen Herrn. Dan Gras Erbach, solange kein« der Söhne sich zur Uebernahme der Besitzung entschloß, die Auf« ficht übernommen hatte, war dem Beamten eine große Be ruhigung. Baron Erwin und Werner waren am Morgen nach der Beisetzung abgereisl. Der Rittmeister hatte sie begleitet. Er hatte die beschleunigte Abreise durch dienstlichen Grund motiviert, und dieser Grund war ohne weiteres angenommen worden. Gcrgard wollte noch einige Tage bleiben. Er hatte sich der Archäologie gewidmet, hatte bereits mehrere Abhandlungen geschrieben, die allgemein günstig ausgenommen worden waren. Seine Absicht war, sich in Heidelberg, wo er seit einiger Zeit sich ausgehalten hatte, als Privatdozent niedcrzulassen. Anna von Rohr war auch noch im Schloß. Als der Rittmeister abreiste, hatte sie sich nicht sehen lassen. Ihr über- sprudelndes Wesen war völlig geschwunden und hatte einer fast nervösen Scheu Platz gemacht. Ein Trauerhaus war für st» keiu Aufenthalt, noch dazu unter den jetzigen Verhältnissen. Sie fühlte sich Hildegard gegenüber schuldig und sträubte sich doch gegen dieses Gefühl. Wenn Hildegard und Senden s» wenig zusammenpaßlen, was konnte sie dafür? Der Rittmeister hatte am Abend vor der Abreise noch Zeit gefunden, ihr mit» -Meilen, daß Hildegard etwas von dein Gespräch in der Felsen» grölte gehört und ihr Verlöbnis aufgelöst habe. Wie von einem bennrulngenden Gespcnu wurde Auna vv» dem Geü.mkeu beglcüel. Hiid.gard würde eine Aussprache mit ihr herbcisühreu. ter Boden brannte ihr unter den Füße». Sie hätte heimlich sorteilen mögen und wagte es doch nicht. Nu» wollte auch Gerhard noch abreisen. Da kam Hildegard ihr zu Hilfe: .Auna,' sagte sie freundlich, »der Aufenthalt bei uns, der für dich eine frohe Abwechslung werden sollte, ist sehr trübe geworden. Ich denke mir, daß es unter den jetzigen Verhältnissen keine Freude sür dich ist, hier zu bleiben Ich nehme cs dir nicht übel, wenn du deinen Besuch ab» kürzest. Tante Elisabeth und ich würden eine sehr wenig er» heiternde Gesellschaft sür dich sein. Vielleicht ist es auch besser für uns beide," fügte sie leise hinzu, .wenn wir uns jetzt trennen.' Eine heiße Röte stieg in Annas Gesicht. In ihren schwarze» Angen blitzte eS; aber sie sagte nichts, das als Antwort aus dies« letzte Bemerkung gelten konnte. Sie entgegnete nur schnell: „Wenn dir es mir nicht Ubeluimmst, so fahre ich mit Gerhard zusammen ab.* So wurde es. Hildegard hatte bis jetzt ihren Brüdern nicht» mltgetrilt davon, daß sie Senden das Dort zurückgegebrn habe. Nur di» Baronin wußte davon. Sie sagte auch zu Gerhard nichts vor feiner Abreise. In den nächsten Tagen wollte sie den Brüder» schreiben, daß Senden und sie sich ineinander griäuicht hätten, baß sie die Verlobung aufgelöst habe und daß die Brüder dt» Sache als ein twr «weowpli betrachten möchten, an welchem nicht» zu ändern sei, daß auf Senden keiu Borwurf fallen soll«, well fie selber die Auflösung herbeigeführt habe. Die Baroneß hielt sich viel im Zimmer ihres Vater» auf. Dort blieb alles, wie eS gewesen war. Jeder Stuhl behielt feinen alten Platz. Auf dem Schreibtisch ließ Hildegard alle» itcgen, wie es am Todestage gelegen hatte. In diesem Rau» fühlte sie sich geborgen Dort sprachen die Erinnerungen zu ihr. Hier hatte der Vater mit ihr über alles, was ihn be schäftigte, gesprochen, über innere und äußere Ding» Sie liebt«