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Unteibringung 'n eine Arbeitsanstalt bevorstand. Die Auf hebung der Lciche erfolgte im Laufe des Nachmittags. — Carlsfeld, 27. Januar. Am Freitag, den 24. Januar, sand die erste GemeinderatSsitzunq im neuen Jahre statt, zu de e» Beginn die am 27 Dezember 1912 neu- bez. wiedergelnählteu GemeinderatSmitglieder, die Herren Ortsrichler jkarl Glöckner, Restaurateur Emil Görner, Postschaffner Ernst Gensch und Glassonierer Emil Böhm von Herrn Gemeindevorstand Liebing feierlich in ihr neues Amt eingewiesen und verpflichtet wurden. — Dresden, 25. Januar. Der Vorstand des sächsijchcn LelnerrereinS beschäftigte sich in seiner letz ten Sitzung mit dem Ausgang des Kampfes um die V ol ksschu l ref o rm. Die einmütige Meinung des Verstandes sann in folgenden Sätzen ihren Ausdruck: Dus Scheitern des Bolksschulgesetzes weckt das Be dauern, daß die von dec sächsischen Lehre.rschaZ an- gestrel'ten und von der griffen Mehrheit des sächsi schen Volkes erwarteten Reformen auf längere Zeil hinaus nicht zur gesetzlichen Durchführung kommen. Es ist jedoch f stzustellen, daß ein Gesetz nach den Be schlüssen der ersten Kammer und nach den Anjchcmun- gen der konservativen Minderheit der zweiten Kam mer den berechtigte» Anforderungen unserer Zeit in keiner Weise entsprochen hätte. Das Scheitern des Belksschulgcsetzes ist demnach ein Gewinn, und den Mehrheitsparteien der zweiten Kammer gebührt un eingeschränkter Dank dafür, dak- sie durch die einmüti ge Ablehnung eines derartigen Gesetzes tue Bahn für einen wirklichen Fortschritt freigehalten haben. — Crimmitschau, 24. Januar. Polizeilich beschlag nahm! wurde die Leiche des am 21. d. M. verstorbenen, etwa einen Monal alten Kindes einer hiesigen jungen Arbeiterin, da sich das Gerücht verbreitet hat, daß dasselbe keines na türlichen Todes gestorben, sondern vergiftet worden sei. Inwieweit das Gerücht begründet ist, dürfte die gericht liche Sektion der Leiche ergeben, die alsbald staltfinden soll. Die Leiche wurde in die hiesige Friedhofshalle gebracht. — Mülsen St. Niklas, 25 Januar. Am 27. Januar d. I., also am Tage von Kaiser Wilhelms Geburtstag, kann der Gastwirt Ferdinand Ermaß hier seinen 10 0. Geburts tag feiern. „Vater Straaß", wie der Greis allgemein ge nannt wird, hat fast sein ganzes gesegnetes Leben in Mülsen St. Niklas verbracht. Am 27. Januar 1813 dort geboren, war er nur in den Jahren von 1833 bis 1838 abwesend, und zwar in Leipzig, wo , r bei der 2. Kompagnie des damaligen 2. Schützenregiments seiner Militärpflicht genügte. Von Be ruf war der alte Straaß Weber, wie sein Vater. Seine Lieb lingsbeschäftigung war nebenbei die Bienenzucht. Manchen Anfänger hat er darin unterrichtet, so daß sein Ruf als „Bie- nenvater" weit über die Grenzen des OrlS hinausdrang. Fast stets erfreute er sich bester Gesundheit, was wohl in der Hauptsache mit darauf zurückzuführen ist, daß er viel in freier Lust arbeitete. Noch vor fünf Jahren Hal er mit Axt und Schaufel im Walde Stöcke gerodet. In den letzten Jahren aber wollte der Körper doch nicht mehr recht mit. Das Augen licht ließ nach; seit über 10 Jahren kann er schon keine Zeitung mehr lesen, und jetzt niemand mehr erkennen. Auch mit dem Gehör gehls nicht mehr wie früher; man muß ziemlich laut sprechen, um sich ihm verständlich zu machen. Seit einigen Wochen hat den alten Mann auch noch eine böse Influenza gepackt, so daß er in dieser Zeit ständig im Bett liegen mußte. Vorher konnte er aber noch die Treppe zur Gaststube herniedersteigen und dort hin und wieder ein Gläschen Bier trinken und eine Zigarre rauchen. Nach seiner Militärzeit nahm sich Straaß ein Mädchen aus seinem Hei malsorl zur Ehefrau; diese schenkte ihm zwei Kinder, die aber bald nach der Geburt wieder starben. Die um fast zwei Jahre ältere Frau selbst mußte schon vor 27 Jahren das Zeitliche segnen. Ein Bruder von ihm ist auch über 70 Jahre alt geworden Von allen, die mit ihm lebten, ist der alte Mann allein übriggeblieben, ein lebendiger Zeuge der Vergangenheit Die Gemeinde gedenkt den 100 Geburtstag des wackeren Alten in außergewöhnlicher Weise zu feiern. „Vater Straaß" selbst wird aber, obgleich er sich jetzt in seiner Wohnung wieder auf dem Sofa aufhalten kann, der ihm zu Ehren veranstalteten Feier nicht beiwohnen können. Hoffentlich sind dem ehrwürdigen Greis, der vielen Vereinen als Ehrenmitglied angehört und dem ein Pflegesohn treu zur Seite steht, noch einige Jahre in Frieden beschicken. — Schneeberg, 24 Januar. Bei Sprengungs arbeiten in einem Granitsteinbruch am Gleesberg wurde gestern nachmittag der Steinbrucharbeiter Louis Hoffmann von einem sich loslösenden schweren Block getroffen. Dem Unglücklichen wurden beide Arme und ein Bein zerquetscht. Der schwerverletzte Man wurde in die Pillingschr Heilanstalt nach Aue gebracht. — Greiz, 25. Januar. Hier wurde der 50 Jahre alte Weichensteller Korndörfer aus Sachswitz, Vater von 7 Kin dern, von einem Güterzug überfahren und so schwer verletzt, daß er kurz darnach verstarb. Dcutschn Reichstag. 98. Sitzung vom 25. Januar, 11 Uhr Am Bundesratstische: Dr. Delbrück. Nachdem die zum Kaligksetze vorliegenden Resolutionen angenommen, kommt man zum Kapitel „Oberseeamt". Hier bringt der Genosse Schumann sehr scharfe Beschwerden vor und verlangt eine umfassendere Schisfskontrolle. ES gäbe noch immer sogenannte Sargschisse. Ministerial direktor von Jonquiöres wendet sich gegen diese Dar stellung und betont, daß die Regierung dec Fürsorge für die Seele.ite die größte Aufmerksamkeit schenke. Zu der deutschen Konferenz betreffs Verhütung von Schisssunfällen seien auch Arbeitervertceter zugezogrn worden, die ihre Zustimmung zu den Regierungsvor- fchlägen crUärten. Auch der fortschrittliche Abgeordne te Heckscher, wie der Konservative Graf Westarp tra ten den Ausführungen Schumanns auf das Entschie- dcnste entgegen. Bei dem folgenden Kapitel „Stati stisches Amt" versuchen einige Neulinge wiederholt weit auSlegende allgemeine Reden zu halten, werden aber von dem Präsidenten daran verhindert. Dann wer den noch mehrere kleinere Kapitel erledigt. Man be ginnt »och die Besprechung des Etats des ReichSgejund- heiteamtes, wobei der Zentrumsabgeordnete Astor im Interesse der Säuglingsfürsorge Verstaatlichung des Hebammemvesens fordert. Fortsetzung Dienstag Aus der Zeit der BefrcmnMiege. 28. Januar l 8 1 3. Eine ganz eigentümliche Stellung nahm vor hundert Jahren Schweden in dem europäischen Drama ein, das sich allmählich entwik kclte. Mit Rußland und England iu geheimer Verbin dung gegen Napoleon, suchte Bernadotte, der frühere napoleonische General und Beherrscher Schwedens, die freundlichen Beziehungen zu Frankreich zu erhal ten. Zum wirklichen Bruch kam es durch die Intrigen, die der französische Geschäftsträger de Cabre iu Stock holm spann, sodaß Rußland und England seine Ent fernung durchsetzten. Endlich, am genannten Tage, trat die schwedische Regierung mit einem langen Ma nifest öffentlich gegen Napoleon hervor. Indes siel es Bernadotte noch lange nicht ein, am Kampfe gegen Napoleon teilzunehmen. Für Schweden kam es ledig lich darauf an, sich in den Besitz Norwegens zu setzen und dieser Besitz war Schweden sowohl von Napoleon, als auch von Rußland und England verbürgt worden. Bernadotte aber mißtraute beiden Versprechungen, woll te den Gang der Ereignisse avwarten, was umso leich ter war, als sich das schwedische Volk ohnehin dem Krie ge gegen Frankreich nicht sonderlich geneigt zeigte, und schließlich hoffte man von dein jeweiligen Sieger die nerwegische Beule ohne große Mühe zu erlangen Da raus erklärt sich Schwedens Haltung in den folgenden Kriegen. Die Schlacht auf dem Birkenfelde. Im vorigen Jahre knüpften sich bekanntlich an die Schrift des französischen Majors Tubirieux über die Schlacht auf dem Birkenfelde mancherlei Erörterungen. Damals sind auch verschiedene Lesarten aufgetaucht, welchen Ort die alte „Straßburger Weissagung" wohl im Äuge Haben mag, aber über die Vorhersage selbst hat man näheres nicht erfahren. Nun behaud"lt G. C Lamprecht die Angelegenheit im 1. Januarhefte der bekannten Heimat-Zeitschrift „Niedersachsen". Er erzählt: Mitten in der westfälischen Ebene zwischen Unna und Werl liegt eine Hügellandschaft, die den Namen Schlückinger Höhe führt. Ein Teil dieser Höhe trug ein Birkcnwäldchen, das vor etwa 100 Jahren der Axt zum Opfer fiel bis auf einen Baum, den Birkenbaum der Sage. Er stand auf einer alten Schanze, „De Bkrkcnbaum" die auf der Grenze zwischen der Graf schaft Mark und dem Kölnischen errichtet war, dicht neben dem 1751 abgebrochenen Zollhause an der Landstraße bei dem Dorfe Holtum. Lamprecht führt ein paar volksliedartige Strophen an, die sich auf diesen Baum beziehen, ohne jedoch an zugeben, ob diese Verse in der Gegend verbreitet find: „Bei Werl da steht ein Birkenbaum, Ein wundersames Reis, Dem hat schon mancher nachgefrogt, Der sein Bedeuten weiß. Von Osten und Westen kommen sie Wohl zu dem Birkenbaum, Da schlagen sie die letzte Schlacht Aus roter Erde Raum". Nach der alten Sage findet die Schlacht am En de der Tage statt, und sie geht um die Herrschaft -vr Welt, wie Lamprecht sagt, „die geisterhafte und ne belhafte Schlacht, die in der Vergangenheit geschla gen wurde und gewissermaßen eine Prophezeiung der einst kemmenden Schlacht sein soll." Man erzähle, daß der Birkenbaum stets unten wieder ausschlage, wenn er oben verdorre. Dann werde er einmal volle 100 Jahre vertrocknet sein, und wenn seine Wurzeln alsdann wieder zu neuem Leben erwachen, dann wer den alle Schwerter und Abzeichen lebendig werden, und der gewaltige Streit zwischen Nord Männern und Süd-Männern werde seinen Anfang nehmen. Der Birkenbaum sei seit 1814, (wenn uns nicht al les täuscht, verlegte man vor Jahresfrist den Zeit punkt auf das Jahr 1813. D. Red.) eingegangen und längst von der Bildfläche verschwunden; es nahe al so die Zeit, daß sich die Voraussage zu erfüllen ha ben würde Lamprecht weiß aber noch Genaueres über die Sage anzuzeben. Von dem Fürsten der Suomün- ner werde berichtet, daß er von mittlerer Größe fei und schwarzes krauses Haar trage. Er sei ein Schim- melreiter, müsse aber wegen eines Beinschadens (?) das Roß von der linken Seite her besteigen. Auf der Brust trage er ein goldenes Kreuz; jein und sei ner Scharen Gewand sei von weißer Farbe. Die bär tigen Nvrdmänner des kalten Siebengestirns aber trü gen schwarze Kleider und Hüte, wie die Kriegslnechte, die Christum gekreuzigt haben. Die Sag-ist den Fran zosen, wie Lamprecht angibt, durch den Astrologen Nost radamus geworden, der schon 1566 gestorben ist und von dessen Vorhersagungen allerdings eine lange Rei he in vielfach geradezu verblüffender Weise emgetre- tsn ist — sagte der Astrolog doch geradewegs den Na men des Mannes voraus, der in der großen Revolu tion den flüchtenden König an die Rev Kutianshäup- ter verriet Trotzdem dürfte die Sage kaum eine po litische Schlacht künden wollen, wie aus den Einzel- umständeu sich ergibt, sondern vielmehr einen Entschei dungstampf ganz anderer Art. Der Werler Mönch unbekannten Namens, der 1701 eine lateinische Schrift über diese Schlacht abgefaßt hat, meint: „Die Menschen werden vergehen in Erwartung der Dinge, die da k mmen sollen. Der Vater wird wi der den Sohn jein, der Bruder gegen den Bruder. Treue und Glauben werden nicht mehr zu finden fein. Nachdem die einzelnen Völker sich lange gegenseitig be kriegt haben. Throne zusammengestürzt find, Reiche um gestürzt wurden, wird der unverletzte Süden gegen den Norden die Waffen ergreifen. Tann wird es sich nichr um Vaterland, Sprache und Glauoeu handeln; vereinigen werden jie sich, um zu töten und kämpfen wegen der Oberherrschaft auf Erden. Mitten in Deutschland werden sie aufeinandertresfcn, Städte und Dörfer zerstören, nachdem die Einwohner in die Ber ge und Wälder geflüchtet sind. In den Gegenorn Nie- derdeutschlands wird der Kampf entschieden werden; daselbst werd. « Heere, wie sie die Welt noch nie gese hen hat, Lager schlagen. Am Birkenwaldchen, nah: bei Budberg, wird dieses Treffen beginnen. Drei Tage werden sie kämpfen; bedeckt mit Wunden, wer den sie sich nvch gegenseitig zerfleischen und bis an die Knöchel im Blute waten. Die bärtigen Völker des Sie bengestirns werden endlich siegen, und ihre Feinde werden fliehe«, am User des Flusses sich niedecsetzen iliid mit äußerster Verzweiflung kämpsen. Dann aber wird die Macht der bärtigen Völker des Nordens ver nichtet, ihre Kraft gevrochen, so daß kaum einige übrig bleiben, um kiese unerhörte Niederlage zu verkün den." Diese Auszeichnungen des Mönchs, von denen nicht zu sagen ist, inwieweit sie der ursprünglichen Sage oder wie weit sic seiner eigenen Prophetenlust zu ver danken sind, stehen hier nur auszugsweise uacd Lamp recht wiekergegeben. Der Forscher deutet sich die Sa ge teils aus der Rückerinnerung an uralte Gescheh nisse und teils aus eddischen Ueberlieferuugen Höchst- wrhrjcheinlich ist sie stark zusammengemijchl aus ver schiedenartigen Bestandteilen, so daß ein eigentliches Ziel nicht mehr zu erkennen ist. Außerdem steckt in allen Prophezeiungen ein gewisses Maß an Symb-a- lik, die stets erst nach der Erfüllung verstanden wird. Kür absehbare Zeit würde sich wohl keiner unserer Leser eine Schlacht am Birkenbaum unter den hier mitgetcilten Besonderheiten denken könne»«, und wir können's auch nicht. Miß Ada Robin. Novelle von Lothar Brenckendorff. (4. gortsetzung ) „Wie allerliebst du aussiehst!" rief er im Tone aufrichtigster Bewunderung. „Wahrhaftig, Fräulein Robin ist eine vollkommene Zauberin!" Er eilte auf sie zu, uni sie zu küssen. Helene aber, von ihrer so lange mühsam unterdrückten Bewegung überwältigt, ließ den Kopf an seine Schulter sinket,, und ein heftiges Schluchzen er schütterte ihren Leib. „Aber Kind, was ist dir?"' fragte Bruno betroffen. „Du weinst in dem Augenblick, da wir uns anschicken, einen Ball zu besuchen?" „Ach, Bruno," bat sie mit leiser, von Tränen halb erstickter Stimme, „muß ich denn wirklich in diesem Kleide auf das Fest gehen? Kannst du mir nicht gestatten, das andere anzuziehe» oder zu Hause zu bleiben?" Beinahe heftig machte er sich los nnd erwiderte in einem so zornigen Tone, wie er ihn ihr gegenüber bisher nie zuvor ange schlagen Halle: „Tas eine so wenig als das andere! Und ich bitte dich dringend, liebe Helene, mich mit derartigen Launen zn ver schonen. Fräulein Robin müßte wahrlich eine seltsame Meinung von dir gewinnen, wenn sie eine Zeugin dieser lächerlichen Szene sein könnte." Zum erstenmal war auch in der sanften Stimme Helenen- etwas wie trotzige Auflehnung, als sie fragte: „Und ist denn wirklich so viel an Fräulein Robins Meinung gelegen, daß immer nur die Rücksicht auf sie bestimmend sein soll für da- was ich tue und sage?" Saldern, der ungeduldig aus und nieder gegangen war, blieb stehen. „Da dn es denn wissen willst — ja, es ist mir sehr viel an ihrer guten Meinung gelegen. Und ich wünsche von Herzen, daß du sie dir viel mehr, als es bisher geschehe» ist, zum Muster uud Porbilde nehmen möchtest." Er halte wohl noch mehr hinzufüge» wollen, aber da öffnete sich gerade vor ihm die Tür, und wie ans eine überirdische Er scheinung starrte er mit wcitgeöffuetcn Augen auf die holdselige weiße Gestalt, die da in all ihrer prangenden Schönheit mit de» süßesten Lächeln auf den Lippen vor ihm stand. „Entschuldigen Sie, Herr v. Saldern, wenn ich habe warte» lassen. Aber die Unpünktlichkeit gehört ja nun einmaj zu unsere» weiblichen Vorrechten." Er wollte ihr irgend etwas Artiges über ihr AnSsehe» sagen, aber alles, was ihm au galanten Redewendungen ein» fiel, schien ihm dieser Fecncrscheinnng gegenüber zu fade, al- daß er es hätte über die Lippen bringen können. Und ihre heitere Unbefangenheit überhob ihn der Notwendigkeit, viele Worte zn machen. Sie führte die Unterhaltung fast allein, während er ihr den Mantel um die weißen Schultern legte, und während die drei dann gemeinsam nach dem Fcstlolal fuhren. Nach ihrer Gewohnheit plauderte sie von allen möglichen Dingen, und wie sie es beinahe täglich getan hatte, erkundigte sie sich auch heute wieder, ob man des gesuchten Bankdiebes endlich habhast geworden sei. Saldern verneinte mit dem Hinzufügen, daß er für seine Person die Uebezeugung gewonnen habe, der Betrüger sei entweder noch in Berlin verborgen oder gleich nach voll brachter Tat glücklich über die Grenzen Deutschlands gelangt. „Hierher hat er sich jedenfalls nicht gewendet," erklärte er mit aller Bestimmtheit, „denn es ist unmöglich, daß er sich bei dem besonderen Eifer, mit dem nach ihm gesucht wird, bis heut« den polizeilichen Nachforschungen sollte entzogen haben. Und daran, daß er auf einem von hier abgcgangcnen Schiffe entkommen sei» sollte, ist vollends nicht zu denken. Der Bursche scheint doch um ein gut Teil schlauer zu sein, als man es nach der Ungeschicklich keit mit der vergessenen Brieftasche bätle vermuten sollen." „Vielleicht hat er die Freundlichkeit, von irgend einem sicheren Zufluchtsort aus der deutschen Polizei mitzutcilen, auf welche Weise er ihr eine Nase gedreht," lachte Ada. „Jedenfalls aber werden Sie künftig etwas duldsamer sein, wenn ich mir wieder einmal heransnehmcn sollte, an der Unfehlbarkeit Ihres Sichcrheitsbchördcn zu zweifeln." Sie sprachen dann wieder von anderem nnd erreichten ihr Ziel, ohne daß sich Helene während des ganzen Weges auch nur mit einem einzigen Wort an ihrein lebhaften Geplauder be teiligt hätte. S. Kapitel. „Nein, Fräulein Robin, das kann nicht im Ernst Ihre Ab sicht sein. — Sie dürfen uns das nicht antun! — Es muß doch irgend ein Mittel geben, Sie von diesem grausamen Entschluß abzubringen." Es war in einem der Nebcuräume des Festlokals, wo Bruno v Saldern gegen Mitternacht diese ungestümen Worte an Ada richtete. Während der letzten Stunde halte er sich nur noch ihr gewidmet; «r hatte sie in dieser Zeit keinem anderen Tänzer überlassen, und als sie den Wunsch geäußert hatte, der drückenden Hitze des Saales zu entrinnen, hatte er sie hierher geführt, wo