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— Schönheide, 21. Januar. Die Festnahme eines Fahrraddiebs von hier gelang Sonntag nachm. der Pol zei in Aue. Der 25 Jahre alte Arbeiter Sch. auS Schönheide versuchte in Aue ein Rad zu verkaufen: be sondere Umstände ließen es jedoch geboten erscheinen, die Polizei auf den Mann aufmerksam zu machen. ES stellte sich denn auch heraus, daß er das Rad am Donnerstag in Chemnitz von der Straße weg gestohlen hatte. Sch., auf den wegen anderer Vorkommnisse bereit« gefahndet wird, wurde dem König!. Amtsgericht in Aue zugeführt. — Dresden, 18. Januar. Im hiesigen Feftungsge- fängni« hat sich heute Nacht der Posten stehende Soldat Steger von der 8. Kompagnie des 177. Infanterie Regiments mit seinem Dienstgewehr erschossen Er war von seinem Vorgesetzten auf Posten schlafend angetroffen worden. — Leipzig, 20. Januar. Die Meldung über ein schweres Automobil Unglück bei Leipzig, nach der drei Offiziere getötet und einer schwer verletzt worden sein soll, stellt sich als stark übertrieben heraus. Zwar ist ein Zusammenstoß erfolgt, doch haben sich die Offiziere durch vorheriges Abspringen in Sicherheit gebracht, sodaß sie mit dem bloßen Schrecken davonkamen. Der Chauffeur jedoch wurde an eine Telegraphenstange geschleudert und erheblich verletzt. — Limbach, 20. Januar. Heule Montag früh gegen '/,3 Uhr wurde auf der verlängerten Bahnhofstraße der 23- jahrige Geschirrführer der Firma Grimm, Max Paul Müller, von dem Automobil eines hiesigen Fabrikanten über- fahren und so schwer verletzt, daß er eine Stunde nach Einlieferung in das hiesige Krankenhaus verstarb. Der Ver unglückte hatte einen Schädelbruch erlitten. — Schwarzenberg, 20. Januar. Als eine der vornehmsten Aufgaben moderner Sozialpolitik betrachtet man gegenwärtig die Wohnungsfürsorge und auS diesen gemein nützigen Bestrebungen heraus ist auch die Ausstellung von Kleinwohnungsplänen hier im Sitzungssaale der Königl. Amtshauptmannschaft entstanden. Am Sonntag fand bei sehr starkem Besuch die Eröffnung der Ausstellung statt, die 8 Tage währen wird. Die Ausstellung bietet außer ordentlich viel Anregendes und Sehenswertes. Hervorragend an Zahl und Wert sind Tafeln aus dem Werke des Vereins Sächsischer Heimatschutz .Ländliche und städtische Klein wohnungen", nicht minder eine Sammlung preisge krönter Entwürfe aus dem Kleinwohnungs-Wettbewerb der Vereinigten Strohstoff-Fabriken in Coswig, welche dis Kennwerte „Sparsam, doch weiträumig," „Heimut- glück," „Jugendland", „Jedem das Gleiche," „Am Tännicht" und „Typenhaus" tragen. 62 Ta feln veranschaulichen das Kleinwohnungswerk für mitt lere und große Städte, 58 das Kleinwohnungswcrk für ländliche und städtische Kleinwohnungen. Einen Ein blick in die Arbeiterfürsorge der Firma Friedrich Krupp in Esseu gewährt eine Reihe Abbildungen von Kleinwohnungshäusern, denen sich Photographien und Bilder der Baugenossenschaft Dresden-Land, der Sie- delung Coßmannsdors bei Dresden, Darstellungen der Kleinwohnungsbauten des Verbandes Sächsischer In dustrieller, Zeichnungen für eine Kleinwohnungskolonie in Leubnitz-Neuostra bei Dresden, Photographien vom K'leinwohnungsbauverein Dresden, Entwürfe für Land häuser von sächsischen und außersächsischen Architekten u a. yr anschließen. Am Nachmittage des Eröff nungstages der Ausstellung hielt Herr Dr. Ingenieur Kruschwitz, Dresden, einen anregenden Vortrag über „Wohnungssürsorge und Heimatschutz", nachdem Herr Amtshauptmann Tr. Wimmer die Anwesenden begrüßt und den Zweck der Veranstaltung, mustergiltige Woh nungen für die minder bemittelten Bevölkerungsk-a sen zu schaffen, erläutert hatte. Ten 2. Bortrag hält am Mittwoch, 22. dieses Monats, nachmittag 5 Uhr Herr j Baumeister Steinbach, .Hochbausachverständiger der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg über „Kleinnwhnungsbau im Bezirke der Königlichen Amts Hauptmannschaft Schwarzenberg." — Johanngeorgenstadt, 19. Januar. Am Frei tag abend in dec 9. Stunde entstand hier m der Holzwaren fabrik von G. Heinz Feuer, das glücklicherweise keine größere Ausdehnung nahm Den Bemühungen der Feuer wehr gelang es ichon nach kurzer Zeit, den Brand zu löschen. Der Schaden ist verhältnismäßig gering. — Bockau, 20. Januar. In einer in Leifchkers Gast haus (Waldschlößchen) abgehaltenen Versammlung des hie sigen evangelisch nationalen Arbeitervereins sprach Herr Han delsschuldirektor Illgen-Eibenstock über das Thema „Deutsches Land und deutsches Volk". Die Sängerabteilung deS Vereins bot zu Beginn und im ferneren Verlauf des Abends schöne Liedergaben, die von ihrem rüstigen Streben unter der Lei ung ihres Liedermeisters Zeugnis ablegten. — Plauen, 20. Januar. In dem reußischen Dorfe Göritz brach am vergangenen Abend gegen 8 Uhr in der Richlerschen Mühle Großfcuer aus, das in kurzer Zeit die Mühle,Zdie Stallungen und das Wohngebäude einäscherte. Der Schaden ist bedeutend und nur zum geringen Teil durch Versicherung gedeckt. Die Entstehungsursache des Brandes ist unbekannt. — Oelsnig i. V. 20. Januar. Aus der Bezirks und Versorgungsanstalt Voigtsberg sind dreiSträflinge, und zwar der 34 Jahre alte Gelegenheitsarbeiter Deduch, der 18 Jahre alte Gelegenheitsarbeiter Johann Thost und der 38 Jahre alte Maurer Franz Vogel entwichen, indem sie sich mittels eines Seiles aus den, Schlafsaale herabließen. Man vermutet, daß sie sich nach Bayern gewandt hoben. i — Brunn, 20. Januar. Am Sonnabend nachmittag gegen 5 Uhr scheute das Pferd eines hiesigen Fuhrwerks- ! besttzer« vor dem Automobil eines Arztes auS Auerbach. Das Geschirr prallte an einen Baum, wobei der Besttzer herausgeschleudert wurde, so daß er besinnungslos im Straßengraben liegen blieb. Der im Automobil sitzende Arzt lüß dem Verletzten sofort die erste Hilfe zuteil werden. Unter anderen wurden dem Bedauernswerten auch mehrere Zähne eingeschlagen. Sonst scheinen die erlittenen Verletzungen glücklicherweise nicht schwerer Natur zu sein. Ans der Zeit dcr Bejmungsttiege ! Nachdruck verboten s< 22 Januar 1813. „Der Würfel ist gefal len. jetzt gilt es den siegreichen Kamps mit unseren Un terdrückern!" So rief dem Prinzen Wilhelm, späte ren deutschen Kaiser, sein Erzieher am Abend dieses TageS zu. Und wirklich war dieser Tag derienigs, der den Wendepunkt in preußisch deutscher Geschichte be deutete. Der preußische König trat die Reise nach Schle sien, nach Breslau an. Vom Kronprinzen begleitet, schlug er den Weg durch die Lausitz ein, während die übri gen Prinzen und Prinzessinnen einige Tage später über Grünberg folgten. Es war ein f-lgenschwerrr Schritt, da er den Bruch mit Napoleon bedeutete. Zwar »agte der König in seiner Proklamation, durch welch: er sffn: Entfernung dem Volke ankündigte, daß Preußen beini Bunde mit Frankreich beharren werde, auch begleitete ihn der französische Gesandte nach Breslau; die wirt liche Situation wkrd aber gekennzeichnet durch die Tat sache, daß der König Berlin verließ, weil er daselbst je den Augenblick von den nachgerade mißtrauisch zewor denen rind zu jeder Gewalttat fähigen Franzosen ver haftet werden konnte Die Franzosen, die von jeher die Völker nach zweierlei Maß zu mesfen belieben, und für sich beanspruchen, was sie anderen nicht zugestehen, ha ben später den preußischen König und sein Kabinett der Falschheit und des Verrates geziehen; indes haben Preußen und seine Berater nur die von den Franzosen selbst so oft gebrauchten Mittel angewandt, um sich ei nes aufgezwungcnen Bundesvertrages zu entledigen. Die Lützower. „Lützows wilde verwegene Jagd" wird für immer in der Erinnerung jedes echten Deutschen fortleben, den« diese Heldenschar hat sich auf dem Felde der Ehre un sterblichen Ruhm erkämpft. Nennt man die verschie denen Freikorps, die sich gerade jetzt vor hundert Jahren bildeten, so wird man der Lützower stets an erster Stelle gedenken, und wenn man sich fragt, warum just sie unter den Kämpfern jener großen Zeit die Tapfersten der Tapferen genannt werden, so liegt das wohl zum Teil mit in dem tragischen Geschick, das die Lützower ereilte, aber auch an dem Führer und den vielen markanten Persönlichkeiten, die in den Reihen der „schwarzen Schar" dienten Bekanntlich erhielt Lützow bei Plauen i. V. verspätet die Nachricht von dem zu Poischwitz am 4. Juni 1813 abgeschlossenen Waffenstillstände, zwar er folgte sogleich der eilige Rückmarsch, doch wurde sein Korps in der Nacht auf den l7. Juni 1813 bei Kitzen innerhalb der Demarkationslinie hinterlistig mit zehnfacher Uebermacht durch den General Fournier um stellt und gegen alles Völkerrecht niedergemacht Unter den wenigen, die sich retten konnten, befand sich der ver wundete Lützow, den der Hitsar Gebhard reitete, indem er ihm sein Pferd überließ, auch Körner und die kühnen Zugführer von Beczwarzowski, Wetzel, Jenny und Horn entkamen dem grauenhaften Blutbade, das derwürttem- bergische Major von Normann auf Befehl des franzö sischen Generals unter den von Napoleon geächteten „Räubern" anrichtete. Adolf Freiherr von Lützow wurde am 18. Mai 1782 zu Berlin geboren, als Leutnant kämpfte er bei Auerstädt und schon unter Schill errichtete er im Jahre 1807 in Pommer«» eine Dragonerschwadron. Lützow war eine jener kecken, leidenschaftlichen Soloatenna- turcn, die keine Gefahr kenn-n. Einer, der unter chm gedient, schrieb über den kühnen Draufgängern „Bei Kolberg ward ihm 1806 die Hand zerschlagen und der, Fuß durchschossen, aber der schmucke Offizier mit seiner soldatischen Munterkeit ließ flicken, «vas zu flicken ging humpelte und blieb schieshändig; aber zu Pferde, da sah man ihm nichts an, und so war's, als er noch ein Dutzend Wunden mehr hatte an denen ein anderer wohl zweimal genug gehabt ' Lützow wurde auch im Gefecht an der Göhrde im Handgemenge schwer verwundet, und 1814 in Frankreich nach heldenhafter Gegenwehr wobei er ebenfalls erhebliche Wunden davontrug, vom franzö fischen Landsturm gefangen; seine letzten Narben erhielt er bei Ligny, wo er nochmals zusammengehauen in Ge sangcnschaft geriet. Eine Episode aus dein Leben des Helden möge hier von einem Augenzeugen geschildert jein: „Lützow saß, mit dem Orden pour le merite ge schmückt, einst in der Table d'hote in einem Hotel zu Bad Nenndorf. Ein Franzose erzählte bei Tisch von sei nen Feldzügen, und die anwesenden Damen lauschten mit besonderem Interesse den Worten des prahlenden Fremdlings. Die schönste unter ihnen, Gräfin Elisa von Ahleseldt, schien am meisten ergriffen zu sein, und der Bramarbas glaubte daher, schon wieder eine Er oberung gemacht zu haben, denn zum Schluß ergriff er die Hand der Gräfin und küßte sie. Empört über die se Dreistigkeit nahm die Dame ein Glas Wasser, goß es über ihren Handrücken aus, dann trocknete Grä fin Ahlefeldt ihre Hand und reichte diese über den Tiscy dem Helden Lützow. Unter beifälligen Zurufen einiger anwesenden Kameraden erhob sich der derart Ausgezeichnete, küßte ritterlich die dargebotene Rech te und hielt nach Aufhebung der Tafel um die Hand der Gräfin an. Sie wurde seine Gemahlin und ge stand ihm, daß sie ihn liebe, um der vielen tiefen Narben willen, die sein Antlitz schmückten." Im Fe bruar 1813 saß die Tapfere im Werbebureau Lützows und trug die Freiwilligen in die Listen ein, auch folgte sie dann ihrem Gatten ins Feld. Mit dem' Schluß des Krieges aber verblühte die Romantik die ser Ehe, die im Herbst' 1825 geschieden wurde. Lützow starb 1834 als Generalleutnant: „Er war erst 52 Jahre alt," schreibt jener Waffengefährte, dem ich die se handschriftlichen Aufzeichnungen verdanke, „Unglück, Enttäuschung. Herzensgram, Sehnsucht nach der ge schiedenen Gatlin, die gleiche Schnld des Leichtsinns traf, hatten in wenigen Jahren diese eiserne, mit Nar ben vernietete Soldatennatur gebrochen. Das Lützow- sche Freikorps bestand aus 2800 Mann Infanterie chrei Bataillonen und drei Jägerabteilungen) und 480 Reitern, die in vier Schwadronen eingeteilt waren; daß sich beim Korps auch eine Abteilung Tiroler Scharf schützen befand, dürfte weniger bekannt sein. Nach dem Frieden wurde die schwarze Schar aufgelöst, aus der Infanterie formierte sich der Stamm des heutigen Infanterie-Regiments Nr 25, dem im Jahre 1889 die Tradition der Lützower und Lützows Name verliehen wurde. Die Reiterei (3 Eskadrons) ging in dem am 25. März 1815 neufvrmierten Thüringischen Ulanen- Regiment Nr. 6 ruf, eine Eskadron wurde au das 9. Husaren Regiment abgegeben. Lützow erhielt spä ter als Kommandeur das 6. Ulanen Regiment. Der Ruhmestag der Lützower ist das Gefecht an der Göhr de, in welchem unter anderen Tapferen auch das Hel- lenmädchen Eleonore Prochaska schwer verwundet wur- :e. Auch über die Uniform dieser tapferen Truppe ei einiges gesagt: Die Lützower Jäger trugen «inen chwarzen Rock mit rotem Vorstoß, und Körner besingt lies Ehrenkleid: Noch trauern wir im schwarzen Rächerkleid.' Um den gesunknen Mut, Und fragst du uns: Was dieses Rot bedeute? So heißt es: Frankenblut! Außer Lützow selbst 'warben vor hundert Jahren Jahn, von Petersdorf, von Helmcnstreit, von Sarnows ki sowie Lange und Friesen für die „schwarzen Gesel len," die Körner in seinen Liedern zur „deutschen Jagd aus Henkersblut und Tyrannen" rief. Im Komitee zur Ausrüstung des Freikorps zu Breslau saßen Graf Dohna, Professor Wolfart, Dr. Salfeld, Professor Tour te und Rittmeister Dorville. Auch ein Bruder Lützows diente im Korps, mit ihm die Grafen Gvoeben, Canitz und D-thna, ein Palm, ein Thümmel, der kühne Mä-- sius, ein Karl Müller, ein Dorow, Friedrich Eckardt, der drollige Peter Beuth, ein Friedrich Förster und Bley. Der erste freiwillige Lützower, der am 20. Fe bruar 1813 vor dem Königstore in Berlin siel, war Alexander Freiherr von Blomberg, er hatte sich, als Tettenborn mit seinen Kosaken nahte, diesem ange- schlossen. Auch Rittineister Fischer gehörte dr» Lützvwern an. Er hatte bereits unter Friedrich dem Großen als Trompeter gedient und einen österreichi schen Offizier vcm Pferde gehauen, später rückte er zum Wachtmeister auf und wurde 1806 vorm Feinde Offizier Mit 30 Mann führte er bis zum Frieden von Tilsit auf eigene Faust den Kampf fort und mit 70 Jahren schloß er sich den Lützowern an. „Wer je den Klang der Hörner der Lützowschen Jäger gehört," sagte Blücher einst, „der vergißt sein Lebtag den Tm nicht mehr." Unvergessen wird die schwarze Schar auch uns bleiben, die durch ihre Ta ten, wie durch die Lieder Körners unsterblich gewor den sind. „Ein Hauch" trug den Sänger des Schwertliedes, das er tags zuvor gedichtet, „zu mor- genroteu Höhen " Der Tag von Gadebusch li^ß die Schlußstrephe zur Wahrheit werden. Eb. Frh v. W. A n ü e w o r b e n. Erzählung von Lothar Brenkendors. (Schluß). 7. Kapitel. ES war ein melancholischer, nebliger Herbsttag, als die von» Truppenkommando in Batavia zurückgewiesenen Rekruten in Amsterdam zur nochmaligen Musterung und Untersuchung vor die zu diesem Zwecke eingesetzte Kommission geführt wurden. Auch Rudolf Hildebrandt war unter ihnen, und sein Herz klopfte in raschen Schlägen, als er bei dem Aufruf des Namens Simm« mit erheuchelter Festigkeit Antwort gab. Bis zu diesem 'Augenblick war alles fast über Erwarten glücklich verlausen. Weder bei der Einschiffung noch während der langen Seefahrt hatte man Verdacht gegen ihn geschöpft, und wenn nicht drüben in Batavia der Betrag inzwischen ent deckt worden war, durste er erwarten, nach Ablauf weniger Lage oder auch nur Stunden wieder ein freier Mann zu sein. Hatte sich aber der wirkliche Limmer durch irgend eine Unvorsichtigkeit verraten oder ein verhängnisvoller Zufall die Personcnver- wechslung offenbart, so ivar der elektrische Funke selbstverständlich schneller gewesen als das Schiff, und dann gab es für Rudolf keine Aussicht auf Rettung mehr. Die nächsten Riinaten schon mußten ihm darüber Gewiß heit bringen, und cs bereitete ihm wahre Folterqualen, daß « nach dem Aufruf seines Ramens nicht gleich den anderen Inva liden kurz und geschäftsmäßig abgesenigt wurde, sondern daß e« unter den Herren der Kommission eine längere, flüsternde Be ratung gab. Tann faßte ihn der Vorsitzende, ein höherer Offizier, scharf ins Ange und befahl ihm, dicht an den Tisch hcran- zutreten. -Wie heißen Sie?" fragte er noch einmal. Rudolf gab in seinem Herzen alles verloren; aber in ein« Regung wilden Trotzes beschloß er, die Komödie dennoch bis zum Aeußersten durchzuführen. Er warf den Kops zurück und er widerte, indem er den Blick der Fragenden ohne Zucken auShiekt: »Joseph Immanuel Simmer." „Wo sind Sie geboren?" „In Düsseldorf." „Welchen Beruf hatten Sie, bevor Sie in die niederländisch« Kolonialarmee eintraten?' „Ich war Maschineningenieur." „Und vo hatten Sie Ihren letzten Wohnsitz?" „In Köln." Der Offizier zeigte seinen Nachbarn ein Blatt in Aktenformat, das er während dieses kurzen Verhörs in dcr Hand gehalten hatte, und wieder gab es ein lebhaftes Geflüster am ganzen Tische. All« betrachteten den angeblichen Simmer mit unverkennbarem Interest«, und Rudolf, dem es unter diesen neugierigen Blicken abwechselnd heiß und kalt wurde, wünschte nichts sehnlicher, als daß diese pein volle Szene erst zu Ende fein möchte. Aber die Gewißheit, nach der es ihn verlangte, wurde ihm auch jetzt noch nicht zu teil. „Setzen Sie sich dort auf jene Bank!" befahl der Offizier, indeni er nach dem von der Ausgangstür am weitesten entfernten Winkel des Saales deutete. „Sie werden später erfahren, was Ihnen zu wissen not tut." Rudolf gehorchte schweigend, und cS befremdete ihn gar nicht mehr, daß gleich darauf zwei bewaffnete Soldaten rechts m» links neben ihm Platz nahmen. „Ueberflüsstge Vorsicht!" dachte er nur. „Wie in all« W«lt sollte ich es auch ohne solche Bewachung anfangen, von hi« zu entfliehen!" Eine halbe Stunde später, als alle anderen abgefertigt waren, lieb man ihn wieder vortreten, und nun «eignete sich etwa» völlig Unerwartetes, das ihn beinahe um alle seine vorhin behauptete Fassung gebracht hätte. In kurzen Worten wurde ihm mitgeteilt, daß er als dienstuntauglich au» der niederländisch«« Armee entlassen sei. Von einem Betrüge war mit kein« Silb«