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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189011149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18901114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18901114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-11
- Tag 1890-11-14
-
Monat
1890-11
-
Jahr
1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.11.1890
- Autor
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Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Ertra-Bciblättcr) auch in einer billigeren Sonder-Ausgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg.frenns HauS: außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zntragen. Postzeitnngspreisliste für 1890: Nr. 1307. Freitag, 14. November 1890. Der Sächs. LandeS-Anzeiger ist eingetragen i.d. 1890erPost-Ztgs.-Prcisliste: Nr.527«. FürAbonnentenerscheitttjecinmaltniJahr: Jllustr. Kalcnüei des Sächsische» Landbotea. Jllustr. WeihnachtSbuch (JahreSbuch). Verlags-Anstalt: Alexander« Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. Tclegr.-Avr.: Landcs-Anzeiger, Chemnitz. - «Itlklaeitprciö: Raum einer schmalen CorpnSzcile 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (lspaltige Petitzeile) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den Eimiiclnugsbetrag (in Briefmarken) beifügen ije 8 Silben Corpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können mir bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. -— Die Anzeigen finden ohne Prcisansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Cheninitzer Gencral-Anzeiger" (billigere^Sonder-Ausgabe der Hauptblätter des „Sächsischen Landes^Änzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. Amtliche Anzeigen. Das i»> Eriindbnche auf den Namen Gustav Adelbert Jentzsäl ü«u>r«ge»e, in Chemnitz (Sedanstraße 16) gelegene Haus- und Garten- «kinidstttck Nr. 2525 des Flurbuchs, Nr. 81^ V. Abth. des Brandkatasters, golium 4232 des Grundbuchs für Chemnitz, geschätzt ans 89,959 Mk., «ell «n hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden, und eS ist der 18. December 1399 Bormittags 1» Nhr als Aumeldetermin, ftcinr sowie der 30. Teeembcr 1899 Vormittags 1«Vs Uhr als Versteigeruugstermin, der 10. Januar 18V1 Bormittags 11 Nhr als Termin zur Verkündung des VertheilnngsplanS «Maumt worden. Die Nealberechtigte» werden ausgesordert, die auf dem Grundstücke 'Madni Rückstäukc an wiederkehrcndeip Leistungen, sowie Kostenfordernngen, spätestens i»i Anmeldetermine aiizuiiieldc». Eine Ucbeisicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres HaugverhältiiisseS kann in der Gcrichtsschreiberei des Unterzeichneten Amts- «erichies cingcsehen tverden. ASniglichcs Amtsgericht Chemnitz, Abth. II., am 11. November 1890. Böhme. Zu dem Concursversahreu über das Vermögen des Materlalwaaren- HLiidlns Friedrich Robert Mädler in Altchemnitz ist zur Abnahme hr Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen grgen das Schliißverzeicknib der bei der Vcrtheilnng zn berücksichtigenden Forderungen nnd zur Beschlußfassniig der Gläubiger über die nicht ver werlhbaren Vermügcnsstücke der Schlußtermin ans den IS. December 1390 Vormittags 1VV- Uhr dor dem Königlichen Amtsgerichte hicrsclbst bestiimnt- Cticmiiitz, de» 1>. November 1890. Der Gerichtsschreiber des Kgl. Amtsgerichts Chemnitz, Abth. II. Pötzsch. Zm Auctionssaale des JustizgebändeS hier sollen Freitag, den 14. November 1390, van Vormittag 9 Uhr an Rodel, Bilder, Vorhänge, Sophas, Copir- und Geschäftsbücher, Hängelampen, Nähmaschinen, 25,999 St. Cigarren, 26 Tonne» saure Gnrke», 3 Tonnen Heringe, 8 Anker Sardellen, 1 Petro leumapparat, 1 Geldschrank, 1 lange Tafel, 1 Schreibpult, 1 Spiegel, 2 Uhren, 1 Kronleuchter, 1 Pianino, 5 Fässer Wein, M Fl. dergl., Küchengeschirre, 1 Partie Kinderschlitten, Holz schuhe ic. gegen Baarzahluug zur Versteigerung gelangen. Gerber, Gerichtsvollzieher bei dem König!. Amtsgericht Chemnitz. Drahtnachrichten unseres Anzeigers. Vom 13. November. Berlin. Fünfzehn an der Tubereulose (Schwind sucht) erkrankte Personen, die sich in der hiesigen Berg mann'schen Klinik befinden, sind nach Anwendung der Koch scheu Methode in völliger Genesung begriffen. Dieselben werdet» an» nächsten Montag einer groben ärzt lichen Versammlung vorgesteltt werden. Rew-Nork. Die Mae Kinley-Bill diirfte in Kraft bleiben, bis der neugewählte Congretz «m Deeember 1391 znsammentritt. Die Demokraten beabsichtigen jedoch, die schwächsten Punkte des Tarifes in verschiedenen Sonder billö anzngreifen. Sobald der Congretz znsammentritt, sollen dem Repräsentantenhanse eine Reihe Vortage» eingebracht werden, deren jede die Anfhebnng des Zolles auf Wolle, Salz, Bauholz nnd Weitzblech verfügt, bis das ganze Tarifgesetz völlig nnterwühlt ist. Rom. Ans Anordnung des Papstes hört der „Moniteur de Rome" am 1. Deeember ans zu er scheinen, angeblich wegen seiner Haltung in der Bo n- langer-Affaire. Paris. Das „Journal des döbats" erfährt, Graf Kalttory sei im Besitze der Korrespondenz, in welcher Teiknpis die Serben zn einem kriegerischen Vorgehen gegen die Türke» engagirt hätte. Graf Kalnoky habe sofort die Türkei verständigt. New-Aork. Der Präsident von Honduras hat die Rebellen geschlagen. Die Aufständischen wurde»» von de» Siegern) verfolgt. — Ein reisender Ansstellnngö- mann lockte in Birmingham (Alabama) ea. IVOi» Kinder, unter der Vorspiegelung, ihnen Geschenke zu machen, in stiue Bude, schrie dann plötzlich: „Feuer!" Durch die hierdurch entstandene Panik wurden viele Kinder erdrückt und schwer verwundet. Wien. Bei Turn Severin havarirte nnd sank der eigens für die Katarakte gebaute Dampfer „Jolais". Der Lootse, zwei Fenermänner nnd Drei der Matrose»« find ertrunken, der Dampfer dagegen ist bereits gehoben und in die Werft bei Tnr» Severin gebracht. London. Am 27. November findet hier unter dem Borsitze des Lordmayors eine grotze Versammlung statt, wobei die Jndenverfolgnuge» in Nntzland besprochen Iverden solle«». — Die Unterhandlungen zwischen Eng land nnd Frankreich, bezüglich der New-Fonnd- land-Küfte verlaufen äntzerst günstig. Frankreich giebt die Küste ans und erhält dafür eine westasrikanische Kolonie. Brüssel. In der Hauptstadt des Kongostaates brach am 21). September eine Mcnterei ans. Die Neger stürmte,t das Hotel und ermordeten fünf Europäer. Serajewo. Die „Bosnische Post" bringt einen inspirirten Artikel, welcher eonstatirt, datz der Besuch des Zarewitsch in Wien das Verhältnis) zwischen Nutz land nnd Oesterreich wesentlich gebessert habe, sintzland erkenne an, datz Oesterreich seine durch die Oec«,pation von Bosnien und der Herzegowina übernommenen Pflichten gewissenhaft und loyal erfülle, stutzerden» eonstatirt das Blatt, datz österreichische und Msische Jute» esse,r sowohl in Europa als auch anf der Laika,parallel laufen» Chemnitz, 13. November. Der Inhalt der Thronrede, mit welcher gestern der preußische Landtag eröffnet wurde, zeigt, daß eine recht, recht mühevolle Arbeit der beiden Häuser der Preußischen Bnndesvertretung harrt, die nicht in Wochen erledigt ist, sondern Mpnate beanspruchen wird. Die Reformgesetzgebuiig will vor allen Dingen das größere Einkommen, den Reichthnm, zur Steuer inehr als bisher heranziehe», und zu diesem Behufe werden drei verschiedene Gesetz« unterbreitet: Neuregelung der directen Staatseinkoiiinienstencr mit der Declarationspflichk, die Erb schaftssteuer und Neuregelung der Gewerbesteuer. Es ist selbstver ständlich, daß eine Erleichterung dct kleineren Einkommen nur dann möglich ist, wenn die großen Einkommen stärker herangezogen werden; es ist ebenso selbstverständlich, daß die bisher mangelnde richtige Steuerveranlagung besonders bei großen Einkommen nur aus Grund der Declarationspflicht oder Selbstciiischätzniig erfolgen kan». Um diese zwei Grilitdbedingnngen ist nicht herumzukvinmen» wenn überhaupt' eine gerechte Steuerreform im Interesse der weniger bemittelten Classen stattfinden soll. Und diese Steuerreform muß stattfinden, weil sie noth- wendig, seit Jahren schon fest versprochen ist. Worum cs sich handeln wird, ist der Umstand: Was soll mit dem Gelde gemacht werden, welches diese Steuerreform ergiebt? Das ist die Hauptsache, und in der Thronrede ist die Wichtigkeit gerade dieses Punktes auch anerkannt. Es wird dort vorgeschlagen, das Geld zur Erleichterung der Gemeinde- lasten zu benützen, die Ergebnisse der Grund- und Gebäudestener sollen den Gemeinden zngewiesen werden. Die Reform der Erbschaftssteuer soll sämmtliche größere Erb schaften mit einem mäßige» Satze, treffen» auch die Erbschaften der Kinder von den Elter»; frei bleiben sollen nur die kleine» Erbschaften. Es bleibt aber zu prüfen, wie es mit den Erbschaften der Kinder von den Eltern zu halten ist. Hier kommen nicht allein financielle Punkte in Betracht, sondern auch solche der Rücksicht auf fest eingewurzelte Volksanschaiinngen. Die Reform der Gewerbesteuer soll keine höheren Gesammteinnahmen für den Staat ergeben, sondern nur zur Ent lastung der kleineren Gewerbebetriebe beitragen. Hier wird vor Allem zu prüfen sein, ob nicht die erhöhte Einkommensteuer nnd die erhöhte Gewerbesteuer zusammeiigenommen etwas stark drücken. Dafür sind ziffernmäßige Belege zn erbringen. Was die Thronrede über die all gemeine, Finanzlage in Preußen sagt, ist nicht neu. Es steht besser als früher, aber keinessalls sehr gut. Im vollen Geldkasten kann der Finanzminister heute noch lauge nicht wühlen, er muß sich immer in bescheidenen Grenzen halten, um so mehr, als das in der Thronrede angekündigte Volksschulgesctz »och weitere Ausgaben voranssetzt. Die Schullasten sind ivvhl die drückendsten Lasten mit für einen große» Theil der preußischen Gemeinden. Das neue Gesetz will die schon früher begonnenen Zuwendungen des Staates an die Gemeinden zur Erleichterung der Schullasten fortsetzen mit dem Endziele, die Lehrergehälter angemessen zn erhöhen, den gestimmten Volksschiilunter- richt zu einem unentgeltlichen zn machen. Diese Ziele sind zweifellos zn billige», und cs kann da nur aus Einzelheiten sich eine Meinungs verschiedenheit ergeben. Das Letzte der großen Ncsormgesetze betrifft die Verbesserung der Landgemeinoeordniing, die sich angesichts der ganzen Reform nicht auffchiebe» läßt. Die Thronrede sagt ausdrück lich» daß von den alten Einrichtungen geschont werden soll, was geschont iverden kann, sie läßt aber auch keinen Zweifel darüber, daß ausgeführt werden muß, was die Zeit gebieterisch erheischt. Das sind die neue» preußische» Neformgesetze. Es laßt sich boraussehen, daß über die großen Ziele derselbe» volles Einvernehmen herrschen wird, und die Debatte», welche heute im Abgeordnetenhaus,! beginne» werden, das auch klarstellen. Es wird aber auch nicht an zahlreichen Widersprächen gegen die Eiiizelbestimmnugen fehlen, welche alte Gewohnheiten und Interessen verletzten. Aber welche Reform kommt nicht in Coustict mit lange als richtig anerkannten Anschau ungen? Jede Zeit fordert ihre Einrichtungen, und so kann auch heute von keiner Seite bestritten werde», daß Vieles in Preuße» sehr der Besserung bedürftig ist. Seit dem Regierungsantritte König Wilhelm's II. ist das vorliegende Reformwerk die erste große Staatsaction in Preußen. So, wie cs den parlamcntaiisthcn Körperschaften vorge schlagen wird, wird es wohl kaum ganz genau zur Anwendung kommen, aber wenn die Parteien sich anf den Bode» des gemein samen Glundprincips stellen, daß eine Reform »othwendig ist, dann Iverden sie auch erkenne», daß kein Gesetz cs allen Theilen recht machen kan». Aufgabe der gesetzgebenden Körperschaften wird es sein, die einzelnen Standes- und Classenintereffe» von der Warte des Gemeinwohles genau zn prüfen, nnd genau gcgen einander abzuwägen. Geschieht das, dann wird immer noch mühevolle Arbeit bei der Fertigstellung der neuen Gesetzgebung nölhig sein, aber die Volksver tretung wirb im Interesse des großen Ganzen auch zu einer Ver ständigung gelange». Politische Rundschau. Chemnitz, den 13. November. Deutsches Reich. D>e Eröffnung der Session des preußischen Landtages hat in gewohnter feierlicher Weise am Mittwoch Mittag im Weißen Saale des Berliner Schlosses durch den Kaiser in Person slattgesnnde». Voran ging Gottesdienst für die evangelischen Ab geordnete» in der Schloßcapelle, welchen, auch der Kaiser mit den Prinzen beiwohnte »ud anf dem der neue Schloßpfarrer Dryandcr predigte, nnd für die Katholischen in der Hedwigkirche. Zu dem Eröffnniigsact im Weißen Saale hatten sich etwa 250 Abgeordnete aller Parteien ciugcfunde», die bekannten Parteiführer waren fast sämmtlich zngcgc». Das Staatsministcrinm erschien uutcr Führung der Herren von Caprivi und Bötticher und „ahm links vom Throne Ausstellung. Tein Eintritt des von den Prinzen gefolgten Kaisers voran ging der Aufmarsch der Schloßgarae, die im Hintergründe des Saales Ausstellung nahm. Mit dreimaligem Hoch begrüßt, dankte der Kaiser verbindlich »ach allen Seilen, nahm vor dem Throne Auf stellung, bedeckte sein Haupt mit dem Helm nnd v.rlas alsdann die Thronrede, die nmsangreicher als sonst ist. Der Ministerpräsident von Caprivi erklärte alsdann die Session für eröffnet. Die Thron rede wurde an mehreren Stellen von Beifall begleitet, so an den Stellen, welche von der Erleichterung der kleinere» Gewerblreibendeii und von der Ueberweisung der Grund- nnd Gebäudestener sprechen. Lebhaften Beifall rief namentlich auch der Schlußpassns hervor. Untep erneutem Hoch entfernte sich der Kaiser. Der silberne Thronsessel befand sich diesmal, im Gegensätze zu früher, ans der Lustgartensrite des Weißen Saales. Gegenüber ist das große Werner'sche Bild, di« Kaiserproclamatio» in Versailles, befestigt. Zahlreiche Zuschauer waren in den Logen zugegen. . — Wie die „Post" hört, ifi die von schlesischen Blättern ge brachte Nachricht, daß an den Kaiserjagde» in Pleß auch der Kaiser von Oesterreich und der König von Sachsen Iheilnehmen würde», »»richtig. — Der neue preußische Landwirthschaftsminister? Eine kleine Episode von der La»dtagseröff„»ng in Berlin hat ziemliche Aufnrerk« samkcit erweckt: Der Kaiser erblickte in den erste» Reihen der Ab geordneten das bekannte CentrnmSmitglied von Huene, reichte dem Abgeordneten die Hand und schüttelte sie ihm mit freundlichem Lächeln. Freiherr von Huene ist bekanntlich schon wiederholt als Nachfolger des Herrn von Lucius genannt. ; — Obcrhofpredlger vr. Kögel wird, wie die „Krcnzztg." mit» lheilt, voraussichtlich nach Ablauf seines Urlaubes sein Amt als Schloßpfarrer wieder übernehme». Sein Zustand ist durchaus nicht so gefährlich, daß an ein Ausscheiden aus der geistlichen Thätigkeit gedacht werden muß. — In der Dienstagssitzung des LcuidcsökonomiecvllrgiumS in Berlin, welcher der Kaiser beiwohnte, »ahm auch der Monarch z» dem zur Debatte stehenden Thema „Die Unfallverhütung in der Land« wirthschast" das Wort. Er führte u. A. aus, er habe aus den ihm regelmäßig vorgeleglen Rapporten zu seinem Befremde» ersehen, daß eine größere Anzahl, zumal weiblicher Bediensteter, i.n landwirth- schaftlichen Betriebe verunglücke, und es sei deshalb »othwendig, auf die Vermeidung solcher Unglücksfälle eine verschärfte Aufmerksamkeit zn verwenden. Wie er schon im vorigen Jahre im landwirthschaft- licheu Verein habe mittheilen lassen, sei er nicht geneigt, bei der Be strafung der für solche Uuglücksfälle haftbaren Unternehmer irgendwie Gnade eintrcten zu lassen, wo eine strafbare Fahrlässigkeit vorliege. Von dem oft we»ig gebildeten landwirthschastlichen Arbeiter könne man nicht verlangen, daß er seine eigenen Interessen und die Sicher heit seiner Existenz ohne Rücksicht aus seine eigene Bequemlichkeit bei der Ausführung seiner Arbeite» wahrnehme. Dem Leichtsinn'und der Unachtsamkeit der Arbeiter müsse durch eine strenge Aufsicht der verantwortliche» Arbeitgeber gesteuert iverden. I» dieser Beziehung erwarte er von den Beschlüssen dieser Versammlung die besten Folge». Im klebrige» sei es ihm eine Freude gewesen, den Bcrathungen des Collegiums beigewohnt zn habe». — Preußisches Herrenhaus. 1. Sitzung vom 12. No vember. 2Vi Uhr. Präsident Herzog von Nalibor eröffnet« die Sitzung mit einem dreifache» Hoch auf den König. Es fand sofort Präsidentenwahl statt. Gewählt wurden Herzog von Natibor zum Präsidenten, Herr von Nochvw-Plessvw znm I. Vicepräsidenten, Ober bürgermeister Bötticher Magdeburg znm 2. Vicepräsidenten. Nachdem noch die Schriftführer gewählt waren, wurde die Sitzung auf Donners tag Nachmittag 1 Uhr vertagt. — Preußisches Abgeordnetenhaus. 1. Sitzung vom 12. November. 1 Ühr. Am Miiiistcrtische: Da- Staatsmmisterinm. Präsident von Küller eröffnete die Sitzung mit dem Ausdrucke der Treue und Ergebenheit gegen Se. Majestät »nd einem dreifachen Hoch auf Kaiser und König, in welches das Hans begeistert eiü» limmte. Nach Bernfnng der Schriftführer durch den Präsidenten fand eine Auszahlung statt. Ü17 Abgeordnete sind anwesend das Hans ist mithin beschlußfähig. Nächste Sitzung: Donnerstag 11 Uhr. (Präsi dentenwahl, Vorlegung von Gesetzentwürfen der Staatsrcgierung). — Hofprediger Stöcker wird voraussichtlich noch bis zum 1. De cember seine Pflichten in der Berliner Dvmgemeinde ausüben. Zu diesem Termin wird kein Nachfolger ernannt sein, »nd sein Amt an- treten. — In iiiehrercu christlich-socialen Versammlungen wurden eicrliche Vertrauenskundgebnugcn für Herrn Stöcker beschlossen. — Der Cnltnsminister von Goßlec in Berlin hat die preußischen Bezirks-Negierungen angewiesen, daraus zn achte», daß nur solche Aerzle als Jmpsärzte angcstellt werden, welche einen Nachweis über ihre Befähigung hierfür geliefert haben. — Der Bundesrath hielt am Mittwoch eine Sitzung ab und überwies mehrere kleine Gesetzentwürfe den zuständigen Ausschüsse». Wichtige Sachen lagen nicht vor. — Nach dem im Bnndesrathe vor- gclegten Entwurf des Reichshaushaltsetats übersteigen die Beiträge der Bundesstaate» zur Rcichscasse vie für das laufende Jahr um 22,035,508 Mk. — Wie die „Post" »iitlheilt, betrage» die außerordentlichen Aus gaben des Reiches im Jahre 1891/92 1,033,439,949 Mk., d. h. 102,475,517 Mk. mehr, als im laufenden Etat. — Der tragikomische Zollconflict, in welchen der französische Botschafter anf der Durchreise in der deutschen Grenzstation H.rlies- thal gcralhe» war, hat durch mündliche Aufklärung eine befriedigende Erledigung gesunde». — Ncichscommissar von Wißmann hat am Mittwoch von Marseille aus die Reise nach Zanzibar augctreten, wo sein Nachfolger, Frhr. von Sode», bereits niigekommeil ist. Die deutsche Cvlonie in Marseille gab dem Rcichscounuissar von Wißmann vor seiner Abreise, noch ein Diner. Italien. Ministerpräsident Crispi, der in Palermo eittgetroffen wurde dort von einer großen Volksmenge sehr enthusiastisch mit Fahncn nnd Musik empfangen. Am Abend fand die große Tafel statt, an welcher der Premier seine Pcogrammrcde für die Wahlen hielt. Neues bot dieselbe nicht. Herr Crispi schilderte die allgemeine Lage in bekannter Weise und gedachte mit großer Wärme des Be suches des deutschen Reichskanzlers. Was die innere» Angelegenheiten betrifft, so sicherte er i» bestimmtester Weise finanzielle und social politische Reformen zu. Frankreich. Die Deputirtenkammer genehmigte den Colonial« etat unverändert. — Die Zeitungen faseln wieder viel vom Abschluß 1
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