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über die Erde fortbewegt, kann jedoch nicht die Rede sein Wohl aber kann die Trockenheit und Hitze in Amerika und Europa desselben Ursprungs sein Eine Reihe von wissenschaftlichen Aufsätzen erklärte die vor jährige Hitze und Trockenperiode durch eine allzu nörd liche Borlagerung der Gürtel hohen Luftdrucks, die sich zu bciden Seiten des Aequators fast über die ganze Erde hinziehen und denen das sogenannte azorische Hoch druckgebiet angehört, das besonders für unsere Gegend in Betracht kommt. Es zeigt sich dies dadurch, daß fort gesetzt hoher Luftdruck von der Südwestecke der Wetter karte, also von oen Azoren her sich nach dem Kontinent verschob und über Osteuropa fortsetzt. Aehulich war auch der Vorgang in der Luftdruckverteilung der letz ten Tage, so daß wieder der trockene Witterungscharak ter vorherrschend ist und die vom Ozean herannahen- den regenbringenden Tiefdruckwirbel noroostwärts ab- gelenkt werden, bevor sie das Festland erreicht haben und bevor der Einfluß ihrer Randwirbel unser Gebiet berührt hat. Hat sich aber erst ein derartig bestimmter Witte rungscharakter, also eine Trockenzeit eingestellt, und durch seine Andauer ausgezeichnet, so ist die Wahr«- scheinlichkeit vorhanden, daß sie sich auch noch längere Zeit hält. Und zwar wird die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Witterungsumschlages mit Zunahme der Dauer einer Trockenperiode geringer, was die vor jährige Trockenperiode sehr deutlich beweist. Was die mehr oder weniger große Hitze anbetrifft, so ist sie zum Teil erst eine Folge der mehr oder weniger großen Län ge der Trockenperiode. Denn je anhaltender der wol kenlose Himmel ist, also je länger die Sonnenstrahlen wirken können, ohne durch einen abkühlenden Einfluß vom Meere her unterbrochen zu werden, desto größer ist die Wärmezufuhr und desto größer die Hitze, zumal ja in den jetzigen kurzen Sommernächten die nächtliche Wärmeausstrahlung nicht lange wirken kann. Wenn daher auch die Hitze dieser Tage mit der des vergangenen Sommers noch nicht zu vergleichen ist, so ist doch Aus sicht vorhanden, daß bei Anhalten der Dürreperiode die Temperaturen wieder eine ähnliche Höhe erreichen Au dieser Tatsache wird auch ein örtlich auftretendes Ge witter nichts ändern, da die ihm folgende Abkühlung immer nur ganz vorübergehend ist. Erst ein kräftiger Tiefdruckwirbel, der das jetzige osteuropäische Hoch all mählich zu verdrängen oder aufzulösen imstande ist, kann einen allgemeinen Witterungsumschlag und damit wieder kühleres Wetter verursachen. Höllen aus Erden. Die Hitzwelle, die gegenwärtig wieder in Amerika wütet und ihre Opfer fordert, stellt auch uns das be drohliche Schreckbild einer Zeit vor Augeu, in der die Strahlen nicht mehr Segnungen und Freude verbrei ten, sondern zu den verderbenbringenden Pfeilen des Phöbus Apollo werden. Doch selbst wenn uns wieder wie im Vorjahr einige Wochen der Schwüle in Aussicht stehen sollten, so können sie doch höchstens gleichsam als ein kleines Fegefeuer betrachtet werden, im Vergleich mit den Hölleugluten, die in manchen Ge genden unseres Erdballes etwas ganz Alltägliches sind. Unter diesen „Höllen auf Erden" ist die schlimmste die des Roten Meeres. Hören wir, was uns ein Reisender, der Franzose Cherillon, davon erzählt: „Wir sind auf der Höhe von Massaura. Schwere feuchte Hitze, in der sich die Glieder gleichsam aus ihren Gelenken zu lösen scheinen, in der jedes Wesen schmilzt und schwach wird, nasse Schwüle, die Tag und Nacht lastet und entnervt. Manchmal scheinen die Kleider zu brennen, man möchte sie vom Leibe reißen. Trotz oes Doppelzeltes, das auf allen Seiten das Schiff bedeckt und das Meer ebenso wie den Himmel verbirgt, sind die Augen entzündet von dem Uebermaß der Helligkeit. Kein Luftzug; die feu rige Luft steht starr und unbeweglich wie eine brennende Mauer. In diesem Meer geht es «licht mit rechten, Din gen zu; bon bösen Geistern muß es verzaubert, mit einem Fluch der dürren Unfruchtbarkeit geschlagen sein. Bisweilen blitzt es auf durch einen Spalt im Zelt und erscheint wie eine Decke von flüssigem Glas, träg, dicht, drückend: Nichts Furchbarercs und Beklemmenderes gibt es, als nn unerträgliches Aufglühen im Sonnen- feuer. Dort hinten, fern am Horizont ahnt man weite in Flammen stehende Wüsten, schreckliche Einsamkeiten, in denen es nur Sonne gibt und Feuer. Man dämmert dahin in einer schweren Betäubung, in der das Gehirn wüst erzittert und einem plötzlichen Aufblitzen der Angst, beim jähen Emporschrecken und jenen wilden Visionen voll Grauen, die sich der widerstandsunfähigen Phanta sie bemächtigen." Die Todesfälle, die durch die Hitze während der Fahrt im Roten Meer hervorgerufen wer den, sind zahlreich. Man zählt hier bis zu 50 Grad im Schatten und wie in Amerika ist es die Feuchtigkeit der Luft, die die Hitze noch unerträglicher macht. Aber der heißeste Fleck ist das Rote Meer noch nicht; in der Sahara werden noch ganz andere Temperaturen ge messen; die größte Wärme, die Henri Duverrier hier feststellte, betrug 67,7 Grad Celsius. In den fran zösischen Kolonien von Nordrfrika steigt die Wärme häufig bis über 40 Grad und man darf von Glück sa gen, wenn man wenigstens von dem glutheißen, gif tigen Wüstenwind verschont bleibt. Eine Vorstellung von der Hitze gibt eine Geschichte, die der General O.ues- noy erzählte. Er fuhr mit der Post von Orlsansville nach Tsnes, als einer der Reisenden rief: „Das wird aber heute eine heiße Fahrt, man kann's schon jetzt kaum aushalten." „So heiß", antwortete der Postillon ruhig, „daß man die Eier an oer Sonne kochen kann." Eine Wette ward abgeschlossen; vier rohe Eier wurden auf den Kutscherbock gelegt, und bevor man die erste Station erreichte, waren sie ganz hart gekocht. Aber nicht nur die Hitze, sondern auch die Kälte schafft Höllen auf Erden. Eine solche ist die Stadt Werchojansk in Sibirien, 67 Grad 33 Min. 31 Sek. nördlicher Breite. Steinhäuser gibt es hier nicht, sondern man wohnt in Holzhüttcn und Erdhöhlen; große Hitze wechselt hier mit Andauernde Hitze in Sicht! Der plötzliche Eintritt einer Hitze, die der Höchst temperatur des vorigen Sommers nur noch wenig Nach sicht, ruft die Vermutung wach, daß auch der diesjäh rige Sommer eine Trocken- und Hitzeperiode im Ge folge haben wird. Die Aachener Wetterwarte teilt fol gendes mit; Es ist nicht zu verwundern, daß bei der vorjährigen Trockenperiode, die unsere wirtschaftlichen und gesund heitlichen Verhältnisse so stark beeinflußt hat, uns jetzt die Hitze doppelt interessiert. Aber nicht nur bei uns zeigt sich augenblicklich eine Analogie zum vori gen Jahre mit Wind, Trockenheit und Sonne, son dern auch in Amerika dauert die noch viel größere Hitze bei Temperaturen von 43 Grad Celsius und mehr an. Dieser Parallelismus muß unbedingt auffallen, und nn willkürlich hat sich der Volksglaube herausgebildet, daß die amerikanische sogenannte Hitzewelle über den Ozean berübergekommen sei. Von einer Hitzewelle, die sich verliehene Feuer wehrehrenzelchen Ferner erhielt der Kam Mandant der Wehr, Herr Hauptmann Klötzer, den Titel und Rang als Brandmeister. Die Firma Carl Edler von Querfurlh stiftele der Wehr anläßlich diese« Jubelfestes einen Fonds von 500 Mark zur Unterstützung von kranken oder im Dienst verunglückteu Wehrleuten. — Dresden, 15. Juli. Heute vormittag brach im Dachboden des Grundstückes Pfolenhauerstraße 65 ein Grobfeuer aus, das bald den ganzen Dachstuhl de» großen Eckhauses ergriff. Eine turmhohe Rauchwolke zeigte weithin die Größe des Brande» an. Die Feuerwehr trat mit mehreren Dampflöschzügen in Tätigkeit. Die Wohnun gen der obersten Stockwerke haben ziemlichen Wasserschaden erlitten. Das Feuer wurde auf seinen Herd beschränkt. — Leipzig. 13. Juli. Bon einem hiesigen Kriminal kommissar wurde, wir erst jetzt bekannt wird, vor einigen Tagen eine Hochstaplerin in ihrem angeblichen herr schaftlichen Zweispänner auf Gummirädern auf der Straße vor einem Cafe festgenommen. Trotz des jugendlichen Alter» verstand e» die Hochstaplerin, ihre Rolle al» Fräulein von Wartenberg mit großem Geschick zu spielen. Sie war mit der Zeit sogar eine bekannte Persönlichkeit in der Herrenwelt geworden. Al» mehrfache Millionärstochter wollte sie sich nur vorübergehend hier aufhalten. Reitpferd und Wagen hatte sie sich angeblich mitgebracht. Nur per Wagen wurden die Einkäufe erledigt und vor den CafS» vorgefahren, wo die vermeintliche junge Millionärstochter ihren Kaffee einzunehmen pflegte. Durch ihre Einfachheit und Zurückhaltung, sowie durch ihr vornehmes Aeußere schien sie auf die Herren einen besonderen Reiz auSzuüben. Die Mutter sollte sich mit gro ßer Dienerschaft ständig auf Reisen und zurzeit in London auf ihrem Schloß befinden. Der Bruder sollte Oberleutnant in einem Dragonerregiment in Metz sein. Auch in der hie sigen Gesellschaft wollte sie schon emgeführt sein. Sie warf mit hochklingenden Namen nur so um sich. Wie später fest gestellt wurde, war sie bei diesen Herrschaften indes nur al» Dienstmädchen tätig gewesen. In dem geeigneten Moment verstand da- junge Fräulein es mit großem Raffinement den Verehrern beizubringen, daß sie sich augenblicklich in Geldverlegenheit befinde und daß sie stündlich auf da» Geld, das wider Erwarten so lange ausbleibe, warte. Den Auser korenen stiegen keine Bedenken auf, und sie halfen ihrer An gebeteten unverzüglich mit dem Nötigen au». Nur ein Herr, dem sein Geld offenbar mehr am Herzen lag, als alles an dere, machte die Kriminalpolizei auf die vermeintliche Millio närstochter aufmerksam. Eine» Nachmittag» war Fräulein von Wartenberg «vieder vor einem erstklassigen Cafe vorge- fakren, und der herrschaftliche Wagen mit seinen mutigen Pferden wartete auf der Straße. Als nun die junge Dame den Wagen wieder bestieg, um noch einig« geschäftliche Be sorgungen zu erledigen, sprang von der anderen Seite ein Kriminalkommissar in den Wagen, nahm neben der Dame Platz und gab dem Kutscher Anweisung, vorerst einmal Wächlerstraße Nr. 5 vorzufahren. Eine kurze Vorstellung, und der Wagen rollte nach der Kriminalpolizei. Hier ange kommen, legte dann die jugendliche Hochstaplerin ein umfas sendes Geständnis ab. Sie entpuppte sich als eine ^jähri ge Schneiderin und früheres Dienstmädchen von hier, die bei ihrer Mutter, einer einfachen Witwe, im Osten der Stadt wohnt. — Großenhain, 15. Juli. Der Roggenschnitt in unserer Gegend hat seinen Anfang genommen. In meh reren Fluren stehen schon die Garben in Puppen. Das herrliche Sommerwetter hat die Reife wesentlich begünstigt. Man rechnet in diesem Jahre mit einem ergiebigen Ernteerträge. — Riesa, 15. Juli. Seit Sonnabend werden hier zwei Mädchen im Alter von 11 und 4 Jahren ver mißt. — Z w ei Dienst m ä gd e, die sich seit 8 Ta gen vagabundierend in der hiesigen Gegend Herumgetrieben und mehrere Einbrüche in Streumen verübt haben, wurden gestern von der hiesigen Polizei verhaftet und ins AmtSgerichtsgefängnis eingeliefert. — Aue, 14. Juli. Mit nun beschlossener Errichtung eines städtischen Versicherungsamtes, sowie eines Kaufmanns- und Gewerbegerichts werden sich die Verwaltungsgeschäfte bedeutend vermehren. Der Rat Hal daher beantragt, eine zweitejuristische Stadtratsstelle zu begründen und die Zahl der unbesoldeten Ratsmitglieder auf S zu er höhen. Die Stadtverordneten überwiesen die Vorlage dem VerfassungS-Ausschusse. Die Errichtung der neuen Stellen wird nicht vor dem 1. Januar nächsten Jahres erfolgen. — Annaberg, 14. Juli. Se. Majestät König FriedrichAugusthat nach Beendigung seiner Erzgebirgs reise am Freitag sowohl dem Amtshauptmann Dr. Weiß wange als auch sodann dem KreiShmlptmann Lossow gegen über seiner hohen Freude über den herrlichenVer- lauf seiner Erzgebirg»fahrt in warmen Worten Ausdruck verliehen. Besonders ivar der König auch aufs höchste befriedigt über die aus Anlaß seines Besuches errich teten wohltätigen Stiftungen. Die Königliche Kreishaupt mannschaft Chemnitz veröffentlicht sofort den Dank des Königs. — Netzschkau, 15. Juli. In der Appreturanftalt von Rich. Popp hier, an der Plauenschen Straße gelegen, brach Feuer aus. Die Entstehungsursache ist unbekannt. — Reichenbach, 15. Juli. In Alt-Rottmannsdorf wurde der 9 Jahre alte Sohn des Strumpfwirkers Heine in Schönfeld von einein Automobil überfahren und sofort getötet. - S der »Hofer in Hof eir des Besitze Fahrt nad Fahrstraße geholter als ich j mir neh Er gen wir! den Des Da neh, heit von tes Ges Tafel ar Tar gehabt : um fie > gesessen. d»e beid beieinan auf dies einen ff Sie kom rem Nef tem iit t geschlag, heiß zur HanS P den ihr < „Nr , „De lie absiö nun wo! „Wi „Ad „Vorher garrc ra müssen < einen ir der „Za die viel« dir Heim den Ras die dem ihrem m ren, erzi Das Gesellsch durch di« nen sich aneinani Schlüng« Han nno ebe Znsamm Han ihm gän nedore i Das trä Stimmu sollte nu nicht an! Nun und Aer gegeben, Bleiben Cs i Brigitte ncm gen Platz. T Rauchen, wann er Doktor § „herrlich Erni ttdiglich Das haßt, nn Doktor i würdige, „Ich er sich e „Ja, dir einen lichr An« „We „Nai geht doch szenen a und ich l Tafeltoas Leute bei weiter, a zu leben gnügen ein Mi ren. au Wirksamk sein. T Freund, i se zu Hal: man sie „Zu gelangen. „O j erst erk.an Die sie intoni de» ganz« scheint, u: noch größerer Kälte. Die Durchschnittstemperatur der heißesten Tage beträgt 30 Grad über Null, die der käl. testen 61,9 Grad unter Null. Die Durchschnittstempe. varur beläuft sich immerhin auf 16,7 Grad unter Null Das Konversationslexikon. Novelle von E. Krickeberg. (8. Sortsegung.) Er ärgert sich im ernsten Augenblick darüber, es kommt ihm so verächtlich, so falsch vor; als er dann aber selber unter dem Einfluß ihrer vornehmen äuße ren Gelassenheit ruhiger geworden, zu vernünftigem Denken gekommen ist, dä empfindet er Bewunderung Und eine große Dankbarkeft für sie. Hätte sie so wenig sich zu beherrschen verstanden, wie er, dann würde dies Zusammensein für sie beide qualvoll oder unmöglich gewesen sein. Dank ihrer korrekten Haltung sitzen sie jetzt plaudernd nebeneinan- wenn auch nicht wie gute Freunde, so doch wie zwei die sich zufällig getroffen und ein leidliches Wohlgefal- len aneinander gefunden haben Zum erstenmal in seinem Leben fühlt er etwas wie Respekt vor den Gesetzen des guten Tons, die ihm immer nur lächerlich, banal und überflüssig vorgekom- men sind, wenn er sie auch selber, seiner Erziehung und Stellung entsprechend, hat ausüben müssen; und er erkennt auch zum erstenmal, daß diese Gesetze nicht immer nur leerer Formenkram sind, daß es auch eig nen guten Ton des Herzens gibt, der schwerer ausza- üben ist, als alle Künste der Welt, denn sein Wahlspruch ist Selbstverleugnung. Es geht sehr vergnügt zu in der Tischrunde. Den ersten offiziellen Toast hat der Ehrenpräsident gehal ten. Jetzt erhebt sich Doktor Hartwig, um die Damen zu feiern. Er tut es in einer humorvollen Weise, durch die ein echter Gefühlston Ningt. Annedores Augen hängen mit strahlendem, stolzen Ausdruck an ihm, der Hans Peter von neuem in Qualen und Zweifel stürzt. Ms er geendet hat, sagt sie mit einem tiefen Aufatmen zu ihrem Nachbar. „Ist er nicht ein prächtiger Mensch? Ich kenne kei nen Mann, der wie er mit einem so durchdringend schar- fen Verstände so viel warmes Gemüt vereinigt." „Sic lieben Ihren Vetter sehr?" bringt er müh sam hervor. „Sehr ist noch gar nicht genug, ich schwärme gerade zu für ihn. — Es ist eigentlich ein Unsinn, daß ich ihn Vetter nenne, weil er zufällig als solcher geboren ist. Ich habe ihn lieb wie einen Vater, und «nein größter Wunsch wäre, daß er es einmal wirklich würde. Aber daran ist nicht zu denken! Mutter und er haben ihre Gatten von ganzem Herzen lieb gehabt und werden sich niemals nieder verheiraten." Sie sagt das harmlos ruhig, diesmal spricht fie wirklich zu einem guten Freunde. Sie ahnt nicht, wel- chen Jubel sie mit den schlichten Worten im Herzen ih res Nachbars entfacht. Er blickt starr vor sich hin, um sich nicht zu verraten. „Haben Sie leinen guten Eindruck von Vetter Mar tin gewonnen?" fragt sie, unsicher wegen seines Schwei gens. Da hebt er die blauen Augen mit einem Blick voll flammender Begeisterung zu ihr empor. „Er wird mein Ideal sein, dem ich nachstreben will, und keinen treueren Freund soll er auf Erden haben als mich — vvit diesem Augenblick an." „Von diesem Augenblick an?" „Ja, denn vor wenigen Minute»« glaubte ich noch ihn zu hassen, oder vielmehr, ich sträubte mich mit aller Gewalt dagegen, ihn zu lieben — obwohl mit we nig Erfolg. „Das verstehe ich nicht!" „Sie werden es auch dann nicht verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß ich bis vor wenigen Minuten ge glaubt habe — Herrn Doktor Hartwigs zükünftige Frau würde Annedore heißen." Sie sieht ihn erst einen Augenblick verständnislos a^ — dann geht wieder der Sonnenschein über ihre Züge, der immer ein herzliches Lachen bei ihr ankündizt, und gleich darauf lachte sie auch hell und lustig. „O Gott, nein! — leider nicht, obwohl ich ihn so fort nehmen würde trotz seiner grauen Haare. Er hat mir eine,» Korb gegeben auf meinen Heiratsantrag, Er se« viel zu vernünftig, sagt er, um noch auf die Schmetterlingsjagd zu gehen. — Na, da muß ich mich halt bescheiden!" Sie lacht noch immer und hebt das Glas zu Hart wig hinüber: „Prosit Vetter, es ist hart, nicht wahr? aber wir müssen es trage»». Prosit — dem Wohl!" Er weiß natürlich nicht, was sie meint, und droht >hr lächelnd. „Trinke nicht zu viel, Wildfang!" Da hebt auch Hans Peter das Glas: „Darf ich mich anschließcn? Ihr ganz Spezielles, Herr Doktor!" „Ihr scheint ja sehr vergnügt da drüben! — Da Haire ich wohl doch recht, mein lieber Dotkor, daß Sie mit Ihrer Tischdame leidlich zufrieden sein würden." „Herr Doktor," ruft Hans Peter erschreckt, „ich. danke Gott, daß ich einigermaßen aus der Berlegenheft heraus bin, und Sie stürzen mich in eine neue! Nicht mich, meine Nachbarin müssen Sie fragen, und ich will sehr glücklich sein, wenn sie nicht eine allzu unangeneh me Stunde bei Tisch verlebt hat — auf leidliche Zufrie denheit hoffe ich schon gar nicht." „Sie scheinen wirklich nur unangenehme Stunde* im persönlichen Verkehr zu kennen," sagt Annedore. „Ich finde, die unangenehmen sind die, in denen man emsieht, daß man sich getäuscht hat in einem Menschen, mit dem man selber es gut meint." „Und die habe ich Ihnen bereitet?" „Ich meine: ja — recht viele!" „Das müßte mich eigentlich niederschmettern, — nicht wahr? — aber Sie wissen ja, ich kann mich nicht verstellen, ich »nuß Ihnen sagen, daß es mich von Herzen freut. Sie habe»» mich doch also für wert