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stimmig zum Erweiterungsbau des Buch händ- lerhauies in Leipzig 160 000 Mark. Waldhe» m, 6. Mai. Um die hiesige Bürger- meisterstcll e bewerben sich 15 Bürgermeister, 10 Stadt räte, 3 Polizeiräte, 1 Stadtamtmann, 9 Ratsassessore», 3 Rechtsanwälte und 2 Gerichtsassessoren. Aue, 5. Mai. Die Eröffnung des erzgeb irgi- schen Kraftomnibus-Verkehrs wird sich noch um einige Wochen verzögern, da in sämtlichen Karosseriefabriken Ausstand ausgebroche», und auch die Firma Lange L Gut zeit in Berlin, die die Lieferung der Karosserien für die Om nibusse oes erzgebirgischen Autoverkehrs in Auftrag hat, mit betroffen worden ist Es sind bereits Einigungsverhandlun gen angebahnt worden, um den Ausstand beizulegen und man hofft, daß in Kürze die Arbeit wieder ausgenommen werden wird. — Auerbach, 6. Mai. Ein Unglücksfall, der leicht einen tödlichen Ausgang hätte nehmen können, ereignete sich gestern nachmittag in der zweiten Stunde auf der Alten Fal- kensteiner Srr. Der Handlungsgehilfe Fritz Herz aus Chern nitz vorlor die Geivalt über fern Rad und prallte mit voller Wucht gegen da-- Tor von Meisels Restaurant. Er wurde besinnungslos in das August Gruhlsche Haus getragen, von wo er mittels Krankenwagens ins Krankenhaus geschafft wur de. Ter Bedauernswerte hm einen Schädelbruch und einer» Schlüsselbeinbruch davongetragen, doch geht es ihm, den Um ständen nach, gut. — Treuen, 6. Mai. In die Luft geflogen ist ain Sonnabend nachmittag irn Hinteren Teil der Krumbie- gel'schen Bleicherei in Veitenhäuser ein Dampffaß (Waren- vämpfer). Durch die Gewalt der Explosion wurde das Dach durchgeschlagen und das Gebäude auch sonst ziemlich erheblich beschädigt: Personen sind jedoch zum Glück nicht zu Schaden gekommen. — Rodewisch, «. Mai. Bei dem Brande des Ga st Hofs zum Bergkeller hier ist auch verschiedenen Vereinen Schaden zugefügt worden. So verbrannte dem Militärverein die alte Fahne, die Gewehre der Gewehrsektion und die Joppen, dem Turnverein die Fahne und verschiedene Bilder, dem Gesangverein „Germania" die Fahne, dem Rad fahrerverein sechs Salonräder und verschiedene andere Ge genstände, der Gesellschaft Harmonie das Theater und ver schiedenes anderes. Die Vereine sollen zum größte»» Teil ihre Sachen versichert haben. Doch ist es schade um die vielen Erinnerungszeichen, die den Vereine»» auch von der Versiche rungsgesellschaft nicht ersetzt werden können. Von dem In ventar des Kalamitosen konnte nur wenig gerettet werden. Eine riesige Menschenmenge hatte sich angesammelt, um bis in die späten Nachtstunden Zeuge dieses grausigen Schauspie les zu sein. Nachts 2 Uhr schreckten drei laute Detonationen die Bürgerschaft aus dem Schlafe auf. Es explodierte»» offen bar die Kohlensäureflaschen, die man halte nicht mehr hinaus schaffen können. DaS Feuer dürfte durch einen Essendefekt entstanden sein. — Pößneck, 6. Mai. Vergangene Nacht ist hier ein großes Feuer ausgebrochen. Es sind zwei mechanische Webereien nledergebrannt, und zwar die von Bernhard Siegel u. Schütze und von Zoch u. Söhne. Alle wertvollen Maschinen sind den Flammen zuin Opfer gefallen. Mehr als 100 Arbeiter sind brotlos. Der Schaden beträgt über 1 Million Mark. Ans unserem StadtMlmnente. Aus der Tagesordnung einer Stadtveroronetou sitzung die Temperatur ersehen zu »vollen, die in der jeweilige»» Sitzung herrschen wird, ist für dei» Unoin- geweihten ein müßiges Experiment; es sei denn, mar» versteifte sich mit einer unerschütterlichen Konsequenz aus das Gegenteil einer vorgefaßten Meinung. hätte zum Beispiel vvraussehen können, daß der erste Punkt in der gestriger» Stadtverordnetensitzung, der die baulichen Erweiterungen in der Gasanstalt betraf, solch temperamentvolle Behandlung gefunden hätte. Der Rot uno der Herr Stadtvercrdnetenvorsteher indessen wußten, vor» „wannen der Wind weht" und wohin er zu gehe»» hatte. Gleich iu seinen einleitenden Wor ten wies Herr Stadtverordnetenvorsteher Hatzfnrther daraus hin, daß Herr Höhl es sei, bei dem mau auf Widerstand stoßen würde. Herr Höhl reagiert mit einer Kopsbewegung, die jeden Zweifel ausschließt. Und da will ihm der Herr Stadtverordnetenvorsteher wohl unter Zuhilfenahme eines Wortspieles ii» versöhnliche Stimmung bringen. Herr Rechtsanwalt Habfurthec meinte er könne es sich ja auch nicht „verhöhlen", daß mau von einigen Erweiterungen, die nicht dringend notwendig wären, absähe. Und dann ließ er sich aus über die vorzunehmenden Erweiterungen. Erstens reich ten die beiden Gasmesser nicht mehr aus und eine Er weiterung des Gasbehälters sei unbedingt notwendig, ferner müsse ein neuer Ofen von 5 Retorten ausge stellt werden und schließlich sei der Neubau einer Esse nötig usw. Insgesamt betragen die Erweiterungsto- sten 17 300 Mark. Und nun bekommt das Wort Herr Höhl und in etwas erregtem Tone kommt es ihm über die Lippen, daß er im Prinzip durchaus nicht gegen die Erweiterungen sei, nur die Art und Wüse der Abstimmung halte er nicht für richtig, die durch sog. Umlaufzettel herbeigeführt worden sei. Es schie ne ihm so, als ob oer Stadtrat die Stadlverordne ten umgehen wolle, wenn es sich um Tausende handele. Als markigen Schlußpunkt fügt Herr Höhl dann noch eine Drohung mit Beschwerde au seinen Satz. Ter Herr Stadtvcrordnetenvorstcher und der Herr Ratsvertceler stehe»» indessen auf dem unverrückbaren Pol größter Geinütsruhe. Ersterer erklärte, daß eine eventuelle Be schweroe sich nicht gegen den Stadtrat, sonder»» gegen ihn zu richten habe, daß er aber in Zukunft von einer Abstimmung durch Umlauszettel abseheu werde Herr Bürgermeister Hesse erklärte den Grund oer eiligen Abstimmung und auch die Umstände, weshalb die Vor- lagc nicht früher oem Kollegium unterbreitet werden konnte, woraus es dann bei dem zustimmenden Beschlusse, den die Zettelabstimmung ergeben, verbleibt. Der 2. Punkt behandelte die angeblich „bodenlose Schlechtig kcit" der Bodelstraße und der Rat hat deshalb vorge- schtagen, die Straße, soweit die bewohnten Häuser »-eichen, mit Kleinpslaster zu versehen. Die Kosten hier für betragen 0025 Mk., die auf den nächstjährigen Etat übernommen werden sollen. Herr»» Stadtverordneten Paul Mcichßner erscheint indessen eine Pflasterung über flüssig uno er hält eine Chaussierung für vollkommen ausreichend Hier könne man sparen. Nach einigem Für und Wider wird indessen der Ratsbeschluß angenommen». Nnu gehl es ziemlich in Geschwindtempo weiter. Zu nächst wird die Fußwegherstellung aus der Schneeberger straße an: Friedhöfe bewilligt, der Umwandlung der gewerblichen Zeichenschule zugestimmt uud die Mittel zur Ermietung eines Räumens für die geplante Unfall station bereitgestellt Im Handumdrehen sind auch die drei letzten Punkte, die teils bekannt sind, teils einschneiden des Interesse nicht haben, erledigt und inan kam zum letzten und interessantesten Abschnitt: die „Kenntnis nahmen". Da erfuhr mau zunächst, daß das ev.-luth. L a n d e s k o n s i sto ri u m beschlossen hat, eine 3. geistliche Stelle hier zu schaffen, und zwar eine ständige, doch soll sie in den ersten 2 Jahren nur vikariscb verwaltet werde«. Und hierzu gibt als traurigen Kommentar Herr Stadtvecorduetenvorst-Her Haßsurther die interessante Mitteilung, daß auf oie in der letzten Stadtverorouetensitzung erfolgte Herabsetz nng des Steuersatzes der Entschluß des Land-'skonsisto riums zurückzusühren sei, das nun an eine sinauziolle Notlage Eibenstocks nicht mehr habe glaube» wollen. Aller Widerspruch, der aus dein Kollegium heraus diesen Ausführungen cntgege«klingt, vermag inöefte« an der Tatsache nichts zu ändern. Dann kommt dec pekuniäre Mißerfolg der Vorbandstheaterabende zur Sprache. Wir erhoben damals gleich nach den» gefaßten Beschluß war nend »lnsere Stimme gegen das Rspertoir. Und gestern mußte man einsehen, daß wir recht gehabt hatten; den» Umstande, daß die Auswahl der Stücke nicht sorgfältig gcnug vorgenvmmen, schreibt man den Mißerfolg zu. Es sind 475 Mark, die stadtseitig zuzuschießen sind. Mit der Bekanntgabe, daß der Stadtmusikdirektvr Tittel zum >5. Mai seine Stellung gekündigt, hatte die öffentliche Sitzung ihr Ende erreicht. Lächsischer Landtag. Dresden, 6. Mai. 2. Kammer. Bor Eintritt in die Tagesordnung macht Staatsmiuister Dr. von Otto folgende Mitteilung: Die Regierung nimmt in Aussicht, den gegenwärtige»» Landtag mit d e m 22. Mai abzu brechen und eine Fortsetzung der Tagung später im Herbst stattsinocu zu lassen, und zwar so, daß der Schluß dec Tagung etwa gegen den 15. September:» Anssicht genommen werde« kam». We sentlichc Voraussetzung dafür ist, daß cS gelingt, den Etat samt dein Nachtrags und Ergänzuugsetat in bei den Kammer« bis zum 22. Mai zu verabschieden Es ist ferner in Aussicht genommen, die Deputationen, die ja be: dem vertagte»» Landtage in Kraft bleiben wer den, so einznberufen, daß sie, soweit es notwendig ist, für die in Rest bleibenden Gesetze etwa vom 15. Septem ber ab ihre Arbeiten beginnen und der künftigen Tagung vorarbeiten Man denkt es sich so, daß die Deputatio nen bei den Kammer» umschichng arbeiten und die erledig ten Sachen einander übergeben. Das Vereiniguugs- verfabren in dei» Sachen, die jetzt so weit gediehe« sind, möchte bis zum 22. Mai ebenfalls erledigt werdest. Was die Diäten, rage anlangt, jo wird der» Land tage ein besonderes Gesetz darüber zugehe«. Dio M- giermig hoff» ».uf dessen Verabschiedung in beiden Kam mern (Bravo!). Auf der Tagesordnung steht zunächst die Schlußberatung über Kapitel 79, Straßen- und Was- serbauverwaltnngeu betr., uud eine Petition i»m Er greifung von Maßnahmen zur Beseitigung oer durch den starken Autcmobilverkehr hervorgeruf'nen Staub belästigung. Cs wird beantragt, das Kapitel 79 nach der Vorlage zu verabschieden und die Petition der Regie rung zur Kenntnisnahme zu überweisen Es entspnint sich eine längere Debatte, in der Staatsminister von Seydewitz auf verschiedene vorgebrachte Wünsche er widerte: Die Staubbeseitigung sei ii» crsier Linie Lache der Gemeinden; der Staat könne nur an seinem Teile bei Herstellung oer Straßen dazu beitragen. Die vor- gcschlagene Verwendung des Abfalls der Zellulose sei zwar ein sehr geeignetes Mittel, halte aber nicht lange vor und werde dadurch teuer. Das beste Mittel gegen dei» Staub sei das Kleinpslaster. In den Etat sei auch eiuc entsprechende Einstelluug erfolgt. Die Herstellung des Kleinpslasters auf den gesamten Staatsstraßen innerhalb oer Ortschaften würde eine« Aufwand von 25 Millionen Mark erfordern. Die Frage der Heranziehung der Automobilbesitzer behalte die Ne gierung fortgesetzt im Auge. Die Fürsorge für d?« Obstbau vertraue die Regierung den Bczirksobstbau- vereinen an. Die Deputationsanträge werden hieraus angenommen. Es folgt die allgemeine Vorberatung über das König!. Dekret Nr. 48, betr. die Projekte Kup- ferhammer-Grünthal-Dcuischneudorf, Theuma-Plauen, Radibor-Kamenz, welches einen Teil der Norooslbahn bildet, sowie die Beteiligung des Staates an der elek trischen Straßenbahn Loschwitz-PUlnitz. Das Dekret wiro antragsgemäß an die Finanzdeputation L über wiesen. Es folgt die Schlußberatung über mehrere Ka pitel des ordentlichen und außerordentlichen Etats. Ob der Hans seine Grete bekommt. Juristische Plauderei. Als Richter kraft Auftrags saß ich vor einigen Jahren in» Richterzrmmer der Vormundichastsabtei- lung des Amtsgerichts, dem ich als Referendar zur Ausbildung überwiesen war, mit dem stolzen Gefüh le, selbständig handeln zu dürfen, ohne Aufsicht dem Publikum als Richler gegenüber treten zu dürfe«. Den,» oer Herr Amtsgerichtsrat, der meine Ausbil dung leitete, überließ mich ganz mir selbst. Ich konn te also niemand fragen, wenn mir etwas Ungewöhn liches vorkam. Das erste Mal fühlte ich so eine kleine Beklemmung. Bald aber gevo, u ich Sicherheit und ähnlichen erholten. Wirkung pc» Stan jedoch gr turch Er! stens reck überhäuf Jede stcigerun äußern i Wort. U konischen päischcn man's li der Welt das Ga» gab's ke gesehen te Wimm den" — der „Val Frühjah Ausland Die eure sind län, gen. M die im 2 Vorher » ungeheu solar Jetzt ab» braucht » se nicht, sich ein. Gewiß r fie zu be gewesen »Dr meiner ü hatte sie geliebte ' anfängt, ohnedies habe ihr und sie guter I» wahr?" Wa wonnevc stch'S ni der Rest und ihr Anna je hatte ih mußte, Mo mitnehrr Erwart» Vorwan »u dürfe Ab» verrate» Lie kor Nach Kenntnis, um einig, stens ein, Als .Die Was ich Toilette, weibliche» »»ach Krc sellschaft zu gehen. Sie stieben g danke, d treffen kt Nack das — r die glatt» Es von ein» weite Fl, Schneew diese Flä blitzsaub« ihren sch weichen 1 Wie die Preise unserer Lebensmittel zu stande kommen. Wer sich für diese Frage interessiert, kann jetzt wieder höchst bemerkenswerte Beobachtungen machen. In den Ostertagen war's kalt, und teilweise siel sogar Schnee. Das hat gewiß den Blüte» der ObstbäunN, die sich in den «warmen Märztagen schon weit vorgewagt hotten, Schaden gebracht Wie großen, kann man gar nicht schätzen, und »vir haben Beispiele genug, daß in Als zurückkeh» wäre ihr gegnete i Briefe w» »var, ob Streich d Hert während einmal ai einen fol» tigung d» länders t „Da Aber ich reiten, di Das vollkomm geben, do bewegen 1 zuwider z -Am Ueren," gnngunge Selbstmo» waltete meines Amtes, als sei ich bereits ei« alter, erfahrene» Richler. Ich gewann ei«c richtige Vorah nung und Bestätigung des bekannten Satzes, daß Gott dem, dem er ein Amt gibt, auch den Verstand gebe. Diese Tätigkeit damals in ver Vormundschastsabtei- lung gehört zu dein schönsten und belehrendste« Teil meine» Referendarzeit. Sv recht mit mir zufrieden wartete ich auch an jenen. Tage in einer der Würde des Amtes angemesse nen Stimmung der Dinge, die da kommen würden. Da trat ein Mägdelein ins Zimmer. Sie hatte ein nicht gewöhnliches Gesuch. Sie wollte nämlich heiraten und sogar recht bald heiraten und ich sollte ihr dazu helfen. Aufmerksam hörte ich ihre Geschichte an. > Sic und der Hans, sie hatten sich schon lange lieb: fie «waren Nachbarskinder uud Jugendgespiclen. Der Haits war sein freier Man» und wackle nun seine Braut heimsühren. Sie hatten sich das beide nicht wei ter schwierig vorgestellt, den»» beide waren noch jung und unerfahren. Beide waren auch auf der wejiten Welt allein. Die Elter»» von Hans waren bereits tot. Die Grete batte ihre Mutter auch schon verloren. Ihr Vutcr lebte zwar noch, sie wußte aber nicht wo und wie Scho» vor vieler» Jahren hatte er fe':«e Familie verlassen, ohne dann wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben. So verlassen hatte die Grete sich ihrem Hans um so herzlicher angeschlossen und war schon sein Weib geworden, ehe der Standesbeamte sie zu rechtmäßigen Eheleuten erklärt hatte. Das sollte nun schleunigst nachgeholt werden. Der Standesbeamte aber hatte sie beide abgewiesen. Denn die Grete war noch minderjährig. Sie bedurfte daher zur Eingehung der Ehe der Einwilligung ihres Vaters. So schreibt es das Gesetz in 8 0305 BGB vor. Nun hasste sie auf Hilfe vom Vornu'ndschaftsgericht, das ja dazu da ist, die Waisen und die von den Eltern vernachlässigten Kin der zu schützen, bei ihnen Elternstelle zu vertreten. Und ich sagte mir, hier muß geholfen werden, wenn nicht zwei arme Menschenkinder in schweres Unglück, wo möglich auch in Schimpf »nd Schande geraten sollten. Jedoch der Fall war schwer. Das Gesetz gestattet in 8 1303 BGB, daß eine Frau bereits nach Vollendung des sechzehnte»» Lebens- '«^r»s die Ehe eingeht Inden» aber die Eheschließung bis zur Vollendung des einundzwanzigsten Jahres an die Einwilligung des Vaters geknüpft ist, ergeben sich ungeahnte Schwierigkeiten. Sind die Eltern tot, dann in die Sache einfach, dann muh ein Vormund bestellt werden, der stets erreichbar ist. Auch der Vormund hat bei de» Eheschließung seines Mündels ein Wörtlein mitzureden. Der 8 1304 BGB schreibt vor, daß er seine Einwilligung zu geben hat. Verweigert er sie gegen bas Interesse seines Mündels, so kann an sei ner Stelle das Vormundschaftsgericht die Genehmigung erteilen. Auch die elterliche Einwilligung kann durch das Vocmundjchastsgericht ersetzt werden, wenn sie einem volljährigen Kinde verweigert wird »Paragraph 1308 BGB. Was aber sollte geschehen, wenn der Va ter noch lebt, aber nicht aufzufiiiden ist? Wer kann dann die Einwilligung zur Ehe geben? Ein Vertreter kann es an Stelle des Vaters nicht tun. Den« dies verbietet Paragraph 1307 BGB. Ich wälzte mein Gesetzbuch und erwog alle denkbaren Möglichkeiten. Schließlich glaubte ich, den richtigen Weg gefunden zu haben, denn iu Ab satz 2 Paragraph 1305 BGB war den» Tode des Vaters der dauernd unbekannte Aufenthalt gleichgestellt. Nahm man dies zum Ausgangspunkt, so waren keine Eltern vorhanden, die die Einwilligungserklärung abgeben konnten, es konnte ein Pfleger bestellt werden, der da»« gemäß 8 1304 BGB seine Einwilligung erkläre« konn- te. Ich «ahm also einen entsprechenden Antrag auf, versprach dem beglückten Mädchen, daß die Sache be schleunigt werden sollte und entließ sie in dein erheben den Gefühls ein gutes Werk getan zu habe». Als darauf der Amtsrichter inen» Machwerk, auf das ich mir etwas einbildete, zu sehen bekam, strich er meine Verfügung durch. Als ich d es sah, blieb mir einen Augenblick das Herz stehen, aber noch betroffener war ich von dem Bescheide, den er dem armen Mädel zukommen ließ, denn er teilte ihm mit, daß ihrem An träge, ihr einen Pfleger zu bestellen, nicht statlgegeben werden könne, da ihr Pater der einzige berechtigte sei, der ihr die erforderliche Einwilligung gebe»» könnte. Als ich ihn erstaunt ansah, wies er mich auf 8 1307 BGB, wonach die elterliche Einwilligung durch keinen Vertreter erteilt werden kann. Ich fragte dagegen,: „Dann soll cs keine Möglichkeit für das arme Geschöpf zur Heirat geben, ehe sie nicht das einundzwanzigshe Jahr vollendet hat?" Er blieb bei seiner verneinenden Ansicht, indem er meinte, es genüge nicbt znr Feststel lung, daß der Aufenthalt des Vaters bauernd unbe kannt sei, die Tatsache, daß die Tochter ihn nicht wisse. Ich habe diese»» Vorfall nie vergessen können und im mer wieder erhob sich mir die Frage, ob es wirklich nicht möglich sein sollte, in einem solchen eigenartigen Fall zu Helsen, und heute wie einst würde ich dieselbe Lösung für zutreffend halten. Und wäre sie auch nicht richtig, wenn man die Sache streng juristisch auffaßt, muß man nicht lieber diese Lösung wähle,» als infolge der Unvollkommenheit des Gesetzes zwei Menschen un glücklich werden zu lassen? Muß man sich nicht sagen, für alle übrigen Fälle, die in Betracht kommen könnte«, hat das Gesetz Vorsorge getroffen nnd nu« soll dieser eine Fall dieser Fürsorge entbehren?