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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 02.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191202029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19120202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19120202
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk ...
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Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-02
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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pflichtig Ku»b i>i »mbcniitlettr» Familie» werde» »ach dem Por- schlaqe des sch»iIa»Sschusses brrüctsichtigt. 1, I» ifcdercixstimmimq >»it dem Schttlausschujfe ivill der Nal das Bade» der Kinder im Lch»ldra»sebad iorigeletzt haben und wünscht, das; die Herren Lehrer die Kinder audnueind auf die Bndegelege»- heü Hinweisen und den Besuch des Bades empfehle«. Der Na! ist überzeug!, daß der Badebesuch hierdurch sofort gehoben wird. 5» Die Bestimmungen über die Erhebung einer städtischen Gewerbe steuer von dem Beiriede der Gastwirtschaften pp., vom 1. Mai 1908, sind von der Königlichen Kreishanptmannschaft zunächst aus drei ^ahre und zwar bis Ende 1911 genehmigt worden. Da die An wendung der vorerwähnten Bestimmungen weder zu Härten gegen die Besteuerten, noch zu Beschwerden Anias, gegeben hat, will man bei der Königlichen Krcishauptmannschast um endgültige Genehmi gung diesed OrtSgesehes nachsuchen. G Aus Bvrschlng des Kochschulausschusses beschließt man, in Anbetracht der allgemeinen Preis-Steige»ung der Lebensmittel vom Januar 1912 an de» Preis für Speisen in der Kochschule von 15 auf 20 Pfg. für ', Portion und von 25 auf 20 Pfg für die ganze Porti on zu erhöhen und eine» AdvnnemcntsprciS cinzuführcn, der init 1,00 M. wöchentlich für die s, Portion und mit I M wöchentlich für die ', Portion vorauszubczablen ist. 7s Die Herstelluog von Zementsnßvoden im Kvchschulraum >vird nach träglich genehmigt. X) Der Entwurf einer Petition nm Erbauung einer Eisenbahn Reichen bach i. B. —Eibenstoä—Landesgrenzc wird genehmigt. ist Kenntnis nimmt man a) von dem Ausfall der Stadtverordnetenergänzuugswahl, ! > vou der Svarkasieniibersicht auf den Monat November 191 l, os vom Fleismbeschauberichtc über den vergangenen Monat, >y von der Wahl des Hausmanns Kurt Felix Gläß als Kasten» bote bei den Krankenkassen. Zur Beschlußfassung gelangten weiter 2 Bau-, lO Steuer- und Schulgeld-, 2 Straf- und 2 verschiedene andere Angelegenheiten. Lächsijchcr Landtag. Dresden, ll. Januar. 2 Kammer. Boi Eintritt in die Tagesordnung gab der Vorsitzende der 4. Abteilung, Abgeordneter Uhlig bekannt, daß die Abteilung die Wahlen der Abgeordneten Barth (Kons.), Schönfeld (Kous.) und Sammler (Kons.) für giltig erklärt habe. Darauf trat das Hau« in die allgemeine Vorberatung der Denkschrift über die Organisation der Kgl. Sachs. Staatseisen b a h n v e r wa l l u n g. Finanzminister v. Seydewitz führt einleUend aus, die Organisation der Generaldirektion der Staatsbahn sei in den letzten Jahren zweimal einer Aeuderung unterzogen worden. Im Jahre 1909 hatte die 2. Kammer an die Regierung das Ersuchen gestellt, die Ver wallung der Sachs. Staatsbahnen baldigst durch Vcrmmdc rung ihrer Instanzen und Erhöhung ihrer Verantwortung zu vereinfachen, damit den Anforderungen, die der Verkehr in einem Lande von der industriellen Bedeutung Sachsens zu stellen berechtigt ist, besser und in mehr kaufmännischer Weise entsprochen werden könne und hierüber dem Landtage eine Denkschrift vorzulegen. In einer im vorigen Jahre stattgehabten Konferenz der Regierung mit einer Anzahl fach verständiger und erfahrener Männer, in der die am 1. Jan 19io eingeführte Neuorganisation der Staatseisenbahnver waltung einer Beurteilung unterzogen wurde, sei der Re gierung eine Reihe äußerst wertvoller Anregungen gegeben worden, die zum Teil verwirklicht worden seien, teils noch verwirklicht werden sollen, u. a. sei auch der Ankauf oon Kohlenfeidern durch den Staat angeregt worden. Der Mi nister führte eine Reihe von Maßnahmen an, durch die den vorgebrachten Wünschen Rechnung getragen werden soll. Die Regierung sei in den letzten Jahren aus das eifrigste bemüht gewesen, die Geschäftsführung zu vereinfachen, sodaß sich seit den» Zähre 1908 der PeJonalbcstand im Betriebe um ziemlich lo"„ vermindert habe, während der Verkehr und die Einnahmen der Staatsbahnen ganz bedeutend gestiegen seien. Die jetzige Organisation habe sich daher durchaus be wähn und S achten habe nächst Preußen die h ö ch st e E i e n b a h li reut e. Abgeordneter Nie: Hammer (NutUb.n Seine Freunde forderten nach wie vor ein Verkehrs Ministerium. Der jetzige Verwaltungs avparat in weder einheitlich noch cunach. Er beantrage die lleberweimug der Denkschrift an die Fmlmzdcpmalwn im Einvernehmen mit der Finanzdeputalion 11. uch von kon servativer und freisinniger Seite wurde ein Verkehrsministerium verlangt Sloatsmimsrer v. Seydcwi tz erklärte, , daß für Sachsen ein V e r k e h r s m i n i stc r i u m nicht i n F rag» ko m m e u könne. Für einen Staat wie Sach sen sei es von ganz hervorragender Wichtigkeit das; die Eiser bahnverwoltung in unmittelbarem organischem Zusam menhänge mit der Verwaltung der Staaissinanzen bleibe. So würden die Interessen des Verkehrs am besten gewahrt und große Kosten vermieden. Tie Denkschrift wurde dann antragsgemäß an die Finnuzdeputationen und k verwiesen. Nächste Sitzung morgen vormittag 11'g Uhr. Auf der TaAesordnung stehen verschiedene Etatkapitel, Rechenschafts belichte und Petitionen. Schluß nach 3 Uhr. Dresden, 81. Januar. Die erste Kammer erledigte heute verschiedene Punkte des außerordentlichen Etats, Eisen- bahnangelegenheiten betreffend, sowie Kapitel 36» Oberver waltungsgerichi, sämtlich nach der Vorlage. Ferner erklätte man sich einverstanden mit dem Gesetzentwürfe über die Zu sammensetzung des LandtagsausschusseS zur Veiwaltung der Staatsschulden und mit dem Nachtrag zur Geschäftsanwci- sung für genannten Landiagsausschuß, Zwei Petitionen, ebenfalls Eisenbahnangelegenheiten betreffend, ließ dos Haus auf sich beruhen. Mehrere Kapitel des Rechenschaftsberichts für 1908 09 winden mit den darin enthaltenen Elatsüber- schrcitungen genehmigt. Zwei Petitionen privaten Charakters ließ man ebenfalls auf sich beruhen. Eine Debatte fand zu keinem der auf der Tagesordnung stehenden Punkte statt. Nächste Sitzung morgen 11"/, Uhr. Das Tanzen in gesundheitlicher Beziehung. Für alle, welche eine sitzende Lebensart führen, mehr geistig tätig sind oder Stubenarbeit zu verrichten haben, ist das Tanzen unzweifelhaft eine der besten Leibesübungen, weil cs Bewegungen veranlaßt, die gleichzeitig der Gesundheit dienlich sind und des Men schen Herz erfreuen. Eine heitere Stimmung ist immer von graßcm Ein fluß auf den Körper, allein nicht minder eine taktwä- ßige Bewegung des ganzen Leibes, denn sie befördert den Stosfumsaß, und dadurch erhalten das Blut, die Zellen, Muskeln und Nerven neue Nahrung. Ein durch geistige Arbeit überanstrengtes Gehirn findet die nötigc Muße, die vom Sitzen steif gewordenen Glieder werden wieder geschmeidig durch die wechselnde und schnelle- Bewegung Es ist also auch aus diesem Grunde leicht erklärlich, warum die Jugend so gern tanzt, und warum die Alten es nicht lassen können. Es ist Tatsache, daß Tanzübungeu, oie täglich und mir Vorsicht augestellt werden, wie wenn es sich um eine Schularbeit handelte, bei jungen und bei älteren Mädchen von schwacher Gesundheit zum großen Teil die Gymnastik ersetzen können. Soll aber der Tanz ei« wirksames Heilmittel sein, so ist es nötig, ihn in richtigem Maße und Takt anszusühren, iveil andernfalls üble Folgen unausbleiblich sino. Bei keiner körperlichen Hebung ist größere Borsicht geboten, als beim Tanz. Die Uebelstände, die daraus hervorgehen können, sind zahllos: Atmungsbeschwer den, Herzklopfen, zu starke Transpiration, Lungenent zündung, Fieber und dergl.. Die Ursachen aller dieser Uebel sind folgende: Man tanzt gewöhnlich in einem Saale, worin die Luft zu warm ist, weil entweder die Bcntilation ungenügend, oder die Beleuchtung zu stark ist. Solche Luft ist sehr schädlich für die Lungen und die Gesundheit überhaupt. Die engen Taillen verhin dern das Einatmen per notwendigen Luft. Ferner ist der Zug, der beim unvorsichtigen Oesfnen der Fenster entsteht, schon oft die Ursache der Lungenschwindsucht und eines schnellen Todes gewesen. Man tanzt ge wöhnlich zu lauge und findet dann der Uebermüdung wegen den Schlaf nicht mehr. Durch eiskalte Getränke wird die Transpiration gehemmt. Das Tanzen gleich nach dem Essen ist schädlich: man sollte mindestens eine Stunde warten, wenn auch die jungen leidenschaftlichen Tänzerinnen das lange Sitzen gewöhnlich für überflüs sig halten. Gänzlich verboten ist der Tanz allen, deren At mungsorgane leidend sind, weil in der erhöhten Tem peratur und durch die gewaltsame Bewegung ein Blut stürz die Folge sein kann; ebenso ist allen, die an Herz klopfen leiden, vom Tanzen abzuraten. Der gefähr lichstc Tanz ist der Walzer; wie er setzt getanzt wird, ist er nicht mehr der frühere „Schleifer", sondern ein dreitaktiger Galopp. Es wäre eine Aufgabe für die Tanzlehrer, das ursprüngliche Tempo des Walzers wie der einzusühren und die alten Reigentänze wieder zu beleben, damit das Tanzen allen eine durchaus un gefährliche Lustbarkeit und Erholung böte. Göttin Dämon. Roma» vo» Richard Marsh. (23. Forlse- ung.) Kapitel 18. Ich werde vorgeladen. Wenn es nach mir gegangen wäre, würde Fräulein Moore einen Zufluchtsort aufgesucht haben, wo sie sich hätte verbergen können, bis die drohende Wolke vorbei gezogen, und ihre Unschuld ans Licht gekommen wäre. Alles wäre meiner Meinung nach bester gewesen, als daß sie Gefahr lief, einem Polizisten in die Hände zu gerate» Aber Hume ivolltc nichts davon wissen. Es klopfte, während ich aus meinem Beilrand saß und über legte, ob es nicht am besten sei. Selbstmord zn begehen, da ich nun doch mal nicht gemordet hatte. Es war Hume. Er warf mir beim Eintreten einen seiner schnellen, durchdringenden Blicke zu. „Irgend was neues?' „Mensch, ich habe mich wie ein Dummkopf benommen, wie ein Dnmmkopf." „Hm! Aber ich fragte, ob es was neues gäbe?" Ich erzählte ihm meine Unterredung mit Symonds. Er lächelte die ganze Zeit über, als wenn ich ihm einen Schwank erzählte. Als ich zu Eude war, rieb er sich das Kiun. „Sic haben Ihre Schiffe hinter sich verbrannt, das ist klar. Niemals werden Sie statt der Dame gehangen werden. Diese Mordgesclnchte von Ihnen renkt lein Mensch wieder ein! Das haben Sie wirtlich sehr hübsch gemacht, mein lieber Ferguson!" Sein Hohn ließ mich kalt. Mick quälten andere Gedanken. „Sollte mich garmcht wundern, wenn er schnurstracks hin- gegangeu wäre, um sie zu verhaften, und nur um meiner — um meiuer blödsiuuigen Dummheit willen." „Ich glaube nicht. Die Dame ist für diese Nacht sicher. Die Polizei arbeitet nicht ganz so. schnell, wie Sie zu deuten scheinen. Sie weiß, wo fie sie zu finden hat, falls sie sie braucht." «Das ist es ja! Hume, tonnte sie nicht bewogen werden, dorthin zn gehen, wo die Polizei sie nicht finden würde." „Ich hosfe, so töricht ist sic nicht. Wcglanfcn würde gleich bedeutend sein mit sich schuldig erkläre». Ganz England würde ihr auf den Ferscu sitzen. Besser bleiben und der Sache ins Gesicht sehen. Morgen ist die gerichtliche Untersuchung. Als einer der Hauptzeugcn werden Sic ja in der Lage sein, Licht in das Dunkel zn bringen und ihre Unschuld in aller Menschen Augen wieder her, «stellen. Die gerichtliche Untersuchmig — daran hatte ich noch gar- nicht gedacht. Und morgen? Wie ein Schreck fuhr es mir in die Glieder. Das hatte Symonds also mit seinen ironischen Bemerkungen gemeint. In meiner jetzigen Gemütsverfassung,, mit meinem wirren Kopf nnd der stockenden Zunge, könnte 'ein geschickter Fragesteller mich dazu bringen, Gott weiß was, zu sagen — so daß just meine eigenen Worte sie an den Galgen lieferten. Am liebsten wäre ich sofort geflohen, um jede Gefahr zu meiden, ihr dadurch zu schaden, daß ich mich bei einem Wort gefecht mit dem Untersuchungsrickter nicht in acht zu nehmen verstand. Aber ich dachte daran, baß sie erklärt hatte, sie fühle sich in meiner Nähe sicher; und im Innersten glaubte ich doch, daß, wenn es zum äußersten käme, ich ihr Hilfe und Rettung würde bringen können. Und so, da ich unmöglich ruhig zu Hause sitzen und grübeln konnte, ging ich, anstatt weiter weg, näher zu ihr bin. Nachdem ich hastig ein Mittagessen zu mir genommen hatte, fuhr ich per Droschke nach Brompton, und schlich hier Stnnde um Stunde in der Nähe ihrer Wohnung hernm. Immer und immer wieder ging ich an ihrem Hause vorbei. Ein Licht brannte hinter einein Fenster in der ersten Etage. Ob es wohl ihr Zimmer war? Ich hätte was drum gegeben, wenn ich den Mut gefunden hätte, mich zu erkundigen. Aber mein ganzes Nervensystem war in Unordnung geraten. Ich fürchtete mich davor, gesehen zu werden, als sei ich aus un passenden Gründen da. Wenn irgend jemand aus irgend einer Richtung kam, so beschleunigte ich meine Schritte, daß es fast einer Flucht glich. Einmal, als jemand gar eine Ecke des Fenster- Vorhangs aufhob, um auf die Straße hinunterzusehen, gab ich einfach Fersengeld lind rannte davon. Eins erfüllte mich mit einer gewissen Befriedigung, — so weit ich beurteilen konnte, wurde das Haus jedenfalls nicht von der Polizei überwacht. Die Dame konnte nach Belieben kommen und gehen. Ich war angcnscheinlich der einzige, der Interesse dafür hatte. Etwas tnig vielleicht das Wetter hierzu bei, das sehr schlecht war, selbst für London. Wir hatten einen entzückenden Nebel, der sich aus einem ganz unerfindlichen Grunde absolut nickt von einem beißenden Nordost beeinflussen ließ, und daneben einen schmierigen Regen. Ich trug einen Regenmantel, fühlte aber doch, daß ich bei fortschreitender Nacht nicht gerade trockener wurde. Ich hätte selbst nicht sagen können, worauf ich eigent lich wartete, bis so gegen Mitternacht ein Wagen die Straß« hcraufjagte, in dem ich beim Vorüberfahren Fräulein Adairs Gesicht erkannte. Wie ein Blitz war ich hinterher nnd erreichte ihn jnst, als er bei Nr. 22 vorfukr. „Fräulein Adair" rief ich, als die Dame sich anschickte, tt» Regen nnd Schmutz auszusteigeu. „Himmel, Herr Ferguson, sind Sie das? Was lnn Sie zu dieser nächtlichen Stnnde denn hier?" „Ich — ich dachte, ich ivollte mal vorgehen und mich er kundigen, wie — wie es Fräulein Moore ginge." ' „'Nun, und haben Sie sich erkundigt?" „Nein, ich ich dachte, ich ivolltc warten, bis Sie vom Theater nach Hanse kämen und — nnd Sie fragen?" Von ihrem erhabenen Sitz in der Droschke aus musterte Fräulciu Adair mich vou oben bis nnten, und sah sehr wohl, daß ich weder so sauber noch so trocken ivar, wie ich hätte sein können. „Und bitte, wie lange haben Sie mich hier erwartet?" „Oh, einige — einige Minuten." „Ein paar nette Minuten, sollte ich denken. Und wo habe« Sie gewartet?" „Oh, ich - ich bin hier so ein wenig hrrmngebummelt." „Im Schmntz?! Wenigstens nach ihrem Aussehen zu urteilen. Sie sehen ganz unglaublich aus! Ich will nur kosten, daß Ihre Nachtwache keine üble Folgen für Sie hat. Uevngens kann ich Ihnen zur Beruhigung die Mitteilung machen, daß Fräulein Moore, als ich fortging, krank war." „Krank! Nicht — nicht wirklich krank?" „Wirklich krank. Diesmal kann kein Zweifel darüber sein. Sie liegt zu Bett. Dr. Hume sagt, es sei da« Resultat der Reaktion nach der Spannung, nnd man hätte es erwarten müssen." „Hume! Ist Hume hier gewesen?" „Sicherlich! Und noch ein anderer Arzt." „Aber — was wollte Hume?" „Mein lieber Herr! Dr. Hume ist ein Arzt, und ein sehr geschickter noch dazu!" „Ja, aber nur in Spezialfällen. Dies schlägt nicht in sein Fach." „Ich glaube Sie irren sich. Ich möchte sogar behaupten, daß alles in sein Fach gehört. Und außerdem ist er ein langjähriger und guter Freund von Fräulein Moore." „Oh, ich — ich wußte nicht, daß er ihr so — so nahe steht." Ich fühlte, daß die junge Dame mich von der Seite beobachtete. Sie wnsttc, daß sie mich quälte. „Oh, meiu Besler, ja. Ich glaube freilich nicht, daß Bessie gerade sehr für Tr. Hume schwärmt. Eher umgekehrt. Ich glaube, sie kau» den Mann nicht leiden. Wenn ich auch nicht weiß, warum. Er ist so uett — und so klug. Mögen Sie nicht auch kluge Menschen gern?" „Nein, ich nicht, nie und nimmer." „Soll ich nachfragen, ivie es mit Bessies Befinden jetzt steht, oder ist es Ihnen einerlei?" „Bitte, wenn — wenn Sie es mich wissen lassen möchten." Sie öffnete die Tür mit einem Hausschlüssel und erkundigte sich bei dem Mädchen, das im Hausflur erschien. „Wie geht es Fräulein Moore?" „Ich glaube, nicht ganz so gnt, Fräulein. Ich schickte zu Dr. Nocholds, und dachte daran, auch noch zu Dr. Hume zu schicken." „Hume!" fiel ich ein. „Ich würde nicht zu Hume schicken. Der andere ist eben so gut, wenn nicht besser." Fränlein Adair wandte sich zu mir. „Aber, meiu lieber Herr Ferguson, Dr. Hume ist ein sehr geschickter Arzt." „Ja, aber — aber nicht in solchen Fällen. Ich bin über- zengt, der andere ist besser. Und wenn Sic winychen, schicke ich noch einen; ich — ich weiß einen sehr berühmten." „Nnd was sagte Dr. Nochold?" „Er schien der Ansicht, daß alles gut ginge, daß sie nur etwas Fieber hätte. Darum schickte er eine Pflegerin, die die Nacht bei ihr wachcn soll." „Oh, dann ist sie ohne Zweisel ganz gut aufgehoben. Gute Nacht, Herr Fergusou. Besten Dank für Ihre Nachfrage." Sic bcglcitctc mich zur Tür, ohne mir auch nur die kleinste Gelegenheit zu geben, ein Wort einzuwenen. In den: Wagen, der sic vom Thcater gebracht hatte, fahr ich heim. Hume freilich! Warum hatte ich nicht Medizin studiert? Wcun es in dieser Nacht in ganz London einen elenderen Mann gab als mich, so hätte ich ihn wohl sehen mögen. Und am folgenden Tag war cs noch schlimmer! Sie hielten die Untersuchung nach schöner englischer Sitte in einer Kneipe ab — einem Lokal, das lein anständiger Mensch bei anderer Gelegen heit betreten hätte. Da, in einen» langen Zimmer mit sand- bcslrcutcm Boden, saßen der Leichcnbeschauer und das Totenschau« Schwurgericht. Die Zeuge» standen herum, als ob sie nichts mit sich anzufaugen wüßten. Sehr viele Polizisten waren zu sehe». Und eine bunt zusammengewürfelte Menge von zweifelhaft ausschendcn Männern, Frauen und Kindern bildeten da» Publikum. Ter Leichcnbeschauer war ein Mann namens Evanson — ein Dr. Reginald Evanson. Ein kleiner, niagerer Mann mit scharfen Zügen und rotem Haar, der aussah, als ob er dem Trunk ergeben wäre. Ich müßte mich sehr irren, wenn er nicht angcstellter Leichcnbeschauer geworden ivar, weil es mit der Präzis nicht hatte gehen wollen. Ich faßte eine heftige Anti pathie gegen den Menschen, so wie ich ihn sah; und ich glaube ihm ging es ähnlich. Was seine Geschworenen anbetraf, so waren er und sie einander würdig. Es war kein einziger dar unter, dem ich auf sein Gesicht hin auch nur hundert Mark ge liehen hätte. Sie begannen die Verhandlung mit einer Besichtigung der Leiche. Edwin Lawrence lag noch auf seinem Bett, so daß st« eitrige hundert Meter bis dahin zu gehen hatten. Es schien, als machte ihnen diese kleine Exkursion Spaß, denn zwei oder drei tuschelten und lachten zusammen, als sie zurückkehrten; und ich hätte mich auch nicht gewundert zu hören, daß sie sich mit einem Gläschen Schnaps am Schenktisch erfrischt hätten. Dann wurden die Zeugen vorgcrufen. George Atkins. Atkins und ich hatten das Entsetzliche zuerst entdeckt. Sie hielten ihn nicht lange auf. Was er zu sagen hatte, brachte er m einem festen geschäftsmäßigen Ton vor, den ich nur nachahme« zu könne» hoffte, wc»n die Reihe an mich käme. Er erzählte, wie er den Morgenkaffee an Lawrence Schlafzimmertür gebracht hätte; wie er leine Antwort erhalten hätte; wie er mir Kaffe« gebracht und Mitteilung davon gemacht hätte: wie ich den Bakko« entlang gegangen wäre, durchs Fruster gesehen und ihn herbei gerufen hätte; wie wir zusammen ins Zimmer gegangen wären, und was wir dort auf dem Fußboden liegen sahen. Als Atkins so weit erzählt hatte, entließen sie ihn. „Bian rufe John Ferguson!" Es war unnötig. Joh« Ferguson stand wartend dicht dabei, ganz zu ihren Diensten — oder wenigsten» so weit zu ihren Diensten, wie er überhaupt je stehen würde. Ich trat an den Tisch.
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