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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189105209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910520
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-05
- Tag 1891-05-20
-
Monat
1891-05
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.05.1891
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sLchs 1 sck, er Lande».««teiger («hemnltze» General-Anzeiger). Nr. 113. — 20. Mal 18-1. U-- führen, um demselben für den Verrath der Fabrikationsgeheimnisse obiger Firma «ine größere Summe zn bieten. Dieser Arbeiter wies den Fremden an den Werlmeister, der sich aber unzugänglich zeigte. Bier Wochen darauf «achte derselbe Fremde einen zweiten Versuch, bei welchem man ihn jedoch festnahm und zur Polizeiwache brachte. Wo er sich als Heinrich Engelmann ans Prag legitimirte. — Münzenfund. Der Bäckermeister und Materialwaare» Händler Robert Fickert in Geilsdorf bei Plauen fand vor ungefähr 3 Wochen aus dem Raine seiner Feldgrundstückes eine alte Silben münze in der Größe eine- FünfmarkstücteS von durchaus guter, den! ljcher Prägung. Al» er am 4. d. Mts. an der nämliche» Stelle weiter nachgrub, fand er in einem Ledeibcutel 20 Stück gut erhaltene gröbere und kleinere Silderwünzrn, welche aus der Zeit des dreißig, jährigen Kriege» stammen. Von den größeren Münzen soll das Stuck — »och der Beurthcilung eines Sachverständigen — einen numis matischen Werth von 50 Mk. habe». Der Besitzer hat jedoch keine Lust; dieselben zu verkaufen. — Gelen an. Wie bereits genieldet, ist Einer von den drei bei dem hierorts am 6. Mai stattgesundenen Brande vernnglücktc» Feuerwehrleuten» Namens Buschmann, seine» schweren Brandwunden erlegen. Die beiden anderen verunglückten Feuerivehrlente, Dietz und Föruer, liegen noch schwer darnieder, und erfordert ihre Pflege außer ordentlich viel Sorgfalt und Mühe. — Reichend ach, 15. Mai. Der im Herbste dieses Jahres zusammentretende sächsische Landtag wird sich abermals mit dem Bahnprojccle Reichenbach-Mylau zu beschäftigen habe». Daß dasselbe Beachtung findet, ist ziemlich sicher, da Mylau die einzige industrielle Mittelstadt Sachsens ist, die noch keine Bahn besitzt. Da aber die Höhenlage de» h csigeu BahnhoseS im Vergleiche zu derjenigen Mylaus eine sehr bedeutende ist. so muß die Bahn, wenn sie nicht zu große Steigungen erhalten soll, eine» großen Umweg mache». Eine vor gestern abgehaltene Versammlung des Bahncamites, der vie'e Groß industrielle beiwohnte», beschloß, als Bau'inic iu Vorschlag zu bringen: Vom Bahuhose über Oberreichenbach—Altstadt—Acker nach Mylau. Dort muß der Bahnhof so angelegt werden, daß später die Bahn bis Lengenseld (dem Thale der Göltzsch entlang) leicht angeschlvssen Werde» kann. In Mylau hofft man noch auf den Bau einer Bahn, Mylau—Greiz weil die Mylauer Industrie eine lebhafte Verbindung mit Greiz unterhält. Chemnitzer Stadt-Slnzeiger. wn Ur-inid« »»!«»« «l-tle» wkrd«n krtncht. IM« wicht!,- «-,-d-od-it-» ,«ri,ft mtt>u«v-n». und Ehrke noch hinlänglich Gelegenheit geben, sich dem hiesigen Publikum i» ihrer Bielsiitigkeit zu zeige», die sich auch auf die treffliche Handhabung verschiedener Musikinstrumente erstreckt. —r—. Ein entsetzlicher UnglllckSsall mit tödlichem Ausgaugc ereignete sich am ersten Pfiiigstfeiertage kurz »ach Eröffnung des Volksfestes aus dem Schützenplatze in Alten orf und zwar in einer daselbst ausgesiebten sogenannten Rutschbahn, welche indeß nach Art der Earoussel» oder Reitschulen eingerichtet ist und mittels Dampf kraft betrieben wird, lieber den Hergang berichten Augenzeugen übereinstimmend, daß ei» mit dem Cassire» der Fahrgelder beanf tragter Arbeiter während des ziemlich schnellen Ganges der Rutschbahn seiner Verrichtung in der Weise »achgi'ng, daß er den zwischen den einzelnen Wagen befindlichen, nicht gerade großen Zwischenraum einfach übersprang, um von einem zum andern zu gelangen. Hierbei ist er jedeniall» von einem der Trittbretter, welche dem Fuße aller ding» nicht allzugioßen Raum bieten, abgernljcht und so unglücklich in das Getriebe geralhe», daß ihm eins der Beine sammt dem Ober, schenke! buchstäblich ans dem Leibe gedieht, bezw. gerissen worden ist, auch wurde» ihm beim Niedersalleu einige Rippen eiugrdiückt. Die zunächst in den Wagen sitzenden Fahrgaste wnrden von dem Blute des Unglücklichen bespritzt, welcher nach etwa 10 Minuten eine Leiche war. Der BedauernSwerthe ist ein i» Chemnitz wohnhaft r Eiseuhobler Nimens Anton Kreß und hiuterläßt ein« Frau mit einem Kinde »ach anderen Angaben sollen eS ineprcre sei». Ein hämischer Zufall wollte es, daß die Frau dcS Verunglückten unfreiwillige Zeugin dcS tragischen Geschickes ihies Gatten wurde, der als fleißiger Arbeiter allgemein gerühmt wird, und sich während der Festlage einige Groichen zu verdienen gedachte. Der Wcilerbetriev der übrigen» recht sinnreich construirtcn Reitschule oder Rutschbahn wurde zwar seitens der Sicher lieilsorgane sofvit vorläufig nntersagt, die Wiederaufnahme desselben jedoch nach Beseitigung aller Gefahr und Gewährung aller Garantiert, für die Sicherheit der dabei beschäftigte» Personen gestattet. —* Verbrannt. Am Sonnabend Nachmittag spielte ein 2jähriges Mädchen in einer Wohnung auf dem Sonneuberge mit einem in der Stube anwesenden jungen Manne. Hierbei kam das Kind einem auf der Diele stehenden, mit heiße», Wasser gefüllte» Eimer zu nahe, fiel in diese» hinein, und erlitt dabei schwere Brand wunden; so daß bei», Abziehen der Kleider die Haut in Fetzen a» diesen hängen blieb. Das arme Kind wurde sofort in's Siadlkranken ha»s gebracht und ist dort am Sonntag Vormittag an den erlittene» Verletzungen gestorben. Chemnitz, den 19. Mai. —t—. kost ckestum. Angenehme Festtag« waren die nun mehr hinter uns liegenden Pfingftfeiertage gerade nicht, namentlich War der erste Festtag bis auf wenige sonnige Stunden von einem Wetter begleitet, welches wohl dem April alle Ehre gemacht haben würde, für den vielbesungenen „Wonnemonat" aber durchaus nicht paffen wollte. Auf die wiederholten mit kurzen Sonmnblicken wechselnden Regenschauer, vermischt mit ziemlich sta'ken Graupeln, folgte trotz der niedrigen Temperatur noch ein förmliches Gewitter, welches sich mit lebhafte» Blitzen und heftigen Tounerschlägeu über «nfrrer Stadt entlud; glücklicherweise aber nicht von langer Dauer War. Am zweiten Feiertage hielt zwar die Witterung trotz wieder holten Drohens mit Rege» bis zum Ende aus, es herrschte aber, noch vermehrt durch die z emlich starke Luftströmung, meist eine solch empfindliche „Maikühle", daß man sich in den Winter zurück versetzt Wähnte, zeigte doch das Thermometer am Morgen nur 3° li. über Null. Nach den vorhergegangenen köstlich warmen Tagen berührte diese niedrige Temperatur doppelt empfindlich und verlockte durchaus nicht zu den gerade am Pfingstfeste so beliebten MorgoianSflüg:». Für die Landwirthschast dürfte diese Witterung bis jetzt nicht Schaden gebracht, sondern in, Gegentheil insofern ihr Gutes habe», als sie das AnStrocknen des Erdboden- verhütet und die allzu üppige Entwicklung der vielen Schädlinge des Getreide-, Obst-, Garten- uud Weinbaues verhindert oder doch erschwert. —i—. Die Capelle des hiesigen Regiments eröfjnete mit der am 1. Pfiugstseicrtage auf de», Hanplmarktc in unmittelbarer Nähe der in Thätigkeit gesetzten große» Fontaine abgehaltene» Piatz- musik für dieses Jahr die Reihe jener öffeutlicheu Musikaujsührungeu, welche dieses tr>f,lich geleitete Musikchor während des Svmmcrs jeden Sonntag bei günstigem Wetter unserem Publikum bietet. Doch wurde -der Anjang wegen des eingetreteuen heftigen Regenschauers um etwa eine Viertelstunde verzögert, während die Witterung dann bis zum Schluffe der Aufführung günstig blieb. Wie stets bei diesen Anlässen hatte sich auch diesmal ein zahlreiches bunt gemilchtes Publikum ein gesunde», ui» den der Bedeutung des festlichen Tages angemessenen harmonischen Darbietungen zu lauschen. Einen besonders abwcchs lungsrochen Anblick gewährten neben den Uniformen der Soldaten und Chargiricn nuferer eigenen Garnison die Waffenröcke der nach hier beurlaubten Angehörigen verschiedener deutscher Truppculhcite uud Waffengattungen, welche sich von den lichten Frühjahrsloiletien der zahlreich erschienenen Vertreterinnen des „schönen Geschlechts" recht wirkungsvoll abholen. —i—. Der übliche musikalische Weckruf, welcher stets dem solenne» Auszuge der privilegirtcii Schcibenschützengesellschajt voransgeht, gelangte heute früh unter zwar etwas windigem, aber sonst erträgliche». Weiter zur Ausftihrung. indem die städtische Capelle in Begleitung einer Ehrenwache der Schütze» unter dem Klange frvler Weisen die Hauptstraße» der Stadt durchzog und de» vor jährigen Schützeiilönigen eine Morgenmusik darbcachle. — Thalia-Theater. Es dürfte gewiß alle Theaterfreunde interessiren, zu ersahrc», daß nächste» Donnerstag der hier sehr be liebte Komiker Herr Richard Searle vom Stadt Theater i» Leipzig ein einmaliges Gastspiel adsolvirt. Derselbe wird als „Titus Bär" in dem Mojer'sche» Schwank: „Der Sclave" oder „Ter Schwicgeroater aus Meißen" austretcn und zum Sch uß noch die Rolle des „Vr. Hippe" i» der überaus komische» Vaudeville-Burleske. „Guten Morgen, Herr Fischer" zur Darstellung bringen. Es bedarf sicherlich nur dieses Hinweises, um das Haus vollständig zn füllen. — e—. Die „Leipziger Sänger" finde» auch bei ihrer gegenwärtigen Anwesenheit jene srcuudlichc Ausnahme, deren sie sich bei unserem Publikum bis jetzt stets zu erfreuen hatten. Ihre während der verflossenen Pfiiigstfeiertage gegebenen Coucerte fanden trotz der zahlreiche» anderweilen Gelegenheiten zur Unterhaltung und Zerstreuung stets vor dicht gejülllem Saale statt, der »ameullich bei den Abendvorstellungen nicht ausreichte, alle Zutrittsuchende» zn fasten. Es ist dies auch nicht gerade zn verwundern, denn die Vor träge der Mitglieder der Gesellschaft, gleichviel ob dieselbe» in Einzel- darbieluiigen oder i» Gesamuitleistnngcn bestehen, sind durchweg so urkomischer Art, daß sie auch den griesgrämigste» Hypochonder zu herzlichen HeiterkeitsauSbrüchen hinceißeil müssen. Dabei sind aber alle zum Vortrag gelangende» Sache,, so zart und decent, daß man ohne Bedenk.» auch Kinder mit in die Conccrte nehme» kann, welche denn auch thatsächlich stet- zahlreich vertreten sind. Die mit heute beginnende» humoristische,, Abende, deren Ansang aus 8 Uhr augesetzt ist, lverden de», Herrn Nenmann-Bliemchen und seine» wackeren Genosse» Herren Wolfs, Horvath, Gipner, Röhl, Grosch Ferdinand Lassalle's Tagebuch. Nachdruck verboten. Paul Lindau veröffentlicht im Maiheft der von ihm heraus- gegebene» Mo»at»rcv»c „Nord u»d Süd" de» zweiten Theil des hochintcressaiile» Tage, uchcs Ferdinand Lassalle's. Der erste Theil (aögedruckt i»> Mär.cheft) behaudclte die Schicksale des junge» Lassalle im Elternhanse und auf dem Gymnasium zu Breslau. Um den Folge» gewisser, zum Theil recht bc.euklicher Streiche zu ent gehe», halte sich Lassalle, sehr wider den Willen seiner Augehörigen, entschlossen, de», Sludiu», zu entsage» und i» den Kanfmann-östaiid einzutretrn. Uebcr leine» Abschied vom Hause schreibt Lassalle selbst: „Obwohl ich »lir immer gewünscht hatte, aus Breslau fortzu- komnie», so wurde mir doch sehr weh „m'S He z, als ich mich von meiner guten, zärtliche» Mutter, von meiner geliebten Schwester, von allen meinen Tanten, Onkeln und Cousinen, die Alle gekommen waren, mich noch einmal zu sehe», trenne» mußte, — als ich Abschied nahm von unseren Leuten, die ebenfalls fast Thronen vergossen." Sein Vater brachte ihn Anfang Mai 1d40 »ach Leipzig, woselbst er in die öffeniliche Hcmdel-lehrauslalt als Schüler eiutiat. In Pension wurde er einem gewissen H ander, der Direktor einer Privat schule war, gegeben. In der ersten Zeit fühlte sich Ferdinand bei seinem Hauswirth und in dessen Familie übe aus wohl. „Ich bi» bereits zehn Tage bei Herrn Direktor Hand-r," schreibt er in seinem Tagebuche, „wo ich mir sehr gut gefalle. Die Frau Direktor ist eine »ngemei» gemüthliche, wirklich herzensgute und dabei eine kluge und geistreiche Fra», Herr Direktor auch ei» sehr guter Ma»n. Meine Stellung in diesem Hause ist wirklich aus gezeichnet. Ich werde nicht betrachtet, wie anderswo ein Knabe von fünfzehn Jahren, soudcru wie ein erwachsener junger zwanz gjähciger Mann." Aber dieser srenndlichc uud friedliche Zustand währt nicht lauge. Durch allerlei Zwischenträger«!«» u»v wohl nicht ganz ohne Schuld Lassalle's selbst habe» sich seine Befielmugeu zu seinen Wirths- leuien verschlechtert; er hat allerhand Tauschgeschäfte gemacht, sich Geld geborgt und ist nun erbost, daß seine Wirthin hi»t r seine Schliche gekommen ist. In seiner zornigen Erregung entwirft er folgende wenig schmeichelhafte Clic»a!tcri>iik vo» ihr: „Immer mehr gehen mir die Augen auf. Ach, in welch andere», Lichte erscheint mir jetzt Fra» Direktor! Ihr Bcnchme» gegen mich ist ei» feind liches. Das Blatt hat sich schrecklich gewendet. Um einer Kleinigkeit willen zankt sie, hetzt ihren Gemahl aus mich. O Weiber, Weiber, wer kennt euch! Ich war so gut!" Und fünf Monate später, An fang Deccmber, spricht aus seine» Auszeichnungen geradezu glühender Haß gegen die einst so verehrte Frau Wirthin. Er nennt sie eine „wurmstichige, verblühte Rose von der Centisolien art" und macht dazu den Wortwitz: „oeiib tolies, hundert Dummheiten" seien ihr zu eigen; aber sie sei noch schlechter als dumm. Und auch Rector Hander selbst wird vo» dem jungen Menschen in verächtlichster »nd wegwerfendster Weise behandelt. Nach schlimmer gestaltet sich sein Ver ältniß zu den Lchrern der Handelsschule; sein Tagebuch wimmelt vo» Anschuldigungen gegen de» Dircctor Schi be; er schildert ihn als unfähig, kriechend, »»würdig, grob, rachsüchtig, feige, kurz, als Master des Pädagogen, wie er nicht sei» soll. Die e sehr einseitige Schilderung stimmt nun allcrdin.,s keineswegs überein mit dem Andenken, das jener Mann hintcrlasse» hat. Er wird als wohlwollender, gerechter, tüchtiger und gelchrier Man» gerühmt und war dafür bekannt, baß er streng aus Disciplin hielt. Daß sich Lassallc mit einem solch » Manne nicht vertrug, ebenso, daß Jener o» Diesem keinen Gefalle» fand, ist leicht erklärlich. Lasjalle war entschiede» der fähigste Kops unter sämmt- lichen Schüler», nur wähle er dies selbst zn sehr und machte in seinem Eigendünkel den Lehrer» gegenüber Front. I» seine», Tagebuch, das seine intimsten Gedanken enthält und von ihm niemals zur Veröffent lichung bestimmt war, vergleicht er sich mit eine», tobten Adler, der aus de», Felde liegt, und de», Naben, Elstern und sonstiges verächt liches Geflügel — darunter sind nämlich die Lehrer z» verstehen — die Auge» anspicken und das Fleisch abnagcn. Unter solche» Umständen war es kein Wunder, daß Laffalle seitens der Lehrer ofl mit Harle» Strafen belegt wurde, und das; sich sein Verhält,>iß zu jenen recht unerquicklich gestaltete. An seine» Fähigkeiten freilich zweifelte Niemand, auch seine Kameraden nicht. Und so wird er, der immer mit dem Munde vorneweg ist, von diesen aiiserschen, einem scheidenden Lehrer im Namen der Classe einige Worte de- Dankes und des Abschieds zn sagen. Ec hat jedoch bei seine» Zerstreuungen keine Zeit gehabt, sich vorzuberciten, und spricht deshalb ci»S dem Stegreif, mit seinem Vorträge auf alle Versammelten einen tiefen Eindruck machend. Dar Datum, der l9. Deccmber l840, ist in der Biographie Lassalle's sestzuhalten, denn an diesem Tage ist seine Jungfernrede gesprochen worden. Ob wohl einer der Anwesenden so viel prophetische» «hnungSverm^L sich gehabt hat, um in dem schmäch «gen Zudeajunge« den gewaltj»» die Massen mit sich fortreißenden BoUSrevner der Zukunft zu erkeuum» Trotzallede« verstand er es nicht, sich unter ieinea Schulzens beliebt zu mache», wie er selbst gesteht (13. Juli): „Ich wch E wie es kommt, daß ich mit meinen Mitschülern s» schlecht da ich doch Seinen beleidige und «ich bestreb«. Jedem'gesälliä zu sein." ^ "c Uebrigcns fehlte auch Laffalle nicht der Sinn für FreundsW. treu hängt er an seinem in Breslau weilenden Kameraden Jßb^ Gerstenberg, und ebensosest hält er an W ihelm Becker, einem Gj. »offen, den er in Leipzig näher kenne» gekernt bat. Andererseits M Innere- ringraben, die- schwört er in ft, rm Tagebuche „bei und dem Teufel". M,t der ganzen alltestameutlichc», nicht zu ^ riedigende» Glnth belästigt er sei» Ra yrgelübde: „Keine Kenbp möge mich erquicken, kein Lächeln meine Wangen berühren, kein Trost mir im Unglück bleibe»! Ich will vcrstncht sei» in den tiefste« Ah. grund der Hölle, kein Sonnenstrahl möge mich ecftcuen, keine Hoff nung mir werden im Unglück! Verachtung sei mein Loos hie»ieb«!, und drüben treffe mich die Strafe de- Meineid»!" — und dat Alle» nur dafür, fall» er vergessen sollte, Vergeilung zu nehntch) Unwillkürlich maint diese fanatische Aeiißerung Laffolle't an de» Bannspruch, mit dem einst der pantheistische Philosoph SpMh, aus der rechtgläubigen Jndengemeinde ausgestoßen wurde). Iftch' leidenschaftlicher aber spricht sich Laffalle an», wen» er de» Schicksal» seines Volkes gedenkt. Damals machten d>e J.id.nverfokgmige«-s, Damaskus viel von sich reden und a»> liebste» möchte er sich an die Spitze seiner Glaubensgenossen stellen, um mit ihnen die Freiheit zu erkämpfe,, oder »nterzngeheu. Laffalle ist durch und durch Jude und vereinigt « sich auch jenen SarkaSmus, jene schneidige, vor nichts znrückschreckead,, alles zersetzende Dialektik, mit der er jede," E eig ftß zergliedert ich ohne sich an irgend eine Autorität zu kehren, seine e gene Menimz ausspricht. Man lese nur einmal seine witzige Schilderung M. Säcularfeier der Erfindung der Bnchdrnckerkunst. Er schreibt darlltkk am 24. Juni 1840: .. „Heute war die Säcularfeier ber Erfindung der Bnchdruckecknnst. Philippson (ein Mitschüler) besuchte mich heute früh. Ich verkaufst Fritz (ebenfalls ei» Schulgenosse) meine schlechte alle Uhr für zvamlg Groschen, und wir gingen nun, un» de» Zug anzuseden. PhiliM» und ich. Wir pflanzten uns auf dem Markte ans, rings umgeben vor wiebeldiiflenden Hökerinnen, deren spitze Ellvogcn ich im M, lauf des Vormittags maiichmal in meinen Seile» z» fühlenM Ehre hatte. Ich glaube, ich will lieber mit einer ganze» LG» Teufeln anbinde», als mit einer solche» „Dame von der Halle". Ich war wirllich zu beklagen. Mein Strohhut, von dem immerwährende» Regen ganz naß» wurde zugleich von ber Sonne gebraten, und ich inußie Rippenstöße und Ausdünstungen aller Art, wenn auch nicht ungerochen, doch »»gerächt ««ragen. Endlich nahte der Zug. Meine Erwartungen waren auf's Höchste gespannt und wurdcn gänzlich gelänicht. Zuerst kamen in geborgten Zcackt und Hosen die Lehrer vo» einige» Schulen nngez gen und damuf i» ounter Reihe dumme Jungen hinterdrein. Hinterher ei» Mnsikchar. „Zwölf winddürre Musiker führen de» Neihn, blind Findeliveib stolpnt wohl hinterdrein." Auch wurde jeder Tolateindruck dadurch gestört, daß jeder Zug einzeln kam, „nd man nun imiiicr eine halbe Slnnde warten .mnßle, bis die ändere Innung an de» Circus kcich.^Hi^ Musikus halten den Marsch spielen solle»: „Immer langsam Vota«, immer langsam voran, daß die österreichische Landwehr nachrück« kann." Darauf kamen die Studenten, die aber eher spanische» Resten und Lohndienern als Studenten glichen. Besser machte sich der Senat, der mit dem lisotor msßniüoris in Hermelin gekledet vvrherzog. Auch die D,ucker, die nachher kamen und in conspc-vbu popnli setzl« und druckten und gossen, machten sich gut. Ebenso Gutenbcrg'sStandbild." . assalle befand sich damals, wie ans seine», Tagebuche klar hervor» geht, in seiner Sturm- und Drangpeciode, die sich allerdings de! ihm infolge seiner specftll jüdische» Er.sschung „nd seines uabrceche» baren leideiischaftlichen Charalters anders äußerte, als sonst gelvöha- lich. Daß er nicht zum Kaufmann tauge, sah er bereits »ach nur einv «rtcljährige». Besuche der Handelsschule ein. Es war einfach die Noth gewesen, die Angst vor der Entdeckung seiner schlimme» Streichs welche i n vom Gymnasium zu Breslau sortget, leben halte. Aa»z besonders interessant ist in dieser Hinsicht das Schulzeugmß LassiM, welches Paul Lindau veröffentlicht. Dasselbe lautet: „Lassal, Ferdinand, Breslau. Kalligrappie 15. Deutsche Sprache 1. Frau- zösiiche Sprache 2. Englische Sprache 2. Arithmetik 1b. siops- rechnen 1b. Zeichnen 3. Physik 3. Mathematik 1k. Handeli- wissenschaft 1b. Geschichte I b. Geographie I b. Verhallen: Sollst noch mehr leisten. Will scharf im Auge behalte» sci». Zusotz- bemerkung des Direktors: Blieb weg August 1840. War Wider von den Lehrer», »och vo» de» Schülern geachtet." Ebenso wenig wie in Breslau, verstaub er es in Leipzig, eia« einigermaßen erträglichen Standpunkt se.ne» Lehrer» gegenüber z» gewinne», und sv war es erklärlich, daß er, ganz abgesehen von de« inneren Drange, welcher ihn aus andere Balmen rief, Alle- daco» etzte, den drückende» Zwang der Thule vo» sich zu schütteln. Er wollte nicht der Wissenschaft de» Rücken kehren sonder» ans volle« Ernste lernen, aber lernen, was und wie es ihm gefiel. Sein geistig« Horizont hatte sich durch die Bekanntschaft mit den Werken Goelhe't, Börne s und Heine's erweitert, und ganz besonders sagten ihm die beiden letzteren Autoren z», über deren Einfluß auf seine Denkweise er sich im Tagebuche offen ausspricht. Seinen Jahre» »ach säst noch ein Knabe Halle Lassallc, was seine geistige Kraft anbelangt, bereit) das Mannesalter erreicht, hatte gelernt, was den »leiste» Mensch« zeitlebens versagt zn bleiben pflegt, selbständig zn denken. Uud Kar erfaßte er die Aufgabe seines Levens, an die er die ganze Intelligent 1 des Geistes, die oollc Ueberzeugung des Herzens setzen wollte — K war das Volkstribunat. (Schluß folgt.) Asss Nah und Fern. — Verbrannt. Auf einem Pfi»gstansflnge verbrannt iß «» junges Mädchen bei Berlin. Eine frohe Gesellschaft hatte sich i> Grünen gelagert, als plötzlich ein junges Mädchen i» Hellen Flamm« sland. Durch ein fortgewvrsenes Streichholz hatte sich da- leichte KlAd entzündet. Die Unglückliche wurde sehr schwer verletzt un» mußte in ein Krankenhaus gebracht werden. — Der Rath der Mutter. Trudchen, da- geliebte eii>t«1» Kind, soll morgen in den heilige» Stand der Ehe treten. girbt ihr die Mutter zärtlich »nd voll Rührung noch die beste« Lehr« auf den Weg, die sie bewegt mit folgenden Worten abschljeßt: „A»H Ein-, mein liebes Kind! Wen» Du und Dein Manu Euch «st» Tages zanken solltet, so schmeiß ihm doch möglichst — uiiznbttchW Sachen an den Kops!" -A ; Deal (Nach Wie«. ! heute Morg. saiivci» höch jingthcure Ü f Sie Königin pegleitet wa estipkaugeu. , «pMe der Mipsc mit ^ Letzteres was Hit Gewalt n» Znein ! pelse» Settel Mve» meh „e Lauptst« »er lange K tu dem bei S -ItuZtio» iß py« t wird, lei-en beha, ßjuden räm »«»«wörtlich: f str Sächsisch«; fi» de» Julera Air »Icht erb 8eliwa in grundso 18LlMLsI1 eins katei z« ii« VH Log 4 « ew Möb. SM««e» Nn Diese Si dauernder Wi stillsten, giebt allerbeste und Waschseife für ist vollständig derselben eben Im Handel vo Zn liabe (nebst Bcilagi Vewichtsstückei si»il Bahn Tregor, B Hermann S Schumann, Ködert Zeitz In Kappel l geglee.- baatidl. l, r/z tatee. von ckvr 8el» bileln neb a 1 Narb von jeder verden. c Ksra-Unl prakt. Leiden 12 Ul Frei«,
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