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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189105134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910513
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-05
- Tag 1891-05-13
-
Monat
1891-05
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.05.1891
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Beilage zum Siichsischen Landes-Änzeiger (Chemnitzer General anzeiger). Mittwoch, 13. Mai 1891. 1 — Verlag: Sl lexander Wiede in Chemnitz. — N». 108. — 11. Jahrgang. I hellt Iniiis chttl-httr.Plol^I ^ebahii-HalleftMl vorzügl. Zithe^I Instkalien. " l aes- und Stoff! l Damenu.Hm^I «cinmler's Na», ff str., Ecke dcr «21 narke lhen,dt„, Unter.! lmantschwarz i„l <se,^. Barchen».! en, Manschetten I »tücher, Kinde»'.! arne in Wolle».! erröcke, «and.! l-Wäsche, Tt.h', , Vorhemdche»! VOM., Ha!,».! Hosenträger. schäft ", MM> Odirure Mj! . LvivLLver! -3. -S8VN. ank« vom Grabe unler« I ii Gott rnheiidk»! : Anna Engels ii'ir allen iverthnil Nkannten von mhl :n reiche» Bln»s für die trostreiche! :» Pastor Caldisl für die ehreiivellel letzten Ruhestätte I itcn Dank, ftraucrnde > Gross,nntter lilie Wetzig Hinterlassent»! N r/.ki Mr nur viertägig pss unsere tdeme,! 1218» im Mter l r 1 klonst. 8is! vor so Karree I igsngenen rveil u äie Lrvigkeitl eräigung erfolgt! ekmittsg^zW I lioksiislle aus. üeiinslimo bitte» I iprükten Litera ^ unä r»'»». liöchck L Lerlin «las > Lunstinstitlit cililanils. net von Vom 10 I-br. 8ova- zll Iflir ab. Ilinilltt' ItZliis fM riöt, S »!!,. Theater. W-7-/, Uhr: I6NM3U5. 3 Acte» v. Strauß. Siovltiitk to»1»oiin«1 ß de- Bo»-.«tp . den 13. Mai.^, che» Nummer de, rzeigcrs' bciliege»« sächsischer S'' : Aus stüruiisäi« zu Ihr gekonWi» geschichtet.—Umew — Ein Mnsterweit. ier har 8 Seit»«- Goldblondes Haar. Roman aus dem Pariser Leben von Pierre Sale». (Fortsetzung.) Nachdruck verboten- Schließlich sagte Claude: „Meine theuere Julienne, würdn Sie wohl die Güte habe», unser» Freund Serge über die Haarfarbe Angelina'» aufznklären? „Darüber kann doch kein Zweifel bestehen," erwiderte Jene, .Angelina'- Haare sind blondI" „Nun, halte ich recht ,'" wandte Claude sich an Serge. „Ja!" erwiderte Serge ernst, „und jetzt zweifle ich auch nicht oara», daß es mir bald gelingen werde, de» Tod meines Vaters zu tächeul" Herr Fonrnwnt, der beim Erwachen aus seinem wie gewöhnlich sthk festen Schlaf unter den Fenstern Geflüster zu vernehmen glaubte, hatte sich endlich erhoben und war an's Fenster getreten. Wie ver fintiert stand er, al» er diese» öffnete und die beiden Freunde nebst Zephirin gewahrte; er mußte sich an der Feusterbrüstung festhalten, M nicht »iederzusinken. Claude grüßte ihn sehr höflich und rief: „Guten Morgen, Herr Fonrinont! Haben Sie gut geschlafen? Dem Notar schwebten die Worte: „Schurke, Gesindel!" und ähnliche ailf der Zunge, er schluckte sie aber hinunter und beschränkte sich auf die Frage: „Was soll das bedeuten?" „Nufer Besuch zu so früher Morgenstunde, meinen Sie?" ent Wiele Claude. „Darüber kann ich Ihnen der Kürze der Zeit Wege» i» diesem Augenblick keine Aufklärung geben. Aber seien Sie unbe sorgt, der heutige Tag soll nicht zu Ende gehen, ohne daß Sie Alles erfahren werden! . . . Sie haben zwar gestern nicht hübsch gehandelt, indem Sie meine gute Schwester der Polizei anslieferte», aber da Sie — wenn auch unbewußt — uns dadurch gleichzeitig einen großen Dienst enviesen, so soll Ihnen verziehen werden! . . . Auf Wieder sehen, werlher Herr! . . . Mademoiselle, ich grüße Sie!" Mit di.sei, Worten verneigte Clmde sich mit vollendetem Anstande, Serge verbeugte sich achtungsvoll, und Zophirin grüßte liiitilärisch. Letzterem rief der Notar zornig nach: „Sie wissen doch, Zephirin, daß ich Sie aus dem . Hause jage!?" „Dann nehme ich ihn wieder auf, mein Vater!" antwortete Julienne sehr ruhig. Gleich nachher waren Claude, Serge und Zephi'rin ver schniunde». . . . Der Notar blieb noch eine Zeit lang am Fenster sitzen, überlegend, in welcher Gefahr er vergangene Nacht ges nwebl hebe, wenn jene Drei die ganze Zeit in seine». Garte» zugebrachl habe» sollten. Einige Stunden verweilte er noch in seinen, Zimmer, unschlüssig, M er thn» solle; daun kleidete er sich an und trat etwa um 10 Uhr bei seiner Tochter ein, die er zu seiner nicht geringen Ueberraschung ziii» Aiisgehen bereit fand. „Dn weißt doch," sagte er zu ihr, „daß Du nur in meiner BeMung dieses Haus verlassen darsst?" „Ich rechne auf Deine Begleitung, lieber Papa!" „Aber ich habe nicht die Absicht, heute mit Dir auSzugehen!" „Dn wirst dazu genöthigt sein!" „So? . . . Glaubst Du, ich werde mich »och fernerhin Deinen Wünschen fügen?" „Wenn auch nicht meinen Wünschen, so doch den gesetzlichen Bestimmungen!" „Was willst Dn damit sagen?" „Bist Du nicht der Meinung, daß ich dem Herrn Untersuchung» richter eine Erklärung schuldig bin über die Gastfreundschaft, iie ich Mademoiselle Garancier gewährte, und welche Du brachst? . . „Man geht nur dann zu», Untersuchungsrichter, wenn man von ihm vorgeladeu wird!" „Das wird nicht ansblciben! Und da ich in diesen, Falle den Herr» Untersuchungsrichter nicht warten lassen wollte, so hielt ich mich zum Ansgehen bereit! . . . Hörst Du? Man läutet die Hausglocke! ... Das wird eine Vorladung sein!" Der Notar ging in das Erdgeschoß hinunter, wo man ihm ein Telegramm aushänüigte» das folgenden Inhalt hatte: „Mein Herr! Um Zeitverlust z» vermeiden, nctnne ich mir die Freiheit, Sie auf telegraphische», Wege zu mir einznladen; eine schriftliche Vorladung würde zu spät i» Ihre Hände gelangen. Ihre Aussage, sowie die Ihrer Tochter siud mir unentbehrlich bei den »cnen Bcrhaudlnnge», de ich heute in meinem Büreau nusnehmen werde. Ich bitte Sie daher, sich mit Ihrer Tochter heute ni» zwölf Uhr i», Juslizpalaft rnisiiiden zu wolle». Der Untersuchungsrichter Lisars." Nachdem Herr Fonrinont dies gelesen, murmelte er: „Es ist doch mkuürdig, daß Julienne diese» Fall schon voraussah I" Dann ging er zu seiner Tochter hinauf und sagte: „Du hast recht, wir müssen »in 12 Uhr beim Untersuchungsrichter sei». Ader ich ralhe Dir, wenn Du Dir erlaubst, Dich über Mademoiselle Bcrdier beleidigend z» äußern!" „Das werde ich, wie ich glaube, nicht nöthig haben, mein Vater!" erwiderte Jnl ciine. Sobald Angelina i» jener Nacht, da sie Serge gewarnt, in ihrer hier?" cintras, fragte sie Martine: „War Herr Brigard nicht „Nein, ebensowenig als Herr Fonrinont!" „Gut! . . . Was ist in dem PackU, das dort auf dein Tische liegt?" „Das Haarwasser, welches der Coiffeur brachte, weil er meinte, die letzte Lieferung Iverde wohl bald anfgcbranchl sein!" „Nein, das ist ein Jrrlhum! . . . Nimm nur das Packet an Dich, ich bedarf dessen jetzt nicht!" „Wie Sie befehlen!" „Es ist schon spät; ich bin müde und werde mich sogleich zu Bett begeben. — Auch Dn kannst Dich schlafe» legen!" „Schön, Madame! . . . Schlafen Sie wohl!" „Gute Nacht!" Angelina legte sich nieder, aber sie vermochte nicht zu schlafen; denn sie war sehr beunruhigt, keine Nachrichten von Brigard erhalte» in haben. Sollte dieser cs wieder ebenso gemacht habe», wie a» nnem Abend, als Serge aus dem Hause der Rue de Rome entwich? vielleicht wollte er der Verhaftung Serge's in dieser Nacht beiwohnen »nd halte bei dieser Gelegenheit die beiden Freunde in ihrem Boot ans der Seine bemerkt! Dieser Gedanke peinigte sie so sehr, daß sie NH länger ii» Bett zu bleiben vermochte; sie stand auf. bekleidete Nh mit einem Morgenrock, warf ihren schwarzen Spitzenschleier über «in Kops, ih„ i„ gewohnter Weise unter dem Kinn zusainmcnkiiüpfend, W wandelte dann lange im Boudoir umher, bis sie endlich, al» der Tag anbrach, ermattet auf den Divan sank, sich ihren quälenden Ge danken weiter überlassend. Da Martine nicht wagte, sie zu stören, bevor sie rief, so war Angelina an derselben Stelle sitzen geblieben, und es mochte schon um die zehnte Stunde sein, als plötzlich an der äußeren Thür de» Pavillons heftig geläutet wurde. Erschreckt fuhr sie auf und fragte die bald nachher cintretende Martine, iver da sei. „Ein mir ganz »»bekannter Mann, der seinen Namen nicht nicht nennen will; er ist schon unten auf der Treppe!" Und al- das Mädchen dabei die Thür öffnete, ries eine Stimme von unten herauf: „Ich bin es, Cousinei Gestatten Sie mir hinaus- znkoinine»?" „Serge?" sagte Angelina zu sich selbst. —„Er? Hier, bei mir?" Sie wühle nicht, ob sie ihn empfangen solle oder nicht; bevor sie aber einen Entschluß fassen konnte, stand Serge bereits in der Thür und begrüßte sie sehr freundlich: „Guten Morgen, theure Cousine!" Ein freudige- Lächeln überflog das Gesicht der Abenteurerin, in» dem sie erwiderte: „Willkommen, Cousin!" Nachdem sich Martine ans ein ihr gegebenes Zeichen entfernt hatte, fuhr Angelina zu Serge mit gedämpfter Stimme fort: „Welche Unvorsichtigkeit, Serge!" „Weshalb?" entgegnet- dieser. „Ich fürchte die Polizei nicht!" „Entschuldige mich, daß ich noch nicht angekleidet bin," sagte sie, indem sie ihn z»m Divan führte; „ich konnte ja nicht ahnen, daß ich so glücklich sein würde, Dich bei mir zu sehen!" . . „In dem Benehmen Serge's verrieth nichts die Aufregung seines Innern. Er kam hierher, um seine Cousine zu einem Ge- ständiiiß zu zwingen, wenn sie wirklich schuldig war. Um Letzteres zu entscheide», wollte er sich zunächst überzeugen, ob Angelina jetzt braunes oder blondes Haar habe und sodann, ob sie ihn wirklich in dein Maße liebe, um aus Eifersucht gegen Therese so gehandelt zu haben, wie Claude behauptete. Ueber den elfteren Punkt konnte er sich vorläufig keine Gewißheit verschaffen, da die Haarfarbe wegen des den Kops verhüllenden Schleiers nicht zu erkennen war. „O, mein theurer Serge," begann Angelina, als Beide auf dem Divan nebeneinander saßen, „wenn Du wüßtest, was ich seit de», unglückselige» Ereigniß gelitten Habel Alle meine Gedanken weilte» iiiianfhörlich bei Deinem gute» Vater und bei Dir! Denn ich brauche Dir wohl nicht erst zu sage», daß ich stels von Deiner Schuldlosigkeit überzeugt war. Wie ich denn auch dem Untersuch ungsrichter erklärte, daß ich Dich einer solchen That nicht für sähig hielte, weil Du Deinen Vater ausrichtig geliebt und verehrt hättest l Ucbrigens würdest Du sicherlich freigesprvchen werden, wenn- Du nicht entflohen wärst! Aber reden wir jetzt davon nicht! — Laß uns lieber darüber Nachdenken, wie Dir zu helfen ist! Verfüge über mich und über Alles, was ich besitze! Ich bin zu jedem Opfer bereit; denn ich will nicht, daß Du nochmals in die Hände der Polizei fällst! Du sollst frei sei» und bleiben! Während dieser lebhaft gesprochenen Worte hatte sie seine Hand ergriffen und rief »un erschreckend: „Wie kalt Deine Hand ist!" „Vergiß nicht, daß ich die ganze Nacht auf der Seine zubrachte, »m den Häschern zu entgehen I" erwiderte Serge. „Aber Deine Hand ist glühend heiß!" „Weil ich mich seit gestern in einem wahrhaft fieberhaften Zustande befinde. Während der Nacht habe ich nicht eine» Augenblick geschlafen, aus Besorgnis) über Dein Schicksal. Ich glaubte, Du würdest fliehen, n»d hoffte, dann vom Anstande her eine Nachricht von Dir zu erhalten." „In keine», Falle hätte ich Frankreich verlassen, ohne Dich vorher nochmals gesprochen zu haben!" sagte Serge ernst. „Auch drängte es mich, eine Ausklärnng über die letzten Vorgänge zu erhalle». — Unser Versteck wurde der Polizei verlachen, und da Dir dies be könnt war, so »»ißt Du auch den Verräther kennen. Du hast mir den unschätzbaren Dienst geleistet, »ns zu warnen, und wirst mir also auch die Freundschaft erweisen, Denjenigen zu nennen, der die Polizei benachrichtigte! Wer war es?" „Brigard!" autivorlcte Angelina ohne Zögern. „Ich dachte cs inir!" sagte Serge. „Aber weshalb that das dieser Mensch, dem ich nie ein Leid znfügte?" „Um Dir das zu erklären, Serge," — erwiderte die Heuch lerin, muß ich Dir eine» Einblick in meine jüngste Vergangen heit gewähren. — Allein in der Welt stehend, hat mich eine ganze Kette von Zufälligkeiten mit jenem Brigard bekannt gemacht, der mich alsdann seinem Principal zuführie, weil ich einen Geschäftsmann suchte, dem ich die Verwaltung meines kleine» Vermögens anvertrauen konnte. Ich ahnte ja nicht, daß Bri gard mit dem Notar unter einer Decke stcckle, uni mich dem Letzteren in die Hände zu liefern! Ich betrachtete Herr» Fonrmviit als meinen väterlichen Jrennd »nd solgie deshalb gern den Einladungen in sein HanS, konnte auch durchaus nichts Unrechtes darin finde», daß er mich zuweilen in allen Ehre» besuchte. Als er aber eines Tages z» mir von seiner Liebe sprach, verbot ich ihm den Zutritt i» mein Haus!" „Wirtlich?" sagte Serge in cigenthttmlichci» Tone. „Ja, gewiß." Denn i» meinem Herzen wohnt eine andere, innige, glühende Liebe, von der er keine Ahnung haben konnte. Da Serge darauf nicht antwortete, so fuhr sie fort: „Erst nach längerer Zeit ließ ich mich darch Brigard's Zureden »»d des Notars Bille» erweiche», Letzteren wieder anfzunehme», der mir zuschwvr, ernste Absichten zu haben »nd mich heirathen zu wollen. — Als ob mir was daran gelegen wäre! „In diesen letzten Tagen halte Brigard mit seine», Principal ein Plan entworfen, wonach ich, sobalv Du verurtheilt wärst, die ganze Erbschaft unseres Onkels erhalten sollte. — Ich brauche Dir wohl nicht erst die Versicherung zu geben, daß ich jenes Vermögen nur annehiiicn würde, um Dir Deine» vollen Antheil anszuliefer», da mir mein eigener Antheil vollauf gcnügt! Trotz meiner entschiedene» Weigerung, Herrn Fonrinont meine Hand zu reiche», gicbt dieser dennoch seine Hoffnung nicht auf, und zu diese», Zweck wünscht er eben, mich reich zu sehe». Darum setzt er Alles in Bewegung, damit D» verurtheilt werdest, »nd deshalb auch hat sein Helfershelfer Brigard Euch ansspionirc» müsse». Als d escr Therese's Versteck und Euren geheimen Aufenthaltsort entdeckte, theilte er den Letzteren der Polizei mit, während der Notar Therese's Versteck verrieth! ... Ich erinhr davon leider zu spät, ui» Mademoiselle Garancier noch warne» zu können, . . . aber wenig stcns srnh genug, um Dich zu retten!" Angelina hatte diese ganze lügenhafte Erzählung, ohne z» stocken vorgclragen. Sie sagte sich, daß, wen» Serge ihren Worte» Glaube»' schenke, so wäre nicht nur ihr bisheriges Benehme» erklärt, sonder» sie hätte sich auch ihrer schamlosen Verrätherei entlastet und diese aus Brigard und den Notar gewälzt, gegen welche Serge sie in Zukunft zu schütze» wissen werde. I» höchster Spannung blickte sie ihren Cousin an, um aus seine» Serge, der sie während der ganzen Zeit scharf beobachtet hatten sagte am Schluß der Erzählung: „Jetzt verstehe ich Alles! ... Ich wünschte nur noch zu wissen, wer meine» Vater gelobtet hat. . . Er erwartete, daß Angelina den Namen Therese Garancier auS- sprechen würde; aber sie schwieg und zuckte die Achseln. „Hast Du in dieser Beziehung keine Ahnung?" fragte er nach kurzer peinlicher Pause, während welcher er sie fortwährend fixirle. „Keine!" sagte sie. „Jedenfalls sind die Beide», von denen ich vorhin sprach, bei dem Morde ganz unbetheiligt; sie wollten nur gewisse, damit zusammenhängende Umstände zu eigenem Bortheil au-- beule». Und was Mademoiselle anbelrisst» so hat man zwar allerlei Verdächtigungen gegen sie vocgebrachts, aber Niemand kann sie im Ernste für schuldig halten, und die Geschworenen müssen sie unbedingt fceisprechcn!" „Darauf rechne ich mit Bestimmtheit!" bestätigte Serge. Während die Heuchlerin jene Worte sprach, dachte'sie bei sich: „In einigen Monate» wird sie verurtheilt, und »ach einem Jahre gehört Serge mir!" . „Ich weiß jetzt, was ich wissen wollte!" sagte Serge aufstehend.' „Nun lebe wohl, taeuere AngelinaI" „Nein, auf Wiedersehen I" erwiderte sie, ihn znrückhalteiid »nd wieder neben sich niederziehend. „Weshalb auf Wiedersehen?" fragte er. „Sind wir nicht eigentlich entzweit? . . . Obgleich ich noch jetzt nicht weiß, weshalb Du dainals unser Haus verlassen hast." Angelina schlug die Augen schmachtend zu ihm aus und ent gegnet« seufzend: „Warum hast Du mich damals nicht nach der Ursache gefragt? Ich wariete lange vergeblich darauf. Jetzt ist es zu spät, davon zu sprechen!" „Nein!" rief er lebhaft. „Ich muß eine Erklärung haben!" WeSha b hast Du n»S verlassen?" Sie preßte seine Hand senrig in der ihrigen und rief leiden schaftlich: „Weil ich Dich liebte, Serge I" „Mich?" rief Serge. „Ja!" fuhr sie in deniselbe» leidenschaftlichen Tone fort. „Ich liebte Dich bis z»m Wahnsinn, . . . während Du weine Liebe ver schmähtest! Die Eifersucht trieb mich fort! — Ich kan» Dir keinen Vorwurf machen, denn Du wußtest ja nichts von meiner klebe zu Dir, . . . Dein Herz gehörte einer Anderen!" „Du liebtest mich, sagst Du?" fragte Serge dumpf, — „und Du liebst mich wohl gar jetzt noch?" . . . „Ja! ja! . . . Ich liebe Dich noch immerI" schrie sie auf. „Ist das wahr?" „Ich schwöre Dir, daß ich die Wahrheit spreche!" „O, ich wünschte, Du hättest gelogen, wie Dn vorhin logst, als Dn von Brigard und dein armen Herrn Fonrinont sprachst!" „Was sagst Du?" r es sie, bestürzt über die Veränderung in Serge's Redeweise. „Ah! ich merke man hat Dich gegen mich auf gehetzt, indem man Dir einredete, einer der Beiden sei mein Geliebter! Deshalb willst Du mir nicht glauben I — Aber ich wiederhole Dir meinen Schwur, daß ich nur Dich allein liebe und stets ge liebt Habel" (Fortsetzung folgt). Beim Fürsten Bismarck. Beim Fürsten Bismarck in Fricdrichsruh sind am Hiinmelfahrtstage die Abgg. Freiherr von Stumm und von Kardvrff zu Besuch gewesen. Ei» Bericht der „Hamb. Nachr." aus Fricdrichsruh, vom Himinel- fahrtstage dalirt, bestätigt de» Besuch der beiden Herren. Es waren an dein Tage viel Lenle von Hamburg herüdcrgekommen. »nd die „Hamb. Nachr." schildern die Begegnungen des Fürste» Bismarck mit dem Publikum: Als der Fürst etwa gegen 4^ Uhr von seinem Spaziergänge zurückkehrte, begleitet von dem Grafen Henckel von Donnersmarck, welcher mit Gemahlin bereits Freitag eingetroffe» war, u»d vv» dem Freiherr,! von Stumm, sowie Herrn von Kcudorff, die Beide hier angekvmme» waren, strömte die ganze Menschenmenge ihm bis z»m Waldesrande entgegen und begleitete ihn bis a» de» Hanptcingang zu». Schloß. Begeisterte Hochrufe tonten ihm entgegen und dankend lüstete er seinen große» Schlapphnt. Aber die Menge drängte immer mehr heran, so daß cr »lonicnlau nicht Weiler konnte, stehen blieb und mit den ihm zunächst Stehenden zu plaudern anfing. Tan» ging es unler erneute» Hochrufen zum Schloß. Um 5 Uhr reisten die Gäste mit dem Berliner Schnellzuge, wclchcr hier deswegen anhielt, wieder ab, und der Fürst begleitete die Herrschaften bis an den Zug. Sv strömte denn nun Alles nach dein Bahnhof, wo der Fürst ichon zu Wage» angelangt war und ans dem Perion, die An kunft des Zuges erwartend, sich mit seine» Gästen unterhielt. Ein D>cner brachte einen Siuhl, auf welchem der Fücst Platz nehme» sollte, dieser aber wollte die Gräfin Donuersmarck znm Sitze» »ötbigeii, welche jedoch de» Stuhl dem Fürsten überließ und sich ans die Sprosse einer Leiter setzte, welche in nnmitirloarer Nähe an einer Perronlaternc lehnte. Plötzlich ertönte recht guter Gesang, vorgclragen von einem Gesangverein aus Hamvurg, welcher sich in der Nähe gesammelt hatte. Der Fürst trat »ach Beend gnng des Liedes a» oie Herren Hera», sprach ihnen seine» Dank uns »nd unterhielt sich »och eine Weile mit ihnen. Mittle>wcile war der Zug hcran- gckomiuen »nd als die Herrschaften ciiig.stiegen waren und der Zug weiterstchr, hatten die Insasse» desselben bemerkt, daß der Fürst an wesend war, »ns riefe» ihm jubelnd »nd hiuschwcnkend Hnrrah Hoch! zu. Vormittags h.stte der Hamburger Gesangverein „Concordia" angcfragt, ob der Fürst gestattete, daß der Verein ihm ein Slänochen bringe, dcr Fürst halte aber abgelehnt, weil cr Besprechungen mit seinen Besuchern Halle, deren Zeit sehr gemessen war. — Der Verein hatte aber doch noch eine Begegnung mit dem Fürsten, die der „Hambg. Cvrr." schildert: Als sich am Nachmittag die Gesellschaft bei Friedrichsruh im Walde befand, wurde sie plötzlich des Fürsten Bismarck ansichtig, der in Begleitung einer Dame »nd eines Herr» ans dem Schloßgarten trat. Die Sänger grüßten den Fürsten, »nd wäbrcnd dieser den Gruß erwiderte, bemerkte er, daß ein Mitglied durch das eiserne Kreuz ausgezeichnet war. Der Fürst crkandigte sich, wo er die Auszeichnung erworben habe. Die Antwort: „Bei Wörth" veranlaßt«! den Fürsten zu der Acnßernng, daß cr selten eine so große Frende erlebt habe, als beim Eintreffen der Nachricht vom Ansgange dcr Schlacht bei Wörth. Habe der Tag auch sehr viel Blut gekostet, so sei es doch nicht umsonst vergossen worden. Der Herr, n» den diese Worte gerichtet waren, Herr Nelhwisch-Altona, erwähnte, daß am 7. Mai 1860, also gerade vor snns»»dzwanzig Jahre», a»ch Blut geflossen sei, nämlich das Blnt des Fürsten, ans den damal- Miene» zu ersehen, welchen Eindruck ihre Auseinandersetzungen auf! der Student Blind das bekannte Attentat auSsührte. Der Fürst gab ihn gemacht hätte«. j darauf eint lebhafte Schilderung de- Attentat-. Als nach dem ersten
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