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Amts- und anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel.-Adr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 57. Jahrgang. — — L8L. Mittwoch, den 7. Dezember f Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschließl. r des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der k humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der t Expedition, bei unserenVoten sowie bei allen r Reichspostanstalten. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige 3eile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Feile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. KtrdMiMlMimwvcr. Neuerdings bringen ausländische Blätter, speziell Pariser, Sensationsnachrichten über Deutschland und auch dessen Verbündeten, in der augenscheinlichen Ab sicht, Deutschland und den Dreibund zu verdächtigen. Diese Meldungen kehren jetzt so oft wieder, daß an scheinend System in der Sache liegt und der Eindruck entstehen muß, als ob diese Nachrichten von einer be stimmten Stelle ausgingen, die besonderes Interesse da ran hat, Deutschland zu verdächtigen. So brachte erst vor kurzem der „Matin" die Tartarennachricht, daß Oesterreich und Italien unter Zustimmung Deutsch lands wegen des Balkans ein Sonderabkommen ge troffen hätten, um dort den Besitz unter sich zu teilen. Nun flattert, wie schon erwähnt, in einem anderen Pa riser Blatt, dem „Figaro", die Ente auf, daß zwischen Holland und Deutschland ein Vertrag abgeschlossen wor den sei, daß Deutschland, im Falle die Niederlande an gegriffen würden, sich verpflichte, mit der Waffe zu intervenieren. Verknüpft wird dieses Gerücht mit den Nachrichten über neue Festungsanlagen in Holland, spe ziell mit der Befestigung von Vlissingen. Augenschein lich soll damit der Eindruck erweckt werden, als wenn Deutschland hinter diesen Plänen der holländischen Mi litärverwaltung stehe, in der ausgesprochenen Absicht, die Mederlande als Vorposten gegen England zu be nutzen. Nun liegt es klar «uf der Hand, daß Holland an und für sich gut daran tut, seine Küste zu befestigen, um gegen Angriffe von außen geschützt zu sein. Gewiß ist Holland keine erste Macht mehr, gleichwohl aber muß es der Selbsterhaltungstrieb dahin führen, Vor sorge zu treffen, um nicht bei einer kriegerischen Ver wicklung vernichtet zu werden. Deutschland lann ja der Küstenschutz Hollands insofern nur lieb sein, als dadurch doch England nicht ohne weiteres holländische Häfen benutzen kann, um kriegerische Operationen auszusüh- ren. Ebenso bestände die Möglichkeit, daß auch Frank reich ein Gleiches täte. Man könnte es daher den Nie derlanden nicht verdenken, wenn sie sich gegen Nputra- litätsbruch, wie er in fast allen Kriegen vorkommt, decken würden, um schwere Beeinträchtigungen der Schiffahrt, wie auch einer Verwüstung des Landes vor zubeugen. Es ist begreiflich, daß diese Bestrebungen der Holländer in England und Frankreich die Chauvi nisten nicht angenehm berühren und aus Aerger hier über allerlei Märchen erfinden. Hat man'doch eben wie der, trotz des seinerzeit erfolgten scharfen Dementis, die alte Geschichte von dem Brief des deutschen Kaisers an die Königin Wilhelmine von Holland aufgewärmt. Ob es was nützen wird, daß die niederländische Regie rung dieser Tage die Haltlosigkeit dieser Gerüchte noch einmal auf das Entschiedenste festgestellt und dabei noch erklärt hat, daß die Festungspläne durchaus der eige nen Initiative Hollands entspringen, muß nach alledem als fraglich angesehen werden. Sonderbar ist und bleibt es, daß trotz energischer Ableugnung ein Blatt wie der „Figaro" mit der Nachricht von der Militär konvention kommt. Es könnte wirklich nichts schaden, wenn einmal auch von Berlin aus ein kalter Wasser strahl gegen die gewissenlosen Hetzer geschleudert würde. Taftesgeschichte. LextsWax». — Das Kronprinzenpaar auf Ceylon. Das Programm für den weiteren Aufenthalt des Kron Prinzenpaares auf Ceylon ist etwas geändert worden. Die Kronprinzessin übersiedelt am Montag nach dem Rasthaus Kantalei, das in der Nähe des augenblicklichen Jagdterrains d es Kronprinzen liegt, und wird auch einen Tag den Jagden in den Dschungeln beiwohnen. Am Donnerstag kehrt das Kronprinzenpaar nach Kandy zurück. Aus der Fahrt nach Trinkomalie überschlug sich am Sonnabend ein Gepäckautomobil, wobei der englische Oberchauffeur starke Schrammen davontrug. Die deutschen Diener blieben unverletzt. In der ur alten Königsstadt Anurabhapura besuchte die Kronprin zessin Sonntag nachmittag die alten buddhistischen Hei ligtümer im Felsentempel und den heiligen 2000jährigen Baum. Der greise Oberpriester erklärte die Heilig tümer. Zum «chluß stimmten die Priester alte, glück bringende Gesänge an. — De i7R eichskanzlerundv. Heydebrand. Die „N. A. Z." schreibt: „Gegen nationalliberale Blät ter polemisierend, kommt die „Kreuzzeitung" in ihrem Sonntagsartikel auf die ,;Szene" zurück, in der der Abg. Dr. v. Heydebrand, während der Debatte im Reichs tag über die Interpellation Ledebour, den Reichskanzler ausforderte, Maßregeln gegen revolutionäre Umtriebe zu ergreifen. Nach der „Kreuzzeitung" soll sich „die Apostrophierung des Reichskanzlers" ganz einfach da raus erklären, daß Herr v. Bethmann-Hollweg „den außerparlamentarischen Verkehr mit allen Abgeordne ten ohne Ausnahme vermeidet." Diese Erklärung steht mit der tatsächlichen Wahrheit nicht im Einklang. Der Reichskanzler hat gerade in der letzten Zeit, wie übri gens schon während der Sommerpause, Vertreter der bürgerlichen Fraktionen, darunter auch den Abgeord neten Dr. v. Heydebrand, bei sich zu Unterredungen em pfangen." — Die Hochseeflotte vollzählig. Ein langgehegter und oft geäußerter Wunsch des Deutschen Flotten-Bereins soll ausweislich des neuen vorliegenden Marineetats >im kommenden Jahre in Erfüllung ge hen: nämlich die Indienststellung des 17. Schlacht schiffes für die Hochsee-Flotte. Die Hochsee-Flotte, oder wie das Flottengesetz sie noch nennt, die „aktive Schlachtslotte", soll zwei Geschwader zu je acht Schlacht schiffen und ein Flottenflaggschiff umfassen, also 17 Schiffe. Bis jetzt haben sich stets nur deren 16 in Dienst befunden und die Folge war, daß das eine Geschwa der nach Abrechnung des in seinen Bewegungen und in der Wahl seiner Stellung selbständigen Flottenflagg schiffes nur 7 Schlachtschiffe stark sein konnte. Flotten- slaggschiff ist bis jetzt das Schlachtschiff „Deutschland". Es steht noch dahin, jedenfalls ist noch nichts darüber veröffentlicht worden, welcher Klasse das als 17. hin zukommende Schlachtschiff angehören wird, auf alle Fälle wird es die ständig schlagbereite Hauptmacht un serer Flotte in wünschenswerter Weise verstärken. Hin sichtlich des zur Hochseeflotte gehörigen Verbandes der Ausklärungsschiffe werden, wie der Etat erkennen läßt, keine Vermehrungen in der Jndiensthaltung eintreten, obgleich der in dem Verbände vorhandene Bestand von 6 Kleinen Kreuzern sich nur aus die Hälfte des gesetzmä ßigen beläuft. Es ist wohl anzunehmen, daß sich hier in den Anschauungen über die Verwendung des Klei nen Kreuzers im Laufe der Jahre einige Wandlungen zugetragen haben. Der Kleine Kreuzer ist gerade für die Zwecke unserer Marine im Kriege von außerordent licher Wichtigkeit, diese liegt jedoch nur teilweise auf dem Gebiete der Aufklärung bei der Flotte. Oeftcrreich-Ungarn. Prag, 5. Dezember. Die medizinische Fakultät der Prager deutschen Universität hat Kaiser Wil- helmim Hinblick auf die bei der Berliner Universitäts- seier angeregte Gründung einer Gesellschaft zur Er richtung von Forschungsinstituten zum Ehrendoktor ernannt. Rußland. Die Russifizierung Finnlands. Nach einer Meldung des „Rjetsch" verlautet in Helsingfors, daß das Gouvernement Wiborg in allernächster Zeit von Finnland abgetrennt und dem russischen Reiche ein verleibt wird. Frankreich. — Paris, 5. Dezember. Die an Bord des Pan zerschiffes „Vörite" und „Justice" vorgenommeuen Ver suche mit drahtloser Telephouie haben ein über raschend günstiges Ergebnis geliefert. Auf eine Ent fernung von 115 Kilometern wurden die zwischen den beiden Schiffen geführten Gespräche noch vollständig deutlich und mit Leichtigkeit gehört. Dabei wurde fest- gestellt, daß die von anderen Schiffen gemachten Ver suche, durch Entsendung starker elektrischer Wellen eine Störung der Gespräche zu verursachen, vergeblich wa ren. — Französische Besetzung eines marok kanischen Häsens. Die „Kölnische Zeitung" er fährt aus zuverlässiger Quelle, daß Frankreich auf eigene Hand den Hafen Agadir in Süd-Marokko besetzt hat. Agadir ist der vorzüglichste Hafen im südlichen Teil, das Eingangstor zu dem reichen Minenland. Frankreich hat bei seinem Vorgehen einen Kaid Geluli, dem es einen Vorschuß geleistet hat- als Bundesgenos sen. Die „Köln. Ztg." hält eine sofortige Teilnahme Deutschlands an der Eroberung Agadirs und das An laufen einer deutschen Dampferlinie für dringend ge boten, da der französische Vorsprung überdies kaum noch einzuholen sei. Bulgarien. — Sofia, 5. Dezember. Der Prozeß gegen die der Defraudation beschuldigten sieben bulgarischen Minister des stambulovistischen Re gimes hat große Sensation gebracht. Aus dem Be richt der parlamentarischen Untersuchungskommission geht hervor, wie sich die ehemaligen Minister, selbst sehr unvermögend, im Laufe der Zeit auf Kosten des Staates bereichert haben. Der Fittanzminister Lazar Papakosf war vollständig mittellos und besaß eine Schuldenlast von 200000 Francs; jetzt ist er reich und völlig schuldenlos. Dasselbe gilt von dem General Sa- wosf, der seiner Tochter eine Mitgift von 1 Million Francs mitgeben konnte. Auch die früheren Minister Genadijeff und Halatcheff, die ebenfalls früher stark verschuldet waren, sind jetzt völlig schuldenfrei und be sitzen beide bedeutende Vermögen. Dem Kommissions bericht sind auch eine Reihe Originaldokumente bei gelegt, aus denen nachgewiesen wurde, daß der ehe malige Ministerpräsident Petkow einmal 60 000 Frcs., und der General Sawosf bei der gleichen Gelegenheit 40000 Frcs. Vermittelungsgebühr von einer ungari schen Munitionsfabrik erhalten haben, die seiner Zeit eine Patronenlieserung für den bulgarischen Staat aus- sührte. -Lokale und sächsische Nachrichten — Eibenstock, 6. Dezember. Bei der am 1. De zember 1910 vorgenommenen Viehzählung wurden ge zählt : 127 Pferde (1909: 127) 329 Rinder (365) 168 Schweine (136) 15 Schafe (34) 129 Ziegen (134) Die vorstehend aufgeführten Tiere gehörten 196 Vieh besitzern (1909: 200). — Eibenstock, 6. Dezember. Die Ortsgruppe Eiben st ock des Bundes deutscher Militäran wärter hielt am Sonntag eine Wanderversammlung im Speisesaale des Hotel .Carlshof" in Schönheiderhammer ab. Zahlreich waren die Mitglieder, zum Teil mit ihren Damen, erschienen, und zwar aus Eibenstock, Schönheide, Schönheiderhammer, Iägersgrün und Tannenbergsthal. Kurz nach 4 Uhr eröffnete der 1. Vorsitzende, Herr Zoll assistent Hoffmann-Eibenstock, die Versammlung mit einer herzlichen Begrüßungsansprache. Hierauf wurden ver schiedene Standessragen besprochen, und es gestaltete sich die Diskussion ziemlich lebhaft. Der Verlauf der Versamm lung zeigte abermals, welche innige nnd treue Kameradschaft in der Ortsgruppe gepflegt wird und mit welch großem Interesse die ehemalig gedienten Militärs für den Bund der deutschen Militär-Anwärter eintraten. Die Versamm lung, der auch Gäste aus Stützengrün beiwohnten, verlief in allen Teilen auf das Glänzendste, und mit der Genug tuung, wieder einmal einige fröhliche Stunden in Kamera denkreisen verlebt zu haben, trennten sich die Versammlungs teilnehmer in später Abendstunde. — Zu d er Frage der Tri b ü n e n karte n i m Reichstage schreibt uns unser Reichstagsabg. Hr. Dr. Stresemann folgendes: Wiederholt gelangen an mich Bitten um Ueberlassung von Tribvnenkarten für die Reichs tagsverhandlungen. Um Mißverständnissen über die Mög lichkeit der Beschaffung solcher Karten durch die Abgeordne ten vorzubeugen, möchte ich auf folgendes Hinweisen, was auch für weitere Kreise Interesse haben dürfte: Die den Abgeordneten zur Verfügung stehenden Tribünenkarten werden an die einzelnen Fraktionen des Reichstages im Ver hältnis ihrer Stärke verteilt. Da es etwa 130 Tribünen plätze gibt, über welche die Abgeordneten verfügen können, so entfällt auf jede Fraktion eine Zahl von Karten, welche ein Drittel der Fraktionsstärke ausmacht. Die nationallibe rale Fraktion verfügt beispielsweise täglich über 14 Karten. Wer von den Abgeordneten diese Karten zu haben wünscht, muß sich bei dem Geschäftsführer der Fraktion in ein hier für bestimmtes Buch eintragen, und eS wird zum Teil eifersüchtig darüber gewacht, daß seitens einzelner Abgeord neter nicht eine unangemessene Inanspruchnahme der Kar tenbenutzung stattfindet. Im Allgemeinen kann man als Abgeordneter über drei bis vier Karten pro Woche verfügen. Um diese Karten den Interessenten zur Verfügung stellen zu können, ist eS aber — wie hieraus ersichtlich — notwendig, daß die betr. Persönlichkeiten sich mindestens 3 bis 4 Tage vorher an ihren Abgeordneten wenden, damit er in der Lage ist, sich für den bestimmten Tag Karten durch vor herige Einzrichnnng besorgen zu können. Wer aus gut Glück in den Reichstag geht und dann an einem bestimmten Tage Karten von seinem Abgeordneten zu erhalten wünscht, setzt diesen dadurch selbst oft in die größte Verlegenheit, da es