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Amts- un- Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenvo ten sowie bei allen Reichspostanstalten. Amtsblatt. für Eibenstock, Larkfeld, yundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltiae Zeile l2 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. 444.444*»«* 4 Fernsprecher Nr 210. s»« " 87. Jahrgang. ------- Dienstag, de« 4. Oktober LSI« Brandversicherungsbeittäge betteffend. Die BrandverfichernugsbeitrLge auf den 2. Termin 1910 — 1. Oktober — find nach je einem Pfennig für die Einheit bei der Gebäubeverfichernngsabteilung und nach je ei« und einem halbe« Pf«««ig für die Einheit bei der freiwillige« Berficher««g-abteil««g nebst den fälligen Stückbeiträgen bis spätestens zum 8. Oktober 1910 bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung an die hiesige Stadtsteuereinnahme zu ent richten. Stadtrat Eibenstock, den 27. September 1910. H-ft-. Schfdr. Nachgenannte Herren sind heute als Bürger der Stadt Eibenstock verpflichtet worden: Anger, Max Alban, Kaufmann, Aahlig, Karl Hans, Musterzeichner, Aanman«, Paul Ernst, Schlosser, „ Karl Paul, Kgl. Straßenwärter, Peyer, Ernst Arthur, Schutzmann, Könna, Louis Bruno Arthur, Kgl. Oberförster, pörffel, Richard, Maschinenplätter, Helvhaar, Hermann Arthur, Bäckermeister, Herty, Ernst Friedrich Paul Georg Nikolaus, Schutzmann, Kelas, Karl Willy, Ratsexpedient, Korvach, Ernst Emil, Schuhmacher, Kern, Alfred Johannes, Slickmaschinenbesitzer, Aircheiß, Ernst Wilhelm, Lämmel, Karl Ernst, Kgl. Eisenbahnassistent, Pfüller, Karl Louis, Kgl. Revisionsausseher, Schmidt, Rudolf, Maschmensticker, Schönfelder, Fritz Willy, Handlungsgehilfe, Schröter, Friedrich Max, Maschinensticker, Tauchmaun, Walter Christian, Handlungsgehilfe, Äuaer, Max Rudolf, - Pogel, Ernst Louis, Kgl. Bahnhofsvorsteher, Wagner, Oswald Emil, Feuermann, Weiß, Emil Ernst, Zimmermann. Stadtrat Eibenstock, den 1. Oktober 1910. Hefte. M. II. In den nächsten Tagen wird noch eine vürgervrrpfli<ht««g stattfinden. Mel- d««ge« hierzu werden bis Donnerstag, den 6. Oktober 1910 entgegengenommen. : -8 , Stadtrat Eibenstock, den 1. Oktober 1910. ; Hefte. M- Rr. 189 der Schankstättenverbotsliste ist z« streiche«. Stadtrat Eibenstock, den I. Oktober 1910. Finanzen und Politik. Selten haben Finanzangelegenheiten die interna tionale Politik in so hohem Maße berührt, wie zwei Anleihefragen, die augenblicklich im Vordergründe des gesamten Interesses stehen. Auf der einen Seite sind es Hie türkischen Anleihebemühungen, auf der ande ren Seite der Ausgang der ungarischen Anleihe. In beiden ist es Frankreich gewesen, welches durch sein Zö gern Schwierigkeiten hervorgerufen hat, die leicht auch auf politisches Gebiet Hinüberschlagen können. In Frankreich hat man seit einiger Zeit — und man wird diesen Standpunkt keinem Staate verdenken wollen — sich dem Grundsatz zugewendet, auch Finanzfragen dem nationalen Interesse unterzuordnen. In Wirklichkeit bat man dies ja auch schon früher getan, insbesondere hätte ja Rußland von Frankreich niemals Geld be kommen, wenn man nicht eben aus politischen Gründen sich den russischen Pumpversuchen geneigt gezeigt hätte. Man hat diesen Gesichtspunkt jetzt eben nur stark in den Vordergrund gerückt, daß das der ganzen Welt auf fällig geworden ist und man hat dies in der vollbe wußten Absicht getan, dadurch in politischer Hinsicht einen gewissen Druck auszuüben. Dieses Verfahren hat man nicht nur der Türkei gegenüber angewandt, sondern auch Ungarn hat diese Tendenz bei seinen jüng sten Anleiheversuchen erfahren müssen. Es ist be kannt, daß man an der Seine hinsichtlich der Erschüt terung des Dreibundes einst große Hoffnungen auf Un garn gesetzt hat und daß man aus diesem Grunde alles tat, um sich den Magyaren gefällig zu erweisen und es hat sogar nicht an Verbrüderungsfesten gefehlt. Als man aber schließlich jenseits der Vogesen sehen mußte, daß bei den Ungarn trotz aller Freundschaft in politi scher Hinsicht nichts zu holen sei, ist man etwas er nüchtert zind als jetzt der ungarische Finanzmintster bei Frankreich anpochte, fand er eine verschlossene Tür. Es liegt nahe, den Grund hierfür in der österreichischen Balkanpolitit zu erblicken und man geht wohl in der Annahme nicht fehl, daß in dieser Frage in der Haupt sache von russischer Seite der Draht hinter den Kulissen gezogen worden ist, ein bischen Rache für die Annektion und das russische Fiasko im serbischen Konflikt.-Frei lich sollte man sich in Frankreich nicht lange seines Tri umphes erfreuen, trotz mancher politischer Differenzen sprang Oesterreich bei und zu allgemeiner Ueberrasch- ung sekundierte auch in dieser wirtschaftlichen Frage der deutsche Bundesgenosse. Darob macht man in Frankreich etwas verdutzte Gesichter, einen solchen Aus gang hatte man denn doch nicht erwartet. Das Ver halten Frankreichs hat sich als ein politischer Schlag ins Wasser erwiesen, ja im Gegenteil hat es nur dazu beigetragen, die Festigkeit und den Nutzen des intimen Verhältnisses zwischen der Donaumonarchie und Deutschland ins hellste Licht zu setzen. Zum größten Leidwesen hat man sogar aus authentischem Munde erfahren müssen, daß in dieser finanziellen Unterstütz ung seitens Deutschlands politische Motive mit unter laufen. Der neue Staatssekretär des Auswärtigen, Kerr von Kiderlen-Wächter, der die bureaukratischc Schablone noch nie geliebt hat, hat aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht und auf der Durchreise nach Bukarest in einem Interview sehr deutlich zu verstehen gegeben, daß dieser Schritt mit voller Absicht getan worden sei, und daß Frankreich bald sehen könne, daß die Herrschaft des französischen Geldmarktes doch nicht eine so unbedingte sei, wie man in Frankreich angenom men und daß die Entziehung des Entgegenkommens von feiten Frankreichs die mit seiner Politik nicht har monierenden Staaten nicht in Verlegenheit zu bringen vermocht habe, daß vielmehr auch Deutschland im Ver ein mit Oesterreich nicht nur den guten Willen, sondern auch die nötigen Mittel besitze, um dort, wo es nötig ist, beizuspringen. Das verdiene, festgehalten zu wer den, und dies sei es, was bei dem Zustandekommen der ungarischen Anleihe auch für die in Betracht kommen den Staaten von gewiß erfreulicher politischer Bedeu tung sei. Durch den Ausgang dieser Angelegenheit könnte das Verhältnis zwischen Deutschland und der Monarchie, wenn dies noch irgend wie möglich wäre, nur an Innigkeit gewinnen und so bedeute das Zustan^- dekommen der Anleihe einen Erfolg gerade derjenigen Kreise, welche der französische Geldmarkt in Verlegen heit bringen zu können glaubte. Das ist eine sehr ent schiedene Sprache, wie man sie lange, lange nicht von einem deutschen Staatsmann gehört hat. Irgend eine Provokation liegt darin keineswegs und auf fran zösischer Seite gibt man zu erkennen, daß man im Ver laufe der ganzen Affäre die energische Hand des neuen Staatssekretärs wahrnehmen könne. Der dem Aus wärtigen Amte nahestehende „Temps" spricht die An sicht aus, daß die viel beachteten Erklärungen Kiderlen- Wächters sich vornehmlich gegen die Kabinette von Lon don und Petersburg gerichtet hätten, denen der Staats sekretär des Aeußeren die geistige Urheberschaft an dem Versuche der finanziellen Einschränkung des Dreibun des und der mit ihm befreundeten Mächte zuschreibe. Das Blatt fügt hinzu, daß Kiderlen-Wächter seine poli tische Eigenart in diesen Erklärungen ausreichend ge kennzeichnet habe. Man sieht wieder einmal, daß eine energische Sprache stets verstanden und auch respektiert wird, während man über sanfte Worte tzur Tages ordnung übergeht. Aus diesem kleinen Vorfall dürf ten unsere lieben Freuyde ersehen, daß jetzt ein anderer Geist seinen Einzug in der Wilhelmstraße gehalten hat und dieses Werk dürfte nicht ohne Wirkung bleiben. Tagesgeichichte. Deutschland. — Der Besuch des deutschen Kaiserpaa res in Belgien. Gegen Ende des Monats Okto ber werden, wie schon gemeldet, der Kaiser und die Kai serin den Antrittsbesuch, den das belgische Königspaar ihnen kürzlich abgestattet hat, erwidern. Die Ankunft des Kaiserpaares in Brüssel erfolgt nach den bisherigen Dispositionen am 25. Oktober. Die Prinzessin Vikto ria Luise wird ihre Eltern auf dieser Reise begleiten. — DerWiederzusammentrittdesReichs- tages. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, wird der Reichstag am 22. November wieder zusammentre ten. Der Stand der Arbeiten der während des Som mers tagenden Kommissionen, insbesondere der gerecht fertigte Wunsch der Versicherungskommission, ihre Ar beiten vor Beginn der Plenarverhandlungen zu einem Abschluß zu bringen, ist für die Wahl dieses Zeitpunk tes bestimmend gewesen. — ZudenAufruhrszeneninMoabit. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt zu den Vor kommnissen in Moabit: Inwieweit die organisierte Arbeiterschaft und Parteiangehörige der Sozialdemo kratie an den Ausschreitungen der Menge oder bei den Verabredungen, ohne die die Krawalle schwerlich in der geschehenen Weise hätten Vorfällen können, betei ligt sind, darüber werden wohl die bevorstehenden Ge richtsverhandlungen Aufklärung schaffen. Schon heu te aber muß als feststehend angesehen werden, daß ein Zusammenhang besteht zwischen den Moabiter Vorgän gen und der sozialdemokratischen Verhetzung der Mas sen, die sich neuerdings verschärft. Von der juristisch greifbaren Verantwortlichkeit abgesehen, deren Fest stellung dem Gericht Vorbehalten bleiben muß, vermag sich die sozialdemokratische Partei dem Borwurf der moralischen Mitschuld an den bedauerlichen Vorkomm nissen in Moabit nicht zu entziehen. Die Mitschuld wird begründet dadurch, daß die Sozialdemokratie ar beitswillige Arbeiter bei Ausständen für das Urteil ihrer Genossen als Streikbrecher brandmarkt und als Menschen verfemt, die außerhalb der nach sozialdemo kratischen Begriffen ehrbaren Arbeiterschaft stehen und gegen die deshalb Angriffe und Gewalttätigkeiten er laubt seien. Es liegt doch ein eigenartiger Widerspruch darin, daß der „Vorwärts" einerseits die Aufrührer von den Schößen der Sozialdemokratie abzuschütteln sucht und andererseits von der erfolgten Wirkung eines Eingreifens der sozialdemokratischen Organisationen überzeugt ist. Der „Vorwärts" hat sich aber nicht da rauf beschränkt, jedes Wort der Beruhigung zu unter lassen, vielmehr hat er jede Gelegenheit benutzt, die Polizei, die mit Pflichttreue, Ausdauer und Besonnen heit ichre schweren Aufgaben erfüllte, zu verunglim pfen und dadurch die Leidenschaften der ausrührerischen Massen aufzurütteln. Diese Haltung der sozialdemo kratischen Presse entspricht der Gesamttendenz der so zialdemokratischen Agitation. Welche Hoffnungen sie an Vorgänge knüpft, wie sie sich in Moabit abgespielt haben, darüber bedürfen wir nach den Wahlrechtsde monstrationen, den Erörterungen über den politischen Massenstreik und ähnlichen Erscheinungen keiner Be lehrung mehr. Dies alles dient nach sozialdemokrati scher Meinung der revolutionären Erziehung des Pro letariats. Um so ernster und dringender wird für die Regierung die Pflicht, Pöbelausschreitungen und Auf ruhrversuchen mit unnachsichtlicher Schärfe entgegen- zutretcn und der Unbotmäßigkeit einer verhetzten Menge mit der Autorität der Staatsgewalt und der Strenge des Gesetzes zu begegnen. — Die Aussichten der Reichsversiche rungsordnung. Eine parlamentarische Korrespon denz schreibt: Staatssekretär Delbrück hat jüngst in der Kommission die Verabschiedung der Reichsversiche- rungsordnung vor den Neuwahlen als wünschenswert