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Amts- uns Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Tel^Adr.: Amtsblatt. Zernfprecher Nr 2IV. -n SI4 L»L» Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ------------------------------ 57. Jahrgang. ------- Donnerstag, den 15. September Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 einschließl. des „Illustt. Unterhaltungsblatts- und der humoristischen Beilage „Seifenblasen- in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 < > Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. : Im Handelsregister ist heute auf Blatt 215 — Stadtbezirk — (Firma LI»gl«r » La. in Eibenstock) eingettagen worden, daß dem Kaufmann Lurt I^lsärleb in KibmstoL Prokura erteilt worden ist. Eibenstock, den 12. September 1910. Sloi-liches Amtsgericht. Im Konkursverfahren über da« Vermögen des Bürstenfabrikanten «amlnv »rnaa in Schönheide soll mit Genehmigung des Konkursgerichtes die Schlußverteilung erfolgen, für die 2099,«« Mark zur Verfügung stehen. Zu berücksichtigen sind 13382,«« Mark nichtde- vorrechtigte Forderungen. Ein Verzeichnis der Forderungen »st zur Einsicht für die Beteiligten auf der GerichtSschreiberei de» KonkurSgerichteS niedergelegt. Eibenstock, den 13. September 1910. Rechtsanwalt Konkursverwalter. Internationale Stille? Während nicht bloß in Deutschland die innerpoli- tischen Wogen ziemlich hoch gehen, ist auf dem Gebiete der Weltpolitik eine gewisse Stille eingetreten. Frei lich herrscht keineswegs völlige Ruhe, denn die Diplo matie gleicht einer Maschine, deren zeitweilige Rast dem Inhaber Schaden bringt und es gilt hier, in aller Stille Vorbereitungen zu treffen, um für alle Eventuali täten der Zukunft gewappnet zu sein. Reibungspunk te gibt es ja augenblicklich kaum irgend wo, woraus aber keineswegs resultiert, daß nicht eines Tages doch Funken sprühen und ein Brand entfacht wird, von ei ner Stelle aus, die augenblicklich in keiner Weise ge fährlich erscheint. So soll man beispielsweise die Lage am Balkan keineswegs unterschätzen, denn trotzdem au genblicklich der politische Himmel ziemlich wolkenlos ist, ist es doch nicht ausgeschlossen, daß gerade über dem Goldnen Horn die Wolken sich zusammenziehen und es zu einer elektrischen Entladung kommt. Es ist wohl nicht ganz von ungefähr, daß die beiden Brüder Cam bon, der eine Botschafter in London, der andere in Ber lin, die als die gewiegtesten Diplomaten Frankreichs gelten, in Konstantinopel weilten, wo sie von ihrer früheren Tätigkeit her das Terrain genau kennen. Es heißt zwar, es handle sich lediglich um eine Erholungs reise, politische Nebenabsichten seien vollständig aus geschlossen, aber man kennt zur Genüge den Wert sol cher amtlichen Dementis. Auch war es ja nicht ohne Interesse zu beobachten, wie man sich diesmal an der Seine sträubt, eine türkische Anleihe zu finanzieren, während man früher in dieser Hinsicht an der Seine stets eine offene Hand hatte. Der Grund ist klar: Man ist verstimmt, daß Deutschland jetzt wieder am Goldnen Horn an Einfluß gewinnt und nimmt hierfür an den Türken Vergeltung. Es liegt nahe, den Aufent halt der Brüder Cambon in Konstantinopel mit der ganzen Angelegenheit in Zusammenhang zu bringen und man geht in der Annahme wohl nicht fehl, daß diese Diplomaten dazu bestimmt sind, dem französi schen Einfluß am Goldnen Horn durch irgend welche Mittel wieder etwas auf die Beine zu helfen. Daß man jenseits der Vogesen die weitere Ausdehnung des deutschen Machteinflusses ungern sieht, beweisen die aufsehenerregenden Ausführungen des Deputierten und rüheren Marineministers Lanessan, der eine bedeuten- >e Verstärkung des Nordseegeschwaders verlangt und n dieser Hinsicht in der Kammer vorgehen will. Auch ür ihn ist Deutschland der Feind, gegenüber dessen See- treitkräfte Frankreich sich in der Nordsee schützen müsse, während im Mittelmeer die englische Flotte stark ge nug sei, um den deutschen Bundesgenossen, Italien und Oesterreich, daselbst ein Paroli zu bieten. Es ist wohl nicht zuviel gesagt, daß Lanessan sicherlich im Sinne von Tausenden seiner Landsleute spricht und mit seinem Vorschläge voraussichtlich auch Erfolg haben wird. Von Bedeutung für die Beurteilung einer etwaigen Entwick lung der internationalen Konstellation ist auch die Ent sendung des Lord Rosebery als Führer der Mission, welche in Wien die Thronbesteigung König Georgs no tifizieren sollte. Obwohl Lord Roberts bei dergleichen Aufgaben den Weg über Wien nehmen mußte, hat man doch nicht ihn, sondern Rosebery beauftragt, weil die ser es gewesen ist, der seinerzeit die Annektion Bos niens und der Herzegowina im Gegensatz zu den meisten Engländern rechtfertigte. In seiner Entsendung liegt also eine besondere politische Aufmerksamkeit, die wohl nicht ohne Absicht erfolgt ist, und auch die für Oester reich überaus schmeichelhaften Ausführungen, welche der Lord in einem Interview in Wien gemacht hat, zeigen deutlich, daß man aus nicht mißzuverstehenden Gründen eine Annäherung herbeiführen möchte, in der stillen Hoffnung, dadurch zwischen Deutschland und Oes terreich einen Keil zu treiben. All' das zeigt, daß au genblicklich auf dem Gebiete der internationalen Lage wohl ziemliche Stille herrscht, daß es aber doch trotz alledem angezeigt erscheint, auf der Hut zu sein, um nicht im gegebenen Moment unangenehm überrascht zu werden. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die angebliche Wahlparole. Die „Berl. Pol. Nachr", Organ des Zentralverbandes deutscher Industrieller, schreiben: Die Tagespresse beschäftigt sich mit der Wahlparole, die der Reichskanzler für die nächsten Reichstagswahlen ausgeben werde oder, wie einzelne Blätter behaupten, schon ausgegeben habe. Als diese Wahlparole wird der Schutz der gefährdeten na tionalen Arbeit bezeichnet. Uns ist nichts davon be kannt, daß der Reichskanzler bisher eine Wahlparole ausgegeben habe. Wohl aber wird nicht viel Scharf sinn zu der Erkenntnis gehören, daß unsere Wirtschafts politik gerade im Hinblick auf die Aufgaben, welche den nächsten Reichstag beschäftigen werden, schon bei den Wahlen eine besondere Rolle spielen wird, ebenso, wie sie schon im gegenwärtigen Reichstage alljährlich zu mehr oder minder heftigen Redekämpfen zwischen den Anhängern und den Gegnern unseres Wirtschafts systems geführt hat. Keiner Partei wird es bei den Wahlen erspart bleiben, zu dieser Grundfrage unserer wirtschaftlichen Entwickelung Stellung zu nehmen. Ob man das als Sammlungspolitik bezeichnen will oder nicht, tut zur Sache herzlich wenig, denn allerdings werden diejenigen, welche die Grundlagen unserer Wirt schaftspolitik auch ferner verteidigen wollen, gegen ihre Gegner zusammenstehen müssen. Daß der Reichskanz ler zu denen gehört, welche diese Grundlagen für etwas Notwendiges und Segensreiches ansehen, dürste für niemandem etwas Neues sein. — Eine Abordnung des Deutschen Flei scherverbandes ist am Dienstag von dem Land wirtschaftsminister in einer 2»/zstündigen Au dienz empfangen worden. Der Minister erkannte die bedenkliche Höhe der Viehpreise an, meinte jedoch, eine weitere Oeffnung der Grenzen für die Einfuhr leben den Viehes werde zurzeit wohl nicht in Frage konnten, weil dies dem Notstand nicht abhelfen würde. — Ein Minister über die Fleischteuer ung. Bei dem landwirtschaftlichen Gaufest in Mer gentheim kam, wie der Draht aus Stuttgart meldet, der Minister des Innern Dr. v. Pischek in einer Tisch rede aus die Fleischteuerung zu sprechen und führte dabei u. a. aus, daß auch die ohnehin nur nach reichs gesetzlicher Aenderung des Zolltarifs mögliche Oeffnung der Grenze für die Einfuhr lebenden Viehs den ge wünschten Erfolg nicht wohl erzielen könne, da der Viehmangel und die Fleischteuerung in denjenigen Län dern, die für unsere Versorgung, namentlich in unserem Süden, hauptsächlich in Betracht kommen können, eben so herrschen wie in Deutschland, so daß in Oesterreich sogar der Erlaß eines Ausfuhrverbotes erwogen wurde. Auch die Wirkung einer Aufhebung der Futterzölls wird sehr überschätzt. Es ist daran zu erinnern, daß in der Hauptsache nur für Mais und zwar mit drei Mark pro Doppelzentner, statt früher 1,20 Mark, dann für Futterbohnen mit 1,50 Mark und für Futtergerste mit 1,30 Mark'ein Zoll erhoben wird, während die übrigen Futtermittel zollfrei eingehen. Ein nennenswertes Er gebnis wäre daher auch von dieser Maßnahme nicht zu erwarten. Auch der Einfuhr deö gefrorenen ameri kanischen Rindfleisches, das nach seiner Herkunft schwer zu kontrollieren und nicht selten minderwertig sei, ste hen doch recht erhebliche sanitäre Bedenken entgegen. Außerdem aber schien hiermit die größte Gefahr ver knüpft zu sein, daß durch die Einfuhr dieses Fleisches, das meines Erachtens beste und sicherste, wenn auch freilich nur allmählich wirkende Mittel zur Herabsetz ung der Fleischpreise, nämlich die Vermehrung unse res eigenen Viehbestandes durchkreuzt und vereitelt würde. Es sei eine dringende und im eigensten Inte resse der deutschen Landwirtschaft gelegene Aufgabe, der Aufzucht des Viehes, selbst wenn dies wegen der notwendigen Vergrößerung der Futterbauflächen nur mit einer gewissen Einschränkung des Getreidebaues erreichbar sein sollte, in erweitertem Maße sich wieder hinzugeben, um den wachsenden heimischen Bedarf an Vieh und Fleisch zu erschwinglichen Preisen möglichst vollständig zu decken. Oesterreich-Ungar«. — Wien, ,12. September. Das Ministerium des Innern hat im Einvernehmen mit dem Acker bauministerium beschlossen, eine Kommission zum Stu dium der Frage der Einfuhr argentinischen Fleisches zu entsenden. Diese Komnlission wird be reits mit der nächsten Schiffsgelegenheit die Reise nach Argentinien antreten. — Rosebery über Oesterreich-Ungarn und Großbritannien. In einer Unterredung, welche der Führer der englischen Sondermission Lord Rosebery mit dem Chefredakteur des „Fremdenblat tes" hatte, äußerte sich Rosebery u. a. wie folgt: „Ich freue mich aufrichtig darüber, daß die Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Großbritannien sich nun wieder herzlich und freundschaftlich gestaltet haben und daß die letzten Spuren der Mißverständnisse, die kurze Zeit zwischen den beiden Staaten obgewaltet ha ben, nunmehr vollständig verschwunden sind. Die öster reichisch-ungarische Monarchie ist ein mächtiger Fak tor rn unserem internationalen Staatsleben, der seine Stärke rm Sinne der Mäßigung ausübt. Zwischen uns und Oesterreich-Ungarn gibt es keine trennenden In teressengegensätze. Wir sind eine koloniale, Oesterreich Ungarn eine kontinentale Macht." Portugal. — Infolge der unruhigen Lage in Portu gal sind die diesjährigen großen Herb st Manöver abgesagt worden. Die Truppen einschließlich der einberufenen Reserven bleiben bis auf weiteres in ih ren neuen Standorten bereit. Gründe für die auf fallende militärische Maßregel werden nicht angegeben. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. September. Verhaftet wurde auf Ansuchen der Staatsanwaltschaft ein hiesiger Einwohner, welcher mit dem Brande des sogen. BodohauseS in Verbin dung gebracht wird. — Desgleichen gelang es der Polizei, ein Schwindlerpärchen, das auf seinen Streifzügen durch das Erzgebirge und das Vogtland auch in unserer Stadt ein Gastspiel gab, festzunehmen. Die Frau, der bereit» ein Diebstahl nachgewiesen ist und die gewiß noch mehrere auf dem Kerbholz hat, trug zwei Finger verbunden. Sie gab, um Mitleid zu erwecken, an, daß sie Mutter einer Anzahl hungernder Kinder sei und die Finger verloren habe. Feftgestellt ist, daß der sie begleitende Landstreicher nicht ihr Ehemann ist. Die Beiden wurden beim Betteln aufgegriffen und in da» Polizeigefängni« gebracht. — Eibenstock, 14. Sept. Am 27. d. M. wird hier in den Räumen d. Kochschule ein ObstverwertungSkursu» durch Hrn. Obstbauwanderlehrer Bode au» Chemnitz abge halten werden. Derartige Kurse werden seit einer Reihe von Jahren durch den LandeSobstbauverein für daSKönigreich Sach sen in allen Landesteilen veranstaltet und al» in diesem Jahre der Vorsitzende de» hiesigen landwirtschaftlichen und Obst- bauveretn» die Anregung gab, e» möchte auch in Eibenstock einmal ein solcher Kursus abgehaltrn werden, ist dieser Bitte auf Befürwortung de« BeztrkSobstbauvereinS bereitwilligst entsprochen worden. Wir schon der Name „ObstoerwertungS- kursuS' sagt, sollen in dem Kursus theoretische und prakti sche Anleitungen gegeben werden, in welcher Weis« eine ra tionelle Verwertung der verschiedenen Obstsorten im Haus halt möglich ist. Die Verwertung wird sich demnach erstrek- ken auf Bereitung von Obstkonserven, Marmeladen, Gelee, Dörrybst, im Sommer: Beerenweine rc. Da jetzt di« Beeren zeit vorüber ist, so würde jetzt namentlich die Verwertung von Pflaumen, Aepfel, Birnen und wa» sonst an Obst vor handen, sodann aber auch die Verwertung von Gemüse in Frag« kommrn. Die KursuSteilnehmerinnen bringen etwa 4—5 Pfund oder mehr Obst oder Gemüse, dessen Verwertung sie beabsichtigen, in den Kursus mit. Außerdem hat jede Teilnehmerin 4-5 Gläser mit Patentverschluß, System Rex oder ein andere« beliebige» System von und 1—1'/, Ltr. Inhalt milzubringen, f-rner auch einige Gläser für Gelee und Marmelade (einfache sogen. Honiggläser ä 10 Pfg., ge- radwandig mit ein«m überstehenden Rand, eventuell auch Steingutbüchsen). Die Teilnahme am Kursu» ist für Fami-