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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Tel.-Adr.: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 21S. LSI» Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — 57. Jahrgang. - —- — Dienstag, den 14. Jimi Bezugspreis vierteljährl. M. l.50 einschließl. des „Sllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage .Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden am 17. und 18. Juni 1910 nur dringliche Angelegenheiten erledigt. Eibenstock, den 27. Mai 1910. Königliches Amtsgericht. In Wildenlhal soll der nahe dem Förstereigehöfte stehende Zapfenschuppe« ab getragen und der Abbruch gegen Ueberlafsung sämtlicher Bantette an den Meist bietenden vergebe« werde«. Etwaige Bewerber können sich jeden Wochentag zwischen 2 und 4 Uhr nachm. in der Königlichen Oberförsterei Wildenthal zwecks Besichtigung des Schuppens melden. Vordrucke zum Angebote und Abtragungsbedingungen werden dort auSgegeben. Bezügliche Angebote sind gehörig auSgefüllt und unterschrieben bis Sonnabend, de« 18. J««i d. I., vormittags 10 Uhr beim Königlichen Landbanamte Zwickau, Königstr. 1, postfrei etnzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern und die Ablehnung sämtlicher Angebote bleiben Vorbehalten. Die Bewerber bleiben an ihre Angebote bis zum 30. Juni d. I. gebunden. Sönigl. Landbauamt Zwickau, Zu Nr. 1210 Ldbreg. den 12. Juni 1910. Ein neues Quinquenat. Von der .Nordd. Allg. Ztg* wird, wie bereits erwähnt, offiziös angekündigt, daß wir demnächst mit einer neuen Mi litärvorlage zu rechnen haben werden. In einem Dementi gegen einige umherschwirrende, im allgemeinen aber wohl wenig geglaubte Gerüchte wird davon Mitteilung gemacht, daß hinsichtlich der kommenden Neuforderungen für das Heer nichts zu vertuschen sei und daß die Vorlage nichts vermissen lasten werde, was nach dem Urteil der kompetenten Stellen im Interesse der Schlagfertigkeit deS Heeres notwendig sei. In einem Hamburger Blatt hatte man nämlich behauptet, daß man am Landheer sparen wolle, um daS Fiasko der Reichsfinanzreform zu verbergen, gleichzeitig wurde hinzuge fügt, daß Herr v. Bethmann-Hollweg bei seiner Uebernahme der Geschäfte die Bedingung gestellt habe, es dürfe nach Ablauf deS OuinquenatS keine größere HeereSforderuna kom men, was man aber vertuschen wolle. Infolge dieser Be merkungen erklärt sich wohl der scharfe Ton, den das offiziöse Dementi anschlägt, in welchem mit Entrüstung zurückgewiesen wird, als ob der Reichskanzler etwas vernachlässigen könne, was mit der Wehrkraft des Landes in Zusammenhang steht. Es wird betont, daß die Neuforderungen für das nächste Quinquenat in voller Uebereinstimmung zwischen dem Reichs kanzler und den Militärstellen ganz im Sinne der hierüber früher schon gegebenen Erklärungen aufgestellt werden würde. DaS jetzige Quinquenat läuft im nächsten Jahre ab und man wird sich daher in diesem Winter darüber schlüssig zu machen haben, welche Forderungen man stellen wird. ES könnte nun infolge der offiziösen Auslastung so scheinen, als ob man mit Riesenforderungen hervortreten würde, indessen ist daS wenig wahrscheinlich, denn schon mehrfach ist betont worden, daß man an eine beträchtliche Erhöhung deS Prä- senSstandeS nicht gehen wird. Sollte etwas derartiges not wendig werden, so würde sich aller Voraussicht nach eine Vermehrung nur in ganz mäßigen Grenzen halten, die durch eventuelle neue Einrichtungen erforderlich sind, welche sich namentlich auf die technische Ausgestaltung unseres Heeres beziehen. WaS an neuen Forderungen in den letzten Jahren gekommen ist, bezog sich fast ausnahmslos auf dieses Gebiet, da es gilt, für die deutsche Armee die neueren Errungenschaf ten der Technik und Wissenschaft auf dem Gebiete der Kriegs kunst sich zu eigen zu machen. Aus den offiziösen Auslas sungen geht hervor, daß man wiedemm ein Quinquenat vor zuschlagen geneigt ist. Eine derartige für eine Reihe von Jahren festgelegte Forderung hat ihr Gutes, andererseits aber auch ihre Schwächen. In der Hauptsache war man seiner zeit wohl auf diesen Gedanken gekommen, weil sich früher gegen Militärforderungen oft die stärkste Opposition geltend machte und bekanntlich der Reichstag mehrere Male wegen der Ablehnung militärischer Forderungen aufgelöst worden ist. Inzwischen haben sich die Zeitläufe geändert, den Mili tärvorlagen stellte man sich auch auf Seiten der bisherigen Opposition etwas freundlicher gegenüber, sodaß vielfach die Ansicht verbreitet ist, man könne ruhig auf diese Bindung verzichten. Freilich möchte man von Seite der Regierung hierauf nicht verzichten, weil man davon auSgeht, waS man hat, hat man. Man scheut eS, alljährlich die Bewilligung vornehmen zu lassen, weil man befürchtet, daß da noch mehr gestrichen werden und eine gewisse Untätigkeit Platz greifen könnt«. Andererseits aber hat sich die Festlegung bet unbe dingt erforderlich gewordenen Neuemngen als ein ziemliche» Hindernis bewiesen, und es blieb nichts anderes übrig, als die Forderungen in einer Weise zu gruppieren und neue Anord nungen zu treffen, daß die Bestimmungen des Quinquenat» wenigstens den Buchstaben nach nicht verletzt wurden; in Wahrheit ist also eigentlich daS Quinquenat fast alljährlich in gewissem Sinne, wenn auch unter Zustimmung deS Reichs tage», durchbrochen worden. In welcher Höhe sich die neuen Forderungen bewegen werden, weiß noch niemand, vielleicht auch die Militärverwaltung selber nicht genau, aber allzu lange wird e» ja nicht dauern, bi» man weitere» hierüber hören wird. Freilich wird die Regierung darauf rechnen müssen, daß man im Hinblick auf die Finanzlage alle Jahre einzelne Forderungen auf da» Genaueste prüfen wird und daß gar manche Abstreichungen zu verzeichnen sein werden. Tagesgeschichte. Deutschlaud. — In Gegenwart des Kaisers fanden am Sonnabend die Tauffeierlichkeiten am Schweriner Hofe in dem üblichen prunkvollen Rah men statt. — Der neue Kolonialsekretär. Der neu- ernannte Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. von Lindequist übernahm am Sonnabend vormittag formell die Leitung der Geschäfte, indem er die vortragenden Räte und Hilfsarbeiter der Zivilabteilungen, die Herren vom Kom mando der Schutztruppen, sowie die Vorsteher der einzelnen Bureaus im großen Sitzungssaale des Reichskolonialamts um sich sammelte. Nachdem der Staatssekretär der großen unvergänglichen Verdienste seines Amtsvorgängers, der üb rigens die Beamten noch zu einer besonderen Abschiedsfeier in seinem Heim begrüßen wird, mit warmen Worten ge dacht hatte, behandelte er in kurzen Zügen die nächsten Ziele der deutschen Kolonialpolitik und gab dabei der Hoffnung Ausdruck, daß die koloniale Beamtenschaft, mit der er in einer zum Teil bis in die neunziger Jahre zurückreichenden gemeinsamen Arbeit verbunden sei, ihn bei der Lösung die ser schwierigen Aufgaben mit dem alten Pflichtgefühl und m der alten Einmütigkeit unterstützen werde. — Dernburgs Reise. Zu der Nachricht über die geplante Reise des Staatssekretärs a. D. Dernburg nach Ostasien erfährt die „Information", daß über den Zeitpunkt des Antritts der Reise noch keine Bestimmungen getroffen worden sind. Der Staatssekretär, der größere Landreisen in China zu machen beabsichtigt, wird sich mit dem Antritt seiner Reise nach dem Gange der politischen Verhältnisse in China richten. — Dankadresse des Bundes der Indust riellen an den Staatssekretär a. D. Dern burg. Der Vorstand des Bundes der Industriellen beschloß in seiner Sonnabendsitzung, an den Staatssekretär a. D. Dern burg eine Adresse zu richten, der sich auch die Vertreter der Verbände sächsischer, thüringischer, schlesischer und württem- bergischer Industrieller sowie großer Fachverbände der deut schen Industrie anschlossen. Die Adresse lautet: „Der Rücktritt Ew. Exzellenz vom Amte als Staatssekretär des Reichskolonialamts wird vom Bunde der Industriellen tief bedauert. Als Ew. Exzellenz vor fast vier Jahren aus einer großen kaufmännischen Wirksamkeit zur Leitung eines Reichs amtes berufen wurden, ist diese Berufung aus unseren Kreisen mit großen Hoffnungen begrüßt worden. Heute gedenken wir Ihrer erfolgreichen Tätigkeit mit besonderem Danke. Durch die tatkräftige Einleitung umfassender und planvoller Eisenbahnbauten, durch die Heranziehung deutschen Kapitals und deutschen Unternehmungsgeistes haben Sie begonnen, unseren weiten Kolonialbesitz für die heimische Volkswirtschaft fruchtbar zu machen. Für die künftige Versorgung der deut schen Industrie mit kolonialen Rohstoffen, eine unserer ernstesten Aufgaben, wurden durch die amtliche Wirksamkeit Ew. Exzellenz bahnbrechende Schritte getan. Dafür wird Ihnen die deutsche Industrie allezeit dankbar sein. Wir sprechen die Hoffnung aus, daß die Tatkraft und Erfahrung Ew. Exzellenz auch nach Ihrem jetzigen Ausscheiden aus dem Reichsdienste großen vaterländischen Aufgaben dienstbar bleibt*. — ZurBalancierungdesnächstenReichs- haushaltsetats. Daß die Balancierung des Reichs haushaltsetats für 1911 mit Schwierigkeiten verbunden sein wird, ist bekannt. In dek Reichstagskommission zur Vor beratung des Entwurfs eines Zuwachssteuergesetzes hat der Staatssekretär des Reichsschatzamtes die Situation beleuchtende Zahlen gegeben, indem er ausführte: Für das Rechnungs jahr 1911 sei die Schwierigkeit schon aus folgenden Ziffern zu entnehmen. Es ergebe sich in diesem Jahre allein durch die verstärkte Schuldentilgung, durch die erhöhte Verzinsung der Reichsschuld, durch das Einschwinden de» Reichs-Jnva- lidenfonds, durch das Anwachsen des Pensionsfonds und durch die Abbürdung von einem Drittel des Fehlbetrages aus dem Jahre 1909 eine Mehrausgabe von rund 115 Mill. Mark. Dem stehe entgegen ein Abgang von rund 40 Mill. Mark wegen Wegfalls der einmaligen Beamtenbeihilfen und wegen Wegfalls der Erbschaftssteuerrückzahlungen. Es blieben also zu decken 75 Millionen Mark. Hierfür ständen nach gegenwärtiger Schätzung nur etwa 60 Millionen Mark Mehr einnahmen gegen 1910 an Zöllen und Steuern zur Ver fügung. Dem so verbleibenden Defizit von 15 Millionen Mark sei noch die im Flottengesetze vorgesehene Mehrausgabe von 22,8 Millionen Mark hinzuzurechnen. Es würde der größten Anstrengung und der vorsichtigsten Verteilung der Ausgaben auf die kommenden Jahre bedürfen, um unter solchen Umständen an der unbedingt nötigen Balancierung des Etats mit 80 Pfennig Matrikularbeiträgen festzuhalten. — Die französi s ch e Sprache bei den elsässischen Truppenteilen. Aus Straßburg kommt folgende Meldung, die im Elsaß wohl erhebliches Aufsehen machen wird: In mehreren Regimentern, m denen Mannschaften aus Elsaß-Lothringen eingestellt sird, ist auf Grund einiger Vorkommnisse für alle Soldaten ein Verbot erlassen worden, sich innerhalb der Kaserne der französischen Sprache zu bedienen, da die Unterhaltungen deutscher Sol daten auch in deutscher Sprache erfolgen müßten. Desglei chen ist den Soldaten vor Augen geführt worden, daß es besonders für die Elsässer eine Ehrensache sein müsse, sich in Briefen gleichfalls der deutschen Sprache zu bedienen, die die Sprache ihres Vaterlandes sei. Alle in Betracht kommenden Mannschaften wurden darauf hingewiesen, daß sich die im Elsaß lebenden Angehörigen der Soldaten in Briefen, die sie in die Kaserne an ihre Söhne senden, soweit es angängig ist, auch in weitem Umfange der deutschen Sprache bedienen, da es keinen guten Eindruck mache, wenn z. B. offene Postkarten, die deutsche Soldaten aus ihrem Elternhaus erhalten, in der französischen Sprache abgefaßt seien. Es wurde aber auch den Soldaten der Ratschlag erteilt, die Lektüre französischer Blätter in der Kaserne zu unterlassen und dafür eins der vielen guten deutschen Blät ter zu lesen, die eigens für Soldaten geschrieben würden und den Gesichtskreis und die Interessen des Heeresstandes besonders berücksichtigen. Der Anregung wurde von allen Seiten Folge geleistet, so daß die französischen Zeitungen und Zeitschriften aus den Kasernen völlig verschwunden sind. Dieses Vorgehen der Militärbehörden ist selbstver ständlich durchaus zu billigen; aber daß man überhaupt zu einem solchen Verbot greifen muß, ist eine Folge der ver frühten Anordnung, die elsässischen und lothringischen Re kruten in die im Lande stehenden Truppenterle einzustellen. — Zur päpstlichen Enzyklika. Der aus Ver tretern sämtlicher evangelischen Kirchenbehörden Deutschlands bestehende deutsche evangelische Kirchenaus schuß erließ gegen die Borromäus-Enzyklika eine Kund gebung, nach welcher er es nicht nur für sein unver äußerliches Recht, sondern auch als unabweisbare Pflicht betrachtet, namens der deutschen evangelischen Landeskirchen die durch nichts begründeten Angriffe gegen die evangelische Kirche mit voller Entschiedenheit zurückzuweisen. Mit voller Wucht der höchsten kirchlichen Autorität wurden hier Be hauptungen ausgesprochen, welche durch ihren auffallend weitgehenden Mangel geschichtlicher Einsicht Unkundige irre führen mußten. Durch die Herabwürdigende Beurteilung der reformatorischen großen Taten würden die Kirche und das ganze Volk aufs tiefste verletzt und das friedliche Ein vernehmen der Konfessionen schwer gestört. Der deutsche evangelische Kirchenausschuß trachtet um deS deutschen Volkes wie um des Evangeliums willen danach, daß der unver meidliche Gegensatz der Konfessionen sich umwandelt in einen heiligen Wettstreit des Ringens um die ewige Wahrheit zur Entfaltung und Erweisung der in ihr geschlossenen Kräfte der Liebe. Eben darum aber könne der Kirchenausschuß nicht anders als mit dem heiligen Ernste der Wahrheit die unbegründeten Schmähungen der Reformatoren und die Ver unglimpfung ihres Werkes zurückweisen, durch welches das evangelische Volk sich bewußt geworden sei, den einigen hohen Priester Christus, den Weg zum Heil und die Freiheit von aller Menschensatzung und das allen zugängliche Wort Gottes gefunden zu haben. Endlich weise der Kirchenausschuß die sittliche Herabwürdigung der Fürsten und Völker zurück, welche die Träger der reformatorischen Bewegung geworden seien und deren Nachfolger bis heute den vollen Beweis ge liefert haben, welche geistlichen, sittlichen und kulturellen Kräfte durch jene Bewegung entbunden und bei ihnen wirk sam geworden seien.