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Amts- und Knzeigematt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischenveilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. L»S für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa, Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock 57 ' Dienstag, den 31. Mai 4444444444444444444444444444444444444444 : : Erscheint täglich abends mitUusnahme der , Sonn-und Feiertage für den folgenden Tag. : : Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile l2 : : Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene ;: Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 2IV. INI« Ein intkrnaüonalks 1V Pseimia-BrilsMto. Es üst sine bekannte Erfahrung, baß je niedrigere Sätze für Vcstkehrsmittel gefordert werben, desto mehr der BvüVehr wächst nnd hem betrefseNd-sn Verkehrsin- stitut trotz deft billigeren Preise beträchtliche Ueber- schüsse bprnmt. Dies hat man beispielsweise auch bei denjenigen Eisenbahnverwaltungen Mähen, welche ei nen billigem Zonentarif «inführten, deren Frequenz sich ungemein hob, so daß nicht nur keifte Einbuße, sondern beträchtliche Ueberschüsse die Folge waren. Das Glei che hat man auch auf postalischem Gebiete bei der Ein führung ermäßigter Tarife beobachten können. Mit dem Schlage, wo das Briefporto ermäßigt wurde, stieg der Briefversandt ins Ungeheure, ohne daß dadurch den Verwaltungen ^irgend welcher Schaden erwachsen wäre. Andererseits konnte man bet uns in Deutschland erst 'küftMch beobachten, wie unwirtschaftlich eine Ver teuerung wirkt. Als seinerzeit unter Herrn von Pod- bielski d»as Ortsporto ermäßigt wurde, stieg dieser Verkehr ganz bedeutend; unter H!errn Krätke ist diese Ermäßigung vor zwei Jahren bekanntlich wieder be seitigt Morden und was war der Effekt? Seitdem ist eingestandenermaßen der Gebrauch der Telephone ungemein gestiegen und Zwar in einem Maße, daß die Postvorwaltung ächzt und seufzt und vielfach mehr Personal einstellen mußte; statt der erhofften MeHrein- nahme ist ein ganz bedeutendes Miftus zu verzeich nen. Ebenso wäre der wirtschaftliche Verkehr mit Oef- terreich-Ungarn sicherlich kein so lebhafter, wenn man sich nicht auf den Satz für Jnlandbftefe beim gegeu- seiligen Verkehr geeinigt hätte, eine Maßnahme, deren Ausdehnung. jin den Kreisen des Handels und der In dustrie auch auf andere Nachbarländer dringend ge wünscht wird, ohne daß bis jetzt diese Bemühungen von Erfolg gekrönt wären. Welchen Aufschwung der artige Portoerleichterungen mit sich bringen, hat man nicht minder deutlich in England seit Einführung des Pennyportos beobachten können. Noch mehr aber nach dessen Ausdehnung auf den gesamten Verkehr zwischen sämtlichen Teilen Ides britischen Weltreiches. Ja man blieb hier nicht stehen, sondern entschloß sich- auch für die Einführung, des gleichen Portos für dien Verkehr von England n ach Amerika, ein We-A den auch wi r in Deutsch- land vor einiger Zeit beschritten haben, mit dem Re sultat, daß der Briefverkehr nach den Vereinigten Staa ten um das Zwei- und Dreifache gewachsen ist. Neuer dings erstrebt man auch- in England eine Verbilligung des Portos mit Frankreich, von der richtig«» Erwä gung ausgehend, daß ein solches Verfahren nur im Interesse idor Hebung des wirtschaftlichen Verkehrs bsi- ker Länder sein würde. Nachdem derartige Verein barungen nunmehr zwischen verschiedenen Ländern be stehen, müßte es eigentlich nur ein Keiner Schritt sein, «in derartiges Einheitsporto für den gesamten Welt- vevkehr zu schaffen. Diese Idee findet bereits viel An- klung, jihr Vorkämpfer ist das englische Parlaments- initgliejd Heaton, der auch das int-erMoniale Penny- Porto angsregt hat und ebenso auch das erwähnte eng- ijsch^amerikanische Abkommen. Dieser rührige Herr legt sich neueMngs wieder mit großer Lebhaftigkeit für die Idee ins Zeug und sucht ihr namentlich in Deutschland durch eine umfassende Propaganda auf publizistischem Wege recht viele Anhänger zu gewin nen, um durch «ine energische Bewegung in Deutsch land -einan Druck auf die Postverwaltung auszuüben, daß sich auch diese den Gedanken zu eigen macht. In einem Artikel führt Heaton sehr richtig aus, daß Deutschland für zehn Pfennige einen Brief fast rund nm !ddc Welt nach Deutsch-Neu-Guinea senden könne, während eir nach. Indien weit mehr koste. Ebenso sende Deutschland jetzt für zehn Pfennige ein Brief von Ham burg nach Newyorik, der Dampfer, welcher diesen Brief trage, laufe Southampton in England am «in Bries dorthin ikoste jedoch das Doppelte. Ebenso widerlegt der Verfasser die Behauptung, daß das ermäßigte Por to für bäte Post keinen Nutzen bringt, sondern ihr oben drein Unkosten auferlege. Man wird sich den' Argu menten des englischen Parlamentsmitgliedes nicht ver schließen können und es wäre erfreulich» wenn die Be wegung für Einführung eines allgemeinen ermäßigten Weltportos feste Wurzel fassen würde, was zweifel los als ein nicht unbeträchtlicher Fortschritt auf kul turellem Gebiete zu begrüßen wäre. Tagesgeschichte. Deutschland. — Das Befinden Kaiser Wilhelms. Da der Kaiser sich auf ärztlichen Rat für einige Tage Scho nung seiner Hand auferlegen muß, hat er den Kronprin- pvinzen für die Dauer seiner Behinderung beauftragt, diejenigen Schriftstücke unterschriftlich M vollziehen, die er ihm zu diesem Zwecke zugehen lassen wird. Der Reichs- und Staatsanzeiger hat die hierauf bezügli chen allerhöchsten Erlasse an den Kronprinzen, den Reichskanzler und an das Kgl- Staatsminjsterium ver öffentlicht. Das Befinden des Kaisers- gibt, wie ver lautet, zu keiner Besorgnis Anlaß. Die teilweise Ueber- tragung der Unterschriftsvollziehung an den Kronprinf- zen schien den Aerzten dringend erforderlich, um jede Bewegung des Handgelenks, die beim Schreiben un vermeidlich ist, zu verhindern, damit der bisher güns tig verlaufene Heilungsprozeß nicht aufgehalten oder gestört wird. Der Verband ist gestern erneuert wor den. Der Kaiser trägt den Arm zwar in der Binde, er kann ihn aber vollständig frei bewegen- Die Ver tretung des Kaisers durch: den Kronprinzen- dürfte 3 oder 4 Tage dkauern. Der Kaiser, der nicht das Bett hütet, hat keine Schmerzen und befindet sich- durch aus wohl. Er wichd heute Montag: abend den König- un!d die Königin von Belgien auf der Wildparkstation begrüßen. Keiner der angesagten Empfänge ist abbe- stellt. — Marchese di San Giuliano beim Reichskanzler. Der italienisch e Minister des Aeu- ß-eren, Marchese bi San Giuliano, der Sonnabend vor mittag in jder italienischen Botschaft den Besuch des Staatssekretärs Freiherrn v. Schoen empfangen hatte, stattete im Laufe des Nachmittags oem Reichskanzler einen Besuch ab, und verweilte längere Zeis bei ihm. Ebenso besuchte er den Staatssekretär von- Schoen im Auswärtigen Amt. — ZumBesuchdesb e l gif chen Königpaa- res !in Berlin. Die „Nordd. Allg. Ztg-." schreibt an der Spitze ihrer Sonntagsnummer: Ihre Majestä ten der König und die Königin der Belgier treffen am Montag zum Besuch ihrer Majestäten des Kaisers lind der Kaiserin in Potsdam ein. König Albert und Kö nigin Elisabeth, die in ihrem eigenen Lande durch- die einfache und ernste Art der Erfüllung ihrer Herr- scherpflichten in -kurzer Zeit allgemeine Zuneigung ge wonnen haben, werden an unsern! Kaiserlichen und Königlichen Hofe als herzlich willkommene' Gäste em pfangen. Auch in unserer Bevölkerung werden dem Herrscherpaare d es benachbarten Staates warme Sym pathien entgegengebracht. König Albert hat als Thron folger vielfach bei freudigen und ernsten Anlässen -in deutschen Landen geweilt. Und Königin Elisabeth ent stammt einem unserer vornehmsten Fürstengeschlechtcr. Zahlreiche Fäden verbinden auf dem Gebiete des Han dels und der Industrie unser Vaterland mit dem ge werbsfleißigen Lande Unserer hohen Besucher. Das gro ße Interesse, das bei uns Regierung und neben ihr weite Kreise an idem erfolgreichen Schaffein des bel gischen Volkes nehmen, ist in der Beteiligung Deutsch lands an der Brüsseler Weltausstellung in einer Weise zunr Ausdruck gelangt, die hie wiederholte und lebhafte Anerkennung des Königs und ,der Königin und der bel- gischen Regierung gefunden hat. Indem mir Ihren Majestäten einen -ehrerbietigen Willkommeugruß var bringen, fügen wir den aufrichtigen Wunsch hinzu, daß dieser Besuch an unserem Kaiserhofe dazu beitragen möge, die Bande der Freundschaft, die die Herrscher- famibien Deutschlands und Belgiens und- die beiden Nachbarländer miteinander verbindens von neuem zu befestigen. — Zum Tode Robert Kochs. Der Kaiser hat, wie aus Baden-Baden gemeldet wird, au die Wit we Robert Kochs folgendes Telegramm gerichtet: „Beim Hinscheiden Ihres von Mr so hoch verehrten Herrn Gemahls spreche Ich Euer Exzellenz Mein herz lichstes Beileid aus. Ich beklage auf das Tiefste Sen Verlust des größten deutschen Arztes unserer Zeit uns blicke mit dem deutschen Volk dankbar auf fein !eren- reiches Lebenswerk." — Unter den sonstigen B'ileids tundgebungen findet sich- auch eine solche vom Kultus Ministerium. Eine besondere Trauerkundgebung ver anstaltete die Gesellschaft der Aerzbe Wiens. Sie, hißte, wie aus Wien gedrahtet wirb, sofort nach dem Eintreffen der Nachricht von dem Tode Professor Kochs am Gefellschaftshawse die Trauerfahne. Die Gefell-- schaft sowie die Kaiserliche Akademie der Wissenschaf ten und andere Wiener medizinische Vereinigungen, de ren Ehrenmitglied Koch, war, werdeft für den Verstor benen Trauerfeiern Veranstalter — Die Pariser Zeitungen widmeten heute dem verstorbenen deut schen Gelehrten umfangreiche Nachrufe. Sie neunen. Robert Koch einen „ruhmreichem Wohltäter der Mensch heit" mnd stellen seine großen Verdienste denen Pas teurs ta n die Seite. Nach Berlin und Baden Baden sind Beileidstelegramme hervorragender französischer Gelehrter und wissens chaftlichsr Vereine abgegangen. Nutzland. — Vernichtende Kritik' an Rußlands Flotten bau. In den Kreisen der Duma-Abgeord neten wächst die Erregung darüber ständig, daß der Du- makammisfion für die LandesverteWgung die Pläne und Kostenanschläge der im Bau begriffenen russischen Kriegsschiffe voventhalten werden-, während -es den Be stechungsgeldern ausländischer Zeitungen mit Leichtig keit gelungen ist, Einblick in sie werfen zu können. So unterzieht d as englische Marinefachblatt Engen« er ing die Pläne der russischen Marine-, sowie die Bautätige keit ans'den Werften -einer eingehenden Kritik, die frei lich für die russischen Beamten vernichtend ausfällt. Die Baugeschichte des Panzerschiffes „Andrey Per wo s- wanny fei bezeichnend für die „echt ruMche Wi-rt- chaft" des Mar-ineministeriums. Der Bau des Schiffes ollte drei Jahre währen. Infolge der zahlreichen nach- räglichen Veränderungen und der groben Fehler in )en Plänen mußte die Bauzeit jedoch- auf acht Jahre verlängert werden. Dazu kommt, daß die Kosten den Anschlag um 10 Mill. Rubel überschritten haben. Ein mal weil der Voranschlag gewissenlos nnd ohne Kennt nis der wirklichen Verhältnisse ausgearbeitet war, au- derevsaits weil die zahlreichen Veränderungen und vielf- leicht auch Bestechungsgelder große Summen verschlun gen haben. Engeneeving schließt seine durchweg sach lich gehaltene Kritik mit der Bemerkung^ daß das vor -kurzen, für di-e im Bau befindlichen russischem Schiffe bewilligte Geld als wcggeworfen betrachtet m-.rdm kann, wenn die russische Regierung im Marineminis terium, der Werftverwaltung- und der Vergebung ihrer Arbeiten nicht eine durchgreifende Reform oornimmt. Frankreich. — Die Bergungsvevsuche der „Pluvi- ose". Die Taucher haben Sonnabend -vormittag die Flagge der „Pluviose" entdeckt, die an ihrer Boje be festigt, auf dem Heck des Unterseebootes sich vorfand. Dazu muß bemerkt werden, daß die Flagge der Unter seeboote -bei der französischen Marifte mit einer Boje fest verbunden ist, -die an dem Heck des Schiffes ange bracht, durch eine besondere Vorrichtung von innen' aus von dem Schiffskörper losgelöst werden kann, wo rauf sie sogleich in die Höhe steigt- Auf dies« Weise vermag die Mannschaft eines Unterseebootes, wenn sie sich bei einer Tauchübung unter dem Meeresspiegel befindet, zu signalisieren, daß etwas zugestoßen sei, was das -Boot in seiner Manövrierfähigkeit verhin dere. Da nun die Boje mit der Flagge nicht hoch ge lassen wurde, fo schließt man mit vollem Rechte da rauf, daß die Seeleute binnen wenigem Augenblicken nach dem Zusammenstoß ihr Leben verloren Habeft. Im Laufe des Sonnabend gelang, es den Tauchern» durch vier von den acht Heberiugen der „Pluviose" Stvrcke zu ziehen, mit deren Hilfe man dann Ketten da rin festmachen wird, doch können nach Ansichten von Fachleuten noch zehn Tage vergehen, bevor die Vor arbeiten zur erfolgreichen Hebung des Unterseebootes beendet sein werden. Spanien. — Der Gesundheitszustand König Al phonsos. Ein Madrider Telegramm der „Daily News' besagt, daß man sich! gegenwärtig im Spanien große Sorge um den Gesundheitszustand des Königs Alphons mache. Es werde daran erinnert, daß der König sich im September 1907 bei Professor Mourc in Bordeaux operieren ließ. Wenn auch: diese Operation an und für sich eine lächerliche Kleinigkeit gewesen: fei, so müsse es «doch auffallen, daß der König denselben Arzr seither bereits niedrere Male ausgesucht Habig zuletzt auf der Rückreife von den Leichen feie rl ichkciten in London. Der König sah elend und abgespannt aus, als er aus London zuvückkam, so daß seine Umgebung ihre Besorgnisse nicht verbergen konnte. Er gestand auch selbst zu, daß die Feierlichkeiten in London ihn